Aus dem Wort der Wahrheit (Band 1)
gesammelte Vorträge
Henoch
(1. Mose 5,18-24; Hebräer 11,1-6; Judas 14.15)
Wir haben von unserem Verlangen nach dem Kommen des Herrn gesungen und auch davon, dass die ganze Schöpfung bis jetzt seufzt und in Geburtswehen liegt. Dadurch veranlasst, dachte ich an die drei Stellen, in denen über Henoch gesprochen wird.
In 1. Mose 5 lesen wir, wer Henochs Vater war, wann Henoch geboren wurde und wer sein erster Sohn war. Und dann: „Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte, dreihundert Jahre ...“ (V. 22). Zwei Verse weiter lesen wir: „Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.“
Es ist sehr bemerkenswert, dass dieser erste Sohn Henochs, Methusalah, im Jahr der Sintflut gestorben ist. Ich sage nicht, dass er in der Sintflut umgekommen ist, denn davon lesen wir nichts. Doch in Vers 27 sehen wir, dass er 969 Jahre alt geworden ist, und aus den Versen 25 und 28 und Kapitel 7,6 können wir errechnen, dass er dieses Alter im Jahr der Sintflut erreichte. Der Vater Henochs, Jered, wurde 962 Jahre, der Sohn Henochs 969 Jahre alt. Henoch selbst war nur 365 Jahre alt, als Gott ihn wegnahm. Das war kein Sterben, denn nach Hebräer 11,5 wurde Henoch entrückt, „damit erden Tod nicht sehen sollte“. Daher ist er, wie auch später Elia, die große Ausnahme von Römer 5,12: „Also [ist] der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ..., weil sie alle gesündigt haben.“ Henoch nimmt also in der Geschichte der Menschheit einen besonderen Platz ein.
Römer 5,12 belehrt uns nun, dass der Tod die Folge unseres Sündigens ist. Wenn Adam nicht gesündigt hätte, wäre er nicht gestorben. Und wenn heute jemand vermöchte, nicht zu sündigen, würde er nicht sterben, denn der Tod ist der Lohn der Sünde (Rom 6,23). Die Menschen sprechen über den Tod als das natürliche Ende des Menschen auf der Erde. Die sogenannten Pfingstler sagen deshalb, der Herr habe auf dem Kreuz unsere Sünden und alles Gericht über die Sünde auf Sich genommen, Krankheit sei eine Folge der Sünde, daher brauche kein Gläubiger mehr krank zu sein. Es sei lediglich Unglaube und also Sünde, wenn er dennoch krank sei. Das Sterben nennen sie den natürlichen Tod, daher sei es nicht die Folge der Sünde, wenn jemand stirbt. Nun, alle Pfingstler werden sterben, wenn der Herr noch nicht bald kommt, um die Gläubigen zu Sich zu nehmen. Doch Gott hat den Menschen nicht geschaffen, dass er sterbe, sondern dass er lebe. Der Tod ist die Folge der Sünde, und das Sprechen von einem natürlichen Tod offenbart lediglich den Unverstand und zeigt, dass man nicht an seine Sünden denken will. Wenn der Herr uns nun bereits von den Folgen der Sünde befreit hätte, würde kein Gläubiger krank werden und auch kein Gläubiger sterben. Aber Römer 8,23ff sagt uns, dass unser Leib noch nicht teilhat an der Erlösung. Das geschieht erst, wenn der Herr Jesus Christus als „Heiland“ (wörtlich: Erretter) aus dem Himmel kommt und „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leibe der Herrlichkeit“ (Phil 3,21). Dann werden alle Gläubigen, die in dem Augenblick auf der Erde sind, ohne zu sterben in das Vaterhaus aufgenommen werden, wo niemals Krankheit oder Tod gewesen sind oder sein werden.
Henoch nimmt, wie gesagt, in Gottes Wort einen besonderen Platz ein. Und da nach 1. Korinther 10,1-13 und anderen Stellen die uns mitgeteilten Begebenheiten des Alten Testamentes Bilder geistlicher Dinge sind, muss das auch hier so sein. Dann kann die Entrückung Henochs nur ein Bild der Entrückung der Gläubigen sein, wie wir sie in 1. Korinther 15,51-55; 1. Thessalonicher4,15–17und Philipper 3,21 finden. Die Entrückung ist das einzige Ereignis, wodurch Gläubige, ohne zu sterben, zum Himmel gehen werden. Siehe auch Johannes 14,2.3. Bemerkenswert ist, dass erst nach der Entrückung Henochs das Gericht über die Ungläubigen kam. Er wusste, dass das Gericht kommen würde. Er hat darüber nach Judas 14.15 geweissagt. Und 2. Petrus 3,5-7 belehrt uns, dass die Sintflut ein Bild des großen Gerichtes ist, das bald über die Erde kommen wird. An dem Namen, den er seinem ersten Sohn gab, können wir ersehen, dass er sicher wusste, dass das Gericht nach verhältnismäßig kurzer Zeit kommen würde. Methusalah bedeutet „Mann des Schwertes“ oder auch „bei seinem Tod kommt es [nämlich das Gericht]“. Methusalah starb in dem Jahr der Flut.
Ab dem Augenblick, wo Henoch seinem Sohn diesen Namen gab, wandelte er mit Gott. Zweimal wird das gesagt (5,22.24). Man kann nicht mit Gott wandeln, mit dem Herrn Jesus wandeln, der von dieser Welt verworfen ist, wenn man den wahren Charakter der Welt nicht sieht, wenn man nicht sieht, wie Gott über die Welt denkt, und darum versteht, dass das Gericht schnell kommen muss. Ein Wandel mit Gott beinhaltet ein völliges Getrenntsein von der Welt, die Gott verworfen hat und den Herrn Jesus, den Schöpfer des Himmels und der Erde, an das Kreuz genagelt hat. Wer den wahren Charakter der Welt sieht, weiß, dass das Gericht kommen muss. Gott hat uns in Seinem Wort ausführlich über das Gericht in Kenntnis gesetzt. Der Herr Jesus wird kommen, um Seine Feinde zu vernichten und die Erde, ja, die ganze Welt, zu Gott zurückzubringen. Die Grundlage dafür hat Er auf dem Kreuz gelegt (Joh 1,29; Kol 1,19-21). Er wird dies jedoch erst praktisch verwirklichen, wenn Er auf die Erde kommt, um Sein Reich in Macht zu errichten und die Erde zu reinigen. Bevor Er das tut, werden vorbereitende Gerichte die Erde treffen, wie sie in Offenbarung 6-18 beschrieben werden. Dann wird die Erde und werden vor allem das sogenannte christliche Westeuropa und das Land Israel Seinen Zorn erleben und Sein gerechtes Gericht dafür, dass sie Ihn als Gott, den Schöpfer, und als den von Gott gesalbten König Israels (Ps 2) und als den Sohn des Menschen, dem Gott alles unterworfen hat (Ps 8; Heb 2,5-9), verworfen haben. Doch den gläubigen Überrest aus Israel und alle, die die Predigt des Evangeliums des Reiches annehmen werden, wird Er durch die Gerichte in das kommende Reich, auf die durch die Gerichte gereinigte Erde führen. So ist Noah mit Seiner Familie in der Arche durch die Sintflut auf die neue, gereinigte Erde gebracht worden.
Weshalb hat Gott die Geschichte Henochs in Seinem Wort aufgenommen? Gibt u. a. 2. Petrus 3 nicht die Antwort? Gott wünscht, dass wir Seine Gedanken über die Welt und die Zukunft kennen, Fragen wir uns, ob wir in dem Zustand sind, in dem der Herr uns zu sehen wünscht, nämlich in der Erwartung Seines Kommens, wenn Er uns als Heiland aus dieser Welt aufnehmen wird. Der Name von Henochs Vater war Jered, und dieser Name bedeutet etwa „Abstieg“ oder „Niedergang“. Das zeigt uns, wie die Umstände auf der Erde waren, sogar in der Familie Seths, dass Mahalalel, Jereds Vater, seinem Sohn diesen Namen gab (5,15).
In 1. Mose 4 und 5 sehen wir die beiden Familien, in die die Menschen damals aufgeteilt waren: die Familie Kains, der seinen Bruder ermordet hatte – ein Bild der Familie des ersten Adam –, und die Familie Seths – ein Bild des Herrn Jesus als dem Auferstandenen aus den Toten (1. Mo 4,25). Siehe dazu Römer 5,12-19; 1. Korinther 15,45-49. Die Familie Kains finden wir hauptsächlich in Kapitel 4 und ihren Endzustand in Kapitel 6. Ihr Zustand ist ersichtlich aus dem Zustand Kains, ihres Hauptes. Er war ein Mörder dessen, der Gott diente und der in der Gunst Gottes stand, und als solcher stand er unter dem Fluch Gottes. In Kapitel 4,10–12 sagt Gott zu ihm: „Was hast du getan? Horch! Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Erdboden her. Und nun, verflucht seiest du von dem Erdboden hinweg, der seinen Mund aufgetan hat, das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen! Wenn du den Erdboden bebaust, soll er dir hinfort seine Kraft nicht geben; unstet und flüchtig sollst du sein auf der Erde.“ Aber ab Vers 17 lesen wir, wie Kain alles in seiner Macht Stehende tut, um die Folgen des Fluches Gottes aufzuheben. Wo Gott gesagt hatte, dass er unstet und flüchtig sein sollte, baute er eine Stadt und nannte sie nach dem Namen seines Sohnes Hanoch (= Weihe, Darbringung). In den folgenden Versen kann man nachlesen, wie in der Familie Kains eine Gesellschaft errichtet wird, die kennzeichnend ist für das ganze System der gegenwärtigen Welt, indem sie ihr Leben so gemütlich wie möglich macht und versucht, die Folgen des Gerichtes Gottes so weit wie möglich aufzuheben. In Vers 19 nimmt Lamech (der siebte von Adam) sich zwei Frauen. So wird das gesamte Ziel der Schöpfungsordnung Gottes verdorben (Eph 5,31.32), nämlich ein Bild zu sein von dieser herrlichen Einheit, von Christus und Seiner Versammlung. In Vers 20 beginnt sein Sohn die Viehzucht und fängt an, in Zelten zu wohnen. Ein anderer Sohn, Jubal, fertigt Lauten und Flöten und spielt diese Instrumente. Die Musik und die Kunst sind Werkzeuge, die Satan gebraucht, um die Menschen die Folgen der Sünde vergessen zu lassen und ohne Gott fröhlich zu sein, doch „mit ihren Freunden“ (Lk 15,29). In Vers 22 haben wir den Beginn der Industrie, „einen Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Erz und Eisen“.
Ist nicht die große Gefahr für uns, dass wir den wirklichen Charakter dieser Welt nicht mehr klar erkennen? Dass Sittenlosigkeit und Trunksucht, Kirmesbesuche und Tanzpartien usw. „weltlich“ sind, werden die meisten Gläubigen wohl noch zugeben. Doch sind wir uns bewusst, dass auch die sogenannte Kunst dazu gehört? Und ebenfalls die Industrie und das Geschäftsleben? Ist der Anstandsbegriff der Ungläubigen nicht in erschreckender Weise bei wirklichen Gläubigen eingedrungen, geschweige denn in der Namenchristenheit? Hier in 1. Mose 4 zeigt Gottes Wort uns, wie das ganze System aufgebaut ist, von dem 2. Korinther 4,4 sagt, dass Satan sein Gott ist, und von dem der Herr Jesus sagt, dass Satan sein Fürst ist (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Aus dieser Welt hat der Herr Jesus uns herausgenommen (Gal 1,4), also aus dem ganzen System des Zusammenlebens hier auf der Erde, das Satan errichtet hat, um die Folgen des Fluches Gottes aufzuheben und die Menschen davon abzuhalten, sich zu bekehren: aus dem Geschäftsleben, der Industrie, der Wissenschaft, der Kunst – letztere wird sogar noch vor der Industrie genannt.
In dieser Umgebung lebte Henoch. Er gehörte nicht zu der Familie Kains. Er war ein Nachkomme Seths (= gesetzt, Ersatz). Eva nennt ihn so und gibt als Grund an: „Denn Gott hat mir einen anderen Samen gesetzt an Stelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat“ (4,25). Seth ist ein Vorbild von dem Herrn Jesus als am Kreuz gestorben, doch auferstanden, und danach als dem zweiten Menschen, dem letzten Adam, dem Haupt einer zweiten Menschenfamilie (Rom 5,14–21; 1. Kor 15,45-49). Seth nannte seinen Sohn Enos (= schwach, hinfällig). Er ist der Gegensatz zu Lamech, dem starken Mann, dem siebten von Adam in dem Geschlecht Kains.
„Enos“ ist das Bekenntnis, das jeder, der zu der Familie des letzten Adam gehört, abgelegt hat, als er sich in dem Licht Gottes kennen lernte. Deshalb fügt Gottes Wort unmittelbar hinzu: „Damals fing man an, den Namen Jehovas anzurufen“ (4,26). Ist dies nicht das, was wir in Philipper 3,3 finden: „Denn wir sind die Beschneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen“? Jedes Selbstvertrauen, auch bei dem Gläubigen, ist Vertrauen auf das Fleisch.
Der Sohn Enos' ist Kenan (= Besitzung, oder auch „ihr Schmied“, jemand, der etwas zusammenfügt). Erinnert das nicht an den Beginn der Versammlung in Verbindung mit dem großen Apostel Paulus? Vor seiner Bekehrung war sein Name Saulus (= begehrt, erbeten). Doch als der Herr ihn als Seinen Diener gebrauchte, der uns in der Kraft des Heiligen Geistes all die Reichtümer offenbarte, die der Vater und der Sohn für uns bereitet hatten, und sie zugleich in göttlicher Ordnung mitteilte, so dass wir auch den Zusammenhang erkannten, da bekam er den neuen Namen Paulus (= der Kleine, Geringe). Wie klein wird das Werkzeug im Vergleich mit der Unendlichkeit der Offenbarung dessen, was geoffenbart ist! So nennt Kenan seinen Sohn Mahalalel („Lobpreis Gottes“) – die wir „uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen“.
Doch Mahalalel nannte seinen Sohn Jered (= Abstieg, Niedergang). Sehen wir diesen Niedergang nicht überall in der Schrift, wo Gott einen neuen Segen gab? Wie schrecklich ist der Niedergang der Versammlung gleich zu Beginn, wenn wir einmal vergleichen, wie der geistliche Zustand von Ephesus im Brief an die Epheser und im zweiten Brief an Timotheus beschrieben wird. Und doch wurden die Briefe nur einige Jahre nacheinander geschrieben! Sehen wir dasselbe nicht auch in unserer Zeit, in der ganzen Welt, aber auch sehr deutlich in unserem Land? Auch in unserer Mitte, die wir bekennen, zu dem Namen des Herrn Jesus zusammenzukommen?
Ich bin älter als die meisten hier Anwesenden. Ich kann mich erinnern, wie vor 50 oder 60 Jahren der Zustand in der Mitte der sogenannten „Brüder“ war und wie der Zustand allgemein in den christlichen Ländern war. So sehe ich schärfer den Hintergrund, den Verfall in unserer Mitte, bei uns selbst, in unseren Familien. Wenn wir die ganze christliche Welt betrachten, wie groß ist dann in weiten Teilen der Niedergang!
Sehen wir nicht auch in unserer Mitte viele Dinge, die vor 30 Jahren noch unbekannt waren? Glücklicherweise hat die Gnade Gottes nicht zugelassen, dass in unserer Mitte Bibelkritik gefunden wurde. Als Lehre wird die völlige Autorität der Bibel als das vollkommen inspirierte Wort Gottes aufrechterhalten. Doch wie ist es in unserem praktischen Leben? Hat da jeder Ausspruch des Wortes Gottes absolute Autorität, vor der wir uns demütig beugen und das praktisch zu verwirklichen suchen? Wie ist es mit der Absonderung von der Welt, die Gottes Wort so klar lehrt? Wie ist es mit der Weltförmigkeit, vor der uns Gottes Wort so deutlich warnt? Müssen wir uns nicht zutiefst vor unserem Gott und unserem Heiland demütigen, dass wir der Welt so gleichförmig geworden sind, einer Welt, die auch heute noch nur ein Kreuz und ein Grab für unseren gepriesenen Heiland hat? Müssen wir uns nicht zutiefst vor Gläubigen anderer Gruppen schämen, die entsprechend dem Licht, das sie haben, in dieser Hinsicht viel treuer sind? Wie viele Dinge gibt es in unseren Häusern?! Wie ist es mit der Kleidung, der Haartracht, usw.? Völlig anders als vor 50 Jahren, ja, als vor 30 Jahren! Wir singen mehr als einmal: Diese Welt ist eine Wüste. Verstehen wir gut, was diese Welt ist? Ist sie wirklich eine Wüste, wo wir nichts zu suchen haben, wo es nichts zu finden gibt?
Mahalalel nannte seinen Sohn Jered (== Abstieg, Niedergang) als Ausdruck dessen, was er in dem Zeugnis Gottes auf der Erde sah. Als Jered einen Sohn bekommt, nennt er ihn Henoch (= eingeweiht, belehrt, unterwiesen). Wir sehen darin den Fortgang des Verfalls, denn es ist der Hinweis auf einen treuen Überrest, und das ist zugleich der Beweis, dass die Gesamtheit in großem Verfall begriffen ist. Dabei sehen wir jedoch auch etwas Kostbares für unsere Herzen. Das Alter der Väter bei der Geburt ihrer Söhne verringerte sich von 105 Jahren bei Seth bis 65 Jahre bei Mahalalel. Wir sehen, dass das die Zeit des geistlichen Wachstums der Familie Gottes war. Wie lange dauert es häufig, um von Seth zu Enos zu kommen, um die Belehrung von Römer 7 zu lernen: „Ich elender Mensch, wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“! Doch wenn wir von Römer 7 nach Kapitel 8 gekommen sind, die Befreiung kennengelernt haben, kann das Wachstum des Christen beginnen. Dann erst sind wir in der Lage, die Reichtümer, die Gott uns aufgrund des Werkes des Herrn Jesus auf dem Kreuz gegeben hat, in unsere Herzen aufzunehmen (2. Kor 8,9; Eph 1,3-7). Diese Reichtümer sind so alles übertreffend groß, dass wir unser ganzes Leben damit beschäftigt sind. Doch von Enos bis Kenan (Besitzung) sind es keine 105 Jahre mehr, sondern 90 Jahre. Und von Kenan bis Mahalalel (Lobpreis Gottes) sind es nur 70 Jahre.
Doch dann sehen wir, was selbst der von neuem geborene Mensch ist. Von Mahalalel bis Jered (= Abstieg, Niedergang) dauert es nur 65 Jahre. Ephesus ist in der Schrift der Prototyp der ganzen Versammlung Gottes. Wie kurz ist diese Versammlung in dem Zustand geblieben, den wir in dem Brief an die Epheser beschrieben finden.
Wir sehen den Niedergang in 2. Timotheus 1,15-18:4,16; Offenbarung 2,1-7. Der Mensch hat noch immer verdorben, was Gott ihm anvertraut hat! Aber wie erweist sich auch hierin wieder die Langmut Gottes. Von der Geburt Jereds bis zur Geburt Henochs vergingen 162 Jahre – von dem sichtbaren Beginn des Verfalls bis zur deutlichen Absonderung eines Überrestes der Gnade. Henoch {= eingeweiht, belehrt, erprobt, unterwiesen!). Doch auch hier sehen wir wieder, wie schwierig es ist, sogar für ein hingabevolles Herz, für einen Gläubigen, der offene Augen für den praktischen Zustand des Volkes Gottes bekommen hat, sich von denen abzusondern, mit denen er bisher verbunden war, um nur mit Gott den Weg zu gehen. Henoch war 65 Jahre alt, als sein Sohn geboren wurde. Und aus dem Namen, den er seinem Sohn gab (Methusalah = „Mann des Schwertes“ oder „bei seinem Tod wird es gesandt“), sehen wir, was er in dieser Zeit gelernt hatte. Gott hat uns in Seinem Wort mitgeteilt, was das war: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten (Worten), welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben“ (Jud 14.15). Nachdem Gott Henochs Augen geöffnet hatte, so dass er sah, welches Gericht das abgewichene Volk Gottes empfangen musste, da erst sonderte er sich von allem ab, um nur mit Gott zu wandeln. Wir wissen, dass Methusalah im Jahr der Sintflut gestorben ist.
Gottes Wort ist nicht undeutlich darüber, dass der Herr bald kommen wird, um alles, was im Gegensatz zu Seinem Willen ist, zu richten. In erster Linie das, was Seinen Namen trägt: „Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen! Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ (1. Pet 4,17.18; siehe auch Hes 9,6; Am 3,2; Ps 93,5; 3. Mo 10,1-3; Off 2 und 3).
„Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte, dreihundert Jahre“ (V. 22), und dann: „Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (V. 24). Mit Gott zu wandeln, ist nicht dasselbe wie, dass Gott mit uns geht, selbst wenn wir uns von Ihm entfernen. Er wird uns aufsuchen, um uns zurückzuholen. Doch die Frage ist: Wandeln wir mit Gott? Ich habe aus Hebräer 11 gelesen: „Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erlangt“, und dann: „Durch Glauben ward Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott Wohlgefallen habe“ (V. 7). Sicher, auch in Vers 4 wird gesagt, dass Gott Zeugnis gab, doch ist es da anders als hier: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch welches er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben.“ Gott gibt Zeugnis zu den Gaben, die ich Ihm bringe, die wir heute morgen zusammen darbrachten oder als wir Christus als unseren Stellvertreter zu Gott brachten, als wir mit unserer Sünde und Schuld zu Ihm kamen. Das ist aber nicht dasselbe wie das, was von Henoch gesagt wird.
Sicher, wenn ein Sünder im Vertrauen auf das Werk des Herrn Jesus zu Gott kommt, wird er angenommen. Es ist unmöglich, dass Gott Den abweisen würde, der das wunderbare Werk auf dem Kreuz vollbracht hat! Gott gibt Zeugnis von dem Wert dieses Opfers. Gott gibt auch Zeugnis, dass Abel gerecht ist, als er mit dieser Gabe zu Gott kommt. Ein Blick zu dem Kreuze, im Glauben getan, bringt Leben und ewiges Glück.
Doch hier wird von Henoch etwas anderes gesagt. Gott gab ihm Zeugnis über ihn selbst, dass Er Wohlgefallen an ihm hatte. Nicht nur Wohlgefallen an dem, was er als Opfer brachte, sondern an ihm persönlich. Hebräer 11,5 nennt den Grund dafür: „Henoch wandelte mit Gott“ (1. Mo 5,22.24). Ich wiederhole, dort steht nicht, dass Gott mit Henoch wandelte, sondern dass Henoch mit Gott wandelte. Es war also der Weg Gottes, auf dem er mit Gott wandelte. Und das nicht einen Tag, sondern dreihundert Jahre lang! – von dem Tag an, wo er, wie aus dem Namen Methusalah ersichtlich ist, den er seinem Sohn gab, sah, was der Charakter der Welt war. Sicher, er hatte die Welt bereits ab seiner Geburt gesehen. Doch als sein Sohn geboren wurde, sah er den wahren Charakter der Welt, so wie der allgegenwärtige, allwissende Gott sie beurteilte. Er weissagte: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben“ (Jud 14.15).
Lasst uns nicht vergessen, dass, als Henoch das weissagte und Judas durch Inspiration des Heiligen Geistes diese Weissagung in seinem Brief aufzeichnete, sie nicht über das sprachen, was wir die ungläubige Welt nennen, sondern über die, die sich Gläubige und Christen nennen. Über die, die äußerlich das Zeugnis ablegen, dass sie Christen sind, und die auch tatsächlich inmitten der wahren Christen sind. Wir finden es so in Juda 12: „Diese sind Flecken bei euren Liebesmahlen“, usw. Deshalb steht hier auch: „Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen.“ Also die Gottlosen unter denen, die bekennen, dass sie wahre Gläubige sind. Henoch sah, dass das Gericht Gottes nicht nur über die Familie Kains kommen würde, sondern auch über die Familie Seths. Wir wissen, dass, als das Gericht kam, nur Noah und seine Familie gerettet wurden und niemand anders. Die ganze Familie Seths kam in der Sintflut um, außer diesem einen Mann, der Gnade fand.
„Noah aber fand Gnade in den Augen Jehovas“ (1. Mo 6,8). Er hat sie also gesucht. Du wirst nichts finden, wenn du nicht danach schaust und suchst. Er fand diese Gnade, als er aufschaute zu Ihm, dem Richter, der gesehen hatte, „dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag“, und den es reute, dass Er den Menschen gemacht hatte auf der Erde und den es in Sein Herz hinein schmerzte (1. Mo 6,5.6). Noah hörte, wie Gott sagte: „Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen-...“ Er hörte diese Worte, weil er auf die Stimme Gottes lauschte. So lernte er kennen, was die Welt, das Zusammenleben der Menschen, wirklich war. Dadurch wurde die Welt für ihn eine Wüste, worin für ihn nichts zu finden war. Ja, für den Glauben ist die Welt eine Wüste, doch nicht für unser Fleisch. Für die Ungläubigen und für unser Fleisch ist die Welt das, was Lot über sie dachte. Er verglich die Ebene Sodoms und Gomorras mit dem Garten Jehovas, dem Garten Eden(1. Mo 13,10). Erdachte: So muss das Paradies gewesen sein!
Satan hat für jeden Ungläubigen und auch für das Fleisch jedes Gläubigen etwas Anziehendes in dieser Welt, in diesem von ihm errichteten System des menschlichen Zusammenlebens. Natürlich gibt die Welt keine wirkliche Nahrung für die tiefsten Bedürfnisse, die tiefsten Wünsche des Herzens der Menschen. Aber sie betäubt den Menschen und füllt sein Herz mit wertlosen Dingen, so dass kein Bedürfnis für gute Nahrung vorhanden ist. Doch da Henoch mit Gott wandelte, gewohnt war, mit Ihm zu sprechen und auf das zu hören, was Gott sagte, sah Henoch den wahren Charakter der Welt und inwieweit auch das Volk Gottes durch die Grundsätze und die Praktiken der Welt beschmutzt war.
Können wir glauben, dass Gott einen Weg zusammen mit der Welt geht, die Ihn verworfen hat und Satan zu ihrem Fürsten und Gott erwählt hat? Dass Er Gemeinschaft („Teilhaberschaft“) mit der Welt haben kann? Unmöglich! Gott ist Licht, und in Ihm ist gar keine Finsternis (1. Joh 1,5). Epheser 5,8sagtuns, dass wir vor unserer neuen Geburt Finsternis waren, aber nun Licht in dem Herrn sind. Wenn wir in Johannes 1,5.9 lesen, dass der Herr Jesus als das Licht in der Finsternis schien, doch dass die Finsternis Ihn nicht erfasst hat und dass Er, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtete oder Licht auf jeden Menschen warf, ist das nicht der Beweis, dass die Welt und alle Ungläubigen Finsternis sind? In Johannes 8,12 sagt der Herr: „Ich bin das Licht der Welt“, und in Johannes 9,5: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ Als Judas hinausging, um Ihn den Juden zu überliefern, damit Er gekreuzigt würde, heißt es so kennzeichnend: „Es war aber Nacht“ (Joh 13,30).
Kann Gott, der Licht ist und in dem gar keine Finsternis ist, mit der Finsternis zusammengehen? Unmöglich! Für Ihn ist die Welt eine Wüste, in der nichts zu finden ist, womit Er Verbindung haben könnte. Für Ihn ist das ganze Weltsystem mit allem, was dazu gehört, wie die Wissenschaft, die Industrie, die Kunst, die Religion, usw. das Teil derer, die Seinen Sohn verworfen haben und Ihm lediglich ein Kreuz und ein Grab geben wollten. Sollte Gott mit dieser Welt zusammengehen können? Unmöglich! Als Henoch mit Gott wandelte, sah er die Dinge in dem Licht Seiner Gegenwart. So bekam er immer mehr Licht über den wahren Charakter der Welt und was notwendigerweise ihr Ende sein würde – das vernichtende Gericht Gottes.
Henoch hat noch 308 Jahre zusammen mit Adam gelebt. Seth, Enos, Kenan, Mahalalel und Jered haben Henoch alle überlebt. So kannte er den Anfang, den Aufstieg und den beginnenden Verfall in der Familie Seths. Er hat auch noch den weiteren Verlauf während seines Lebens gesehen. Lamech, der Vater Noahs, war 113 Jahre alt, als Henoch in den Himmel entrückt wurde. Henoch sah den Verfall, den bereits sein Großvater in dem Namen Jered (Abstieg, Niedergang), den er seinem Sohn, dem Vater Henochs, gab, ausgedrückt hatte. So gab er seinem eigenen Sohn den Namen Methusalah (= Mann des Schwertes). Er hatte gelernt, dass auch unser Gott ein verzehrendes Feuer ist (Heb 12,29) und dass das Gericht beim Hause Gottes anfängt (1. Pet 4,17; Hes 9,6; Am 3,2). So verstand er, dass auch die Familie Seths gerichtet werden würde, geradeso wie die Familie Kains. Von dem Augenblick an wandelte er mit Gott. Er hatte gelernt und lernte es immer mehr, dass Gott nicht nur Liebe und Gnade ist, sondern dass Er auch Licht ist und also alle Finsternis richten muss, vor allem bei denen, die Ihm nahen.
Welch eine ernste Wahrheit auch für uns! Ein Bruder in Deutschland sagte einmal zu mir, dass in den dreißiger Jahren in vielen Versammlungen lediglich über die Gnade gesprochen worden sei und die Verantwortlichkeit vergessen wurde. Deshalb musste der Herr mit Gericht kommen, und Er ließ das durch Hitler ausführen. Ist das nicht auch die Gefahr für uns? Ja, bekommt man nicht immer mehr den Eindruck, dass wir gerne über die Gnade und über die Herrlichkeit sprechen, dass unsere Sünden vergeben sind aufgrund des Werkes des Herrn Jesus auf dem Kreuz? Dass wir über das viele Licht sprechen, das uns der Herr gegeben hat, über Seine Gedanken im Wort Gottes? Dass wir über den wunderbaren Platz sprechen, wo wir, mit dem Herrn Jesus in unserer Mitte, zusammenkommen dürfen als Seine Gäste? Über die Herrlichkeit, die unser wartet, wenn der Herr Jesus kommt, um uns von dieser Erde in das Haus des Vaters zu bringen (Joh 14)? Doch ist es nicht in umfangreichem Maß lediglich eine Kenntnis des Kopfes, und hat nicht unser Herz praktisch wenig Anteil daran? Wo ist die Verwirklichung dieser herrlichen Dinge in unserem Herzen und in unserem täglichen Leben? Inwieweit ist es wahr in unseren Herzen und in unserer Lebenspraxis, dass die Welt eine Wüste für uns ist? Inwieweit verwirklichen wir, dass der Herr Jesus Sich für unsere Sünden hingegeben hat, damit Er uns aus der gegenwärtigen bösen Welt herausnehme nach dem Willen unseres Gottes und Vaters (Gal 1,4)?
Sehen wir die Welt in ihrem wahren Charakter? Wie können wir sie so kennenlernen? Kann unser Fleisch uns das lehren? Unser Fleisch vergleicht die Welt mit dem Paradies, dem Garten Eden, geradeso wie Lot (1. Mo 13,10). Nicht nur die Ungläubigen, sondern auch unser Fleisch findet in der Welt alles, was es wünscht. Es hat überhaupt kein Verlangen nach dem Himmel und hasst einen Wandel mit Gott. Denn bei einem Wandel mit Gott ist kein Platz für das Fleisch. Dann wird es an dem Platz des Todes gehalten, und wir müssen es im Tode halten, weil Gott den alten Menschen in dem Herrn Jesus auf dem Kreuz zum Tode verurteilt hat. Wie könnte das Fleisch nach einem Wandel mit Gott verlangen? Es hasst den Gehorsam gegenüber dem Herrn. Es verlangt, seinen Weg mit der Welt zu gehen.
Sehen wir den Einfluss davon nicht auch in unserer Mitte: in unseren Häusern, unseren Gewohnheiten, unserem Umgang, ja, in allen möglichen Dingen? Vor allem auch, indem wir dem Streben Kains und seiner Familie nacheifern und durch eigene Anstrengungen versuchen, den Folgen des Gerichtes Gottes über die Schöpfung zu entkommen, die bedingt sind durch den Sündenfall und den Abfall von Gott, indem wir nach menschlicher Sicherheit streben (von der Wiege bis zum Grabe), das Ziel haben, soviel wie möglich zu verdienen, wenn möglich eine höhere Stellung zu bekommen, womit auch mehr Verdienst verbunden ist? Wenn möglich, unseren Kindern eine gute Ausbildung zu geben, dass sie möglichst eine noch höhere Stellung mit mehr Sicherheiten bekommen als wir bereits haben? Ist das in Übereinstimmung mit dem Lied: „Diese Welt ist eine Wüste, wo ich nichts zu wählen wüsste, wo ich nichts zu suchen hab. Habe nichts hier zu betrauern, zu verlieren, zu bedauern“ brauche nichts als einen Wanderstab!“ (Lied 67)? Ist das die Verwirklichung unserer Stellung hier auf der Erde als mit unserem Heiland und Herrn vereinigt, der hier verworfen ist und noch nichts hier hat als ein Kreuz und ein Grab? Siehe z. B. 1. Petrus 2,11; Lukas 12,22-34.
Hier stellt Gott uns nun einen Mann vor, der 300 Jahre mit Gott wandelte. Nach den damaligen Verhältnissen war das ab seiner Jugend.
Über seine ersten 65 Jahre wird nicht gesprochen. Doch bereits bei der Geburt seines ersten Sohnes sind seine Augen offen für den wirklichen Zustand auf der Erde, sowohl was das öffentlich abgefallene Geschlecht Kains betrifft als auch das Geschlecht Seths, des Mannes Gottes. In dem Namen, den er seinem Sohn gibt, bringt er das zum Ausdruck. Die prophetische Bedeutung dieses Namens zeigt uns, dass er die Gedanken Gottes kannte. Danach wandelte er 300 Jahre mit Gott. Er bekam das Zeugnis von Gott, dass er Ihm wohlgefällig war. Wie wunderbar muss das für Henoch gewesen sein! Verlangt unser neues Leben nicht danach, ein solches Zeugnis von Gott zu bekommen? Möchten nicht alle Gläubigen das gerne haben wollen, auch wir? Es gibt jedoch nur einen Weg, auf dem wir das bekommen könne.
Wenn wir also mit dem Herrn Jesus kommen und die Herrlichkeit Seiner Person und Seines Werkes, so wie der Heilige Geist Ihn uns durch das betende Lesen des Wortes Gottes gezeigt hat, Gott darbringen, gibt Gott Zeugnis über den Herrn Jesus. Gott gibt kein Zeugnis von uns, wenn wir, auch sonntags morgens, nur beschäftigt sind mit dem, was wir bekommen haben. Das weiß Er viel besser, als wir es jemals kennen werden, sogar im Haus des Vaters. Er gibt Zeugnis über unser Opfer, wenn es der Herr Jesus ist, denn das ist es, was Er sucht. Er wünscht Gemeinschaft, dasselbe Teil, mit uns zu haben in dem Genuss der Herrlichkeit Seines Sohnes und Dessen Werkes.
Sicher, der Vater sucht solche, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten, die also ihr wirkliches Verhältnis zu Ihm als Seine Kinder kennen und Ihm als Kinder nahen, um in geistlicher Weise vor Ihm das auszusprechen, was sie von Seiner Herrlichkeit gesehen haben (Joh 4,23). Doch der Vater sucht auch solche, die den Herrn Jesus als das Brandopfer und das Speisopfer auf den Altar bringen, die Ihn in der Herrlichkeit Seiner Person und Seines Werkes vorstellen. Nicht so sehr das, was Er für uns getan hat, sondern was Er in Seinem Leben auf der Erde und vor allem in Seinem Sterben auf dem Kreuz für Gott getan hat, wie das im Speis- und im Brandopfer dargestellt wird. Das ist die große Belehrung der Schatten im Alten Testament, vor allem in 3. Mose 1-3 und 7.
Wir haben in Hebräer 11,4 gelesen, dass Gott Zeugnis zu Abels Gaben gab. Diese Gaben, die Erstgeborenen seiner Schafe und ihr Fett, waren Bilder der Person und des Werkes des Herrn Jesus. Abel anerkannte durch sein Opfer, dass er nicht persönlich zu Gott kommen konnte, weil er ein Sünder war. Doch er kam mit einem Opfer, das unschuldig für ihn gestorben war und zudem herrlich war in den Augen Gottes!
Aber bei Henoch lasen wir ein anderes Zeugnis: „Denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott Wohlgefallen habe.“ In 1. Mose 5 haben wir zweimal gelesen, was der Heilige Geist als das Wichtigste bei Henoch herausstellte: er wandelte mit Gott! Das war der Grund für Gottes Wohlgefallen an Henoch. Haben wir dieses Zeugnis Gottes? Will sich jetzt nicht jeder von uns persönlich fragen und auch Gott fragen, ob er das Zeugnis hat, dass er Gott wohlgefällt, weil er mit Gott wandelt? Sieht Gott, dass wir nur den einen Wunsch haben, unseren Lebensweg mit Ihm zu gehen? Wollen wir nicht nur die letzten Minuten unseres Lebens, sondern unser ganzes Leben lang, jede Minute, die wir noch auf der Erde leben werden, mit Ihm gehen? Wollen wir Ihn in allen Umständen – tagsüber und nachts, zu Hause und draußen, bei unserer Arbeit – bestimmen lassen, und auch in unserer sogenannten freien Zeit?
Wohl ist es für jeden Gläubigen in allen Umständen wahr, was der Herr in Matthäus 28,20 verheißen hat: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (das ist die Welt in ihrem gegenwärtigen moralischen Zustand). Doch dass Henoch mit Gott wandelte, ist etwas völlig anderes.
Vor einigen Jahren hörte ich von einem Bruder in Amerika, der mindestens einmal im Jahr durch sein ganzes Haus ging, um zu sehen, ob dort Dinge waren, die er nicht gerne dort gehabt hätte, wenn der Herr Jesus einmal persönlich zu ihm zu Besuch gekommen wäre. Meistens fand er etwas – und sicherlich auch in seinem Bücherschrank –, was er wegtun musste, weil er fühlte, dass das nicht in das Haus von jemandem passte, der seinen Weg mit dem Herrn gehen wollte. Das hat mich sehr getroffen, vor allem auch, was den Bücherschrank betraf. Ich muss anerkennen, dass ich im Laufe der Jahre viele Bücher habe zerreißen oder verbrennen müssen, weil sie nicht nach den Gedanken des Herrn waren. Besehen wir unser eigenes, persönliches Leben so, unser ganzes praktisches Leben, unsere Familie, unser Haus, unsere Liebhabereien, unsere Arbeit, unsere Verbindungen, ja, alles? Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern beständig? Sicher, es ist sehr wichtig, jeden Abend unser Leben an diesem Tag zu überdenken und zu fragen: „Was ist heute nicht nach den Gedanken des Herrn gewesen?“, jeden Abend zu beten: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Wege!“ (Ps 139,23.24).
Doch Henoch ging weiter. Er stellte nicht beständig die Frage, was in seinem Tun nicht gut war, sondern er fragte in allen Dingen, was der Herr wollte, wohin er gehen sollte, was er in seiner freien Zeit tun sollte, wie er sein Haus einrichten sollte, ja, nach allen Dingen. Er wandelte mit Gott und suchte daher nicht seinen eigenen Weg, seine eigenen Aufenthaltsorte, usw. Er hatte nicht das geschriebene Wort Gottes wie wir. Er hatte also nicht alle die Belehrungen, die wir darin haben. Wir können darin lesen, wie der Vater und der Sohn über die Welt denken, wie sie wünschen, dass wir unseren Weg durch diese Welt gehen. Er kannte nicht den Herrn Jesus in Seinem Leben auf der Erde, worin wir solch ein deutliches Vorbild für unser praktisches Leben haben. Er hatte nicht den Heiligen Geist in sich wohnend, der ihn in die ganze Wahrheit führte (Joh 16,13). Er hatte nicht die Salbung von dem Heiligen und wusste dadurch nicht alle Dinge wie wir (1. Joh 2,20.27). Doch in seinen Umständen und mit der Kenntnis, die er hatte, konnte der Heilige Geist von ihm zeugen: „Und Henoch wandelte mit Gott... dreihundert Jahre.“ Er hatte das Zeugnis, dass er Gott wohlgefiel.
Wieviel mehr könnten wir das wissen! In Galater 5,17 steht: „Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf dass ihr nicht das tuet, was ihr wollt.“ Das Fleisch, das, was von dem alten Menschen noch in dem Gläubigen ist, solange er auf der Erde lebt, hat die Welt lieb und hasst Gott. Doch mein neues Leben liebt Gott und wünscht, Ihm zu gehorchen. Jeder Gläubige hat durch Erfahrung gelernt, dass sein Fleisch stärker ist als sein erneuerter Wille. Diese Erfahrung wird in Römer 7 beschrieben. Gibt es denn keinen Ausweg? Doch, die ersten Verse in Römer 8 geben die Antwort. Gott hat unseren alten Menschen in Christus auf dem Kreuz zu Tode gebracht. Das müssen wir glauben und in Übereinstimmung damit handeln. Das bedeutet, dass wir das Fleisch im Tode halten müssen und nicht darauf hören dürfen. Aber es will nicht tot sein! Nun, sagt Gottes Wort, übergebt euch dem Heiligen Geist, der in jedem Gläubigen wohnt (1. Kor 6,19; Rom 8,9.11), und Er wird den Kampf gegen das Fleisch für euch führen. Er wohnt in uns, „auf dass ihr nicht das tuet, was ihr wollt“. Ist es nicht völlig klar, dass, wenn Gott, der Heilige Geist, in mir wohnt, Er allein Autorität in meinem Leben haben kann? Er will mir in allem sagen, was ich tun muss, was ich sprechen muss, wohin ich gehen muss, usw. Wenn ich nur das tue, was Er mir sagt, wird Gott Wohlgefallen an mir finden. Denn der Heilige Geist wird mich nur die Dinge tun lassen, die Gott Wohlgefallen. Zudem wird Er mir dazu die Kraft geben und alles, was ich dafür nötig habe.
Römer 12,1 sagt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.“ Aus 1. Korinther 6,19 wissen wir, dass unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. In Vers 20 heißt es dann weiter:
„Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe.“ Und in Römer 14,23 lesen wir: „Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.“ Wenn wir unser Leben jeden Tag prüfen, können wir dann sagen, dass alles, was wir getan haben, aus Glauben war? Haben wir in allen Dingen nach dem Willen des Vaters und des Sohnes gefragt, so dass wir dann im Glauben handeln konnten? Ich weiß die Antwort eines jeden von uns. Wer würde sagen können, dass das Wort in Jakobus 3,2 für ihn nicht gilt: „Denn wir alle straucheln oft [oder: „viel, in vieler Hinsicht“]“? Doch ich möchte uns fragen: Ist es der Wunsch unserer Herzen, unser ganzes Leben lang mit dem Herrn Jesus unseren Weg zu gehen? Ist es der Wunsch unserer Herzen, nur das zu tun, was Ihm wohlgefällt, im Glauben unseren Weg zu gehen – uns durch den Heiligen Geist leiten zu lassen, um so mit dem Vater und dem Sohn in allen Dingen Gemeinschaft zu haben? Ist es unser Wunsch, alles zu tun, was unserem Heiland und unserem Vater wohlgefällig ist?
Beten wir dafür? Bitten wir Ihn: Herr, zeige uns Deinen Weg? Gebe Gott, dass jeder von uns, der Jüngste und der Älteste, das mit „Ja“ beantworten kann. Dass wir das also in unserem ganzen Leben zu verwirklichen suchen, in den kleinen und den großen Dingen. Lasst uns unser Leben von daher beurteilen! Das ist die Stellung, in der uns das Neue Testament sieht als Kinder Gottes, des Vaters, als das Eigentum Gottes, des Sohnes, unseres Heilandes, der uns mit Seinem Blut erkauft hat (Off 5,9), wodurch wir gerechtfertigt sind (Rom 5,9), wodurch wir erlöst sind (Eph 1,7), gereinigt sind (1. Joh 1,7), wodurch wir gewaschen sind von unseren Sünden (Off 1,5). Mit Ihm sind wir einsgemacht als Glieder Seines Leibes (1. Kor 6,15; Eph 1,23). Wir sind der Tempel Gottes, des Heiligen Geistes (1. Kor 6,19), und wir haben die Salbung von dem Heiligen und wissen alles (1. Joh 2,20). Jeder, der Frieden mit Gott hat und also den Heiligen Geist empfangen hat, ist in der Lage zu unterscheiden, ob etwas von dem Herrn ist, also durch den Heiligen Geist gewirkt oder nicht. Allerdings ist es möglich, dass er durch Vernachlässigung dieser Dinge unter den Einfluss seines Fleisches und der Welt gekommen ist und dadurch verfinsterte Augen hat. So lesen wir in Hebräer 5,12-14: „Denn da ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, bedürfet ihr wiederum, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die der Milch bedürfen und nicht der festen Speise... die feste Speise aber ist für Erwachsene, welche vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.“ Die Hebräer waren praktisch nicht mehr in der Gegenwart des Herrn und gingen daher nicht mehr den Weg mit Ihm. Das ist der große Unterschied.
Doch Henoch wandelte mit Gott. Der Heilige Geist sagt das zweimal. Das erstemal hören wir, wann sein Wandel mit Gott begann und wie lange er dauerte. Das zweitemal wird uns gesagt, dass es am Ende dieser dreihundert Jahre noch dasselbe war. Bei ihm wird keine Schwächung seines geistlichen Zustandes gesehen. „Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.“ Da sehen wir Gottes Gedanken auch in Verbindung mit der Aufnahme der Versammlung (1, Kor 15,51–54; 1. Thes 4,15-17). Das Gericht über die Welt steht fest. Obwohl Gottes Gnade sehr groß ist – Methusalah wurde 969 Jahre alt, älter als jeder andere Mensch, soweit uns Gottes Wort das mitteilt –, stand doch der Zeitpunkt des Gerichts fest und war bekannt: „Bei seinem Tode kommt es.“ Gott wird bei dem Gericht über die Welt die verschonen, die trotz allem doch Ihm treu sind in dieser Welt. Wir sehen das in Kapitel 6 und 7 bei Noah und seiner Familie. Gott wird die Seinen, die getrennt von der Welt sind, die den Platz der Verwerfung mit dem Herrn Jesus eingenommen haben, vor dem Gericht aus dem Gebiet des Gerichts wegnehmen. „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen. Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme!“ (Off 3,10.11).
Henoch wandelte mit Gott, getrennt von der Welt. Dadurch war er hier auf der Erde ein wahres Zeugnis Gottes. Denn Gott war von der Welt verworfen und deshalb vollkommen getrennt von ihr. Das wird die ewige Stellung Gottes sein und all derer, die mit Ihm, mit dem verworfenen Heiland, den Platz der Absonderung von der Welt eingenommen haben. Die Welt wird durch das Gericht vernichtet werden. Sogar die Erde wird mit den Werken darauf verbrennen (2. Pet 3,10). Die Menschen, die zu dieser Welt gehören, werden für ewig in der Hölle sein. Und wir, die wir uns mit dem verworfenen Heiland einsgemacht haben in Seiner Verwerfung durch die Welt, wir werden ewig diese Stellung mit Ihm einnehmen. Doch dann nicht mehr als Fremdlinge, sondern als die eigenen Kinder Gottes, die Brüder des Herrn Jesus, in dem Haus des Vaters.