Mit Gott in der Wüste
Eine Verständnishilfe zum 2. Buch Mose
Hader und Kampf
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Nachdem uns der Heilige Geist im 16. Kapitel des zweiten Buches Mose in den Wachteln und dem Manna die überaus gnädige Fürsorge Gottes für die Bedürfnisse Seines Volkes während der Zeit seiner Wüstenwanderung vorgestellt hat, sehen wir das Volk im 117. Kapitel wieder auf seinem Zug durch die Wüste. Wir erfahren von neuen Schwierigkeiten und Nöten. Dabei ist bemerkenswert, dass uns der vorletzte Vers von Kapitel 16 kurz bis an das Ende der vierzigjährigen Wüstenreise führt:
„Und die Kinder Israel aßen das Man vierzig Jahre, bis sie in ein bewohntes Land kamen; sie aßen das Man, bis sie an die Grenze des Landes Kanaan kamen“ (2. Mo 16,35).
So vortrefflich war das Man, dieses ›Himmelsbrot‹ und ›Himmelsgetreide‹ (Ps 105,40; 78,24), dass es zur Erhaltung des Volkes über die lange Zeit von vierzig Jahren vollkommen ausreichte. „Und du gabst ihnen deinen guten Geist, um sie zu unterweisen; und dein Manna versagtest du nicht ihrem Mund, und du gabst ihnen Wasser für ihren Durst. Und vierzig Jahre lang versorgtest du sie in der Wüste, sie hatten keinen Mangel; ihre Kleider zerfielen nicht, und ihre Füße schwollen nicht“ (Neh 9,20.21).
Das 17. Kapitel des zweiten Buches Mose bringt uns nun wieder zu den ersten Tagen und Wochen der Wüstenreise zurück. Zwei Gegenstände stellt uns der Heilige Geist in diesem Kapitel vor die Herzen: das Hadern der Kinder Israel in Rephidim und ihren Kampf gegen Amalek. Aus beiden Begebenheiten können wir viel für unseren Weg durch diese Welt lernen.
Gott versuchen
Ehe die Israeliten nach Rephidim kamen, hatten sie noch in Dophka und Alusch Station gemacht (4. Mo 33,12.13). Aber sie waren nach dem Befehl des HERRN aus der Wüste Sin aufgebrochen:
„Und sie lagerten sich zu Rephidim; und da war kein Wasser zum Trinken für das Volk. Und das Volk haderte mit Mose, und sie sprachen: Gebet uns Wasser, dass wir trinken! Und Mose sprach zu ihnen: Was hadert ihr mit mir? was versucht ihr den HERRN? Und das Volk dürstete daselbst nach Wasser, und das Volk murrte wider Mose und sprach: Warum doch hast du uns aus Ägypten heraufgeführt, um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?“ (Verse 1‑3).
Erneut murrt das Volk. „Undankbares, eigenwilliges Geschlecht!“, ist man versucht zu sagen. Doch sehen wir in dem ungläubigen Verhalten der Kinder Israel nicht unser eigenes Bild? Wie oft haben wir, geradeso wie sie, die gnädige Fürsorge unseres Gottes erfahren! Und hat Er nicht auch uns gegenüber Seine Treue und Liebe vielfach unter Beweis gestellt und uns durch das himmlische ›Man‹ erquickt? Hat uns unser gütiger Gott nicht schon unzählige Male mitten in den demütigenden Erfahrungen der ›Wüste‹ durch überfließende Ströme Seiner Gnade erfrischt und beglückt? Hatten wir nicht gelernt, zu singen und zu sagen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“? jedenfalls hatten wir gemeint, wir hätten es gelernt.
Aber dann ließ Gott eine neue Erprobung zu. Ein unvorhergesehener Umstand trat ein, der unseren Glauben auf ähnliche oder neue Weise auf die Probe stellte. Und was war das Ergebnis? Vertrauten wir Ihm, dass Er es wieder recht machen würde? Oder meldete sich sogleich wieder das alte Herz des Unglaubens zu Wort mit all seinen Zweifeln an der Güte Gottes? Gott weiß es, liebe Freunde, und wir wissen es, wie es oft gegangen ist ‑, dass wir uns geradeso verhielten wie damals das Volk Israel.
Gott hatte diesem Volk in der Tat jeden Anlass gegeben, Ihm zu vertrauen. In wunderbarer Macht und Gnade hatte Er sie von der Knechtschaft Ägyptens befreit und sie „zu Sich“ gebracht (2. Mo 19,4). Und hatten sie nicht sowohl in der Wüste Sur (Kap. 15) als auch in der Wüste Sin (Kap. 16) erlebt, wie gnädig der Herr ihren Bedürfnissen entsprochen und ihnen Wasser, Fleisch und Brot in Überfluss gegeben hatte? Und jetzt, als sie aus der Wüste Sin aufbrachen und in Rephidim erneut kein Wasser zum Trinken für das Volk fanden ‑ wie war es jetzt? War nun alles, was Gott an ihnen getan hatte, vergessen? Kam ein Gebet zu ihrem Erlöser um Hilfe in der Not über ihre Lippen? Ach nein, stattdessen haderten sie mit Mose und versuchten sie den HERRN. Kennten wir nicht unser eigenes trügerisches Herz, wir würden über das Verhalten der Kinder Israel nur den Kopf schütteln.
Dass sich das Murren der Israeliten gegen Mose in Wahrheit gegen Gott selbst richtete, wurde schon in Kapitel 116 deutlich (Verse 7‑8). In Übereinstimmung mit diesem Grundsatz sagt Mose auch hier zum Volk: „Was hadert ihr mit mir? was versucht ihr den HERRN?“ Wenn Gott ihnen diesen Führer gegeben hatte, dann war ein Hadern gegen ihn ein Versuchen des HERRN.
Wenn wir das doch auch heute mehr bedächten! Wie leichtfertig nehmen wir oft das Wort gegen die Diener des Herrn, die Er uns zu unserer Segnung gegeben hat (Eph 4,11‑13)! Ist es uns bewusst, dass wir es dann direkt mit Ihm zu tun bekommen? Meist kennen wir die Hintergründe oder Zusammenhänge gar nicht; oder das, was wir hören, sind völlig unbewiesene Behauptungen. Trotzdem erkühnen wir uns zu einem Urteil über den einen oder anderen Knecht des Herrn. Natürlich sind auch sie alles andere als unfehlbar, und sie können sogar in manche Torheit, ja in ernste Sünde fallen. Aber sollten wir sogleich immer von diesem ungewöhnlichen, seltenen Sonderfall ausgehen? Das würde tatsächlich nur eine ungute Gesinnung auf unserer Seite offenbaren.
Um auf das Murren der Kinder Israel gegen Gott zurückzukommen: Misstrauen Gott gegenüber stellt eine wirkliche Sünde dar. Es handelt sich dabei keineswegs nur um eine Art „Kavaliersdelikt“, der uns schon einmal unterlaufen könnte. Wir machen es uns sicher alle zu wenig klar, was für eine ernste Sünde es bedeutet, wenn wir unserem Gott und Vater Misstrauen entgegenbringen, wenn wir darüber in Ungewissheit sind, ob Er uns auf unserem Weg durch diese Welt in unseren Nöten helfen und unseren Bedürfnissen entsprechen wird. Er hat uns durch die Erlösung in diese ›Wüste‹ gebracht, und Er hat es übernommen, uns hindurchzubringen. Und selbst wenn wir als Seine Kinder auf eigenwilligen Wegen gehen sollten, wird Er uns nicht aufgeben. Er wird uns züchtigen, gewiss, aber Er wird uns weder gehen lassen noch gar uns ganz verlassen. Zweifelnd zu fragen, ob Er „für uns“ ist oder nicht, heißt Ihn versuchen, und das ist Sünde.
Als der Herr Jesus in der Wüste vom Teufel versucht wurde, wollte der Versucher Ihn veranlassen, durch ein Wagnis herauszufinden, ob Gott wirklich so gut ist, wie Er sagt, dass Er es sei. „Stell doch einmal Sein Wort auf die Probe, ob Er auch dann Seine Zusage wahrmacht, wenn du dich hier von der Zinne des Tempels hinabwirfst!“ Hätte der Herr ihm Gehör geschenkt ‑ was unmöglich war ‑, so hätte es Zweifel an der Wahrhaftigkeit und Güte Gottes bedeutet. Und so antwortete Er auch mit einem „Wiederum steht geschrieben“: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Mt 4,7). ‑ Lasst uns nie meinen, die Treue Gottes gleichsam einem Test unterziehen zu können, ob Er das auch ausführt, was Er gesagt hat! Wir würden Ihn versuchen.
Das Versuchen Gottes kann allerdings eine besondere Form annehmen: dass man nicht nur die Wahrhaftigkeit Gottes und die Seines Wortes allgemein auf die Probe stellt, sondern die spezielle Wahrheit in Frage stellt, ob Er noch in der Mitte Seines Volkes ist oder nicht. Wir sehen das im siebten Vers, mit dem der erste Abschnitt unseres Kapitels abschließt:
„Und er gab dem Ort den Namen Massa und Meriba, wegen des Haderns der Kinder Israel, und weil sie den HERRN versucht hatten, indem sie sagten: Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?“ (V. 7).
Die besondere Sünde der Kinder Israel lag darin, dass sie den erneuten Mangel an Trinkwasser zum Anlass nahmen, zu fragen, ob Gott überhaupt noch in ihrer Mitte war. Das ist das Erschreckende an dieser dreisten Versuchung Gottes: Sie bezweifelten schlechthin Seine Gegenwart in ihrer Mitte. „Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?“
Verwegene Worte! Hatte Gott sie nicht seit ihrem Auszug aus Ägypten mit sicherer Hand durch die Wüste geleitet, tagsüber in einer Wolkensäule und bei Nacht in einer Feuersäule? Sollte Er sie jetzt aufgegeben haben? Aber ihre trotzigen Worte standen in beschämender Übereinstimmung mit ihrem Handeln. Denn hätten sie daran im Glauben festgehalten, dass Er in ihrer Mitte wohnte, unmöglich hätten sie sich dann zu solch einem Murren und Hadern gegen Gott hinreißen lassen können.
Fällt es uns schwer, in dem Fehlverhalten der Kinder Israel die Wurzel für manches, wenn nicht für alles Versagen auch unter dem Volk Gottes in unseren Tagen zu erkennen? Glauben wir zum Beispiel wirklich noch, dass der Herr Jesus in der Mitte derer ist, die zu Seinem Namen hin versammelt sind (Mt 18,20)? Wir wollen hier nicht die Bedingung untersuchen, die darin liegt, zu Seinem Namen hin versammelt zu sein. Das ist an anderer Stelle ausführlich geschehen. Aber wenn wir bekennen, dass wir es sind, dann müssen wir uns die Frage gefallen lassen, ob wir noch von der persönlichen Gegenwart des Herrn Jesus bei unseren Zusammenkünften überzeugt sind. Verlieren wir durch Untreue und Unglauben diese Überzeugung, so büßen wir die Hauptsache, büßen den wahren Mittelpunkt ein. jeder Form von Unordnung, ja von Sünde wird damit Tür und Tor geöffnet.
Als in der frühen Geschichte der Kirche das erste Mal Sünde in der Versammlung Gottes offenbar wurde (Apg 5), war auch bei Ananias und Sapphira das Bewusstsein von der Gegenwart Gottes in der Versammlung verlorengegangen. Sie hatten von dem Kaufpreis beiseitegeschafft und nur einen Teil des Erlöses zu den Füßen der Apostel niedergelegt mit der unausgesprochenen Lüge auf den Lippen, dass das der ganze Betrag sei. Das war Betrug. Aber sie hatten nicht die Apostel, nicht die Gläubigen belogen, sondern den Heiligen Geist und damit Gott. Das macht den Ernst ihrer Sünde aus. Sie haben ganz außer Acht gelassen, dass Gott in der Person des Heiligen Geistes auf die Erde gekommen war und nun hier in Seinem Haus wohnte. Ananias beachtete nicht Seine heilige Gegenwart in der Versammlung. Unser Versagen beginnt in der Regel damit, dass wir die Wirklichkeiten, die Gott in Seiner Gnade geschaffen hat, nicht mehr sehen. Sie in Zweifel zu ziehen oder sie einfach nur nach und nach aus dem Auge zu verlieren, weil uns andere Dinge wichtiger sind, leitet einen Weg ein, der nur abwärtsführen kann. Deswegen lasst mich die Frage noch einmal anders formulieren: Glauben wir wirklich, dass Gott in Seiner Versammlung (1. Kor 3,9.16) und auch in dem Körper jedes einzelnen Erlösten (1. Kor 6,17‑19) wohnt? Würde es nicht tiefgreifende Veränderungen in unserem Verhalten hervorrufen, wenn wir tatsächlich von diesen Realitäten überzeugt wären?
Ananias und Sapphira hatten den Geist des Herrn versucht (Apg 5,9); hatten Gott auf die Probe gestellt, wie weit sie gehen könnten; hatten Gott herausfordernd gleichsam gefragt: „Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?“ Dieses Nichtbeachten und Infragestellen der Gegenwart Gottes in Seiner Versammlung ‑ es ist ein erschreckender Charakterzug auch unserer Tage.
Doch wir wollen diesen Abschnitt über das Gott Versuchen nicht abschließen, ohne noch einmal auf die wunderbare Langmut und Güte Gottes hingewiesen zu haben. Das führt uns dann auch zum nächsten Abschnitt.
Als die Leviten zur Zeit Nehemias im Gebet zu ihrem Gott der vergangenen Tage gedachten (Neh 9), da erinnerten sie sich auch an einen besonderen Tiefpunkt in der Geschichte des widerspenstigen Volkes. Preisend rühmen sie den „Gott der Vergebung“ und bekennen: „Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte, und du verließest sie nicht. Sogar als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sprachen: Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten heraufgeführt hat! und große Schmähungen verübten, verließest du in deinen großen Erbarmungen sie doch nicht in der Wüste“ (Verse 17‑19).
Halten wir daran im Glauben fest, liebe Freunde: Was die Nöte auch sein mögen, durch die Gott uns gehen lässt ‑ Er wird uns nie in der Wüste verlassen!
Der geschlagene Fels
„Da schrie Mose zu dem HERRN und sprach: Was soll ich mit diesem Volk tun? Noch ein wenig, und sie steinigen mich. Und der HERR sprach zu Mose: Gebe hin vor dem Volk, und nimm mit dir von den Ältesten Israels; und deinen Stab, womit du den Strom geschlagen hast, nimm in deine Hand und gehe hin. Siehe, ich will daselbst vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb; und du sollst auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus demselben herauskommen, dass das Volk trinke. Und Mose tat also vor den Augen der Ältesten Israels“ (2. Mo 17,4‑6).
Trotz des Haderns der Kinder Israel gegen Ihn weist Gott in Seiner Gnade Mose einen Weg, auf dem das Volk zu dem dringend benötigten Wasser kommen würde. Ist Seine Güte nicht bewundernswert? Auch nicht ein einziges Wort des Unwillens über das halsstarrige Volk ist von Seiner Seite zu hören! Sein ganzes Handeln ist von vollkommener Gnade bestimmt. Wir erinnern uns daran, dass das Volk damals noch nicht unter dem Gesetz vom Sinai stand, sondern dass der Grundsatz der Gnade Gottes diese erste Etappe der Wüstenreise kennzeichnete. je mehr sie murrten, desto reichlicher entfaltete Gott die Wunder Seiner Gnade. „Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden“ (Röm 5,20).
Der Stab Moses
Mose sollte seinen Stab nehmen, mit dem er den Strom Ägyptens geschlagen hatte, und nun damit den Felsen schlagen. Der Stab Moses redet von der Macht Gottes, ausgeübt im Gericht. Er unterscheidet sich damit klar von dem Stab Aarons, der Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift hatte (4. Mo 17,8). Dieser Stab ist ein Symbol der Gnade Gottes auf dem Weg des Priestertums ‑ priesterlicher Gnade also.
Das führt uns zu einem kurzen Vergleich zwischen unserem Abschnitt in 2. Mose 17 und dem, was im vierten Buch Mose, Kapitel 20, berichtet wird. Beide Begebenheiten sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich, und tatsächlich sind Bibelkritiker davon ausgegangen, dass es sich um dieselbe Begebenheit handle, dass aber eine Reihe von Unkorrektheiten und Unstimmigkeiten in der jeweiligen Berichterstattung vorlägen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass zwischen beiden Ereignissen die fast vierzig Jahre der Wüstenwanderung liegen. Und während der Mann Gottes in 2. Mose 17 den Fels mit seinem Stab schlagen sollte, sollte er auf Geheiß Gottes in 4. Mose 20 „den Stab“, das ist den Stab Aarons, vor dem HERRN wegnehmen und zu dem Felsen reden. Dass er dann dennoch den Felsen schlug, zweimal schlug, und zwar mit seinem Stab schlug, führte zu ernsten Zuchthandlungen Gottes an Mose und Aaron: Beiden wurde nicht gestattet, die Versammlung in das Land zu bringen. Wiederholt flehte Mose zum Herrn, Er möge ihn doch in das Land hinüberziehen und das gute Land sehen lassen.
„Aber der HERR war über mich erzürnt um euretwillen und hörte nicht auf mich; und der HERR sprach zu mir: Lass es genug sein; rede mir fortan nicht mehr von dieser Sache (5. Mo 3,25.26). Im Land Moab fand Mose seinen Tod, obwohl sein Auge nicht schwach geworden und seine Kraft nicht geschwunden war, wie die Schrift sagt; dort begrub ihn der HERR, „darum, dass ihr mich nicht geheiligt habt inmitten der Kinder Israel“ (5. Mo 32,48‑52).
Wir mögen Mühe haben, das ernste Handeln Gottes mit Mose nachzuvollziehen. Aber der Grund dafür ist darin zu suchen, dass dieser große Mann Gottes durch seine Handlung ein kostbares, grundlegendes Vorbild auf den Herrn Jesus verdorben hat. Wir werden das sogleich noch besser verstehen.
Der Fels aber war der Christus
Dass der ›Fels‹ ein Bild von dem Herrn Jesus ist, macht 1. Korinther 10 eindeutig klar: „Denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. Der Fels aber war der Christus“ (V. 4).
Wenn wir das im Auge behalten, wie bewegend wird dann die Aussage in 2. Mose 17, Vers 6: „Siehe, ich will daselbst vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb; und du sollst auf den Felsen schlagen“! Gott selbst stand auf dem Felsen, der auf Sein Geheiß hin geschlagen wurde! Erinnert uns das nicht daran, dass „Gott in Christus war“ und dass Er Den, „der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat““ (2. Kor 5,19.21)?
Ehe Wasser zum Trinken für das Volk aus dem Felsen hervorkommen konnte, musste der Fels geschlagen werden. Auf uns übertragen, können wir sagen: Ehe Gott uns göttliches Leben, ja den Heiligen Geist geben konnte, musste Er Christus im Gericht schlagen, musste Er Ihn behandeln, wie die Sünde in Seinen Augen es verdiente.
Unermessliches Geschehen! Wer könnte auch nur annähernd erfassen, was es für Gott bedeutete, Seinen eingeborenen Sohn, der Ihn in jedem Zug Seines Wesens auf der Erde verherrlicht hatte, für uns in den Tod zu geben? Und wer könnte verstehen, was es für unseren Herrn und Heiland war, von Gott verlassen zu werden ‑ unserer Sünde wegen? Die Gemeinschaft mit Seinem Gott war für den Herrn Jesus von unendlichem Wert. Dann muss der Verlust dieser Gemeinschaft in den drei Stunden der Finsternis ein namenloses Weh für Ihn bedeutet haben. Nur ein klein wenig lässt uns jener markerschütternde Schrei, der die Finsternis des Kreuzes durchdrang, ahnen, was für eine Qual Seine Seele erfüllte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Ja, der geschlagene Fels ist der gekreuzigte Christus. Dort am Kreuz hat Er Sühnung gemacht, dort wurde Er „die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ (1. Joh 2,2). Weil den Ansprüchen eines gerechten und heiligen Gottes im Blick auf die Sünde durch das Werk Seines Sohnes vollkommen entsprochen wurde, kann nun Gott allen Sündern in der Welt zurufen: „Wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Off 22,17).
Aber außer der Seite der Sühnung haben wir noch die der Stellvertretung. Sühnung ist für die ganze Welt geschehen; aber stellvertretend ist der Herr Jesus nur für die gestorben, die an Ihn und Sein Werk glauben würden. „Für uns“ wurde Er von Gott zur Sünde gemacht; „unsere Sünden“ hat Er an Seinem Leib auf dem Holz getragen (1. Pet 2,24). Wenn es um das Tragen von Sünde geht, hat Er nicht die Sünden aller, sondern die Sünden vieler getragen (Heb 9,28; Jes 53,12). So groß und gewaltig die Ergebnisse des Werkes Christi auch sind ‑ eine Allversöhnung, eine Versöhnung aller, wird es nicht geben.
Jetzt verstehen wir auch, dass der Felsen nur einmal mit dem Stab des Gerichts geschlagen werden durfte und dass Mose beim zweiten Mal den Stab Aarons hatte nehmen und zu dem Felsen reden sollen. Das Werk Christi ist vollbracht (Joh 17,4; 19,30), es kann weder wiederholt, noch kann ihm etwas hinzugefügt werden (Heb 9,25.26; 10,14). Wie beglückend ist es für uns zu wissen, dass wir nun durch Sein einmaliges Opfer „auf immerdar vollkommen gemacht“ sind! Gehört nicht unserem Gott und Vater nun jeder Dank und jede Anbetung dafür, dass Er Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben hat (Röm 8,32)? Und sollten unsere Herzen nicht mit Hingabe Dem entgegenschlagen, „der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat“ (Eph 5,2)? In der Tat, wir können nie zu oft und nie zu viel mit dem Kreuz Christi beschäftigt sein und mit Dem, der daran hing! Nichts fördert unsere Zuneigung zu Ihm mehr als das.
Aber wir verstehen jetzt auch, warum der Fels zuvor geschlagen werden musste, ehe Wasser zum Trinken für das Volk hervorströmen konnte. Die Frage der Sünde musste zuerst geklärt sein. Denn bedenken wir: Selbst in dem Vorbild war die Sünde des Volkes die Ursache dafür, dass der Fels geschlagen werden musste. Da jetzt aber für den Gläubigen der Weg, der Zugang zu Gott „durch das Blut Jesu“ gebahnt ist (Heb 10,19‑22), kann Gott Seine Liebe und Gnade ungehindert ausströmen lassen. Und das Größte, das Er nach der Person Seines Sohnes nun geben kann, ist die Gabe des Heiligen Geistes als der Kraft des ewigen Lebens. Von Ihm ist das aus dem geschlagenen Felsen hervorfließende Wasser ein treffendes Vorbild.
So gehen die Kapitel 16 und 17 im zweiten Buch Mose ebenso miteinander wie Kapitel 6 und 7 im Evangelium nach Johannes. 2. Mose 16 entspricht dabei Johannes 6, und 2. Mose 17 entspricht Johannes 7. Wenn 2. Mose 16 vom Manna redet, so zeigt uns Johannes 6 den Herrn als das Brot des Lebens. Und das Wasser von 2. Mose 17 findet sein Gegenstück in dem, was der Herr Jesus in Johannes 7 von dem Heiligen Geist sagt.
Schon im 4. Kapitel hatte Er zu der Frau aus Samaria am Brunnen von Sichar gesagt: „Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“ (Verse 13.14). In Kapitel 7 greift Er dann dieses Bild wieder auf und sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Verse 37.38). Der „Kommentar“ des heiligen Schreibers zu diesen Worten ist, „Dies aber sagte er von dem Geist, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (V. 39).
Bevor die Gabe des Heiligen Geistes gegeben werden konnte, musste Christus nicht allein sterben, sondern Er musste auch danach verherrlicht sein. Das Herabkommen des Heiligen Geistes am Tag der Pfingsten (Apg 2) ist nämlich das Siegel davon, dass das Werk der Erlösung vollbracht ist. Deswegen konnte diese Taufe mit Heiligem Geist (Apg 1,5) nicht eher geschehen, als bis der Herr Jesus siegreich auferstanden und in die Herrlichkeit des Himmels hinaufgestiegen war. Dass durch diese Taufe mit Heiligem Geist auch der eine Leib Christi gebildet wurde, sei jetzt nur am Rand erwähnt, obgleich es sich dabei um eine wesentliche Wahrheit neutestamentlicher Lehre handelt (1. Kor 12,13).
Wenn diese Taufe zu Pfingsten auch einmalig war, so empfängt doch jeder Gläubige, der sich heute in der Zeit der Gnade im Glauben auf das Erlösungswerk Christi stützt, persönlich den Heiligen Geist: „Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater!“ (Gal 4,6). Dieses ›Empfangen‹ des Heiligen Geistes, von dem der Herr Jesus in Johannes 7 sprach, wird in der Schrift nie ›Taufe mit Heiligem Geist‹ genannt, sondern ›Versiegelung‹, Erhalt eines ›Unterpfandes‹ und ›Salbung‹, (1. Kor 1,21.22; Eph 1,13.14; 4,30; 1. Joh 2,20).
Die Segnung, den Geist Gottes in sich wohnend zu besitzen (Joh 14,16.17; 1. Kor 6,19), ist von unübersehbarer Tragweite und großer Kostbarkeit. In Verbindung mit der „Quelle Wassers“ soll hier nur auf den einen Punkt hingewiesen werden: Obgleich im höchsten Sinn Persönlichkeit, ist der Heilige Geist die Kraft, die in dem ewigen Leben, das der Gläubige besitzt, wirksam ist. Und in dieser Kraft wird der Gläubige nicht nur selbst erfrischt und gestärkt, sondern die Wirksamkeit des Geistes in dem Gläubigen ergießt sich auch nach außen zum Segen für andere und zur Verherrlichung Gottes, von dem alles kommt. Möge der Herr uns helfen, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben (Eph 4,30) und Seinem Wirken nicht im Weg stehen, damit auch heute noch Ströme lebendigen Wassers fließen!
Kampf mit Amalek
In Verbindung mit dem Murren der Kinder Israel in der Wüste finden wir in 2. Mose 16 und 17 drei wichtige Vorbilder. Das Man spricht von dem Fleisch gewordenen Christus; der geschlagene Fels weist auf den gekreuzigten Christus hin; und in dem Wasser, das aus dem geschlagenen Felsen hervorfloß, sehen wir ein Bild von dem Heiligen Geist. Man kann die Reihenfolge dieser drei Vorbilder nicht umkehren, ohne das Bild in seiner Gesamtheit zu zerstören.
Es ist tatsächlich schon beeindruckend, mit welcher Genauigkeit oft schon die Vorbilder des Alten Testaments christliche Wahrheiten des Neuen Testaments vorstellen. Selbst die Reihenfolge der Ereignisse ist oft nicht ohne Belang. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn wir zum zweiten Abschnitt in z. Mose 17 kommen und ein viertes Stück finden: Nach dem Genuss des lebendigen Wassers wird das Volk Gottes in Rephidim unvermittelt in den Kampf mit den Feinden verwickelt.
„Und es kam Amalek und stritt wider Israel in Rephidim. Und Mose sprach zu Josua: Erwähle uns Männer und ziehe aus, streite wider Amalek; morgen will ich auf dem Gipfel des Hügels stehen, mit dem Stab Gottes in meiner Hand. Und Josua tat, wie Mose ihm gesagt hatte, um wider Amalek zu streiten“ (Verse 8‑10).
Als Gott Seinem irdischen Volk das Man gab, wurde der Sabbat eingeführt: Christus bringt die Seele zur Ruhe, ja, Er führt Sein Volk zur ewigen Ruhe Gottes. Aber nachdem das Volk den „geistlichen Trank“ getrunken hatte und dadurch gestärkt worden war, ist Kampf mit dem Feind die unmittelbare Folge.
Nun, das ist genau das, was wir hier lernen sollen, was aber zu verwirklichen uns mitunter schwerfällt. Wenn wir als Erlöste von der Knechtschaft Satans befreit worden sind und nun auf der Seite Christi stehen, bringt das unweigerlich Kampf mit sich. Wir mögen das ebenso wenig erwartet haben, wie die Kinder Israel einst darauf vorbereitet waren. Als sie durch den starken Arm des HERRN von der Macht Pharaos erlöst und durch das Rote Meer gegangen waren, mochten sie gedacht haben, dass sie nun sogleich in das verheißene Land kommen würden, um von dessen „Milch und Honig“ zu genießen (vgl. Kap. 3,8). Aber stattdessen fanden sie sich in der Wüste wieder und sahen sich nach der Stärkung durch das Man und das Felsenwasser einem starken Feind gegenüber ‑ Amalek und seinem Volk. Gewiss, Gott hatte sie zu Sich gebracht; denn Er sagt ihnen ein wenig später: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht habe“ (Kap. 19,4). Wie köstlich ist dieses ZU MIR! Was jedoch ihre äußeren Umstände und Erfahrungen anging, waren sie nirgendwo anders als in der Wüste mit all ihren Entbehrungen und Gefahren.
Uns geht es nicht anders, Geliebte. In dem Augenblick, wo wir durch die Gnade erlöst werden, sind wir in der Tat „zu Gott“ gebracht worden; nichtsdestoweniger befinden wir uns aber auch in der Wüste. Doch es kommt noch etwas Weiteres hinzu, was wir zu Anfang nicht fanden. Durch den Empfang des Heiligen Geistes aufgrund des vollbrachten Werkes Christi haben wir nicht allein Stärkung und Erfrischung erfahren, um unseren Weg durch die Wüste fortzusetzen, sondern wir sind auch in die Lage versetzt worden, den Kampf mit dem Widersacher Gottes aufzunehmen. Diesen Kampf kannten wir nicht, als wir noch in ›Ägypten‹ und unter der Macht Satans waren.
Worüber wir uns nun nicht selten überrascht zeigen, ist dies: Mit diesem Kampf, dem christlichen Kampf, verschont uns Gott nicht! Im Gegenteil, Er gestattet ›Amalek‹, zu kommen und uns zu widerstehen, so dass wir uns genötigt sehen, mit ihm zu kämpfen. Auch wir hören die Aufforderung Gottes: „Streite wider Amalek!“ Und das gilt nicht nur für das Erleben des einzelnen, sondern wir sehen dasselbe auch in historischer Hinsicht im Blick auf die Versammlung Gottes. Nachdem der Heilige Geist am Tag der Pfingsten gegeben worden und die Versammlung entstanden war, begann kurze Zeit danach der Kampf der ersten Christen gegen die Mächte des Bösen.
Natürlich erhebt sich eine Reihe von Fragen in Verbindung mit unserem „Kampf gegen Amalek“. Über sie müssen wir zur Klarheit kommen, wenn wir Nutzen aus dem vor uns liegenden Abschnitt ziehen wollen: Welchen Feind haben wir heute unter ›Amalek‹ zu verstehen? Warum lässt Gott diesen Kampf für Sein Volk zu? Worin besteht der Kampf gegen ›Amalek‹ wie wird er geführt? Welche Hilfsmittel sind uns für diesen Kampf gegeben? Wie lange währt er? Ich denke, dass wir anhand unseres Abschnittes die Antwort auf diese Fragen aus Gottes Wort erhalten können.
Amalek
Viele haben geglaubt, in ›Amalek‹ das Fleisch, die in uns wohnende Sünde, sehen zu müssen. Sicher ist dieser Gedanke nicht rundweg abzulehnen, als habe nämlich das Fleisch gar nichts mit ›Amalek‹ zu tun. Dennoch erscheint er etwas zu schmal, zu einseitig. Auch fordert uns Gott im Neuen Testament nicht direkt auf, gegen das Fleisch in uns, gegen die Sünde als Natur, zu kämpfen. Vielmehr sollen wir uns „der Sünde für tot halten“ (Röm 6,11). „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten“ (Gal 5,24). Die „Handlungen des Leibes“ allerdings sollen wir in der Kraft des Geistes „töten“ (Röm 8,13). Trotzdem kämpfen wir nicht gegen die Sünde in uns. Hat sie jedoch Früchte getragen und „Handlungen“ hervorgebracht, sind wir gehalten, diese im Selbstgericht vor Gott schonungslos zu verurteilen. Wenn in Hebräer 12, Vers 4, gesagt wird, dass die Gläubigen aus den Juden noch nicht, „wider die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden“ hätten, so widerspricht das keineswegs dem Gesagten; denn hier ist von einem Kampf gegen die Sünde in anderen die Rede, von Verfolgungen also, die sie von Außenstehenden erlitten und die bis zum Tod gehen konnten.
Amalek war ein erklärter Feind des Volkes Israel und versuchte, das Volk bei seinem Zug durch die Wüste aufzuhalten und es, wenn möglich, zu vernichten. Die anderen Feinde Israels waren nicht minder gefährlich, aber die Methoden ihres Kampfes waren anderer Art. Die Philister gingen politisch vor, die Jebusiter zeichneten sich durch Tapferkeit aus. Die Kampfesweise der Amalekiter dagegen war gemein und niedrig. Gott wollte nicht, dass das in Vergessenheit geriet: „Gedenke dessen, was Amalek dir getan hat auf dem Weg, als ihr aus Ägypten zogt, wie er dir auf dem Weg entgegentrat und deinen Nachtrab schlug, alle Schwachen hinter dir her, als du matt und müde warst; und er fürchtete Gott nicht“ (5. Mo 25,17.18). „So spricht der HERR der Heerscharen: Ich habe angesehen, was Amalek Israel getan, wie er sich ihm in den Weg gestellt hat, als es aus Ägypten heraufzog“ (1. Sam 15,2).
Gehen wir fehl in der Annahme, dass wir in ›Amalek‹ ein Bild Satans selbst und seiner Macht haben, in der er versucht, das Volk Gottes heute auf seinem Weg durch die Wüste aufzuhalten und ihm Schaden zuzufügen? Gewiss, er kann uns nicht wieder unter die Sklaverei ›Ägyptens‹, unter seine Macht, zurückbringen, aber er kann uns empfindlich schlagen und verwunden. Dazu kann er alle möglichen Dinge und Umstände benutzen, die Welt um uns und besonders das Fleisch in uns, diesen treuen Verbündeten Satans „hinter den Festungslinien“. Wie sehr haben wir die List ›Amaleks‹ zu fürchten, der uns gerade dann, wenn wir schwach, matt und müde sind, angreifen, der uns gerade dann zusetzen wird, wenn wir ‑ wie Israel in Rephidim ‑ gesündigt haben und so um so leichter verwundbar sind! Liebe Freunde, lasst uns darüber klar sein: Wenn wir den fleischlichen Lüsten in uns nachgeben, statt auf sie das Todesurteil Gottes zu schreiben, dann kämpfen wir nicht gegen ›Amalek‹, sondern spielen ihm in die Hände. Satan wird stets versuchen, fleischliche, weltliche Grundsätze in unser Leben einzuführen. Auf diese Weise schwächt er uns und hindert uns, auf unserem Weg des Glaubens Fortschritte zu machen.
Um das bisher Gesagte noch einmal kurz zusammenzufassen: Der eigentliche Kampf des Christen richtet sich nicht gegen das Fleisch, sondern gegen Satan, der das Fleisch benutzt. Nur wenn wir verwirklichen, dass wir mit Christus der Sünde gestorben sind, sind wir in der Lage, den Kampf gegen ›Amalek‹ in der Kraft des in uns wohnenden Geistes aufzunehmen. Dass wir auch nicht gegen unsere Mitmenschen oder gar gegen Brüder kämpfen, sei noch ausdrücklich erwähnt. Natürlich kann Satan Menschen oder Brüder als seine Werkzeuge gebrauchen (Mt 16,23), aber wir kämpfen nicht gegen sie.
Ein Kampf des HERRN
Der Kampf gegen ›Amalek‹ findet zwar nicht in den himmlischen Örtern statt (vgl. Eph 6,10ff), sondern in der Wüste ‑ Satan übt seine Macht in verschiedenen Bereichen aus ‑, dennoch ist es Gottes Kampf. Er führt ihn gegen den Widersacher, aber Er tut das durch Sein Volk. Das gibt diesem Kampf in unseren Augen einen so erhabenen Charakter und verleiht uns auch Mut, ihn zu führen. Ist es doch der Kampf Gottes, in dem Er Sich verherrlichen will. Zugleich finden wir hier auch eine Antwort darauf, warum er geführt werden soll: Gott will dem Satan in dieser Welt „Terrain“ abnehmen, und dazu will Er uns benutzen. Deswegen sollen wir nicht nur nicht von ›Amalek‹ geschlagen werden, sondern Raum gegen ihn gewinnen.
Zum einen kann dies im Gewinnen von Menschen für Christus durch die Verkündigung des Evangeliums geschehen. Die Welt ist in Finsternis. Trotzdem leuchtet das wahrhaftige Licht schon, und mit jeder Seele, die aus der Finsternis zum Licht geführt wird, „vergeht die Finsternis“ (1. Joh 2,8) ‑ ein wahrlich beglückender Gedanke!
Aber zum anderen gibt es auch im persönlichen Bereich jedes einzelnen Christen viele Möglichkeiten, wodurch wir Raum gegen Satan gewinnen können. Bleiben wir einmal bei dem Gedanken von Licht und Finsternis. Es ist stets Satans Bemühen, durch Unkenntnis das Licht Gottes von der Seele fernzuhalten. Das gilt auch für uns Gläubige. In wie vielen Bereichen unseres Herzens gibt es dunkle Stellen, die wir dem Herrn noch nicht geöffnet haben!
Der Teufel hat Interesse daran, dass das so bleibt. Und wieviel Unkenntnis über die Gedanken und den Willen Gottes herrscht doch oft bei uns vor! Insofern „vergeht die Finsternis“ im Blick auf uns auch dadurch, dass wir uns dem Wirken des Geistes Gottes öffnen und in der Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus Christus wachsen. Auch Fortschritte in der praktischen Heiligung, in der Hingabe an Gott, in der Liebe zu den Brüdern, in Geduld und Ausharren, sind ein „Geländegewinn“ gegen den Widersacher, sind Siege über den, der die Entfaltung solcher Tugenden verhindern will.
Das alles bedeutet indes Kampf, jeder Fußbreit muss errungen werden. Es ist zwar der Kampf des HERRN, aber wir müssen ihn kämpfen. Er unterscheidet sich darin grundsätzlich von dem Kampf des HERRN in Kapitel 14. Dort vernichtete Er den Pharao und sein ganzes Heer ‑ ein wunderbares Vorbild der Erlösung. Und dieses Werk tat Er ganz allein, so dass Mose zu dem Volk sagen konnte: „Steht und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute schaffen wird; denn die Ägypter, die ihr heute seht, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich. Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (Verse 13.14).
Im Kampf mit ›Amalek‹ hingegen müssen wir kämpfen, nichts fällt uns in dieser Hinsicht in den Schoß. Ein mächtiger Feind will uns am Weiterkommen hindern, und mit unserer Kraft können wir gegen ihn nichts ausrichten. Wie gut, dass wir da Hilfsquellen haben, die Gott uns gewährt, damit wir in diesem Kampf nicht unterliegen!
Hilfsquellen und Ergebnisse
„Und Josua tat, wie Mose ihm gesagt hatte, um wider Amalek zu streiten; und Mose, Aaron und Hur stiegen auf den Gipfel des Hügels. Und es geschah, wenn Mose seine Hand erhob, so hatte Israel die Oberhand, und wenn er seine Hand ruhen ließ, so hatte Amalek die Oberhand. Und die Hände Moses wurden schwer. Da nahmen sie einen Stein und legten denselben unter ihn, und er setzte sich darauf, und Aaron und Hur unterstützten seine Hände, hier einer und dort einer; und so waren seine Hände fest, bis die Sonne unterging. Und Josua streckte Amalek und sein Volk nieder mit der Schärfe des Schwertes“ (Verse 10‑13).
Als erstes finden wir hier Josua, wie er seine Brüder im Kampf gegen Amalek anführte. Josua ist zweifellos ein Bild von Christus, der in der Kraft des Heiligen Geistes Sein erlöstes Volk in den Kampf führt. Wenn wir diese Wahrheit mit dem Herzen erfassen, welch eine Ruhe und Gelassenheit strömt dann in unser Herz! Wie entmutigend die Umstände auch sein mögen, in denen wir uns befinden, wie dreist die Angriffe des Feindes auf das Zeugnis des Herrn in dieser Welt ‑ es ist Sein Kampf, den wir führen, und Er geht uns in diesem Kampf voran. Lasst uns daher von Menschen absehen und uns nur auf Ihn stützen und die Kraft Seines Geistes, in der allein wir gegen den Feind bestehen und den Sieg davontragen können!
Aber selbst wenn wir den Kampf des Herrn kämpfen und dazu Josua in den Ebenen der Wüste als Anführer haben, so brauchen wir Ihn doch auch in noch anderer Weise. Das wird uns in Mose auf dem Gipfel des Hügels vorgestellt. So groß sind die Person und der Dienst unseres Herrn, dass zu deren Illustration ein Bild nicht ausreicht. Deshalb tritt nun neben Josua in der Ebene die Person Moses ‑ Mose auf dem Hügel mit dem Stab der Macht Gottes in seiner Hand. Nur wenn Mose auf dem Gipfel des Hügels seine Hände erhob, unterstützt von Aaron und Hur, hatten die Kämpfer in der Ebene unter Josua die Oberhand über Amalek.
Zwei äußerst wichtige Wahrheiten lernen wir aus diesem Bild. Die erste betrifft den Dienst unseres Herrn und Erlösers für uns im Himmel. In der Würde Seines Priestertums (›Aaron‹) und unter Aufrechterhaltung der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes (›Hur‹ = ›Licht‹) verwendet Er Sich zur Rechten Gottes für Heilige Gott gemäß (Röm 8,34). Er erscheint jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns und vermag die „völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er immerdar lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 9,2‑4; 7,25).
Wie unendlich viel wir hier auf der Erde diesem Dienst unseres Hohenpriesters im Himmel verdanken, werden wir wohl erst dann ganz erfassen können, wenn wir das Ziel unserer Wanderung durch die Wüste erreicht haben. jedenfalls macht uns das uns beschäftigende Vorbild dies eine ganz klar‑ Unser Sieg über den Feind hängt vollständig von Ihm ab.
Das Vorbild selbst erreicht natürlich nie ganz die Wirklichkeit, es ist nur ein Schatten der Dinge in den Himmeln. Und so verstehen wir, dass die Hände unseres großen Hohenpriesters nie schwach werden: Sie sind fest, bis die Sonne untergeht. Er lebt immerdar, das heißt ununterbrochen, um sich für uns zu verwenden; und Sein ununterbrochener Dienst kann nicht ohne Wirkung und Ergebnis sein. Wie tröstet es uns, das zu wissen!
Die zweite Wahrheit betrifft direkt uns selbst: die Notwendigkeit unserer Abhängigkeit von unserem Herrn und Meister im Himmel. Wir müssen uns stets bewusst machen und bewusst bleiben, dass wir vollkommen von Ihm und Seinem Dienst abhängig sind, ob wir nun allgemein an unseren Gang durch die Wüste denken oder im Besonderen an unseren Kampf mit ›Amalek‹. „Außer mir könnt ihr nichts tun“, hat der Herr Jesus gesagt (Joh 15,5), und das ist und bleibt in jeder Beziehung wahr.
Doch wie schnell verlieren wir das Bewusstsein unserer Abhängigkeit von Ihm! Nirgends versagen wir wohl im praktischen Leben mehr als darin, alles nur in Abhängigkeit vom Herrn zu tun! Haben wir Ihn überhaupt gefragt, ob wir dieses oder jenes beginnen sollen? Und selbst wenn wir eine Sache in Abhängigkeit von Ihm begonnen haben, liegt die Möglichkeit nahe, dass im weiteren Verlauf das Fleisch die Führung übernimmt. Das kann selbst bei unserem Dienst für den Herrn geschehen oder während wir im Gebet sind. Dann verlieren wir nicht nur selbst den Segen, sondern unterliegen auch der Gefahr zu fallen. Ein gesegneter Diener des Herrn hat einmal in einem Vortrag gesagt: „Wenn ich jetzt zu euch spreche, und ich hörte dabei auf, vom Herrn abhängig zu sein, würde ich jeden Segen für meine Seele einbüßen ... Weder kann ich reden noch könnt ihr hören zum Nutzen, ohne Abhängigkeit vom Herrn.“
Der Segen Gottes für unseren Weg durch die Wüste liegt in der Verwirklichung unserer Abhängigkeit von Ihm. Ist dagegen unser Leben durch Unabhängigkeit gekennzeichnet, wird Satan trotz aller Vorsorge Gottes Vorteile über uns erringen und unserer Seele Schaden zufügen. Und kehren wir in einem solchen Zustand nicht bald zu Gott um, kann es sein, dass unser Leben, obwohl wir erlöst sind, für den Herrn weitgehend nutzlos ist. Dennoch dürfen wir in jedem Umstand auf die Gnade und Güte des Herrn rechnen. Er ist willig und in der Lage, uns in der Kraft Seines Priestertums und Seiner Gerechtigkeit im Kampf aufrechtzuerhalten und jede Segnung zu sichern.
So finden wir in dem allen eine weitere Antwort auf die Frage, warum Gott ›Amalek‹ gegen uns kommen lässt. Nur im Kampf entwickeln sich und gedeihen unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes bestimmte geistliche Tugenden, deren wichtigste die Abhängigkeit vom Herrn ist. Und wo lernten wir besser solche Tugenden wie Mut, Tapferkeit, Entschlossenheit, Entsagungsbereitschaft, Beherrschung, Ausharren, Misstrauen gegen uns selbst und Vertrauen zu Gott als im Kampf gegen ›Amalek‹?
Bleiben wir daher nahe beim Herrn und lassen wir uns im Kampf nicht entmutigen! Denn wir werden das erfahren, was in unserem Abschnitt so beschrieben wird: „Und Josua streckte Amalek und sein Volk nieder mit der Schärfe des Schwertes“ (V. 13) ‑ Sieg über Satan und seine Verführungen. Doch bedenken wir: Niemals flieht der Teufel vor uns. Wenn wir aber mit Christus in Gemeinschaft sind und ihm so widerstehen, dann flieht er von uns (Jak 4,7). Und warum? Weil er in uns Christus begegnet ist.
Satan ‑ unter unsere Füße zertreten
War nun mit dem Sieg Josuas über Amalek der Feind für immer geschlagen und der Krieg beendet? Durchaus nicht!
Wohl war der Sieg bei dieser Gelegenheit errungen worden, aber der Kampf musste, wie uns die letzten Verse des Kapitels zeigen, fortgesetzt werden „von Geschlecht zu Geschlecht“.
„Und der HERR sprach zu Mose: Schreibe dieses zum Gedächtnis in ein Buch, und lege in die Ohren Josuas, dass ich das Gedächtnis Amaleks gänzlich unter dem Himmel austilgen werde. Und Mose baute einen Altar und gab ihm den Namen: HERR, mein Panier! Und er sprach: Denn die Hand ist am Thron Jahs: Krieg hat der HERR wider Amalek von Geschlecht zu Geschlecht!“ (Verse 14‑16).
Zuerst jedoch sollte Mose das, was mit Amalek in Rephidim geschehen war, zum Gedächtnis in ein Buch schreiben. Die Kinder Israel sollten sich später immer wieder daran erinnern, was der Herr in der Vergangenheit für sie getan hatte. In Verbindung damit baute Mose in Dankbarkeit und Anbetung den Altar „Jehova‑Nissi“ und bekannte damit vor dem ganzen Volk, dass der HERR sein Panier und dass Ihm allein die Errettung vom Feind zu verdanken war.
Haben auch wir in unsere Herzen eingeschrieben, was der Herr Jesus als „unser Panier“ in den zurückliegenden Jahren unserer Wanderschaft durch die Wüste für uns getan hat? Hat Er uns nicht in unermesslicher Gnade bei unzähligen Gelegenheiten Seine Hilfe gegen den Feind gewährt? Nicht immer haben wir Seinen Beistand überhaupt bewusst erlebt. Und doch können auch wir uns an manche Gelegenheit erinnern, wo wir es tief empfunden haben, wie Er uns geholfen hat. Haben diese Siege uns zur Anbetung und zu größerer Wertschätzung Dessen geführt, der sie uns geschenkt hatte? Wie oft, ach, wie oft haben wir sogar vergessen, Ihm dafür zu danken! Dass doch jeder von uns persönlich von Ihm sagen lernte: „HERR, mein Panier!“ Ist Er nicht unserer ganzen Hingabe und unseres uneingeschränkten Vertrauens wert?
Aber dann wird der Blick von der Erinnerung an das in der Vergangenheit Geschehene in die Zukunft gelenkt, und das in zweifacher Weise. Das erste ist, dass der Kampf gegen Amalek nicht aufhören würde. Es war der Kampf des HERRN, und Er würde ihn von Geschlecht zu Geschlecht führen. Nicht nur sollte der Kampf während der ganzen Zeit eines Geschlechts fortgeführt werden, sondern auch in den zukünftigen Geschlechtern sollte dies geschehen.
Auch wir müssen lernen, dass der Kampf gegen ›Amalek‹ mit einem Sieg über ihn nicht zu Ende ist. Der gütige Herr gibt uns zwar die Zusage auf den Sieg und gewährt uns jede Sicherheit für die Zeit unserer Wüstenreise, aber Er verheißt uns nicht, dass der Kampf aufhört. Nach einem Sieg dürfen wir uns nicht zufrieden zurücklehnen, sondern müssen das Bewusstsein unserer Abhängigkeit von Ihm ständig pflegen und mit weiteren Angriffen rechnen. Gewiss, wir dürfen uns nach der ewigen Sabbatruhe sehnen, und wir werden sie auch erlangen. Doch so lange wir hier in der Wüste sind, hat Er Seinen Krieg gegen Satan, und Er will uns benutzen, ihn zu führen. Welch ein Trost liegt bei aller Not darin, dass es nicht unser, sondern des Herrn Krieg ist! Dann aber ist es ein Vorrecht, daran teilzuhaben und gleichsam unter Seinem Banner zu kämpfen.
Als zweites sollte Mose in die Ohren Josuas legen, dass der HERR „das Gedächtnis Amaleks gänzlich unter dem Himmel austilgen“ würde. Hier dürfen wir einen weiteren Blick in die Zukunft lenken ‑ einen Blick, der über die gegenwärtige Zeit hinausgeht. Einmal wird Agag, der Amalekiter, vor dem HERRN in Stücke zerhauen werden (1. Sam 15,33). Ja, in kurzem wird der Gott des Friedens den Satan unter unsere Füße zertreten (Röm 16,20). Gewaltiges Wort! Welch einen Triumph über Satan wird Gott denen gewähren, die bereit waren, in der Zeit ihrer Fremdlingschaft auf der Erde den Kampf des Herrn gegen Satan zu führen!
Dadurch, dass Er uns Siege über Satan erringen lässt, gewährt uns Gott schon heute einen gewissen Vorgeschmack davon, was es bedeuten wird, wenn der alte Widersacher Gottes und der Menschen einmal endgültig beseitigt sein wird. Die Beiseitesetzung Satans selbst wird in drei Schritten geschehen. Zunächst wird dreieinhalb Jahre vor Errichtung des 1000-jährigen Reiches der „große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird“, auf die Erde geworfen werden (Off 12,9). Dadurch verliert er mit seinen Engeln seinen Wirkungsbereich im Himmel (vgl. Jud 9; Dan 10,13.20.21), wo er als der „Verkläger unserer Brüder“ den gläubigen Überrest jener Endzeittage Tag und Nacht vor Gott verklagte. Nie mehr wird er dorthin zurückkehren.
Unmittelbar vor der Aufrichtung des Friedensreiches Christi wird er dann für die Dauer des Reiches gebunden in den Abgrund geworfen werden (Off 20,1‑3). Unmöglich, dass Christus herrschen und zu gleicher Zeit der „Gott dieser Welt“ seinen verderblichen Einfluss ausüben könnte! Aber das, was Gott ganz zu Anfang zur „Schlange“ gesagt hatte ‑ dass der „Same der Frau“ ihr, der Schlange, den Kopf zermalmen würde (1. Mo 3,15) ‑, wird sich erst dann völlig erfüllen, wenn der Teufel nach kurzer Freilassung endgültig in den Feuer‑ und Schwefelsee geworfen wird, um dort von Ewigkeit zu Ewigkeit gepeinigt zu werden (Off 20,7‑10).
Diese überaus ernsten Vorgänge kleidet der Heilige Geist in Römer 16 jedoch in die für uns so ermunternden und unermesslichen Worte: „Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten.“ Ja, Er ist der Gott des Friedens, nichts kann Seinen Frieden stören oder Seinen Thron erschüttern. Und Er wird gewisslich das Gedächtnis ›Amaleks‹ gänzlich unter dem Himmel austilgen: Wir werden uns nicht einmal mehr an ihn zu erinnern haben! Unsere glückselige Beschäftigung wird Christus sein, der durch das Blut Seines Kreuzes Frieden gemacht und damit die Grundlage für alles das gelegt hat, was der Gott des Friedens in Seinem Herzen für uns hat.
Ausklang
Noch führt unser Weg durch die Wüste, Geliebte, und wir empfinden das zuweilen tief. Doch wir gehen ihn nicht allein: Gott geht ihn mit uns. Er hat jede Vorsorge für uns getroffen, für Hunger und Durst, für Entbehrung und Not, für Gefahr und Kampf, für Leben und Tod. Vertrauen wir Ihm! Was auch kommen und geschehen mag ‑ Gott führt die vielen Söhne zur Herrlichkeit (Heb 2,10). Das ist das Endergebnis der Wege Gottes in Gnade, und dafür hat der Herr Jesus den Tod geschmeckt.
So sehen wir das Ziel schon herüberleuchten. Gott will Seine ewige Sabbatruhe in Herrlichkeit mit uns teilen. Und wie wir uns bei unserer Bekehrung einst unverhofft in die Wüste versetzt fanden, so unversehens wird unsere Wüstenreise auch ihr Ende finden. Der Herr Jesus wird kommen und uns aus dieser Welt wegnehmen und uns in das Haus Seines Vaters führen. Nach allem Erdenleid werden wir die Wüste mit all ihren Erfahrungen vertauschen mit der unvergleichlichen Herrlichkeit Gottes; „und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten!“
Nicht mehr fern
bist Du, heller Morgenstern.
Bald wird die Posaune schallen
Deinen gläub'gen Streitern allen,
sie zu rufen aus der Welt,
die sie feindlich hier umstellt.
Bist nicht fern,
Morgenstern!