Betrachtung über den Brief an die Römer
Kapitel 6
Aber das Fleisch, das seine Gerechtigkeit haben will, und die Welt, die sich als Hüterin der Sittlichkeit darstellt, bringen hier, um der Wahrheit und der Gnade, welche die Menschen als durch die Sünde verloren hinstellen, Widerstand zu leisten, einen Einwand vor. Sie sagen: wenn wir durch den Gehorsam des Einen in die Stellung von Gerechten gesetzt sind, so ist es also gleich, ob wir gehorsam oder ungehorsam sind. Dieser Einwand beweist nur, daß jemand, der ihn macht, nichts von der Wahrheit kennt, daß er von seinem schon verlorenen Zustande gar nichts versteht, noch von dem neuen Leben, das der Glaubende empfangen hat und das, weil es von Gott ist, die Sünde nicht ertragen kann.
Beachten wir hier, welche wichtigen Wahrheiten die Veränderung des Grundes, auf dem das Verhältnis des Menschen zu Gott beruht, in sich schließt. Der Wendepunkt ist das Kreuz, der Tod Christi. Der alte Mensch, das Geschlecht Adams, ist geprüft worden ohne Gesetz, unterm Gesetz, und dann unter der Offenbarung der Gnade und der Wahrheit, als der Sohn Gottes als Mensch in dieser Welt war. Gott Selbst war gekommen, geoffenbart im Fleische, nicht um die Sünden zuzurechnen, sondern „die Welt mit sich selbst versöhnend“; und wenn die Segnung des Geschlechts des ersten Adam möglich gewesen wäre, so hätte sie damals stattfinden müssen. Aber sie war unmöglich. Man spricht viel von einem Anknüpfungspunkt, den Gott in dem Menschen finde; aber selbst der in Gnade und Wahrheit geoffenbarte Gott fand keinen. Im Gegenteil: der Tod Christi ist der tatsächliche, bestimmte und entscheidende Bruch zwischen dem Menschen und Gott. Nicht allein war der Mensch ohne Gesetz unter der Sünde, nicht allein war er unter dem Gesetz in offenem Ungehorsam gegen das Gesetz, sondern er wies auch die in Christo erschienene Gnade Gottes durch Seine Verwerfung zurück. Der Herr sagt (Joh 12,31), wenn Er von Seinem Tode spricht: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt“, und in Joh 15,24: „Sie haben gesehen und gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“. Daher wird in Heb 9,26 gesagt: „Er ist einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden“. Das Kreuz war moralischerweise das Ende der Menschheit. Doch es wurde zu derselben Zeit und in derselben Tatsache, in dem Tode Christi, der Grund der neuen Schöpfung nach der Gerechtigkeit Gottes gelegt. Dieselbe Tatsache, die vonseiten Gottes mit dem ersten Adam ein Ende gemacht hat, indem sein Geschlecht den Sohn Gottes verwarf, hat auch den Grund gelegt für den neuen Zustand der Menschheit im zweiten Adam. Christus war am Kreuz zur Sünde gemacht, die Sünde wurde dort gerichtet, und der alte Mensch für immer beseitigt. Jetzt ist der Zugang zu Gott durch den Glauben möglich gemacht; in der Auferstehung ist das neue Leben, selbst dem Körper nach, wirklich ans Licht gebracht, und der zweite Mensch hat seinen Platz in der Herrlichkeit eingenommen. Wie der erste Mensch aus dem Garten vertrieben wurde, um dann die Wurzel eines sündhaften und verlorenen Geschlechts zu werden, so ist der zweite Mensch in das himmlische Paradies eingegangen als Wurzel und Haupt des erretteten Geschlechts, als die Gerechtigkeit Gottes, die für die Menschen gültig ist, und so sind das Leben und die Gerechtigkeit untrennbar geworden. Die Vergebung durch das Blut Christi ist der stärkste Beweggrund für einen aufrichtigen Wandel; die Auferstehung Christi vereinigt in sich die Gerechtigkeit und das Leben. Es ist eine „Rechtfertigung des Lebens“ (Röm 5,18).
Im Brief an die Römer wird die Wahrheit, daß wir mit Christo auferstanden sind, nicht weiter entwickelt. Von dem Anteil, den wir an Seinem Tode und Seiner Auferstehung haben, wird nur gesagt, daß wir uns durch den Glauben der Sünde für tot halten, daß der verherrlichte Christus unser Leben und der Heilige Geist uns geschenkt ist.
Wenn wir also durch den Gehorsam des Einen in die Stellung von Gerechten gesetzt sind, und wenn da, wo die Sünde überströmend war, die Gnade noch überschwenglicher geworden ist, sollten wir dann in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme? „Das sei ferne!“ sagt der Apostel. Doch stellt er uns in seiner Antwort auf diese Frage nicht von neuem unter das Gesetz. Das würde nichts anderes gewesen sein, als den alten Menschen, das Fleisch, anzuerkennen, und nachdem wir schon verloren gegangen sind, die Verantwortlichkeit und die Verdammnis von neuem hervorzubringen; denn das Fleisch ist dem Gesetz nicht untertan, es vermag es auch nicht. Die Antwort des Geistes weist vielmehr auf den Tod Christi hin; alles aber, was Er getan hat, ist für uns gültig. Der alte Mensch hat sich erwiesen als unveränderlich schlecht, und zwar hat sich dieses im Tode Christi gezeigt. Ich, der ich mit Ihm gekreuzigt bin, kann jetzt unmöglich denselben Menschen, der Christum getötet hat, anerkennen. Ich bin zu Christo gekommen, weil der Mensch (ich selbst in meinem alten Zustande) ein solcher war, und weil ich jetzt ein neues Leben empfangen habe: Christum, den aus den Toten Auferstandenen. Doch dies müssen wir etwas näher betrachten.
Indem wir auf Christum Jesum getauft worden sind (unser wahres Glaubensbekenntnis), sind wir nicht getauft worden auf einen Christus, den die Welt angenommen hat, oder der einen Anknüpfungspunkt in dem ersten Adam fand. Im Gegenteil: die Welt, der Mensch, hat Ihn ganz und gar zurückgewiesen und von der Erde vertrieben, und auf diese Weise zeigte es sich, wie schon gesagt, daß eine Vereinigung zwischen Gott und dem Menschen, als Kind Adams, völlig unmöglich war. Da hat denn Gott von neuem angefangen: wir sind neu geboren. Christus hat – Gott sei Dank! – als Verworfener das Versöhnungswerk vollbracht; Er hat die Rechtfertigung, die Vergebung und die Herrlichkeit erworben für die, welche an Ihn glauben. Er ist aber der zweite Mensch, und in Ihm befindet sich der Mensch in einer ganz neuen Stellung vor Gott, sowie in einem ganz neuen Zustande. Ein auferstandener Christus ist unser Leben, ein auferstandener Christus unsere Gerechtigkeit; der alte Mensch ist für immer verdammt. Wer Christum besitzt als sein Leben, hat teil an diesem allem, weil Er teilhat an Seinem Tode und an Seiner Auferstehung. Im Römerbrief wird nur der erste Teil entwickelt: wir sind mit Ihm tot, starben mit Ihm. Wohl wird Er auch als unser Leben dargestellt, aber unsere Auferstehung mit Ihm wird nicht behandelt, weil der Heilige Geist hier die Christen als auf der Erde lebende Menschen betrachtet. Christus ist gestorben und auferstanden; wir sind auf Seinen Tod getauft. Wir haben teil an Seinem Tode, indem Er unser Leben ist. Der, welcher mein Leben ist, starb, und Er starb der Sünde. Ihn allein erkenne ich als mein Ich an, und als dieses neue Ich halte ich mich dem alten Ich für tot. Diesem neuen Leben nach bin ich Gott lebend, aber in betreff meines alten Menschen mit Christo gestorben; wie sollte ich das Leben des alten Menschen noch leben, wenn ich als solcher gestorben bin? Deshalb, begraben mit Christo durch die Taufe auf den Tod, geziemt es uns, in Neuheit des Lebens zu wandeln. Wenn wir teilhaben an Seiner Stellung, als tot der Sünde, werden wir auch teilhaben an Seiner Auferstehung. Der Apostel sagt nicht, daß wir daran teilhaben, sondern teilhaben werden. Dieses Auferstehungsleben wird in der Herrlichkeit vollendet sein, drückt sich aber schon jetzt in einem neuen Wandel aus, ebenso wie sich die Kraft des Lebens Christi, welche auf bestimmte Weise in Seiner Auferstehung hervortritt, auch in Seinem Wandel auf der Erde wirklich geoffenbart hat. „Indem wir dieses wissen“, sagt der Apostel (V. 6), „daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei“ (d. h. auf daß die Sünde in uns als ein Ganzes vernichtet sei) „daß wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen (oder gerechtfertigt) von der Sünde“. Doch dies erfordert eine nähere Auseinandersetzung.
Zunächst muß betont werden, daß der Christ nicht noch erst der Sünde sterben muß, sondern daß er gestorben ist, indem er mit Christo gekreuzigt ist. Weil er nun Christum als Leben bekommen hat, so hält er den alten Menschen für tot. Es sind nicht einzelne Sünden oder Lüste allein, wovon er befreit worden ist, sondern der ganze alte Mensch ist beseitigt, tot, und für tot zu halten durch den Glauben, der nach dem neuen Menschen tätig ist. Wohl ist die Natur des alten Menschen noch in uns vorhanden; unser Gestorbensein mit Christo hat nicht seine Abwesenheit von unserem Wesen zur Folge; aber er herrscht nicht; „daß wir der Sünde nicht mehr dienen“. Es ist gar nicht nötig, auch nur einen schlechten Gedanken zu haben, obwohl die Natur, aus welcher solche hervorgehen, immer noch vorhanden ist; aber wir dienen dieser Natur in keinem Stück, selbst nicht in Gedanken, wenn das neue Leben und die Kraft des Heiligen Geistes in uns wirksam sind. Der Christ ist befreit, nicht weil seine Sünden für immer vergeben sind, sondern weil er der Sünde tot ist, mit Christo gekreuzigt. Er ist, als gestorben mit Christo, gerechtfertigt von der Sünde, eben weil er tot ist; aber er ist auch lebendig in Christo. Es ist nicht nur wahr, daß die Sünde nicht mehr herrscht, sondern der Christ ist auch frei, sich hinzugeben; er besitzt eine neue Natur, ein neues heiliges Leben. Wem aber wird er sich nun hingeben? – Der Gerechtigkeit und Gott. Diese Hingabe der Seele ist nicht Sache des Sünders, wie dies sehr oft fälschlich behauptet wird, sondern der befreiten Seele. Der Christ, indem er gereinigt, gerechtfertigt, der Liebe und Gunst Gottes versichert ist und durch das Blut Christi ein vollkommen gemachtes Gewissen besitzt, indem ihm keine Sünde mehr zugerechnet wird – ist frei, freimütig vor Gott. Derselbe Schlag, der den Vorhang zerriss, schaffte auch alle seine Sünden hinweg. Durch den zerrissenen Vorhang strahlt jetzt das Licht Gottes unverhüllt auf ihn, um zu zeigen, daß seine Kleider weiß sind, wie Schnee. Er ist frei von der Kraft der Sünde, weil Christus sein Leben ist, und, mit Christo gekreuzigt und jetzt durch Ihn allein lebend, hält er sich in betreff des Fleisches für tot. Er ist frei vor Gott und auch frei von der Sünde. In dieser Freiheit gibt er sich Gott hin.
So gewinnt das neue Leben, das also mit Gott wandelt, schon etwas auf dem Wege: wir haben Früchte, noch ehe wir die Herrlichkeit erreichen, und diese Frucht ist die Heiligkeit. Gesegnete Frucht! Zunächst der Natur Gottes teilhaftig gemacht, wachsen wir auch in praktischer Gemeinschaft mit Gott dadurch, daß die Heiligkeit in uns wächst. Dies Wachstum hebt die Wahrheit nicht auf, daß die neue Natur, die wir empfangen haben, in sich selbst vollkommen ist. Wir gehören ganz und gar Gott an, sind um einen Preis erkauft, von der Sünde und der Welt abgesondert. Wir gehören Gott an nach dem Wert des Opfers Christi, nach der neuen Natur und nach der Kraft des Heiligen Geistes. Dem inwendigen Menschen nach gehören wir schon zu der neuen Schöpfung, obgleich wir „diesen Schatz in irdenen Gefäßen haben“. – Wir sind in Christo und sind in Ihm vollkommen angenommen. Er ist unsere Gerechtigkeit, eine Gerechtigkeit, die passend ist für die Herrlichkeit, denn Er ist in der Herrlichkeit nach dieser Gerechtigkeit. Aber Er ist auch in uns, als unser Leben und nach der Kraft des Geistes. Dieses Leben ist in sich selbst vollkommen und kann nicht sündigen; doch müssen wir auch einen objektiven Gegenstand der Heiligung haben. Deshalb nimmt der Heilige Geist das, was in Christo ist, und offenbart es uns; ja Er offenbart uns alles, was droben ist, wo der Christus und wo auch der Vater ist. Dadurch wachsen wir in objektiver Weise in dem, was himmlisch ist, werden von der Welt entwöhnt, wohnen im Geist in den himmlischen Örtern, genießen die Liebe des Vaters und werden so in praktischer Hinsicht heilig.
Wir sind geheiligt nach dem Ratschluß Gottes des Vaters durch das Opfer Christi, durch Sein Blut; wir sind es dem Wesen nach, weil wir eine neue Natur, ein neues Leben besitzen; wir sind es durch die Gegenwart und die Wirkung des Heiligen Geistes, und wir können hinzufügen, durch das Wort Gottes. Die Heiligung des Geistes ist gewirkt dadurch, daß wir aus Gott geboren sind. Wir müssen aber, wie gesagt, einen Gegenstand haben, und die geistliche Natur, das Leben, das wir empfangen haben, ist fähig, diesen Gegenstand – Gott Selbst – zu genießen. Der Heilige Geist teilt uns durch das Wort die Gegenstände mit, die heilig und göttlich sind. Wir sind durch das Wort zunächst neu geboren worden mittels des Glaubens, dann werden wir durch das Wort ernährt, und das Herz wird gereinigt, ebenfalls mittels des Glaubens, und zwar das eine wie das andere durch die Offenbarung Christi im Herzen. „Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit. Und ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,17.19).
Wenn wir genau sein wollen, können wir nicht sagen, daß der neue Mensch, das Leben, das wir von Gott empfangen haben, geheiligt wird; denn das neue Leben selbst ist heilig, und indem wir es empfangen haben, sind wir für Gott geheiligt; daher werden die Gläubigen in den apostolischen Briefen Heilige genannt. Die Heiligkeit ist aber in uns eine beziehungsweise, d. h. sie bezieht sich auf Gott, weil wir nicht unabhängig sein können. Ohne Zweifel ist dadurch in uns ein wirklicher Zustand hervorgebracht; aber wir sind nicht heilig als Unabhängige, denn für ein Geschöpf ist es Sünde, unabhängig zu sein, es kann auch nicht wirklich unabhängig sein. Also ist die Heiligkeit in uns objektiv; dies ist ein wichtiger Grundsatz.
Alles, was der Heilige Geist uns geoffenbart hat: die Liebe des Vaters und des Christus, die Heiligkeit Gottes, die Vollkommenheit Christi, Seine Person, die uns geschenkt und für uns hingegeben ist. Seine gegenwärtige Verherrlichung im Himmel, dies alles wirkt in uns und bildet das Herz, die Gedanken, den inneren und dadurch auch den äußeren Menschen nach dem Gegenstand, den wir anschauen. Alles, was Christus getan und gelitten hat, hat seinen Anteil daran; nicht allein, weil Sein Wandel und Seine Handlungen ein Muster für uns sind, sondern weil sie das Herz für Ihn einnehmen. Die Liebe des Herzens ist mit Christo und mit Seiner Vollkommenheit beschäftigt, und Er erfüllt unsere Herzen. Das ist Heiligung; denn dies erfüllt auch das Herz des Vaters. „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17). Der Vater schätzt, was Christus getan hat und was Er war in diesem Seinem Tun. Und es ist für uns getan worden! Wir haben heilige Gedanken, weil wir lieben und schätzen, was Er getan hat und was Er war. Dadurch ist die Gesinnung in uns, die in Christo war. Es ist eine Seite des christlichen Charakters. Doch wird die Kraft der Heiligung besonders durch das Anschauen der Herrlichkeit Christi bewirkt. Wohl wird das Herz ernährt durch alles, was Er hienieden war: wir essen Sein Fleisch und trinken Sein Blut, genießen auch das Brot, das aus dem Himmel hernieder gekommen ist; doch was uns nach Seinem Bilde verwandelt (2. Kor 3,18; 1. Joh 3,2.3) ist die Herrlichkeit, in der Er jetzt wohnt. Diese Herrlichkeit anschauend, werden wir in dasselbe Bild verwandelt. Die Herrlichkeit Christi bewirkt in uns die Energie des Lebens, indem wir alles andere nur für Verlust achten. Das Leben und die Leiden Christi nehmen das Herz für Ihn ein (s. Phil 3 und 2).
Er hat Sich Selbst um unseretwillen geheiligt, auf daß wir durch das Wort geheiligt würden. Wunderbare Gnade! Wunderbare Verbindung! Dies trennt uns von der Welt, verbindet uns mit dem, was himmlisch ist, und führt uns zur Ähnlichkeit mit dem Himmlischen. Das Ende ist das ewige Leben in dieser Herrlichkeit selbst, nachdem auch unser irdisches Gefäß in das Bild dieser Herrlichkeit umgewandelt sein wird.
Bezüglich der Heiligkeit werden wir ferner in Heb 12,10 belehrt, daß die Zucht Gottes den Zweck hat, uns Seiner Heiligkeit teilhaftig zu machen. In dieser Stelle entdecken wir nicht allein die unaufhörliche Fürsorge Gottes, sondern lernen auch den köstlichen Charakter dieser Heiligkeit verstehen. Wir haben den Tod verdient, als den traurigen Lohn für traurige Arbeit; das ewige Leben, die Gabe Gottes, ist uns durch Jesum Christum, unseren Herrn, zuteil geworden; das ist lauter Gnade. Wer sonst konnte uns Leben, ewiges Leben, göttliches Leben geben als Gott allein? Christus Selbst ist dieses Leben, vom Vater in die Welt gesandt und hier in der Menschheit geoffenbart; wer jetzt „den Sohn hat, hat das Leben“; „wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben“ (1. Joh 1,1.2; 5,12; Joh 3,36). Obgleich in der zuletzt genannten Stelle mehr auf das Resultat in der Herrlichkeit hingedeutet wird, weil das ewige Leben im Ratschluß Gottes vollkommene Gleichheit mit Christo in der Herrlichkeit bedeutet, so ist es uns dennoch schon gegeben als Leben, wenn wir auch noch nicht in der Herrlichkeit sind. Es ist wichtig für uns zu bemerken, daß es die Gabe Gottes ist. Den Tod hatte der Mensch für sich erworben durch die Sünde; das Leben, das ewige Leben, worin wir fähig sind, Gemeinschaft mit Gott zu haben, muß Gott geben. Dieses Leben ist Christus Selbst (1. Joh 1). Er ist das Leben, das bei dem Vater war und hernieder gekommen ist. In Ihm war das Leben; wer den Sohn hat, hat das Leben, und dieses Leben wird bald in der Herrlichkeit völlig geoffenbart werden. Das ist der Grundsatz der neuen Stellung. Wir sind mit Christo der alten Stellung gestorben, und Christus ist unser Leben geworden.