Betrachtung über das Buch der Sprüche (Synopsis)
Kapitel 10-31
In den Kapiteln 10 – 30 finden wir ins einzelne gehende Belehrungen für solche, die ein aufmerksames Ohr haben, um die Schlingen, in die die Einfältigen fallen können, zu vermeiden; zugleich wird uns für viele Fälle der Pfad gezeigt, den man verfolgen sollte, sowie die Folgen des Tuns der Menschen: mit einem Wort das, was die Weisheit im einzelnen kennzeichnet, was für den Menschen Klugheit, für die Kinder Gottes göttliche Einsicht genannt werden kann. Daneben finden wir die Ergebnisse der Regierung Gottes, welche Erscheinungen auch für den Augenblick da sein mögen. Es ist gut, daran zu denken, dass es sich in diesem Buch nicht um Erlösung oder Versöhnung handelt; es stellt uns einen Wandel dar, der der Weisheit der Regierung Gottes entspricht.
Das letzte Kapitel schildert den der Weisheit entsprechenden Charakter eines Königs und das, was eine tüchtige Frau in ihrem Haus kennzeichnet. Der König erlaubt sich nichts von dem, was infolge der Befriedigung seiner Lüste sein sittliches Unterscheidungsvermögen verdunkeln und ihn dadurch zur Regierung unfähig machen würde. Bei der Frau sehen wir den ausdauernden und hingebenden Fleiß, der das Haus mit Gütern füllt, seinen Bewohnern Ehre bringt und all die Sorgen und Kümmernisse beseitigt, die durch Faulheit hervorgebracht werden. Die bildliche Bedeutung dieser beiden besonderen Charaktere ist so offenkundig, dass sie einer weiteren Erklärung kaum bedürfen. Das Beispiel der Frau ist, was den Geist der Sache betrifft, von großem Nutzen für jemand, der in der Versammlung tätig ist.
Obwohl in diesem Buch die durch die Furcht des HERRN erzeugte Weisheit nur auf diese Welt angewandt wird, ist es doch gerade aus diesem Grund von großem Nutzen für den Christen, der in Anbetracht seiner himmlischen Vorrechte mehr oder weniger die fortwährende Regierung Gottes vergessen könnte. Es ist für den Christen sehr wichtig, sich der Furcht des HERRN und der Wirkung der Gegenwart Gottes auf die Einzelheiten seines Verhaltens stets bewussst zu sein. Und ich wiederhole, was ich im Anfang sagte, dass es eine große Gnade ist, wenn Gott sich herablässt, die göttliche Weisheit auf all die Einzelheiten des menschlichen Lebens inmitten der Verwirrung anzuwenden, die durch die Sünde eingeführt worden ist. Beschäftigt mit himmlischen Dingen, ist der Christ weniger imstande, durch eigene Erfahrung den Faden zu finden, der ihn durch das Labyrinth des ihn umringenden Bösen hindurchleiten kann. Gott hat daran gedacht und hat als ersten Grundsatz für uns niedergelegt, „weise zu sein zum Guten und einfältig zum Bösen“. So mag ein Christ das Böse nicht kennen (wenn das bei einem Weltmenschen so wäre, würde er hineinfallen) und es doch durch seine Kenntnis des Guten vermeiden. Die Weisheit Gottes gibt ihm diese Kenntnis, und die Regierung Gottes trägt Vorsorge für alles übrige. Nun, in den Sprüchen finden wir diese Dinge grundsätzlich und auf Einzelheiten angewandt. Ich habe mich nicht weiter bei dem bildlichen Charakter der Formen des Bösen aufgehalten; sie sind mehr Grundsätze als bildliche Darstellungen. Dem gewalttätigen Menschen der letzten Tage begegnen wir beständig in den Psalmen, und Babylon ist die volle Verwirklichung der Frau, die die Einfältigen in ihre Schlingen zieht und sie zum Tode hinabführt; geradeso wie Christus die vollkommene Weisheit Gottes ist, die zum Leben führt. Doch diese beiden Dinge, die das Böse offenbaren (Gewalttat und sittliches Verderben), kommen zu allen Zeiten seit dem Sündenfall aus dem Herzen des Menschen hervor; nur haben wir gesehen, dass es eine tätige Entfaltung der Listen der bösen Frau gibt, die ihr eigenes Haus besitzt und ihre eigenen Vorbereitungen trifft. Es ist nicht einfach dem Grundsatz nach sittliches Verderben vorhanden, sondern es ist ein geordnetes System daraus geworden, ähnlich wie es bei der Weisheit der Fall ist.