Betrachtung über den Propheten Jesaja (Synopsis)
Kapitel 61,1-63,6
Während das 50. und 53. Kapitel Christum in Seinen Leiden darstellten, zeigt das 61. Kapitel Ihn in der vollen Gnade Seiner Person mit der Segnung Israels beschäftigt. Die drei vorhergehenden Kapitel hatten das Gericht und die Dazwischenkunft Jehovas geoffenbart, indem zugleich der Erlöser in Aussicht gestellt wurde. Von Kapitel 40 bis zum Ende des 48. Kapitels sahen wir denselben Grundsatz in der Reihenfolge der Prophezeiungen, den wir in den letzten Kapiteln finden; sodann trat der Messias im 49. unmittelbar auf den Schauplatz. Ebenso erscheint Er nun auch hier vom Anfang des 61. Kapitels an bis zum 6. Verse des 63. Doch diese Einführung des Messias in den letzten Kapiteln als besonderer Gegenstand des Haderns Jehovas mit Seinem Volke ist notwendigerweise von einem Fortschritt begleitet. Wir sehen, daß Jehova Selbst Christus ist, und daß Christus Jehova ist. „Warum bin ich gekommen“, lautet die Frage, „und kein Mensch war da?“ Daher auch der Unterschied zwischen den moralischen Sünden Israels gegen Jehova und Seiner Verwerfung in der Person des Messias, welcher Unterschied uns im 50. Kapitel so klar entgegentrat. So verhält es sich auch mit der Buße der Juden: in den früheren Kapiteln wird das Gesetz in ihre Herzen geschrieben; sie wenden sich ab von der Ungerechtigkeit; sie vertrauen auf Jehova; sie horchen auf den Geist der Prophezeiung, auf den Knecht Jehovas, sie werden errettet. Wenn sie aber ihren Erlöser in Herrlichkeit erblicken, dann erst wird die wahre Buße, die tiefe Trauer über ihre Sünden beim Anblick Dessen entstehen, den sie verachtet und verworfen haben, und der in Seiner Gnade ihre Missetaten getragen hat.
Die Kapitel 61 und 62 erscheinen mir zu einfach, um eine Erklärung zu erfordern. Bemerkenswert ist jedoch die Art und Weise, wie der Herr in Lukas 4 den Anfang des 61. Kapitels nur bis zur Mitte des zweiten Verses anführt, weil die Zeit der Erfüllung des zweiten Teiles dieses Verses noch nicht gekommen war, wogegen Er das, was sich auf Seine gnadenreiche Person bezog, den Juden vorhalten konnte.
In Kapitel 63, 1 – 6 finden wir das schreckliche Gericht des 34. Kapitels wieder, welches Jehova gerade ausgeführt hat; denn Er kehrt davon zurück. Das Resultat desselben sind der Friede und die Segnung, die uns das vorige Kapitel geschildert hat.