Betrachtung über den Propheten Jesaja (Synopsis)
Kapitel 54-60
Kapitel 54
Das 54. Kapitel enthüllt die Folgen dieser Ereignisse in bezug auf Jerusalem in jenen Tagen. Jerusalem, die als unfruchtbar und verlassen betrachtet wurde, nachdem sie Den verworfen hatte, der gekommen war, um ihr Mann zu sein, wird nun durch die Gnade, durch welche Jehova ihre Gerechtigkeit geworden ist, aufgefordert, den Raum ihres Zeltes weit zu machen und die Behänge ihrer Wohnstätte auszuspannen. Die Gnade betrachtet alle diejenigen als Kinder Jerusalems, welche während ihrer Verlassenheit gesammelt wurden; denn da Christus als der Sohn, der ihr geboren ist, anerkannt wird, so sind in Ihm alle anderen ihre Kinder geworden (vgl. Psalm 87, 5. 6). Eine kleine Weile hatte Gott Jerusalem als ein verstoßenes Weib behandelt, aber nun erbarmt Er Sich ihrer mit ewiger Güte.
Kapitel 55–57
Diese drei Kapitel enthalten Ermahnungen im Blick auf die eben besprochenen Ereignisse. Das 55. Kapitel zeigt uns die volle freie Gnade, die sich somit auch auf die Nationen erstreckt, und kann daher als Grundsatz auf das Evangelium angewandt werden, obwohl seine völlige Erfüllung erst dann eintreten wird, wenn die Erde durch die persönliche Gegenwart des Herrn gesegnet ist.
Das 56. Kapitel gibt den moralischen Charakter an, der zum Genusse dieser Segnungen erforderlich ist, die sich weit über die Schranken der engen, gesetzlichen Grundsätze früherer Tage hinaus erstrecken. Das Haus Gottes wird in der Tat ein Bethaus sein für alle diejenigen, deren Herzen sich wahrhaftig zum Gott Israels gewandt haben, und sie werden in demselben glücklich sein.
Kapitel 57
Nach demselben Grundsatz schildert das 57. Kapitel diejenigen, selbst in Israel, welche dem Willen Gottes entgegen wandeln. Der Gerechte mag umkommen; aber wenn es der Fall ist, so geschieht es nur, um ihn dadurch vor dem hereinbrechenden Unglück zu bewahren. Für die Gesetzlosen aber gibt es keinen Frieden, mögen sie nun zu Israel gehören oder nicht.
Diese drei Kapitel enthalten also die auf jene letzten Tage bezüglichen moralischen Grundsätze: die Treuen werden gesegnet werden, nebst den Sanftmütigen, wer sie auch sein mögen; die Bösen hingegen gehen dem Gericht entgegen, sie mögen lsraeliten sein oder nicht. Damit endet der zweite Abschnitt dieses Teiles der Prophezeiung.
Kapitel 58–60
Diese moralischen Betrachtungen aber rufen die Entrüstung des Heiligen Geistes über den damaligen Zustand Israels hervor, über ihre Sünde und ihre Heuchelei, indem sie vorgaben, Jehova zu dienen. So tadelt Er in den Kapiteln 58 und 59 ihr Vertrauen auf äußeren Formen und stellt den Segen nur auf den Grund des Gehorsams in Aussicht. Nicht daß die Hand Jehovas verkürzt oder Sein Ohr schwerhörig geworden wäre, sondern die Missetaten des Volkes verhinderten den Segen und führten das Gericht über sie herbei. Doch wenn alle gefehlt hatten und kein einziger vorhanden war, um die Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten, so wollte Jehova Selbst in Seiner Allmacht ins Mittel treten: Er will Seine Feinde vertilgen und die Inseln richten, so daß Sein Name auf der ganzen Erde gefürchtet werden wird. Der Erlöser soll nach Zion kommen und zu denen in Jakob, die von der Übertretung umkehren. Dann soll der Segen beständig sein und der Heilige Geist für immer bei dem Samen Jakobs weilen.
Kapitel 60 stellt uns den Zustand und die Herrlichkeit Jerusalems in jener Zeit des Segens vor Augen. Alle so Bewahrten in Israel werden Gerechte sein.