Aus der Finsternis zum Licht

Aus der Fremde in des Vaters Haus

Aus der Finsternis zum Licht

Aus der Fremde in des Vaters Haus

ZUR GRUNDLAGE DIESES ersten Kapitels wollen wir das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ in Lukas 15 nehmen, dessen erster Teil folgenden Wortlaut hat:

„Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (Lk 15,11–24).

Es ist ein sehr ernstes und zugleich ein überaus liebliches Bild, das der Herr Jesus hier vor unseren Augen entwirft. Ernst: weil es uns den Weg des Menschen weg von Gott zeigt. Lieblich: weil es uns vorstellt, wie der Vater den Zurückkehrenden aufnimmt

Gleichnisse

Ehe wir uns dem vorstehenden Bibeltext näher zuwenden, seien einige Hinweise erlaubt, die von Nutzen sein können. Wenn der Herr Jesus Worte der Gnade und Belehrung ausspricht, sind sie immer – so einfach sie klingen mögen – von tiefster Bedeutung und Wahrheit. Wir erwarten das auch gar nicht anders, wenn wir bedenken, dass Gott, der Sohn, spricht, dass Der redet, der selbst das lebendige Wort Gottes, der selbst die Wahrheit ist. Auch wenn der Herr seine Unterweisungen in die Form von Gleichnissen kleidet, sind seine Worte vollkommene Wahrheit und von unergründlicher Tiefe. Wir werden das, so hoffe ich, bei der Betrachtung des Gleichnisses von dem verlorenen Sohn noch finden.

Hier spricht also Der, über dessen Lippen Holdseligkeit ausgegossen ist (Ps 45,2), aus dessen Mund Worte der Gnade (Lk 4,22), aber auch Worte der Wahrheit (Lk 4,25) kamen, dessen Worte wir eingedenk sein müssen (Apg 20,35); denn „niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh 7,46). Die Worte der Apostel und Propheten des Alten und Neuen Testaments, die in der Heiligen Schrift niedergelegt sind, waren gleichfalls vom Heiligen Geist inspiriert, d.h. eingegeben; aber diese heiligen Männer erfuhren nicht immer diese Inspiration. Christus dagegen sprach immer ohne Irrtum. Jedes seiner Worte ist absolute Wahrheit, und seine Schafe hören seine Stimme (Joh 10,27).

Ein Gleichnis ist keine Fabel, welche die Dinge entgegengesetzt der Natur darstellt. Einem Gleichnis liegt stets ein Vorgang aus dem normalen Leben zugrunde, wie er täglich vorkommen kann. Ein Gleichnis mag nicht eine tatsächliche Begebenheit schildern, aber so könnte sie geschehen sein. Anhand dieses natürlichen Vorgangs wird ein geistlicher Vorgang oder eine göttliche Wahrheit erklärt.

Ferner ist zu bedenken, dass in einem Gleichnis nicht jede Einzelheit eine geistliche Bedeutung hat. Auch gibt ein Gleichnis nicht jede Seite der göttlichen Wahrheit wieder, sondern es zeigt vielmehr eine Hauptlinie der Belehrung auf, die wir erfassen sollen. Darin liegt gerade der Wert und die Bedeutung der Belehrung durch Gleichnisse.

Im Ganzen sind es drei Gleichnisse, die das 15. Kapitel des Lukasevangeliums enthält. Dem Gleichnis vom verlorenen Sohn, bzw. von den beiden Söhnen, gehen die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme voraus. Alle drei Gleichnisse sind eine Antwort des Herrn auf den Vorwurf der selbstgerechten Pharisäer, dass Er Sünder aufnehme und mit ihnen esse. Im Gleichnis vom verirrten Schaf geht der Hirte dem Schaf nach, bis er es findet. Im Gleichnis von der verlorenen Drachme nimmt die Frau die Lampe und sucht so lange, bis sie sie findet. Und im Gleichnis vom verlorenen Sohn wartet der Vater auf den verlorenen Sohn, bis er heimkommt, und nimmt ihn mit bewegtem Herzen auf. So deutet der Herr eine gewaltig große Wahrheit an, die wir gleich zu Anfang ins Herz aufnehmen wollen: Die ganze Dreieinheit Gottes – Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist, und Gott, der Vater – ist in Gnade mit der Errettung von Sündern beschäftigt. In allen drei Gleichnissen ist Freude das Ergebnis: Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut.

Vielleicht ist einer meiner geschätzten Leser bereits jetzt geneigt, dieses Buch ungehalten wegzulegen. Er wollte nicht von „Sündern“ und vom „Buße-Tun“ hören. Doch bedenke: Gott liebt dich; Er beschäftigt sich mit dir und wartet auf dich, dass du heimkommst. Folgst du den Erfahrungen, die nun vor uns gestellt werden, so wird das Ende unaussprechliche Freude sein: „Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Lass dich doch von dem Heiland der Sünder, der auch dein Heiland sein will, an die Hand nehmen und in das Haus des Vaters führen, wo du das findest, was du hier auf der Erde vergeblich suchst – Freude und Frieden!

Fassen wir noch einmal das bisher Gesagte zusammen. Der Herr Jesus zeigt uns in den Gleichnissen von Lukas 15, wie sich Gott in seiner Gnade um den verlorenen Menschen bemüht, um ihn zurück zu sich zu bringen. Er zeigt uns hier nicht, worauf das Heil ruht, zeigt uns nicht das Sühnungswerk, das Er vollbracht hat. Was Er uns hier zeigt, ist dies: den Weg zum Heil – den Weg AUS DER FINSTERNIS ZUM LICHT.

Die Verantwortlichkeit des Menschen

 „Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne“ (V. 11).

Dieser, das Gleichnis einleitende Satz deutet den Ursprung des Menschen als Geschöpf an: Er ist ein Geschöpf Gottes, hat seinen Ursprung in Gott. Ich sage: „deutet an“, weil wir hier nicht die Lehre darüber haben, wohl aber eine Andeutung davon. Die Lehre selbst wird uns im Epheserbrief gegeben: „ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in uns allen ist“ (Kap. 4,6). Als Schöpfer, das will uns diese Stelle sagen, ist Er der Gott und Vater aller Menschen. In diesem Sinn sagt auch Paulus auf dem Areopag zu den Athenern: „Er hat aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht, … Denn in ihm leben und weben und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben:,Denn wir sind auch sein Geschlecht.‘ Da wir nun Gottes Geschlecht sind …“ (Apg 17,26–29). Auch wird die Herkunft Adams in Lukas 3,38 direkt von Gott hergeleitet: „des Adam, des Gottes.

Dass wir als Gottes Geschöpfe aus seiner Hand hervorgegangen sind, dass Er einst „den Odem des Lebens“ in die Nase des Menschen hauchte (1. Mo 2,7), ist durchaus keine nebensächliche Sache. Wäre sie so nebensächlich, würde sie der Teufel nicht derart bekämpfen durch Entwicklungstheorien usw., durch die er versucht, Gott als Schöpfer in den Augen der Menschen beiseitezusetzen. Tatsächlich liegt in dem Umstand, dass wir in dem Bild Gottes und nach seinem Gleichnis erschaffen (1. Mose 1,26) und somit mit Einsicht und Vernunft begabte Geschöpfe Gottes sind, unsere Verantwortlichkeit vor unserem Schöpfer begründet. Nicht nur sind wir Ihm für das, was Er uns in seiner Güte als seinen Geschöpfen an Gaben und Fähigkeiten anvertraut hat, direkt und persönlich verantwortlich, sondern weil wir in seinem Bild erschaffen sind, sind wir auch verantwortlich, Gott in dieser Welt durch diese Fähigkeiten darzustellen; denn „Bild“ bedeutet „Darstellung“. Deswegen schuldet Ihm jeder Mensch Gehorsam. Er mag nicht viel von der Bibel verstehen oder gar nie etwas von Christus gehört haben; aber die Tatsache, dass er einen Schöpfer hat, der ihm seine ewige Kraft und seine Göttlichkeit in der sichtbaren Schöpfung kundgemacht hat, macht ihn vor Ihm verantwortlich, „damit sie ohne Entschuldigung seien“ (lies Röm 1,18–25).

Um noch einem irrigen Gedanken vorzubeugen: Diese beiden Söhne des Vaters bilden nicht etwa Kinder Gottes vor, die durch die Gnade Gottes bereits von „Neuem geboren“ waren (mit dieser Wahrheit wollen wir uns später beschäftigen), sondern natürliche Menschen in ihrer Stellung und Verantwortlichkeit vor Gott, dem sie ihre Existenz verdanken.

EX DEO NASCIMUR – AUS GOTT SIND WIR GEBOREN

Dieser Spruch auf jenem Grabstein, von dem ich eingangs sprach, ist, wenn man ihn auf den Menschen als solchen anwendet, ein verhängnisvoller Irrtum. Nein, der Mensch, der in diese Welt geboren wird, ist durchaus nicht „aus Gott geboren“, obwohl er Gott zum Schöpfer hat. Weder die Tatsache, dass er christliche Eltern hat, noch, dass er christlich getauft wurde, macht ihn zu einem Kind Gottes, d.h. zu einem aus Gott Geborenen. Dazu bedarf es der Bekehrung, der gläubigen Hinwendung zu Gott, wie wir im Verlauf unseres Gleichnisses noch sehen werden.

Der Charakter der Sünde

„Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte“ (V. 12.13).

Hier wird uns in überaus plastischer Weise das Prinzip und das Geheimnis der Sünde vorgestellt: Der jüngere Sohn wollte den Vater verlassen, um ganz seinem eigenen Willen folgen zu können. Nicht der ausschweifende Wandel ist das eigentliche Prinzip der Sünde, er ist mehr ihr sündiges Ergebnis. Aber sich von Gott zu entfernen, um nur den eigenen Willen zu tun – das ist der Grundsatz der Sünde, ist, um mit l. Johannes 3,4 zu sprechen, „die Gesetzlosigkeit“. In der ersten Handlung des jungen Mannes lag das ganze Unheil begründet; er kehrte dem Vater den Rücken, um sein Leben ohne ihn zu gestalten, um ohne ihn glücklich zu sein.

Das ist in der Tat der Weg, die Geschichte eines jeden Menschen. Seit durch den ersten Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, geht der Mensch wie Kain von dem Angesicht Gottes weg (1. Mo 4,16), um das zu tun, was ihm selbst gefällt. Ist das nicht etwas überaus Ernstes? Wo man in der Welt hinblickt, sieht man diesen Grundsatz handgreiflich vor sich. Er regiert die Welt. Und wie viele junge Menschen sagen sich heute buchstäblich vom Elternhaus los, gehen so früh wie möglich davon, um unabhängig zu sein, d.h., dem Eigenwillen zu folgen. Dieser Grundsatz der Unabhängigkeit von Gott und des Eigenwillens durchdringt die ganze Welt, durchdringt alle Schichten und alle Bereiche. Es ist Sünde im eigentlichen Sinn.

Wir fühlen es tief, wenn uns unsere Kinder so behandeln, wie der jüngere Sohn seinen Vater behandelte. Haben wir das von ihnen verdient? Haben wir ihnen nicht viel Liebe und Sorgfalt angedeihen lassen? Und jetzt kehren sie uns kalt den Rücken! War denn der Vater in unserem Gleichnis ein harter, liebloser Mann, dem man so schnell wie möglich zu entrinnen sucht? Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt gerade das Gegenteil. Dennoch hatte der junge Mann es sehr eilig, von ihm fortzukommen. „Nach nicht vielen Tagen“, sagt die Schrift. Musste das nicht den Vater schmerzen? Diesen traurigen Weg, liebe Freunde, sind wir alle ohne Ausnahme gegangen, haben uns alle gegen Gott versündigt und Ihm alsbald den Rücken gekehrt, um unseren eigenen Weg zu gehen. „Wir wandten uns jeder auf seinen Weg“ (Jes 53,6). Und der Psalmist David erläutert uns sozusagen dieses „Nach-nicht-vielen-Tagen“ und sagt von den Gesetzlosen, dass sie „von Mutterschoß an“ abgewichen sind, „von Mutterleib an“ irren (Ps 58,4). Haben wir das schon einmal bedacht? Haben wir hierüber schon einmal die richtigen Gefühle für Gott gehabt?

Als der Verfasser vor einiger Zeit einem jungen Menschen eine Evangeliumsschrift mit dem Titel „DEIN WEG“ geben wollte, antwortete dieser, nachdem er den Titel gelesen hatte, freundlich, aber kühl: „Danke! Ich gehe meinen Weg.“ Diese Antwort erleuchtet schlagartig das, worüber wir jetzt sprechen. Der Mensch will seinen Weg gehen, ohne nach Gott zu fragen. Und ich wiederhole noch einmal: Das ist die eigentliche Sünde, aus der alle anderen entspringen.

Und damit kommen wir noch zu einem anderen Punkt. Wir Menschen machen Unterschiede zwischen den Sündern, und diese Unterschiede bestehen tatsächlich. Nicht alle von uns haben ausschweifend gelebt, obwohl etliche von uns solche gewesen sind (1. Kor 6,11). Andere haben äußerlich einen durchaus ehrbaren Wandel geführt. Wenn wir aber die Wurzel unserer Sünde und das Herz des Menschen betrachten, verschwinden diese Unterschiede völlig. Was den Seelenzustand des jüngeren Sohnes anging, so war er, als er von dem Schweinefutter essen wollte, nicht ein größerer Sünder, als da er seinem Vater den Rücken kehrte. Das Übel lag in seinem Herzen, das ohne den Vater glücklich sein wollte.

So ist es bei einem jeden Menschen von Natur: Sein Herz und damit sein Wille ist Gott entfremdet. Noch einmal sei es gesagt: Nicht jeder hat sich in gleichem Maß der Ausschweifung hingegeben, aber wir sind alle in ein fernes Land gegangen, um fern von Gott zu leben. Doch der Herr Jesus greift gerade diesen jüngeren, heruntergekommenen Sohn als Beispiel heraus, um zu zeigen, dass die Gnade Gottes auch ihn zu erreichen vermag.

In fernem Land

Der Vater hatte es seinem jüngeren Sohn nicht verwehrt, von ihm wegzugehen. Vielmehr lesen wir: „Und er teilte ihnen die Habe.“ So hindert auch Gott den Menschen nicht, seinen eigenen Weg zu erwählen. Er stellt ihn jedoch dadurch auf die Probe, dass Er ihm von seinem „Vermögen“ gibt: Es würde sich erweisen, was er damit tut. Der Mensch ist für sein Tun verantwortlich. In gewissem Sinn gestattet Gott dem Menschen, mit dem, was Er ihm anvertraut hat, zu tun, wie es ihm gefällt. Wird dadurch doch nur offenbar werden, wohin dessen Herz geht. Wie erforschend ist dieser Gedanke! Der weise „Prediger“ drückt ihn so aus: „Allein, siehe, dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat“ (ist das nicht ein großes „Vermögen“?), „sie aber haben viele Ränke gesucht“ (Pred 7,29).

Der junge Mann schien sich in dem fernen Land – fern von Gott – ganz wohl zu fühlen. Aber war er glücklich? Er hatte ein Vermögen, und er vergeudete es.

Wenn man über seine Verhältnisse lebt, erscheint man den anderen als reich und glücklich. Aber ist man es wirklich? Lange wird das nicht gut gehen.

Ich sprach eben davon, dass die Menschen von ihrem Schöpfer ein „Vermögen“ mitbekommen haben, das sie Ihm verdanken und wofür sie Ihm verantwortlich sind. Gott hat ihren Geist, ihre Seele und ihren Körper mit Fähigkeiten ausgestattet, die deutlich davon Kunde geben, dass sie aus der Hand eines weit Größeren stammen. Und nun will Gott, dass sie diese Fähigkeiten zu seiner Verherrlichung benutzen, „damit du nicht anderen deine Blüte gibst, und deine Jahre dem Grausamen; damit nicht Fremde sich sättigen an deinem Vermögen … und du nicht stöhnst bei deinem Ende, wenn dein Fleisch und dein Leib dahinschwinden, und sagst: Wie habe ich die Unterweisung gehasst!“ (Spr 5,9–12).

Aber ungeachtet solcher Warnungen vergeuden die Menschen ohne Gott ihre Kräfte für eigenwillige Ziele, für eitle Vorhaben – ja für die Sünde. Dabei strahlen sie zuweilen eine gewisse Fröhlichkeit und Unbekümmertheit aus, dass man fast meinen könnte, sie seien wirklich glücklich. Sie eilen von Freude zu Freude, von Erlebnis zu Erlebnis.

Aber gerade das zeigt, dass sie in dem „fernen Land“ sind. Sie jagen dem Glück nach, weil – ja weil sie es noch nicht gefunden haben. Arme Menschen! Sie fliegen von Blume zu Blume, sie schmücken ihre Veranstaltungen und Häuser, aber sie leben, was ihre Seele angeht, über ihre Verhältnisse und – verzehren sich. Lass sie nur einmal einen Tag allein, dann merken sie, wie hohl und leer sie sind. Gott braucht z.B. nur ein wenig ihre Gesundheit anzutasten, und ihre Seele empfindet die ganze Nichtigkeit und Eitelkeit ihres Strebens.

Die Menschen dieser Welt sind, wenn man sie auf ihr Glück anspricht, sehr empfindlich; denn ihr Glück ist nicht wirklich, ihre Herrlichkeit ist unecht und ihre Freude vergänglich. Alles ist hohl und verträgt nicht das Nachdenken. Die größten Komiker und Spaßmacher, die Tausende zum Lachen gebracht haben, waren, wenn man hinter die äußere Fassade zu blicken vermochte, die einsamsten und traurigsten der Menschen. Sie vergeudeten mit ihren Anhängern „ihr Vermögen“, und als für sie die „Hungersnot“ kam, fanden sie sich plötzlich allein. Das beschreiben uns die folgenden Verse.

„Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm“ (V. 15.16).

Der Mensch, der Gott den Rücken zugewandt hat, wird bei all seiner vermeintlichen Klugheit, bei all seinem Können und Streben, bei all seinem Jagen nach Vergnügungen und Glück, sittlich mehr und mehr erniedrigt. Er verarmt an seiner Seele. Früher oder später wird er wie der jüngere Sohn anfangen, Mangel zu leiden und sich schließlich bei der „Schweineherde“ wiederfinden. Der Teufel gibt nichts, er nimmt nur. Da ist keine wirkliche Befriedigung in „fernem Land“.

Hast du das nicht auch schon empfunden? Du hattest dir den Abend sehr schön vorgestellt, und eigentlich war auch alles ganz fröhlich und nett gewesen. Aber zurück blieb ein schaler Geschmack, ein leeres Gefühl, selbst dann, wenn nicht Sünde das Gewissen zusätzlich belastete. Nein, diese Welt hat nichts, was deine Seele wirklich befriedigen, sättigen kann. Es ist alles „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“ (Pred 2,17).

Ich bin überzeugt, dass es Gott war, der die Hungersnot über jenes Land brachte, damit der jüngere Sohn „zu sich selbst“ käme. Aber dieser denkt immer noch nicht an seinen Vater, wenn er auch den Mangel noch so empfindlich fühlt. Nein, er wendet sich zu Menschen um Hilfe, hängt sich an einen der Bürger jenes Landes. Der kennt ihn doch, der hat doch fest mitgeholfen, sein Vermögen zu verprassen. Gewiss, der wird ihm helfen, jetzt, da er selbst in Not gekommen ist!

Ach, der Teufel und die Welt sind schlechte Belohner – äußerst schlechte! Sie lassen sich alles teuer bezahlen, sie geben nichts umsonst, ja sie geben nicht einmal etwas zurück. Sie fordern einen hohen Preis für ihre Halbheiten und Ersatzlösungen, für ihr Schein-Glück – den Preis der Seele –, und sie lassen den Menschen nackt und hungrig zurück. „Er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm.“ Es ist eine bittere Erfahrung: Niemand gab ihm. Hast du sie nicht auch gemacht? Es gibt nur EINEN, der wirklich geben kann, geben will – Gott. Aber man will Ihn nicht.

Man wähnt sich glücklich, solange alles so geht, wie man es sich wünscht, solange man gesund ist und Erfolg hat. Kommt aber die „Hungersnot“, kommt Krankheit, Not und Ungemach, klappt das vermeintliche Glück wie ein Kartenhaus zusammen. Und das Erschütternde ist, dass selbst die „Hungersnot“ den Menschen nicht zu Gott bringt. „Du hast sie geschlagen, aber es hat sie nicht geschmerzt. Du hast sie vernichtet – sie haben sich geweigert, Zucht anzunehmen; sie haben ihre Angesichter härter gemacht als Fels, sie haben sich geweigert umzukehren“ (Jer 5,3). Der Mensch nimmt zu Menschen seine Zuflucht, zum Fleisch, nicht zu Gott. Das Allerletzte, woran man denkt, ist Gott. Kann etwas mehr zeigen, wie fern der Mensch von Gott ist? Oh, es gibt nichts Ärmeres, nichts Elenderes, die ewige Verdammnis ausgenommen, als in „fernem Land“ zu wohnen!

Lord Byron, der nicht nur ein reicher Mann, sondern auch einer der größten Dichter Englands war, klagte vor seinem Tod:

Herbstlich sind nun meine Tage,
Zeit hat Blüt' und Duft vertrieben.
Nur der Wurm, das Leid, die Klage
sind geblieben.

Die Güte Gottes, die zur Buße leitet

„Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner“ (V. 17–19).

Hier kommen wir zu einem bedeutsamen Wendepunkt in dem Leben des jungen Mannes: Er kommt zu sich selbst. Das ist zweifellos, wie wir in einem späteren Kapitel klarer sehen werden, das Werk Gottes in seiner Güte. Es ist die Güte Gottes, die zur Buße leitet, nicht der Schrecken Gottes (Röm 2,4). Es ist Gott selbst, der in ihm das Bewusstsein seines wahren Zustands hervorruft. Er sieht jetzt nicht nur, dass er Mangel hat – das führt kaum jemand zu Gott –, sondern dass er umkommt. So weit muss man kommen in dem fernen Land: sehen, dass man dort vor Hunger umkommt.

Aber die Güte Gottes tut noch etwas, etwas sehr Kostbares: Sie erweckt in der Seele das Bewusstsein, dass es in dem Haus des Vaters, dem er damals so schnöde den Rücken kehrte, gut ist, dass es dort Brot gibt, Brot genug, selbst für die Tagelöhner mehr als genug. Die Güte Gottes zieht das Herz dessen an, der weiß, dass er „hier umkommt“. Und so bewirkt die Gnade in der Seele das Verlangen, zu Gott zu gehen: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“

Der verlorene Sohn fasst nicht gute Vorsätze, sich zu bessern, um dann vor den Vater hintreten zu können. Ungezählte Menschen handeln leider anders. Sie geben ihren armseligen Zustand zunächst nicht zu; und wenn sie ihn erkennen, wollen sie sich selbst daraus erretten, um dann mit ihrer Leistung vor Gott hintreten zu können. Sie alle werden einmal die Wahrheit des Sprichworts erfahren müssen, das da sagt: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“

Nein, der verlorene Sohn ist fertig mit sich, sein Gewissen ist erwacht und sein Herz angezogen. Die Güte Gottes hat in seiner Seele das Vertrauen zu seinem Vater wachgerufen, und er ist bereit, so zu seinem Vater zu gehen, wie er ist. Er sagt gleichsam mit den Worten Ephraims: „Nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden“ (Jer 31,19). Das ist der Punkt, zu dem wir alle einmal kommen müssen, wenn wir nicht ewig in der Gottesferne sein wollen; und das ist es, was uns der Herr Jesus hier lehren will.

Bekehrung, Buße und Bekenntnis

Dieses Sich-Aufmachen und Zum-Vater-Gehen ist das, was die Schrift an vielen Stellen Bekehrung nennt.

„So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden“, sagt Petrus seinen jüdischen Landsleuten (Apg 3,19). Auch der Apostel Paulus verkündigte den Menschen, „Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren und der Buße würdige Werke zu vollbringen“ (Apg 26,20). Man bekehrt sich von etwas zu etwas:

„… damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen“;

„Wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“ (Apg 26,18; 1. Thes 1,9).

Diesen Grundsatz sehen wir in der Geschichte des verlorenen Sohnes sehr einprägsam vorgestellt. Bisher hatte er seinem Vater den Rücken zugewandt, und sein Angesicht war vom Vater abgewandt und den Dingen in der Welt zugewandt gewesen. Jetzt aber wendet er sich von der Welt ab, und sein Angesicht ist zu dem Vater gerichtet. Er hat den Vater noch nicht, er weiß noch nicht, wie Er ihn aufnehmen mag, d.h., er hat noch keinen Frieden, aber er will zu ihm gehen. „Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater.“ Das ist Bekehrung.

Mit der Bekehrung geht, wenn sie echt ist, immer die Buße einher. Buße meint nicht Bußübungen. Buße ist eine Änderung der Gesinnung, und sie wird stets von einer gottgemäßen Betrübnis der Seele über den eigenen Zustand und die eigenen Wege begleitet. So lesen wir: „Denn die Betrübnis Gott gemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil“ (2. Kor 7,10). Man ändert also nicht einfach rein verstandesmäßig seinen Sinn, wie man ein Hemd wechselt, sondern man schämt sich über sich selbst, schämt sich darüber, dass man Gott so tief verunehrt hat.

Diese Betrübnis der Seele führt ganz natürlich zu einem Bekenntnis der Sünde vor Gott: „… und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner.“ Wie schwer fällt es dem Menschen, solch ein Bekenntnis abzulegen! Wie lange dauert es oft, wie viel bittere Erfahrungen müssen erst gemacht werden, ehe man endlich dahin kommt, den Stab über sich zu brechen und seine Schuld zuzugeben!

Doch der Weg zum Heil führt über das Bekenntnis der Schuld, es ist der Buße würdige Frucht.

„Als ich schwieg“, musste David bekennen, „verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag…. Ich tat dir meine Sünde kund und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sprach: ‚Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen‘; und du hast die Ungerechtigkeit meiner Sünde vergeben“ (Ps 32,3.5). Davids Sohn, der weise Salomo, spricht diese Wahrheit durch den Heiligen Geist so aus: „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen“ (Spr 28,13).

„Mit dem Mund wird bekannt zum Heil“ (Röm 10,10) sagt der Geist Gottes durch einen anderen Gottesmann, durch Paulus. Und wie kostbar und zuverlässig ist die Zusage Gottes, die wir im ersten Brief des Johannes finden: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (Kap. 1,9)! Wenn wir diesen Vers jetzt auch noch nicht in seiner ganzen Fülle ausschöpfen können, so wollen wir doch an dieser Stelle dies bereits festhalten: Auf das Bekenntnis der Sünden folgt Vergebung der Sünden, aller Sünden. Gott ist sogar treu und gerecht, wenn Er die Sünden vergibt. Wie das möglich ist, möchte ich in einem späteren Kapitel versuchen aufzuzeigen.

Eins aber muss ich hier schon bemerken, wenn es auch über den Rahmen unseres Gleichnisses hinausgeht: Der Weg zu Gott geht über Golgatha. Der Vater vergibt die Sünden um des Namens seines Sohnes willen (1. Joh 2,12), der das Werk zur Sühnung unserer Schuld am Kreuz vollbracht hat. Und Er vergibt nur dem, der an Jesus Christus, seinen Sohn, glaubt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“. „Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Apg 16,31 und 10,43). Christus ist der Weg zu Gott, und niemand kommt zum Vater als nur durch Ihn (Joh 14,6). Die Erlösung ist nur in Christus Jesus zu finden (Kol 1,14). Auch ist in keinem anderen das Heil; „denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12). Es ist nichts Geringeres, nichts anderes als das Blut Jesu Christi, das uns von aller Sünde reinigt (1. Joh 1,7).

Wenn wir jetzt auf das Bekenntnis des jüngeren Sohnes zurückkommen, so enthält es manches, was wir mit Recht beanstanden könnten, aber es war ein echtes Bekenntnis, ein Beweis des Glaubens und des neuen Lebens, und der Vater nahm es an. Das sollte jeden bußfertigen Menschen ermuntern. Sehr tief gingen die Gefühle des Sohnes noch nicht; denn er war tatsächlich nicht nur nicht mehr würdig, sein Sohn genannt zu werden, sondern er hatte es verdient, für immer vom Haus des Vaters getrennt zu bleiben und in die äußere Finsternis geworfen zu werden. Dazu noch war er „würdig“, zu nichts anderem.

Auch macht sein Zusatz „Mache mich wie einen deiner Tagelöhner“ deutlich, dass er in gewissem Maß noch von einem gesetzlichen Geist erfüllt war, weil er weder sich noch seinen Vater und dessen Liebe in Wahrheit kannte. Er war weder ganz mit sich zu Ende, noch war er dahin gekommen zu erkennen, dass es nur Gnade, nichts als Gnade sein musste, die ihm begegnen musste und helfen konnte. Aber im Grunde seines Herzens war, wie schwach auch immer, ein echtes Bewusstsein seiner Sünde und Schuld vorhanden; und da er auf die Güte des Vaters vertraute, machte er sich auf, um mit dem Bekenntnis seiner Schuld vor seinen Vater zu kommen.

Sag, lieber Leser, hast auch du schon diesen Weg beschritten? Der Teufel will dich um jeden Preis davon abhalten, ihn zu gehen. Er will deinen Stolz anstacheln; er sagt dir, du hast es nicht nötig, dich zu beugen: Wenn nur alle Menschen so gut wären wie du! Oder er will dir Zweifel einflößen, ob Gott dich überhaupt haben und annehmen will. Doch sieh, wie leicht es der Vater dem verlorenen Sohn macht, zu Ihm zu kommen! Das wollen wir nun ein wenig anschauen.

Die überschwängliche Gnade Gottes

„Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr“ (V. 20).

Es heißt nicht von dem Sohn, dass er „lief“. Zögernd mochte vielmehr sein Schritt gewesen sein, als er nun zu seinem Vater ging. Ungewissheit und Beschämung mochten sich in seine Hoffnung gemischt und seine Schritte verlangsamt haben.

Aber der Vater „lief“, lief hin zu seinem Sohn, der da in Lumpen zu ihm kam. Er hatte ihn schon gesehen, als er noch fern war. Offenbar hatte er längst auf ihn gewartet. Der elende Zustand seines heruntergekommenen Sohnes gab ihm nur Veranlassung, über ihn innerlich bewegt zu sein. Kein Groll, kein Zürnen, nicht einmal ein zarter Vorwurf! „Der nichts vorwirft“ – wie oft hat der Verfasser auch noch später auf seinem Weg bei mancherlei Versagen diese Gnade erfahren und geschmeckt, „dass der Herr gütig ist“! Nein, der Vater wirft dem Sohn nicht das Geringste vor, sondern fällt ihm in seinen Lumpen um den Hals und küsst ihn sehr. Er nimmt ihn so an, wie er ist, und er liebt ihn trotz alledem.

Wunderbare Gnade und Liebe Gottes, die hier vorgeschaltet werden! Gott ist „reich an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat“ (Eph 2,4). Diese Liebe Gottes gegen uns erweist sich darin, „dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“ (Röm 5,8). Wir werden hier unwillkürlich an die kostbaren Worte in Römer 5,20 erinnert: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden.“ Es ist eine unermessliche Wahrheit, die wir wohl nie ganz fassen können, die wir aber glauben dürfen: GOTT IST FÜR UNS (Röm 8,31). Dass Gott bei all seiner Gnade auch gerecht ist, werden wir, wie schon angedeutet, in anderem Zusammenhang noch sehen können.

Beachten wir: Ehe der Sohn sein Bekenntnis, das er sich vorgenommen hatte, ablegen konnte, fiel ihm sein Vater um den Hals und küsste ihn sehr. Das ist wahrlich unverdiente Liebe – Gnade! Aber nun macht der Sohn seinem Gewissen Luft:

„Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (Lk 15,21).

Fällt uns auf, dass er die Worte „Mache mich wie einen deiner Tagelöhner“ nicht ausspricht? Hätte er sie angesichts solcher Liebe über die Lippen bringen können? Unmöglich! Es wäre eine Geringschätzung der Liebe seines Vaters gewesen.

Dass wir das doch von Herzen lernten: Gott handelt mit uns aus der Liebe seines Herzens heraus, weil Er Liebe ist, nicht weil wir liebenswert sind! Wir meinen oft, Gott müsse nach dem handeln, was wir von Ihm verstehen, was wir über Ihn fühlen. Und wenn wir an unsere Armseligkeit denken, dann sagen wir wohl: „Mache mich wie einen deiner Tagelöhner.“ Das sieht so demütig aus, schränkt aber die Größe Gottes in seiner Liebe auf unerträgliche Weise ein. Die Menschen, selbst wahre Kinder Gottes, haben oft Schwierigkeiten mit der Gnade Gottes, weil sie einen gesetzlichen Boden einnehmen und so von sich selbst auf Gott und sein Handeln schließen. So wären beispielsweise viele aufrichtige Christen durchaus mit einem „Eckchen im Himmel“ zufrieden, mit irgendeinem kleinen, bescheidenen Platz dort. Wer aber so denkt, kennt Gott noch nicht, weiß noch nicht, was seine Liebe wirklich ist. Gott handelt aus dem heraus, was Er fühlt und denkt, ja was Er ist. Entspricht ein „kleines Eckchen im Himmel“ der Überreichlichkeit seiner Gnade, seiner Liebe? Würde solch ein bescheidener, um nicht zu sagen minderwertiger Platz nicht ein beständiges Zeugnis gegen seine Liebe sein, wie es auch der Fall gewesen wäre, hätte der Vater seinen zurückgekehrten Sohn zu einem seiner Tagelöhner gemacht?

Ich möchte an dieser Stelle die Geschichte eines anderen ungeratenen Sohnes frei wiedererzählen, weil sie eine so schöne Erläuterung unseres Gegenstands ist. Dieser junge Mann hatte seinen gläubigen christlichen Eltern schon viel Not und Kummer gemacht. Eines Tages verließ auch er bei Nacht sein Elternhaus, das in einem großen Obstgarten an der Bahnlinie lag, vom Bahnhof nicht allzu weit entfernt. Ohne auch nur die geringste Mitteilung über sein Verbleiben zu hinterlassen, verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Er tauchte in einer Großstadt unter und verlor sich in einem Leben der Sünde.

Viele Jahre vergingen, und nie hörten die Eltern etwas von ihrem verlorenen Sohn. So tief ihr Gram über ihn auch war, sie hörten nicht auf, für ihn zu Gott zu rufen. Und Gott wirkte, wirkte an der Seele des heruntergekommenen Sohnes. Schließlich brach er völlig vor Gott zusammen. Unwiderstehlich wurde jetzt in seiner Seele das Verlangen, zu seinen lieben Eltern mit einem Bekenntnis seiner Sünde zurückzukehren. Aber er war sich durchaus nicht sicher, ob sie ihn nach all dem Leid, das er ihnen zugefügt hatte, noch aufnehmen und ihm vergeben würden.

In seiner Not schrieb er ihnen einen Brief, der etwa wie folgt schloss: „Ich werde mit dem und dem Zug an dem und dem Tag an eurem Haus vorbeifahren. Wenn ihr bereit seid, mich wieder aufzunehmen und mir zu vergeben, dann hängt doch bitte in den Apfelbaum, der am Bahndamm steht, ein weißes Band. Wenn aber nicht, so werde ich weiterfahren …“

Der angekündigte Tag kam. Angespannt saß der Mann am Fenster des Abteils. In seinem Inneren arbeitete es. Wie lange hatte er all die bekannten Ortschaften und Gegenden nicht mehr gesehen, die da an ihm vorüberzogen! Was waren das einst für glückliche Tage gewesen! Aber jetzt konnte es nicht mehr weit sein bis zum Ort, wo seine Eltern wohnten. Schon verlangsamte der Zug sein Tempo. Der Mann sprang auf und spähte in Fahrtrichtung zum Fenster hinaus. Jetzt musste doch bald der Garten der Eltern kommen! Da war er schon. Sein Auge suchte hastig den Apfelbaum. Hing ein weißes Band darin? Fassungslos starrte er hin, ihm schossen die Tränen aus den Augen: Der Apfelbaum hing voll weißer Bänder …

Die Freude Gottes

„Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (V. 22–24).

Es ist die Freude Gottes, den Sünder zurückzuführen und aufzunehmen. Es ist seine Freude, ihm alle seine Sünden zu vergeben. Gewiss, der Sünder hat die Vergebung der Sünden nötig; und hat er sie durch den Glauben an Christus und sein Werk erlangt, hat er allen Grund, sich zu freuen. Hier aber geht es nicht so sehr um die Freude des Sünders, sondern um die Freude Gottes selbst. „Man musste doch fröhlich sein und sich freuen“, lesen wir ein wenig später. Der Vater selbst ist es, der sich freut, und er freut sich mit seinen Knechten. Die Rückkehr des verlorenen Sohnes bewirkt nicht nur Freude im Himmel, sondern auch auf der Erde, im Haus des Vaters. Denn wir müssen diese Szene nicht in den Himmel verlegen. Sie ist nicht ein Bild davon, was wir im Himmel erleben werden. Vielmehr ist es der Geist des Himmels, wenn wir so sagen dürfen, den wir schon hier auf der Erde atmen dürfen und der in Anbetung mündet. Es ist die Freude Gottes, uns in seiner Gegenwart zu haben und uns an seiner Freude teilnehmen zu lassen.

Wie wenig sind wir Christen oft in der Lage, uns zu diesen Gedanken zu erheben! Wir sind viel mit dem beschäftigt, was wir waren und was wir jetzt durch die Gnade sind. Schon recht! Auch das Bekenntnis des Sohnes war recht. Aber dann verschloss ihm die Liebe des Vaters den Mund weiterzureden, und ER tritt in den Vordergrund, ER redet und handelt. Er redet nicht zu dem Sohn, sondern zu seinen Knechten: „Bringt das beste Gewand her und zieht es ihm an.“ Es ist des Vaters Freude zu geben, im Übermaß zu geben. Nichts ist jetzt für den zurückgekehrten Sohn zu gut. Das beste Gewand, ein Ring, Sandalen – alles wurde, wie wir gleich noch sehen werden, für den hergebracht, der noch draußen, außerhalb des Hauses war – dort, wo sein Vater mit ihm zusammengetroffen war.

Das ist ohne Frage sehr bedeutsam. Der Vater ließ nicht zuerst das beste Kleid bringen, um ihm dann um den Hals zu fallen und ihn zu küssen. Nein, er lief ihm entgegen und küsste ihn, als er noch in seinen Lumpen war. So stehen die Gnade und das Herz Gottes dem bußfertigen Sünder vollkommen offen, keinerlei Vorleistungen werden erwartet. Ach, dass doch jeder Leser dieser Zeilen in die offenen Arme des „Vaters“ fliehen möchte – an sein Herz! Und dass er es jetzt, augenblicklich, täte! Dann würde auch er vorbehaltlos angenommen, würde im Weiteren auch das erleben, was im Vorbild dem verlorenen, aber wiedergefundenen Sohn nun geschah.

Im Haus des Vaters

Dieselbe Liebe, die den verlorenen Sohn in seinem elenden Zustand aufnahm, bringt ihn nun in das Haus des Vaters. Aber dazu muss etwas geschehen: „Bringt das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße.“ Jetzt, da es nicht allein um die Annahme, um die Vergebung der Sünden geht; jetzt, da der Sohn in das Haus des Vaters, d.h., in die innige Gemeinschaft mit ihm und seinem Haushalt, gebracht werden soll, muss er mit dem besten Gewand, das der Vater für ihn hat, bekleidet werden. Dieses beste Gewand hatte der Sohn zuvor nie getragen; es ist, ebenso wie der Ring und die Sandalen, die nur die Kinder des Hauses trugen, ein Zeugnis von der Beziehung der Gnade, in die er nun eingeführt ist. Nicht als Knecht sollte er in dem Haus des Vaters sein: Es wäre eine beständige Erinnerung an seine Sünde gewesen. Nein, als Sohn soll er dort sein. Er soll in dem Haus des Vaters ein beständiges Zeugnis davon sein, was der Vater in seiner Liebe und Gnade ist, was er über seinen wiedergefundenen Sohn denkt und welche Freude es für ihn ist, ihn so zu ehren.

Wunderbare Gnade Gottes! Sie bekleidet uns mit Christus. Sie befreit uns nicht nur von unseren Lumpen, sondern sie zieht uns Christus an. Das beste Gewand, das Gott für uns hat, ist sein eigener Sohn, ist Christus, den Er für Sünder in den Tod gab. Gott hat uns nicht nur um des Namens seines Sohnes willen die Sünden vergeben (1. Joh 2,12), sondern wir sind auch in Ihm „Gottes Gerechtigkeit“ geworden (2. Kor 5,21). Das sind in der Tat unermessliche Wahrheiten, und sie haben – lasst uns das beachten! – letztendlich die Verherrlichung seines Sohnes zum Ziel. Doch darüber werden wir an anderer Stelle mehr hören.

Aber das ist noch nicht alles, ist noch nicht genug. „Bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein.“ Auch das gemästete Kalb ist ein Bild von Christus – als der Speise seines Volkes. Gott hat seine tiefe Freude an der Person und dem Opfer seines Sohnes, unseres Herrn; und wir sind gewürdigt, schon jetzt diese Freude mit Ihm zu teilen. Das wird uns hier in den Worten „Lasst uns essen und fröhlich sein“ vorgebildet.

Natürlich ist die Freude des Vaters an seinem Sohn Jesus Christus vollkommen; die unsrige ist, was ihren praktischen Genuss angeht, sehr mangelhaft. Doch dem Grundsatz nach ist es dieselbe Freude: die Freude des Vaters über den Sohn. Das ist in der Tat Gemeinschaft, deren wir uns im Haus des Vaters, dem Bereich der Segnungen, in den wir durch die Gnade Gottes gekommen sind, erfreuen dürfen. „Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“, und der Apostel Johannes fügt hinzu: „Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei“ (1. Joh 1,3.4). Auch in unserem Gleichnis ist das Ergebnis der Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Freude: „Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“ Es ist eine gemeinsame Freude, es ist die Freude der Gemeinschaft.

Von dieser Freude hören wir, dass sie begann; aber wir hören nichts von ihrem Ende. Wir erfahren den Anlass für diese Freude und den Zeitpunkt ihres Beginns, aber mehr wird uns darüber nicht gesagt. Es ist, als wollte es der Herr unserem Glauben und geistlichen Verständnis überlassen, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sie nie enden wird. Tatsächlich wird sie nie enden. Sie wird ihre volle Erfüllung im Himmel finden, wenn wir das „Lamm, wie geschlachtet“ sehen und anbeten werden (Off 5).

„Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.“ Beachten wir den Ausdruck des Herrn: Der Sohn war tot gewesen. Ich weise darauf besonders hin, weil wir uns an geeigneter Stelle näher damit befassen wollen. Der Sohn war, obwohl er lebte, tot – tot für den Vater. So ist der Mensch in der Gottesferne tot für Gott. Aber durch die Gnade Gottes war der Sohn zu neuem Leben erweckt worden; er war „aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24).

Der selbstgerechte Mensch

Freude und Fröhlichkeit erfüllten das Haus des Vaters. Aber in den Versen 25–32 zeigt uns der Herr Jesus eine andere Szene, und wir sehen, wie sich draußen am Horizont dunkle Wolken auftürmen.

Der ältere Bruder kommt vom Feld nach Hause und hört Musik und Reigen. Er erkundigt sich nach dem Grund dafür, und man sagt ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat“ (V. 27). „Dein Bruder“, „dein Vater“, diese Ausdrücke hätten liebliche Gefühle in ihm erwecken sollen, aber das Gegenteil ist der Fall: Zorn und Widerstand steigen in ihm empor. Er ärgert sich und will nicht hineingehen. Warum eigentlich nicht?

Er war ein selbstgerechter Mann. Der Herr Jesus benutzt ihn als Bild all jener Menschen, die ohne lebendige Verbindung mit Gott sind, aber meinen, in ihrer eigenen Gerechtigkeit vor Gott hintreten zu können.

Dieser ältere Sohn murrte wider die Gnade, die der Vater dem jüngeren Bruder gegenüber erwiesen hatte. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren von derselben Art. Auch sie hatten sich daran gestoßen, dass der Herr Jesus Sünder aufnahm und mit ihnen aß. Sie selbst gingen nicht in das Reich der Himmel hinein, und die Hineingehenden hinderten sie (Mt 23,13). „Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen“ – das ist immer die Haltung der selbstgerechten Juden gewesen. Als später Paulus das Wort der Gnade Gottes verkündigte, waren die Juden seine beständigen Widersacher. Ein Beispiel dafür sei aus der Apostelgeschichte angeführt: „Als aber die Juden die Volksmengen sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem, was von Paulus geredet wurde, und lästerten“ (Kap. 13,45).

Der Selbstgerechte hat kein Herz für die Güte Gottes zu Verlorenen. Er hasst die Gnade, weil er sie nicht will, weil er sie nicht kennt, weil er meint, sie nicht nötig zu haben. Deswegen hat er auch kein Teil an der Freude der Gnade, sie ist ihm unerträglich.

Durch die Tatsache, dass der ältere Sohn „auf dem Feld“ war, deutet der Herr Jesus an, dass der religiöse, selbstgerechte Mensch nicht nur fern des Vaterhauses, sondern auch ein tätiger Mensch ist, der sich den Himmel auf irgendeine Art „verdienen“ will. Die Sprache des Sohnes unterstreicht das noch: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten.“ Ungezählte Menschen, die sich eines christlichen Bekenntnisses rühmen und Gott durch eigene Bemühungen zufriedenzustellen suchen, stehen auf diesem Boden der Selbstzufriedenheit und der Selbstgerechtigkeit.

Auch die Juden, die unter dem Gesetz standen, nahmen diesen Boden ein. Sie waren als Nation, ja als einzige Nation auf der Erde, durch eine äußere Erlösung in eine äußere Beziehung zu Gott gekommen. Das ist auch der Grund, warum der Vater zu seinem älteren Sohn, der sie verkörpert, sagt: „Kind, du bist allezeit bei mir, und all das Meine ist dein“ (V. 31). Dieser ältere Sohn steht also für alle jene bedauernswerten Menschen, die meinen, der Gnade Gottes nicht zu bedürfen und aufgrund eigener Werke vor Gott stehen zu können.

Trotz des gütigen Eindringens des Vaters auf ihn ist er nicht zu bewegen, seine Haltung aufzugeben. Aufgebläht von guten Gedanken über sich selbst ist er zornig und macht dem Vater den Vorwurf, ihm hätte er nie ein Böcklein gegeben, um mit seinen Freunden fröhlich zu sein. „Mit seinen Freunden“, nicht mit seinem Vater! Wie bezeichnend ist das! Ist die Freundschaft der Welt nicht Feindschaft wider Gott (Jak 4,4)? So erkühnt sich der Selbstgerechte, gegen Gott selbst das Wort zu nehmen, sein Tun zu verurteilen und Ihn der Ungerechtigkeit zu bezichtigen. Sich selbst aber sieht er als jemand, der Ihm schon viele Jahre gedient hat und niemals ein Gebot Gottes übertreten hat.

Solltest du, mein lieber Leser, noch auf diesem Boden stehen? Solltest du der Ansicht sein, dass Gott mit dir durchaus zufrieden sein könne, weil du „auf dem Feld“ christlicher Nächstenliebe so viele gute Werke tust, weil du immer bestrebt warst, „edel zu sein, hilfreich und gut“? Oh, dann brauchst du keinen Heiland. Nein, DU nicht! Denn der Herr Jesus ist nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. Bedenke aber: Der ältere, selbstgerechte Sohn hat nie – was die Schilderung unseres Gleichnisses anbelangt – das Vaterhaus betreten.

Ziehst du es wirklich vor, draußen zu bleiben, für immer draußen? „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut“ (Off 22,15). Zwar redet hier der Herr Jesus nicht vom Gericht, weil Er in diesem Gleichnis den Tag der Gnade beschreibt. Aber seien wir versichert: Wer die Gnade verwirft, wird am Tag des Gerichts verdammt werden. Mögest du doch dahin kommen, deine vermeintlichen Gerechtigkeiten so zu sehen, wie Gott sie sieht – als ein „unflätiges Kleid“ (Jes 64,5)!

Gerne wenden wir den Blick von diesem älteren Sohn ab und blicken noch einmal auf den einst verlorenen und jetzt wiedergefundenen jüngeren Sohn: Bekleidet mit dem besten Gewand hat er das Vaterhaus betreten, um es nie wieder zu verlassen.

Unendlich glückseliges Teil: AUS DER FREMDE IN DES VATERS HAUS gebracht zu sein, wo Fülle von Freuden ist – und das für ewig!

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