Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)
gesammelte Vorträge
Der König nach den Gedanken Gottes
(1. Samuel 1,1.2)
„Und es war ein Mann von Ramathajim-Zophim, vom Gebirge Ephraim, und sein Name war Elkana, der Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Tochus, des Sohnes Zuphs, ein Ephrati- ter. Und er hatte zwei Weiber: der Name der einen war Hanna, und der Name der anderen Pennina; und Pennina hatte Kinder, aber Hanna hatte keine Kinder.“ Wenn wir die Bücher der Bibel kennen, vor allem Josua, Richter, Ruth und nun dieses, sehen wir, dass dieses Buch das erste einer Reihe von insgesamt sechs Büchern ist, die einen besonderen Gegenstand behandeln: das Königtum in Israel, und zwar die Bücher Samuel, die Bücher der Könige und die Bücher der Chronika. Diese Bücher zeigen uns in Bildern die große Absicht Gottes mit dieser Erde: einen König nach Seinen Gedanken zu haben.
Den Gedanken der Regierung Gottes über diese Erde finden wir bereits in den ersten beiden Kapiteln der Bibel. In 1. Mose 1 haben wir eine Beschreibung der Schöpfung, und in 1. Mose 2 wird uns ausführlich die Erschaffung Adams berichtet. Gott hatte Adam als Seinen Stellvertreter eingesetzt, damit er über die ganze Erde regiere. Er sollte in Gehorsam gegenüber Gott der gesamten irdischen Schöpfung vorstehen. Gott gab dem Menschen einen Geist, damit er mit Ihm Verbindung hätte. Weiterhin finden wir in 1. Mose 2, dass Gott die Tiere zu Adam bringt und Adam den Tieren Namen gibt. Die geistigen Fähigkeiten Adams waren so groß, dass er augenblicklich die Besonderheit jedes Tieres erkannte, die Gott hineingelegt hatte und die in dem von ihm gegebenen Namen zum Ausdruck kam. Das gibt uns einen Eindruck von den besonderen Fähigkeiten, die Gott dem Menschen gegeben hatte, während er zudem in der Lage war, Gott zu verstehen. Gott sprach zu ihm, und er konnte Antwort darauf geben.
Doch wir wissen, dass diese wunderbare Harmonie zwischen dem Menschen und Gott durch den Sündenfall gestört wurde, als Eva, durch Satan versucht, etwas tat, was nicht dem ihr von Gott gegebenen Platz entsprach. Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben. Die folgenden Kapitel bis zur Sintflut zeigen uns, dass kein Mensch in der Lage war, die Herrschaft über diese Erde auszuüben. Der älteste Sohn Adams wurde in gewissem Sinn ein Haupt, doch nur Haupt seiner Nachkommenschaft, eines Geschlechts, das nichts mit Gott zu tun hatte, vor Gott geflohen und Ihm ungehorsam war. So musste Gott schließlich in der Sintflut Sein Gericht über eine verdorbene Menschheit bringen.
Unmittelbar nach der Sintflut setzte Gott in Noah aufs neue eine Regierung ein. Gott ließ Noah ausdrücklich wissen, dass jeder Mörder mit dem Tode bestraft werden sollte: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden“ (1. Mo 9,6). Doch kaum hat Noah die Autorität von Gott empfangen, da verliert er die moralische Würde dazu, als seine Söhne ihn betrunken finden. Sein eigener Sohn verspottet ihn.
In dem folgenden Kapitel, 1. Mose 10, finden wir dann Nimrod, der die Macht zu herrschen selbst an sich reißt. Gott hatte ihm diese Macht nicht gegeben. Im folgenden ergibt sich die gesamte Menschheit dem Götzendienst und lehnt sich gegen Gott auf. Sie will sich selbst einen Namen machen.
Nun greift Gott ein, indem Er einen einzelnen Mann herausruft und für Sich absondert. Abraham wird ein Fremdling in einem fremden Land. Doch dann kommt die Zeit, wo Gott Abrahams Nachkommen aufgrund der ihm gegebenen Verheißungen aus Ägypten erlöst, zu Sich in die Wüste bringt, eine Wohnung in ihrer Mitte errichten lässt, in die Er einzieht, um in der Mitte Seines Volkes zu wohnen. In 2. Mose 40 können wir nachlesen, wie die Herrlichkeit Gottes die Stiftshütte erfüllte, nachdem sie nach den genauen Anweisungen Gottes an Moses errichtet worden war. Im besonderen ruhte die Wolke der Herrlichkeit Gottes auf der Bundeslade, die der Thron Gottes war und auf der auch die Cherubim mit Blickrichtung auf das Gesetz standen, um darüber zu wachen, dass Gottes gerechte Regierung ausgeführt würde.
In dem folgenden Kapitel (3. Mose 1) spricht Gott zum ersten Mal aus dem Zelt der Zusammenkunft, um Seine Gedanken zu offenbaren. Danach zieht das Volk durch die Wüste (4. Mose), um schließlich im Buch Josua das Land zu erreichen, das Gott ihnen als Erbteil verheißen hatte. Es war das Land Gottes, doch Er gab es dem Volk als Eigentum, damit sie dort als Sein Volk ein Zeugnis für die Absichten Gottes mit dem Menschen gegenüber der ganzen Welt sein sollten. Es war immer Seine Absicht, in der Mitte von Menschen zu wohnen, die Sich Seiner Autorität freudig unterwerfen. So wird es einmal sein, wie wir in Offenbarung 21,1-7 nachlesen können. Dort finden wir eine Beschreibung der neuen Erde, auf der Gott in der Mitte der Menschen wohnen wird. Dort wird allein Seine Autorität anerkannt und wird niemals mehr ein Mensch in Auflehnung gegen Gott treten. Die neue Erde wird ewig bleiben und nie vergehen.
Wenn wir dann die Schrift weiterlesen, sehen wir, wie Gott Sich immer wieder an den Menschen wendet und ihn aufruft, dem Ziel zu entsprechen, weshalb er auf dieser Erde ist: Stellvertreter Gottes zu sein. Das sehen wir auch, wenn wir zum Buch Josua kommen. Gott bringt dort Sein Volk in das Land, um es in Besitz zu nehmen. Es ist das Land, in dem später auch der Tempel gebaut werden sollte. Doch noch ist es nicht soweit. Zuvor haben wir eine sehr traurige Phase in der Geschichte des Volkes, wie sie im Buch der Richter beschrieben wird. Bereits das erste Kapitel zeigt uns, wie die Kinder Israel nicht darauf achteten, was Gott ihnen durch Josua geboten hatte. Am Ende des Buches der Richter wird verschiedene Male gesagt, dass ein jeder tat, was recht war in seinen Augen. Die Autorität Gottes wurde völlig missachtet. Das wahre Zeugnis Gottes hier auf Erden erlosch nahezu. Das Priestertum war zwar noch da, die Stiftshütte war noch da und auch der Altar. Auch war die Herrlichkeit Gottes immer noch in der Stiftshütte. Doch wir lesen nicht ein einziges Mal im Buch der Richter, dass Menschen diesen Platz aufsuchten, um Gott zu nahen. Das Zelt der Zusammenkunft war praktisch unbekannt in der Mitte Israels. Die Richter, die Gott erweckte, standen nicht in Verbindung mit der Wohnung Gottes, obwohl Gott sie gab, um das Volk aus der Knechtschaft zu befreien. Daraus erkennen wir, dass die Regierung nicht direkt von Gott ausging.
Doch dann folgt dieses wunderbare kleine Buch, das den Namen einer Frau trägt: Ruth. Dort sehen wir, das durch alle Umstände hindurch Gott doch ein Zeugnis hat. Wenn die Gesamtheit von Ihm abweicht und nicht nach Seinen Gedanken fragt, gebraucht Er einzelne, um etwas Neues einzuführen. Es ist wunderbar, diese Geschichte zu betrachten, doch es ist auch wunderbar zu sehen, dass Gott hierzu eine Frau gebrauchte, die nicht von dem Volk Gottes war. Diese Frau stammte von einem Volk, von dem Gott gesagt hatte, dass das zehnte Geschlecht nicht in die Versammlung Gottes kommen sollte. Diese Frau wurde von Gott gebraucht, um eine Vorfahrin Dessen zu sein, der einmal als König in Israel regieren sollte. Ja, sie ist sogar die Stammutter Dessen, der im Tausendjährigen Reich über die Erde regieren wird, des Herrn Jesus. Wir finden sie im Geschlechtsregister in Matthäus 1 als Ruth, die Moabitin. Das ist etwas Wunderbares. Die letzten Verse des Buches Ruth zeigen uns, wer ihr Sohn ist. Ihr Enkel war der Vater Davids, des Königs nach dem Herzen Gottes, den wir in 1. Samuel finden und von dessen Geschlecht die königlichen Bücher voll sind.
Hier im 1. Buch Samuel finden wir nun einen neuen Anfang der Wege Gottes. In den beiden Frauen Elkanas, Hanna und Peninna, sehen wir den praktischen Zustand des Volkes Gottes. Es gab solche unter dem Volk, die nicht auf die Stimme Gottes hörten und sich doch vermehrten, wie Peninna. Sie nahmen scheinbar eine Stellung des Segens ein. Doch es gab auch solche wie die kinderlose Hanna, wo keine Frucht vorhanden war. Hanna kennt den wahren Zustand des Volkes Gottes und ruft zu Gott um Hilfe, dass Er einen Mann sende, der die Rechte Gottes aufrechterhalte und in Seinem Namen Autorität ausübe. Das ist letztlich der König. Hanna spricht von ihm in ihrem Lobpreis in Kapitel 2,10: „Jehova wird richten die Enden der Erde, und Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten.“ So wird Gott in Zukunft durch Seinen König, den Herrn Jesus, die Herrschaft über die ganze Erde ausüben, wovon David ein Vorbild ist.
Doch Gott wünscht zu allen Zeiten ein Volk hier auf der Erde zu haben, das Seine Autorität anerkennt und in dessen Mitte Er wohnen kann, wie es in der Wüste durch die Stiftshütte der Fall war. Hier finden wir den Weg, wie Gott Sich ein erneuertes Volk zubereitet. Ja, die Stiftshütte war noch in der Mitte Israels. Es gab noch Priester, die dort ihren Dienst ausübten, doch das Priestertum war völlig verdorben. Wir lesen von diesen Priestern: „Und die Söhne Elis waren Söhne Belials, sie kannten Jehova nicht“ (2,12). Die folgenden Verse beschreiben, wie sie die göttlichen Dinge missachteten. Nicht nur das Volk tat in dieser Zeit, was recht war in seinen Augen, sondern auch die Priester waren völlig gottlos, indem sie das Volk dazu anleiteten, die Opfergabe Jehovas zu verachten. Doch dann sehen wir das Gericht Gottes über diesen bösen Zustand.
In Kapitel 3 hören wir, wie Gott Sich nicht Eli, dem Hohenpriester, offenbart, sondern Samuel ruft. Samuel kannte die Stimme Jehovas allerdings noch nicht. In Vers 1 heißt es: „Und das Wort Jehovas war selten in jenen Tagen.“ Es gab keine öffentliche Autorität. Und in Vers 2 heißt es weiter: „Und es geschah in selbiger Zeit, als Eli an seinem Orte lag – seine Augen aber hatten begonnen, blöde zu werden, er konnte nicht sehen.“ Er war nicht mehr wirksam für den Herrn, er lag dort. Er hatte auch keine Einsicht mehr, er konnte nichts mehr sehen. Seine Augen begannen dunkel zu werden. Und weiter heißt es: „Und die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel lag im Tempel Jehovas, woselbst die Lade Gottes war.“ In diesem Augenblick also, als das Licht in der Wohnung Gottes völlig weggetan werden sollte, ruft Gott Samuel. Doch Samuel kennt die Stimme Gottes nicht.
Nachdem Samuel dreimal Eli fragt, ob er ihn gerufen habe, erkennt Eli, dass Gott den Knaben gerufen hat. Wie beschämend war es für Eli, daß Gott Sich nicht an ihn wandte, sondern an diesen jungen Mann, der noch ein Knabe war. Samuel war der einzige, mit dem Gott zu jener Zeit sprechen konnte. Gott offenbart ihm, dass Eli und seine Söhne das Gericht treffen würde: „Siehe, ich will eine Sache tun in Israel, dass jedem, der sie hört, seine beiden Ohren gellen sollen. An selbigem Tage werde ich wider Eli alles ausführen, was ich über sein Haus geredet habe: ich werde beginnen und vollenden. Denn ich habe ihm kundgetan, dass ich sein Haus richten will ewiglich, um der Ungerechtigkeit willen, die er gewusst hat, dass seine Söhne sich den Fluch zuzogen, und er ihnen nicht gewehrt hat. Und darum habe ich dem Hause Elis geschworen: Wenn die Ungerechtigkeit des Hauses Elis gesühnt werden soll durch Schlachtopfer und durch Speisopfer ewiglich“ (3,11–14).
Im folgenden Kapitel wird der Krieg mit den Philistern beschrieben. Nachdem Israel eine Niederlage erleidet, erinnern sie sich des Zeltes der Zusammenkunft und der Bundeslade: „Lasst uns von Silo die Lade des Bundes Jehovas zu uns holen, dass sie in unsere Mitte komme und uns rette aus der Hand unserer Feinde“ (4,3). Unter großem Jauchzen holte man die Lade in das Lager, und als die Philister es hörten, fragten sie sich, was das sei. Sie fürchteten sich, als sie hörten, dass die Lade ins Lager gekommen wäre. Doch dann nahmen sie allen Mut zusammen und begannen aufs neue den Kampf gegen Israel: „Und die Philister stritten, und Israel wurde geschlagen, und sie flohen ein jeder nach seinem Zelte; und die Niederlage war sehr groß, und es fielen von Israel dreißigtausend Mann zu Fuß. Und die Lade Gottes wurde genommen, und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, starben“ (4,10.11). Wir lesen nicht, dass Jehova in ihrer Mitte war. Danach hatten sie kein Verlangen, wohl aber meinten sie, dass die Anwesenheit der Lade sie unbesiegbar mache für den Feind. Darin hatten sie sich sehr geirrt.
So ist es auch heute im Blick auf den Platz des Zusammenkommens am Tisch des Herrn. Dort, wo wirklich zwei oder drei zu Seinem Namen versammelt sind, ist Er in der Mitte. Nicht der Platz ist wichtig, sondern die Gegenwart des Herrn. Wenn wir zu Seinem Namen versammelt sind, dann ist Er in der Mitte. Gibt es etwas Höheres? Er, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der alle Macht besitzt, Er, der alle Dinge durch das Wort Seiner Macht trägt, ist dort anwesend, wo Gläubige zu Seinem Namen hin versammelt sind! Nicht die Art und Weise des Versammeltseins gibt Kraft, sondern allein das Versammeltsein zu Ihm.
Doch wir stehen in derselben Gefahr wie Israel. Wir können den Platz kennengelernt haben, wo wir zum Namen des Herrn versammelt sind. Doch vergessen wir nicht häufig, dass wir allein zu Ihm versammelt sein sollten? Folgen wir an diesem Platz nicht oft unseren eigenen Gedanken? Wie oft warten wir nicht auf die Leitung des Heiligen Geistes und verwirklichen es nicht in unseren Herzen, dass Er anwesend ist. Ist es so, dass alle Lieder vorgeschlagen werden unter der Leitung des Heiligen Geistes? Wie ist es in den Gebetsstunden? Beten wir nur dann, wenn der Heilige Geist uns gebrauchen will? So ist es mit jedem Dienst in der Gegenwart des Herrn. Ist es wirklich so, dass nur derjenige einen Dienst tut, der sicher weiß, dass der Herr ihn gebrauchen möchte, und dass er nur das sagt, was der Herr ihm durch den Heiligen Geist gibt? Das ist die große Frage an uns.
Ich habe 1937 miterlebt, als alle bekannten: Wir sind versammelt zu dem Namen des Herrn. Öffentlich wurde gesagt: Wir haben den Tisch des Herrn. Doch dann kam das Verbot, und etwa 90% der Brüder verließen diesen Platz, um unter der Autorität Hitlers zusammenzukommen. Wie weit wich das Bekenntnis von der Wirklichkeit in den Herzen ab!
Der Herr sieht tiefer, als unsere Worte es ausdrücken. Er sieht unsere Herzen und erwartet Wirklichkeit. Er möchte, dass wir uns bei den Zusammenkünften Seiner Gegenwart bewusst sind. Ist es Wirklichkeit, dass Er alle Autorität hat und wir nichts aus uns selbst zu tun wünschen, sondern Seine Leitung und Seine Autorität anerkennen? Und nicht nur das. Hat der Herr auch in unserem tagtäglichen Leben alle Autorität?
Das Volk jauchzte, als die Lade in das Lager kam. Doch sie jauchzten wegen der Lade und nicht, weil der Herr zu ihnen gekommen wäre. Sie standen auf einer Stufe mit den Philistern, die sich ebenfalls vor der Lade und dem Haus des Gottes Israels fürchteten, aber nicht vor Gott Selbst. Die Philister stellten Gott auf eine Ebene mit ihren Göttern. Sie mussten kennenlernen, dass Gott völlig anders ist als ihre Götter, die nur Bilder waren. Als sie die Bundeslade, den Thron Gottes, in den Tempel ihres Gottes setzten, fiel am ersten Tag ihr Götze um. Als sie ihn wieder hinstellten, fiel er am folgenden Tag wieder um. Sein Kopf und seine Arme waren abgeschlagen. Gott zeigte damit, dass der Götze machtlos war. Nur Er, der in dem Zelt der Zusammenkunft wohnt und auf der Bundeslade thront, ist der allmächtige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Nachdem die Philister das gelernt haben, senden sie die Bundeslade nach Israel zurück.
Doch Israel hat nichts dazugelernt, wie wir aus den folgenden Kapiteln sehen. Als die Philister die Bundeslade auf das Feld Josuas brachten, da taten Menschen des Volkes Gottes das, was die Heiden und Philister nicht getan hatten, sie schauten in die Bundeslade. Philister sind in der Schrift ein Bild der christlichen Welt, der Namenschristenheit. Sie sind in das Land gekommen, ohne durch den Jordan gezogen zu sein. Sie nehmen die Stellung von Christen ein, sind jedoch nicht von neuem geboren, haben also ihre Sünde und Schuld nicht aufrichtig vor Gott bekannt und somit auch kein neues Leben empfangen. Sie bilden solche Menschen vor, die nicht mit Christus gestorben sind. Die Philister waren die größten Feinde des Volkes Gottes. Das ist auch in unseren Tagen so.
Im Anschluss daran sehen wir, dass Gottes Gericht siebzig Mann aus dem Volk Israel treffen muss. Wenn die Fußnote Recht hat, waren es sogar fünfzigtausend. Sie sterben, weil sie die Lade öffnen, um hineinzuschauen. Die Bundeslade war der Thron Gottes und war so heilig, dass niemand in das Allerheiligste eintreten durfte als nur einmal im Jahr der Hohepriester. Wenn er eintrat, musste er Räucherwerk darbringen, das ihn sozusagen vor der Herrlichkeit des Herrn schützte, da der Hohepriester selbst ein sündiger Mensch war. Hier brachen die Kinder Israel die Lade auf, um hineinzuschauen. Der wahre Zustand des Volkes ist nun offenbar geworden.
Doch Gott fährt fort, in der Mitte Seines Volkes zu wirken. Gott wünscht, einen König zu haben. Er wünscht, hier auf der Erde Seine Autorität ausüben zu können. Ja, in all den Jahrhunderten der Zeitgeschichte, den sechstausend Jahren der Geschichte des Menschen, gibt Er immer wieder ein neues Zeugnis Seiner Rechte, und jedes Mal aufs neue verwirft der Mensch dieses Zeugnis, und schließlich muss es seinetwegen weggetan werden. Das wird solange anhalten, bis Derjenige kommt, der Seinen Platz auf dem Thron einnehmen wird, der Mann nach den Gedanken Gottes, nachdem deutlich geworden ist, dass die Gnade den Menschen nicht verändert hat.
Alle Gruppen von Menschen, die Gnade empfangen haben und von Gott als ein Zeugnis gebraucht wurden, versagten schließlich. Wir finden dazu einen Hinweis in der Tatsache, dass in der Bibel Monate nicht nach der Sonne, sondern nach dem Mond berechnet wurden. Jeder Monat begann mit dem Neumond. Das Licht des Mondes nahm bis zur Mitte des Monats zu, dem Vollmond am vierzehnten und fünfzehnten Tag, um dann wieder abzunehmen. So begann auch ein einzelner Tag in 1. Mose 1 nicht mit dem Aufgehen der Sonne, sondern mit der Dunkelheit, dem Abend. Gott verfolgt Seine großen Linien in den verschiedenen Zeitabschnitten, in denen das Licht zuerst immer mehr zunimmt, einen Höhepunkt erreicht und danach wieder schwächer wird.
Denken wir nur an die ersten Kapitel der Apostelgeschichte, wie dort am Pfingsttag durch die Predigt eines Mannes dreitausend Menschen zur Bekehrung kamen. So ging es weiter. Tausende bekehrten sich. Da sehen wir die Kraft des Lichtes. Die Menschen erkannten, dass allein der Herr Autorität hat. Sie sagten zu den Führern des Volkes, den Hohenpriestern, die in Israel die höchsten Plätze einnahmen: Urteilt selbst, ob wir Gott gehorchen müssen oder Menschen. Sie taten nur, was der Herr sagte, wenn das auch manchmal Gefängnis für sie bedeutete. Sie waren erfreut, dass sie würdig geachtet worden waren, für den Namen des Herrn Schmach zu tragen, den Namen Dessen, der alle Autorität hat und den sie als Herrn anerkannten. So war es zu Beginn des christlichen Zeugnisses. Doch nachdem das Licht seine größte Helligkeit erreicht hatte, begann es auch wieder abzunehmen.
Der Apostel Paulus, der die größten Herrlichkeiten des Herrn Jesus geoffenbart hat und all die Segnungen beschreibt, die für die gegenwärtige Zeit Seiner Verwerfung geoffenbart sind, schreibt am Ende seines Lebens, dass alle, die in Kleinasien waren, ihn verlassen hatten. Für diese gab es als Gesamtheit keine Wiederherstellung, es gab nur ein Absondern derer, die den Herrn anrufen wollten aus reinem Herzen. Reine Kleider sind nicht ausreichend. Auch ein reiner Platz ist an sich nicht ausreichend. Es geht um ein reines Herz. Es geht um die Anerkennung der Tatsache, dass der Herr in der Mitte der Seinen ist. Das gilt nicht nur für die Zusammenkünfte, sondern auch für unser alltägliches Leben. Sieben Tage in der Woche ist Er unser Herr und müssen wir Seine Rechte anerkennen. Wenn das nicht der Fall ist, wird der Herr auch uns als Zeugnis beiseitesetzen. Das finden wir auch hier im ersten Buch Samuel. Wir haben gelesen, wie es den Philistern erging, und die unehrerbietigen Israeliten traf das Gericht Gottes (Kap. 6).
In Kapitel 7 lesen wir dann: „Und die Männer von Kirjath-Jearim kamen und führten die Lade Jehovas hinauf, und sie brachten sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel.“ Abinadab bedeutet: „Vater des willigen Gebers“ oder „der Wohltätige“. Welch ein prächtiger Name. In sein Haus wird die Lade gebracht. Doch das war ein unnormaler Zustand, denn Abinadab war kein Levit, wenn er auch auf einem Hügel, einem erhabenen Platz, und nicht auf dem niedrigen Niveau des übrigen Volkes wohnte. Später sehen wir, dass David die Bundeslade von dort holt, um sie nach Jerusalem zu bringen. Doch weil man nicht auf die Vorschriften geachtet hatte, wie die Lade transportiert werden sollte, traf einen der Söhne Abinadabs das Gericht. Ussa stirbt. Trotzdem sehen wir hier einen Anfang der Absonderung.
„Und sie heiligten Eleasar, seinen Sohn, die Lade Jehovas zu hüten. Und es geschah von dem Tage an, da die Lade zu Kirjath-Jearim blieb, daß der Tage viele wurden, und es wurden zwanzig Jahre. Und das ganze Haus Israel wehklagte Jehova nach“ (7,1.2). Es dauerte zwanzig Jahre, bis dies geschah. In Wirklichkeit waren es insgesamt achtzig Jahre, während derer die Lade sich hier aufhielt. Doch es war nicht der Ort, wo die Bundeslade eigentlich hingehörte. Nein, sie gehörte dorthin, wovon Gott in 5. Mose öfters gesprochen hatte, an den Platz, den Er erwählt hatte, um dort zu wohnen, und wohin Er Sein Volk zu Sich einladen wollte.
Nun hören wir in Kapitel 7,3 Samuel zum ersten Mal öffentlich auftreten und das Volk zur Buße aufrufen. Samuel hat gleichsam den Platz eingenommen, den Eli hätte einnehmen sollen, denn es war seine Aufgabe, das Volk mit den Gedanken Gottes bekanntzumachen. Die Folge war, dass die Kinder Israel Buße taten, sich von den Götzen trennten und begannen, allein Jehova zu dienen. Danach versammelte Samuel das Volk nach Mizpa, um für sie zu Jehova zu beten. Das Volk fastete und legte ein Bekenntnis vor Gott ab, dass sie gesündigt hatten.
Doch nun wird der Feind wieder wach. Wie die Philister hörten, dass die Kinder Israel sich nach Mizpa versammelt hatten, zogen sie gegen sie herauf. Nun verlangt das Volk nicht nach der Gegenwart der Bundeslade, sondern bittet Samuel, weiter für sie zu Jehova, ihrem Gott, zu rufen, dass Er sie aus der Hand der Philister rette, was Samuel auch unmittelbar tut, nachdem er zuvor ein Milchlamm als Brandopfer Jehova dargebracht hat. Im Vorbild erinnert Samuel damit Jehova an die Herrlichkeit des Herrn Jesus, an Seine völlige Hingabe auf dem Kreuz, wie Er als der vollkommene Mensch Gott über alle Maßen anlässlich der Sünde verherrlicht hat. Samuel tut hier das, was das Volk nach 2. Mose 29 jeden Tag hätte tun sollen: ein beständiges Brandopfer jeden Morgen und jeden Abend darbringen. Wo Gott an die Herrlichkeit des Herrn Jesus erinnert wird und wo Sein Volk sich darauf beruft und damit Anbetung darbringt, da kann Gott helfend eingreifen.
Noch während Samuel das Brandopfer opfert und die Philister heranziehen, bewirkt Jehova einen starken Donner, der die Philister völlig verwirrt, so dass sie von Israel geschlagen werden können und eine schwere Niederlage erleiden.
Im folgenden Kapitel finden wir dann, dass Samuel seine beiden Söhne zu Richtern eingesetzt hat. Leider wandeln sie nicht auf den Wegen ihres Vaters, sondern zeigen die Kennzeichen des natürlichen Menschen. Sie sind bestechlich. Wenn sie auch nicht so böse sind wie die Söhne Elis, so ist doch keine wirkliche Gottesfurcht in ihren Herzen. Menschlich gesprochen ist das der Anlass, dass das Volk nach einem König verlangt.
Es war nicht Gottes Absicht, dass Samuel der König Israels sein sollte. Seine Absicht war, dass Samuel, der zu dem priesterlichen Geschlecht gehörte, die Herzen bewegen sollte, zu Gott zurückzukehren, um in Aufrichtigkeit und Gehorsam Gott gegenüber zu leben. Dann würde Gott einen König geben, der ewig sein sollte, den König David, dessen Name „der Geliebte“ bedeutet. Er ist es ja, von dem die Bücher Samuel, Könige und Chronika hauptsächlich handeln. Wir sehen im weiteren Verlauf, wie er zum König gesalbt, doch dann von Saul verfolgt wird. Das Volk will einen König aus ihrer Mitte, nach ihrem Geschmack. Sie wollen Gottes König nicht: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“, würde das Volk einmal über den Herrn Jesus sagen. Wie konnten sie einen König wünschen, der der Sohn eines Zimmermanns war, einen, der in einer verrufenen Stadt wie Nazareth geboren war. Nein, den wollten sie nicht als König. Sie begehrten einen König, der einen Kopf höher war als alles Volk und ein sehr schöner Mann. Ja, und Gott gab ihnen diesen König, um ihnen zu zeigen, wie töricht sie waren. Lernen wir daraus nicht, wie töricht es ist, auf Menschen zu vertrauen? Wie oft schätzen wir Menschen danach ein, wie groß ihre Gabe ist, wie sie schöne Dinge sagen können. Doch die Frage bleibt immer, ob jemand von Gott gesandt ist. Es gibt nur einen, der vollkommen den Gedanken Gottes entsprach: Das ist der Herr Jesus. Allein Ihn und Seine Autorität haben wir anzuerkennen. Niemals können wir die Autorität von Menschen anerkennen, es sei denn, dass es die Autorität ist, die der Herr Seinem Wort gegeben hat, weil es Sein Wort ist. Wenn Menschen unter der Leitung des Heiligen Geistes allein absolut das Wort Gottes bringen, dann ist es die Autorität des Herrn Jesus Selbst.
Wie ist doch die gesamte Geschichte der Menschheit und im besonderen die des Volkes Gottes ein Auf und Ab gewesen. Wir können heute auf beinahe sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte zurückschauen. In der Bibel finden wir die gesamte Geschichte der Wege Gottes bis zum Ende des Lebens der Apostel, und diese haben bereits im voraus über die Zeit gesprochen, in der wir heute leben. Wir haben uns an die Jahre vor der Sintflut erinnert, an die Jahre nach der Sintflut, an die Zeit, wo Gott mit Abraham einen neuen Anfang machte, an die Geschichte des Volkes Israel, an die Zeit der Richter, und haben uns etwas näher mit der Zeit beschäftigt, die dem Kommen Davids, des Mannes nach dem Herzen Gottes, vorausging. Wir wissen, wie schön die Zeit der christlichen Kirche anfing, wie schnell der Verfall eintrat, wie Gott immer wieder ein Aufleben gab, auf das so schnell der Verfall folgte, bis in die heutige Zeit. Gott hat den Menschen auf alle Weise erprobt, und das eindeutige Zeugnis der Schrift ist, dass Gott von dem ersten Menschen nichts gebrauchen kann. Wie glücklich dürfen wir sein, zu wissen, dass Gott in dem zweiten Menschen, dem letzten Adam, alle Seine Pläne verwirklichen wird. Bald wird der Herr Jesus wiederkommen als König, und Gott wird durch Ihn alle Seine Verheißungen erfüllen bis hin zu dem Punkt, wo der Herr Jesus das Reich Seinem Gott und Vater übergeben und Gott im ewigen Zustand alles in allem sein wird.