Betrachtung über den Propheten Jesaja (Synopsis)
Kapitel 13-27
Die Kapitel, welche wir jetzt betrachten, verbinden damals nahe bevorstehende Ereignisse mit dem Ende des Zeitalters; dies muß man unbedingt festhalten, um sie zu verstehen. Der Grund hiervon ist einfach. die Nationen werden mit Hinsicht auf Israel betrachtet; doch wird, was Israel betrifft, die Zeit zwischen der babylonischen Gefangenschaft und den letzten Tagen hier nicht gerechnet. Wir haben schon von der Einführung des Messias als Stein des Anstoßes geredet, in Verbindung mit dem der besondere Zeitraum von 70 Wochen bei Daniel erwähnt wird. Kapitel 9, 24 – 27 dieses Propheten der „Zeiten der Nationen“ zeigt nur noch deutlicher, daß die spätere Zeit bis zum Ende hin nicht in Rechnung gebracht wird. Siebenzig Wochen werden bis zur völligen Wiederherstellung Israels gezählt; der ungeheure Zwischenraum aber, der sich nun schon über mehr als 1800 Jahre ausgedehnt hat, bleibt unbeachtet. In den Augen des Propheten stellt Babylon den höchsten Thron der Welt dar, im Gegensatz zum Throne Gottes in Jerusalem 1. Babylon wird niedergeworfen und Israel wieder von Gott gesegnet werden. Das wird das Gericht des jetzigen Zeitalters, der Welt, sein. Dieses Gericht wird hier in der Zerstörung Babylons, die damals nahe bevorstand, bildlich dargestellt. Doch wird es nicht eher seine völlige Erfüllung finden, bis die Zeiten der Nationen vorüber sind und Israel befreit ist. Der Charakter des Königs von Babylon wird hier mit sehr merkwürdigen Worten beschrieben (Kap. 14, 12 – 14). Es ist der Geist Babylons im allgemeinen, vornehmlich aber in dessen letztem Vertreter zur Zeit des Endes, worauf sich diese Prophezeiung in ihrer vollständigen Erfüllung bezieht. Dieser Charakter zeigte sich schon bei Nebukadnezar, ja noch viel früher bei den Erbauern des babylonischen Turmes. Nach dem Gericht Babylons findet dann die Vernichtung des Assyrers im Lande statt 2; und obwohl das Zepter des Hauses Davids zerbrochen ist, so wird doch Philistäa gerichtet und unterworfen werden; Jehova wird Zion gründen, und die Elenden Seines Volkes werden auf Ihn vertrauen. Diese Zerstörung Babylons und danach Assyriens, deren Erzählung nötig ist, um die ganze Folge der Ereignisse zu verstehen, bildet gewissermaßen eine Szene für sich, welche die Kapitel 13 und 14 vollständig entfalten.
Auf Israels Gebiet oder in Verbindung mit diesem Volke stehend, bleiben aber noch einige Nationen übrig, über welche Gott verfügen muß, um Israel den vollen Segen und die Erfüllung der Verheißungen genießen zu lassen. Babylon, ein ungeheures System, das die Stelle des Thrones Davids einnimmt, wird als ein Ganzes betrachtet. Die Nationen, deren Gerichte hier erzählt werden, erscheinen vor uns, wie sie in den letzten Tagen wieder sein werden, wenn Gott Seinen Thron des Gerichts einnimmt, um Sein Volk wieder einzusetzen, obwohl hier auch auf die Ereignisse angespielt wird, die damals näher bevorstanden. So hat Nebukadnezar Tyrus erobert und Ägypten unterworfen; der Assyrer hat Damaskus zerstört und Ephraim gefangen weggeführt. Das waren verhältnismäßig nahe bevorstehende Ereignisse; doch wird alles hier Erwähnte, als Ganzes genommen, als zu den letzten Tagen gehörend dargestellt. Wir haben schon bemerkt, daß im 13. Kapitel die Vernichtung des Assyrers dem Falle des Königs von Babylon nachgesetzt wird, und doch war geschichtlich der Assyrer durch Babylon unterworfen worden, und der Sturz Sanheribs hatte manches Jahr vor jener Zeit stattgefunden. Die Prophezeiung blickt aber stets auf die völlige Erfüllung der Ratschlüsse Gottes hin. Im Ganzen wird hier nur sehr wenig in bezug auf die von Gott zur Ausführung Seiner Gerichte gebrauchten Werkzeuge gesagt. Von diesen ist anderswo die Rede.
Im 15. und 16. Kapitel wird Moab gerichtet; der Prophet kündigt ihm an, daß der Thron Davids aufgerichtet und die Zerstörer aus dem Lande vertrieben werden sollen. Das 17. Kapitel zeigt uns den Einfall von Heeren aus dem Norden: die vereinigten Nationen. Damaskus wird zu einem Trümmerhaufen. Israel wird einzelnen Beeren gleich sein, die oben im Wipfel eines Baumes übriggeblieben sind; dennoch wird es auf Den hinschauen, der es gemacht hat, und die versammelten Nationen werden untergehen vor der Entfaltung der Macht Gottes. Die Erwähnung dieser letzten Verheerung des Landes Israel bietet Gelegenheit zu einer kurzen, aber sehr klaren Prophezeiung über den Zustand des Volkes in den letzten Tagen, die im 18. Kapitel enthalten ist. Das Volk wird nämlich durch irgendeine außerhalb der damaligen Grenzen der Nachbarn Israels wohnende mächtige Nation wiederhergestellt werden; doch tritt Jehova noch nicht in Seiner eigenen Beziehung zu Israel hervor, wiewohl Seine Hand alles leitet. Wenn dann Israel, gleich der reifenden Traube, in seinem Lande zu gedeihen beginnt, wird es den Nationen zur Beute überlassen werden. Dennoch wird es in selbiger Zeit Jehova der Heerscharen als ein Geschenk dargebracht werden, und auch das Volk selbst wird ein Geschenk darbringen.
Im allgemeinen finden wir in den Kapiteln 13 – 17, daß Errettung stattfindet. Der Stab der Gesetzlosen wird zerbrochen (Kap. 14, 5). Der Thron Davids wird durch Güte aufgerichtet werden (Kap. 16, 5). Der Assyrer wird vernichtet, Philistäa unterjocht, Zion von Jehova gegründet, und Damaskus in einen Trümmerhaufen verwandelt. Dieses letztere Ereignis führt die Schrecken der letzten Tage ein; nur endet, wie schon erwähnt, die Versammlung der Nationen mit ihrem eigenen Verderben (siehe Micha 4,11–13). Kapitel 18 nimmt den Gegenstand des 17. Kapitels wieder auf und zeigt uns den Zustand Israels in seinem Lande zur Zeit der letzten Tage: bedrückt von den Nationen, doch schließlich wieder zu Gott geführt.
An jenem Tage (Kap. 19 u. 20) wird Ägypten geschlagen werden, doch wird Jehova es wieder heilen. Ägypten, Assyrien und Israel werden zusammen von Jehova gesegnet werden. Kapitel 20 zeigt uns, daß Assyrien es sein wird, welches Ägypten gefangen wegführt (vgl. den Schluß von Daniel 11). Die auf das 18. folgenden Kapitel reden nicht, wie die vorhergehenden, von Israels Errettung, sondern von dem verheerenden Einfall der früher genannten Nationen, der überflutenden Geißel. Ägypten wird, ebenso wie Äthiopien, auf welches Israel seine Zuversicht gesetzt hatte, verheert. Babylon wird besiegt, Duma und Kedar werden zerstört, Jerusalem wird verheert, Tyrus fällt; kurz, es ist ein allgemeiner Umsturz, dessen Mittelpunkt das Land Kanaan bildet, in welchen aber der ganze Erdkreis mit hineingerissen wird (Kap. 24, 4). Selbst „die Heerscharen der Höhe in der Höhe“ wird Jehova heimsuchen, ebenso wie die Könige der Erde auf der Erde; und dann wird Er Zion aufrichten, den Berg Jehovas, als den Mittelpunkt der Macht und Segnung, nachdem die Macht der Schlange, des Ungeheuers, welches im Meere ist, vernichtet worden ist (Kap. 27, 1).
Nach diesem allgemeinen Umriß wollen wir jetzt die Einzelheiten etwas näher ins Auge fassen. Man wird bemerken, daß Babylon und Jerusalem nacheinander fallen (Kap. 21), Jerusalem zuletzt. Nun ist es klar, daß diese Ereignisse noch zukünftig sind. Was von den beiden Städten erzählt wird, mag wohl seine Veranlassung gefunden haben in der Einnahme Babylons durch Cyrus und zum Teil auch in der Lage Jerusalems, als dieses von Sanherib bedroht wurde. Aber in beiden Fällen war die Verbindung wie auch die Reihenfolge der Ereignisse eine andere, als sie in dieser Prophezeiung angegeben wird. Babylon wird übrigens in einer Weise genannt, die uns keinen Leitfaden an die Hand gibt, um seinen Zustand klar zu beurteilen: „Wüste des Meeres“ ist ein sonderbarer Ausdruck, um eine Stadt zu bezeichnen. Indes steht eine schreckliche Verheerung vor den Augen des Propheten, sie kommt wie ein Sturmwind von Süden her, und Babylon fällt, seine Macht ist dahin; wir erfahren aber nicht, auf welche Weise.
Jerusalem, das Tal der Gesichte, wird verheert (Kap. 22). Die Perser und Meder, welche im 21. Kapitel die Angreifenden waren, fallen über Jerusalem her. Keine Schlacht findet außerhalb der Tore statt; nach der Einnahme der Stadt aber werden ihre Bewohner innerhalb ihrer Mauern gefangengenommen oder erwürgt. Außer den prophetischen Offenbarungen enthält dieses Kapitel auch eine moralische Belehrung von der größten Wichtigkeit. Zunächst ist alle menschliche Weisheit unvermögend, das Unheil fernzuhalten, wenn sie nicht von der Macht Gottes begleitet wird. Hier, wo es sich um die Stadt Gottes handelt, ist diese menschliche Weisheit, die in völligem Vergessen Desjenigen, der die Stadt Seiner Heiligkeit gegründet und erbaut hat, ihre Maßregeln ergreift, geradezu eine unverzeihliche Sünde (Kap. 22, 11). Zugleich war das, was hier erzählt wird, geschichtlich von Hiskia getan worden, von dem es heißt, daß er glücklich war in all seinem Tun. Äußerer Segen begleitete seine Arbeiten, doch zu derselben Zeit war der Zustand des Volkes, selbst in bezug auf diese Arbeiten, derart, daß Gott ihn nicht verzeihen konnte.
So findet man oft einen äußerlichen Glauben beim Vollbringen des Werkes Gottes, der von Ihm gesegnet wird, und zugleich, bei dieser Tätigkeit, einen verdorbenen Herzenszustand, den Gott sicherlich richten wird, sowie ein Vergessen Gottes und der Zugehörigkeit zu Ihm. So ist es stets, wenn das Volk Gottes sich auf menschliche Mittel stützt. Wir sehen hier auch einen Mann mit Schande verjagt, der in der Verwaltung des Hauses David eine wichtige menschliche Stelle bekleidete, und einen anderen, der, von Gott erwählt, dessen Platz einnimmt und mit aller Herrlichkeit umgeben wird (ein bemerkenswertes Vorbild von der Beseitigung des falschen und der Einsetzung des wahren Christus in den letzten Tagen). Diese Prophezeiung gibt der Vermutung Raum, daß die Nationen Jerusalem angreifen werden, wenn das geschichtliche Babylon zur Wüste geworden ist. Das, was in jenen Tagen Babylon ist, wird fallen. Nichtsdestoweniger wird Jerusalem, der Gegenstand der Prophezeiungen, eingenommen und seine Regierung verändert werden; der unrechtmäßige Machthaber muß dem Erwählten Gottes seinen Platz abtreten.
Die Last von Tyrus (Kap. 23) zeigt uns, wie all der Stolz und die Herrlichkeit des Menschen entweiht und alle Herrlichen der Erde verächtlich gemacht werden. Die Veranlassung zu dieser Prophezeiung bot die Einnahme von Tyrus durch Nebukadnezar; ihre Tragweite erstreckt sich aber bis zu den Tagen hin, wenn der Handel von Tyrus Jehova heilig sein wird.
Das 24. Kapitel führt uns den Umsturz aller irdischen Dinge vor Augen. Im Vordergrunde steht das Land Kanaan; doch werden dort die Elemente aller Systeme dieser Welt versammelt und gerichtet werden. Wir haben bereits bemerkt, daß sich dies ebensowohl auf den gerichtlichen Umsturz der Gewalt des Bösen in den himmlischen Örtern, als auch auf den der Könige der Erde bezieht. Die folgenden Kapitel zeigen uns, was Gottes Zweck dabei ist: das Böse würde sonst nicht beseitigt und seine Macht nicht gehemmt werden. Daher lesen wir in Lukas, gelegentlich des Einzuges Christi in Jerusalem, die Worte: „Friede im Himmel.“
Bevor wir diese Kapitel näher betrachten, laßt uns die Gegenstände der Gerichte, und zwar in ihrer moralischen Reihenfolge, noch einmal aufzählen: Da ist zuerst Babylon, die Macht des organisierten moralischen Verderbens, wo sich das Volk Gottes in Gefangenschaft befindet; dann der Assyrer, der öffentliche, erklärte Feind Gottes und Seines Volkes, dann der Philister, der innere Feind, und endlich Moab, die menschliche Hoffart. Damaskus ist ebenfalls der Feind des Volkes Gottes, der sich aber mit dem abgefallenen Teile dieses Volkes gegen den treu gebliebenen Teil verbündet hat. Von allen diesen Nationen wird Israel befreit. Sodann finden wir Ägypten oder die Welt in ihrem natürlichen Zustande, dessen Weisheit gänzlich in Verwirrung gebracht wird, und Babylon, das nun inmitten der Nationen zur Wüste geworden ist; Duma, die menschliche Freiheit und Unabhängigkeit; Jerusalem, das Volk mit einem äußeren Bekenntnis; Tyrus, die Herrlichkeit der Welt; und schließlich alles, was auf Erden besteht, und, als Summe aller Herrschaft, die geistliche Bosheit in den himmlischen Örtern und die Könige der Erde auf der Erde.
Die Kapitel 25 und 26 tragen die Form eines Gesanges, in welchem das Ergebnis der Dazwischenkunft Gottes gefeiert wird. Seine Hauptgegenstände sind folgende: Gott ist treu, Er vollführt Seine Ratschlüsse; Er hat die Stadt des menschlichen Hochmuts durch Seine Macht vernichtet; alle die festen Einrichtungen, die der Hochmut des Menschen zustande gebracht hat, sind zerstört. Gott ist den Armen unter Seinem Volk eine Feste gewesen am Tage ihrer Bedrängnis, und die Macht des Feindes ist niedergeworfen worden. Gott wird in Zion für alle Völker Gerechtigkeit üben; Er wird die Decke, die auf ihren Herzen liegt, wegnehmen. Die Auferstehung der Gläubigen wird stattgefunden haben; ich sage: der Gläubigen, denn es heißt in Vers 8: „Den Tod verschlingt er auf ewig“; auch 1. Kor 15 wendet die Stelle in diesem Sinne an. Die Schmach Seines Volkes (Israel) wird völlig weggenommen sein. Der Überrest feiert (V. 9–12) seine Errettung: sie hatten auf Gott geharrt, und Jehova wird Seine Macht zu ihren Gunsten entfalten. Moab, ihr hochmütiger Nachbar, wird unterworfen werden.
Im 26. Kapitel besingt der Überrest den Charakter dieser Errettung: sie haben eine starke Stadt, aber deren Bollwerk ist die Rettung Jehovas. Hier hat die menschliche Kraft keinen Platz mehr; der Fuß des Elenden zertritt die hochragende Stadt. Dies ist das Gericht, welches der gerechte Gott Selbst ausübt. Der Überrest hatte Jehova erwartet auf dem Pfade Seiner Gerichte. Die Langmut der Gnade war vergeblich; nur dann, wenn die Gerichte Gottes die Erde 3 treffen, lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Sogar wenn die Hand Gottes zum Schlagen erhoben war, sahen sie nicht; aber sie werden wider ihren Willen sehen und beschämt werden; der Feuereifer Jehovas wird sie verzehren, sie werden nicht wieder aufstehen. Israel hingegen wird durch die Macht Jehovas gleichsam aus den Toten auferstehen (V. 19). Schließlich rät Jehova Seinem Volke, sich einen kleinen Augenblick zu verbergen, während Er aus Seiner Stätte hervortritt, um Rache zu üben. Die Macht Satans in dieser Welt und unter den Menschen wird vernichtet (Kap. 27), Israel aber behütet und gepflegt werden als der Weinberg Jehovas. Er hatte Israel geschlagen, jedoch mit Maßen; nichtsdestoweniger soll es völlig gerichtet werden, und dann wird Jehova Seine Zerstreuten einen nach dem anderen zusammenlegen.
Fußnoten
- 1 Neben der Tatsache, daß das Volk Gottes nach Babylon in die Gefangenschaft geführt wurde, hat dieses Reich eine wichtige Stellung und Bedeutung hinsichtlich der Wege Gottes. Bis zu der Zeit, da Nebukadnezar die Herrschaft bekam, nahm die Regierung Gottes, deren Mittelpunkt Israel war, von den Nationen Kenntnis, die nach der Erbauung Babels zerstreut worden waren und deren Grenzen Gott im Hinblick auf Israel festgestellt hatte. Er erlaubte ihnen allerdings ihre eigenen Wege zu gehen; doch hatte vor Ihm jede Nation ihre besondere Existenz. Sobald aber einmal der Thron aus Jerusalem entfernt ist, von wo aus Gott im Hinblick auf Sein erwähltes Volk die Welt regiert hatte, wird diese unter die Herrschaft eines einzigen Thrones gestellt, dessen Inhaber somit, in den Augen Gottes, das Zepter der Welt in Händen hält. Gott wird einst Seine Regierung wieder aufnehmen und die Nationen von neuem mit Hinsicht auf Israel richten; und dann wird Babylon, als das allgemeine Weltreich, infolge seines Abfalls und seiner Empörung gegen Gott, hinweggetan werden. Solange es jedoch besteht, behält dieses Reich seine besondere und absolute Stellung vor Gott. Jerusalem, wegen seiner Abgötterei durch die babylonische Gefangenschaft (Unterwerfung unter die Götzen) und durch die Übertragung des Thrones von Jerusalem auf die Nationen bestraft, wird in dem Überrest unter den Nationen insofern anerkannt, als Gott es noch in den Prophezeiungen (wiewohl nicht mehr als Sein Volk) beachtet, und zwar bis zur Begehung der zweiten großen Sünde, der Verwerfung Christi. Dennoch wurden sie zum Teil bewahrt, damit Christus, der Herr, zu ihnen gesandt werden könnte; dann aber sind sie beiseite gesetzt worden, bis die Gnade Gottes sie in der letzten Woche aufsucht. Dann wird die Zeitberechnung wieder aufgenommen.
- 2 Ein Beweis, daß es sich hier um die letzten Tage handelt; denn damals fiel der Assyrer früher als Babylon, welches ja Assyrien eroberte. Es ist zu beachten, daß der Assyrer, nicht aber das Tier noch der Antichrist, der Gegenstand dieser Prophezeiung ist. Unter dem Assyrer war Juda nicht Lo-Ammi, und ist es auch hier nicht. In Babylon dagegen war Juda gefangen, und Lo-Ammi war auf das Volk geschrieben. Folglich haben wir hier nicht das Tier zu suchen. Der Hauptfeind ist in dieser Prophezeiung der Assyrer.
- 3 Ich glaube, daß Erde einen begrenzteren Raum bezeichnet als Erdkreis. Der Unterschied liegt vornehmlich darin, daß die Erde der Schauplatz ist, auf welchem die Wege und die Regierung Gottes den Menschen kundgetan worden sind. Wenn dies von dem ganzen Erdkreis wahr sein wird, dann wird dieser die Erde genannt. Das Wort „Erde“ wird angewandt 1. auf das Land Israel, 2. auf die Erde in obiger Bedeutung, 3. auf den ganzen Erdkreis oder die ganze Welt als einen von Gott geordneten Schauplatz. Wenn daher der Schauplatz gerichtet wird, auf welchem Gott Seine Wege schon kundgetan hat, dann wird der Erdkreis, die Welt in ihrer Gesamtheit, Gerechtigkeit lernen, nicht aber während der Jetztzeit, wo die Gnade herrscht, obwohl die Welt dahin hätte gebracht werden sollen, sie zu lernen.