Aus dem Wort der Wahrheit (Band 4)
gesammelte Vorträge
Die Anbetung des Vaters
(Joh 4,10.13–15.20–24)
„Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest, und wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so würdest du ihn gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben ... Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wiederum dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt. Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher komme, um zu schöpfen ... Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisst nicht, was; wir beten an und wissen, was, denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4,10.13–15.20–24).
Wir sehen hier, wie der Herr Jesus zu der Frau am Jakobsbrunnen sagt, dass Er ihr lebendiges Wasser geben könnte. Die Voraussetzung dazu war allerdings, dass sie sah, wer Er war und dass sie Ihn darum bat. Das lebendige Wasser ist ein Bild von dem Heiligen Geist, wie das ausdrücklich in Kapitel 7 gesagt wird. Dort spricht der Herr wieder über lebendiges Wasser (V. 38), und dann fügt Johannes in Vers 39 hinzu: „Dies aber sagte er von dem Geist, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Eigentlich kommt das dem Ausdruck „aus Wasser und Geist geboren“ in Kapitel 3,5 sehr nahe. Beide Begriffe sind hier in dem Ausdruck „lebendiges Wasser“ zusammengefasst. Es ist Wasser mit einer inneren Kraft. Diese Kraft ist der Heilige Geist.
Wenn es um das neue Leben geht, das in einem Menschen durch die neue Geburt gewirkt wird, so ist es der Heilige Geist, der das Wort Gottes gebraucht und es auf Herz und Gewissen anwendet. Aus Epheser 5,26 geht deutlich hervor, dass das Wasser ein Bild von dem Wort Gottes ist, denn wir lesen dort: „sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“. In diesem Bild wird das Wort Gottes in seiner reinigenden Kraft dargestellt. Durch das Wort Gottes führt der Heilige Geist einen Sünder zur Buße und wirkt zugleich neues Leben in ihm. In dem Ausdruck „lebendiges Wasser“ sind diese beiden Seiten vereint, wobei aber der Nachdruck auf „lebendig“ liegt, nämlich auf dem Wirken des Heiligen Geistes, wie aus Kapitel 7,38.39 deutlich ersichtlich ist. Wenn diese Frau den Herrn Jesus als den erkennte, der Er in seinem tiefsten Wesen war, wenn sie also erkannte, dass Gott selbst vor ihr stand, würde Er ihr lebendiges Wasser geben.
Der Heilige Geist selbst hat uns das Wort Gottes, die Bibel, gegeben (siehe 1. Kor 2). Er ist es, der die Tiefen Gottes kennt und alle Geheimnisse Gottes weiß. Er hat sie dem Apostel Paulus offenbart und ihm auch die geistlichen Worte gegeben, um all das auszudrücken. So hat der Heilige Geist auch all die anderen Schreiber der Bibel inspiriert. Auf diese Weise haben wir das geschriebene Wort Gottes empfangen. Es kann auch nur dann verstanden werden, wenn jemand den „Sinn [o. Einsicht] Christi“ (1. Kor 2,16) hat, der fähig ist, die geistlichen Dinge zu verstehen. Das hat nichts mit dem natürlichen Intellekt des Menschen zu tun. Es ist die Einsicht des Menschen, der das neue Leben durch die neue Geburt empfangen hat. Wenn wir uns durch dieses neue Leben und die Kraft des Heiligen Geistes leiten lassen, sind wir im Sinn des Neuen Testaments „geistlich“. Den Korinthern musste der Apostel schreiben: „Ich konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christo“ (1. Kor 3,1).
In 1. Korinther 2,14 schreibt der Apostel Paulus: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ Natürliche Menschen sind Menschen, die nicht von neuem geboren sind und daher von ihrer Seele beherrscht werden (der griech. Ausdruck für „natürlich“ ist psychikos). Weiter heißt es dann: „Der geistliche aber beurteilt alles, er selbst aber wird von niemand beurteilt, denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, der ihn unterweise? Wir aber haben Christi Sinn“ (2,15.16).
Wer von neuem geboren ist und dem Evangelium glaubt, empfängt den Heiligen Geist: Ihr seid, nachdem ihr geglaubt habt, „versiegelt worden ... mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13). Und wo der Heilige Geist wirklich bestimmen kann im Leben eines Gläubigen, da ist jemand geistlich. Das ist die Voraussetzung, um das Wort in seiner wirklichen Bedeutung verstehen zu können. Gott, der Heilige Geist, hat das Wort gegeben, und Er ist es, der in dem Gläubigen wohnt und die Herrschaft in seinem Leben übernehmen will. Zugleich ist Er die Kraft, wodurch wir die geistlichen Dinge kennenlernen und uns daran erfreuen können. Das sind die Dinge, die von Gott selbst sind, die Tiefen Gottes, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist“ (1. Kor 2,9).
Hier in Johannes 4 spricht der Herr Jesus also von lebendigem Wasser. Er sagt zu dieser Frau, dass das lebendige Wasser in ihr zu einer Quelle (besser: Fontäne) werden würde, die hinaufspringt bis in das ewige Leben. Dieses ewige Leben ist das Leben des Herrn Jesus selbst. „Er ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). Dieses neue Leben ist fähig, Gott zu kennen: „Dies ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Durch dieses Leben kennen wir Gott, den Allmächtigen, als Vater. Ist das nicht eine unendlich hohe Segnung?
Der Herr sagt also hier in diesen Bildern, dass der Heilige Geist, der in dem Gläubigen wohnt, das Wort Gottes lebendig machen würde, so dass es lebendiges Wasser ist, und dass das neue Leben in uns sogar eine Fontäne werden würde, die aufspringt ins ewige Leben, wo der verherrlichte Herr ist. So wird das neue Leben in einem Gläubigen, das er durch die neue Geburt empfängt und das das Leben des Herrn Jesus selbst ist, in eine lebendige Verbindung mit Ihm gebracht, der die Quelle dieses Lebens ist.
Durch das Wort Gottes lerne ich den Herrn Jesus in Seiner Herrlichkeit immer besser kennen und kann mich an Ihm erfreuen. Dieses Wasser ist zugleich eine Quelle der Erfrischung, die mich tränkt, die all meinen Durst, alle meine Bedürfnisse stillt: „den wird nicht dürsten in Ewigkeit“ (V. 14). Die Herrlichkeit des Herrn Jesus ist so unendlich groß, dass sie allen Bedürfnissen des neuen Lebens entspricht, so dass wir völlige Genüge haben. Das wird auch der Fall sein, wenn wir einmal im Vaterhaus sein werden. Doch schon jetzt möchte der Heilige Geist, solange wir noch hier auf der Erde sind, unsere Herzen auf Ihn richten und uns ungehindert und ungestört die Herrlichkeit des Herrn Jesus durch das Wort Gottes zeigen.
In Johannes 7 haben wir dann eine andere Seite. Da spricht der Herr in einem etwas anderen Sinn von dem lebendigen Wasser, wenn Er sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (V. 37–39). In Kapitel 4 bringt das lebendige Wasser den Gläubigen in Verbindung mit der Quelle dieses Lebens, dem Herrn Jesus im Himmel. Hier sagt Er, dass das lebendige Wasser in dem Gläubigen zu Strömen lebendigen Wassers wird, die aus dem Leib eines Gläubigen fließen. Nun werden andere in der Umgebung eines Gläubigen erquickt.
Um die wirkliche Bedeutung dessen zu verstehen, was der Herr Jesus in Johannes 7 sagt, ist es gut, den Zusammenhang zu beachten. Es geht in diesem Kapitel um das Laubhüttenfest, das ein Bild von der Herrlichkeit des 1000-jährigen Reiches und von den Segnungen für das Volk Israel ist. An verschiedenen Stellen im Alten Testament wird darüber gesprochen (3. Mo 23; 5. Mo 16). Das Laubhüttenfest dauerte sieben Tage und sollte gefeiert werden, wenn das Volk Israel im Land angekommen wäre. Es sollte eine Erinnerung an die Wüstenreise sein. Dankbar sollte das Volk sich an die Durchhilfe Gottes während dieser Zeit erinnern.
Doch in Verbindung mit dem Laubhüttenfest wird in 3. Mose 23,36 auch über einen achten Tag gesprochen. Der achte Tag ist in Gottes Wort der Anfang einer neuen Zeit, die auf die sieben Tage folgt. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit oder Vollständigkeit. Wenn die sieben Tage des Laubhüttenfestes ein Bild des 1000-jährigen Reiches sind – was deutlich aus den Bildern der Feste in 3. Mose 23 hervorgeht –, dann kann der achte Tag nur auf das hindeuten, was darauf folgt: nämlich auf den ewigen Zustand. Und dann verstehen wir, warum dieser achte Tag niemals ausführlich im Alten Testament besprochen, sondern nur soeben angedeutet wird. Das Alte Testament ist die Offenbarung Gottes für das irdische Volk Israel. Auf der neuen Erde gibt es keine Völker mehr, und somit auch kein Volk Israel mehr. Sobald ein Israelit diese Erde verlässt, ist er kein Israelit mehr. Die letzte Zeitspanne, das 1000-jährige Friedensreich, wird die Krönung der Geschichte des Volkes Israel sein, wo dieses Volk den vollen Segen empfangen wird. Darauf folgt dann der ewige Zustand. Dann nimmt das Volk Israel keinen besonderen Platz mehr unter den Menschen auf der neuen Erde ein. Deshalb wird der achte Tag an vielen Stellen im Alten Testament überhaupt nicht genannt und an anderen Stellen nur angedeutet.
Zu Anfang dieses Kapitels sagt der Herr Jesus zuerst zu Seinen leiblichen Brüdern, dass Er nicht nach Jerusalem hinaufgehe. Seine Stunde war noch nicht gekommen. Wie konnte Er an einem Fest in Jerusalem teilnehmen, das auf das 1000-jährige Reich hindeutet, wo Er über die ganze Welt regieren wird? Er war jetzt verworfen. Kurze Zeit danach ging Er dennoch im geheimen nach Jerusalem. Zuerst trat Er nicht öffentlich auf. Um die Mitte des Festes sehen wir Ihn im Tempel lehrend (V. 14). An dem achten, „dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus und rief und sprach ...“ (V. 37). An diesem Tag also, der auf die Zeit nach dem 1000-jährigen Reich, also die zukünftige ewige Herrlichkeit hinweist, steht Er auf und sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (V. 37.38).
In Kapitel 3 hatte der Herr Jesus bereits angekündigt, dass die an Ihn Glaubenden neues Leben empfangen würden – das war nicht dem Leben der Gläubigen im Alten Testament gleich; sie waren zwar ebenfalls von neuem geboren und hatten göttliches Leben. Wer jedoch in dieser Zeit an den Herrn Jesus glaubt, empfängt ewiges Leben, das Leben des Sohnes Gottes selbst, ein Leben, das weder einen Anfang noch ein Ende hat.
In Johannes 10 sagt der Herr Jesus: „Ich bin gekommen, auf dass sie Leben haben und es in Überfluss haben“ (V. 10). Leben in Überfluss ist das Teil derer, die während der Zeit Seiner Verwerfung an Ihn glauben. Ewiges Leben ist das Leben des Herrn Jesus selbst. Das bedeutet daher auch, dass, wenn Er als Mensch der Sohn Gottes ist, wir Söhne Gottes sind. Darum sagt der Herr nach der Auferstehung zu Maria: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater“ (Joh 20,17). Wenn Er, der Sohn, Seinen Platz im Vaterhaus hat, ist das auch unser Platz. So hat der Herr in der letzten Nacht vor Seinem Sterben zu den Jüngern gesagt: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seit“ (Joh 14,2.3). Was Sein Teil ist, ist auch unser Teil. Unbegreifliche, unendliche Gnade!
So spricht der Herr hier in Kapitel 7 über die Segnungen der Ewigkeit, über das, was im Haus des Vaters gefunden wird, ja, im Himmel in seiner weitesten Bedeutung. So lesen wir in Epheser 1,3, dass wir gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus. Der Herr sagt gleichsam hier: Wenn ihr an Mich glaubt als den Verworfenen und Mich als Heiland und Herrn annehmt, so trennt euch von dem Volk Israel, das Mich verworfen und so die Segnungen des 1000-jährigen Reiches verwirkt hat. Ich zeige euch, was euer Teil in Ewigkeit sein wird. Wer an Mich glaubt, empfängt bereits in dieser Zeit den Heiligen Geist, der das Wort Gottes lebendig macht.
Es ist der Heilige Geist, der uns jetzt schon mit unseren Segnungen, die in alle Ewigkeit unser Teil sind, bekannt macht. So können wir uns bereits jetzt an dem Herrn erfreuen wie wir es in Vollkommenheit tun werden, wenn wir bei Ihm sind im Vaterhaus. Dann werden wir Ihn sehen, wie Er ist: „Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2). Das bedeutet, dass wir wirklich Sein Herz sehen werden, Seine innere Herrlichkeit. Wir werden Ihn also nicht nur sehen, wie die Welt Ihn sieht zu Beginn des Friedensreiches, wenn Er in Herrlichkeit vom Himmel kommt: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die ihn durchstochen haben“ (Off 1,7).
Die Menschen können zwar in der Schöpfung die Majestät und göttliche Kraft Gottes sehen, doch allein wir wissen, dass Er in Seiner Natur Liebe und in Seinem Wesen Licht ist. So kennen Ihn nur die Menschen, die geglaubt haben und dadurch mit Ihm in Verbindung gebracht sind; sie kennen den Herrn Jesus als „Gott, offenbart im Fleisch“. Das ist das wunderbare Teil, das wir durch diese lebendige Verbindung zu der Person des Herrn Jesus im Himmel haben. Wir kennen Ihn durch den Heiligen Geist, weil das neue Leben in uns durch den Heiligen Geist in einer lebendigen Verbindung zu dem Herrn Jesus steht. Und wir kennen nicht nur den Herrn Jesus, den der Vater gesandt hat, sondern den Vater selbst.
Nach dieser Einleitung möchte ich nun zu unserem eigentlichen Thema kommen, der Anbetung des Vaters. Wir haben gelesen: „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ und „denn auch der Vater sucht solche als Seine Anbeter“ (Joh 4,24.23). Die erste Voraussetzung zu wirklicher Anbetung besteht darin, dass jemand den Herrn Jesus kennenlernt. Die arme Frau am Jakobsbrunnen in Samaria kannte den Herrn Jesus nicht. Sie wusste nicht, dass da der Sohn Gottes, der Schöpfer des Weltalls, vor ihr stand. Hätte sie Ihn erkannt, so würde sie Ihn um Gnade angerufen haben, und Er hätte ihr lebendiges Wasser gegeben. Doch solche sind es, die der Vater als Seine Anbeter sucht. Wer an den Sohn Gottes glaubt, empfängt das ewige Leben und wird dadurch zu einem Kind Gottes, das fähig ist, den Vater anzubeten.
Daraus können wir den Charakter der Anbetung des Vaters verstehen. Viele, die sich Christen nennen, sagen, dass sie zum Gottesdienst gehen, wenn sie eine Predigt in der Kirche zu ihrer Auferbauung hören wollen. So gut es auch ist, das Wort Gottes zu hören, so ist das doch kein wirklicher Gottesdienst, keine wirkliche Anbetung. Wirklicher Gottesdienst besteht darin, Gott in Anbetung zu nahen. So sagen wir im täglichen Sprachgebrauch, dass jemand einen anderen anbetet, wenn er ihn bewundert und seine Schönheit oder andere hervorragende Eigenschaften rühmt. So ist das auch mit der Anbetung Gottes: Wahre Anbetung kann nur darin bestehen, dass wir Gott kennen, etwas von Seiner Herrlichkeit verstehen und Ihn darin erheben. Dazu müssen wir Gott kennen, wie Er sich in dem Herrn Jesus offenbart hat.
O ja, ich kann Gott als Schöpfer anbeten. In den Psalmen lesen wir: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk. Ein Tag berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der anderen die Kunde davon. Keine Rede und keine Worte, doch gehört wird ihre Stimme. Ihre Messschnur geht aus über die ganze Erde, und bis an das Ende des Erdkreises ihre Sprache“ (Ps 19,1–4). Und in Römer 1,20 heißt es: „Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit ... wird geschaut.“ Die Schöpfungswerke Gottes verkünden laut Seine Herrlichkeit. Durch diese Botschaft, die in Offenbarung 14,6 das ewige Evangelium genannt wird, fordert Gott den Menschen auf, Ihm Ehre zu geben und Ihm zu huldigen: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre ... und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen“ (Off 14,7). Dieses ewige Zeugnis Seiner Größe und Macht wird seit Beginn der Schöpfung bis zu ihrem Ende vernommen. Jeder Mensch kann Gott als den Schöpfer anbeten, und jeder sollte es tun, denn es ist Gottes Wunsch, dass Menschen Ihn kennenlernen, um dadurch zu Bewunderung und Anbetung zu kommen.
In 1. Timotheus 6,15 heißt es von Gott, dass Er der selige Gott ist, d.h., dass Gott vollkommene Befriedigung in sich selbst findet. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist fanden vollkommene Befriedigung in sich selbst. Alles, was in dem Sohn war, befriedigte das Herz des Vaters vollkommen. Er hatte immer an Ihm all Sein Wohlgefallen. Und alles, was in dem Vater war, befriedigte das Herz des Sohnes vollkommen. Von dem Heiligen Geist wird es nicht ausdrücklich gesagt. Gott verlangte nach solchen, die Er segnen konnte. Gottes Licht war befriedigt, auch Seine Gerechtigkeit und Heiligkeit. Doch Gott ist auch Liebe. Und weil Er Liebe ist, wünschte Er in Seiner Liebe, Geschöpfe zu haben, die Er segnen konnte.
So war es in Seinem Herzen, die Schöpfung ins Dasein zu rufen und sie zu segnen. Seine Liebe fand Befriedigung darin, sie zu segnen. So sagt der Herr in Johannes 4: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest.“ Es heißt nicht, wenn du die Forderungen Gottes kenntest. Der Herr Jesus stellt dieser Frau hier Gott vor als den, der geben wollte. Gott war immer ein Geber, auch zur Zeit des Alten Testaments, aber Er konnte sündigen Menschen nicht Sein ganzes Herz offenbaren. Die Menschen dachten von sich, dass sie in der Lage wären, alles zu tun, was Gott wollte. Darum gab Er ihnen das Gesetz, damit sie sich selbst kennenlernten. In diesem Gesetz forderte Gott von dem Menschen – und als Schöpfer hat Er ein Recht darauf, von dem Menschen zu fordern: Du sollst Gott lieben ..., du sollst ..., du sollst nicht!
Der Herr Jesus hat als der Schöpfer alles für sich selbst erschaffen (Kol 1,16). Konnte Gott nicht von dem Menschen erwarten, was wir in 5. Mo 6 lesen: „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“ (V. 5)? Als Schöpfer hat Er ein Recht darauf. Und wieviel hat Gott als Schöpfer dem Menschen gegeben! Hatte der Mensch nicht allen Grund, dankbar zu sein und Gott zu lieben? Der Mensch war dazu erschaffen worden, dass er vollkommene Befriedigung und vollkommenes Glück und vollkommene Ruhe finden konnte. Doch wir wissen, dass der Mensch Gott nicht dankbar war. Er hat sich gegen Gott erhoben. Und nachdem klar war, dass der Mensch hoffnungslos verloren war, und auch, dass nichts Gutes in ihm war und all das Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse war den ganzen Tag, kam schließlich der Sohn Gottes in Niedrigkeit auf die Erde, um Gott im Fleisch zu offenbaren. Gott war in Christus, „die Welt mit sich selbst versöhnend“ (2. Kor 5,19). Doch der Mensch brachte Ihn an das Kreuz und ermordete Ihn. Sie sagten: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche; gehe dorthin zurück, von woher Du gekommen bist. Sie erhöhten Ihn von der Erde (Joh 8,28). Dadurch wurde der Mensch in seiner Sündhaftigkeit völlig offenbar.
Doch dann sehen wir, dass der Herr Jesus die größte Sünde, die der Mensch tun konnte, zum Anlass nahm, Gott zu verherrlichen. Gott ist in einer Weise verherrlicht worden durch das Werk auf Golgatha, wie es noch nie der Fall gewesen war. Der Herr Jesus offenbarte Gott in Seinem tiefsten Wesen: Er offenbarte die Wahrheit Seines Wortes, Seine Gerechtigkeit, Seine Heiligkeit und über allem Sein Liebe, die Liebe des ewigen Gottes, die so groß war, dass Er Seinen eigenen Sohn für kleine, nichtige Geschöpfe gab, um sie zu retten, indem Er Ihn an ihrer Stelle richtete. Welch eine Offenbarung der Liebe Gottes!
Das sehen wir in diesem Kapitel, aus dem wir gelesen haben. Gott ist in dem Herrn Jesus völlig offenbart. Seine Liebe findet Befriedigung darin, Menschen etwas zu geben und sie zu lieben, solche, die keine Liebe verdient hatten. Gott kann nun dem größten Sünder all das geben, was Er geben wollte. Könnte selbst der allmächtige Gott mehr geben als einen Platz in Seiner unmittelbaren Nähe? Er gab uns, Seinen Feinden, uns gottlosen Menschen, ein Teil in dem Herrn Jesus: Wir sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Ihm (Eph 1,3). Und wir haben Gemeinschaft mit dem Vater im Anschauen all der Herrlichkeiten des Herrn Jesus, die Sein Herz mit Wonne füllen. Von Ihm sagte Er: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Er hat uns Seinen Sohn gegeben. Er kann uns nun die Herrlichkeiten des Herrn Jesus offenbaren, weil wir ewiges Leben empfangen haben.
Gott, der Heilige Geist, kam nach dem vollbrachten Werk des Herrn Jesus auf diese Erde, um uns das Wort Gottes lebendig zu machen, worin die Herrlichkeit des Herrn Jesus offenbart ist. Er ist die Kraft, die das neue Leben befähigt, all das in Besitz zu nehmen. So können wir wirklich die Herrlichkeiten des Herrn Jesus anschauen, sie in uns aufnehmen und uns daran erfreuen. Außerdem hat der Herr uns den Vater offenbart: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9), und: „Noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will“ (Mt 11,27). Wir kennen den Vater, wir können den Sohn kennen; die Worte und Taten, worin der Herr Jesus den Vater offenbart hat, stehen im Wort Gottes. Und der Heilige Geist macht all das lebendig für uns.
Der Evangelist Johannes, der dieses Evangelium als das Werkzeug des Heiligen Geistes geschrieben hat, schreibt in Kapitel 1,14: „Und das Wort [das Wort Gottes, der Sohn Gottes, der die alleinige Offenbarung des ewigen Gottes ist] ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ So hat Johannes den Herrn Jesus gesehen, und so durfte er es unter der Leitung des Heiligen Geistes niederschreiben. Er sah den Herrn als den Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Wir hören die innere Anteilnahme in seiner Stimme, als er zurücksah auf diesen wunderbaren Herrn. Der Heilige Geist ließ Johannes diese Worte niederschreiben und er ist es auch, der das Wort lebendig macht, so dass wir den Herrn als den Eingeborenen vom Vater sehen können, voller Gnade und Wahrheit.
In seinem 1. Brief schreibt Johannes: „Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, auf dass eure Freude völlig sei“ (1,3.4). Wir haben Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn; wir haben Gemeinschaft mit dem Vater im Betrachten der Herrlichkeit des Sohnes. Wir haben Gemeinschaft mit dem Sohn im Betrachten der Herrlichkeit des Vaters. Die Freude an den ewigen Dingen darf schon jetzt unser Teil sein. Und so wird das lebendige Wasser in uns zu einer Quelle lebendigen Wassers, so dass Ströme lebendigen Wassers ausfließen nach allen Seiten hin. Es ist so, wie die Söhne Korahs in Psalm 84 singen: „Durch das Tränental gehend, machen sie es zu einem Quellenort; ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen“ (V. 6). So entsteht nicht nur eine Quelle, sondern ein Quellenort, wo überall Quellen aufspringen, Quellen lebendigen Wassers, Quellen von dem, was der Heilige Geist uns hier in Seinem Wort gegeben hat.
Haben wir nicht schon alle solche Erfahrungen gemacht, wenn wir ein Kind Gottes trafen, dessen Herz erfüllt war mit dem Herrn Jesus, so dass Ströme von Erfrischung, Ströme lebendigen Wassers aus seinem Inneren nach allen Seiten hin flossen, um Quellen des Segens zu werden für andere? Ich habe das vor Jahren erfahren, als ich einen guten Freund in Norddeutschland hatte. Später musste ich umziehen und dachte, dass wir uns nicht mehr sehen könnten und dass damit diese Freundschaft praktisch zu Ende käme. Ich schrieb meinem Freund einen Brief, dass ich dem Herrn so dankbar wäre für die Zeit der gemeinsamen Freundschaft. Wenn ich mit ihm zusammen war, und mein Herz war kalt, und er anfing, über den Herrn Jesus zu sprechen, so wurde mein Herz warm. Ich empfand jedesmal wieder ein tiefes Glück. Gleichzeitig schrieb er mir einen Brief, so dass beide Briefe sich kreuzten. Er schrieb in diesem Brief genau dasselbe. So konnte der Herr uns zum Segen füreinander gebrauchen. Wir durften uns gegenseitig ermuntern und aufrichten. Waren das nicht Ströme lebendigen Wassers, die aus dem Inneren als Erfrischung für den anderen hervorkamen?
Ja, es ist wahr, dass man Gott anbeten kann aufgrund der Herrlichkeit, die jemand in der Schöpfung gesehen hat. Die ganze Welt wird aufgerufen, den Schöpfer anzubeten. Auch Engel beten Gott an, obwohl sie Ihn nicht als Vater kennen und auch den Herrn Jesus nicht so kennen, wie wir Ihn kennen. Sie kennen Ihn nur als ihren Schöpfer. Aus 1. Timotheus 3,16 wissen wir, dass die Engel den Herrn Jesus das erstemal sahen, als Er als kleines Kind hier auf der Erde geboren wurde. Da haben sie Ihn angebetet.
In Nehemia 9 sind es die Leviten, die das Volk auffordern und sagen: „Steht auf, preist den HERRN, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und man preise deinen herrlichen Namen, der erhaben ist über allen Preis und Ruhm! Du bist, der da ist, HERR, du allein; du hast die Himmel gemacht, der Himmel Himmel und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist. Und du machst dies alles lebendig, und das Heer des Himmels betet dich an“ (V. 5.6). Alle Geschöpfe, einschließlich der Engel, sind geschaffen, um Gott anzubeten.
Und so wird es auch in Zukunft sein. In Offenbarung 5 betet die gesamte Schöpfung Gott an. Die Engel werden Ihn anbeten wegen der Herrlichkeit, die sie an Ihm gesehen haben. Und doch haben sie nur sehr wenig gesehen im Vergleich zu dem, was wir sehen dürfen. Sie haben Seine Majestät und Seine göttliche Kraft gesehen, die in der Schöpfung entfaltet ist. Die Engel haben die Weisheit bewundert, als Er diese Erde schuf und alles, was darauf ist (Hiob 38,6.7). Und jetzt bewundern die Engel die Weisheit in dem, was Er mit uns, der Versammlung Gottes, getan hat: „Auf dass jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem ewigen Vorsatz“ (Eph 3,10). Die Engel bewundern die Weisheit Gottes in Seinem Handeln mit der Versammlung.
Gott hat uns einen Platz gegeben, der weit über dem der Engel ist. Einst standen wir in der Schöpfungsordnung Gottes unter den Engeln. Doch in dem Herrn Jesus und verbunden mit Ihm hat Gott uns in die höchste Stellung als Seine eigenen Kinder gebracht, die mit Ihm im Haus des Vaters sein werden und über die Engel herrschen werden: „Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ (1. Kor 6,3). Gott hat sich Engeln nicht als Vater offenbart, und deshalb können sie Ihn auch nicht in dieser Weise anbeten.
Der Sohn Gottes ist Mensch geworden und hat uns den Vater offenbart. Denken wir nur an das Gebet, das der Herr in der Nacht vor Seinem Sterben zu Seinem Vater sprach (Joh 17). Wir waren der Gegenstand dieses Gespräches. Und Er hat so mit Seinem Vater gesprochen, dass wir alles verstehen können. Es war der Heilige Geist, der diese Worte durch Johannes niederschreiben ließ. Auf diese Weise kennen wir die Empfindungen des Vaters. Wir kennen Seine Gedanken, wir wissen, was in Seinem Herzen ist. So haben wir auch das Herz des Herrn Jesus kennengelernt, als Er für uns am Kreuz starb. Der Heilige Geist hat uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus in dem Wort Gottes offenbart, so dass auch wir sagen können, wenn wir das Wort Gottes lesen und in uns aufnehmen: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.“
Ich habe soeben gesagt, dass Gott solche suchte, denen Er Seine Liebe erzeigen und die Er segnen konnte. Er wollte solche haben, mit denen Er über das sprechen konnte, was Sein Herz bewegte. Er wollte Menschen in Seiner unmittelbaren Nähe haben, die fähig wären, sich an dem zu erfreuen, was Sein Teil war, nämlich an den Herrlichkeiten des Himmels und der Herrlichkeit Seines Sohnes. Um sich an alledem erfreuen zu können, mussten sie es kennen. Sein Herz ist so erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn Jesus, dass Er wünscht, mit uns darüber zu sprechen. Das ganze Wort Gottes offenbart uns die Herrlichkeit des Herrn Jesus, und zwar von 1. Mose 1 an. Wie viele Vorbilder gibt es doch von Ihm! Es ist so, als könnten der Vater und der Heilige Geist nicht genug darüber sprechen. Immer wieder finden wir neue Bilder, immer wieder neue Seiten Seiner Herrlichkeit.
Bereits Adam ist ein Bild von dem Herrn Jesus als dem zweiten Menschen und dem letzten Adam (1. Kor 15,45–47). Adam und Eva sind zusammen ein Bild von Christus und der Versammlung. So sind die Tiere, die Gott schlachtete, um Adam und Eva zu bekleiden, ein Bild von dem Herrn in Seinem Werk auf dem Kreuz. Das Opfer, das Abel darbrachte ist ein Bild von Ihm. So können wir fortfahren. Wenn man verschiedene Bilder eines Malers betrachtet, so stellt man fest, dass er immer wieder eine bestimmte Person darstellt. Das war die Person, die das Herz des Malers beschäftigte, und er stellt sie in immer neuer Weise vor. So ist es auch mit dem Wort Gottes: Es ist die vielseitige Offenbarung des Herrn Jesus. Der Vater liebt es, über den zu sprechen, den Er so liebt.
Kennen wir das nicht aus Erfahrung? Ich habe es miterlebt, wie ein junger Mann so von einem Mädchen erfüllt war, dass er nicht aufhören konnte, von ihr zu sprechen, weil er sie liebte. So ist es auch mit dem Wort Gottes. In all den Bildern des Alten Testaments sehen wir die verschiedenen Herrlichkeiten des Herrn. Der Vater hat uns darin mitgeteilt, was Er an Ihm sah, so dass wir Ihn jetzt kennen können, wie der Vater Ihn kannte. Und es ist der Heilige Geist, der das Wort niederschreiben ließ und der auch die Kraft des neuen Lebens ist, das jeder Gläubige empfangen hat, wodurch er die Herrlichkeiten des Herrn Jesus in sein Herz aufnehmen kann.
Unsere Herzen werden in Ewigkeit gefüllt sein mit all diesen wunderbaren Herrlichkeiten. Immer wieder zeigt der Vater uns die Herrlichkeiten Seines Sohnes, und unsere Herzen antworten darauf. Wir können mit dem Vater darüber sprechen und Ihm sagen, was wir an dem Sohn gefunden haben. Und der Vater sagt: Bringt mir all das, was von Ihm spricht. Es ist kostbar für mein Herz. Wenn ihr aus Dankbarkeit, weil ihr Mich kennengelernt habt, Mir etwas bringen wollt, dann bringt Mir das, was von Ihm spricht.
So finden wir es bereits bei Abel. Er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett, was vorbildlich von dem Herrn Jesus in Seinem Werk auf dem Kreuz spricht. So tat es Noah. Er brachte von allen reinen Tieren Brandopfer dar, die ebenfalls auf das Werk des Herrn Jesus auf dem Kreuz hinweisen. Die Vögel, die er darbrachte, sind ein Bild von Seiner himmlischen Herkunft; die Tiere der Erde sind ein Bild von Ihm als dem wahrhaftigen Menschen. Der Heilige Geist wirkte in seinem Herzen, diese Opfer darzubringen, deren eigentliche Bedeutung Noah jedoch nicht kannte. Für uns sind sie ein Hinweis auf den Herrn Jesus. So ist das mit all den anderen Opfern: den Brandopfern, den Speisopfern, den Friedensopfern und den Sünd- und Schuldopfern (3. Mo 1–5), ja, auch den Einweihungsopfern der Priester (2. Mo 29). Es geht immer um das eine Werk, um die eine Person, die dieses Werk vollbracht hat, doch gesehen von den unterschiedlichsten Seiten.
Gott möchte, dass wir in all die Einzelheiten dieser Opfer eindringen. Ein sehr schönes Vorbild finden wir bei den Friedensopfern. In 3. Mose 7 wird das Gesetz zu diesen Opfern beschrieben. Ein Teil dieser Opfer wurde Gott dargebracht. Diese Teile werden in Kapitel 3,11.16 eine Speise (oder: Brot) Gottes genannt. Andere Teile wie die Brust, die ein Bild der Liebe Christi ist, und wie die Schenkel (die Kraft Christi), durften der Opfernde und der Priester essen. Der Opfernde und der Priester aßen also von demselben Opfer, wovon auch Gott Sein Teil hatte. Das ist wahre Anbetung: sich bewundernd mit der Person des Herrn Jesus zu beschäftigen und das Gott darzubringen.
In Johannes 4 haben wir gelesen: „Der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ Wir dürfen entsprechend den Bildern des Alten Testaments dem Vater das bringen, was wir an dem Sohn gesehen haben. Wenn wir die Opfer in 3. Mo 1–5 näher untersuchen, finden wir, dass es die Brand- und Speisopfer waren und Teile der Friedensopfer, die Gott zum lieblichen Geruch dargebracht wurden. Die Sünd- und Schuldopfer wurden zum allergrößten Teil außerhalb des Lagers verbrannt. Nur das Fett dieser Opfer wurde auf dem Brandopferaltar dargebracht. Ich fürchte, dass wir das im allgemeinen zu leicht vergessen. Die Sünd- und Schuldopfer durften nicht auf dem Altar dargebracht werden. Sie waren nicht zum lieblichen Geruch für Gott.
Das Brandopfer ist ein Bild von dem Werk des Herrn, wie Er es für Gott vollbracht hat. Er hat nämlich am Kreuz nicht nur unsere Sünden getragen, sondern weitaus mehr getan. Das Brandopfer zeigt uns, wie der Herr Gott verherrlicht hat auf dem Kreuz, als Er für unsere Sünden starb. Der Vater möchte, dass wir Ihm das als Opfer bringen, weil das so kostbar für Ihn ist. Auch möchte Er, dass wir mit Ihm über Sein heiliges Leben auf der Erde sprechen, wie es im Speisopfer in 3. Mose 2 vorgebildet ist. Von dem Speisopfer durften übrigens auch die Priester essen, die die Speisopfer darbrachten. In dem gemeinsamen Essen von dem einen Opfer kam die Gemeinschaft des Priesters mit Gott zum Ausdruck. Das Friedensopfer bildet ebenfalls das Werk des Herrn auf dem Kreuz vor. Dieses Werk ist nämlich auch die Grundlage dafür, dass Gott und Menschen zusammenkommen können. In diesem Werk hat Gott Seine Befriedigung gefunden, weil Er verherrlicht worden ist am Kreuz. Auch die Opfernden finden hier ihre Befriedigung, weil sie durch dieses Werk Errettung gefunden haben. So essen auch wir heute gleichsam von den Opfern, wenn wir sie Gott, dem Vater, darbringen.
Wir finden im Alten Testament aber noch eine andere Seite. Die Opfer zum lieblichen Geruch wurden auf dem ehernen Altar, dem Brandopferaltar, dargebracht, der auch ein Bild des Herrn Jesus ist. Dieser Altar stand in der Wüste, im Vorhof, und nicht im Heiligtum, das ein Bild vom Himmel ist. Der eherne Altar wird im Alten Testament der Tisch des Herrn genannt (Mal 1,7.12; vgl. Hes 41,22). Das einzige Mal, wo der Ausdruck „Tisch des Herrn“ im Neuen Testament vorkommt, ist das eine Anspielung auf diesen ehernen Altar.
Im Vorhof durften sich die Opfernden aufhalten, doch sie durften nicht in das Heiligtum eintreten. Das war allein den Priestern vorbehalten. Allerdings durften auch die Priester nicht das Allerheiligste betreten. Das durfte allein der Hohepriester, und auch das nur einmal im Jahr, nämlich am großen Versöhnungstag (3. Mo 16). Als der Herr Jesus am Kreuz starb, zerriss der Vorhang, der das Allerheiligste vom Heiligtum trennte (Mt 27,51). Wenn wir heute Gott Opfer darbringen, dann tun wir das als Priester. Jeder, der zur Versammlung gehört, ist seiner Stellung nach ein Priester (1. Pet 2,5). Wir dürfen, wenn wir im Vorhof Opfer auf dem Brandopferaltar dargebracht haben, eingehen in das Heiligtum, ja, sogar in das Allerheiligste. Dort im Allerheiligsten stand die Bundeslade, die im Alten Testament der Thron des HERRN genannt wurde, wo Gott zwischen den Cherubim thronte (2. Sam 6,2). Das war also der Regierungsthron, von wo aus Gott in Israel herrschte. Einmal im Jahr ging der Hohepriester mit Blut in das Allerheiligste und sprengte mit seinem Finger Blut auf die Vorderseite des Deckels und siebenmal vor den Deckel der Bundeslade. Das zeigt uns vorbildlich, dass dieser Regierungs- und Gerichtsthron Gottes für uns ein Gnadenthron geworden ist, weil das Blut auf den Sühnungsdeckel gesprengt ist. So lesen wir ausdrücklich in Hebräer 10,19, dass wir „Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum [d.i. das Allerheiligste] durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Wege, welchen er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin.“ Das, was den Priestern früher untersagt war, das dürfen wir heute tun. Wir dürfen in die unmittelbare Nähe Gottes eintreten, weil der Herr Jesus Sein Blut gegeben hat.
Und was tun wir da im Heiligtum? Vor dem Vorhang, der das Heiligtum von dem Allerheiligsten abtrennte, stand der goldene Altar. Und auch dieser Altar ist ein Bild von dem Herrn Jesus, denn dieser goldene Räucheraltar war ebenfalls aus Akazienholz gemacht – ein Bild der wahrhaftigen Menschheit Christi –, aber überzogen mit reinem Gold. Überall, wo in Verbindung mit der Stiftshütte von reinem Gold die Rede ist, ist das ein Bild der göttlichen Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Reines Gold weist hin auf den Herrn Jesus als Gott, den Sohn. Auf diesem goldenen Räucheraltar wurde Räucherwerk zum lieblichen Geruch vor Gott verbrannt. Dieses Räucherwerk ist nicht ein Bild von dem Werk des Herrn Jesus, sondern von Ihm selbst, von Seiner wunderbaren Person, von Seinen persönlichen Herrlichkeiten. In 2. Mose 30,34–38 finden wir beschrieben, wie das Räucherwerk zusammengestellt werden musste: es bestand aus Stakte, Räuchermuschel, Galban und reinem Weihrauch. Diese sehr wertvollen Bestandteile weisen hin auf die persönlichen, inneren Herrlichkeiten des Herrn, die der Vater in Ihm sah. Diese Herrlichkeit dürfen auch wir, soweit das möglich ist, anhand des Wortes Gottes betrachten. Es sind im besonderen die Evangelien, wo sie beschrieben sind, so dass wir sie kennenlernen können. Ist es nicht in ganz besonderer Weise das Evangelium des Johannes, wo der Herr Jesus uns als der menschgewordene Sohn Gottes beschrieben wird?
Ja, in Vollkommenheit werden wir Ihn kennenlernen in all Seiner persönlichen Herrlichkeit, wenn wir bei Ihm sind: „Wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2). Johannes hat Seine Herrlichkeit bereits gesehen, als er Ihn in Seinem Leben auf der Erde sah: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ War das Sein Werk auf dem Kreuz? Nein, es war die Person, die das Werk vollbracht hat.
In Matthäus 23,18–20 lesen wir von dem Altar und der Gabe, die auf dem Altar dargebracht wurde. Der Herr Jesus sagt, dass der Altar die Gabe heiligt. Die Gabe, das Opfer, erhält ihren Wert durch die Person. Darum wurde auch das Räucherwerk im Heiligtum dargebracht, in der unmittelbaren Nähe Gottes, vor Seinem Thron. Wie wertvoll das Werk auch immer ist: es wird in den verschiedenen Opfern vorgebildet, die auf dem ehernen Altar, der auf dem Sand der Wüste stand, dargebracht wurden. Sie waren zu einem lieblichen Geruch für Gott – aber das Räucherwerk wurde im Heiligtum dargebracht. So dürfen wir den Vater anbeten und mit Ihm über das Opfer sprechen, das Er am Kreuz vollbracht hat. Und darüber hinaus dürfen wir mit Ihm über die persönlichen Herrlichkeiten des Herrn Jesus sprechen.
Ihrem tiefsten Wesen nach besteht Anbetung darin, dass wir die persönliche Herrlichkeit des Vaters und die persönliche Herrlichkeit des Sohnes sehen und sie als Opfer darbringen. Das schließt die Herrlichkeit des Werkes des Herrn Jesus mit ein. Es ist nicht so, dass es jemals eine Zeit geben wird, wo wir nicht mehr an Sein Werk zurückdenken und dafür Gott anbeten werden. In Offenbarung 5 sehen wir, dass wir es in Ewigkeit tun werden. Wie könnten wir je das Kreuz vergessen? Immer werden wir an Sein Sterben auf dem Kreuz zurückdenken, an den Preis, den Er für unsere Erlösung bezahlt hat. Wir werden immer zurückdenken an das wunderbare Werk mit all seinen Folgen. Doch wir werden vor allem an Ihn selbst denken. Wir werden immer beschäftigt sein mit Seinen persönlichen Herrlichkeiten, wodurch Er solch ein Werk vollbringen konnte und wodurch Er Gott so überaus verherrlicht hat.
Weil Er das Werk vollbrachte, darum war es so vollkommen. Gott hat diesem Werk Seine Wertschätzung bezeugt. Es hat seinen besonderen Wert für Gott, weil diese Person es ausgeführt hat, die gehorsam wurde bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz (Phil 2,8). Der Herr Jesus hat aus Liebe zu Seinem Vater das Werk am Kreuz vollbracht, Er, der sagen konnte: „Weil ich allezeit das Ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29). Von Ihm hatte Gott schon vor der Zeit gesagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Und wir hören den Herrn Jesus sagen: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme“ (Joh 10,17).
Sich damit zu beschäftigen und das Gott, dem Vater, darzubringen, ist wirkliche Anbetung. In diesem eigentlichen Sinn ist es keine Anbetung, wenn wir singen: „Auf dem Lamm ruht meine Seele, betet voll Bewund'rung an; alle, alle meine Sünden hat Sein Blut hinweggetan.“ Obwohl der Ausdruck „betet an“ hier vorkommt, ist das doch mehr der Dank und die Bewunderung dafür, dass der Herr Jesus unsere Sünden getragen und durch Sein Blut ausgetilgt hat. Dann bringen wir zum Ausdruck, was wir empfangen haben durch Sein Werk auf dem Kreuz, wie kostbar das auch ist. Doch Anbetung ist das, was wir in Offenbarung 5 finden. Da sehen die Ältesten den Herrn als das geschlachtete Lamm und besingen Ihn mit den Worten: „Du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft durch Dein Blut ...“ Die Ältesten, die dort singen, sind nur mit Seinem Werk beschäftigt. Sie denken nicht mehr an sich selbst. Sie sehen voll Erstaunen auf die Herrlichkeit Seiner Person, auf die Herrlichkeit Seines Werkes, und sie besingen die wunderbaren Ergebnisse.
Es ist auch Anbetung, wenn sie da die Schalen voll Räucherwerk Gott darbringen. Ja, es ist wahr, wenn wir nur Offenbarung 5 hätten, würden wir sagen: Das sind die Gebete der Heiligen, die dann auf der Erde leben, die wir dann als Priester Gott darbringen. Doch aus Kapitel 8 ersehen wir, was das Räucherwerk eigentlich ist. In dem Engel sehen wir ein Bild des Herrn Jesus, der den Gebeten der Heiligen Räucherwerk hinzufügt, so dass der Rauch des Räucherwerks mit den Gebeten aufsteigt. Das Kostbare dieser Gebete ist durch Ihn hinzugefügt, weil Er sich damit verbindet. Das Räucherwerk ist also nicht nur ein Bild der Gebete, sondern zugleich ein Hinweis auf Seine Herrlichkeit.
Alle diese Vorbilder und Beispiele helfen uns zu verstehen, wie auch wir den Vater anbeten dürfen. Wir nahen Ihm in der Bewunderung alles dessen, was wir von dem Herrn Jesus kennengelernt haben. Wir staunen darüber, dass der Vater den Sohn gegeben hat. Wir besingen Seine Liebe mit den Worten: „Wo ist ein solcher Gott wie Du.“ Im Vorbild sehen wir im Gesetz des Friedensopfers in 3. Mose 7, wie der Opfernde von seinem Friedensopfer seine Opfergabe dem HERRN darbrachte. Seine Hände sollten das Fett samt der Brust bringen. Mit ehrfürchtigen Händen sollte der Opfernde das Fett Gott als Speise darbringen. Kein Mensch durfte im Alten Testament Gott etwas nach seinen eigenen Vorstellungen darbringen. Gott hatte alles bis in die kleinsten Einzelheiten angeordnet. Auch wir sollten uns immer bewusst sein, wem wir nahen. Israel nahte Gott als dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Israel war das irdische Volk Gottes. Gott hatte mit dem Volk gesprochen, als sei Er selbst ein Mensch mit denselben Bedürfnissen wie sie. Sie sollten Ihm den Zehnten geben von allem Getreide, vom Wein, vom Geld, vom Vieh, von allem, so wie ein irdischer König das von seinem Volk erwarten konnte.
So kam das Volk zu Gott und brachte Ihm alles dar: Sie brachten Ihm Tier, sie brachten Ihm Geld. Sie sangen die wunderbaren Lieder entsprechend den Ordnungen der Sänger. Sie begleiteten die Lieder mit ihren Musikinstrumenten. Sie taten alles zur Ehre Gottes. Es war der Gottesdienst eines irdischen Volkes, das Gott nur als Schöpfer kannte. Gott verlieh dem Volk irdische Segnungen. Denken wir nur an 5. Mose 28, an all die Segnungen, die Israel verheißen wurden, wenn sie gehorsam wären. Und so war ihr Gottesdienst irdischer Art. Das wird auch im 1000-jährigen Reich wieder der Fall sein. In Hesekiel 40–48 sehen wir, dass Israel wieder blutige Opfer darbringen wird wie zur Zeit des Alten Testaments. Sie werden mit Gott in Verbindung stehen, der von Jerusalem aus herrschen wird. Dort in Jerusalem wird wieder der Thron Jahwes stehen. So wird das Volk Israel Gott aufs neue nahen und Ihn anbeten.
Aber so stehen wir nicht mit Gott in Verbindung. Wir haben Ihn kennengelernt in dem, was Er in sich selbst ist. Unsere Zukunft ist nicht hier auf der Erde, sondern in der für natürliche Menschen unsichtbaren Welt, im Haus des Vaters. Es ist wahr, wir haben jetzt noch natürliche Leiber (1. Kor 15,44). Doch wir werden geistige Leiber empfangen, wenn der Herr kommt und unsere sterblichen Leiber verwandelt werden zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leib der Herrlichkeit. Jetzt werden unsere natürlichen Leiber noch beherrscht durch unsere Seele, doch dann werden wir Leiber haben, die vollkommen gekennzeichnet und beherrscht werden durch das neue Leben und den Heiligen Geist, der in uns wohnt in Ewigkeit (Joh 14,16). Das ist unsere Zukunft in der Herrlichkeit.
Wir werden in einer viel engeren Beziehung zu Gott stehen. So kennen wir Gott auch jetzt schon in einer weitaus tieferen Weise. Wir wissen, dass Gott Liebe ist (1. Joh 4,8.16). Wir kennen Ihn nicht nur als den Allmächtigen, den Allwissenden und den Allgegenwärtigen. Wir kennen Seine Majestät und Ehre, wir haben das Zeugnis der Schöpfung wie die Israeliten. Doch wir kennen Ihn darüber hinaus in Seinem Sohn. „Niemand hat Gott jemals gesehen“, das schreibt Johannes, nachdem der Herr Mensch geworden war. In den 4000 Jahren der Menschheitsgeschichte vor Christi Geburt haben die Menschen Gott niemals in dieser Weise gesehen, auch nicht die Engel. Gott bewohnt ein unzugängliches Licht. Aber dann sagt Johannes weiter: „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“ Wir kennen Gott, denn Er ist offenbart im Fleisch. Wir haben Seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
„Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm [Christus Jesus] zu wohnen und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen“ (Kol 1,19). Die ganze göttliche Fülle wohnte in dem Menschen Christus Jesus. Als man Ihn fragte, wer Er sei, sagte Er: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25). Jede Handlung, die Er tat, jedes Wort, das Er sprach, Sein ganzes Verhalten offenbarte Ihn, wie Er innerlich war, die Vollkommenheit Gottes, die ganze göttliche Fülle, die in Ihm wohnte. Wir kennen den Vater, weil wir den Sohn kennen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Wir kennen Gott, wie Er in sich selbst ist. Wir kennen den Vater, weil der Sohn Ihn uns offenbart hat. Wir kennen den Sohn, weil Er hier auf der Erde war und der Heilige Geist Sein Leben in dem Wort Gottes beschrieben hat. Auch wir können mit Johannes sagen, dass wir Ihn gesehen haben, und zwar mit den Augen unserer Herzen. So ist uns die Herrlichkeit des Vaters und die Herrlichkeit des Sohnes in diesem Wort offenbart, das der Heilige Geist uns gegeben hat. Der Heilige Geist ist in uns die Kraft, wodurch wir die geistliche Bedeutung dieser Worte kennen und Seine Herrlichkeit kennenlernen, so wie es in Johannes 4 heißt, dass eine lebendige Verbindung zwischen dem neuen Leben in uns und Ihm, der Quelle des ewigen Lebens, Ihm selbst in der Herrlichkeit, besteht.
Wir kennen Jesus und dürfen Ihn in Seiner unermeßlichen Herrlichkeit betrachten: „Wir sehen aber Jesum ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Heb 2,9). Und in 2. Korinther 3,18 schreibt der Apostel: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist.“ Das bedeutet für uns, die wir Gott jetzt in dieser Weise kennen, dass wir in Übereinstimmung mit dieser Offenbarung unser Leben führen dürfen.
So ist unsere Anbetung geistlich: „Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden, denn auch der Vater sucht solche als Seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ Es geht also hier um eine geistliche Weise. Unsere Anbetung muss einen geistlichen Charakter haben. Außerdem muss sie nicht nur geistlich sein, sondern auch in Wahrheit, d.h. in Übereinstimmung mit der offenbarten Wahrheit Gottes.
Die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Er ist die Wahrheit (Joh 14,6). Der wirkliche Charakter aller Dinge wurde durch Ihn offenbart. Dasselbe können wir von dem Heiligen Geist sagen, denn er ist der Geist der Wahrheit (Joh 14,17). Auch von dem Wort Gottes heißt es, dass es das Wort der Wahrheit ist (2. Tim 2,15; Jak 1,18). Der wirkliche Charakter aller Dinge ist offenbart. Gott ist offenbart, wie Er wirklich in sich selbst ist. Der Mensch ist offenbart, wie er wirklich ist. Und auch die Schöpfung ist in ihrem wirklichen Charakter offenbart. In Übereinstimmung mit der offenbarten Wahrheit Gottes, in dem vollen Licht dieser Offenbarung müssen wir zu Gott kommen. Was ist das volle Licht? Dass wir verlorene Sünder waren, aber jetzt Kinder Gottes geworden sind; dass wir nicht mehr ein irdisches Volk sind, sondern Himmelsbürger: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3,20).
Wir werden für immer im Haus des Vaters sein. Wir werden Ihm gleich sein, dem eingeborenen Sohn Gottes. Wir werden verwandelt werden nach Seinem Bild, so dass Er der Erstgeborene ist unter vielen Brüdern (Röm 8,29). Wir dürfen einem Gott nahen, der Liebe und Licht ist, und das als Seine eigenen Kinder, die Seinen Sohn als ihr Leben empfangen haben. Der Heilige Geist wohnt in uns, so dass wir schon jetzt freien Zugang zu Ihm haben, zu Seinem Thron, der für uns ein Gnadenthron ist. Und vor allem: Wir haben freien Zugang zu Seinem Vaterherzen.
Siebenmal heißt es in den Schriften des Johannes, dass die Gläubigen aus Gott geboren sind. Einmal in seinem Evangelium (1,13) und sechsmal in seinem 1. Brief (3,9.9; 4,7; 5,1.4.18). Durch die neue Geburt sind wir Seine eigenen Kinder. In Galater 4 finden wir, dass wir Söhne sind und darum den Geist der Sohnschaft empfangen haben. Das ist die Wahrheit über die Stellung, in die wir zu dem Vater und dem Sohn gebracht sind. Und weil wir Gott so nahe gebracht sind, müssen wir Ihm in einer Weise nahen, die damit in Übereinstimmung ist.
„Gott ist ein Geist.“ Gott ist kein Mensch und hat auch keinen menschlichen Leib. Und auch wir sind keine „irdischen“ Menschen, keine „natürlichen“ Menschen mehr, wir sind geistliche Menschen, die das neue Leben haben und in denen der Geist Gottes wohnt. Normal ist es daher für einen Christen, dass er geistlich ist, d.h., dass der Heilige Geist sein ganzes Herz, sein ganzes Wesen ausfüllen kann und sein ganzes Leben dadurch gekennzeichnet ist.
In dieser Weise müssen wir Gott nahen und Ihn anbeten. Nein, ein Gläubiger kommt nicht mehr als Sünder zu Gott. Wir sind keine Sünder, keine Feinde Gottes mehr, auch wenn die Sünde noch in uns ist und wir noch sündigen. Gott hat uns zu Heiligen gemacht. Wir dürfen uns der uneingeschränkten Liebe Gottes als Seine eigenen Kinder erfreuen und dürfen zu Ihm sagen: „Abba Vater“. So hat auch der Herr Jesus, der eingeborene Sohn, Seinen Vater angesprochen (Mk 14,36). So nahen wir Gott als unserem Vater.
Und Gott ist Licht. Wir nahen Gott in Übereinstimmung mit dieser Wahrheit. Auch wir sind Licht in dem Herrn geworden und werden aufgefordert, als Kinder des Lichts zu wandeln (Eph 5,8). Wir können Gott nicht nahen, wenn da noch Finsternis in unserem Wandel, in unserem Leben vorhanden ist. Das muss zuerst im Selbstgericht weggetan werden. Wir müssen mit reinen Händen zu Ihm kommen. Nicht allein die Worte, die wir sprechen, sind das, was wir bringen, sondern die geistlichen Empfindungen, die aus unseren Herzen zu Gott emporsteigen.
Wenn der Heilige Geist einen Bruder gebraucht, damit dieser als Mund der Versammelten ihrer Anbetung Ausdruck gibt, dann sind es nicht nur die Worte, die er spricht, sondern vor allem die Empfindungen, die aus seinem Herzen und den Herzen aller Anwesenden aufsteigen zu Gott. Das sind die Opfer, die der Vater von uns annimmt. Der Vater sucht solche, die Ihn anbeten, die also zu Ihm kommen und Ihm die Herrlichkeiten darbringen, die sie bei dem Herrn Jesus gesehen haben. In Hebräer 1 heißt es, dass Gott den Engeln geboten hat, den Sohn anzubeten, und so dürfen auch wir Ihn anbeten. Auch Er ist Gott. Wenn wir Gott anbeten, beten wir den dreieinen Gott an. Und so dürfen wir auch dem Herrn Jesus nahen, unserem Heiland, und Ihm erzählen, was wir an Herrlichkeiten an Ihm gesehen haben.
Wenn wir zusammenkommen, um dem Vater und dem Sohn Anbetung darzubringen, steht nicht das im Vordergrund, was wir empfangen haben. Sicherlich dürfen wir auch davon sprechen, aber das ist keine Anbetung. Anbetung ist es, an Ihn zu denken, so wie der Herr auch bei der Einsetzung des Abendmahls sagte: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Er sagte nicht: Tut das und denkt dabei an eure Errettung, sondern: Denkt an mich, als ich dort am Kreuz hing, als ich diesen Preis für eure Erlösung bezahlte. Bedenkt, was mein Teil war, als ich da litt, verhöhnt, geschlagen, angespien, mit euren Sünden beladen und für euch zur Sünde gemacht wurde. Bedenkt, wie ich starb und begraben wurde. Bedenkt meine Liebe. Das ist Anbetung. Das ist es, was der Herr von uns wünscht. Er gibt uns das gebrochene Brot und den ausgegossenen Wein, damit wir an Ihn denken und nicht an uns selbst. Es ist Anbetung, wenn wir zu Ihm kommen und sagen: Herr Jesus, wie wunderbar ist Dein Werk, wie wunderbar ist Deine Liebe! Wir staunen über Deine Liebe, die Du zu Deinen Hassern hattest.
In Epheser 5,2 lesen wir: „Gleichwie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“ In dieser Stelle finden wir das Werk des Herrn Jesus nicht als Sündopfer, sondern als Brandopfer. Das ist die Seite des Werkes, wodurch der Herr Gott verherrlicht hat. Doch dann heißt es weiter in diesem Kapitel: „Gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (V. 25). So dürfen wir sagen: Herr Jesus, welch eine Liebe war in Deinem Herzen, dass Du das getan hast für die Versammlung, um sie zu retten und sie zu Dir in die Herrlichkeit zu bringen, wo sie mit Dir vereint sein wird und all die herrlichen Segnungen haben wird!
Das ist wirkliche Anbetung. Das ist der höchste Dienst, den es in Ewigkeit geben wird. Der Charakter dieses Dienstes wird in der Herrlichkeit nicht anders sein, als er es jetzt ist, d.h. so, wie wir ihn jetzt schon ausüben sollten. Was die Praxis betrifft, so wird es im Himmel vollkommen sein. Da werden wir nicht mehr mit uns selbst beschäftigt sein, sondern nur mit Ihm. Aber der Charakter der Anbetung, wie wir sie ausüben dürfen und sollten in Geist und Wahrheit, wird in der Herrlichkeit derselbe sein. Höheres wird es nicht geben, denn niemand wird dem Vater näher sein als wir, die Gläubigen vom Pfingsttag an bis zur Entrückung. Niemand wird den Vater und den Herrn Jesus besser kennen als wir, die wir mit Ihm vereinigt sind, die wir Ihn selbst als unser Leben empfangen haben. Niemand wird den Heiligen Geist in sich wohnend haben wie wir, der die Kraft gibt, um die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes zu betrachten.
Ich denke in diesem Zusammenhang an Psalm 45. Wenn wir zusammen sind, um den Herrn Jesus zu betrachten, fühlen wir nicht oft, wie armselig unsere Worte sind? Viel zu schwach, um den Empfindungen unserer Herzen Ausdruck zu geben. Die Söhne Korahs sagen da: „Meine Zunge sei der Griffel eines fertigen Schreibers.“ Damit bringen sie den Wunsch zum Ausdruck, dass der Heilige Geist sie gebrauchen möge. Wie gut ist dieser Wunsch auch für uns, dass der Heilige Geist uns die Worte geben möge, wodurch der Vater und der Sohn verstehen, was wir ausdrücken möchten. So lesen wir es in einem anderen Zusammenhang im Blick auf die Leiden unserer Zeit im Brief an die Römer: „Denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie sich's gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern“ (8,26). Das ist bei der Anbetung auch so. Wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen, dann betet der Heilige Geist für uns. Wenn wir nicht wissen, wie wir unsere Empfindungen der Bewunderung und Liebe ausdrücken sollen, dann wird der Heilige Geist uns menschliche Worte geben, die aber durch Ihn zu geistlichen Worten werden, und wird in diesen Worten all das zum Ausdruck bringen, so dass der Vater und der Sohn verstehen, was aus unseren Herzen emporsteigt. Und wenn wir selbst keine Worte mehr finden – und wahrscheinlich sind das die höchsten Augenblicke der Anbetung –, dann wird Er das für uns zum Ausdruck bringen.
In der Offenbarung lesen wir sogar von einem Schweigen im Himmel, das eine halbe Stunde dauerte (Off 8,1). Am Ende von Offenbarung 5 fallen die Ältesten nieder, nachdem sie das neue Lied gesungen haben. Wir hören sie nicht mehr sprechen. Sie werfen sich schweigend vor dem Herrn nieder und werfen Ihm ihre Kronen zu Füßen. Die himmlischen Stimmen reichen nicht mehr aus, um die Empfindungen der Herzen auszudrücken. Schweigend beten sie an. Und doch verstehen es der Vater und der Herr Jesus. Das ist das Wunderbare, das wir jetzt schon wissen dürfen: Sie verstehen, was in unseren Herzen ist.
Anbetung für Ihn, den Vater, Anbetung für Ihn, den Sohn, ist das nicht wunderbar? Wie freut sich der Herr Jesus, wenn wir an Ihn denken: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Er freut sich, wenn Er sieht, dass wir mit Ihm beschäftigt sind und nicht so sehr mit uns selbst. Dann denken wir nicht in erster Linie an die Ergebnisse Seines Werkes für uns, sondern an Ihn selbst und an Seine Herrlichkeit. Und wenn wir an die Ergebnisse Seines Werkes denken, tun wir das, um Ihn zu bewundern, der solche Ergebnisse zustande gebracht hat.
Es ist also die Erinnerung an Ihn in Seinem Tod, die im Vordergrund steht. Glauben wir nicht, dass dies Balsam für Sein Herz ist, das die Verwerfung gewöhnt ist? Zuerst wurde Er von Seinem Volk verworfen, wie Er in Sacharja klagt: Ich bin „geschlagen worden ... im Haus derer, die mich lieben“ (13,6). Schließlich wurde Er von der Menschheit, durch Seine eigene Schöpfung, verworfen. Es ist Balsam für Ihn, wenn Er jetzt Herzen findet, die sich mit Seinem Leiden beschäftigen und anbetend die Macht Seiner Liebe bewundern.
Ist das nicht ein wunderbarer Dienst, den wir ausüben dürfen? Ich sage es noch einmal, es ist der einzige Dienst, der nicht aufhört, wenn der Herr kommt, um uns heimzuholen. Im Himmel wird es nicht mehr den Dienst von Evangelisten geben, auch nicht den Dienst von Hirten und Lehrern – sie sind dort nicht mehr erforderlich. Wir werden keine Vorträge zur Erbauung mehr hören, denn wir werden für immer in der Gegenwart des Herrn sein. Wenn wir bei Ihm sind, brauchen wir auch keine Gebetsstunden mehr. Aber wir werden Ihn und den Vater immer anbeten. Kann man in der Nähe des Vaters und des Sohnes sein, ohne die Macht Ihrer Liebe und Ihrer Herrlichkeit anzubeten? Wenn es auch nicht immer in Worten geschieht, so wird doch unsere Haltung, unser ganzes Wesen ewig Anbetung sein.
Doch wir dürfen jetzt schon auf der Erde anbeten. Der Herr Jesus hat uns einen Ort gegeben, wo wir es jeden Sonntagmorgen tun dürfen. Er selbst lädt uns dazu ein. Er ist es, der uns das gebrochene Brot und den Kelch gibt. Was wir da tun, ist ein Vorgeschmack von dem, was wir im Himmel tun werden, ein Vorgeschmack des ewigen Dienstes. Dann werden wir allerdings Brot und Wein nicht mehr brauchen. Denn wir werden Ihn als das geschlachtete Lamm sehen. Wir werden Ihn sehen, als wäre das Kreuz von der Erde in den Himmel aufgehoben. Und zugleich wird Er als der Lebende in unserer Mitte sein. Wir werden Ihn anbeten.