Betrachtung über das Buch Klagelieder (Synopsis)
Kapitel 4
Nachdem Jeremia jetzt den HERRN in der Trübsal gefunden hat, überschaut er ruhig ihre ganze Ausdehnung. Schon das ist ein Trost. Denn nach allem ist doch der HERR, der Unveränderliche, da, um das Herz zu trösten. Das ist der Gegenstand des 4. Kapitels. Der Prophet ruft sich alles ins Gedächtnis zurück und vergleicht das, was Jerusalem einst war, als es sich unter der Segnung des HERRN befand, mit dem, was sein Zorn bewirkt hat. Er beschäftigt sich nicht länger nur mit den niederschmetternden Umständen der gegenwärtigen Lage, sondern auch mit dem, was sie vor Gott war. Die Nasiräer gehen an seinem Geistesauge vorüber; dann das, was Jerusalem, als die Stadt des großen Königs, sogar in den Augen ihrer Feinde gewesen war; ferner der Gesalbte des HERRN, unter dessen Schatten das Volk (wie wir schon gesehen haben) hätte leben können, trotzdem die Nationen herrschten, und der nun gefangen worden war in ihren Gruben gleich der Beute des Jägers. Aber der betrübte Geist des Knechtes Gottes, der die Last seines Volkes trägt, kann jetzt nicht nur die Trübsal, die es niederbeugt richtig würdigen, sondern auch die Stellung der Feinde Jerusalems und diejenige der geliebten Stadt. Der Becher des Zornes Gottes sollte an Edom kommen, das jetzt über die Zerstörung der Stadt des HERRNfrohlockte; und was Zion betraf, so hatte es zweifelsohne diesen Becher bis zur Hefe getrunken; doch wenn es das getan hatte, so war es geschehen, damit es denselben nie mehr trinken sollte. Die Strafe für ihre Sünde ist zu Ende, es soll nicht mehr in die Gefangenschaft geführt werden. Für Zion war alles beendet; es hatte den Becher getrunken, von dem es bekannte, dass es ihn verdient hatte (siehe Klgl 4, 11; 1, 18 – 20). Aber die Sünde des hochmütigen Edom sollte aufgedeckt werden; Gott wollte seine Missetat heimsuchen.