Aus dem Wort der Wahrheit (Band 2)
gesammelte Vorträge
Der Dienst in der Wüste
(4. Mose 3,29-32; Phil 2,5-13; 3,12-21)
Wir finden sowohl im vierten Buch Mose als auch im Brief an die Phi- lipper die Wüstenreise, im Philipperbrief jedoch mehr im Charakter des fünften Buches Mose, wo das Volk zwar noch in der Wüste ist, aber ihre Herzen mit dem Land und den Dingen dort erfüllt sind. Außer in den ersten elf Kapiteln, die einen Rückblick auf die Wüstenreise werfen, handelt das 5. Buch Mose weiterhin nur von dem, was im Land ist. Daran erkennen wir, dass das Herz des Volkes völlig damit erfüllt ist. Das ist geistlicherweise das Ende der Wüstenreise.
Das Volk befindet sich noch in der Wüste, doch in den Ebenen Mo- abs, am Jordan, der die Grenze des Landes bildet. Das ist der Ort, wo auch wir die Kraft finden, die uns in der Wüste aufrechterhalten, ja, uns in Sieg durch die Wüste gehen lassen kann. Diese Kraft finden wir zuerst in der Gesinnung Christi Jesu, als Er hier auf der Erde war, und dann in dem, was Er nun in der Herrlichkeit ist. Philipper 2 beschreibt uns, wie der Herr auf der Erde Seinen Weg ging; Er achtete es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern machte Sich Selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem Er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze. Die Folge davon war, dass Gott Ihn zum Herrn machte und dass der Tag kommen wird, wo sich jedes Knie vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist.
In Philipper 3 schreibt Paulus dann von dem Augenblick, wenn der Herr Jesus kommen wird, um uns von dieser Welt wegzunehmen. Er hatte dieses Wissen unmittelbar von dem verherrlichten Herrn im Himmel empfangen, hatte Ihn dort gesehen, und sein praktisches Leben stand damit in Übereinstimmung. Paulus befand sich wirklich in dem Zustand, in dem das Volk in 5. Mose war; zwar noch in der Wüste, aber das Herz mit dem Zukünftigen erfüllt, oder, besser gesagt, mit Dem, der kommt, denn er wartete auf Ihn! Dann betrachtete er den Herrn Jesus nicht, wie Er hier auf der Erde war, sondern wie Er jetzt in der Herrlichkeit ist. Sicherlich ist es so, dass wir niemals vergessen werden, wer der Herr Jesus auf der Erde war und wie Er auf dem Kreuz das wunderbare Werk vollbracht hat. In Offenbarung 5 sehen wir das Lamm wie geschlachtet im Himmel stehen. So werden wir Ihn in alle Ewigkeit als das geschlachtete Lamm sehen.
Doch Er ist jetzt nicht mehr geschlachtet. In Offenbarung 5 sehen wir, dass alles Geschaffene Ihm zujubelt. Nicht nur die vierundzwanzig Ältesten (die Gläubigen des Alten und Neuen Testamentes), sondern auch alle Engel, alles Geschaffene. Die ganze Schöpfung jauchzt Ihm zu, obwohl sie in dem Augenblick noch nicht freigemacht ist, denn was in Offenbarung 5 beschrieben wird, findet kurz nach der Entrückung der Versammlung statt. Doch diejenigen, die im Himmel sind, sehen bereits das vollständige Ergebnis des Werkes des Herrn auf dem Kreuz, und deshalb jubeln sie Ihm zu. Er wird kommen, um die Sünde abzuschaffen (Heb 9,26), und wird die Sünde der Welt wegnehmen (Joh 1,29). Er wird alles zu Gott zurückbringen (Kol 1,19-21). Weil sie das sehen, können sie jubeln, wenn es auch praktisch noch nicht vollkommen erfüllt ist.
Dasselbe sehen wir in Philipper 3. Obwohl der Apostel Paulus noch auf der Erde ist, sieht er die zukünftige Herrlichkeit und das Leben, die sein Teil sein werden. Wie sieht er das? Weil er den Herrn Jesus als den Verherrlichten sieht. Obwohl er in Kapitel 2 sagt: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war“, und dann das Auge auf Ihn richtet, wie Er hier auf der Erde Seinen Weg in vollkommenem Gehorsam gegenüber dem Vater ging, „indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze“, ist sein Herz mit Dem erfüllt und sein Auge in Wirklichkeit auf Den gerichtet, der einmal hier auf der Erde war, aber jetzt zur Rechten des Vaters in der Herrlichkeit ist und dort bei Ihm wartet, wie Stephanus Ihn in Apostelgeschichte 7,55 sieht: „Als er aber... gen Himmel schaute, sah er... Jesum zur Rechten Gottes stehen.“ Für die Juden galt, was er zu ihnen sagt: „Ich sehe ... den Sohn des Menschen ... stehen.“ Stephanus sah den Herrn Jesus stehend zur Rechten Gottes, Ihn, der der Verworfene war, „das geschlachtete Lamm“, der aber jetzt in der Herrlichkeit ist. Das erfüllt das Herz des Stephanus, und deshalb konnte er sagen: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Deshalb konnte sein Angesicht strahlen wie das Angesicht eines Engels, weil er Ihn sah.
Das 4. Buch Mose beschreibt die ganze Reise durch die Wüste. Die ersten Kapitel zeigen uns den Anfang der Reise und geben Hinweise, wie wir mit einem glücklichen Herzen durch die Wüste gehen und Ausschau halten können nach der Erlösung, wenn Er als Heiland uns aus der Wüste aufnehmen und ins Vaterhaus bringen wird (Phil 3,20.21). Wir sehen das vor allem bei den Söhnen Kehaths (3, 27–32). Sie sind Aaron und seinen Söhnen gegeben, um unter der Aufsicht Eleasars den Dienst zu tun. In ihrem Dienst finden wir auch den Charakter unseres Dienstes vorgebildet.
Und was ist ihr Dienst? Sie haben keinen Dienst, solange das Zelt der Zusammenkunft stillsteht, wenigstens wird uns darüber nichts berichtet. Bei der Wüstenreise musste das Volk allein auf die Wolke achten, ein Bild des Heiligen Geistes, um zu wissen, wann sie an einem Ort bleiben mussten und wann sie aufbrechen mussten. Sie mussten immer bereit sein. Manchmal ruhte die Wolke nur vom Abend bis zum Morgen auf dem Zelt und manchmal eine Woche oder einen Monat lang. Sie hatten nur eins zu tun: auf die Wolke zu sehen und den Anweisungen der Wolke zu folgen. Das war das wichtigste!
Gott, der Heilige Geist, ist aus dem Himmel auf die Erde herniedergekommen, um in der Versammlung und in jedem von uns persönlich zu wohnen, um uns durch die Wüste zu führen. Die Frage ist: Haben wir Ihm den Platz gegeben, der Ihm zusteht? Wenn Gott, der Heilige Geist, in unserem Leib wohnt, wie kann es dann anders sein, als dass wir Ihm die Führung und Entscheidung in unserem Leben übergeben? Das bedeutet, dass wir bei allem nur noch fragen: „Herr, was willst Du, dass ich tun soll?“ Er will uns den Weg durch die Wüste zeigen und auch den Augenblick, an dem wir von einem Aufenthaltsort zum anderen weiterziehen sollen. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb der Heilige Geist auf die Erde gekommen ist. Er ist auch deshalb gekommen, wie der Herr in Johannes 16 sagt, um uns in die ganze Wahrheit zu leiten. Er würde uns das Kommende verkündigen und den Herrn verherrlichen. Allein dadurch sollten wir Kraft für die Wüstenreise bekommen und die dabei entstehenden Schwierigkeiten überwinden.
Das wird uns in den Söhnen Kehaths vorgestellt. Sie tun ihren Dienst, während sie durch die Wüste ziehen, unter der Führung der Wolke, die ihnen zeigt, wann sie weiterziehen müssen und wann sie zu ruhen haben. Wir haben in Kapitel 3, 31 gelesen: „Und ihre Hut war: die Lade und der Tisch und der Leuchter und die Altäre, und die Geräte des Heiligtums, mit welchen man den Dienst verrichtet, und der Vorhang, und dessen ganzer Dienst.“ Andere Söhne Levis haben andere Dienste. Doch das Auffallende ist, dass der Dienst, den die Söhne Kehaths ausüben, nur von der Person des Herrn Jesus spricht. Die Bretter z. B., die die Söhne Meraris trugen, sind kein Bild von dem Herrn Jesus, sondern von den Gläubigen. Es gibt auch weitere Gegenstände in der Stiftshütte, die von uns als den Gläubigen sprechen, die zusammen das Haus Gottes bilden. Doch die Gegenstände in Verbindung mit dem Dienst der Kehathiter sprechen vorbildlich nur von dem Herrn Jesus.
Die Bundeslade ist das wunderbare Bild von dem Herrn Jesus als wahrhaftigem Menschen, doch zugleich als dem ewigen Gott. Die Bundeslade ist auch der Regierungsthron Gottes, doch für uns ist sie ein Gnadenthron geworden (Röm 3,25; Heb 4,16), weil das Blut des Herrn Jesus darauf gesprengt ist. Der Schaubrottisch, aus Holz gemacht, ist auch wieder ein Bild von dem Herrn Jesus als wahrhaftigem Menschen. Aber er ist überkleidet mit reinem Gold, er spricht also auch von dem Herrn Jesus als dem ewigen Gott. Reines Gold ist bei der Stiftshütte immer ein Bild von der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Wenn lediglich von Gold die Rede ist, ohne den Zusatz „rein“, spricht es von uns als Gläubigen. Auch wir sind Gerechtigkeit und Herrlichkeit Gottes geworden – wir sind in dem Herrn Jesus –, aber bei uns ist dieses Gold nicht in reiner Form vorhanden, sondern noch vermischt mit dem, was nicht Gold ist. Auf dem Tisch lagen die zwölf Schaubrote, die ein Bild der zwölf Stämme Israels sind. Unsere Einheit ist in einem Brot ausgedrückt, wie wir das in 1. Korinther 10 finden, als ein Zeugnis der Einheit des Leibes Christi. Bei Israel waren es zwölf Brote, und sicherlich steht das im Zusammenhang mit dem Dienst, den das Volk hier hatte – zwölf ist die Zahl der vollkommenen Regierung über diese Erde. Mir geht es jetzt jedoch nur um die eine Bedeutung: die Einheit des Volkes. Die zwölf Brote lagen dort als eine Einheit vor dem Angesicht Gottes, was auch immer der praktische Zustand des Volkes war. Sie lagen dort, als das Volk in Kapitel 11 murrte, auch als sich in Kapitel 12 Mirjam und Aaron gegen Moses erhoben. Sie lagen dort, als in Kapitel 16 Korah, Dathan und Abiram gegen Gott aufstanden und Er Gericht senden musste, so dass die drei Männer mit ihren Familien lebendig in den Abgrund fuhren und auch die 250 Mann verzehrt wurden, als sie mit ihrem Räucherwerk kamen. Sie lagen dort, als in Kapitel 25 die Männer mit den Jungfrauen Moabs und Midians Hurerei trieben. Denn im Heiligtum der Stiftshütte stand der goldene Tisch, auf dem die reinen zwölf Brote in unbeweglicher Ordnung lagen, getragen durch den goldenen Tisch.
Wie wunderbar, etwas davon zu sehen, wie der Herr Jesus dort im Heiligtum auf Seinen beiden Schultern die zwölf Namen der Stämme Israels trägt (2. Mo 28). Wir können in Bezug auf uns sagen: Er trägt uns vor Gott, nicht so, wie wir praktisch sind, sondern in Übereinstimmung mit dem was wir geworden sind durch das Werk des Heiligen Geistes aufgrund des Werkes des Herrn Jesus auf dem Kreuz. Er trägt uns dort als eine Einheit, als das Volk Gottes, als die Versammlung des lebendigen Gottes. Auch wenn davon in der Wüste nach außen hin wenig zu sehen ist, Gott sieht uns so, weil der Herr Jesus uns immer auf Seinen Schultern so vor Gottes Angesicht trägt. Der Tisch spricht ebenfalls von dem Herrn Jesus in diesem wunderbaren Dienst, den Er tut.
Wir haben weiterhin den Leuchter, der im Heiligtum Licht gibt, damit die Herrlichkeit des Leuchters gesehen wird. Das ist die eigentliche Bedeutung von 4. Mose 8,2-3. Da wird beschrieben, wie die sieben Lampen gerade vor dem Leuchter hinscheinen. Er selbst wird erleuchtet durch das Licht, das von ihm ausgeht. Das ist die Herrlichkeit des Herrn Jesus. Der Leuchter aus reinem Gold ist die Offenbarung einer Seite der Herrlichkeit des Herrn Jesus. Öl ist ein Bild des Heiligen Geistes (Sach 4,26). Durch den Heiligen Geist, der den Herrn Jesus erfüllte (Lk 4,1) wurde alle Herrlichkeit Dessen, der das Licht der Welt war, geoffenbart, so dass wir Seine Herrlichkeit sehen. Der Vorhang trennte das Heilige vom Allerheiligsten, denn dort durften diejenigen, die zum irdischen Volk Gottes gehörten, und sogar die Priester nicht eintreten. Die Heiligkeit, die Herrlichkeit des Herrn war für sie verborgen. Für uns ist der Vorhang zerrissen, so dass wir eintreten können. Hebräer 10,20 sagt uns, was der Vorhang ist: ein Bild des Leibes des Herrn Jesus, Seines Fleisches. Durch Sein Sterben, durch das Vergießen Seines Blutes, gibt es einen neuen und lebendigen Weg, auf dem wir in das Heiligtum hineingehen können.
Dann folgen die Altäre, hier nicht in der Reihenfolge, die für einen Sünder nötig wäre, wie an anderen Stellen. Es sind zwei Altäre. Der goldene Altar, wieder ein Bild von dem Herrn Jesus als dem wahrhaftigen Menschen und dem ewigen Gott; er war aus Holz gemacht, das auf dieser Erde wächst, doch überkleidet mit reinem Gold, das von Seiner göttlichen Herrlichkeit und Gerechtigkeit spricht. Auf diesem Altar wurde das Räucherwerk dargebracht, das dann zu Gott in der Annehmlichkeit, die der Altar dem Opfer gab (Mt 23,19), aufstieg, obwohl das Räucherwerk selbst auch wieder ein Bild von der Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus ist. Wenn wir die Zusammenstellung des Räucherwerks in 2. Mose 30,34-38 betrachten, sehen wir in den einzelnen Teilen, welche Herrlichkeiten Gott in Ihm sieht.
Auch der eherne Altar ist ein Bild von dem Herrn Jesus als wahrhaftigem Menschen, der jedoch eine praktische Gerechtigkeit besitzt; das Feuer Gottes kann nichts von ihm verzehren (Erz oder Kupfer; 4. Mo 16,36-40). Doch er hat auch eine zweite Bedeutung, die in Maleachi 1,7-14 und 1. Korinther 10,18-21 genannt wird: dieser Altar ist der Tisch des Herrn hier auf der Erde, auf dem wir unsere Opfer darbringen dürfen. Täglich wurden auf dem ehernen Altar zwei Brandopfer dargebracht. Jeden Morgen und jeden Abend musste ein Lamm geschlachtet und mit einem Speisopfer und einem Friedensopfer auf dem Altar verbrannt werden, damit den ganzen Tag und die ganze Nacht der Rauch zu Gott aufsteigen konnte, so dass Er immer an das wunderbare Werk auf dem Kreuz erinnert würde, wo der Herr Jesus Ihn so verherrlicht hat, als Er für unsere Sünden von Gott geschlagen wurde und starb. So kann Gott aufgrund des beständigen Brandopfers in der Mitte Seines Volkes wohnen und sie trotz ihres praktischen Zustandes segnen. Ja, Er kann sie richten, ohne sie zu vernichten, und sie verteidigen und sie beschirmen vor Feinden, wer auch immer sie sind. „Er [Gott] erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob“, musste Bileam, der gottlose Prophet, weissagen (4. Mo 23,21).
Diese Gegenstände der Stiftshütte weisen also alle auf die Herrlichkeit des Herrn Jesus hin, auf Seine ewige, göttliche Herrlichkeit und Seine Herrlichkeit als Mensch, auf das, was Er geworden ist, als Er auf die Erde kam, und auf das, was Er nun ist. Alle diese Herrlichkeiten, sowohl Seiner Person als auch Seines Werkes auf dem Kreuz, und auch die Herrlichkeiten dessen, was Er nun ist für Seine Versammlung, wurden Eleasar anvertraut, dem Sohn Aarons. Sein Name bedeutet, „dem Gott hilft“, oder, „Gott ist mein Helfer“. In seinem Amt als Hoherpriester ist Eleasar ein Bild von dem Herrn Jesus als dem Hohenpriester in der Auferstehungskraft, wie Er nun im Himmel ist. Unter seiner Führung mussten die Söhne Kehaths diese Gegenstände durch die Wüste tragen. Sie waren beständig damit beschäftigt.
Wenn wir dann in Kapitel 4 lesen, wie sie diese Gegenstände tragen mussten, dann sehen wir wunderbare Dinge. Aaron und seine Söhne (im Bild der Herr Jesus und diejenigen, die praktisch hier auf der Erde Priester sind, indem sie in Gemeinschaft mit dem Herrn wissen, was Seine Gedanken sind) mussten beim Aufbruch des Lagers alle Geräte bedecken. Ich möchte besonders auf die Bundeslade eingehen: „Und Aaron und seine Söhne sollen beim Aufbruch des Lagers hineingehen und den Scheidevorhang abnehmen und die Lade des Zeugnisses damit bedecken; und sie sollen eine Decke von Dachsfell darüber legen und ein Tuch, ganz von blauem Purpur, oben darüber breiten“ (V. 5.6). Über den Schaubrottisch kam zuerst ein Tuch von blauem Purpur, danach ein Tuch von Karmesin und zuletzt eine Decke von Dachsfell (V. 7). Bei dem Leuchter finden wir zuerst ein Tuch von blauem Purpur und dann eine Decke von Dachsfell (V. 9.10). Dasselbe galt für den goldenen Altar (V. 11).
Warum war bei der Lade des Zeugnisses die Decke von Dachsfell unter dem Tuch von blauem Purpur? Bei der Stiftshütte wurde durch die Decke von Dachsfell die Herrlichkeit der Decken der Stiftshütte verborgen, und zugleich wurde die Stiftshütte gegen allen Schmutz und Staub geschützt, die von außen kamen. Die Decke von Dachsfell war unansehnlich, aber sie schützte gegen Einflüsse von außen. Gleichzeitig verbarg sie nach außen die innere Herrlichkeit der Stiftshütte. Die Welt kann die Herrlichkeit des Herrn Jesus nicht sehen; sie wird sie erst sehen, wenn der Herr auf den Wolken des Himmels kommt und jedes Auge Ihn sehen wird (Off 1,7). Dann wird der gläubige Überrest Israels von der Zeit, wo sie nicht glaubten, bekennen: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet“ (Jes 53,2.3). Erst dann, wenn Er auf der Erde geoffenbart wird, werden sie Seine Herrlichkeit sehen. Seine innere Herrlichkeit haben damals nur die gesehen, die Leben aus Gott hatten, und sie haben es erst wirklich verstanden, als sie das Leben in Überfluss (Joh 10,10) nach der Auferstehung des Herrn bekommen hatten. Und als danach der Heilige Geist kam, um in ihnen zu wohnen, und sie an alles erinnerte, was der Herr Jesus gesagt hatte (Joh 14,26), da drang zu ihnen durch, indem der Heilige Geist es ihnen deutlich machte, wie groß die Herrlichkeit des Herrn Jesus war, so dass Johannes schreiben konnte: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).
Nun sehen wir hier bei der Bundeslade eine andere Reihenfolge. Sie spricht ja von Ihm, der das Erlösungswerk vollbracht hat, von Ihm, der als der Schöpfer über das Weltall regiert und alles Gericht ausübt, von Ihm, der der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen ist (1. Tim 2,5). Das Wunderbare ist nun, dass zunächst die Decke von Dachsfell über die Bundeslade mit dem Vorhang gedeckt werden musste und darüber ein Tuch von blauem Purpur kam. So konnte bei dem Herrn Jesus jeder sehen, dass Er der Mensch vom Himmel ist. Wenn wir das Neue Testament gut lesen, sehen wir die wunderbare Herrlichkeit dieser Tatsache. In Johannes 5,22 sagt der Herr Jesus: „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne gegeben.“ Einige Verse weiter lesen wir: „Und er hat ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten, weil er eines Menschen Sohn ist“ (V. 27). Und in Apostelgeschichte 17,31: weil er einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.“ Dort sehen wir diesen Mann, der als Mensch auf der Erde war, weil Er des Menschen Sohn ist. Gott will, dass jeder sieht, dass Er Gott im Himmel Selbst ist.
Wenn dieser Mensch auf seinem großen, weißen Gerichtsthron sitzen wird (Off 20), fliehen Himmel und Erde vor Ihm weg und wird kein Platz für sie gefunden. Dieser Mensch ist nämlich Gott, der Sohn, der Jehova des Alten Testamentes. Wenn Er auf Seinem Thron sitzt, wird jedes Knie sich vor Ihm niederbeugen. Er wird den Teufel durch Sein Wort in den Abgrund und später in den Feuersee werfen, zusammen mit all seinen Dämonen. Jedes Knie wird sich vor Ihm beugen, auch Pharao, Pilatus, Herodes, Kajaphas und Annas. Jeder Ungläubige wird sich vor Ihm beugen, aus Seinem Mund das Gericht hören und auf Sein Wort hin in den Feuersee geworfen werden. Dann können sie sich Seiner Autorität nicht mehr widersetzen und werden erkennen, dass Er Herr ist. Diese Herrlichkeit wird von allen gesehen werden. Doch die innere Herrlichkeit Seiner Person und Seines Dienstes wird den Augen der Ungläubigen nicht bloßgestellt werden. Auch Gläubige, die sich nicht mit Ihm beschäftigen, dadurch dem Fleisch einen Platz in ihrer Gedankenwelt geben und dem Heiligen Geist nicht zugestehen, dass Er ihre Augen für die himmlische Herrlichkeit öffnet, auch sie können diese Herrlichkeit nicht sehen, weil der Heilige Geist sie ihnen nicht zeigen kann.
Ja, es ist so, dass wir nicht alle Herrlichkeit des Herrn Jesus sehen können. Die Herrlichkeit, die Er in Sich Selbst hat, ist so groß, dass wir – wenn das Licht uns nicht schon verzehren würde – doch erblinden würden, wenn wir Seine Herrlichkeit unbedeckt sähen. Gott wohnt in einem unzugänglichen Licht, und kein Mensch hat Ihn jemals gesehen (1. Tim 6,16). Wenn der Herr Jesus in all Seiner göttlichen Herrlichkeit auf die Erde gekommen wäre, würde kein Mensch am Leben geblieben sein. Wenn Er Sich heute in all Seiner göttlichen Herrlichkeit uns gegenüber hier auf der Erde offenbaren würde, würde das Licht uns verzehren, denn das Licht ist das Wesen Gottes (1. Joh 1,5). Deshalb ist es bedeckt. Wir kennen Seine Herrlichkeit. Wir wissen auch, wie Aaron und seine Söhne diese Herrlichkeit mit den Decken und Tüchern bedeckt haben. Sie sind es gewöhnt, in Seiner Gegenwart zu verkehren. Sie sehen dort alles mit Seinen Augen und so auch die Herrlichkeit Seiner Person, Seine göttliche Herrlichkeit.
Der Dienst der Kehathiter bestand darin, die heiligsten Gegenstände des Heiligtums und des Allerheiligsten und den Brandopferaltar durch die Wüste zu tragen. In Kapitel 7 lesen wir, dass die Fürsten Mose Ochsen und Wagen für den Transport der Teile der Stiftshütte gaben. Die Söhne Kehaths durften sie jedoch nicht gebrauchen, denn das, was von dem Herrn Jesus spricht, darf nicht auf Wagen geladen werden. Es musste von den Leviten getragen werden. Es ist zu kostbar, um es toten Materialien oder Tieren anzuvertrauen. Es muss auf Menschenhänden und Schultern getragen werden. Das ist die herrliche Aufgabe, die wir auf der Erde haben. Wir dürfen die Bundeslade und all die herrlichen Schätze der Wohnung Gottes auf der Erde, die alle von der Herrlichkeit des Herrn Jesus und Seinem Dienst nun im Himmel sprechen, durch die Wüste tragen, so dass sie nicht besudelt oder von dem Feind geraubt werden, sondern sicher und unbeschadet in das Land kommen. Wunderbarer Dienst! Gott vertraut uns in der Wüste die Herrlichkeit Seines Sohnes als wahrhaftiger Mensch und als der ewige Gott an. Wir dürfen all diese Wahrheiten bewahren, die den Herrn Jesus betreffen, der einmal regieren wird und vor dem jedes Knie sich beugen wird; die Sein Werk betreffen, das Er auf dem Kreuz vollbracht hat; die Seinen Dienst betreffen, wie Er jetzt die Seinen vor Gott trägt, so dass Gott sie immer in Herrlichkeit und göttlicher Ordnung sieht, in der Stellung dessen, was wir aufgrund Seines Werkes sind; auch die Wahrheit über Ihn als den Leuchter, das Licht, wodurch Seine Herrlichkeit durch die Kraft des Heiligen Geistes offenbar wird. So wird Er uns hier vorgestellt, und Gott vertraut uns das als ein Zeugnis in dieser Welt an, die Ihn verworfen hat und Ihm nur ein Kreuz und ein Grab geben wollte.
Zugleich hat Gott uns das anvertraut, damit unsere Herzen sich immer damit beschäftigen und so Kraft bekommen, um als das Kriegsheer Gottes Zeugnis ablegend und überwindend durch diese Welt zu ziehen, was wir anders nicht können. Das sehen wir auch in Philipper 3. Wir haben gesungen, dass der Herr bald kommt. Verlangen wir danach, dass Er schnell kommt, damit wir bei Ihm seien? Ist das wirklich ein starkes Verlangen bei uns? Ein Bruder sagte mir einmal, dass er sehr danach verlange, dass der Herr komme, doch er war sehr nachlässig im Besuch der Zusammenkünfte. Als ich ihm sagte, ich glaube nichts von dem, was er mir sage, es sei nicht wahr, da wurde er sehr böse. Wie konnte ich glauben, dass er danach verlangt, bei dem Herrn zu sein, wenn er die meisten Gelegenheiten, wo er hier auf der Erde bei dem Herrn sein konnte, nicht benutzte, sondern zu Hause blieb! Das passt nicht zusammen. Es war nicht wahr.
Das ist auch die Frage, die der Herr jetzt an uns richtet. Es ist charakteristisch für den Philipperbrief, dass er sich mit der Wüste beschäftigt. Er ist ein Wüstenbrief, in dem der Herr unsere Augen auf das Land richtet, auf Sich Selbst als den verherrlichten Herrn im Himmel. Wir haben nur dann Kraft, wenn wir auf Ihn sehen. Deshalb hat Gott uns den wunderbaren Auftrag gegeben, über den ich gesprochen habe. Gott vertraut die Ehre Seines Sohnes, das Zeugnis Seines Sohnes, unseren Händen an. Alle wunderbaren Tatsachen bezüglich Seiner Person und Seines Werkes, die uns in den Gegenständen der Stiftshütte vorgestellt werden, dürfen wir durch die Wüste tragen. Wir können diesen Dienst jedoch nur dann gut ausführen, wenn unsere Augen allezeit auf Ihn gerichtet sind und unsere Herzen wirklich mit Ihm erfüllt sind und wir Seine Herrlichkeit in unseren Herzen überdenken.
Als ich zu Beginn dieser Zusammenkunft betete und mir bewusst wurde, dass nun der Herr in unserer Mitte ist, bebte mein Herz vor Freude: Er ist persönlich in unserer Mitte. War mir das immer so bewusst? War es uns allen bewusst, als wir heute morgen hier zusammen waren? Waren unsere Augen da ununterbrochen auf Ihn gerichtet in dem Bewusstsein (ich sage nicht, in der Erkenntnis, sondern in dem Bewusstsein), dass der Herr persönlich in unserer Mitte ist, wenn auch nicht leiblich, wie in Johannes 20? Hat jeder, der heute morgen oder heute nachmittag ein Lied vorgeschlagen hat, das in dem Bewusstsein getan, dass der Herr persönlich in unserer Mitte ist? Er will uns gebrauchen, doch haben wir zu Ihm aufgesehen, um Ihn zu fragen, ob es Sein Wille war, das zu tun, was wir dachten, tun zu müssen? Haben wir es in unseren Gedanken tatsächlich verwirklicht, dass Er persönlich in unserer Mitte war? Diese überaus wichtige Wahrheit gilt übrigens nicht nur für die Zusammenkünfte, sondern für unser ganzes Leben. Wenn wir beim Singen eines Liedes ausdrücken, dass wir nach der Zeit verlangen, wo jedes Knie sich vor Ihm beugen wird, ist es dann das Verlangen unserer Herzen, dass es nun bereits geschieht? Wie kann der Herr solch ein Lied von unseren Lippen annehmen, wenn es keine Wirklichkeit in unseren Herzen ist, dass wir Seine Autorität anerkennen, auch in unserem praktischen Leben? Zuerst natürlich in den Zusammenkünften, wovon wir bekennen, dass Er der Gastherr ist und wir die Gäste sind, das wir also auf Seine Autorität und auf die Leitung des Heiligen Geistes warten, wen Er gebrauchen will und wofür! Doch auch in unserem ganzen praktischen Leben.
Fragen wir in allen Dingen nach Seinem Willen und sagen: Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Beugen wir unsere Knie vor Ihm und bekennen, dass Er Herr ist, und das nicht nur gegenüber Ihm Selbst, sondern auch gegenüber der Welt und gegenüber uns selbst? Anerkennen wir praktisch, dass nur Er Autorität hat in unserem Leben? Sind wir dankbar, dass wir Ihm gehorchen dürfen, Ihm dienen und Seine Knechte sein dürfen? Wenn diese Dinge nicht stimmen, und wir singen, dass wir dankbar sind, dass der Tag kommt, wo jedes Knie sich vor Ihm beugen wird, sind wir dann nicht Heuchler?
Das wird uns in diesen Abschnitten deutlich vor Augen gestellt. Wir sehen hier das Leben des Herrn auf der Erde: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war, welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte“ (Phil 2,5-7). Er ist Mensch geworden und hat Seine äußere göttliche Herrlichkeit abgelegt. Er konnte nicht aufhören, Gott zu sein, und Er konnte Seine innere Herrlichkeit nicht ablegen. Unmöglich! Er blieb Derjenige, von dem Johannes sagt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Er war Gott, geoffenbart im Fleisch. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Der Herr konnte Seine moralische innere Herrlichkeit unmöglich ablegen, aber Seine äußere Herrlichkeit hat Er abgelegt. Denn Er kam in Gnade in das Leben der Menschen, weil Er das Werk vollbringen wollte, das notwendig war, weil wir Sünder geworden waren und nur gerettet werden konnten, wenn Er für uns das Werk auf dem Kreuz vollbrachte. Er trug das Gericht Gottes für uns und legte dort die Grundlage, auf der Gott uns auf einem gerechten Weg alles geben konnte, was in dem Herzen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes war.
Diese Gesinnung sei in euch! Psalm 23 spricht über die Ruhe des Gehorsamen. In Johannes 4,34 sagt der Herr: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“ In Johannes 10,17.18 sagt Er: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen und habe Gewalt es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ Er vollbrachte das Werk also aus Gehorsam gegenüber dem Vater. Obwohl Er uns im Johannesevangelium als der Sohn Gottes vorgestellt wird, nimmt Er immer den Platz der Unterwürfigkeit gegenüber dem Vater ein. Er spricht die Worte, die der Vater Ihm gegeben hat. Er tut die Werke, die der Vater Ihm gegeben hat, dass Er sie tun sollte. Er tut alles, wodurch der Vater geoffenbart wird.
Deshalb konnte Er sagen: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte“ (Joh 17,4). „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war..., und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze.“ Der Ausdruck „in seiner Gestalt“ kann zu Missverständnissen führen. Er war nicht nur Seiner Gestalt, Seinem Äußeren nach ein Mensch, sondern wirklich Mensch! Er ist wahrhaftig Mensch geworden, aber Er war zugleich der ewige Gott. Denken wir nur daran, wo Er geboren wurde, wo Er aufwuchs, an Sein Leben auf dieser Erde. Denken wir daran, dass Er von dem lebte, was Frauen Ihm gaben, dass Er Hunger und Durst litt. Dass Er in das Land der Samariter kam, wo Er übernachten wollte und sie Ihm keinen Platz gaben. Er musste abends im Dunklen weiterziehen in ein anderes Dorf, um dort Unterschlupf für die Nacht zu finden. Die Jünger wollten Feuer aus dem Himmel herabfallen lassen, um die Samariter zu verzehren, aber Er sagte: „Ihr wisset nicht, wes Geistes ihr seid“ (Lk 9,55). Das war der Platz, den Er einnahm. Er war auch als Mensch auf der Erde der Erstgeborene der ganzen Schöpfung, weil Er der Schöpfer ist. So ging Er Seinen Weg in einer Gesinnung, die auch in uns sein sollte.
Doch nun ist das Auge auf Ihn in der Herrlichkeit gerichtet, dahin, wo Er nun ist. Dort sieht Paulus Ihn, und in Ihm sieht er seine himmlische Berufung. Er sagt: „Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christum gewinne und in ihm erfunden werde“ (Phil 3,7.8). Und was war das, was er für Dreck achtete? Es waren keine sündigen Dinge, im Gegenteil, gute Dinge. Es ist das höchste Vorrecht für einen irdischen Menschen, zu dem Volk Israel zu gehören. Auch das achtete er für Dreck. Es war die höchste Tugend für einen Israeliten, und für jeden natürlichen Menschen ist es die größte Tugend, tadellos im Gesetz erfunden zu werden, also in praktischer Übereinstimmung mit Gottes Regierung auf der Erde. Wohl schreibt der Apostel, was die geistliche Absicht und so die Bedeutung des Gesetzes ist. Hier konnte er jedoch sagen, dass nach allem, was der Mensch sehen konnte, er im Gesetz untadelig war. Er hatte die Gebote alle erfüllt. Und auch das achtete er für Dreck. Es waren gute Dinge, die auch für Gott in Seiner Regierung auf dieser Erde Wert haben, aber die für uns, sofern sie bei uns vorhanden sind, eine Gefahr sind, weil sie ein Anlass für Hochmut sein können, wenn unsere Herzen sich damit beschäftigen.
Es gibt so viele Dinge, auf die das menschliche Herz stolz sein kann. Wissen wir das nicht als Gläubige? Darauf, dass wir mehr Erkenntnis über Gottes Wort haben als ein anderer oder eine größere Gabe oder dass wir uns besser ausdrücken können, geschweige denn gesellschaftliche Dinge? Paulus hatte gelernt, dass diese Dinge ein Hindernis sein können, nur mit dem Herrn Jesus beschäftigt zu sein und nur Seine Herrlichkeit zu sehen. Darum achtete er diese an sich nicht schlechten Dinge für Dreck, ja mehr, er achtete sie als Schaden, denn sie waren teilweise ein Hindernis für ihn, nur mit dem Herrn beschäftigt zu sein. In 2. Korinther 12 lesen wir, dass er entrückt war in den dritten Himmel, in das Paradies Gottes. Dort hatte er Worte gehört, die er nicht auf der Erde aussprechen durfte. Soweit wir wissen, ist er als einziger lebender Mensch dort gewesen. Sonst sind nur die entschlafenen Gläubigen dort. Er hatte gehört, welche wunderbaren Worte dort gesprochen werden, die sogar für Gläubige auf der Erde zu hoch sind. Dann musste Gott ihm einen Dorn im Fleisch geben, einen Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlug. Warum? Damit er sich nichts einbildete auf das Wunderbare Vorrecht und dadurch von dem Herrn Jesus abgezogen wurde. Er konnte sich nicht mit sich selbst beschäftigen, und niemand von uns kann sich mit sich selbst beschäftigen, ohne dass das Auge nicht mehr auf den Herrn gerichtet ist. Dann können wir Seine Herrlichkeit nicht mehr sehen.
Manchmal müssen wir uns mit uns selbst beschäftigen, weil es Dinge in unserem Leben gibt, die verurteilt werden müssen. Es ist schlimm genug, dass wir es dann müssen, denn wir können uns in diesem Augenblick nicht mit dem Herrn beschäftigen. Deshalb müssen wir uns dann gründlich verurteilen und dann wieder auf den Herrn Jesus sehen. Denn das allein gibt uns Kraft, und das allein erfüllt unsere Herzen mit Freude. Ja, mit unserem Wachstum in der Gnade beschäftigt zu sein, mit dem, was wir über Gottes Wort wissen, mit unserer Gabe oder was es auch immer ist, bringt uns Schaden, denn es hindert uns, mit dem Herrn beschäftigt zu sein. Nur die Beschäftigung mit Ihm gibt geistliches Wachstum! Der Apostel hat das gesehen. Er war im Gefängnis. Er achtete alles für Schaden und Dreck. Weshalb? Wegen der Vortrefflichkeit des verherrlichten Herrn. Sein Auge war auf den Herrn Jesus gerichtet, und dann konnte Er Ihn erwarten. Sein Leben hier war nicht ein ruhiges Warten auf Sein Kommen. Er sagt hier: „Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vom ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu.“ Sein Leben war ein Jagen dorthin. Es ist nicht so, dass wir nach einem ruhigen Leben streben müssen, und wenn das nicht glückt und wir alt geworden sind und sich körperliche Gebrechen einstellen, dann seufzen: Ich hoffe, dass der Herr bald kommt, um uns nach Hause zu holen. Paulus' ganzes Leben streckte sich aus nach der himmlischen Herrlichkeit. Er wünschte, bei Christo zu sein. Er ging seinen Weg im Aufblick zu dem Herrn Jesus in der Herrlichkeit. Sicher, er kam erst dorthin, als er diese Erde verließ. Doch wenn du nach diesen Dingen jagst, dann bringt dich jeder Schritt näher dorthin. Und obwohl du niemals an den Endpunkt gelangst, solange du hier auf der Erde bist, kommst du doch jedes Mal dem Herrn näher.
Das bedeutet, dass du Ihm jeden Tag einen Schritt näherkommst und so immer mehr von Seiner Herrlichkeit siehst, so dass sie dein Herz erfüllt. Wenn mein Herz mit Ihm erfüllt ist, ist die Welt für mich eine Wüste, das kann nicht anders sein. Dann verlange ich nicht nach den Dingen dieser Erde. Ich sehe meinen Heiland und Herrn nicht mehr hier auf der Erde, obwohl Er dreiunddreißig Jahre hier gelebt hat, bevor Er auf dem Kreuz starb und dann drei Tage im Grab lag. Nein, Er ist nun in der Herrlichkeit. Ich sehe Ihn in Seiner Herrlichkeit im Himmel, sehe Seine durchbohrten Hände und Seine durchstochene Seite (Off 5), doch Er ist in der Herrlichkeit und nicht mehr auf der Erde. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2. Kor 3,18). Auf diese Weise werden wir moralisch mehr mit Ihm in Übereinstimmung gebracht, je dichter wir bei Ihm sind, um so mehr. Dann kommt der Augenblick, wo der Herr mit uns tun kann, was Er seinerzeit mit Henoch tat. Henoch war dreihundert Jahre auf der Erde mit Gott gewandelt, und dann nahm Gott ihn mit zum Himmel in das Haus Gottes. Das konnte Gott tun, weil Henoch moralisch in Übereinstimmung mit dem Haus Gottes war, so dass er so in die Herrlichkeit Gottes eingehen konnte.
Das ist das Ziel, das Gott hier in der Wüste mit uns hat. Die große Frage für uns ist: Inwieweit ist es Wirklichkeit bei uns, dass wir nach Ihm verlangen? Nicht nur ausschauen, weil es dort keine Sünde mehr gibt, weil es dort kein Fleisch mehr gibt, obwohl das herrlich ist. Ja, es ist eine tiefe Genugtuung, daran zu denken, dass es im Himmel kein Fleisch mehr geben wird und dass wir niemals mehr von dem Herrn abweichen werden. Es ist herrlich, daran zu denken, dass wir dann keine Schwierigkeiten mehr haben, keine Feindschaft, keine Sünde, keine Krankheit, keinen Tod, nichts von diesen Dingen. Aber das Herrlichste ist doch, dass wir dort den Herrn Jesus sehen. In der Herrlichkeit Seiner Person ist alles eingeschlossen.
Verlangen wir nach dem Augenblick, wo jedes Knie sich vor Ihm beugen wird und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist? Fühlen wir schmerzlich, dass die Welt dies hartnäckig verweigert und dass wir es nur so schwach verwirklichen?