Haschen nach Wind
Der Reichtum
Lies Prediger 2, 4–11; 4, 7–8; 5, 10–17; 6, 11
„Gleichwohl werden seine Augen des Reichtums nicht satt“ (Kapitel 4, 8).
Paßt der vom Prediger so oft verwendete, auffallende Ausdruck „Haschen nach Wind“ nicht ganz besonders auf den Erwerb von Reichtum? Gleicht nicht gerade die leidenschaftliche Gier, in welcher der Mensch sich abplagt, um den Besitz zu vermehren, einer wilden Verfolgungsjagd nach einer Befriedigung, die einem immer wieder entgeht?
Das hat auch Salomo festgestellt. Er unternahm große Dinge, hatte Häuser und Gärten, besaß Herden, Knechte, Mägde und unermeßliche Schätze; und doch muß er schließlich sagen: „Siehe, das alles war Eitelkeit ... und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne.“ Der Prediger läßt seine Blicke ringsumher schweifen, und was sieht er? „Da ist ein einzelner und kein zweiter, auch hat er weder Sohn noch Bruder, und all seiner Mühe ist kein Ende“. Ein solcher sollte sich fragen: „Für wen mühe ich mich doch, und lasse meine Seele Mangel leiden am Guten?“ Statt dessen geht er weiter im Schätzesammeln, obwohl aller Reichtum, den er erwerben wird, ihn nicht sättigen kann.
Da ist ein anderer, der das Geld liebt und des Geldes nicht satt wird (5,10). „Das Gut mehrt sich, es mehren sich auch die davon essen“; aber welchen Nutzen hat der Besitzer? (Vers 11). Die Sorge, die sich der Reiche wegen seiner Güter macht, „läßt ihn nicht schlafen“ (Vers 12).
Im Verlauf seiner Untersuchung über das, was unter der Sonne vor sich geht, entdeckt der Prediger noch andere Fälle: Da gibt es Reichtum, der vom Besitzer zu seinem Unglück aufbewahrt wird; oder er geht durch irgendein Mißgeschick verloren, und sein Besitzer hat nichts mehr. In jedem Fall wird der Mensch, der nichts in diese Welt hereingebracht hat, von seiner Arbeit auch nichts davontragen und in seiner Hand mitnehmen können. Das ist ein schmerzliches Übel; was für einen Gewinn hat er also davon, daß er sich in den Wind gemüht hat? (Verse 14–16).
Hiskia hatte vor den Abgesandten des Königs von Babel seine Schätze zur Schau gestellt. Da kündigte der Prophet ihm an: „Alles, was in deinem Hause ist und was deine Väter aufgehäuft haben... es wird nichts übrig bleiben“ (Jes 39, 6).
Weshalb kommt der Prediger zu der Schlußfolgerung: „Es gibt viele Worte, welche die Eitelkeit mehren; welchen Nutzen hat der Mensch davon?“ (6,11). Er wird nicht nur seine Schätze zur Schau stellen, sondern sich auch beeifern, alles Erworbene in ein günstiges Licht zu bringen; aber welchen Nutzen wird ihm dies bringen? – Laßt uns noch einmal feststellen, daß der Mensch, so wie ihn der Prediger sieht, nur ein egoistisches Ziel kennt: Er sucht in einer Welt, wo alles durch die Sünde verdorben ist, seine eigene Befriedigung. Das ist wirklich „der Betrug des Reichtums“, von welchem der Herr im Gleichnis, im Zusammenhang mit den Dornen, spricht (Mk 4,19). Wie ist es angesichts all dieser Eitelkeit doch angebracht, an die ernste Warnung des Psalmisten zu erinnern: „Wenn der Reichtum wächst, so setzet euer Herz nicht darauf“ (Ps 62, 10)!
Wie belehrt uns das Neue Testament hierüber?
Wir wollen uns auf einige Stellen beschränken, welche die Belehrung des Neuen Testamentes über die Beziehung des Gläubigen zum Reichtum hervorheben. Zweifellos gibt es zahlreiche andere, die uns zeigen, wie der Reichtum für den Menschen ein Hindernis sein kann, um zum Herrn Jesus zu kommen, so z. B. Markus 10, 23–27 oder Lukas 12,16–21. Aber es ist ebenso beachtenswert, daß die Schrift dem Gläubigen, der dieser Welt Güter besitzt, mag es viel oder wenig sein, ganz bestimmte Richtlinien gibt. In unseren Gegenden sind es gewiß wenige, die sagen könnten, diese Unterweisungen träfen nicht auf sie zu.
Der ungerechte Verwalter (Lukas 16, 1–13)
In diesem Gleichnis wendet sich der Herr nicht an die Volksmenge, sondern an Seine Jünger. Es ist also für Gläubige bestimmt.
Der Verwalter bewirtschaftet die Güter seines Herrn. Aber er benutzt sie, um sich Freunde zu machen! Sein Herr lobt nicht die Ungerechtigkeit des Verwalters, der über das verfügt, was ihm nicht gehört, sondern anerkennt seine „Klugheit“, in der er das Gut seines Herrn zugunsten anderer verwendet, im Blick auf die Vorteile, die ihm diese Handlungsweise später eintragen wird. Der Herr Jesus fügt hinzu: „Und ich sage euch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon.“ Dieses Gleichnis enthält also eine genau umschriebene Lektion.
Der Herr stellt den, der treu und den, der ungerecht ist, einander gegenüber (Vers 10–12). Er lenkt unseren Blick auf zwei Gebiete:
1. auf die irdischen Güter, genannt:
- das Geringste (Vers 10),
- der ungerechte Mammon (Vers 11),
- das Fremde (Vers 12);
2. auf die geistlichen Reichtümer, genannt:
- das Viele (Vers 10),
- das Wahrhaftige (der wahre Reichtum – Vers 11),
- das Eurige (Vers 12).
Unter dem Gesetz war der Reichtum ein Segen. Man war verpflichtet, den Zehnten davon für den Dienst des Hauses Gottes und für die Armen zu geben. Unter der Gnade sind die Segnungen himmlisch. Wie soll sich nun der Gläubige gegenüber den materiellen Gütern verhalten, deren Verwaltung ihm anvertraut ist?
Vor allem wird er eingedenk sein, daß eine Verwaltung, die Weisheit und Klugheit erfordert, in seine Hände gelegt ist, worüber er einst Rechenschaft ablegen muß (Vers 2). In dieser Verwaltung wird er sich als ungerecht oder als treu erweisen: Entweder wird er die Güter ausschließlich für sich selbst verwenden, in dem Wahn, diese Güter seien sein Eigentum; oder dann wird er sie nach den Anweisungen seines Herrn verwalten und sich dabei vor Augen halten, daß diese, von der Welt so gepriesenen Reichtümer, vom Herrn „das Geringste“, „der ungerechte Mammon“, „das Fremde“ genannt werden.
Im vorhergehenden Kapitel über die Arbeit haben wir gesehen, daß die materiellen Güter dem Gläubigen nicht zu dem einzigen Zweck anvertraut sind, sich Freunde zu machen! Vor allem soll er niemandem zur Last sein, er soll für die eigenen und für die Bedürfnisse seiner Familie selber sorgen; doch wird er dabei fortwährend vor dem Herrn geübt sein müssen um zu erkennen, wieviel von dieser „Verwaltung“ auf verschiedenerlei Weise anderen zugute kommen soll. Die Treue in solchen Dingen – so „gering“ sie sein mögen – wird geistlichen Wohlstand herbeiführen; das ungerechte Verhalten in dieser Verwaltung – wobei man alles für sich selbst verwendet oder sich Unkorrektheiten zuschulden kommen läßt – wird sich aber auf geistlichem Gebiet nachteilig auswirken. Treue in den „ungerechten“ Gütern wird zur Folge haben, daß uns auch „das Wahrhaftige“ anvertraut wird. Dann wird man nicht zwei Herren dienen (Vers 13); sondern, von einem einzigen Herrn abhängig, der uns sowohl gewisse materielle Güter anvertraut, als auch geistliche Reichtümer freigebig spendet, wird man in kleinen und großen Dingen lernen. Ihm treu zu sein.
Um das besser zu verstehen, wenden wir uns jetzt zu der Belehrung von 1. Timotheus 6,7–10,17–19.
Die erste Stelle (Vers 7–10), die von denen handelt, die „reich werden wollen“, nähert sich sehr dem „Prediger“. Nachdem der Apostel daran erinnert hat, daß wir nichts in die Welt hereingebracht haben und daher auch nichts aus ihr hinausbringen können, zeigt er, welchem Fallstrick die zum Opfer fallen, die sich dem gierigen Verlangen nach Reichtum hingeben: Sie fallen in unvernünftige und schädliche Lüste, die zu Verderben und Untergang führen. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen; wer ihr nachtrachtet, kann vom Glauben abirren und wird sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohren.
Der Apostel ist um vieles strenger als der „Prediger“; denn er wendet sich an Gläubige, die unter der Gnade sind: Nicht nur ist jenes „Haschen nach Wind“ unnütz und eitel, es zieht auch schlimme Übel nach sich und kann das Zeugnis verderben, das wir für den Herrn abzulegen haben.
Die zweite Stelle (Verse 17–19) richtet sich an die „Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf“, ohne den Ursprung und das Maß dieses Reichtums genauer zu umschreiben. Tatsächlich tut es nichts zur Sache, ob es viel oder wenig ist, der Grundsatz und die Ermahnungen bleiben sich gleich.
Die erste Ermahnung an die Reichen lautet: Nicht „hochmütig“ sein. Wer etwas mehr hat als die Nachbarn, ist so leicht versucht, zu meinen, er sei wichtiger als die Anderen und könne auf sie herabschauen! Der Apostel fährt fort: „noch auf die Ungewißheit des Reichtums Hoffnung zu setzen“, eine Ungewißheit, die auch im „Prediger“ und in den Sprüchen betont wird. Wie leicht stützt man sich auf diesen oder jenen materiellen Vorteil und vergißt dabei, daß Gott allein der Gegenstand unseres Vertrauens sein soll!
Paulus kommt dann zu vier positiven und klaren Ermahnungen: „Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam.“ Auf diese Weise wird man sich einen Schatz im Himmel, eine gute Grundlage auf die Zukunft sammeln und dadurch das wirkliche Leben ergreifen. Hier treffen wir wieder mit Lukas 16 zusammen; die Treue in der Verwaltung der materiellen Güter, die uns anvertraut sind, führt zum Ergreifen der wahren, d. h. der geistlichen Reichtümer, die uns tatsächlich gehören.
So wird also dem, der über einiges materielles Gut verfügt, die Ausübung der Freigebigkeit empfohlen. Denken wir dabei nur ja nicht, es seien Jahre abzuwarten bis ein großer Wohlstand da sei, um solche Verse verwirklichen zu können! Wer nicht von Jugend auf mit dem kleinen Taschengeld, das er von den Eltern erhalten haben mag, oder mit den ersten Rappen, die er sich verdiente, angefangen hat, vor dem Herrn geübt zu sein, um das, was er auf diese Weise in die Hände bekommen hat, in Seinem Sinne zu verwalten, wird später Mühe haben, es zu tun. Es ist nicht eine Frage der Menge, sondern der Gesinnung. Und sehr oft wird man auch in natura oder in Form von geleisteten Diensten „Gutes tun“ können.
Wem „Gutes tun“?
Das Wort zeigt uns klar, daß wir vor allem unseren Brüdern im Glauben Gutes tun sollen: „Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“ (1. Joh 3,17). Hier handelt es sich darum, wahrgenommene Bedürfnisse unter unseren Brüdern zu stillen. Der Apostel Johannes hat hier nicht Fälle (wie z. B. in 1. Tim 5,11) im Auge, wo man, nach 2. Thessalonicher 3, dem, der aus Faulheit unordentlich wandelt, nicht zu Hilfe kommen, sondern sich im Gegenteil von ihm zurückziehen soll. Hier, im Johannesbrief, betrachtet die Schrift den Bruder in Not, ohne die Ursache genauer zu umschreiben: Krankheit, schwierige Umstände oder vielleicht Verfolgung.
Mit aller Klarheit unterweist uns die Schrift auch, wie wir schon erwähnt haben; für die Bedürfnisse der Diener (und der Dienerinnen: Römer 16, 2) des Herrn besorgt zu sein: „Wer in dem Worte unterwiesen wird, teile aber von allerlei Gutem dem mit, der ihn unterweist“ (Gal 6, 6). Aus Philipper 4, 15–19 ersieht man, wie sehr der Apostel zu schätzen wußte, was ihm die Philipper übermittelt hatten, zuerst nach Thessalonich, dann nach Rom: „Frucht, die überströmend sei für eure Rechnung... einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.“
Soll sich im „Gutestun“ der Kreis auf die Bedürfnisse unserer Brüder und der Arbeiter des Herrn beschränken? Auch da ist die Schrift sehr deutlich: „Also nun, wie wir Gelegenheit haben, laßt uns das Gute wirken gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens“ (Gal 6,10). Es handelt sich nicht darum, allen nahen und fernen Bedürfnissen zu entsprechen, sondern „wie wir Gelegenheit haben“ sollen wir das Gute wirken, d. h., je nach den Gelegenheiten, die der Herr auf unseren Weg legt. Es erfordert Aufmerksamkeit, Unterscheidungsvermögen und Weisheit, um das zu erfüllen, was Er in dieser Verwaltung von uns erwartet, die uns zugunsten aller, am meisten jedoch im Blick auf die Hausgenossen des Glaubens, anvertraut ist.
Um einem Einwand zu begegnen, sei daran erinnert, daß, wenn auch in den ersten Tagen der Kirche, die Gläubigen nach Apostelgeschichte 2,44 und Apostelgeschichte 4,32 „alles gemein“ hatten, der Apostel in der Folge in 2. Korinther 8, insbesondere in den Versen 12–14, Freigebigkeit und nicht mehr Gütergemeinschaft lehrt. Praktizieren gewisse religiöse Orden letztere heute noch, so haben sie es dabei mit Gott zu tun, welcher zu unterscheiden weiß, was wirklich für Ihn getan worden ist.
Wie „Gutes tun“?
Der Herr lehrt uns, in Matthäus 6,1–4, mit Verschwiegenheit zu geben, um nicht „von den Menschen gesehen zu werden“. Nicht unsere Freigebigkeit zur Schau tragen, nicht einen gut sichtbaren Platz in der „Geberliste“ einnehmen; sondern vielmehr im Verborgenen und taktvoll da zu Hilfe kommen, wohin Er uns führt.
Der grundlegende Abschnitt über die Weise des Gebens findet sich vor allem in 2. Korinther 8 und 9. Der Apostel war sich der Bedürfnisse der Armen in Judäa bewußt; er erinnerte sich der am Anfang seines Dienstes empfangenen Ermahnung (Gal 2, 10) und veranstaltete eine große Sammlung in den Versammlungen von Mazedonien und Griechenland. Dies führte ihn dazu, einige Grundsätze über die Freigebigkeit hervorzuheben.
Vor allem ist Geben nicht eine Pflicht, sondern eine gewährte Gnade (2. Kor 8, 1. 4. 7). Es ist kein „Befehl“, sondern eine Gelegenheit, die Echtheit unserer Liebe zu beweisen (Vers 8). Es genügt nicht, sehr laut zu verkünden, man liebe die Brüder; es gilt auch, dies auf greifbare Art zu zeigen, selbst wenn man unter Umständen dabei für sich selbst auf etwas Verzicht leisten muß.
Der Apostel betont, daß gute Absichten allein nicht genügen. Wollen ist nicht alles; es muß zum Tun und zum Vollbringen führen (Vers 11). Wie manchmal hat man den glücklichen Gedanken, Traktate oder christliche Schriften zu verbreiten, einem Kranken etwas Nützliches oder etwas zum Lesen zu senden, einen Leidenden zu besuchen, dem Geprüften eine mitfühlende Botschaft zukommen zu lassen – aber die Zeit geht dahin und die gute Absicht gerät in Vergessenheit, ohne jemals ausgeführt zu werden!
„Wenn die Geneigtheit vorliegt“, sagt der Apostel, so ist einer annehmlich, „nachdem er hat, und nicht, nachdem er nicht hat.“ Bei diesem Anlaß entwickelt er den Grundsatz, daß die Gütergemeinschaft des Anfangs durch die Freigebigkeit ersetzt wird, die darin besteht, einander zu Hilfe zu kommen, je nach den Umständen und Zeiten, die sich ändern. Man wird je nach „Gedeihen“ seinen Beitrag an der Sammlung des ersten Wochentages leisten (1. Kor 16, 2). Kein Verhältnis ist festgelegt; Gott erwartet von uns eine Antwort, die der Verantwortlichkeit gegenüber der uns anvertrauten Verwaltung angemessen ist.
Laßt uns nebenbei hervorheben, daß diese Sammlung des ersten Wochentages zu dem Opfer unserer Habe gehört, das in Hebräer 13 mit dem steten Opfer des Lobes verknüpft ist. Der Apostel besteht darauf, daß man bei der Verwaltung jeder gesammelten Summe vorsorglich sei für das, „was ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen“ (2. Kor 8, 21). Daher die Gewohnheit, daß die, welche diese Aufgabe übernommen haben, ihren Brüdern über die Beträge, die ihnen ausgehändigt werden, Rechenschaft ablegen, obgleich diese ihnen gegenüber volles Vertrauen entgegenbringen.
In diesen beiden Kapiteln heben einige Umstandswörter die Art und Weise des Gebens hervor:
- aus eigenem Antrieb, willig (8,3.17);
- zuerst (8,5): „Sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn“;
- nun (8, 11): nicht auf später verschieben;
- sparsam (9,6), was sowohl ein Kennzeichen der Aussaat, wie auch der Ernte sein kann, im Gegensatz zu
- segensreich oder freigebig und fröhlich (9, 7):
„Ein jeder, wie er sich in seinem Herzen vorsetzt: nicht mit Verdruß oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“
Was sind die Ergebnisse einer solchen Geneigtheit zum Geben? (Verse 12–14).
- Zu allererst stillt sie die Bedürfnisse der Heiliger.
- Diese danken und verherrlichen Gott.
- Durch die im Geben bekundete Unterwürfigkeit unter das Evangelium des Christus legen die Geber ein Zeugnis ab.
- Schließlich werden die Empfänger dieser Freigebigkeit für ihre Wohltäter mit Freuden zu Gott flehen, da sie eine tiefe Zuneigung zu ihnen gefaßt haben.
Betrachten wir nun das göttliche Beispiel. Es ist zweifach. Gott hat in Seinem Sohne sich selbst gegeben: „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ (2. Kor 9,15). Nicht nur überschüttet uns Gott mit Wohltaten und umgibt Er uns mit Seiner Güte, Er hat auch Seines eigenen Sohnes nicht geschont und Ihn für uns hingegeben. Deshalb soll unserseits nicht nur da Wohltun und Mitteilen, sondern auch die eigene Hin gäbe dieser göttlichen Liebe entsprechen: „Und nicht wie wir hofften, sondern sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn und uns nach Gottes Willen“ (8,5). Etwa nachher konnte der Apostel schreiben: „Ich will aber sehr gern alles verwenden (zweifellos materiellen Dinge) und völlig verwendet werden (mich selbst hin geben) für eure Seelen“ (12,15).
Der Herr Jesus hat uns hienieden Seine ganze Gnade gezeigt, indem „er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet“ (8, 9). In Sprüche 13, 7 lesen wir schon „Einer, der sich arm stellt, und hat viel Vermögen. Um sich bis zu uns zu erniedrigen, hat der Herr sie selbst zu nichts gemacht; auf dieser Erde hat Er nicht von alledem beansprucht, was Ihm doch rechtmäßig zustand.
Die Gebefreudigkeit soll nicht nur andauern, solange sie Dankbarkeit hervorbringt, so schätzenswert diese sein mag. Der Apostel war bereit, alles zu verwenden, und sich selbst für die Korinther zu verwenden, „wenn ich auch“, so schrieb er ihnen, „je überschwenglicher ich euch liebe, umso weniger geliebt werde“. Die wahre Freude kommt aus der Tatsache des Gebens selbst hervor. Wie es der Herr Jesus selbst gesagt hat: „Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20, 35).
Um die Dinge im rechten Licht zu sehen, wollen wir noch die rührende Szene von Markus 12, 41–44, erwähnen. Jesus sitzt beim Schatzkasten und macht Seine Beobachtungen. Er bemerkt, wie sich ein jeder im Blick auf die Tempelabgaben verhält. Einige Reiche werfen viel hinein; eine arme Witwe nur zwei Scherflein. Der Herr Jesus ist so gerührt, daß Er sofort Seine Jünger herzuruft, um auf den großen Wert der Opfergabe der Witwe hinzuweisen. Weshalb sind in der Wertschätzung Gottes zwei Scherflein mehr als eine große Opfergabe? Jesus sieht nicht nur das an, was in den Schatzkasten geworfen wird, sondern auch, was jeder für sich zurückbehalten hat. Für die Reichen war der große Beitrag nichts anderes als ein Teil ihres Überflusses; die Witwe aber hatte alles gegeben, was sie besaß. Nicht das, was man gibt, sondern was man für sich behält, zieht die Aufmerksamkeit des Herrn auf sich! Er, der „auf das Herz sieht“, bewertet alles nach der im Innern verborgenen Gesinnung.