Die Versammlung und Israel
Vorbilder im Alten Testament

Eva

Die Versammlung und Israel

Beginnen wir also mit dem Beispiel der ersten Frau der Bibel. Es wird hilfreich sein, zunächst folgende Bibelstellen zu lesen: 1. Mose 1,26-28; 2,18-24; Epheser 1,22.23; 5,25-33.

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei

Die Erschaffung des Menschen als Mann und Frau wird sowohl im ersten als auch im zweiten Kapitel der Bibel erwähnt. Während es in 1. Mose 1 um die historische Tatsache der Erschaffung von Adam und Eva geht, wird in 1. Mose 2 der Schwerpunkt auf die Beziehungen 1 gelegt, in denen Adam und Eva stehen sollten – zueinander und vor allem zu Gott.

Wir beginnen mit dem ausführlicheren Abschnitt in 1. Mose 2. Er ist besonders aufschlussreich in Bezug auf die Erschaffung und Rolle Evas.

„Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (1. Mo 2,18).

Es ist auffallend, dass der Bericht über die Erschaffung Evas mit einer Aussage über Adam beginnt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Natürlich sollte Eva an der Seite Adams glücklich sein, aber was in den Vordergrund gestellt wird, ist Gottes Ziel für Adam. Der Grund für ihre Existenz ist Adams Glück.

Um dieses Ziel für Adam zu erreichen, beschließt Gott, ihm Eva zur Frau zu geben, wobei Eva ihm völlig entsprechen sollte: „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“

Adam ist „ein Vorbild des Zukünftigen“ (Röm 5,14), also ein Vorbild von Christus. Wie wir noch ausführlich sehen werden, ist Eva ein Vorbild der Versammlung. Somit lernen wir hier, dass die Versammlung um Christi willen ins Leben gerufen wurde.

Eva als perfekte Entsprechung

„Und Gott der HERR bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein. Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber für Adam fand er keine Hilfe, die ihm entsprach“ (1. Mo 2,19-20).

In der gesamten Schöpfung gab es bisher keine solches „Komplement“ für Adam. Es gab kein Wesen, das auf ihn und seine Gefühle eingehen konnte und mit dem er seine Gedanken hätte teilen können. Aber in Eva sollte Adam jemanden finden, der ihm wirklich „entsprach“, – nicht im Sinne vollständiger Identität, sondern im Sinne eines perfekten Komplements.

Diese Tatsachen lassen uns ein wenig mehr begreifen, was es bedeutet, dass die Versammlung seine „Fülle“ ist: „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23).

An dieser Stelle spricht Paulus von Christus als Mensch. Er teilt uns etwas mit, das wir kaum erfassen können: Die Versammlung wird als seine Fülle bezeichnet. Tatsächlich wird an ihr die Liebe Christi in besonderer Weise gesehen. Sie ist auch das „Gefäß“, d. h. der Gegenstand, an dem seine Gnade in ganz besonderer Fülle gesehen wird. Und sie wird selbst in der Ewigkeit als „Braut Christi“ in ihrer Schönheit vorgestellt und zu seiner Ehre sein:

„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Off 21,2).

Schon diese einfache Überlegung kann die Art und Weise, wie wir manchmal über die Versammlung Gottes denken, verändern. Sie besteht aus Menschen, die reich gesegnet sind und die ihre Freude im Herrn finden dürfen und sollen. Aber der primäre Grund für ihre Existenz ist seine Freude, nicht ihre. Er ist das Ziel, und sie wurde ins Leben gerufen, um seine Fülle und Freude zu sein.

Diese Tatsache sollte unser Denken formen. Die Versammlung wurde nicht um ihrer selbst willen gebildet, sondern um Christi willen. Diejenigen, die zu ihr gehören, sind Ihm als Ergänzung gegeben, als diejenigen, die die Fähigkeit haben, in Bezug auf alles in dieser Welt (und sogar in Bezug auf die Dinge jenseits davon), seine Empfindungen zu teilen. Erwidern wir ganz praktisch seine Liebe und sind unsere Gedanken, Gefühle und Bestrebungen im Einklang mit den seinen?

Ein tiefer Schlaf

„Und Gott der HERR ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch“ (1. Mo 2,21).

Wenn der allmächtige Schöpfer – nachdem Er Adam aus dem Staub der Erde erschaffen hat (1. Mo 2,7) – diese bemerkenswert andere Art und Weise wählt, um eine geeignete Gefährtin für ihn zu schaffen, so geschieht dies sicherlich nicht ohne Grund.

Gott ließ Adam in einen „tiefen Schlaf“ fallen – ein beeindruckendes Bild davon, dass Christus in den Tod gehen musste, damit die Versammlung gebildet werden konnte. Er musste als das Weizenkorn in die Erde fallen und sterben, um nicht allein zu bleiben:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“ (Joh 12,24).

So trat Christus in einen Zustand ein, der Ihm als Urheber des Lebens völlig fremd war, um die Versammlung, seine Fülle, ins Leben zu rufen. Dieses Bild erinnert uns daran, dass die Versammlung

  1. die Frucht des Leidens und Sterbens Christi am Kreuz ist;
  2. erst nach dem Tod Christi entstehen konnte.

Beide Punkte werden im Neuen Testament eindrücklich bestätigt:

  • Erst als der Erstgeborene aus den Toten konnte Christus das Haupt des Leibes der Versammlung werden (Kol 1,18). Er hat die Versammlung geliebt und sich selbst „für sie hingegeben“ (Eph 5,25). Gott hat sie „durch das Blut seines Eigenen“ erkauft (Apg 20,28).
  • Die Versammlung wurde erst am Pfingsttag – nach dem Tod und der Auferstehung Christi – gebildet. Erst dann wurden die Gläubigen zu einem Leib getauft (Apg 1,5; 1. Kor 12,13). Der Geist konnte erst kommen und die Versammlung bilden und in ihr wohnen, nachdem Christus verherrlicht war (Joh 7,39).

Eine Rippe

Es ist nicht belanglos, dass Eva aus einer Rippe Adams geformt wurde. Dieser Umstand verdeutlicht einerseits, dass sie in ihrer Beziehung zu Adam nicht unabhängig von ihm geschaffen wurde. Andererseits veranschaulicht er die Tatsache, dass Eva einen Platz der Zuneigung an seiner Seite haben sollte (die Rippe liegt nah am Herzen).

Beides gilt für die Versammlung: Sie ist die Braut Christi – aus purer Gnade hat sie den Platz an seiner Seite bekommen. Ohne Ihn wäre sie nichts. Gleichzeitig ist sie der besondere Gegenstand seiner Liebe:

„Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei“ (Eph 5,25-27).

Eine Frau „bauen“?

„Und Gott der HERR baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau, und er brachte sie zu dem Menschen“ (1. Mo 2,22).

Bei der Beschreibung der Erschaffung Evas fällt ein Wort besonders ins Auge: Gott „baute“ eine Frau. Warum wird dieser merkwürdige Ausdruck benutzt?

Der hebräische Ausdruck (banah) beschreibt das Bauen von Häusern, Städten, Türmen, Tempeln, etc.

Dieser Umstand ist aus zwei Gründen auffallend:

  • Erstens wird vorher wiederholt ein anderes Wort benutzt (jazar): Gott bildete den Menschen und die Tiere (1. Mo 2,7.8.19). Dieser Ausdruck bezeichnet das kunstvolle Bilden oder Hervorbringen einer Sache. Er wird oft für einen Töpfer benutzt, der mit großem Geschick ein Gefäß bildet, aber auch dafür, dass Gott alles – das Meer und das Trockene – gebildet hat (Ps 95,5).
  • Zweitens ist es ungewöhnlich, davon zu sprechen, dass eine Frau „gebaut“ wurde. Man hätte eher einen anderen Ausdruck erwartet (etwa: erschaffen).

Aber für unser Thema besonders interessant ist der griechische Ausdruck, der hier in der Septuaginta vorkommt (oikodomein). Genau dieses Wort benutzte der Herr Jesus, als Er ankündigte, seine Versammlung auf den Felsen zu „bauen“:

„Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18).

Paulus benutzt diesen Ausdruck ebenfalls, und zwar gleich drei Mal hintereinander 2: In Epheser 2 spricht er davon, dass die Versammlung als Haus Gottes „aufgebaut“ ist auf der Grundlage der Apostel und Propheten. So sind die Gläubigen „mitaufgebaut“ zu einer Behausung Gottes im Geist. Auch das Wort „Bau“ ist von diesem Wort abgeleitet:

„Aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2,20-22).

Hinter der auf den ersten Blick merkwürdigen Redewendung verbirgt sich eine große Schönheit. Sie verbindet zwei Bilder der Versammlung miteinander: Sie ist Braut Christi und sie ist Haus Gottes.

Natürlich gibt es auch eine praktische Seite. Als Gläubige bauen wir mit (1. Kor 3,10-15). Aber hier geht es um das, was Gott selbst tut.

Und Er brachte sie zu dem Menschen

Weiter heißt es in diesem Vers, dass Gott Eva zu Adam brachte. Wie bei den meisten Vorbildern gibt es sowohl Parallelen als auch Kontraste. Im Fall von Christus und der Versammlung lesen wir, dass Christus sie sich selbst verherrlicht darstellen wird. Bei Adam wurde Gott tätig. Die offensichtliche Erklärung für diesen Unterschied ist, dass Adam nicht göttlich war – aber Christus ist es. Er ist der „wahre Gott“:

„Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20).

Eva soll Männin heißen

„Und der Mensch sprach: Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist diese genommen“ (1. Mo 2,23).

Adam erkannte in Eva ein Wesen, das ihm perfekt entsprach, nach dem er sich gesehnt hatte. „Diese“ steht im Gegensatz zu allem, was zuvor geschaffen worden war. In der gesamten geschaffenen Tierwelt hatte Adam kein Gegenstück, kein intelligentes und mitfühlendes Wesen gefunden. Diesmal war es anders. Adam erkennt Eva als „Gebein von seinen Gebeinen und Fleisch von seinem Fleisch“ an. Dieser interessante Ausdruck zeigt uns, dass

  1. … Eva ihre Existenz von Adam ableitete und
  2. … sie Eigenschaften aufwies, die seine eigenen waren. Sie war dadurch geprägt, dass sie Adam entsprach. Deshalb bezeichnete er sie als „Männin“ (hebr. ischah), die aus dem Mann (hebr. isch) hervorgegangen war.

Bei der Anwendung dieses Verses auf die Versammlung befinden wir uns auf besonders sicherem Boden, da der Apostel Paulus den Satz auf die Versammlung anwendet:

„Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“ (Eph 5,30).

Wir können nur staunen über Gottes Weisheit, Eva auf diese besondere Weise zu erschaffen – und uns damit (auf den allerersten Seiten seines Wortes und noch vor dem Sündenfall!) ein schönes Bild von seinem Ratschluss zu geben:

  • Die Versammlung leitet ihre Existenz von Christus ab, von seinem Tod, seiner Auferstehung und Verherrlichung.
  • Sie besteht aus Menschen, die das Leben und damit die Natur besitzen, die Christus entspricht und sogar von Ihm kommt. Nach Gottes Ratschluss ist sie vollkommen passend, um zu Christus zu gehören und mit Ihm verbunden zu sein. In diesem Sinn 3 ist sie „Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinen Fleisch“.
  • Sie ist auf das Engste mit Christus verbunden: Sie besteht aus Menschen, die „von seinem Fleisch und seinen Gebeinen“ sind. Daher kann sie schon jetzt sicher sein, dass ihr seine Fürsorge ständig gilt (bevor sie Ihm „ohne Flecken und Runzeln“ dargestellt wird). Paulus zieht einen beeindruckenden Vergleich: Niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Christus die Versammlung (V. 29).

Impuls für die Praxis: die christliche Ehe

Einerseits dürfen wir über die Liebe staunen, die die Versammlung so nah zu Christus gebracht hat. Andererseits gibt es wichtige praktische Konsequenzen, denn Paulus verwendet dieses Bild, um zu veranschaulichen, wie die Männer für ihre Frauen sorgen sollen („denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es“).

Das ist das eigentliche Thema in diesem Teil von Epheser 5. Aber um das Thema „christliche Ehe“ in seiner ganzen Tiefe zu beleuchten (und um zu zeigen, wie eine Ehe aussieht, die im Licht der christlichen Wahrheit geführt wird), kommt Paulus auf Christus als vollkommenes Vorbild zu sprechen.

Die tägliche Fürsorge Christi für seine Versammlung ist ein großer Trost. Gleichzeitig ist sie für jeden christlichen Ehemann ein unerreichter – und doch der einzig richtige – Maßstab!

Was nur Eva bewirken konnte

Als Gott Eva zu Adam brachte und sie ihm als vollkommene Gefährtin und Ergänzung vorstellte, war Adam offensichtlich überwältigt. Ein Schreiber 4 drückte es vor etwa 200 Jahren so aus:

„Der Garten Eden bot Adam eine Fülle an Sinnesfreuden und dazu die unübertroffene Herrschaft in der Welt als ‚König über alles, das er überblickte‘. Aber all diese Freuden und Genüsse konnten für Adam nicht das tun, was Eva für ihn tat: Eva löste seine Zunge. Sie entsiegelte seine Lippen. Sie entlockte ihm das Bekenntnis, dass er nun zufrieden war“.

Was für ein gewaltiges Vorrecht ist es, zu der Versammlung (aller Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung) zu gehören, die zur vollen Befriedigung des Herrn ist, die Frucht der Mühsal seiner Seele (vgl. Jes 53,11). Sie ist die eine, sehr kostbare Perle, in der Christus einen solchen Wert sah, dass Er „alles verkaufte“, um sie zu besitzen:

„Als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“ (Mt 13,46).

Natürlich hat der Herr unsere Liebe verdient – und mehr als das. Aber die Wahrheit, die hier vorgestellt wird, ist, dass die Versammlung als Gegenstand seiner Liebe erschaffen wurde. Christus ist der Kaufmann, die Versammlung ist die eine, sehr kostbare Perle.

Ein Fleisch sein

„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein“ (1. Mo 2,24).

Dieser Vers enthält ein gewaltiges Paradoxon: Ein junger Mann, der nie eine engere Beziehung gekannt hat als die zu seinem Vater und seiner Mutter, entscheidet sich „plötzlich“, eine noch viel engere Beziehung einzugehen. Er verlässt Vater und Mutter und verbindet sich mit einer Frau. Es ist eine Beziehung, die den Geist, die Seele und den Körper einschließt.

Obwohl diese Entwicklung immer wieder vorkommt und in diesem Sinn alltäglich ist, bleibt sie doch ein Geheimnis.

Ganz offensichtlich haben wir auch hier ein Bild von Christus und der Versammlung. Christus hat als Mensch das aufgegeben 5, was Ihm in der Beziehung zu seinem irdischen Volk Israel gehörte, um die Versammlung zu erwerben und zu besitzen.

Paulus zitiert den oben angegebenen Satz und wendet ihn unmissverständlich auf die Versammlung an:

„„Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung“ (Eph 5,31.32).

Die Ehe wird also zum Bild für die Verbindung zwischen Christus und seiner Versammlung.

Die Tatsache, dass die beiden eins sind, führt uns zurück zu 1. Mose 1, wo beide, Mann und Frau, als „Adam“ („den Menschen“) bezeichnet werden:

„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mo 1,26.27).

Auch hier handelt es sich nicht etwa um eine Ungenauigkeit, sondern um eine deutliche Veranschaulichung der neutestamentlichen Lehre. In 1. Korinther 12 spricht der Apostel Paulus von der Versammlung als dem Leib Christi. Dabei bezeichnet er Christus und die Versammlung – zusammen gesehen – als „den Christus“:

„Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus“ (1. Kor 12,12).

Wenn Gottes Weisheit in der Schöpfung sichtbar ist, so wird Gottes „mannigfaltige Weisheit“ durch die Versammlung bekannt gemacht:

„Damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung kundgetan werde die mannigfaltige Weisheit Gottes“ (Eph 3,10).

Sie kommt in der Tat in Gottes Ratschluss, wie er in Epheser 1-3 beschrieben wird, deutlich zum Ausdruck. Und sie sollte in der Praxis dort sichtbar sein, wo Versammlung in den verschiedenen Städten und Dörfern, in denen Christen im Namen des Herrn versammelt sind, ihren Ausdruck findet.

Die Ehe ist das Meisterstück Gottes in der ersten Schöpfung und die Verbindung von Christus und der Versammlung sein Meisterstück in der neuen Schöpfung.

Sie sollen herrschen

„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!“ (1. Mo 1,26).

Wie die Fußnote 6 sagt, steht hier im Grundtext für „Menschen“ das Wort „Adam“. Interessanterweise wird hier – obwohl es um zwei Menschen geht – die Einzahl verwendet. Unmittelbar im Anschluss heißt es: „Sie sollen herrschen“ (Mehrzahl). Auch diese Schwierigkeit löst sich schnell auf, wenn man die typologische (vorbildhafte) Bedeutung beachtet:

  1. Christus allein ist in sich selbst würdig, als Sohn des Menschen die Herrschaft über die Erde zu übernehmen (Psalm 8). Ihm gehört alles als Schöpfer und Er hat sich – zusätzlich – alles durch seinen Tod erworben (vgl. Mt 13,44; 2. Pet 2,1).
  2. Die Versammlung wird mit Ihm herrschen, aber nur aufgrund ihrer Verbindung mit Ihm.

Christus ist der Erbe, und wir sind Miterben, und nur deshalb, weil wir mit Ihm verbunden sind:

„Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden“ (Röm 8,17).

Fazit

Einerseits hat Gott im Rahmen der progressiven Offenbarung 7 seiner Gedanken das Beste bis zum Schluss aufbewahrt: das Geheimnis des Christus (Eph 3,4.5).

Andererseits hat es Ihm gefallen, viele Details dieses herrlichen Themas schon auf den allerersten Seiten der Bibel in Bildersprache anzudeuten.

Durch Eva werden unter anderem folgende Aspekte der Versammlung veranschaulicht:

  • Die Versammlung wurde um Christi willen erschaffen, zu seiner Freude.
  • Damit die Versammlung erschaffen werden konnte, musste Christus in den Tod gehen.
  • Die Versammlung sollte seine „Fülle“ werden. Sie ist das Gefäß, durch das der Reichtum seiner Gnade besonders sichtbar wird.
  • Sie ist sowohl die Braut Christi als auch das Haus Gottes.
  • Die Versammlung ist aufs Engste mit Christus verbunden.
  • Sie wird seine Herrschaft teilen – weil sie zu Ihm gehört.

Fußnoten

  • 1 Dies erklärt den Gebrauch der verschiedenen Namen Gottes in den ersten beiden Kapiteln der Bibel: Wenn es um Gott als Schöpfer geht, wird „Elohim“ gebraucht. Wenn es um seine Beziehung zum Menschen geht, ist von Ihm als HERR (JHWH, d. h. Jehova oder Jahwe) die Rede.
  • 2 Davon zwei Mal mit einer Vorsilbe (gr. epi (auf) bzw. syn (mit)) und einmal substantiviert (gr. oikodome).
  • 3 Es geht hier also nicht um die Inkarnation (Menschwerdung) Christi wie z.B. in Hebräer 2,14, sondern darum, dass die Versammlung passend gemacht wird, um mit dem verherrlichten Christus verbunden zu sein.
  • 4 J. G. Bellett, in „Heaven and Earth”. Leicht überarbeitet.
  • 5 Dass Er sich in Zukunft seinem irdischen Volk (Israel) zuwenden und es gewinnen wird, ist auch wahr (Röm 9,27; Röm 11,1; Röm 11,25-27). Aber zunächst einmal gab Er diesen Anspruch und diese Verbindung zu „dem Seinen“ auf.
  • 6 Elberfelder Übersetzung, Edition CSV.
  • 7 Gott hat sich fortschreitend offenbart. Stück für Stück wurden neue Offenbarungen hinzugefügt – bis die volle Offenbarung kam, und zwar durch den Sohn (Heb 1,1.2). Allerdings bleibt im Rahmen dieser fortschreitenden Offenbarung alles wahr, was bisher offenbart worden ist (der „Vorhang“ wird nur bei jeder Offenbarung etwas weiter zur Seite gezogen).
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