Josia und seine Reformen
1. Die Herkunft Josias
300 Jahre vorher angekündigt
Der König Josia gehört zu den Männern in der Bibel, die Gott durch ein prophetisches Wort angekündigt hatte, bevor sie geboren waren. Bereits zu Anfang des Königtums in Israel und Juda hatte Gott von Josia gesprochen. Jerobeam, der erste König des 10-Stämme-Reichs hatte sich von Gott abgewandt und sowohl in Bethel als auch in Dan goldene Kälber aufgestellt. Damit wollte er das Volk davon abhalten, nach Jerusalem zu reisen, um Gott dort anzubeten. Der Grundstein zum Götzendienst war gelegt. Gottes Wort sagt darüber eindeutig: „Diese Sache wurde zur Sünde“ (1. Kön 12,30).
Gott ließ Sein Volk und den König nicht ohne Warnung. Ein Prophet aus Juda kam durch das Wort des Herrn nach Bethel, um gegen den Altar zu reden. Seine Worte lauten: „Altar, Altar! so spricht der HERR: Siehe, ein Sohn wird dem Haus Davids geboren werden, Josia sein Name; und er wird auf dir die Priester der Höhen schlachten, die auf dir räuchern, und man wird Menschengebeine auf dir verbrennen!“ (1. Kön 13,2). Hier werden also präzise Aussagen in Bezug auf den kommenden König gemacht:
- sein Name
- seine Herkunft
- seine Taten
werden genannt.
In Josia ging diese Weissagung Gottes in Erfüllung.
Daraus können wir eine erste praktische Unterweisung für uns ziehen. Sie lautet: Gott steht zu Seinen Verheißungen! Etwa 300 Jahre hatte es gedauert, bis Josia kam, aber dann kam er. Die Voraussage Gottes ging ganz genau in Erfüllung.
Heute ist es nicht anders. Auch uns hat Gott Versprechungen gegeben. Auf diese Zusagen Gottes können wir uns unbedingt verlassen. Was Gott verspricht, das hält Er auch. Die Erfüllung mancher Zusage Gottes erleben wir unmittelbar. Wenn Er uns z.B. versprochen hat, in Schwierigkeiten zu helfen oder in unserer Mitte zu sein, wenn wir zu Seinem Namen hin versammelt sind, dann dürfen wir die Erfüllung unmittelbar erleben. Manche Zusagen Gottes haben aber auch für uns noch eine zukünftige Dimension. Denken wir nur an die Verheißung der Wiederkunft unseres Herrn. Ist ER nicht weit mehr als Josia? Gewiss! Wollen wir dann daran zweifeln, dass Er wiederkommt? Ganz bestimmt nicht.
Gottes Wort hat vorausgesagt, dass es Menschen geben wird, die an der Erfüllung gerade dieses Versprechens zweifeln und sich sogar darüber lustig machen werden (2. Pet 3,4). Deshalb sagt Er uns: „Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus, wie es einige für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig“ (2. Pet 3,9). Ja, Gott ist langmütig, aber das ändert nichts daran, dass schließlich doch geschieht, was Er gesagt hat. Darauf dürfen wir ganz fest bauen.
Seine Eltern
Wenn man die Reformgeschichte Josias im Zusammenhang auf sich einwirken lässt und darüber hinaus bedenkt, dass er bereits in jungen Jahren engagiert für die Sache Gottes eintrat, dann fragt man sich unwillkürlich, was für Eltern dieser junge Mann wohl gehabt haben mag. Dabei stellt man Erstaunliches fest. Sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren durchaus keine gottesfürchtigen Männer gewesen. Im Gegenteil, beide taten, was böse in den Augen Gottes war. 55 Jahre lang hatte Manasse regiert. Das Urteil Gottes über ihn lautete: „Er tat viel Böses in den Augen des HERRN, um ihn zu reizen“ (2. Chr 33,6). Wenn er auch später Buße tat, so war seine Regierungszeit doch ein weiteres trauriges Kapitel in der Geschichte der Könige Judas. Sein Sohn Amon, der Vater Josias, trieb es noch schlimmer. Von ihm heißt es: „Er, Amon, häufte die Schuld“ (2. Chr 33,23). Nur zwei Jahre Regierungszeit wurden ihm gegeben. Dann wurde er das Opfer einer Verschwörung.
Josia wurde geboren, als Manasse noch König war. Er war sechs Jahre alt, als sein Vater den Thron bestieg. Viel hat er wohl von seiner Regierungszeit nicht mitbekommen, aber einen guten Einfluss wird der Vater kaum auf seinen Sohn gehabt haben. Wie kam es also, dass er dennoch tat, was dem Herrn gefiel? Die Antwort führt uns zu einem wichtigen Grundsatz: Die Hinwendung eines Menschen zu dem Herrn Jesus ist immer ein Werk der Gnade Gottes. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche, die gläubige Eltern haben. Ohne die Gnade Gottes würde auch nicht eines der Kinder der Gläubigen zu dem Herrn Jesus geführt werden. Die Gnade rettet Kinder von gottlosen Eltern genauso, wie sie Kinder von gottesfürchtigen Eltern rettet. Es ist ohne Frage ein großes Vorrecht für ein Kind, in einer Familie aufzuwachsen, in der nach dem Willen Gottes gefragt wird, aber eine Garantie für die Errettung ist das nicht. Die Gnade Gottes muss auch an einem solchen Kind ein ganzes Werk tun, damit es sich zu dem Herrn Jesus wendet.
Man kann und darf nicht von den Eltern auf die Kinder schließen. Gottlose Eltern können ein gottesfürchtiges Kind haben (vgl. Amon und Josia). Genauso können gottesfürchtige Eltern ein gottloses Kind haben (vgl. Hiskia und Manasse). Die Gnade Gottes kann man nicht erben.
Dieser Grundsatz darf uns jedoch nicht zu einer falschen Schlussfolgerung führen. Wir Eltern tragen die volle Verantwortung für unsere Kinder. Wir können uns nicht hinter der Gnade Gottes verstecken und sie als billige Ausrede benutzen, unsere Kinder lasch und gleichgültig zu erziehen. Das Prinzip der Verantwortung ist genauso gültig wie das Prinzip der Gnade. Als Eltern haben wir Verantwortung. Wenn unsere Kinder dem Herrn Jesus nicht nachfolgen, dann müssen wir uns sehr wohl die selbstkritische Frage stellen, was wir falsch gemacht haben. Auf der anderen Seite haben wir absolut keinen Grund, uns auf die Schulter zu klopfen, wenn unsere Kinder ein Leben mit dem Herrn führen. Wenn das so ist, dürfen wir Gott von Herzen danken und die Gnade rühmen, aber keinen Verdienst bei uns selbst suchen.
Josia ist also in einem Umfeld aufgewachsen, das vom Vater her durchaus nicht von Gottesfurcht geprägt war. Allerdings nennt uns 2. Könige 22,1 seine Mutter Jedida und einen Großelternteil (Adaja). Das ist sicher nicht von ungefähr. Wir fragen uns mit Recht, ob diese Mutter nicht einen positiven Einfluss auf den Jungen gehabt haben wird. Der Gedanke liegt zumindest sehr nahe. Wenn auch die Verantwortung für die Erziehung der Kinder in erster Linie bei den Vätern liegt, so darf der Einfluss der Mütter auf den Werdegang eines Kindes nicht unterschätzt werden. Mütter können ein Segen für ihre Kinder sein, sie können aber auch durch ihr Verhalten zum Schaden sein. Gerade die ersten Lebensjahre – in denen Kinder bekanntlich besonders geprägt werden – verbringt ein Kind heute weitgehend unter dem Einfluss der Mutter. Da kommt dem Verhalten und dem Vorbild der Mutter eine zentrale Bedeutung zu.