Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)
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Israel hat gesündigt

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)

(Josua 7)

Josua ist ein Bild von dem Herrn Jesus als dem Auferstandenen, der durch den Heiligen Geist in der Mitte Seines Volkes weilt und das Volk in das verheißene Land leitet, dort die Kriege anführt und das Land verteilt. Neutestamentlich gesehen ist das Land ein Bild der himmlischen Örter, wie sie im Brief an die Epheser beschrieben werden. Jeder Gläubige, der das neue Leben empfangen hat, ist mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet und befindet sich seiner Stellung nach dort. Das gilt für jeden Gläubigen, wie gering sein Verständnis darüber auch sein mag und wie gering auch der tatsächliche Genuss der Segnungen und der Stellung sein mag. Im Buch Josua sehen wir daher im Vorbild auch nicht so sehr unsere Stellung, sondern den Weg, auf dem wir praktisch zum völligen Genuss unserer Segnungen und unserer Stellung in himmlischen Örtern kommen.

Es ist gut, sich gründlich vor Augen zu halten, dass unsere eigentlichen, christlichen Segnungen in den himmlischen Örtern sind und nicht hier auf der Erde. Bei dem Ausdruck „himmlische Örter“ fehlt im Griechischen das Wort „Örter“. Es ist in der Übersetzung zum besseren Verständnis hinzugefügt worden. Doch eigentlich heißt es „in den Himmlischen“, womit der Nachdruck auf den himmlischen Charakter all der Dinge fällt, die unser Teil sind. Unsere eigentlichen Segnungen gehören zum Himmel. Wenn wir auf diese Segnungen warten müssten, bis wir diese Erde verlassen, würden wir hier auf Erden keine geistlichen Segnungen haben.

Neben den geistlichen Segnungen gibt es natürlich auch die irdischen Segnungen. So hatte das Volk Israel viele irdische Segnungen. Gott belohnte ihren Gehorsam durch ein langes Leben, gute Gesundheit, Kindersegen und Segen in Besitztümern, wie wir z.B. aus 5. Mose 28 erfahren. Diese Segnungen sind häufig auch unser Teil, und wir dürfen dem Herrn dafür sehr dankbar sein. Es kann aber auch Satan sein, der uns Besitztümer gibt, um dadurch unsere Herzen vom Herrn Jesus abzuziehen. Viele von uns wissen aus Erfahrung, welche großen Gefahren mit dem Besitz irdischer Güter verbunden sind.

Alle geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern sind jetzt schon unser Teil, weil wir bereits jetzt in Christus versetzt sind in die himmlischen Örter. Doch es geht im Buch Josua, wie gesagt, um die Frage, inwieweit wir diese Segnungen im Glauben in Besitz genommen haben. Die Vorbilder zeigen uns, wie wir das tun können. Was nützt uns ein großes Erbe, wenn wir es nicht in Besitz nehmen können? Angenommen, es gäbe einen reichen Mann in Australien, der mir ein großes Haus mit vielen Ländereien vermachen würde und einem Notar in Deutschland die Nachricht darüber zukommen ließe. Wenn nun der Notar vergäße, mir das mitzuteilen, so würde das nichts daran ändern, dass das Haus und die Ländereien mein Eigentum wären. Doch ich hätte keinen Nutzen davon, weil ich es ja nicht wüsste. Erst wenn ich eine Mitteilung des Notars bekäme, könnte ich mich genauer nach dem Haus und den Ländereien erkundigen und auch erfahren, welchen Wert mein Eigentum hat. Ich könnte erkunden, wo es gelegen ist, wie die Umgebung ist usw. Vielleicht würde ich erfahren, dass es in einer völlig unbewohnbaren Gegend liegt oder dass das Haus völlig verfallen ist. Nun, um den Wert meines Eigentums kennenzulernen, müsste ich mich damit beschäftigen. So ist es auch im Blick auf unsere geistlichen Segnungen. Nur wenn wir uns damit beschäftigen und sie im Glauben in Besitz nehmen, können wir uns daran erfreuen, auch wenn wir mit unseren Leibern noch nicht dort sind. Welch ein Verlust ist es für jeden Gläubigen, der seiner Stellung nach in himmlischen Örtern ist, wenn er sein Erbteil nicht kennt und sich nicht damit beschäftigt. So hat er auch keine Freude daran. Darum sind die Belehrungen des Buches Josua so wichtig für uns, denn sie zeigen uns, auf welche Weise wir unser Land praktisch in Besitz nehmen können. Das Buch Josua zeigt uns nicht so sehr, wie das Volk im Land wohnt, sondern wie es in das Land einzieht und es nach und nach durch Kampf erobert.

Die ersten zweieinhalb Kapitel dieses Buches beschreiben uns die Vorbereitungen und die Bereitschaft des Volkes zum Durchzug durch den Jordan. Das ist der erste Schritt zur Inbesitznahme des Landes. Der Jordan ist ein Bild des Todes und der Auferstehung des Herrn Jesus, und der Durchzug des Volkes Gottes durch diesen Fluss zeigt uns, dass auch wir verwirklichen müssen, dass wir mit Ihm gestorben und mit Ihm auferweckt sind, wie wir in Kolosser 2,10-12 lesen können. Verwirklichen du und ich, dass wir mit Christus gestorben und mit Ihm auferstanden sind? Der Stellung nach trifft das für jeden Gläubigen zu. Doch sind wir uns dessen auch bewusst? Frag einmal solche, die sich der Vergebung ihrer Sünden bewusst sind, ob sie auch wissen, dass sie mit Christus gestorben und auferweckt sind. Sind es nicht sehr wenige in der Christenheit, die das wissen? Und doch genügt das Wissen allein noch nicht. Die nächste Frage ist, inwieweit wir das in unserem Leben Tag für Tag verwirklichen. In unserer alten, sündigen Natur ist nichts Gutes, und mit dieser alten Natur können wir auch die himmlischen Segnungen nicht genießen. Dazu musste der Herr Jesus am Kreuz sterben und wir mit Ihm. Solange jemand nicht weiß, dass er mit Christus gestorben ist – ich spreche jetzt von solchen, die von neuem geboren sind –, hat er immer wieder Not mit den Wirkungen dieser Natur und ist unglücklich über all das Böse, was aus ihr hervorkommt. Das neue Leben möchte dem Herrn dienen, doch die Kraft dazu ist noch nicht vorhanden. Welch eine herrliche Entdeckung ist es dann, aus dem Wort Gottes zu lernen, dass Gott die alte Natur in dem Tod des Herrn Jesus auf dem Kreuz gerichtet hat. So schreibt Paulus in Kolosser 3,3: „Denn ihr seid gestorben…“.

So finden wir in den ersten Kapiteln dieses Buches, wie das Volk freiwillig durch den Jordan zieht und unbeschadet auf der anderen Seite in dem verheißenen Land ankommt. So können auch uns die Wasser des Todes nichts anhaben, weil der Herr Jesus in den Tod vorangegangen ist und das Gericht Gottes getragen hat. Deshalb gibt es kein Gericht mehr für die, die Ihm auf diesem Wege des Todes folgen.

Das erste große Hindernis, das das Volk bei der Inbesitznahme des Landes überwinden musste, war eine große, befestigte Stadt mit hohen Mauern. O ja, wir sollten uns nicht darüber täuschen, dass Satan alles versucht, uns zu hindern, unsere Reichtümer kennenzulernen und in Besitz zu nehmen. Niemand, der von neuem geboren ist, kann jemals wieder verlorengehen. Satan kann uns, was unsere ewige Errettung betrifft, nicht von Gott abziehen. Jeder, der von neuem geboren ist, ist ein Kind Gottes. Doch er kann uns sehr wohl, was unsere praktische Gemeinschaft mit dem Vater angeht, einen Fallstrick legen. Ja, er versucht auf alle Weise, uns in die Sünde hineinzuziehen und unglücklich zu machen. Jeder, der dem Herrn Jesus nachfolgt, weiß das aus Erfahrung. Kleine Kinder wissen, dass Vater und Mutter ihre Eltern sind, aber sie sind nicht immer dankbar dafür. Sie können sich dieses Verhältnisses nicht erfreuen, solange etwas zwischen ihnen und den Eltern steht, was die Eltern betrübt, so dass die Eltern ihre Liebe nicht ungezwungen zeigen können. So ist es auch im Blick auf unser Verhältnis mit dem Vater und dem Herrn Jesus. Immer, wenn wir nicht wachsam sind und unsere alte Natur Sünde hervorgebracht hat, steht etwas zwischen uns und dem Vater. Dadurch wird die glückliche Gemeinschaft unterbrochen, und zwar so lange, bis wir die Sünde verurteilt und bekannt haben.

Das erste große Hindernis ist die Stadt Jericho. Sie ist ein Bild der Welt, die Christus verworfen hat. Jericho ist ein Bollwerk Satans. Eine Stadt ist in der Schrift immer das Bild einer organisierten Gesellschaft, die in dieser Welt Macht ausübt. Die Welt hat bewiesen, dass sie Macht hat, indem sie den Sohn Gottes an das Kreuz geschlagen hat. Dort auf dem Kreuz hat sie ihren Schöpfer ermordet. Sicherlich wissen wir, dass sie es nur deshalb tun konnte, weil der Schöpfer es zuließ. In Johannes 10,18 hören wir den Herrn sagen: „Niemand nimmt es (das Leben) von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen, und habe Gewalt es wiederzunehmen.“ Keiner hatte Macht, Ihm das Leben zu nehmen. Er gab Sich Selbst freiwillig hin. Gerade weil Er Sein Leben geben wollte, konnte die Welt Ihn binden, ans Kreuz schlagen und Ihn, was ihre Verantwortlichkeit betrifft, ermorden. In dem Augenblick wurde der wahre Charakter der Macht der Welt offenbar, denn die Welt, die Gesamtheit der Menschen, hat einen mächtigen Fürsten. Satan ist der Fürst dieser Welt und der Gott dieses Zeitlaufs, und er übt die ganze Bosheit zusammen mit seinen Dämonen aus. So hat Satan immer durch seine Macht die Menschen in Aufstand zu Gott gebracht und hinter sich hergezogen.

Doch der Herr Jesus hat Satan auf dem Kreuz besiegt. Satan hat keine Macht mehr über diejenigen, die das Eigentum des Herrn Jesus sind. Wir können uns zwar selbst wieder unter die Macht Satans begeben, und der Herr lässt das auch hin und wieder zu, um uns zu zeigen, wie töricht wir sind, wenn wir nicht allein mit Ihm den Weg gehen und auf Seine Stimme hören. Dann wird uns bewusst, welch ein Unterschied zwischen einem Leben in der Sklaverei der Sünde und einem Leben in der glücklichen Gemeinschaft mit Ihm besteht. Auf die Weise lernen wir, Satan, seinen Dienst und die Sünde zu verabscheuen, und wenden uns um so mehr dem Herrn Jesus zu, um Seine Liebe und Gnade zu erfahren.

Das erste Hindernis für das Volk Gottes bei der Inbesitznahme des Landes ist diese Stadt Jericho, die Palmenstadt. Wie können wir diese Stadt erobern? Wie können wir die Welt überwinden? Wir können es nicht. Wir sind viel zu schwach, aber wir brauchen es auch nicht. In Johannes 16 hat der Herr in der letzten Nacht auf Erden zu Seinen Jüngern gesagt: „Ich habe die Welt überwunden“ (V. 33). In uns selbst ist keine Kraft, der Macht Satans zu begegnen. Doch wenn wir in dem Namen des Herrn Jesus kommen, in dem Bewusstsein, dass wir Sein Eigentum sind, brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn Er hat Satan und alle seine Macht, ja, die Welt, überwunden.

Wir können in Kapitel 6 nachlesen, wie das Volk unter der Führung Josuas – ein Bild des Herrn Jesus, wie Er nach vollbrachtem Werk verherrlicht im Himmel ist und durch den Heiligen Geist in der Mitte der Gläubigen wohnt, um sie zu leiten – die Stadt Jericho umzieht. Der Sieg ist auf ihrer Seite. Sie brauchen nicht zu kämpfen, sondern nur die Stadt zu umziehen und im rechten Augenblick die Posaunen zu blasen, die ein Bild des Wortes Gottes sind. Die Mauer stürzt ein, und das Volk zieht in die Stadt, um sie gänzlich zu verbannen und außer dem Silber und Gold, den ehernen und eisernen Geräten alles zu verbrennen. Die Stadt wird zu einer Ruine, und das Volk kann frei weiterziehen, um das Land in Besitz zu nehmen.

Nun kommen wir zu Kapitel 7, das wir gemeinsam gelesen haben. Dieses Kapitel macht uns auf sehr ernste Gefahren aufmerksam, die nach solchem Sieg auftreten können. Die große Stadt Jericho ist ein Ruinenhaufen, und nun kommen die Kinder Israel zu einer sehr kleinen Stadt Ai, wovon sie denken, dass eine kleine Anzahl Krieger ausreicht, die Stadt einzunehmen. Was ist Ai schon im Vergleich zu Jericho? Haben sie vergessen, dass Jericho nicht durch ihre Kraft gefallen ist? Wenn wir meinen, dass wir in uns selbst stark seien, müssen wir lernen, dass das nicht der Fall ist.

Es gibt im Holländischen ein Lied, in dem wir singen: „Nimm die Welt und gib mir Jesus!“ Ist das nicht die Sprache eines jeden, der im Licht Gottes gesehen hat, dass er ein verlorener Sünder war und das Gericht Gottes verdient hatte? Was bedeuten schon zwanzig, dreißig, vierzig oder sechzig Jahre Genuss weltlicher Freuden hier auf Erden, die doch niemals befriedigen können, um dann für ewig in der Hölle zu sein? Nein, was könnte jemals standhalten im Vergleich zu dem Herrn Jesus! Nimm die Welt und gib mir Jesus! Als ich durch die Gnade Gottes den Herrn Jesus kennenlernte und ebenfalls singen durfte: Nimm die Welt und gib mir Jesus, da war es die Kraft des Heiligen Geistes, die mir diesen Sieg gab. Der Herr Jesus wurde mir wichtiger als alles in der Welt. Doch wenn ich meine, die Welt nicht nötig zu haben, und denke, dass ich den Sieg errungen habe, dann muss ich sehr schnell lernen, dass das nicht wahr ist. Ai heißt eigentlich: ein Steinhaufen, ein Ruinenhaufen. Das ist die Welt unter dem Gericht Gottes. Das war auch das, was von Jericho übriggeblieben war, nachdem diese Stadt erobert und vernichtet war: ein Ruinenhaufen.

Ai ist ein Bild der besiegten Welt, doch selbst die besiegte Welt ist noch zu stark für uns. Wir können eine besiegte Welt nur in der Kraft des Herrn Jesus besiegen. Wir sind zu schwach. Wir können nicht einmal gegen unser eigenes Fleisch kämpfen. Galater 5,17 sagt uns: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch, auf dass ihr nicht das tuet, was ihr wollt.“ Selbst diesen Kampf muss der Herr durch den Heiligen Geist in uns kämpfen. Wir brauchen Ihm nur zu folgen und uns durch Seinen Geist leiten zu lassen. Dann werden wir den Sieg haben. Wenn wir uns jedoch unserer eigenen Schwachheit nicht völlig bewusst sind und unser Auge nicht allein auf den Herrn gerichtet ist, werden die Folgen nicht ausbleiben.

Meist ist die Welt in ihrer Machtentfaltung, wovon Jericho ein Bild ist, nicht solch eine große Gefahr für uns. Jeder, der gesehen hat, dass die Welt unter dem Gericht Gottes steht, kann sich von ihr trennen. Eine größere Gefahr sind die kleinen unscheinbaren Dinge der Welt, von denen wir meinen, dass wir sie ohne weiteres überwinden können, wie wir das hier bei Ai sehen. In diesem Kapitel sehen wir sogar, dass Josua – hier kein Vorbild von dem Herrn

Jesus – versagt. Doch als Josua von der Niederlage erfährt, zerreißt er seine Kleider und wirft sich vor dem Herrn nieder im Gebet. Gott antwortet ihm auch unmittelbar und lässt ihn wissen, dass Israel gesündigt hat.

Obwohl nur ein Mann offenbar gegen die Gebote des Herrn gehandelt hatte, rechnet Gott diese Sünde ganz Israel zu. Wenn jemand in unserer Mitte sündigt, so ist die Kraft verlorengegangen. Der Herr kann nicht mit uns sein, wenn auch nur einer gesündigt hat, selbst wenn die anderen es nicht wissen. Wenn wir alle im Licht Gottes wären mit Ausnahme dessen, der gesündigt hat, würde der Herr jede Sünde in unserer Mitte unmittelbar offenbar machen. So war es im Anfang der Versammlung Gottes, wie wir in Apostelgeschichte 5 nachlesen können, als Ananias und Sapphira gesündigt hatten und Gott sofort das Gericht über die beiden brachte, so dass die Versammlung gereinigt wurde. Doch so war es hier bei dem Volk Israel nicht.

Nun gibt Gott Anweisungen, was zu tun ist, um ein siegreiches Leben führen zu können. Auch aus der Versammlung muss das Böse weggetan werden. Gott hätte sofort offenbar machen können, wer gesündigt hatte. Doch Er tut das nicht sogleich. Dann wäre es für das Volk einfach gewesen, sich von diesem Mann zu trennen.

Nein, das ganze Volk muss herzutreten. Die Gewissen aller kommen in Übung. Wenn wir empfinden, dass der Herr in unserer Mitte nicht segnen kann, so müssen auch unsere Gewissen in Übung kommen, so dass wir uns fragen: Bin ich es vielleicht, der den Segen verhindert? Wie manches werden wir dann im Licht Gottes erkennen, das wir verurteilen und auch bekennen müssen, damit der Herr uns reinigen kann. Wenn ich sündige, so ist das nicht nur eine Sache zwischen mir und dem Herrn, sondern die ganze Versammlung wird darunter leiden. Es ist gut, dass sich jeder von uns dann im Licht Gottes prüft und mit dem Psalmisten die Worte aus Psalm 139,23.24 betet: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Wege!“ Wie gerne erhört Gott solch ein Gebet und wird alles in unserer Mitte offenbar machen.

In den Versen 16–18 haben wir gelesen, wie Gott nacheinander zuerst den Stamm offenbar macht, dann das Geschlecht, dann das Haus und schließlich Achan selbst. So kommen die Angehörigen in besonderer Weise in geistliche Übungen. Der Name Achan bedeutet „Unruhestifter“, und das macht uns klar, was der Charakter dessen ist, der in der Mitte des Volkes Gottes in der Sünde lebt. Er ist nicht nur ein Hindernis für den Segen und den Sieg, sondern er legt einen Bann auf das ganze Volk. Achan ist der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs, vom Stamme Juda. Es ist nicht von ungefähr, dass das Wort Gottes bereits zu Anfang dieses Kapitels in Vers 1 die Abstammung Achans ausdrücklich erwähnt und ab Vers 16 noch einmal ausführlich wiederholt. Seine Abstammung wird bis ins vierte Glied zurückverfolgt. So, wie es in der natürlichen Abstammung eine Vererbung von Charakterzügen gibt, so sehen wir auch im Wort Gottes, dass es in geistlichen Dingen eine Erbschaft gibt. Wer offene Augen hat, hat sicher schon öfters bemerkt, wie Gläubige die geistlichen Charakterzüge ihrer Vorfahren tragen. Wenn Gottes Wort uns das hier so ausdrücklich vorstellt, tun wir sicher gut daran, darauf zu achten und die geistliche Belehrung auch auf uns anzuwenden.

Das erste, was von Achan gesagt wird, ist, dass er aus dem Stamme Juda stammte. Juda heißt: Er werde gepriesen. Sollte es nicht der normale Charakterzug jedes Gläubigen sein, der den Herrn Jesus, Seine Herrlichkeit und Seine Gnade kennt, Gott zu loben und zu preisen? Und nicht nur das. Achan stammte aus dem Geschlecht Serachs, dessen Name „Befreiung“ bedeutet. Jemand, der erfüllt ist von der Herrlichkeit des Herrn Jesus und Ihn in Bewunderung lobt und anbetet, hat auch die Befreiung erlebt. Über einen solchen hat die Welt keine Macht mehr. Er ist befreit von der Knechtschaft Satans und der Sünde. Es ist nicht möglich, dass das Herz erfüllt ist mit dem Herrn Jesus und mit dem Vater, ohne von der Knechtschaft Satans, der Welt und der Sünde befreit zu sein. Doch wenn ein Gläubiger hauptsächlich durch die Befreiung gekennzeichnet ist, so ist er nicht mehr alleine mit dem Herrn beschäftigt.

Der Sohn Serachs war Sabdi. Dieser Name bedeutet „Geschenk“. Sabdis besonderes Kennzeichen war die Beschäftigung mit den Segnungen, die er als Glied des Volkes Gottes besaß. Nun, die

Beschäftigung mit den Segnungen ist durchaus nicht negativ. Doch wenn das allein unser Leben kennzeichnet und unser Herz nicht mehr mit dem Geber dieser Segnungen beschäftigt ist, fehlt das Wichtigste im Leben eines Gläubigen.

Der Sohn Sabdis war Karmi, was so viel bedeutet wie „mein Weinberg“. Der Wein ist im Wort Gottes ein Bild der Freude. Karmi war durch diese Freude gekennzeichnet. Und welche Segnung ist die Freude. In Galater 5 gehört sie zu der Frucht des Geistes. Welche Freude ist in unseren Herzen, dass wir das Eigentum des Herrn Jesus sein dürfen. Welche Freude ist unser Teil, wenn wir uns mit dem Herrn beschäftigen. Doch wenn wir Freude um ihrer selbst willen suchen, wenn das das Kennzeichen unseres Lebens ist, auch wenn es Freude in den geistlichen Dingen ist, wie gut diese Freude an sich ist, so ist doch nicht mehr der Herr Jesus allein der Gegenstand unserer Herzen. Das wird bedeuten, dass wir niemals die völlige Freude erleben, die aus der ungetrübten Gemeinschaft mit dem Herrn hervorkommt.

Können wir nicht in der Bedeutung der Namen der Vorfahren Achans einen geistlichen Rückgang erkennen? Welch eine ernste Sprache ist das für alle Eltern in unserer Mitte, wenn sie bedenken, dass ihr geistlicher Zustand einen Einfluss auf ihre Kinder ausübt.

Gott macht den Missetäter inmitten des Volkes offenbar. In Vers 19 fordert Josua Achan auf, ein Bekenntnis abzulegen. Das erste, was Achan dann sagt, ist: „Ich sah ...“ (V. 21). Achan hatte nicht getan, was Hiob von sich in Kapitel 31,1 gesagt hat: „Ich habe mit meinen Augen einen Bund gemacht.“ Achan hatte seine Augen nicht bewahrt, sondern nach Dingen ausgeschaut, die er nicht ansehen sollte. Die Folge war, dass ihn danach gelüstete und er die verbotenen Dinge nahm. Auch von Eva lesen wir in 1. Mose 3, dass sie zuerst sah, dass es sie danach gelüstete und dass sie dann nahm. Wie sehr sollten wir auf unsere Augen achten, dass wir nicht Dinge sehen, die nicht gut sind. Wie viele sind schon durch das, was sie gesehen haben, in Sünde gefallen. Das ist auch die große Gefahr beim Fernsehen. Durch wie vieles wird jemand verunreinigt, der sich ansieht, was dort geboten wird. Durch das Sehen wird die Lust geweckt, die dann zur Sünde führt.

Das erste, was Achan hier erwähnt, ist ein schöner Mantel aus Sinear, den er sah. Sinear liegt in Babel. Was geistlicherweise Babel (Verwirrung) bedeutet, können wir aus 1. Mose 10 lernen. Babel ist das Bild der religiösen Welt, nicht zu verwechseln mit Ägypten, das ein Bild der gottlosen Welt ist. Wenn wir dabei bedenken, dass wir uns vorbildlich im Land aufhalten, d.h. in den himmlischen Örtern, so sehen wir hier, dass die größte Gefahr für uns nicht die gottlose Welt ist, sondern die religiöse Welt. Wir alle kennen die Bedeutung von Kleidern in der Schrift. Die Kleider sind ein Bild unserer Gewohnheiten, unserer Lebensführung, alles dessen, was andere von uns sehen. Hier nun ist es ein Mantel aus Sinear, den Achan sich nahm. Geistlicherweise bedeutet das, dass er die Gewohnheiten der religiösen Welt übernahm, um sich damit zu schmücken. Gott hatte das ausdrücklich verboten. Wie könnten jemals solche Gewohnheiten in Übereinstimmung sein mit dem Land Kanaan, den himmlischen Örtern? Sehen wir, wie groß die Sünde war, die uns hier vorgebildet wird?

Ist das nicht eine sehr ernste Ermahnung für uns, allen geistlichen Schein abzulegen! Wie können wir denn in unserem persönlichen Leben oder auch in dem gemeinschaftlichen Leben als Versammlung Formen und Äußerlichkeiten der religiösen Welt übernehmen, nur weil sie einen schönen Anschein haben und anziehend sind für das Fleisch? Alle unsere Gewohnheiten müssen in Übereinstimmung sein mit unserer Stellung im Land. Allein dann kann der Herr uns wirklich segnen und uns auch den Sieg geben.

Das zweite, was Achan nahm, waren zweihundert Sekel Silber. Silber ist im Wort Gottes der Preis der Erlösung (2. Mose 30,11-16; Sach 11,13). Erinnert uns dieses Silber nicht an den Preis, den der Herr Jesus für unsere Erlösung bezahlt hat, indem Er Sein kostbares Blut vergossen hat? Es erinnert uns an die Liebe des Herrn, in der Er Sein Leben hingab, um uns zu erlösen. Wehe uns, wenn wir etwas von dem, was notwendig war für die Erlösung von Sündern, für uns in Anspruch nehmen, um damit unsere Ehre zu vergrößern. Das ist der Fall, wenn wir glauben, dass wir irgend etwas zu unserer ewigen Erlösung hinzufügen könnten. Nein, alle Ehre gebührt allein dem Herrn. Das ist ja gerade eine der Sünden der religiösen Welt, dass sie das Silber widerrechtlich an sich gerissen hat, obwohl Gott ausdrücklich befohlen hatte, dass alles Silber und alles Gold zusammen mit den ehernen und eisernen Geräten in den Schatz des Hauses Jehovas gelegt werden sollte.

Das letzte, was Achan nahm, war eine goldene Stange von fünfzig Sekeln. Das Gold ist in Gottes Wort ein Bild der göttlichen Herrlichkeit, die wir durch die Erlösung empfangen haben. Achan hatte diese Schätze genommen, um sie für sich selbst zu besitzen. Wehe uns, wenn wir die Reichtümer, die wir aufgrund des Werkes des Herrn Jesus empfangen haben, diese göttliche Herrlichkeit, benutzen, um uns selbst damit zu zieren, als sei es etwas, was wir nicht empfangen hätten, sondern was von uns sei. Wehe uns, wenn wir etwas, das wir durch die unendliche Gnade Gottes empfangen haben, benutzen, um unseren Hochmut zu nähren. Die Folge wird das Gericht Gottes für uns sein. Gott kann das nicht zulassen. Gott wacht über die Ehre Seines Sohnes und über die Herrlichkeit Seines Werkes. Allein das Werk des Herrn Jesus ist die Grundlage, auf der ein Sünder zu Gott kommen kann. Nur der Heilige Geist kann einen Sünder in seinem Gewissen treffen. Sicher ist es wahr, dass Gott uns dabei gebrauchen möchte. In 3. Mose 9 können wir nachlesen, dass die Söhne Aarons das Blut herbeibringen mussten, damit Aaron es gebrauchen konnte. So dürfen auch wir das Blut geistlicherweise herzutragen, damit der Herr Jesus es anwendet. Auch wir dürfen das Evangelium verkündigen. Doch lasst uns nie vergessen, dass es der Heilige Geist ist, der es auf Herz und Gewissen anwendet, so dass Menschen zur Bekehrung kommen und Gott sie segnen kann.

Natürlich dürfen wir uns darüber freuen, dass der Herr Jesus uns Gaben gegeben hat, und es gibt keinen Gläubigen, der keine Gabe bekommen hätte, denn es ist ein Beweis Seiner Gnade. Doch wehe uns, wenn wir denken, dass wir aufgrund einer Gabe mehr sind als unser Mitbruder oder unsere Mitschwester. Jede Gabe haben wir nur aus Gnade empfangen, und wir können sie nur in der Kraft des Heiligen Geistes ausüben, wenn wir vom Herrn abhängig sind. Unsere Worte haben in sich selbst keine Kraft. Nur wenn der Heilige Geist Seine Kraft in unsere Worte legt, kann dadurch geistlicher Segen hervorgebracht werden. Andernfalls wird nur dem Fleisch geschmeichelt, und das ist niemals geistliche Auferbauung. Auch für uns sind diese Gefahren in unserer Mitte vorhanden. Wie leicht

vergessen wir, dass es nur Gnade ist und dass wir alles vom Herrn empfangen haben. Wenn wir das vergessen, haben wir keine Kraft mehr. Dann wird unweigerlich die Niederlage eintreten und niemals der Sieg auf unserer Seite sein. Dann wird das ganze Leben durch Niederlagen gezeichnet sein. Das trifft auch zu auf unser gemeinschaftliches Leben als örtliche Versammlung. Der Herr kann erst wieder segnen und uns den Sieg geben, wenn wir das Böse richten.

Im nächsten Kapitel können wir nachlesen, wie das ganze Volk hinaufziehen musste (Kap. 8,1.3.5.11.13.15.21.24), um die kleine Stadt Ai zu schlagen. Das war ein demütigender Weg. Die Stadt musste mit Hinterhalt und Nachhut und vieler Mühe überwunden werden, ja, mit weitaus mehr Mühe, als das Volk bei der Eroberung Jerichos aufwenden musste, weil sie vergessen hatten, dass es die Kraft des Herrn war, die den Sieg über die Welt und Satan gibt.

Wir haben wunderbare Segnungen empfangen. Alle geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern sind unser Teil, ja, alle Segnungen, die in Ewigkeit das Teil des Vaters und des Sohnes waren, sind uns gegeben, und wir dürfen sie bereits jetzt in Besitz nehmen, wenn wir persönlich und auch als Versammlung in der Kraft des Heiligen Geistes diesen Kampf kämpfen und uns zutiefst bewusst sind, dass wir in uns selbst keine Kraft haben. Es ist der Herr, der uns stärkt und der uns vorangehen will. Wie gut, wenn wir mit den Söhnen Korahs in Psalm 84 sagen dürfen: „Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in deren Herzen gebahnte Wege sind.“ Ja, dann werden wir nicht nur Jericho, sondern auch Ai überwinden können. Wir werden all das überwinden können, was von der Welt übriggeblieben ist und noch eine Versuchung für uns darstellt.

Wenn wir uns grundsätzlich von der Welt als bösem System abgesondert haben, wollen wir dann nicht auch die kleinen Dinge der Welt – denken wir nur an die Mode und manche Gewohnheiten – als Gefahren erkennen und sie in der Kraft des Herrn überwinden? Das ist möglich, doch nur dann, wenn wir dem wahren Josua folgen, auf Ihn blicken und uns durch Seinen Geist leiten lassen. Er will uns den Sieg geben, wenn wir uns nur unserer Schwachheit bewusst sind. Hat Er nicht gesagt, dass Ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist? Dass wir doch nur nicht uns selbst irgend etwas zuschreiben, was wir vom Herrn empfangen haben.

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