Betrachtung über Esther
Kapitel 9
Nach diesem Wort geschah es dann auch (Esther 9). Die Juden versammelten sich und legten Hand an alle die, die nach ihrem Leben trachteten. Niemand konnte ihnen widerstehen. Dies ist das klare Vorbild auf den Tag hin, wenn die Juden wiederhergestellt sind um ihren rechtmäßigen Platz auf der Erde einzunehmen. Und „Mordokai war groß im Haus des Königs, und sein Ruf ging durch alle Landschaften; denn der Mann Mordokai wurde immerfort größer.
Und die Juden richteten unter allen ihren Feinden eine Niederlage an, indem sie sie erstachen, ermordeten und umbrachten; und sie taten an ihren Hassern nach ihrem Wohlgefallen.“ So finden wir die Dinge hier berichtet; aber es geht noch weiter. „Und der König sprach zur Königin Esther: In der Burg Susan haben die Juden fünfhundert Mann und die zehn Söhne Hamans getötet und umgebracht; was mögen sie in den übrigen Landschaften des Königs getan haben! Doch was ist deine Bitte? Und sie soll dir gewährt werden. Und was ist noch dein Begehr? Und es soll geschehen. Und Esther sprach: Wenn es der König für gut hält, so werde auch morgen den Juden, die in Susan sind, gestattet, nach dem heutigen Befehl zu tun; und die zehn Söhne Hamans hänge man an den Baum.“
Viele können das nicht verstehen; und das ist nicht verwunderlich. Sie betrachten Esther als ein Vorbild dafür, wie der Herr mit Seiner Kirche handelt. Es ist offensichtlich zu welch großem Missverständnis das führt. Was wir hier vielmehr finden ist die Verwerfung der Nationen und die Wiederherstellung der Juden; und mehr und mehr wird das Merkmal der Herrschaft dieses Reiches Gerechtigkeit sein. Das der heutigen Kirche entsprechende Merkmal hingegen ist Gnade. Deshalb wäre es völlig unverständlich in Esther ein Bild der heutigen Kirche zu sehen. Die Ausführung gerechter Rache wäre absolut unvereinbar mit der christlichen Berufung und mit der Stellung der Kirche.
Aber die fortschreitende Wiederherstellung der Juden um ihren Platz im Reich einzunehmen - ein Platz der Ehre - ist in völliger Übereinstimmung mit diesem Vorbild. Dann, wenn der Messias mit Jerusalem als Seiner Königin herrschen wird, wird sich die Schrift erfüllen, die sagt „Denn die Nation und das Königreich, die dir nicht dienen wollen, werden untergehen“. (Jes. 60, 12; Anm. d. Ü.)
So geschah es auch in der damaligen Zeit. Wenn wir also die Wahrheit erfassen, werden wir auch die anderen Teile des Wortes Gottes gut verstehen. Wir begreifen es also, und wir unterscheiden Dinge, die unterschiedlich sind und teilen so in rechter Weise das Wort der Wahrheit. Wenn wir aber andererseits mit einem gewissen Übereifer diese Dinge auf uns selbst anwenden, machen wir einen großen Fehler und zerstören die Stellung, die die Kirche Gottes einnimmt ebenso wie unseren Genuss an Gottes himmlischer Zuneigung. Für uns ist es angemessen dem Herrn entsprechend zu handeln, der zur Rechten Gottes ist. Aber wenn der Herr Jesus den Himmel verlassen wird und auf die Erde kommt um zu herrschen, dann wird Gerechtigkeit der Charakter Seines Reiches sein und Furchtbares wird gemäß Psalm 45 in Gerechtigkeit zur Ausführung kommen. Wenn wir diese Dinge nun verstehen, so ist die Hinrichtung der zehn Söhne Hamans nicht die kleinste Schwierigkeit, der wir begegnen, denn der Herr wird nicht nur zu Beginn Gericht ausüben, sondern es wird entsprechend fortgesetzt werden: es wird eine völlige Vernichtung des Widersachers geben ebenso wie all derer, die den Gehorsam nur vortäuschen. Der Herr wird an diesem zukünftigen Tag mit ihnen im Gericht handeln.
So befahl der König, und die Juden versammelten sich noch einen weiteren Tag. Das geschah nicht nur in der Burg Susan sondern „die übrigen Juden, die in den Landschaften des Königs waren, versammelten sich und standen für ihr Leben ein und erhielten Ruhe vor ihren Feinden; und sie töteten unter ihren Hassern 75000; aber an die Beute legten sie ihre Hand nicht.“ (9,16). So waren die Herzen der Juden voll Freude und Glück. Mordokai versendet Briefe in alle Landschaften, und so geht die Freude aus über die ganze Erde. Und nicht nur das, sondern die Juden setzen diesen Tag als Festtag ein, als Gedächtnis an das wunderbare Eingreifen der Vorsehung Gottes.