Wohl zusammengefügt und verbunden
Grundlagen des Gemeindelebens
Beurteilung – wo ist die Kraft geblieben?
Richter 6,11-14 veranschaulicht sehr gut, was ich mit Beurteilung meine. Diese Verse lauten:
„Und der Engel des HERRN kam und setzte sich unter die Terebinthe ... Und Gideon ... schlug eben Weizen aus in der Kelter, um ihn vor Midian zu flüchten. Und der Engel des HERRN erschien ihm und sprach zu ihm: Der HERR ist mit dir, du tapferer Held! Und Gideon sprach zu ihm: Bitte, mein Herr! Wenn der HERR mit uns ist, warum hat denn dieses alles uns betroffen? Und wo sind alle seine Wunder, die unsere Väter uns erzählt haben ... Und nun hat der HERR uns verlassen und uns in die Hand Midians gegeben.“
Gideon lebte in einer sehr schwierigen Zeit in Israel, einer Zeit, in der jeder tat, was recht war in seinen eigenen Augen. Er wusste, dass es wesentlich bessere Zeiten gegeben hatte, und das bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen. So begann er einige Fragen zu stellen:
- Warum haben denn all diese Übel uns betroffen?
- Wo sind all die Wunder, von denen unsere Väter uns erzählt haben?
- Wie kommt es, dass sie jetzt nicht mehr geschehen?
Wenn wir die heutige Situation unter dem Volk Gottes betrachten, entdecken wir bei uns manchmal ähnliche Fragen:
- Warum ist so wenig sichtbare geistliche Kraft unter uns?
- Waren die großen Segnungen der Apostelgeschichte nur für die damalige Zeit?
- Warum ist die Versammlung Gottes so schwach und zerteilt?
- Was sind die Bedingungen, um Gottes Kraft in der örtlichen Versammlung zu erleben, und wie können wir diese Kraft erkennen?
Lasst uns zu Beginn einige Verse untersuchen, die über geistliche Kraft reden.
„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8).
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim 1,7).
„Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden“ (Kol 1,11).
Beachten wir einige Aussagen über Kraft in diesen Versen. Sie ist uns nicht zum Zweck der Selbstverwirklichung und auch nicht zur Verherrlichung des Heiligen Geistes gegeben, sondern um Zeugen für Christus zu sein. Zweitens ist sie uns von Gott gemeinsam mit Liebe und Besonnenheit gegeben worden. Sie ist nicht um ihrer selbst willen anzustreben oder mit weltlicher Macht und Zurschaustellung zu verwechseln. Sie ist drittens nicht notwendigerweise eine Kraft, um damit große Taten zu tun, um zu glänzen oder erfolgreich zu sein. Es ist Kraft zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden. Gottes Gedanken über Kraft unterscheiden sich völlig von denen der Menschen. Wir müssen unsere Gedanken aufgeben und Seine annehmen.
Geistliche Kraft in der Apostelgeschichte
Die ersten Kapitel der Apostelgeschichte (Bild 2) zeigen, dass die Gläubigen dieser Zeit in vielen Dingen große geistliche Kraft hatten. Wir wollen uns einige Einzelheiten genauer ansehen.
Bild 2: Die ersten Christen hatten große geistliche Kraft
Apg 2,42 sagt: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“ Die Verse 46–47 sagen weiter: „indem sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Einfalt des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volke. Der Herr aber tat täglich zu der Versammlung hinzu, die gerettet werden sollten.“
Das war Kraft in der Gemeinschaft, etwas, an dem es uns oft mangelt. Wenn wir das aufrichtig beurteilen wollen, müssen wir jede falsche Fassade ablegen. Wir müssen aufhören, vorzugeben, dass Dinge gut sind, wenn sie böse sind. Gott verlangt nach Wahrheit im Innern. Er möchte Wirklichkeit, Echtheit! Wenn unser Zustand schlecht ist, dann lasst es uns zugeben. Wenn er gut ist, dann lasst uns Ihn dafür preisen. In den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte standen die Dinge gut. Die ersten
Gläubigen hatten wirkliche Gemeinschaft und
Kraft im Gebet. Apg 4,31 sagt uns, dass sie beteten, und „als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren.“ Ich weiß nicht, ob das wörtlich, geistlich oder symbolisch gemeint ist, oder alles drei. Aber eines ist sicher. Sie baten mit aller Freimütigkeit darum, das Wort zu reden, und als eine Folge davon redeten sie das Wort mit Freimütigkeit.
Gebets-Kraft ist die Kraft, die für bestimmte Dinge alles von Gott erwartet und sie dann erhält. Nun erkenne ich an, dass der Herr uns oft anleitet, einfach in der Haltung allgemeiner Abhängigkeit zu beten. Manchmal beten wir aber in einer sehr allgemeinen Ausdrucksweise, weil wir Angst haben, konkret zu bitten. „Was ist, wenn wir um etwas bitten, und Gott gibt es uns nicht?“ Nun, 1. Joh 5,14.15 sagt: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“ Haben wir wirklich Vertrauen zu Gott? Dann lasst uns echt beten und konkret beten!
Die ersten Christen hatten auch Kraft bei der Lösung von Problemen. Sie hatten Probleme. Zum Beispiel klagten einige Witwen in Apg 6,1-3, dass andere mehr als sie selbst bekämen usw. Bei der Versorgung der Witwen durch die Versammlung sagten einige, dass sie benachteiligt würden. Es ist großartig, die geistliche Kraft zu sehen, welche die ersten Christen bei der Lösung dieses Problems hatten. Sie wählten sieben Männer von gutem Zeugnis aus, voll Heiligen Geistes und Kraft, die sich um die Verteilung bemühen sollten. Und diese Männer kamen aus der gleichen Volksgruppe wie die, welche gemurrt hatten. Wunderbar! Das Problem war gelöst. Wie oft haben wir selbst unsere Probleme zu lösen versucht, und das mit viel geringerer geistlicher Kraft?
Sie hatten auch Kraft im Zeugnis-Geben. Solche, die als Folge der Verfolgung, die mit der Steinigung des Stephanus begann (Apg 7,54-60), zerstreut wurden, gingen umher und verkündigten das Wort. Diese ersten Gläubigen sagten nicht: „Zeugnis-Geben ist Georgs Aufgabe; Georg ist ein Zeuge. Ich bin nur ein Christ.“ Nein! Christus war ihr Leben (wie Er unseres ist), daher lag ihnen daran, Ihn anderen bekannt zu machen.
Die ersten Gläubigen hatten auch Kraft im praktischen Leben. Sie gingen ihren Weg in der Furcht des Herrn und in dem Trost des Heiligen Geistes, und die Versammlungen wurden auferbaut und hatten Frieden (Apg 9,31).
Warum haben wir nicht solche Kraft?
Wenn wir die Apostelgeschichte anschauen, fragen wir: „Warum erleben wir heute in den Versammlungen nur so wenig Kraft?“ Wir haben eine vollständige Bibel und ein großes Wissen. Was ist falsch? Gott wird uns nicht ohne Antwort lassen, wenn wir es im Licht Seines Wortes zu beurteilen suchen. Einige Gründe für den gegenwärtigen Mangel an Kraft sind in Bild 3 zu sehen. Es mag andere geben, aber dies sind zumindest einige der wichtigsten.
1. Letzte Tage…gefahrvolle Zeiten …Verfall ... Abfall | 2. Tim 3 + 4
Off 3,14-22 |
2. Gespaltene Kirche ...
wenig sichtbare Einheit... |
Apg 20,29.30 1. Kor 1,9-13 |
3. Falsche Lehrer und falscher Gottesdienst... | 2. Pet 2,3
1. Joh 2,18-23 |
4. Wenig Verfolgung ... | Apg 8,1-4 |
5. Vernachlässigung und/oder falsches Verständnis biblischer Versammlungs- Grundsätze Prioritäten Einstellungen Schwerpunkte Zeugnis nach außen |
Eph 4,11-16 Eph 4,1-3 2. Tim 3,16.17 1. Thes 1,5-9 |
Bild 3: Einige Gründe für den gegenwärtigen Mangel
Ein wichtiger Grund für unseren gegenwärtigen Mangel zumindest an sichtbarer Kraft ist, dass wir in gefährlichen Tagen, in letzten Tagen, in Zeiten des Verfalls und des Abfalls leben. Es bedarf keines Genies, um zu erkennen, dass wir nicht im ersten Jahrhundert leben, sondern im zwanzigsten. Wir leben nicht in den Tagen, wo apostolische und geistliche Kraft in ihrer Frische sichtbar wurde, sondern nach beinahe 2000 Jahren einer oft schmutzigen, verdorbenen Geschichte von dem, was beansprucht, die christliche Kirche zu sein. Der Name unseres kostbaren Herrn ist bei denen, die vorgaben, in Seinem Namen zu handeln, oft entehrt worden.
So befinden wir uns in den gefahrvollen Tagen, von denen 2. Tim 3 und 4 spricht. Wir leben in dem Zeitabschnitt Laodizäas (Off 3,14-22), einer Periode, die mehr durch Lauheit und durch prahlerische Worte als durch Taten gekennzeichnet ist. Der Herr sagt zu Laodizäa: „Weil du sagst, ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, dass du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und bloß bist“ (Off 3,17).
In gleicher Weise warnt Paulus die Ältesten von Ephesus, dass nach seinem Abschied „verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her“ (Apg 20,29-30). Des weiteren sagt der Herr in Römer 11, dass die Juden wegen ihres Unglaubens abgeschnitten wurden, Gottes Zeugnis zu sein. Dann warnt Er die Nationen: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich; denn wenn Gott der natürlichen Zweige nicht geschont hat, dass er auch deiner etwa nicht schonen werde“ (Röm 11,20.21). Es ist ganz klar, dass die Christenheit (Menschen im allgemeinen, die den Namen Christi angenommen haben) nicht in der Güte Gottes geblieben ist und deshalb dazu bestimmt ist, abgeschnitten zu werden. Danken wir Gott, dass hier nicht vom Leib Christi die Rede ist. Alle, die wahrhaft durch den Herrn Jesus erlöst sind, nehmen teil an der wunderbaren Entrückung(1. Thes 4,13-18), wenn wir dem Herrn entgegen in die Luft entrückt werden, um für immer bei Ihm zu sein. Wir leben aber heute in einer Welt und in einer Situation, in der wir mit einer mangelhaften, versagenden Kirche und einer Christenheit, die von der Güte Gottes abgewichen ist, identifiziert werden.
Einige gegenwärtige Schreiber sprechen von unserer Zeit als einer nach-christlichen Ära. Nach-christlich? Nun, das trifft nicht auf Gebiete wie Afrika und Asien zu – auf Länder der sogenannten „Dritten Welt“. Jedoch Nationen wie England, Deutschland, Kanada, Australien und die USA, die traditionell und historisch die Gnade Gottes gekannt haben, werden zunehmend abtrünnig (sie wenden sich ab von Gottes Wahrheit).
Die vielen Spaltungen der Kirche verursachen einen Mangel an Kraft in Zeugnis und Fruchtbarkeit. Wenn du Menschen erzählst, dass du ein Christ bist und mit den Brüdern in dem und dem Gebäude zusammenkommst, könnten sie wohl antworten: „Wie schön, von Ihrer kleinen fundamentalistischen Kirche zu hören. Wussten Sie, dass es im Umkreis von 5 km ein Dutzend mehr davon gibt?“ Danken wir Gott für jedes wahre Kind Gottes. Aber ist es nicht schwierig, Menschen von der Wahrheit der Versammlung zu erzählen, während so viele Gläubige in alle Arten von Denominationen, Gemeinschaften und Spaltungen zerstreut sind, jede mit ihrem eigenen Anspruch auf Wahrheit? Weiter bedeuten diese Spaltungen, dass jede kleine Gruppe geistlichen Dienst nur von einem Bruchteil der begabten Diener empfängt, die Christus für Seinen Leib vorgesehen hat. Sicherlich verursacht unser Mangel an sichtbarer und praktischer Einheit große Schwachheit in der Kirche Gottes.
Der Herr Jesus betet in Joh 17,21: „auf dass sie alle eins seien, ... auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Obwohl uns Gott als eins sieht, sieht die Welt das nicht. Leider zanken und kritisieren sich Christen öffentlich und machen sich gegenseitig schlecht. Die Welt sieht zu und sagt: „Ich möchte nichts damit zu tun haben.“ Auf diese Weise versagen wir also darin, die Wahrheit von Joh 13,35 darzustellen: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Obwohl wir in einer Zeit leben, in der es der Kirche an sichtbarer Einheit mangelt, ist es noch immer möglich, auf der Grundlage des einen Leibes des Christus zusammenzukommen, wo er nach Seiner Verheißung in unserer Mitte gegenwärtig ist. Diese Plattform (oder Grundlage des Versammelns) ist groß genug, jedes Kind Gottes aufzunehmen. Wir werden uns das später genauer ansehen.
Eine andere Ursache für unseren gegenwärtigen Mangel an Kraft sind falsche Lehren und falsche Gottesdienste. Wenn du von Haus zu Haus Besuche machst oder Traktate verteilst, wirst du wahrscheinlich entdecken, dass eine falsche Lehre vor dir, nach dir und vielleicht sogar zwischendurch da war! Die Leute sagen: „Sehen Sie, diese kleine Broschüre habe ich bekommen, und es steht dies darin. Was sagt Ihre Broschüre?“ Du antwortest: „Diese Leute haben eine falsche Lehre; sie bringen Ihnen nicht die Wahrheit.“ Man erwidert: „Ja, das ist es, was die anderen auch über Sie sagen.“ Wir können nicht verhindern, dass es falsche Lehrer und falsche Gottesdienste gibt und dass sie großen Schaden anrichten. Manchmal möchten wir sie gerne stoppen, aber wir können das nicht. Der Herr sagt, dass der Weizen und das Unkraut in der Welt (nicht in der Kirche) zusammen wachsen bis zur Zeit der Ernte (Mt 13,29.30). Wenn wir aber unsere sich daraus ergebende Schwachheit bekennen, können wir uns darüber freuen, dass der Geist Gottes wirkt, um Seelen zum Herrn Jesus zu ziehen. Und Er will uns in diesem gesegneten Werk benutzen, wenn wir zur Verfügung stehen.
Ein anderer Grund unseres Mangels an Kraft ist die so geringe Verfolgung. Apg 8,1 sagt uns, dass die ersten Christen aufgrund von Verfolgung überallhin zerstreut wurden. Heutzutage sehen wir nicht viel davon. Sicher, dann und wann werden wir ein finsteres Gesicht oder ein Hohnlächeln erhalten, weil wir über Christus gesprochen haben. Es bedeutet Schmach, den Namen Christi zu tragen. Er sagt: „Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und jedes böse Wort lügnerisch wider euch reden werden um meinetwillen“ (Mt 5,11).
Wenn wir uns aber sehr über Verfolgung beklagen, sollten wir vor Scham erröten. Verglichen mit den Gläubigen in Russland, China, Rumänien, Polen usw. haben wir nichts gelitten. In manchen Ländern kann für Christus leben den Verlust deiner Arbeit, der Ausbildung deiner Kinder, deiner Freiheit, sogar deines Lebens bedeuten. Sie müssen sich im Verborgenen treffen. Wenige haben Bibeln, was zur Folge hat, dass sie jeden kleinen Abschnitt des Wortes außerordentlich schätzen.
Wenn jedoch in der westlichen Welt Verfolgung begänne, würde die Spreu bald vom Weizen getrennt. Aber willst du das erbitten? Nein, du nicht und ich auch nicht. Wir sehnen uns nicht nach Verfolgung. Wir beten nicht für den Tag, an dem die Geheimpolizei unser Haus beschlagnahmt, unsere Frauen wegnimmt und uns in Konzentrationslager steckt. Trotzdem müssen wir bekennen, dass es aufgrund der so geringen Verfolgung bei uns wenig Hingabe zu geben scheint. Paulus sagt: „Hinfort mache mir keiner Mühe, denn ich trage die Malzeichen des Herrn Jesus an meinem Leibe“ (Gal 6,17). Wir wissen nicht viel über diese Malzeichen, oder?
Ein letzter Grund für unseren Mangel an Kraft ist unsere Vernachlässigung und/oder unser Missverständnis von biblischen Versammlungs-Grundsätzen, Prioritäten, Einstellungen, Schwerpunkten und Zeugnis. Es ist unmöglich, die Wahrheit der Versammlung Gottes wirklich zu praktizieren, wenn wir nicht ihre Grundsätze und einige Bereiche der Praxis verstehen, die Gott für lebenswichtig erachtet.
Was wir gegen unseren Mangel an Kraft tun können und was wir nicht tun können
Wie wir in Bild 4 sehen, können wir gegen einige Ursachen unseres Mangels an Kraft nichts tun. Wir können die Geschichte nicht ändern oder die Uhr zurückdrehen. Wir können nichts an der Tatsache ändern, dass wir in gefahrvollen Tagen leben, dass es falsche Lehrer, Niedergang und Spaltungen in der Kirche gibt. Wir wollen nicht um Verfolgung als Mittel zur Läuterung bitten. Wir können aber eine Menge tun, indem wir auf all das antworten, was Gott uns gegegeben hat, damit wir heutzutage „das Zeugnis des Herrn“ auf der Erde treu ablegen können.
Wir können nichts tun gegen ...
- ... Spaltungen in der Kirche
- ... Gefahrvolle Tage
- ... Falsche Lehrer
- ... Verfolgung
Wir können aktiv etwas tun gegen ...
- Vernachlässigung oder Mißverständnis von:
- ... Grundsätzen
- ... Prioritäten
- ... Einstellungen
- ... Schwerpunkten
- ... Zeugnis nach außen
Bild 4: Was wir tun können und was wir nicht tun können
Brüder im letzten Jahrhundert hielten an einem sehr wichtigen Grundsatz fest, als sie sagten, dass wir nicht versuchen sollten, etwas Neues aufzubauen. Wir sollten vielmehr danach trachten, durch die Gnade Gottes auf dem aufzubauen, was von Anfang war, indem wir nichts für uns beanspruchen und Niedergang und Versagen der Kirche anerkennen. Wenn wir über den Verfall der Kirche sprechen, erwecken wir manchmal den Eindruck, dass wir alle außer uns meinen. 0 nein, es bezieht sich auch auf uns. Wir sind ein Teil davon. Je mehr wir das erkennen, desto mehr werden wir vor Gott in Demut und Gebet sein.
Das Gebet Daniels in Daniel 9,3-19 ist ein wunderbares Beispiel dieser rechten Haltung. Er war nicht persönlich in all dem schuldig, was er vor Gott bekannte. Dennoch sagte er: „Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unser aber die Beschämung des Angesichts ... Des Herrn, unseres Gottes, sind die Erbarmungen und die Vergebungen.“ Er fleht Gott auf der Grundlage dessen an, was Gott ist, und nicht auf der Grundlage dessen, was er oder was Israel war. Das ist etwas, was auch wir tun müssen – anerkennen, dass, obwohl wir gegen viele Dinge nichts tun können, wir uns der Zeit, in der wir leben, bewusst sein und unseren Anteil am Versagen eingestehen können. Dann können wir danach trachten, nach der ganzen Wahrheit zu handeln, die Gott uns gegeben hat.
Wenn zum Beispiel unsere Haltung gegenüber unseren Brüdern und Schwestern in Christus verkehrt ist, können wir etwas dagegen tun. Das Wort Gottes gibt klare Anleitung, wie die Angelegenheit zu ordnen ist. Bei Besuchen unter Gläubigen ist es erschütternd zu sehen, wie viele Christen einige kleine Punkte der Kritik, Bitterkeit oder des Zynismus gegen andere Brüder und Schwestern in Christus haben. Ich frage dann: „Hast du es ihnen gesagt?“ Sie antworten: „Es würde nichts nützen.“ Das ist verheerend, denn das Wort Gottes gibt klare Anleitung. Mt 18,15 sagt: „Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, so gehe hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein.“ Gott verlangt, dass wir gehen. Jede andere Handlung ist deutlicher und offener Ungehorsam gegen Gott.
Was das Setzen unserer Schwerpunkte betrifft, können wir auch etwas tun, um sicherzustellen, dass wir uns nicht außerhalb auf einer Tangente bewegen. Zum Beispiel tue und rede ich vielleicht so, als ob es nichts anderes außer Prophetie im Wort Gottes gäbe. Prophetie ist wertvoll und sehr wichtig, aber es ist nicht alles, was uns Gott gegeben hat. Ich vernachlässige vielleicht das Evangelium, weil ich mich zu sehr mit der Wahrheit der Versammlung beschäftigt habe, oder umgekehrt. Einer ist vielleicht Evangelist, ein anderer Hirte oder Lehrer. Wir sind vielleicht, entsprechend den Gaben, die Christus uns gegeben hat, verschiedenen Bereichen des Dienstes besser angepasst. Wir sollen aber die ganze Wahrheit Gottes und alle Bereiche des Dienstes, welche Er verschiedenen Gliedern des Leibes Christi gegeben hat, schätzen und uns daran erfreuen.
Ziele der Beurteilung
Drei Ziele der Selbstbeurteilung, die mir am Herzen liegen, sind in Bild 5 zu sehen: Bekenntnis, nicht Kritik; Fortschritt, nicht Perfektion; Vergleich mit Gottes Wort, nicht mit anderen (2. Kor 10,12). Im vorhergehenden Abschnitt haben wir untersucht, wieviel wichtiger, als andere zu kritisieren, das Bekenntnis vor Gott ist, so dass wir uns mit diesem ersten Ziel nicht länger zu beschäftigen brauchen. Es kann jedoch unklar sein, was wir mit „Fortschritt, nicht Perfektion“ meinen. Paulus sagt in Phil 3,12-14: „Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ... eines aber tue ich: Vergessend was dahinten und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu.“ In diesem Sinn war er und sind auch wir nicht vollkommen, aber wir alle können Fortschritte machen. Paulus streckte sich aus und jagte vorwärts; so konnte er andere dazu auffordern, „seine Nachahmer“ zu sein.
Bild 5: Ziele der Beurteilung
Wir müssen die Bereiche, in denen wir als Versammlungen versagen, wo wir fallen und von der Wahrheit Gottes abweichen, überdenken und beurteilen. Ich glaube, dies gehört zu den wichtigen Funktionen von Brüderstunden, Fürsorge-Versammlungen oder wie man das auch immer nennt. Solche, die für die örtliche Versammlung Sorge tragen, müssen ab und zu stehenbleiben, dabei auf Gott hören, achtgeben und sagen: „Wie steht es um uns, und warum? Was tun wir?“ Dann müssen wir unser Tun mit dem Muster vergleichen, das uns in Gottes Wort gegeben ist.
Manchmal verlieren wir viel Schwung und vergeuden Zeit, indem wir uns mit dem befassen, was andere tun. „Ist das nicht wunderbar? Schau, was sie tun. Seelen werden gerettet, usw.“ Ich sage: Preist den Herrn. Das ist großartig. Aber wo hat uns Gott gesagt, dass wir uns mit anderen vergleichen sollen? Er hat uns an einen bestimmten Ort und auf einen Weg berufen. Dort will Er uns haben. Lasst uns dort zu Seiner Ehre sein. Lasst uns beurteilen und lernen. Wir sollten auf andere achten, und wir tun es auch. Aber wenn wir vergleichen, lasst uns unser Tun mit der Schrift vergleichen, und nicht mit anderen Gläubigen oder anderen Gruppen von Gläubigen. David sagt in Psalm 119,59: „Ich habe meine Wege überdacht, und meine Füße gekehrt zu deinen Zeugnissen.“ Nach der Beurteilung also unterwerfen wir uns einfach dem Wort Gottes und setzen diesen gesegneten Prozess fort, bis der Herr Jesus uns aufnimmt und die Kirche ohne Runzeln oder Flecken sich selbst verherrlicht darstellt (Eph 5,27).