Aus dem Wort der Wahrheit (Band 5)
gesammelte Vorträge

Der Tisch des Herrn und das Mahl des Herrn

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 5)

(1. Kor 10,14-22; 11,20-34)

Bevor ich auf die gelesenen Abschnitte näher eingehe, möchte ich einen kurzen Überblick über den ersten Korintherbrief geben und einige allgemeine Gedanken sagen. Wir haben im Neuen Testament zwei Arten von Briefen, die man „Landbriefe“ und „Wüstenbriefe“ nennen könnte. Das ist eine Anspielung auf die Geschichte Israels im Alten Testament. Besonders im 4. Buch Mose finden wir das Volk vierzig Jahre lang in der Wüste. Im 5. Buch Mose sind sie am Ende ihrer Reise angekommen. Wenn sie sich auch noch in der Wüste befinden, so sind sie in ihrem Herzen doch mit dem Land beschäftigt, mit dem Erbteil, das auf der anderen Seite des Jordan liegt und das Gott ihnen als sein Land geben wird. Im Buch Josua finden wir dann, wie sie den Jordan durchqueren und in das Land ziehen. In der Bildersprache des Alten Testaments stellt das Land die himmlischen Örter vor, wie wir sie im Epheserbrief finden. In Kapitel 2,6 lesen wir: „und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“. Wir sind also mit Ihm lebendig gemacht, mit Ihm auferweckt und in Ihm in die himmlischen Örter versetzt. „Örter“ steht nicht im Griechischen, so dass es eigentlich lautet: „in die himmlischen“. Das ist ein Bereich, der nicht irdisch ist. Dort sind alle unsere Segnungen. Davon lesen wir in Epheser 1,3: „gesegnet ... mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Dort findet auch unser eigentlicher Kampf statt: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Kap. 6,12). Diese Mächte der Bosheit wollen uns das Erbteil streitig machen.

In den „Landbriefen“ finden wir besonders das, was  die Gnade uns gegeben hat. Und alles, was wir durch die Gnade empfangen haben, ist uns sicher. Diese Gnade finden wir in den Worten des Herrn in Johannes 10,27-30: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.“ Da ist alles sicher. Sobald jemand Buße getan hat und von neuem geboren ist, ist es sicher, dass er in das Haus des Vaters kommen wird.

Doch in den anderen Briefen, den „Wüstenbriefen“, geht es besonders um unser Leben hier auf der Erde. Gott stellt uns durch die Umstände auf die Probe. Und dann zeigt sich, ob unser Bekenntnis echt ist. In diesem Sinn schrieb Jakobus: „Aber es wird jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen“ (2,18). Das ist eine wichtige Sache.

Vor etwa drei Jahren war ich hier mit einigen jüngeren Brüdern zusammen. Einer dieser jungen Brüder fragte, ob ein Gläubiger wieder verloren gehen könnte. Dann erzählte er, dass sein Großvater vor dem Verbot der Versammlungen in Deutschland 1937 an diesem Ort am Brotbrechen teilgenommen hatte. Er hatte in der Versammlung mit dem Wort gedient und war einer der führenden Brüder gewesen. Inzwischen war er Atheist und leugnete, dass es Gott gibt. Vor zwei Jahren ist er gestorben. Ob er noch zurechtgekommen ist, weiß ich nicht. Ich führe das als Beispiel dafür an, dass es möglich ist, dass jemand eine führende Stellung unter Christen einnimmt, ohne dass sein Bekenntnis echt ist. Die Apostelgeschichte berichtet uns von Simon, der von Philippus getauft worden war und sich als ein ungöttlicher Mann erwies.

In den „Wüstenbriefen“ geht es um unsere Verantwortung. So ist es im Brief des Jakobus, und so ist es auch in den Briefen an die Korinther. Wer sich als Christ bekennt, muss sich als solcher offenbaren und entsprechend leben. Wenn jemand das nicht tut, befindet er sich auf dem Weg zur Hölle und nicht zum Himmel. Gott sagt niemals zu jemandem, der in der Sünde lebt: „Du bist auf dem Weg zum Himmel“, sondern: „Du bist auf dem Weg zur Hölle.“ Was Gott in seiner Gnade noch tun wird, um jemand, der tatsächlich von neuem geboren ist, zurückzureißen, ist eine andere Sache. Das ist die Seite seiner Treue und Gnade. Wenn jemand wirklich von neuem geboren ist, lässt die Gnade ihn nicht umkommen.

Für uns als Gläubige, die wir bekennen, etwas von der Wahrheit der Versammlung zu kennen, ist dieser Brief ein überaus wichtiger Brief, denn er ist an eine Versammlung als solche gerichtet. Natürlich sind die Briefe an die Epheser, Kolosser, Philipper usw. ebenfalls an Gläubige geschrieben, die zum Leib Christi gehören. Aber sie sind an diese Gläubigen als individuelle Personen geschrieben. So heißt es in der Anrede des Epheserbriefs: „den Heiligen und Treuen in Christus Jesus“. Ähnlich ist es im Kolosserbrief. Der erste Brief an die Korinther ist jedoch an die „Versammlung Gottes, die in Korinth ist“, geschrieben. Außerdem finden wir den Zusatz: „samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.“ Der Brief ist also zunächst an die Versammlung Gottes gerichtet, die in Korinth war, aber außerdem an jeden, der bekennt, dass der Herr Jesus sein „Herr“ ist. Nun, wenn dieses Bekenntnis wahr ist, so ist jemand ein Gläubiger. In Römer 10,9 heißt es: „Wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst.“ Das ist also die Bedingung: mit dem Herzen glauben und mit dem Mund bekennen.

Der 1. Korintherbrief behandelt insbesondere die Ordnung in der Versammlung Gottes. Unsere Verantwortung ist es, diese Ordnung zu beachten. Die Versammlung wird in Gottes Wort im Blick auf ihre Verantwortung auf der Erde in zwei Bildern dargestellt: erstens als Leib Christi und zweitens als Haus Gottes.

Der Leib Christi besteht nach dem Ratschluss Gottes aus allen wahren Gläubigen vom Pfingsttag an bis zur Entrückung (Eph 1). So wird die Versammlung nur in einem ganz bestimmten Augenblick auf der Erde sein: bei der Entrückung. Die Toten in Christus werden auferstehen und die lebenden Gläubigen werden verwandelt, so dass dann alle Gläubigen, die Glieder des Leibes Christi sind, für einen Augenblick verherrlicht auf der Erde sein werden. Sofort danach werden sie aufgenommen in die Herrlichkeit. Dort werden sie ewig der Leib Christi sein, immer in dieser engen Verbindung mit Ihm als dem Haupt. Zwischen Christus und den Gläubigen, dem Haupt des Leibes und der Versammlung, kann es keine Trennung geben. Gott hat „ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben“ (Eph 1,22). Das wird niemals mehr verändert. In dieser innigen Verbindung mit Ihm werden wir alle stehen. Es gibt jedoch noch eine andere Seite, wie die Versammlung als Leib Christi dargestellt wird, und zwar wie sie in dieser Zeit auf der Erde ist. Diese Seite finden wir besonders in Römer 12, in 1. Korinther 12 und in Epheser 4. Dann geht es vor allem um die Glieder, die den Leib bilden.

Das zweite Bild in Verbindung mit der Verantwortlichkeit auf der Erde finden wir in der Versammlung als Haus Gottes. Das ist das Haus, das der Herr Jesus baut (Mt 16). Dieser Prozess des Bauens ist bis heute noch nicht abgeschlossen. In Epheser 2,21 wird gesagt, dass wir alle aufgebaut werden zu einem heiligen Tempel im Herrn. In diesem Tempel wird Gott in alle Ewigkeit wohnen; jetzt ist er noch nicht vollständig, weil noch nicht alle Steine hinzugefügt sind. So schreibt Petrus in 1. Petrus 2, dass wir als lebendige Steine aufgebaut werden auf den Eckstein, den Felsen, Christus. Im 1. Korintherbrief geht es aber um unsere Verantwortung und nicht um das, was der Herr Jesus tut. Wir finden das bereits in Kapitel 3. Dort heißt es in Vers 16, dass wir der Tempel des Heiligen Geistes sind; der Geist Gottes wohnt in uns. Das bezieht sich dort auf die gesamte Versammlung Gottes. Auch im Blick auf jeden einzelnen Gläubigen heißt es in Kapitel 6,19, dass sein Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. In jedem Gläubigen, der das Evangelium geglaubt hat, wohnt der Heilige Geist (Eph 1,13). Doch in 1. Korinther 3 geht es um die Gesamtheit der Versammlung als Haus Gottes. Wenn das Haus Gottes unter dem Gesichtspunkt unserer Verantwortung gesehen wird, dann können dort falsche Steine sein. Paulus hatte eine gute Grundlage gelegt, indem er die Person des Herrn Jesus verkündigte. Ja, es ist wahr, Er ist die Grundlage, Er, der Sohn Gottes, Gott selbst, und dabei wahrhaftig Mensch. Er ist es, von dem Petrus in Matthäus 16 bekennt: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“, also die Quelle allen Lebens; Er ist als Gott der Sohn die Grundlage, auf der die Versammlung aufgebaut ist.

Doch in 1. Korinther 3,10 schreibt Paulus: „Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.“ Wir sollten also alle bauen, aber in besonderer Weise natürlich diejenigen, die der Herr speziell dazu befähigt hat. Insgesamt werden drei Gruppen von Arbeitern genannt: Zuerst die, die mit Gold, Silber oder edlen Steinen bauen. Dann die zweite Gruppe, die mit Holz, Heu und Stroh baut. Das sind Baumaterialien, die im Gericht nicht bestehen, sie verbrennen. Die Arbeiter selbst werden jedoch gerettet. Die dritte Gruppe greift das Fundament an, die herrliche Wahrheit über die Person des Herrn Jesus und die Grundwahrheiten des Christentums. Sie tasten das Fundament an, die Grundlage der Versammlung, und Gott sagt, dass Er sie verderben wird. Das ist also die verantwortliche Seite beim Bauen des Hauses Gottes.

Ich habe einmal im Zusammenhang mit der Beerdigung der Mutter eines Bruders aus Winschoten Folgendes erlebt. Der Bruder war der einzige Gläubige in der Familie. Sein Vater wollte nicht, dass das Evangelium am Grab verkündigt wurde. Doch ein Pfarrer, der die Mutter einmal besucht hatte, als sie krank war, durfte kommen. Im Hause sagte der Pfarrer zu dem ungläubigen Vater: „War deine Frau nicht immer eine gute Frau für dich?“ – „Ja“, sagte er; und das war tatsächlich der Fall. Dann sagte er zu den Kindern: „War sie nicht eine gute Mutter für euch?“ – „Ja“, sagten die Kinder. Und das stimmte. „Nun“, sagte der Pfarrer, „dann war sie gerade geeignet für den Himmel. Im Himmel dienen sie alle Gott. Die Mutter hat ihr ganzes Leben nur gedient, und so ist sie geeignet für den Himmel.“ Das war das Material, aus dem der Pfarrer Steine machte, um das Haus Gottes zu bauen. Wir verstehen gut, dass das verbrennen muss.

Doch da sind auch die, die mit Gold, Silber und edlen Steinen bauen. Gold ist in Gottes Wort das Symbol göttlicher Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Silber ist das Symbol des Preises der Erlösung, der bezahlt worden ist, damit wir von Gott nicht gerichtet werden (2. Mo 30,11ff). Holz, Heu und Stroh wachsen auf der Erde und werden durch das Feuer verzehrt. Feuer ist ein Bild der untersuchenden, prüfenden Heiligkeit Gottes. Alles, was dieser Heiligkeit nicht entspricht, wird verzehrt. Die verschiedenen Materialien machen deutlich, auf welche Weise gebaut wird. Wie weit ist heute das Verderben in den so genannten christlichen Ländern fortgeschritten! Ich nehme an, dass es in Deutschland noch so ist, dass weitaus die meisten christlich getauft und dem Bekenntnis nach Christen sind. Doch wie viele mögen wirklich von neuem geboren sein? Für Holland stellt sich die gleiche Frage.

So finden wir hier das Haus und die Verantwortung der Bauenden. Darum schreibt der Apostel durch den Heiligen Geist: „Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.“ Jeder, der etwas im Werk des Herrn tut, jeder, der mit Ungläubigen spricht, sollte gutes Material gebrauchen. Wie schade, wenn jemand die Gerechtigkeit durch Werke predigt, statt den Menschen die Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes (wovon das Gold redet) vorzustellen.

Das Thema des Hauses Gottes zieht sich bis Kapitel 10,13 durch. In den ersten fünf Versen von Kapitel 10 finden wir einen Rückblick auf die Geschichte des Volkes Israel. Die dort erwähnten Dinge sind Schatten der Vorrechte, die wir als Gläubige haben. Die Israeliten waren alle unter der Wolke, und die Wolke war die Andeutung der Gegenwart Gottes; das bedeutet für uns, dass der Heilige Geist jetzt auf der Erde wohnt. Sie sind durch das Rote Meer gezogen; das ist ein Hinweis auf das Werk des Herrn Jesus, das für uns geschehen ist. Sie sind alle auf Mose getauft worden, sie sind also mit ihm verbunden worden, der von Gott gesandt war, das Volk zu erlösen; das erinnert an die christliche Taufe. Sie aßen alle dieselbe geistliche Speise und tranken denselben geistlichen Trank; ein Bild von dem Tisch des Herrn, dem Brot und dem Wein. Dennoch waren die meisten Ungläubige. Sie bekannten, zum Volk Gottes auf der Erde zu gehören, aber Gott hatte kein Wohlgefallen an ihnen.

Dann heißt es: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen begehren, wie auch jene begehrten“ (V. 6). Ein wenig später lesen wir: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist. Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle“ (V. 11.12). Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass kein Mensch errettet wird, der den Herrn Jesus nicht als Herrn anerkennt. Wenn ein Sünder zu Gott käme und sagte: „Ich wünsche den Herrn Jesus als meinen Heiland anzunehmen, aber nicht als Herrn“, würde Gott ihn nicht annehmen. Gott hat Ihn, nachdem Er das Werk vollbracht hat, zum Herrn und Christus gemacht. Aufgrund des Werkes des Herrn Jesus hat Gott Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge und jede Zunge bekenne, dass Er Herr ist (Phil 2). Das werden die Ungläubigen tun müssen, wenn sie vor dem großen weißen Thron stehen. Und der Teufel und seine Dämonen werden es tun müssen, wenn sie in den Feuersee geworfen werden. Wir, die Gläubigen, haben es durch Gnade jetzt schon getan. Aber die Frage für uns ist: Haben wir den Herrn mit ganzem Herzen als unseren Herrn anerkannt oder nur der Form nach? Echtheit muss in unserem Leben gesehen werden. Wenn es in meinem Leben nicht gesehen wird, dass Er mein Herr ist, steht es sehr ernst um mich, und ich sollte meinen Lebenswandel und mein Verhalten überprüfen.

Ein junger Mann äußerte vor Jahren mir gegenüber, man brauche doch nicht immer von dem Herrn Jesus und dem Evangelium zu sprechen. Er wollte den Herrn Jesus gern als Heiland für sich annehmen, um vor dem ewigen Verderben gerettet zu sein, aber das sollte ihn hier auf der Erde nicht irgendwie behindern. Vor den Menschen wollte er Ihn nicht bekennen, sondern lieber Gemeinschaft mit der Welt haben. Wenn das wirklich seine Überzeugung war, war er wohl kaum von neuem geboren. Wo Leben aus Gott ist, kommt das zum Ausdruck. Das Leben selbst kann man nicht sehen, kein Mensch hat jemals Leben gesehen. Aber Leben tut sich kund. Wo Leben ist, ist Wärme. Wo Leben ist, gibt es Bewegung und Geräusche, da ist Odem. So ist es auch mit dem geistlichen Leben. Man kann nicht in ein Herz hineinsehen, ob jemand ewiges Leben hat, wenn er es bekennt. Aber man muss es in seinem Leben sehen können. Und wenn es überhaupt nicht gesehen wird, dann ist kein Leben da. Das ist auch die Bedeutung dessen, was Jakobus schrieb: „Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen“ (2,18).

Nun kommen wir in Kapitel 10,14 zu einem neuen Abschnitt. Da steht nicht mehr das Haus Gottes im Vordergrund, sondern der Leib Christi. Wir lesen in Vers 15, am Anfang unseres Abschnittes: „Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage.“ Als Christen sollten wir verstehen, was wir tun. Wir haben den Heiligen Geist empfangen, der uns Gottes Gedanken klarmacht. Zu den Kindlein in Christus wird gesagt: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“ (1. Joh 2,20). Sie hatten es nicht nötig, unterwiesen zu werden. Es ist nicht so, dass die Kindlein das ganze Wort auswendig kannten und alles verstanden. Aber sie hatten das neue Leben, das ewige Leben, das Leben des Herrn Jesus selbst, empfangen. Sie kannten den allein wahren Gott und den, den Er gesandt hatte (Joh 17,3). Außerdem hatten sie, wie gesagt, den Heiligen Geist in sich wohnend, der ihnen das Wort lebendig machte und es sie verstehen ließ. Dadurch erkannten sie die Gedanken Gottes. So spricht der Apostel über wichtige Dinge, mit denen wir nicht nur sonntagmorgens, sondern immer in Verbindung stehen. Wie wenig wird es leider oft in der Praxis verstanden, was das Mahl des Herrn und der Tisch des Herrn in Wirklichkeit bedeutet.

Das Brotbrechen steht in Verbindung mit dem Werk, das der Herr Jesus auf dem Kreuz vollbracht hat. Dort starb der Sohn Gottes, der Schöpfer des Himmels und der Erde, für uns kleine Geschöpfe, um uns vom ewigen Verderben zu erretten. Doch nicht nur das, Er legte nicht nur die Grundlage dafür, dass wir nicht in die Hölle kommen, sondern auch dafür, dass wir in das ewige Haus des Vaters kommen, und das nicht als unbedeutende Geschöpfe, sondern als die eigenen Kinder des Vaters, als die Brüder des Herrn Jesus. So hat Er selbst zu Maria am Tag seiner Auferstehung gesagt: „Geh aber hin zu meinen Brüdern“ (Joh 20,17).

Wie wichtig ist es, die Dinge gut zu verstehen, die uns offenbart worden sind! Ist es nicht das Verlangen unseres Herzens, wenn wir den Herrn Jesus als den Sohn Gottes kennen gelernt haben, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat, Ihn besser kennen zu lernen und das Werk, das Er vollbracht hat? Hat Gott uns nicht sehr viel in seinem Wort offenbart? Sollten wir es nicht erforschen? Welche Herrlichkeiten finden wir doch in dem Wort Gottes!

„Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage.“ Es ist ein Unterschied, lediglich am Mahl des Herrn teilzunehmen oder wirklich zu verstehen, was es bedeutet. Millionen von wiedergeborenen Gläubigen nehmen am Mahl teil. Warum tun sie das? Viele tun es, um Gnade zu empfangen und nicht, um den Herrn zu loben. Sie kennen nicht die wirkliche Bedeutung der Worte des Herrn Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Sie möchten Gnade empfangen, indem sie von dem Brot essen und von dem Wein trinken. Wenn sie es mit aufrichtigem Herzen tun, wird der Herr sie segnen. Aber welch ein Verlust an Freude bedeutet es für sie selbst, wenn sie nicht mehr davon verstehen; und welch ein Verlust bedeutet es für den Herrn, wenn sie nicht wirklich verstehen, was sein Werk bedeutet. Sie verstehen nicht, dass alle Gläubigen aufgrund dieses Werkes auf immerdar vollkommen gemacht sind (Heb 10,14). Im Hinblick auf unsere Sünden brauchen wir keine Gnade mehr, weil sie alle vergeben sind. Er hat sie selbst an seinem Leib auf dem Holz getragen. Er ist für uns gestorben, so dass der alte Mensch vor Gott weggetan ist. Gott sieht uns nur noch in dem neuen Leben, das wir durch die neue Geburt empfangen haben; und dieses Leben ist der Herr Jesus. Er ist es, der die Seinen zu sich einlädt, damit sie dieses Mahl zu seinem Gedächtnis feiern. Wie muss es Ihn betrüben, wenn Gläubige so wenig in seinem Wort geforscht haben und so wenig von der Kraft seines Blutes verstehen, dass sie meinen, immer wieder neu Zuflucht zu dem Blut nehmen zu müssen, um wieder Gnade zu finden, damit sie nicht verloren gehen.

„Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage.“ Es ist gut, gründlich über diese Anrede nachzudenken. Ich möchte jeden von euch persönlich fragen: Verstehen wir, warum wir hier am Sonntag in dieser Weise zusammenkommen? Warum denken wir jeden Sonntagmorgen an seinen Tod? Was bedeutet der Ausdruck „Tisch des Herrn“? Was bedeutet das Brechen des Brotes und das Trinken des Weines? Verstehen wir, was wir tun, wenn wir diese Zeichen benutzen? Wissen wir, welch einen erhabenen Dienst wir ausüben, wenn wir den Tod des Herrn Jesus verkündigen? Und wie kann jemand, der einmal verstanden hat, was der „Tisch des Herrn“ in Gottes Wort bedeutet, sich davon wieder abwenden? Man meint, dass das unmöglich wäre. Doch wer sich selbst kennen gelernt hat, weiß, dass er zu allem fähig ist, sobald er sich von dem Herrn entfernt. Wenn wir nicht in Gemeinschaft mit dem Herrn sind, sind wir nach kurzer Zeit zu allem fähig.

„Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?“ Das griechische Wort für „Segnung“ ist dasselbe Wort wie für „Danksagung“. Diesen Kelch gab der Herr damals den Jüngern und gibt ihn gleichsam auch uns heute mit den Worten: „Denn dies ist mein Blut ..., das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28). Als der Herr den Jüngern den Kelch reichte, dankte Er Gott zuerst für diesen Kelch. Er wollte uns zeigen, welch eine Gnade es war, dass Gott Ihn, den Sohn Gottes, gab. Er wollte uns zeigen, dass Gott selbst Ihn schlug, um uns zu retten und durch das Werk eine gerechte Grundlage zu haben, damit Er unsere Sünden vergeben konnte. Aufgrund dieses Werkes wollte Er uns aber nicht nur Vergebung der Sünden schenken, sondern uns schließlich in den Himmel aufnehmen  -  in den nicht erschaffenen Himmel, in das Haus des Vaters. Bedenken wir, welch eine tiefe Bedeutung dieser Kelch hat!

Welch einen Preis hat der Herr bezahlt, als Er am Kreuz von Golgatha starb! Wenn wir uns dessen bewusst sind, sehen wir dann nicht alles mit anderen Augen? Er wurde Mensch, um ans Kreuz gehen zu können. Dort wurde Er allein gelassen. Die Menschen umringten Ihn als seine Feinde. Der Himmel gab keine Antwort, als Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,1). An anderer Stelle hören wir die Klage: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes“ (Ps 40,12). Und: „Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich“ (Ps 69,2). An anderer Stelle klagt Er über seine Feinde: „Denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt“ (Ps 22,16). Und in dem Vers zuvor sagt Er zu Gott: „Und in den Staub des Todes legst du mich.“ So rief Er aus, verworfen von den Menschen. Er starb nicht auf der Erde. Nein, Er wurde auf ein Kreuz erhöht: Der Sohn des Menschen musste erhöht werden. Die Menschen sagten gleichsam damit: „Geh dorthin zurück, woher du gekommen bist.“

In diesen Augenblicken verschloss sich der Himmel über Ihm. Dort hing Er zwischen Himmel und Erde und starb schließlich unter der schlagenden Hand Gottes, weil unsere Sünden auf Ihm lagen und Er für uns zur Sünde gemacht wurde. Das war der Preis der Erlösung. Im Lied der Lieder wird von der Liebe gesprochen, die stärker ist als der Tod (Kap. 8,6); die Wellen Gottes konnten sie nicht auslöschen. Wenn wir daran denken, vergessen wir dann nicht uns selbst? – Ja, wir wissen es in unserem Herzen, dass dies der Grund dafür ist, dass Gott all unsere Sünden in ein Meer der Vergessenheit geworfen hat. In Offenbarung 5 sehen wir, wie es im Himmel sein wird. Dann wird unser Herz mit seiner Liebe, die Ihn bewog, solch einen Preis für unsere Erlösung zu bezahlen, so erfüllt sein, dass wir nur noch an Ihn denken und Ihn anbeten. So sollte es auch am Sonntagmorgen sein.

„Denn dies ist mein Blut ..., das für viele vergossen wird“ (Mt 26,28). Das Werk ist nicht nur für mich geschehen. Viele sind es, die aufgrund desselben Blutes an den Ergebnissen dieses Werkes teilhaben. Wir Kinder Gottes haben alle denselben Heiland, wir sind alle aufgrund desselben Werkes erlöst. Meine Sünden sind vergeben, alles, was zwischen mir und Gott stand, ist aufgrund seines Blutes weggetan. Aber dasselbe gilt für meinen Bruder und für alle Kinder Gottes auf der ganzen Erde.

„Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?“ (1. Kor 10,16). Gemeinschaft bedeutet im Neuen Testament „Teilhaberschaft“. Wer ist es, der an diesem Kelch, an dem Blut des Herrn Jesus teilhat? Jeder, der seine Zuflucht zu Ihm genommen hat. Wir sind zusammen, weil wir an demselben Werk teilhaben, dargestellt in diesem Kelch, den der Herr uns gegeben hat. Denken wir dann nicht an alle Kinder Gottes, um darin umso mehr Ursache zu finden, Ihn zu verherrlichen, die Kraft seines Blutes, die Größe seines Werkes, wodurch Millionen von Menschen gerettet sind und gerettet werden?

Die Schrift sagt ausdrücklich, dass Er das Werk deshalb vollbrachte, weil Er mich liebte (Gal 2,20). Zugleich hat Er es für viele andere vollbracht, und schließlich werden durch dieses Werk einmal alle Dinge mit Gott versöhnt werden. Macht die Tatsache, dass der Herr Jesus für viele andere gestorben ist, uns nicht bewusst, dass wir alle miteinander verbunden sind? So dürfen wir alle zusammen Ihn loben und anbeten.

„Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?“ Das Brechen des Brotes drückt ebenfalls die Gemeinschaft, die Teilhaberschaft am Leib Christi aus. Von diesem Leib ist auch in 1. Korinther 12,13 die Rede. Dieser Leib ist nicht der Leib, den der Herr Jesus  als Mensch bekommen hat und der durch den Heiligen Geist auferweckt wurde, sondern der „Leib“, den alle Gläubigen bilden und dessen verherrlichtes Haupt Er ist. Das Teilhaben der einzelnen Gläubigen an diesem Leib wird durch das Brotbrechen ausgedrückt. Wir teilen das Brot unter uns und essen von diesem Brot. Zugleich ist das Brot jedoch auch ein Bild des physischen Leibes des Herrn Jesus, den Er in den Tod gegeben hat. Und dadurch, dass wir an seinem gestorbenen Leib teilhaben, an seinem Tod, können wir Gemeinschaft mit Ihm haben.

Dieses Teilhaben an dem Werk des Herrn Jesus ist zugleich die Grundlage für die Einheit mit allen Gläubigen. Sie sind nämlich alle durch dasselbe Werk gerettet worden und haben alle an dem Blut teil, das sie von allen ihren Sünden gereinigt hat. Und sie haben alle teil an dem gestorbenen Leib des Herrn. Durch meine Verbindung mit dem gestorbenen Heiland sieht Gott meine sündige Natur nicht mehr. Er sieht mich allein in dem neuen Leben, das ich durch die neue Geburt empfangen habe, und das ist der Herr Jesus selbst. Bringt uns das nicht zusammen? Macht uns das nicht klar, dass wir mit allen Gläubigen dasselbe Teil haben?

Das ist das Erste, was uns hier vorgestellt wird. Wenn wir zusammenkommen, um den Tod des Herrn zu verkündigen, drücken wir unsere Einheit mit allen Gläubigen aus, die an demselben Blut und an demselben für uns geopferten Leib Christi teilhaben. Sie haben teil an seinem Werk, sind durch Ihn erkauft, zu den Seinen gemacht und durch den Heiligen Geist zu einem Leib zusammengefügt (Kap. 12,13).

Dann folgt eine zweite Seite. Das Essen von dem Brot und das Trinken von dem Wein sind Zeichen dieser heiligen Teilhaberschaft an seinem Werk, wodurch unsere Sünden vor dem Angesicht Gottes weggetan sind und wodurch Gott uns als in Ihm gerichtet sieht, wie wir uns erinnert haben. Das aber schließt die Gemeinschaft mit sündigen Dingen aus! An diesem heiligen Ort hat die Sünde keinen Platz. Darum sagt der Apostel in Vers 18: „Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?“

Der Apostel Paulus spricht in diesem Vers von dem Friedensopfer. Das Friedensopfer (oder besser Dankopfer) ist das große Gegenbild vom Abendmahl. Dieses Opfer war der Ausdruck des Dankes oder die Erfüllung eines Gelübdes, jedenfalls ein freiwilliges Opfer. Das Friedensopfer wird in 3. Mose 3 und das Gesetz des Friedensopfers in 3. Mose 7 ausführlich beschrieben. Das Besondere dieses Opfers bestand darin, dass der darbringende Priester nur Teile davon auf dem Altar räucherte. Er selbst bekam Teile des Opfers, außerdem der Hohepriester und alle seine Söhne. Und der Opfernde  aß auch von dem Opfer. Es war also eine gemeinsame Mahlzeit: Gott bekam sein Teil (oft „sein Brot“, „seine Speise“ genannt – 3. Mo 3,11.16), der Priester, Aaron und seine Söhne und der Opfernde; und auch jeder vom Volk, der rein war, durfte davon essen. Es war eine Mahlzeit des Volkes Gottes. Im Vorbild bekommt Gott der Vater sein Teil, der Herr Jesus (wovon der Hohepriester ein Bild ist) und alle, die rein sind. Alle essen von diesem Opfer, das den Herrn Jesus in seinem Werk auf dem Kreuz vorbildet. Durch das gemeinsame Essen drückten alle die Gemeinschaft und gegenseitige Freude aus.

Welch eine Freude ist es für uns, dass wir an dem Werk des Herrn Jesus teilhaben! Durch dieses Werk sind wir errettet. Und welch eine Freude ist es für Gott, dass der Herr Jesus dieses Werk für Gott, den Vater, vollbracht hat! Wir dürfen zu dem Vater kommen und zu Ihm sagen: „Der Herr Jesus ist mein Heiland, der aus Liebe zu mir das Werk vollbracht hat.“ Und der Vater antwortet uns: „Das ist mein Sohn, der aus Liebe zu mir das Werk auf dem Kreuz vollbracht hat.“ Wir sagen: „Oh, wie danken wir Ihm, dass Er das für uns getan hat!“ Und der Vater sagt: „Ich habe Wohlgefallen an meinen Sohn, weil  Er das Werk vollbracht hat, wodurch Ich in alle Ewigkeit verherrlicht worden bin; durch dieses Werk kann Ich die Wünsche meines Herzens verwirklichen.“ Gott wünscht, dass Sünder gerettet werden, dass sie ewiges Leben empfangen und einmal als seine eigenen Kinder ins Haus des Vaters kommen. Wir sind aufgrund dieses einen Opfers Kinder Gottes geworden. Wir sind alle mit ein und derselben Person verbunden; Er ist unser Heiland, unser Herr, unser Erlöser. Wir sind alle Kinder dieses einen Vaters geworden. Es besteht also eine vollkommene Einheit.

Teile des Friedensopfers – und darauf liegt der Nachdruck – mussten auf dem Altar dargebracht werden. Beim Sündopfer war das anders, hier wurde lediglich das Fett von dem Tier abgetrennt und auf dem Altar geräuchert, der gesamte Rest des Tieres wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Die Tatsache, dass Teile des Friedensopfers auf dem Altar dargebracht wurden, verlieh dem gesamten Opfer eine besondere Heiligkeit. In Matthäus 23,18-20 lesen wir, dass der Altar wichtiger ist als das Opfer, weil das Opfer durch den Altar geheiligt wird. Die Juden sagten: „Wer irgend bei dem Altar schwört, das ist nichts; wer aber irgend bei der Gabe schwört, die darauf ist, ist schuldig.“ Die Antwort des Herrn darauf war: „Ihr Narren und Blinden! Was ist denn größer, die Gabe oder der Altar, der die Gabe heiligt?“ Die Gabe wird geheiligt durch den Altar, auf den sie gelegt wird. Der Altar ist auch ein Bild von dem Herrn Jesus. So sehen wir hier mehrere Bilder von Ihm: Er war der Priester, der das Werk vollbrachte; Er war das Opfer, und Er war der Altar, worauf das Opfer dargebracht wurde – und somit wurde dem Opfer ein besonderer Wert verliehen.

Ist das Werk des Herrn Jesus nicht deshalb so überaus wertvoll, weil Er es vollbrachte? Er ist der Geliebte des Vaters, über dem sich, nachdem Er dreißig Jahre auf der Erde gelebt hatte, der Himmel öffnete und der Vater sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Drei Jahre später, kurz vor dem Kreuz, sagte der Vater wieder über Ihn, als Er auf dem Berg der Verklärung war: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört“ (Mt 17,5). Kurze Zeit später vollbrachte Er das Werk am Kreuz, wodurch Gott überaus verherrlicht worden ist. Welch ein Wohlgefallen hat der Vater an Ihm! Der Herr konnte als Mensch sagen: „Er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29). Dieser Mensch war so gehorsam, dass Er es zuließ, dass Gott meine Sünden auf Ihn legte, all die zehntausende Sünden, die ich getan habe, ja, die wir alle getan haben. Er ließ es geschehen, dass Gott Ihn zur Sünde machte. Er war gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz. Er war so gehorsam, dass Er sagen konnte: „Warum hast du mich verlassen?“ Er war der Einzige, der das Recht hatte, diese Frage zu stellen. Kein Mensch hätte so fragen dürfen. Jeder Mensch, der in die Hölle kommt, wird nicht nach dem „Warum“ fragen können, sondern wird anerkennen müssen, dass er das Gericht verdient hat. Der Sohn Gottes aber hat sich freiwillig gegeben. Welch eine Herrlichkeit sehen wir da!

Das Mahl des Herrn Jesus ist ein Bild von seinem Tod und erinnert uns an die Tatsache, dass Er unsere Sünden an seinem Leib getragen hat. Gott ist so heilig, dass Er die Sünde nicht sehen kann, darum musste der Herr Jesus rufen: „Warum hast du mich verlassen?“ Macht das nicht klar, dass es unmöglich ist, den Tisch und das Mahl des Herrn mit Sünde in Verbindung zu bringen?

Die Leiber der Opfer, deren Blut ins Heiligtum hineingetragen wurde, wurden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb wurden die Hebräer aufgefordert, zu dem Herrn Jesus hinauszugehen, außerhalb des Lagers (vgl. Heb 13,11-13). Das Lager war das Judentum, das durch einen äußerlichen und gesetzlichen Gottesdienst gekennzeichnet war. Die Menschen dort waren in ihrem Herzen weit von Gott entfernt und dienten Ihm nur in formeller Weise. Gott hat diesem Gottesdienst, kurz nachdem der Hebräerbrief geschrieben war, ein Ende bereitet, als Jerusalem und der Tempel zerstört wurde. – Auch wir sollen uns von einem rein äußerlichen Gottesdienst trennen und zu dem Herrn Jesus hinausgehen.

Wir haben aber nicht nur einen Platz außerhalb des Lagers, sondern auch innerhalb des Heiligtums, in das wir jetzt freien Zugang haben, weil sein Blut da hineingetragen und auf den Gerichtsthron Gottes gesprengt worden ist  - wodurch der Gerichtsthron für uns ein Gnadenthron wurde. Wie könnte der natürliche, sündige Mensch einen Platz im Heiligtum haben, in das das Blut hineingetragen worden ist? Wie könnte der natürliche Mensch Rechte an diesem Ort haben? Das gebrochene Brot erinnert uns ja an das Gericht über den natürlichen Menschen, das an Christus ausgeübt worden ist.

Noch einmal: Wie könnte an diesem Platz, wo uns alles an das Gericht Gottes über den sündigen Menschen erinnert, eine Verbindung mit Unreinheit und Sünde sein? Deshalb heißt es weiter: „Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches.“ Die Teilnahme am Götzendienst und die Teilnahme am Abendmahl schließen einander aus. Es geht hier um den Grundsatz. Wer an dem Brot und dem Kelch teilhat, muss von allem getrennt sein, was im Widerspruch zu Gottes Wort ist.

Im Gesetz des Friedensopfers lesen wir in 3. Mose 7 von drei Dingen: „Und das Fleisch, das irgend etwas Unreines berührt, soll nicht gegessen werden, mit Feuer soll es verbrannt werden. Und was das Fleisch betrifft, jeder Reine darf das Fleisch essen; aber die Seele, welche Fleisch von dem Friedensopfer isst, das dem HERRN gehört, und ihre Unreinigkeit ist an ihr, selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern. Und wenn eine Seele irgendetwas Unreines anrührt, die Unreinigkeit eines Menschen oder ein unreines Vieh oder irgendein unreines Scheusal, und sie isst von dem Fleische des Friedensopfers, das dem HERRN gehört: selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern“ (V. 19–21). In diesen Versen finden wir die Verunreinigung eines Israeliten durch die Verbindung mit der Unreinheit eines anderen. Das konnte die Unreinheit eines Menschen, eines Tieres oder eines Scheusals sein. Wer auf diese Weise verunreinigt war und von dem Fleisch des Friedensopfers aß, sollte aus der Mitte des Volkes Israel ausgerottet werden. Außerdem durfte das Opferfleisch nicht mit irgendeiner Unreinheit in Verbindung kommen. Es war auch möglich, dass die Person selbst unrein war.

Hierin können wir ein Vorbild für die Verunreinigungen sehen, die mit dem Tisch des Herrn  verbunden werden könnten. Wenn das der Fall ist, kann Gott uns nicht segnen, sondern muss uns richten. Wie ernst ist das! Wenn wir uns bewusst machen, was der Tisch des Herrn darstellt, ist uns dann nicht klar, dass Sünde mit dem Tisch des Herrn unvereinbar ist? Wie könnte Gott zulassen, dass das, was sein vollkommenes Gericht über die Sünde und alle Unreinheit vorbildet, von uns wieder mit Unreinheit in Verbindung gebracht wird? Die Sünde darf keinen Platz mehr im Leben der Gläubigen haben. Dabei denken wir nicht nur an grobe, offenbare Sünde, sondern an jeden Ungehorsam gegenüber dem Herrn. Bereits ein unreiner Gedanke ist Sünde. Wenn wir uns davon nicht gereinigt haben, bevor wir zum Tisch des Herrn gehen, sind wir unrein (vgl. 1. Kor 11,28-31). Wir sind auch dann unrein, wenn wir mit der Unreinheit anderer Gemeinschaft haben.

Einer der Grundsätze der sog. „Offenen Brüder“ ist der, dass jemand, der Gemeinschaft mit einem Irrlehrer hat, solange nicht verunreinigt ist, wie er selbst die Irrlehre nicht vertritt. Das sagen nicht alle „Offenen Brüder“, aber es ist der ursprüngliche Grundsatz von 1848, als die „Offenen Brüder“ entstanden. In 1. Korinther 10 finden wir etwas anderes. Wenn wir mit Ehrfurcht zum Herrn aufblicken und unter dem Eindruck der Größe und Heiligkeit seines Werkes stehen, erkennen wir, dass es unmöglich ist, am Tisch des Herrn zu sein und Gemeinschaft mit Bösem zu haben. Dann verstehen wir auch, dass dieser Ort der erhabenste Ort ist, den es auf der Erde gibt. Dort dürfen wir bei Ihm sein und aus seiner Hand das gebrochene Brot empfangen und den ausgegossenen Wein trinken. Zugleich ist es der heiligste Ort, wo keine Sünde und Unreinheit geduldet werden kann. Gott wird eingreifen, wenn wir Sünde dulden und nicht handeln (sofern wir die Befugnis und Pflicht nach dem Wort Gottes dazu haben).

Die Belehrungen, die wir in diesem Abschnitt finden, sind Grundlage für die weiteren Belehrungen in den folgenden Kapiteln. Der Dienst der Anbetung, den wir hier haben, ist der einzige Dienst, der nicht aufhört, wenn wir die Erde verlassen. Im Himmel gibt es keine Gebetsstunden mehr, weil sie nicht mehr nötig sind. Dort gibt es auch keine Lehrvorträge mehr, weil wir dann erkennen werden, wie wir erkannt worden sind. Da wird es auch keine Zusammenkünfte zur Erbauung mehr geben. Was bleibt, wird die Anbetung sein. Darum ist sie auch schon jetzt das Höchste, was wir haben. Alle anderen Zusammenkünfte haben eigentlich dieses eine Ziel: dass in der Zusammenkunft, wo wir den Tod des Herrn verkündigen, wirklich Lob, Dank und Anbetung zu Gott aufsteigen.

Wir kommen nun zu dem Abschnitt, den wir in Kapitel 11 ab Vers 20 gelesen haben. Die meisten von uns kennen diese Verse dem Wortlaut nach recht gut, doch die Frage ist, ob wir wirklich ihre Tragweite in unsere Herzen aufgenommen haben. Ich muss von mir bekennen, dass mir bei der Teilnahme am Mahl des Herrn nicht immer so recht bewusst ist, was hier steht. Ich hoffe, dass es bei vielen von euch anders ist.

In unseren Tagen wird es wohl nicht oft vorkommen – Gott gebe, dass es überhaupt nicht vorkommt –, was wir in den vorhergehenden Versen haben, wo der Apostel sagen musste: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahl essen. Denn jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist trunken.“ Es war damals wohl üblich, dass man eine gemeinsame Mahlzeit hatte, an deren Ende man das Abendmahl feierte, so wie es auch der Herr bei der Einsetzung des Mahls mit seinen Jüngern getan hatte. Die Feier entartete jedoch, denn die Reichen aßen und tranken viel, weil sie genug hatten, und die Armen mussten zusehen, weil sie nichts hatten. Einige tranken sogar zuviel Wein. Das braucht nicht zu bedeuten, dass sie betrunken waren. Dennoch standen sie unter Alkoholeinfluss mit all den möglichen Folgen. Und es entstand Bitterkeit bei denen, die nichts hatten. Dieses rücksichtslose Verhalten war der Anlass für Spaltungen. Sie kamen zwar zusammen, aber in ihren Herzen hatten sie sich voneinander entfernt. Darum heißt es in diesem Zusammenhang: „Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden“ (11,19). Das ist sehr ernst in Verbindung mit dem Mahl des Herrn, wo sein Tod verkündigt wird.

Es ist also möglich, dass sich Gruppen in der Mitte der Geschwister bilden und die Herzen voneinander getrennt werden. Äußerlich braucht es noch keine Trennung zu geben. Das ist eine besondere Gefahr in großen Versammlungen, weil man dort, wo Hunderte von Geschwistern sind, nicht mit allen zugleich engen Kontakt haben kann. So können innerhalb einer örtlichen Versammlung Kreise entstehen, die nur untereinander Kontakt haben. Davor warnt der Apostel hier. Zu Beginn dieses Briefes schreibt er, dass einige sich nach Apollos nannten, einige nach Kephas, andere nach Paulus und wieder andere nach dem Herrn Jesus. Die Letzteren waren die Übelsten von allen. Sie nannten sich nach dem Herrn Jesus, um sich von denen zu unterscheiden, die sich nach Paulus, Kephas oder Apollos nannten. Sie machten Christus zum Haupt einer Gruppe von Gläubigen. Das ist das Schrecklichste, was es gibt. Doch der Herr ließ das zu, damit offenbar würde, wer die Bewährten waren. Die Bewährten sind die, die sich nicht nach einem Bruder nennen und ihm nachfolgen, wer er auch sei, sondern die nur eine Person vor Augen haben, den Herrn Jesus, und die alle Kinder Gottes, die Eigentum des Herrn Jesus sind, als ihre Brüder anerkennen. Sie wissen, dass alle zu dem einen Leib gehören.

Die Einsetzung des Abendmahls wird dreimal in den Evangelien erwähnt: in Matthäus, Markus und Lukas. Die elf Apostel waren bei der Einsetzung anwesend. Die Jünger waren damals noch Juden und insoweit auch ein Bild von dem künftigen jüdischen Überrest. Deshalb sprach der Herr von seinem Blut als dem Blut des neuen Bundes, den Gott mit Israel schließen wird, wie wir es in Jeremia 31,31-33 finden (vgl. Heb 8,8-10). Der neue Bund ist nicht für die Gläubigen der jetzigen Haushaltung  bestimmt. Ein Vater schließt keinen Bund mit seinen Kindern. Das Verhältnis eines Vaters zu seinen Kindern ist völlig anders. Israel wird einen Bund mit dem HERRN haben. Er wird der König sein, und sie werden seine Untertanen sein. In diesem Verhältnis werden sie zu Gott stehen. So haben wir in den Evangelien das Abendmahl in Verbindung mit dem gläubigen Überrest, denn die Versammlung bestand zu dieser Zeit noch nicht. Hätten wir die Verse in 1. Korinther 11 nicht, könnten wir uns fragen, ob das Abendmahl auch für uns Christen bestimmt ist.

Deshalb gab der Herr dem Apostel Paulus – und ihm ist in besonderer Weise die Wahrheit über die Versammlung Gottes, die gesamte christliche Wahrheit, offenbart worden –, eine spezielle Offenbarung über das Abendmahl. So wissen wir, dass das Abendmahl auch für uns bestimmt ist, und zwar in einer ganz besonderen Weise. Denn wir haben in einem viel tieferen Sinne an Ihm und seinem Werk teil, da wir seinen Leib bilden.

Der Apostel schreibt nun, wie „der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach“. Die Nacht, in der Er überliefert wurde, war für Ihn eine Nacht der Leiden. Es war die Nacht, als Er gefangen genommen wurde. Welch eine einmalige Nacht war das! Er sah in Gethsemane die Leiden, die vor Ihm standen, insbesondere das Leiden auf dem Kreuz. Da stand es vor dem Herrn, dass Er von seinen eigenen Geschöpfen gekreuzigt werden würde; der Himmel würde sich über Ihm verschließen. Er sah, dass Er all unsere Sünden an seinem Leib tragen würde, Er, der zu heilig ist, um Sünde zu sehen. Dort sollte Er zur Sünde gemacht werden.

Doch der Herr wollte dieses Werk vollbringen, denn dazu war Er in die Welt gekommen. Und so hat Er den Platz des Sohnes des Menschen eingenommen, von dem Er selbst gesprochen hatte: Den Platz der Erhöhung (vgl. Joh 3,14). Er wurde gehorsam „bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz“ (Phil 2,8). Er nahm den Kelch aus der Hand seines Vaters: „Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir weg! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst“ (Mk 14,36). Dann stand Er auf und fand seine Jünger schlafend. Er hatte sie gebeten, eine Stunde während dieses furchtbaren Kampfes mit Ihm zu wachen. Kurz vorher hatte Er das Abendmahl eingesetzt. In Lukas lesen wir, dass die Jünger, nachdem Er ihnen gesagt hatte, dass Er überliefert werden und sterben würde, sich darüber unterhielten, wer der Größte unter ihnen sei (Lk 9,44-46). Sie gingen nicht auf seine Gefühle ein. Er war wirklich einsam, wie Er in Psalm 102,7 klagt: „Ich bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.“ Und: „Ich habe auf Mitleiden gewartet, und da war keines, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden“ (Ps 69,20).

Schließlich kam Judas in den Garten, um Ihn zu überliefern. Und wie tat er das? Mit einem Kuss, dem Ausdruck der Liebe! Gibt es eine abscheulichere Art und Weise, jemanden zu verraten? Kurze Zeit später schlug Petrus dem Knecht des Hohenpriesters ein Ohr ab. Der Herr heilte das Ohr unverzüglich. Er musste zusehen, wie die Jünger flohen. Als Er verurteilt wurde, schwor Petrus: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Nach dem Verhör vor dem Hohenpriester wurde Er geschlagen und angespieen. Später wurde Ihm eine Dornenkrone aufgesetzt; sie huldigten Ihm spottend und schlugen Ihm auf das Haupt. Er wurde gegeißelt und zum Kreuz geführt. Er wusste im Voraus von all diesen Leiden, als Er das Abendmahl einsetzte. Aus seinem Gebet im Garten Gethsemane erfahren wir, wie tief Er all das fühlte. Dennoch dachte Er in diesen Augenblicken an die Seinen und betet für sie (Joh 17).

Der Herr hat das Mahl eingesetzt, um den Jüngern zu zeigen, was Er geben würde. Er würde sich selbst geben. Er wollte, dass die, die Er so liebte und für die Er sich hingeben würde, an Ihn denken sollten. Sie sollten daran denken, welch einen schrecklichen Preis Er für ihre Erlösung bezahlte. Er erwartete das von den Seinen als eine Antwort auf seine Liebe.

In allen drei Evangelien wird zuerst berichtet, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten zusammenkamen, um zu beraten, wie sie Ihn gefangen nehmen und töten könnten, bevor gesagt wird, dass Judas kam und sich anbot, Ihn zu überliefern. Und erst danach wird die Einsetzung des Abendmahls erwähnt, wo Er sagte: „Das ist mein Leib, der für euch ist.“ Aber der Herr war keineswegs in der Macht der Feinde. Keiner konnte Ihm das Leben nehmen: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen“ (Joh 10,18). Er gab sich selbst; darin kam seine Liebe zu den Seinen zum Ausdruck, ja, auch für die Jünger persönlich. Er hat sich für jeden Einzelnen gegeben, so dass jeder nun sagen kann: Er ist „der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20).

 „Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Das sagte der Herr, nachdem Er das Brot gebrochen hatte. Das gebrochene Brot ist ein Bild seines Leibes, den Er in den Tod gab. Es war seine Liebe, die Ihn bewog, sein Leben zu geben. Im Anschluss daran nahm Er den Kelch mit den Worten: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ Brot und Wein an sich sind ein Bild seines Todes. Brot und Wein bleiben Brot und Wein, sie verwandeln sich nicht. Beide sind Symbole seines Todes.

Der Herr sprach von dem Blut des neuen Bundes. Diesen Bund wird Er einmal mit Israel schließen. Dann wird auch ihrer Sünden und Ungerechtigkeiten nicht mehr gedacht werden. Auf sein Blut sind alle Segnungen gegründet. Israel wird die Segnungen dieses Bundes erst später empfangen. Wir wissen aber schon jetzt, dass unsere Sünden vergeben sind, weil das Blut bereits auf den Sühnungsdeckel gesprengt ist, so dass der Regierungsthron, der Gerichtsthron Gottes, für uns ein Gnadenthron geworden ist, zu dem wir freimütig in das Heiligtum hineingehen dürfen. Israel hingegen wird niemals, so wie wir, als gesamtes Volk ins Heiligtum eintreten können. Und wenn der Bund mit seinem Volk geschlossen sein wird, wird es auch keine Diener des neuen Bundes mehr geben (vgl. 2. Kor 3,6). Der Diener des neuen Bundes verkündigt die wirksame Kraft des Blutes des neuen Bundes.

„Sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn“. Was für eine Aussage: Der Tod des Herrn! Er, der Herr, ist gestorben! Ja, was hat Ihn bewogen, dort für uns, die wir Sünder waren, die wir in Aufruhr gegen Gott waren, die wir nur das ewige Gericht verdient hatten, unter dem Gericht Gottes zu sterben? Für uns hätte dieses Gericht das ewige Gericht bedeutet. Darum starb Er am Kreuz. Welch eine Herrlichkeit offenbart sich hier, welch eine Liebe, welch eine Gnade! Wie können wir Ihn dafür genug rühmen und Ihm genug dafür danken? Kann Er nicht von uns erwarten, dass wir dieses Mahl zu seinem Gedächtnis feiern? Wie oft denken wir mehr an unsere Errettung als an Ihn und den Preis, den Er bezahlt hat. Wenn wir mehr an Ihn denken würden, wäre unser Herz viel mehr mit Ihm verbunden. Dann würde unser Herz für Ihn warm werden. Dann wären wir auch in unserem Leben mehr zu seiner Ehre.

Es geht darum, dass unsere Herzen mit Ihm erfüllt sind. Das muss der Ausgangspunkt unseres ganzen Lebens als Christen sein. Was bedeutet Gottes Wort für uns, wenn Er nicht unsere Herzen füllt? Kann Er von uns sagen: „Du hast mein Wort bewahrt“ (Off 3,8)? Es ist sein Wort, worin Er uns seine Gedanken offenbart, worin Er sich selbst uns vorstellt. Und jedes Mal, wenn wir das Mahl des Herrn feiern, stellt Er uns in den Zeichen von Brot und Wein seine Liebe vor. Jedes Mal sagt Er aufs Neue zu uns: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Er möchte, dass wir Ihn am Kreuz betrachten und bedenken, was Er in seiner Liebe für unsere Errettung bezahlt hat. Er möchte, dass wir uns an alles erinnern, was Er dort erfahren hat, damit unsere Herzen warm werden und Er bei uns eine Antwort auf seine Liebe findet.

Dann können wir auch verstehen, was wir in den weiteren Versen finden, wo davon die Rede ist, dass die Korinther nicht in unwürdiger Weise das Brot essen und den Kelch trinken sollten. Nein, es geht nicht darum, unwürdig als Person zu sein. Jeder Gläubige ist würdig, jeder, der an dem Werk des Herrn Jesus teilhat. Er darf grundsätzlich teilnehmen und von dem Brot essen und von dem Wein trinken. Es geht um eine unwürdige Art und Weise. Wir haben gesehen, dass es in Korinth solche gab, die zuviel Wein tranken, so dass sie von dem Wein berauscht waren. Unterschieden sie dadurch den Kelch von gewöhnlichem Wein? Gewiss nicht. Natürlich bleibt der Wein des Abendmahls Wein, und es ist auch nicht so, dass der Herr in den Zeichen von Brot und Wein anwesend wäre. Nein, das Brot ist ein Bild des dahingegebenen Leibes des Herrn Jesus, und der Wein ist ein Bild des vergossenen Blutes des Herrn Jesus.

Darin unterscheiden sich Brot und Wein des Abendmahls von üblichen Nahrungsmitteln. Deshalb begegnen wir diesen Zeichen mit Ehrfurcht. Wenn wir das nicht tun, wird Gott in seiner Regierung die Ehre seines Sohnes zu wahren wissen. Er wird eingreifen, wenn wir unwürdig essen. Wenn wir beispielsweise in der Sünde leben und zum Abendmahl kommen, ohne die Sünde verurteilt und bekannt zu haben, tun wir etwas, was mit dem Mahl des Herrn völlig unverträglich ist. Das Brot erinnert uns daran, wie sehr der Herr für die Sünde leiden musste. Wie schrecklich muss es daher für den Herrn und für den Vater sein, wenn wir von dem Wein trinken, als wäre es ein gewöhnliches Getränk. Unter den Korinthern waren viele krank und viele entschlafen, weil sie das nicht beachteten. Gott hatte sie weggenommen. Etwas Ähnliches finden wir, als Ananias und Sapphira die Apostel täuschten und den Heiligen Geist belogen. Gott konnte sie nicht mehr als Zeugen gebrauchen, weil sein Name so verunehrt worden war und deshalb mussten sie sterben.

All das zeigt uns, welch ein erhabener und heiliger Platz es ist, an dem wir das Mahl des Herrn feiern dürfen. Die Zeichen von Brot und Wein erinnern uns an das schonungslose Gericht Gottes über unsere Sünde. Es gibt keinen heiligeren und herrlicheren Platz, als da bei Ihm zu sein und aus seiner Hand das gebrochene Brot und den ausgegossenen Wein zu empfangen. Wird das nicht unsere Herzen fest mit Ihm verbinden? Dann wird die Antwort unserer Liebe sein, Ihm unser ganzes Leben zu weihen. So schrieb es der Apostel den Korinthern einige Kapitel zuvor: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,20). Und in Römer 12,1 heißt es: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist.“ Das Mahl des Herrn erinnert uns an die Hingabe des Herrn auf dem Kreuz.

Findet der Herr auch in unserem Leben Hingabe? 

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