Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)
gesammelte Vorträge
Der Durchzug durch den Jordan
(Josua 1,1-3.10.11; 3,1-4)
Das Alte Testament zeigt uns in Bildern die neutestamentlichen Wahrheiten. Dabei müssen wir jedoch gut den grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament im Auge behalten. Das Neue Testament entfaltet uns die christliche Lehre, und das Alte Testament zeigt uns in den Bildern, auf welche Weise wir die Lehre des Neuen Testamentes verwirklichen können. So können wir im Alten Testament anhand des Volkes Israel z.B. den Weg nachverfolgen, den jemand geht, nachdem er seine Sünden vor Gott bekannt hat, um schließlich in den vollen Genuss der Segnungen, wie sie uns im Epheserbrief beschrieben werden, einzugehen. Es bedeutet das größte Vorrecht für uns, Teilhaber der Gedanken des ewigen Gottes zu sein und darin Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohn zu haben. Der Epheserbrief führt uns zu der Höhe all der christlichen Segnungen, die Gott für uns vorgesehen hat. Wir dürfen uns schon jetzt, solange wir noch auf Erden sind, in himmlischen Örtern aufhalten und dort diese Segnungen in Besitz nehmen.
Wir wollen nun kurz die Geschichte des Volkes Israel vom Auszug aus Ägypten bis zum Einzug in das verheißene Land nachverfolgen. In 2. Mose 1 finden wir das Volk in Ägypten, wohin Jakob und seine Söhne zu Joseph gekommen waren. Doch nennt sie der Heilige Geist bereits ganz zu Anfang „die Kinder Israel“ (Kap. 1,7). Israel bedeutet Fürst oder Kämpfer Gottes. Jakob ist der Mann, dessen Geschichte uns zeigt, wie der Heilige Geist sich um einen einzelnen bemüht, der die Verheißung Gottes besitzt (im Vorbild von neuem geboren ist), um ihn zu erziehen. Gott hat aus einem Jakob einen Israel gemacht. So wird Er auch dieses Volk, das aus Jakobs Lende stammt, erziehen und zubereiten.
Der Weg der Erziehung Gottes mit dem Volk beginnt hier im zweiten Buch Mose. Aus der Tatsache, dass Gott das Volk hier bereits die „Kinder Israel“ nennt, können wir ableiten, dass es im Vorbild um Menschen geht, die ihre Sünden vor Gott bekannt haben und von neuem geboren sind. In den ersten elf Kapiteln gibt Gott diesem Volk Eindrücke der Bosheit dieser Welt, über der das Gericht Gottes schwebt. In Kapitel 12 lernen sie danach die Wahrheit kennen, dass das Passahlamm das Gericht für das Volk Gottes getragen hat. Sie sind sicher vor dem Gericht, weil sie teilhaben an dem geschlachteten Lamm, dessen Blut an die Pfosten gestrichen ist. Doch sie sind noch in Ägypten in der Gewalt Satans, von dem Pharao ein Bild ist. Bis hierhin sieht das Volk in Gott nur einen schrecklichen Richter, der bei der letzten schweren Plage umhergeht, um jeden Erstgeborenen der Ägypter zu schlagen.
Doch Gott möchte dem Volk mehr von Sich offenbaren. Es ist wahr, dass der Herr Jesus das Gericht für uns getragen hat. Es ist wahr, dass Er an meiner Stelle am Kreuz hing, wo Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? ... und in den Staub des Todes legst du mich“ (Ps 22,1.15). Gott ist ein furchtbarer Richter, doch nicht für die, die ihre Sünden und Schuld vor Ihm bekannt und zu dem Herrn Jesus als dem Gekreuzigten Zuflucht genommen haben. Das ist die große Belehrung, die sie in den Kapiteln 12–15 lernen. In Kapitel 15 befindet sich das Volk nicht mehr in Ägypten, denn sie haben das Rote Meer durchschritten, ein Bild des Todes des Herrn Jesus unter dem Gericht Gottes und auch Seiner Auferstehung, doch all das für uns. Nun wissen sie, dass Gott zwar immer noch ein furchtbarer Richter ist, doch nicht für Sein Volk, sondern nur für Seine Feinde. Das Volk ist aufgrund des Durchzugs durch das Rote Meer sicher vor dem Gericht über Ägypten. Nun können sie auf der anderen Seite des Roten Meeres im Glauben die Erlösung besingen und wissen auch, dass Gott sie zu Seiner heiligen Wohnung führen wird (Kap. 15,13.17).
Das Volk ist nicht mehr in Ägypten, aber auch noch nicht in dem verheißenen Land.
Ich war selbst jahrelang in dem Zustand, in dem die Kinder Israel in den ersten zwölf Kapiteln dieses Buches waren, obwohl ich meine Sünden vor Gott bekannt hatte. Heute weiß ich, dass sie schon vergeben waren, als ich sie das erste Mal bekannte (1. Joh 1,9). Jeder, der seine Sünden aufrichtig vor Gott bekennt, ist bekehrt und auch von neuem geboren. Solange ich jedoch nicht glauben konnte, dass meine Sünden vergeben waren, dachte ich, dass ich verloren wäre. Doch der Herr hat mich weitergeführt, bis auch ich im Vorbild in 2. Mose 15 ankam. Für uns Christen bedeutet das Betreten der anderen Seite des Roten Meeres das Erlangen eines gefestigten Friedens mit Gott, wie Paulus in Römer 5,1 schreibt: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir mittelst des Glaubens auch Zugang haben zu dieser Gnade, in welcher wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (V. 1.2). Von dort aus führt Gott Sein Volk durch die Wüste weiter zu dem Berg, wo Er ihnen das Gesetz gibt und Moses anweist, ein Heiligtum zu bauen, in dem Er in der Mitte Seines Volkes wohnen will.
Danach folgt das dritte Buch Mose, wo wir im Vorbild lernen, dass wir bereits jetzt, also noch in der Wüste, ins Heiligtum eingehen können, um dort Gemeinschaft mit Gott zu haben. Nun entdecken wir den wunderbaren Platz, wohin der Herr uns zu Sich einlädt. Dort im Heiligtum dürfen wir unsere Herzen zu Ihm erheben und lernen wir all die verschiedenen Seiten des Werkes des Herrn Jesus in den Opfern kennen. Das dritte Buch Mose ist das Buch, das uns zeigt, wie wir in der Wüste Gott nahen und Gemeinschaft mit Ihm haben können.
Dann beginnen die Übungen im Leben des Gläubigen. Das finden wir im 4. Buch Mose. Wenn jemand erst einmal weiß, dass seine Sünden vergeben sind, ist das Herz glücklich und möchte man nur mit dem Herrn seinen Weg gehen. Doch dieser Wunsch dauert meist nicht lange an. Bald kommt die Zeit, wo wir sehr enttäuscht über uns selbst sind, weil wir entdecken, dass wir immer noch die sündige Natur in uns haben. Nun lernen wir, dass wir trotz des Wunsches, dem Herrn zu dienen, das nicht können. Wir sehen, wie wir Ihn oft in unserem praktischen Wandel verleugnen, indem wir immer wieder etwas tun, was wir nicht tun wollen. Die Umstände der Wüstenreise zeigen uns, was wir innerlich sind, nämlich fleischlich. Das ist die eine Seite, weshalb Gott uns hier in dieser Welt gelassen hat: damit wir kennenlernen, wer wir in uns selbst sind.
Doch die andere Seite ist, dass Gott uns hiergelassen hat, damit wir ein Zeugnis für die Rechte des Herrn Jesus sind, den diese Welt verworfen hat und für den sie nur ein Kreuz und ein Grab hatte. Einmal wird jedes Knie sich vor Ihm beugen und anerkennen, dass Er Herr ist. Doch Gott möchte dieses Zeugnis durch uns bereits in dieser Zeit abgelegt sehen. So lesen wir in 4. Mose 1, dass Israel ein Kriegsheer bildete, dessen Aufgabe es war, die Ehre des Herrn aufrecht zu erhalten und ein lebendiges Zeugnis für Ihn zu sein. Das zweite Kapitel zeigt uns, wie die Stämme Israels um die Stiftshütte als Mittelpunkt gelagert waren. Der wichtigste Gegenstand der Stiftshütte war die Bundeslade, die eines der klarsten Vorbilder von dem Herrn Jesus ist. Sie war aus Holz gemacht, also die Frucht der Erde, was auf die vollkommene Menschheit des Herrn Jesus hinweist, und mit reinem Gold überzogen, ein Bild göttlicher Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Auf der Bundeslade war der Versöhnungsdeckel, der der Thron Gottes genannt wird. Doch für uns ist dieser Regierungsthron ein Versöhnungsthron geworden, weil Blut auf diesen Deckel gesprengt wurde. Zusammen mit dem Versöhnungsdeckel ist die Bundeslade ein Bild von dem Herrn Jesus als dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen (1. Tim 2,5). Auf dem Versöhnungsdeckel waren die Cherubim, zwischen denen Gott wohnte. Diese Cherubim wachten über die gerechte Ausführung der Gerichte Gottes, der einmal Lebendige und Tote richten wird. Jeder Mensch wird vor diesem Thron erscheinen, um nach seinen Werken gerichtet zu werden, wie wir in Offenbarung 20 lesen.
Gott wünscht, dass wir ein klares Zeugnis von dem Herrn Jesus hier auf Erden ablegen: Dieser Gekreuzigte ist unser Herr. Sieht die Welt, dass wir unsere Knie vor Ihm beugen und Seine Herrschaft anerkennen und Ihn lieben? Danken wir Ihm für alles, was Er für uns getan hat, und warten wir auf den Augenblick, wo Er kommt, um uns zu Sich zu nehmen und danach die Erde von dem Bösen zu befreien, um ungehindert Seine Herrschaft hier auf Erden zu entfalten? Bei ihrer Reise durch die Wüste trugen die Leviten die Bundeslade mit ihren Händen, und die Heere rings um die Stiftshütte bewahrten die Bundeslade gleichsam vor der Besudelung und dem Schmutz der Wüste. Auch verteidigten sie die Gegenstände der Stiftshütte gegenüber den Feinden. So möchte Gott, dass auch wir heute, wo das Wort Gottes von allen Seiten und am meisten von den sogenannten Christen angegriffen und kritisiert und der Herr Jesus Seiner Ehre beraubt wird, diese wunderbaren Wahrheiten, wie sie in der Bundeslade vorgebildet werden, verteidigen.
Danach finden wir im weiteren Verlauf des vierten Buches Mose den Zug der Kinder Israel durch die Wüste während 39 Jahren. Bei diesem Weg lernen wir kennen, was wir in uns selbst sind. Wir lernen die Wahrheit kennen, dass nichts Gutes in uns wohnt. Wir lernen kennen, wie alles, was von dem natürlichen Menschen ist, keinen Platz in den göttlichen Dingen hat. Das Volk als Ganzes, d.h. alle Männer über 20 Jahren, kam in der Wüste um, mit Ausnahme von Josua und Kaleb. Nur ein neues Geschlecht, das aus Gott geboren ist und in seinem Herzen verwirklicht, dass es mit Christus gestorben ist, das also im Bilde durch den Jordan gezogen ist, kann auf der anderen Seite in das Land eingehen. Obwohl wir unserem Leib nach noch hier auf Erden sind, wie wir das so deutlich im Kolosserbrief sehen, verkehren wir doch, was unser neues Leben betrifft, in der Auferstehungswelt, dort, wo unser neues Leben mit Christus verborgen ist in Gott. Wir lernen verstehen, dass über dem natürlichen Menschen das Todesurteil steht und dass es nur eine Möglichkeit gibt, Gutes zu tun, indem wir uns völlig dem Herrn übergeben und uns von Ihm gebrauchen lassen.
Am Ende der Wüstenreise finden wir dann in Kapitel 21 die eherne Schlange. Der Herr Jesus erwähnt diese Schlange in Johannes 3 in Verbindung mit der neuen Geburt. Das zeigt uns, dass im Grundsatz jemand, der von neuem geboren ist, auch die Wahrheit kennenlernt, dass in ihm, in seinem Fleische, nichts Gutes wohnt. So heißt es ja in Römer 7,18: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt.“ Es ist ein großer Unterschied, ob wir diese Lehre kennen oder ob wir das aus der Erfahrung, die wir mit uns selbst gemacht haben, sagen können. Die eherne Schlange ist ein Bild davon, wie Gott den Herrn Jesus auf dem Kreuz zur Sünde gemacht hat, d.h. also zu dem, was wir von Natur aus sind. Hier sehen wir wieder den Unterschied zwischen der Lehre des Neuen Testamentes und der Art und Weise, wie wir diese Lehre verwirklichen: In Johannes 3 steht die völlige Verurteilung der Sünde in dem Gericht, das Gott auf dem Kreuz über den Herrn Jesus brachte, am Anfang des christlichen Lebens, d.h. in Verbindung mit der Bekehrung und der neuen Geburt. Doch die Begebenheit mit der ehernen Schlange hat erst am Ende der Wüstenreise stattgefunden, und das zeigt uns, dass wir für die praktische Erfahrung dieser Wahrheit unser ganzes Leben benötigen.
Auch im fünften Buch Mose befindet sich das Volk noch in der Wüste, doch ihre Augen und Herzen sind schon auf das Land gerichtet. Was ist Gottes Antwort darauf, dass nichts Gutes in uns wohnt? Die Wahrheit, dass wir mit Christus gestorben sind. So führt Gott uns Schritt für Schritt weiter. Zuerst haben wir die Wahrheit kennengelernt, dass Christus für uns gestorben ist, doch nun lernen wir kennen, dass wir, was unsere sündige Natur betrifft, mit Christus gestorben sind. Der Herr Jesus hat nicht nur das Gericht über unsere Sünden in den Stunden der Finsternis getragen, sondern als Er starb, starben wir mit Ihm. Als Christus auf dem Kreuz zur Sünde gemacht wurde, richtete Gott unsere verdorbene Natur in Ihm. Was unseren alten Menschen betrifft, waren wir in den Augen Gottes völlig verderbt und konnte Gott mit uns nichts anfangen. Niemand von uns hat schon bei seiner Bekehrung diese Wahrheit verstanden. Würden wir sonst versucht haben, aus eigener Kraft unser Leben zu bessern? So gut der Wunsch auch war, allein dem Herrn zu leben, mussten wir doch erkennen, dass wir dazu nicht fähig waren. Wer diese Wahrheit kennengelernt hat – dazu dienen ja die Erfahrungen der Wüste –, der übergibt sich völlig dem Herrn und bittet Ihn, ihn zu leiten und in ihm das zu wirken, was zu Seinem Wohlgefallen und zu Seiner Ehre ist.
Wir lesen in Römer 5, dass derjenige, der glaubt, dass der Herr Jesus für seine Sünden gestorben und zu seiner Rechtfertigung auferweckt worden ist, Frieden mit Gott hat. Wer Frieden mit Gott hat, hat auch den Heiligen Geist empfangen. Aus Galater 5,17 wissen wir, dass der Heilige Geist den Kampf gegen das Fleisch, das noch in uns ist, aufnimmt. Wir brauchen diesen Kampf also nicht selbst zu führen. Wir brauchen nur dem Heiligen Geist die Leitung in unserem Leben zu geben, so wird Er uns führen.
Glauben wir nicht – und ich sage das besonders zu den Jüngeren unter uns –, dass der Heilige Geist fähig ist, alles in unserem Leben zu leiten? Wenn ihr euer ganzes Leben Ihm übergebt, sollte Er nicht in der Lage sein, euch zu zeigen, was ihr in allen Dingen zu tun habt? Wenn Gott, der Heilige Geist, in unserem Leib wohnt, wie 1. Korinther 6 sagt, ist es dann möglich, dass wir Ihn gebrauchen, um unsere eigenen Pläne auszuführen? Wie wenig sind wir uns dessen bewusst. Und je mehr wir kennenlernen, wer wir in uns selbst sind, um so mehr verabscheuen wir die Sünde in uns. Wie glücklich sind wir dann, wenn wir die Wahrheit immer besser kennenlernen, dass Gott uns als solche sieht, die mit dem Herrn Jesus gestorben sind. Und wie glücklich sind wir, wenn wir etwas davon in unserem Leben verwirklichen können. Auf diese Wahrheit, dass wir mit Christus gestorben sind, weist uns der Jordan hin.
Doch das Volk ist noch nicht durch den Jordan gezogen, sie sind im 5. Buch Mose noch an den Ufern des Jordan im Land Moab. Moses als ein Bild von dem Herrn Jesus weilt noch in ihrer Mitte und belehrt sie über die Gedanken Gottes. Bis Kapitel 11 gibt er hauptsächlich einen Rückblick auf die Wüstenreise, und ab Kapitel 12 beginnt er, über das Land zu sprechen, das sie betreten würden. Wir finden in dem Brief des Paulus an die Philipper eine wunderschöne Parallele zum 5. Buch Mose. Paulus befand sich, als er diesen Brief schrieb, im Gefängnis, also in den schwierigsten Wüstenumständen, doch sein Herz war ganz mit dem Herrn beschäftigt. Es gibt keinen Brief des Apostels, in dem er so viel über Freude spricht wie gerade in diesem Brief. Und es gibt kein Buch im Alten Testament, wo so viel über Freude gesprochen wird wie im 5. Buch Mose.
Das dann folgende Buch Josua trägt den Namen des Mannes, der an die Stelle Moses tritt und der Führer des Volkes wird. Die griechische Übersetzung dieses hebräischen Namens ist JESUS. Josua war es, der das Volk durch den Jordan führen musste. Er ist ein Vorbild von dem Herrn Jesus, wie Er uns als Gläubige dahin führt, in unserem täglichen Leben zu verwirklichen, dass wir mit dem Herrn Jesus auf dem Kreuz gestorben sind. Mögen die angegebenen Verse aus Josua 1 und 3 dazu dienen, dass in unseren Herzen vermehrt der Wunsch wach wird, unser Gestorben-sein mit Christus zu verwirklichen und Ihm dafür zu danken, dass das so ist. Hier finden wir den Weg, wie wir uns allein unter die Leitung des Heiligen Geistes stellen können.
„Und Josua gebot den Vorstehern des Volkes und sprach: Gehet mitten durch das Lager und gebietet dem Volke und sprechet: Bereitet euch Zehrung; denn in noch drei Tagen werdet ihr über diesen Jordan ziehen, um hinzukommen, das Land in Besitz zu nehmen, welches Jehova, euer Gott, euch gibt, es zu besitzen“ (Kap.
1,10.11). Josua lässt dem Volk durch die Vorsteher mitteilen, dass sie sich Zehrung bereiten sollen, um in drei Tagen über den Jordan zu ziehen. Nun, womit kann das Volk Gottes sich ernähren, um durch den Fluss des Todes zu ziehen? Wovon müssen wir als Gläubige uns ernähren, um die Kraft dazu zu haben? Ist diese Nahrung nicht der Herr Jesus Selbst? Ich denke, dass wir diese Wahrheit in Johannes 6,54 finden: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben.“ Und weiter in Vers 56: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir.“ Wir haben das ewige Leben empfangen, indem wir an den gestorbenen Christus geglaubt haben. Doch das ewige Leben braucht auch Nahrung, und das ist der gestorbene Christus. Die drei Tage hier weisen hin auf die Zeit Seines Todes und Seiner Auferstehung. Es sind Sein Tod und Seine Auferstehung, die uns den Weg in das Land bereitet haben. Die Beschäftigung mit Seinem Tod und Seiner Auferstehung gibt uns die Kraft, diesen Weg durch den Jordan zu ziehen.
In Kapitel 3 ist es dann so weit, dass das Volk von Sittim aufbricht und an die Ufer des Jordan kommt. Nun sind diese drei Tage vorbei. Kann man drei Tage mit dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus beschäftigt sein, ohne dass das einen Einfluss auf unsere Herzen und Gewissen ausübt? Können wir drei Tage und Nächte über Seinen Tod und all das, was damit verbunden ist, nachsinnen, ohne dass der Wunsch in unseren Herzen aufkommt, denselben Weg mit Ihm zu gehen? Ja, was unsere Stellung betrifft, sind wir diesen Weg bereits mit Ihm gegangen und haben wir teilbekommen an Seinem Tod und Seiner Auferstehung, als wir Sein Werk im Glauben angenommen haben. Doch diesen Weg auch praktisch in unserem täglichen Leben zu verwirklichen, nämlich dass wir mit Ihm gestorben und auferstanden und somit in himmlischen Örtern sind, das ist eine zweite Sache.
Ich möchte uns alle fragen: Sind wir diesen Weg Seines Todes und Seiner Auferstehung schon praktisch mit Ihm gegangen? Wir haben ja in der Taufe bekannt, dass wir den Platz des Todes mit Ihm einnehmen wollten. Wir sind auf Seinen Tod getauft, mit Ihm begraben worden. Das ist unsere Stellung hier auf der Erde. Doch ist das Wirklichkeit in unserem tagtäglichen Leben? Sind wir dieser Welt gestorben und begraben? Stehen wir außerhalb dieser Welt? Sind wir völlig von ihr getrennt? Das Wunderbare ist, dass wir nicht nur mit Ihm einsgemacht sind in dem Tode Seines Kreuzes, sondern auch mit Ihm in Seiner Herrlichkeit, wie wir in Epheser 2,5-6 lesen: „Als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat (Gott) uns mit dem Christus lebendig gemacht, – durch Gnade seid ihr errettet – und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu.“ Diese Wahrheit lernen wir erst praktisch kennen, wenn wir den Weg Seines Todes und Seiner Auferstehung mit Ihm gegangen sind. Dann lernen wir die wunderbaren Segnungen der himmlischen Örter kennen, die Gott in Seinen ewigen Ratschlüssen für uns bereitet hat. Denken wir nur an Epheser 1,3.4: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo ..., dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe.“ Nun, sind wir heilig und tadellos vor Ihm in Liebe? Gott sieht uns so. Gott sieht keine einzige Sünde mehr an uns. Er hat sie auf dem Kreuz gerichtet. Gott sieht uns nicht mehr in der alten Natur, sondern nur noch in dem neuen Leben.
Gott sieht uns nur noch in dem, was wir durch das Werk des Herrn Jesus geworden sind. Doch die Frage ist, ob wir selbst uns auch so sehen. Ja, es ist wahr, in unserer Praxis sehen wir auch die anderen Dinge, die Auswirkungen des Fleisches, der alten Natur. Wir sehen immer wieder die Kennzeichen des alten Menschen. Gott gebe, dass von uns gesagt werden kann, was wir in Epheser 4 und Kolosser 3 lesen: Ihr habt den alten Menschen abgelegt, oder: Ihr habt den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen. Um das tun zu können, müssen wir den Weg des Todes und der Auferstehung des Herrn Jesus praktisch mit Ihm gegangen sein. Gott sieht uns als eine neue Schöpfung. Doch sehen wir uns auch so im Blick auf diese Welt? Der alte Mensch ist mit Christus gekreuzigt. Erst wenn das neue Leben durch die Kraft des Heiligen Geistes in uns zur Entfaltung kommt, sind wir zur Verherrlichung des Herrn Jesus. Das ist der einzige Weg, auf dem wir zum Genuss der wunderbaren Segnungen des Landes Kanaan kommen.
Das ist ein Grundsatz, der für alle geistlichen Wahrheiten gilt. Kein Gläubiger versteht jemals eine Wahrheit, solange er sie nicht verwirklicht. Niemand weiß, was das Mahl des Herrn wirklich bedeutet, solange er nicht daran teilnimmt. Daher können wir auch von Gläubigen, die ihren Platz am Tisch des Herrn einzunehmen wünschen, nicht fordern, dass sie diese Wahrheit verstehen. Sie können diese Wahrheit nämlich solange nicht wirklich verstehen, wie sie ihren Platz nicht eingenommen haben. Wir haben allein zu fragen: Ist so jemand gehorsam, und will er tun, was das Wort Gottes sagt? Dann wird er schnell die wirkliche Bedeutung des Tisches des Herrn kennenlernen.
So finden wir das Volk hier am Ende der drei Tage am Ufer des Jordan. Drei Tage waren sie – im Vorbild – mit dem Sterben und der Auferstehung des Herrn Jesus beschäftigt. Ich möchte die Frage wiederholen: Kann jeder einzelne von uns den Herrn Jesus so sehen, wie Galater 2,20 sagt, als den Sohn Gottes, der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat? Können wir Ihn so sehen, wie Psalm 22,1 sagt, als von Gott verlassen, indem wir wissen, dass Gott Ihn deshalb verließ, weil Er meine Sünden an Seinem Leib trug und für mich zur Sünde gemacht wurde, ja, weil Gott Ihn für mich in den Staub des Todes legte? Kann ich die Psalm 42,69,102,109, Jesaja 53 und andere Kapitel, die sich so eingehend mit dem Tod des Herrn Jesus beschäftigen, lesen, ohne dabei daran zu denken, dass der Herr aus Liebe zu mir starb, damit ich die wunderbaren Segnungen des Landes kennenlernen könnte, ohne den Wunsch zu haben, Ihm auf diesem Weg Seines Todes und Seiner Auferstehung zu folgen?
So dürfen wir wissen, dass wir mit Ihm einmal vereinigt sein werden in der Herrlichkeit, aber auch, dass wir schon jetzt in himmlische Örter versetzt sind. Erst wenn wir unsere himmlische Stellung kennen und auch den Genuss davon haben, sind wir in der Lage, diese Stellung in unserem Zeugnis gegenüber der Welt auszudrücken. Er hat Sich mit mir einsgemacht in dem für Ihn so furchtbaren Werk auf dem Kreuz, wo Er einen solch hohen Preis bezahlen musste, um mich von dem ewigen Verderben zu erretten. Ist es da nicht mein Wunsch, mich mit Ihm einszumachen? Wenn wir diesen Wunsch haben und Ihn bitten: Herr, lehre mich das, wirke in mir, dass ich mich Dir völlig übergebe, wirke in mir, dass ich es verwirkliche, mit Dir gestorben zu sein, mit Dir in Neuheit des Lebens zu wandeln in der Kraft Deiner Auferstehung, so wird Er diese Bitte mit Freuden erhören.