Die Psalmen - der Blick auf Christus

Psalm 110

Die Psalmen - der Blick auf Christus

Nach der Betrachtung des Herrn in Psalm 109 wenden wir uns dem nächsten Psalm zu, in dem eine Antwort des HERRN auf das Rufen und Gebet des Herrn im vorhergehenden Psalm enthalten ist. Dieser kurze Psalm hat ganz Christus in seiner gegenwärtigen Erhöhung im Himmel und in seiner zukünftigen Erhöhung als Heer und König zum Inhalt. Der erste Vers lautet: „Von David, ein Psalm. Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!“ Ein anderer hat darüber geschrieben: „Dieser Psalm gibt uns einen wundervollen Hinweis auf die Himmelfahrt Christi – Gott begrüßte Ihn in der Höhe mit den Worten: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!'“ (J. G. Bellett). Bei drei Gelegenheiten wird dieser Vers im Neuen Testament angeführt. Der Herr Jesus hat die Pharisäer gefragt, was sie über den Christus dächten, wessen Sohn Er sei. „Sie sagen zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen: Wie nennt David ihn denn im Geist Herr?“; und dann zitiert der Herr Jesus den ersten Vers unseres Psalms (Mt 22,43-45). So lernen wir aus diesem prophetischen Psalm, dass Christus sowohl Davids Sohn als auch Davids Herr ist, Mensch und doch Gott. Dann führt Petrus am Tag der Pfingsten diesen ersten Vers an und wendet ihn auf den im Himmel erhöhten Christus an (Apg 2,33-36). Drittens zitiert der inspirierte Schreiber des Hebräerbriefs in Kapitel 1,13 diesen Vers und beweist die Überlegenheit Jesu Christi über die Engel, die nie so angesprochen wurden. Auch in Hebräer 10,12 und 13 findet sich eine Anspielung auf diesen Vers, wo uns gesagt wird, dass Christus sich zur Rechten Gottes gesetzt hat, fortan wartend, bis seine Feinde gelegt sind zum Schemel seiner Füße.

Vers 4 stellt uns eine große Wahrheit in Bezug auf die gegenwärtige und zukünftige Erhöhung des Herrn Jesus Christus vor: „Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht reuen: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!‘“ Diese große Wahrheit von dem Priestertum Christi wird in dem Brief an die Hebräer entwickelt. In Kapitel 5,6 dieses Briefs wird dieser Vers angeführt – „Wie er auch an einer anderen Stelle sagt: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.‘“ In Vers 10 wird dann festgestellt, dass Christus, als Er vollendet und der Urheber ewigen Heils geworden war, „von Gott begrüßt“ wurde „als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks“.

So wurde also Jesus Christus nicht nur droben in den Himmel als Herr und König aufgenommen, sondern auch von Gott begrüßt als Hoherpriester in Ewigkeit nach der neuen Ordnung Melchisedeks. Er ging nicht nur in den Himmel ein, um seinen Platz zur Rechten der Macht einzunehmen, sondern es war auch ein Eintreten in das himmlische Heiligtum, um in priesterlichem Dienst für sein erlöstes Volk tätig zu sein. Das siebte Kapitel des Hebräerbriefs entwickelt im Einzelnen die Bedeutung des Priestertums Melchisedeks. Da es uns die Zeit nicht erlaubt, näher darauf einzugehen, möchten wir nur zwei Verse daraus anführen: „Dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (V. 24.25).

Aber obgleich jetzt Christus „nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“ (Heb 7,16) ein großer Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks ist, so wird doch die volle Entfaltung jenes Priestertums erst an dem Tag seiner öffentlichen Offenbarung und herrlichen Kraft kommen. Der Prophet Sacharja spricht von einem „Mann, sein Name ist Spross; und er wird von seiner Stelle aufsprossen und den Tempel des HERRN bauen. Ja, er wird den Tempel des HERRN bauen; und er wird Herrlichkeit tragen, und er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen, und er wird Priester sein auf seinem Thron, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein“ (Kap. 6,12.13).

Wenn der Herr Jesus auf seinem eigenen Thron sitzen und regieren wird, so wird Er dies als König und Priester tun wie Melchisedek, der als „Priester Gottes, des Höchsten“ dem Abraham begegnete und dessen Name „König der Gerechtigkeit“ bedeutet, zugleich auch „König von Salem‘ war, was „Frieden“ bedeutet, so wird auch der Herr Jesus in dem zweifachen Charakter Melchisedeks in Gerechtigkeit und Frieden regieren (vgl. Heb 7,1.2). Dieser zukünftige Aspekt des König-Priestertums Christi ist der Gegenstand von Psalm 110. Dann, an dem „Tag seiner Macht“, wird sein Volk „voller Willigkeit sein“. Der Stab seiner Macht wird von Zion ausgehen, der „Stadt des großen Königs“ (Ps 48), und Er wird herrschen inmitten seiner Feinde (V. 2.3). Dann also wird Er des Vaters Thron verlassen, und seine Feinde werden zum Schemel seiner Füße gelegt werden.

Das willige Volk wird der gläubige Überrest aus Israel sein, der an dem kommenden Tag den Herrn Jesus Christus als seinen Messias und König annehmen wird. Als Er in der niedrigen Gestalt des Jesus von Nazareth kam, verwarf Ihn das Volk Israel, aber nach den Erfahrungen der großen Drangsalszeit, des Antichristen und des römischen Tiers werden einige den verworfenen Jesus willkommen heißen, wenn Er in Macht und großer Herrlichkeit erscheint. Dann werden sie sagen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Lk 13,35).

Vers 3 sagt uns „Aus dem Schoß der Morgenröte wird dir der Tau deiner Jugend kommen.“ Dies weist auf das Herannahen eines neuen Tages des Reiches Christi hin, den David in 2. Samuel 23,4 auf diese göttliche Weise beschreibt: „Und er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken; von ihrem Glanz nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde.“ Dann wird die gereinigte Nation Israel wiedergeboren und Gottes Erstgeborener unter den übrigen Nationen werden, und sie wird hervor strahlen in heiliger Pracht. Sie wird der Tau seiner Jugend sein, wird als die Frucht der Mühsal seiner Seele die Herrlichkeit Christi widerspiegeln – die Herrlichkeit dessen, der einst, gleichsam in seiner Jugend, seine Seele ausgeschüttet hatte im Tod und für die Nation gestorben war, wie Kajaphas es in Johannes 11,51 prophezeit hatte.

Die Verse 5 und 6 sprechen von dem Gericht, das der kommende König ausführen wird. „Der HERR zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns. Er wird richten unter den Nationen, er füllt alles mit Leichen.“ Wir finden den gleichen Gedanken in den Worten des Herrn in Matthäus 25,31-46 wieder: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, so wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“ Jene zu seiner Rechten werden seine gesegneten Worte hören: „Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.“ Die zur Linken werden schreckliche Worte hören müssen: „Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.“

Auch heute gibt es nur diese zwei Gruppen: jene, die zu dem Herrn gekommen sind und sich vor Ihm niedergebeugt haben im Glauben an seinen für ihre Sünden erduldeten Tod, die seine erlösten Schafe sind; und jene, die Ihn verworfen haben und ihren eigenen Weg der Sünde gegangen sind, die auf den Teufel hören und ihm dienen. Für solche gibt es nur das ewige Gericht zusammen mit dem Teufel und seinen Engeln.

Lieber Leser, wie steht es mit dir? Bist du auf der Seite des Herrn und bereit für sein Kommen?

Die gesegnete Hoffnung der Wiederkunft Christi für seine Versammlung, um sie zu sich in das Haus des Vaters im Himmel zu nehmen, wie es uns in Johannes 14 und in 1. Thessalonicher 4 mitgeteilt wird, finden wir in den Psalmen und im Alten Testament nicht. Sie ist eine Offenbarung für die Versammlung, und sie wird ihre Erfüllung finden, bevor Christus als Richter und König auf die Erde kommt.

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