Freude im Herrn
Eine Auslegung zum Philipperbrief

Kapitel 2

Freude im Herrn

In Kapitel 1,27 hatte Paulus den Wunsch ausgedrückt, die Gläubigen in Philippi möchten „in einem Geist“ feststehen und „mit einer Seele“ mitkämpfen mit dem Glauben des Evangeliums. Darauf geht er in den ersten vier Versen von Kapitel 2 ausführlicher ein. Wie sehr lag dem gefangenen Diener Christi die Einheit und Einigkeit der Gläubigen in Philippi am Herzen, obwohl er so weit von ihnen entfernt war! Das galt gleichwohl nicht nur für sie, sondern für alle Versammlungen. In vielen Briefen finden wir seine Belehrungen über die Einheit und Aufforderungen zur Einigkeit (vgl. Röm 15,5.6; 1. Kor 1,10; 12,12-26; 2. Kor 13,11; Eph 4,3; Kol 3,15; 1. Thes 5,13b). Einmütigkeit in der Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander war eins der schönsten Kennzeichen der ersten Christen in Jerusalem (Apg 2,46). Sollte dies in der heutigen Zeit weniger wichtig sein?

Ermahnung zu Einmütigkeit und Demut (V. 1–4)

Vers 1: Wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christus, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgend1 innerliche Gefühle und Erbarmungen,

Paulus stellt in Vers 1 seinen Ermahnungen eine liebevolle Erinnerung voran. Über deren Bedeutung gibt es verschiedene Meinungen. Weit verbreitet ist die Erklärung, hier würden allgemein die Voraussetzungen zur Verwirklichung der christlichen Einheit beschrieben. Diese Auffassung wird der wahren Bedeutung des Satzes jedoch nicht gerecht. Der mit „Wenn“ eingeleitete Satz ist im Griechischen ein „Bedingungssatz erster Ordnung“ und gibt nicht eine Möglichkeit, sondern eine Realität wieder. Paulus hat die darin erwähnten Dinge von Seiten der Philipper persönlich erfahren.

Wenn man sich fragt, auf welche Erfahrungen er sich hier bezieht, ist die am ehesten einleuchtende Erklärung, dass er schon hier – nicht erst in Kapitel 4,10.18 – an die Gabe erinnert, die er von den Gläubigen in Philippi empfangen hatte.2 Diese Gabe war der sichtbare Beweis der Ermunterung in Christus, des Trostes der Liebe, der Gemeinschaft des Geistes und der innerlichen Gefühle und Erbarmungen, die die Philipper dem gefangenen Apostel erwiesen hatten.

Für Paulus war diese Gabe keinesfalls nur menschliche Freundlichkeit oder soziale Hilfeleistung; sie war für ihn auch mehr als ein äußerliches Zeichen lebendigen Glaubens. Er erblickte darin die sichtbare Auswirkung der Gnade Gottes in Christus.

  • Was die Philipper getan hatten, war für Paulus eine „Ermunterung3 in Christus“. Er fühlte, dass ihre Herzen mit Christus beschäftigt waren und dass das, was sie taten, aus Liebe zu Ihm geschah – wie bei Maria von Bethanien, deren Handlungsweise sogar von anderen Gläubigen nicht richtig verstanden wurde (Lk 10,38-42; Joh 12,1-8). Das war für den Gefangenen Jesu Christi eine wirkliche Ermunterung.
  • Ebenso empfand er den Trost, den er durch ihren Liebesbeweis empfangen hatte, nicht als oberflächlich, sondern als „Trost der Liebe“. Dieser hatte seinen Ursprung in der Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist (Röm 5,5).
  • Auch der Ausdruck „Gemeinschaft des Geistes“ zeigt, dass er zutiefst mitfühlte, wie sehr die Philipper wünschten, die durch den Heiligen Geist hervorgerufene innige Verbindung mit ihm auch in der Praxis zu verwirklichen (vgl. 2. Kor 13,13).
  • „Innerliche Gefühle und Erbarmungen“4 waren die schönen geistlichen Beweggründe für das Tun der Philipper. Wie groß oder klein ihre Gabe auch gewesen sein mag, Paulus sah darin die Gesinnung Christi. Mehrfach lesen wir in den Evangelien von unserem Herrn, dass Er „innerlich bewegt“ war (griech. splanchnizomai: vgl. Mt 9,36; 14,14; 15,32; 20,34)!

Sowohl die innere Gesinnung der Philipper als auch deren sichtbaren Ausdruck schätzte Paulus sehr, wie wir seinen Worten entnehmen können. Aber er hatte doch noch einen Wunsch, den er in die nun folgenden Worte kleidet:

Verse 2–4: so erfüllt meine Freude, dass ihr gleich gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.

Etwas fehlte Paulus an seiner Freude. Deshalb ließ er die Gläubigen in Philippi mit geistlicher Feinfühligkeit wissen, dass dies auf einen kleinen Mangel bei ihnen zurückging. Wie wir schon in Kapitel 1,27 gesehen haben, hatte er trotz der großen Entfernung die ersten Ansätze zu einer gewissen Uneinigkeit bei ihnen entdeckt. Das war zwar – im Vergleich zu den Problemen in Korinth – nur eine kleine Schwäche, die er aber im konkreten Fall der beiden Schwestern Evodia und Syntyche in Kapitel 4,2 deutlich anspricht. Es scheint, dass gerade der von Paulus so gelobte Eifer der Philipper für das Evangelium der Grund für diese beginnende Uneinigkeit war.

Das Fleisch, unsere „alte Natur“, gibt ja keine Ruhe und sucht gerade unter Gläubigen, die eifrig für den Herrn arbeiten wollen, Schwierigkeiten hervorzurufen. Das eigene „Ich“ will sich immer hervortun. Unsere Gefühle, unsere Selbsteinschätzung oder gar Selbstüberschätzung sowie unangebrachte Vergleiche mit anderen können leicht zu Neid und sogar Streit führen. Dadurch werden wir unmerklich vom Herrn der Ernte, Jesus Christus, abgelenkt.

Was ist das einzige Heilmittel? Den Blick von sich selbst weg und auf Christus, den Mittelpunkt, hinzulenken. Er ist das gemeinsame Zentrum aller Arbeiter in Seinem Weinberg. Paulus ist darin ein gutes Beispiel. Für ihn war Inhalt und Ziel des Lebens „Christus“.

Die Philipper würden seine Freude vollständig machen, wenn sie in ihrer Gesinnung und in ihrem ganzen Leben und Dienst gemeinsam auf den Herrn Jesus ausgerichtet wären und von Seiner Demut lernten. Dies führt Paulus nun in acht5 Aufforderungen aus, die alle auf das Ziel der Einmütigkeit hinauslaufen:

  • „dass ihr gleich gesinnt [eig.: dasselbe denkend] seid“:

Selbstverständlich meint der Apostel Paulus hier weder gleichartiges Denken nach menschlichen Maßstäben noch ein „gleichgeschaltetes“ Handeln in allen Einzelheiten des Lebens. Selbst wenn jeder Christ von seinem Herrn abhängig ist, wird das Ergebnis nicht in jedem Fall identisch sein. Denken wir nur an die Wahl des Berufes, des Ehepartners, des Wohnortes und manches andere. Dennoch bleibt es immer und in allen Situationen wahr, dass wir „dasselbe denken“ sollen, nämlich den Willen und die Ehre unseres Herrn in allen Dingen zu suchen. Und das ist hier gemeint. Natürlich gilt dies besonders dann, wenn es sich um Sein Werk handelt. Nicht umsonst wiederholt Paulus diese Worte im Zusammenhang mit dem erwähnten Problem zwischen Evodia und Syntyche, denen diese gleiche Gesinnung offenbar abhanden gekommen war (Kap. 4,2). Aber die Tatsache, dass exakt dieselben Worte auch an anderen Stellen des Neuen Testaments benutzt werden, zeigt uns die Allgemeingültigkeit dieser Regel (s. Röm 12,16; 15,5; 2. Kor 13,11).

  • „dieselbe Liebe habend“:

Ohne Zweifel liebten die Gläubigen in Philippi den Apostel Paulus mit einer gottgewirkten Liebe. Aber untereinander war es wohl nicht immer so. Daher diese Ermahnung, in der Erweisung der Liebe keine Unterschiede zu machen, sondern „dieselbe Liebe“ zu haben. Daran sehen wir, dass Paulus nicht von menschlicher Sympathie und Zuneigung spricht, sondern von der göttlichen Liebe. Die menschliche Liebe ist von dem jeweiligen Gegenüber abhängig, das einem sympathisch ist oder nicht. Nicht so die Liebe Gottes. Er hat uns Seine Liebe in Christus erwiesen, als nichts Liebenswürdiges an uns war (Röm 5,8). Er liebt auch alle Seine Kinder mit der gleichen Liebe. Ja, Er hat Seine Liebe durch den Heiligen Geist in die Herzen der Gläubigen ausgegossen (Röm 5,5), und davon ausgehend kann und soll sie sich nun auch gegenüber anderen erweisen. Wahre christliche Liebe macht keinen Unterschied zwischen den Gläubigen, die ja alle geliebte Kinder desselben Vaters sind.

  • „einmütig“:

Das nur hier vorkommende Adjektiv (griech. sympsychos) ist ein „Bibelwort“, das heißt, es ist in der profanen Sprache unbekannt und wird erstmalig in der Heiligen Schrift verwendet. Nach 1. Korinther 2,13 sind die Worte der Heiligen Schrift nicht durch menschliche Weisheit, sondern durch den Geist gelehrt und inspiriert.6 Das hier benutzte Wort für „einmütig“ ist eine Zusammensetzung von „zusammen mit“ oder „gemeinsam“ und „Seele“. Es bedeutet also so viel wie „mit einer Seele“.

  • „eines Sinnes [eig.: das Eine denkend]“:

Dieser Aufruf ähnelt sehr dem ersten „dasselbe denkend“, ist jedoch konkreter, denn es geht nicht mehr nur um „dasselbe“, sondern um „das Eine“. Was könnte damit anders gemeint sein als die Ehre und Verherrlichung des Herrn Jesus? Wenn das der Fall ist, gibt es keinen Platz mehr für egoistische Gedanken und Ziele. Dann gibt es nur ein Ziel: Ihn in den Herzen groß zu machen. Dennoch geht Paulus in den folgenden Ermahnungen auf die negativen Störfaktoren ein.

  • „nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend“:

Die letzten vier Aufforderungen bestehen aus zwei Gegenüberstellungen. Beide Male wird zunächst das Negative erwähnt, das nicht vorhanden sein sollte. Zunächst geht es um Streitsucht (oder: Selbstsucht, Parteisucht) und eitlen Ruhm (oder: Ehrgeiz). Sicherlich befand sich in der Versammlung zu Philippi niemand in dem Zustand von „Neid und Streit“, wovon Paulus in Kapitel 1,15 mit großer Trauer in Bezug auf andere schreibt. Aber sein wachsames und in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus geübtes Herz erkennt doch erste Anzeichen der Hervorhebung der eigenen Person bei dem einen oder anderen Gläubigen. Deshalb warnt er sie alle vor dieser Gefahr, das eigene Ich in den Vordergrund treten zu lassen.

„sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst“:

Wer sich in selbstgefälliger Weise mit sich beschäftigt, ist von Demut weit entfernt. Der einzige Grund, sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist das aufrichtige Selbstgericht im Licht Gottes. Besser ist es, gar nicht mit sich selbst beschäftigt sein zu müssen, sondern auf den Herrn zu schauen, der Sich in Demut so tief zu uns herabgeneigt hat, um uns zu erretten und zu segnen. Er sagte schon Seinen Jüngern: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Wenn wir uns unserer eigenen Fehler, Schwachheiten und unseres Versagens bewusst sind, zugleich aber in jedem Bruder und jeder Schwester einen Gegenstand der Liebe und Gnade Gottes in Christus sehen, der Ihm teuer und wertvoll ist, dann wird es uns nicht schwerfallen, demütig zu sein und andere Gläubige höher einzuschätzen als uns selbst. Diese Ausrichtung benötigten die Philipper offenbar ebenso wie wir heute noch.

  • „ein jeder nicht auf das Seine sehend“:

Eine weitere Gefahr besteht darin, in egozentrischer Weise mit sich selbst beschäftigt zu sein, die eigenen Leistungen oder Begabungen wohlgefällig zu betrachten. Dabei verliert man schnell aus dem Auge, dass ja alles, was wir haben und sind, in Ihm, dem Herrn Jesus, seinen Ursprung findet. Dann sehen wir auf das Unsere und übersehen, was derselbe Herr in anderen gewirkt hat. Solche Gläubigen, die nur „das Ihre“ suchten, „nicht das, was Jesu Christi ist“, erwähnt Paulus in den Versen 20 und 21.

  • „sondern ein jeder auch auf das der anderen“:

Aber er beklagt nicht nur, dass er „keinen Gleichgesinnten [hat], der von Herzen für das Eure besorgt sein wird“ (V. 20), sondern erwähnt auch lobend, dass er in seinem Mitarbeiter Timotheus wenigstens einen hatte, der, „wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium“ (V. 22). Dieser war wirklich ein Gleichgesinnter, der nicht nur auf sich selbst und seine vermeintlichen Vorzüge blickte, sondern ein von Herzen kommendes Interesse für andere Gläubige, auch für die Philipper, hatte. – Wie viel Gnade kommt in diesem Satz zum Ausdruck, in dem es nicht – wie zu erwarten – „ein jeder auf das der anderen“ heißt, sondern „ein jeder auch auf das der anderen“. Es ist, als ob der Heilige Geist Seine Barmherzigkeit mit unserer Schwachheit zum Ausdruck bringen will, wenn Er den Apostel das kleine Wörtchen „auch“ hinzufügen lässt.

Gott weiß, wie weit wir oft von dem hier gegebenen Maßstab abweichen, aber Er schraubt Seine Forderungen nicht herab, um uns entgegenzukommen. Er kann Sich selbst nicht verleugnen (2. Tim 2,13). Doch hat Er uns alles gegeben, was wir zur Verwirklichung Seiner Gedanken benötigen. Wir haben in Seinem Sohn göttliches Leben (1. Joh 5,12.13), wir haben Seinen Heiligen Geist als Kraftquelle empfangen und besitzen Sein Wort als Führer und Wegweiser. Und doch straucheln wir alle oft, wie Jakobus schreibt (Jak 3,2) – auch in unserem Verhalten zueinander und in unserem Umgang miteinander.

Das Beispiel Christi (V. 5–8)

Wenn die Gläubigen in Philippi die acht liebevollen Ermahnungen zur Einmütigkeit und Demut hörten oder lasen, mochte bei ihnen die Frage aufkommen: „Das geht doch sehr weit; wer ist denn dazu fähig?“ Auch wenn wir unser eigenes Verhalten betrachten, müssen wir feststellen, wie weit wir oft von diesem Maßstab entfernt sind. Doch liegt es nicht daran, dass wir unserem Fleisch Platz einräumen? Wie schwer fällt uns die wahre Selbstverleugnung!

Vers 5: Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war,

Das einleitende „Denn“ klingt, als ob Paulus die imaginäre Frage der Philipper vorausgeahnt hat und sogleich eine Antwort darauf gibt. Darin stellt er ihnen eine Person als Beispiel vor die Herzen. Es ist unser Herr Jesus selbst, das höchste Vorbild, das es gibt. Wir haben hier eine der erhabensten Stellen in der Heiligen Schrift vor uns. Als der ewige Sohn Gottes, der eins mit dem Vater ist und damit über allem steht, stieg Er in unergründlicher, anbetungswürdiger Selbsterniedrigung von der höchsten Höhe in die tiefste Tiefe hinab.

In den Versen 5 bis 8 geht es nicht um das Sühnungswerk, sondern um die Gesinnung und den Weg des Sohnes Gottes, der Mensch geworden und bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz gehorsam geworden ist. Seine Gesinnung offenbarte sich in zwei Schritten, die im Folgenden beschrieben werden: in Seiner Selbstentäußerung als Gott und in Seinem Gehorsam als Mensch. Wie anbetungswürdig ist diese Haltung unseres Herrn und Erlösers! Und doch geht es hier nicht in erster Linie darum, uns zur Anbetung zu führen, sondern darum, uns das erhabenste praktische Vorbild für unser gemeinschaftliches Leben als wahre Christen vor die Blicke zu stellen.

Vers 6: der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein,

Wenn von der „Gestalt Gottes“ gesprochen wird, dürfen wir uns nicht etwas Sichtbares vorstellen. Das hier benutzte Wort (griech. morphē7) bezeichnet vielmehr den Ausdruck der inneren Wesenszüge oder das, was die wahre Identität widerspiegelt. „Gott ist ein Geist“ (Joh 4,24), sagt der Herr Jesus der Frau am Jakobsbrunnen. Gott ist unsichtbar, wie Kolosser 1,15 und 1. Timotheus 6,16 bezeugen. Doch der „eingeborene Sohn“ (Joh 1,14.18; 3,16.18; 1. Joh 4,9) ist zugleich das „Bild des unsichtbaren Gottes“, die „Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens“ und das „Wort“, und das nicht durch Seine Menschwerdung, sondern von Ewigkeit her (Kol 1,15; Heb 1,2; Joh 1,1). Er ist nicht in einer mysteriösen Weise aus Gott hervorgegangen, wie viele glauben, sondern ist ewig wesens- und ausdrucksmäßig Gott.8

Als Er auf die Erde kam, um den Ratschluss Gottes zur Erlösung von Sündern zu erfüllen, war dies mit einer für uns unvorstellbaren Erniedrigung verbunden. Der ewige Sohn hielt es „nicht für einen Raub“, Gott gleich zu sein. Er handelte damit im Gegensatz zu Adam, dem ersten Menschen. Adam war nicht in Gestalt Gottes, hielt es aber mit seiner Frau Eva aufgrund der Einflüsterungen der Schlange für etwas Begehrenswertes, zu sein „wie Gott“ (s. 1. Mo 3,5), obwohl sie als Geschöpfe wissen mussten, dass dies einem „Raub“ gleichkommen würde. Sie begehrten etwas, was ihnen nicht zustand. Aber der Sohn Gottes gab freiwillig das auf, worauf Er allein das Recht und den Anspruch hatte, nämlich als der ewige Sohn des Vaters in „Gestalt Gottes“ und „Gott gleich“ zu sein.9

Vers 7: sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden,

Im Gegensatz zu Adam, der unbedingt etwas sein wollte, ja werden wollte „wie Gott“, machte der Sohn Gottes Sich selbst zu nichts. Anbetungswürdige Tatsache! Das für „zu nichts machen“ verwendete griechische Verb kenoō bedeutet ursprünglich „leer machen, entleeren“; daraus haben sich die Bedeutungen „zunichtemachen“ und „zu nichts machen“ entwickelt (vgl. Röm 4,14; 1. Kor 1,17). Niemand konnte den Sohn Gottes zu diesem Schritt zwingen; es war Seine eigene göttliche Entscheidung. Wenn Er in der ganzen Größe Seiner ewigen Herrlichkeit auf die Erde gekommen wäre, hätte dies die Vernichtung der Menschen bedeutet. Denken wir nur an den Schrecken, den der Anblick der Herrlichkeit Gottes bei den Menschen des Alten Testaments hervorrief. Gott sagte einmal zu Mose: „Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch mich sehen und leben“ (2. Mo 33,20). Der Prophet Jesaja rief beim Anblick der Herrlichkeit Gottes: „Wehe mir! Denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen gesehen“ (Jes 6,5; vgl. Ri 13,22).

Als der Sohn Gottes Sich selbst zu nichts machte, gab Er jedoch weder Seine Gottheit noch Seinen Platz im Schoß des Vaters auf (Joh 1,18; 3,13). Er legte auch nicht Seine Herrlichkeit als Gott ab, denn im Glauben konnten die Jünger Seine Herrlichkeit sehen, „eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14). Wohl aber verzichtete unser Herr als Mensch auf die souveräne Verfügungsgewalt über Seine Allmacht, Seine Allwissenheit und Seine Allgegenwärtigkeit, weil Er als Mensch in allem abhängig von Seinem Gott wurde und allein aus Gehorsam und aus Liebe handelte (vgl. Joh 5,19.30; 8,28). Als Gott ist Er allmächtig, aber als Mensch auf der Erde kannte Er auch Schwachheit in Form von Hunger, Durst und Müdigkeit (s. Mt 4,2; Joh 4,6.7). Und doch erwies Er Seine Allmacht in Gnade bei vielen Gelegenheiten, sogar bei der Auferweckung von Toten. Als Gott ist Er allwissend, aber in Seiner Selbstentäußerung als Mensch war Er es nicht (s. Mk 13,32; vgl. Lk 2,52). Trotzdem zeigte Er bei gewissen Gelegenheiten, dass die Gedanken der Menschen für Ihn wie ein aufgeschlagenes Buch waren (Mt 9,4; 12,25). Als Gott ist Er allgegenwärtig, aber in Seinem Erdenleben befand Er Sich immer nur an einem Ort (Joh 11,21). Seine Gottheit mit allen ihren Attributen war hinter Seiner Knechtsgestalt sozusagen verborgen, verhüllt.

Die Art und Weise, in der der Sohn Sich zu nichts machte, bestand darin, dass Er „Knechtsgestalt“ annahm, das heißt, dass Er, der Schöpfer, den Platz eines Geschöpfes einnahm. Er, der als Gott über allem und allen erhaben ist, wurde nicht nur Diener, sondern Knecht (griech. doulos „Sklave“). Das hier wieder vorkommende griechische Substantiv morphē „Gestalt“ bezeichnet wie in Vers 6 den äußeren Ausdruck des Inneren. Auch die Engel, die in der Schöpfungsordnung über den Menschen stehen, sind Knechte Gottes (s. Off 19,10; vgl. Heb 1,14). Wenn der Herr den Platz eines Engels eingenommen hätte, wäre es also auch „Knechtsgestalt“ gewesen. Aber Er tat es nicht.

Er kam zu uns „in Gleichheit der Menschen“. Das Wort „Gleichheit“ (griech. homoiōma) bedeutet eigentlich „Gleichnis“ und wird in Römer 8,3 mit „Gleichgestalt“ (des Fleisches der Sünde) wiedergegeben. Es beschreibt eine grundsätzliche Ähnlichkeit, nicht aber eine mit dem Original identische Kopie. Der Herr Jesus wurde als Mensch in jeder Hinsicht den Menschen gleich – mit einer Ausnahme. Bei aller Übereinstimmung bestand doch ein wesensmäßiger Unterschied: Er besaß keine sündige Natur. Drei Apostel bezeugen die vollkommene Sündlosigkeit unseres Herrn. Petrus schreibt, dass Er „keine Sünde tat“, Paulus nennt Ihn „den, der Sünde nicht kannte“, und Johannes schließlich stellt fest: „Und Sünde ist nicht in ihm“ (1. Pet 2,22; 2. Kor 5,21; 1. Joh 3,5).

Die Selbstentäußerung des Herrn ging jedoch noch weiter: Er wurde „in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden“. Hier wird nun für „Gestalt“ ein anderes Wort benutzt als in Vers 6, nämlich griechisch schēma „Form“. Es ist die äußere Erscheinung, das Aussehen. Der Herr Jesus wurde nicht nur den Menschen gleich oder ähnlich, sondern Er wurde wahrhaftiger Mensch, nach Leib, Seele und Geist (Joh 19,40: „Leib“; Mk 14,34: „Seele“; Joh 13,21: „Geist“; vgl. 1. Thes 5,23).

Wenn ein Geschöpf seinen ihm in der Schöpfung zugewiesenen Platz verließe, wäre es Rebellion gegen seinen Schöpfer. Gewisse Engel sowie die Bewohner von Sodom und Gomorra, die sich in dieser Weise erniedrigten, empfingen dafür ihre gerechte Strafe (vgl. 2. Pet 2,4; Jud 6). Aber was für ein Geschöpf Sünde ist, ist gerade ein Beweis der Gottheit unseres Herrn Jesus. Denn Seine Selbstentäußerung und Selbstverleugnung diente zur Verherrlichung Gottes. In dieser anbetungswürdigen Gesinnung ist Er uns das größte Vorbild: „Denn diese Gesinnung sei in euch …“

Vers 8: sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.

Hier sehen wir die zweite Stufe Seiner Selbstverleugnung und Selbstentäußerung: Seinen bewundernswürdigen Gehorsam. Wie die Menschwerdung des Sohnes Gottes eine unendliche Erniedrigung war, so auch Sein freiwilliger Gehorsam als Mensch. Und darin ist Er unser vollkommenes – wenn auch unerreichbares – Vorbild.

Wieder liegt der Vergleich mit dem „ersten Adam“ auf der Hand. Dieser wurde Gott ungehorsam, als er gemeinsam mit seiner Frau Eva das einzige Gebot übertrat, das Gott ihnen gegeben hatte. Die Folge war der Tod. Adam war also ungehorsam bis zum Tod, während der Herr Jesus „gehorsam wurde bis zum Tod“, und das, obwohl Er im Gegensatz zu allen anderen Menschen dem Urteil des Todes nicht unterlag. „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“, sagt Römer 6,23. Der Herr Jesus kannte jedoch keine Sünde und dennoch ging Er gehorsam und in freiwilliger, liebevoller Hingabe in den Tod. Er brauchte nicht zu sterben, daher war Sein Tod im wahrsten Sinn freiwillig.

Gehorsam ist die Pflicht des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer und darin hat Adam völlig versagt. Aber als der Schöpfer Sich auf den Platz Seiner eigenen Geschöpfe stellte, war Er freiwillig bereit, den Gehorsam an dem, was Er litt, zu lernen (Heb 5,8). Was für eine unermessliche Herablassung und Gnade! Aber nicht nur das – wie hat der Herr durch Seinen freiwilligen Gehorsam Seinen Vater geehrt und verherrlicht! Die Worte „gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ bedeuten nicht, dass unser Herr gehorsam war, bis Er starb, sondern dass Er um jeden Preis gehorsam sein wollte, auch wenn es für Ihn den Tod, ja den Tod am Kreuz bedeutete.

Die Kreuzigung war wohl die schändlichste Todesart, die die Römer kannten. Nur Menschen, die keine römischen Staatsbürger waren, und Sklaven wurden gekreuzigt. Die damit verbundenen furchtbaren Leiden und Schmerzen ertrug der Herr Jesus in Hingabe und Gehorsam. Er wusste alles im Voraus (Joh 18,4) und ertrug es still und stumm. Bei Seinem Tod am Kreuz erreichte Seine Selbsterniedrigung ihren tiefsten Punkt. Und gerade da verherrlichte Er Gott am höchsten.

Wir können unserem Herrn in Seiner Erniedrigung und in Seinem Gehorsam bis zum Tod am Kreuz nicht folgen. Aber die Gesinnung, die Er vom Anfang bis zum Ende Seines Weges offenbarte, wird uns als Beispiel vorgestellt, damit wir „seinen Fußstapfen nachfolgen“ (1. Pet 2,21). Seine Gesinnung war von Liebe und Demut gekennzeichnet. Liebe dient gern, während Egoismus sich gern bedienen lässt. Demut bewahrt uns vor vielen Sünden, besonders vor solchen, die die Einmütigkeit und die Gemeinschaft der Gläubigen stören. Das ist der Grund, weshalb Paulus die Philipper an die Gesinnung Jesu Christi erinnert.

Erhöhung und Verherrlichung Christi (V. 9–11)

Verse 9–11: Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Weil der Sohn Sich selbst als Mensch zu nichts machte und Sich in Seinem Gehorsam bis zum Tod am Kreuz so tief erniedrigte – „darum hat Gott ihn auch hoch erhoben“. Auf die tiefste Erniedrigung folgte die höchste Erhöhung, die sich in drei Schritten vollzog: Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt, in den Himmel aufgenommen und zu Seiner Rechten mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Das ist der Platz, auf dem wir den Herrn Jesus jetzt sehen, und zwar als den verherrlichten Menschen. Als Gott erniedrigte Er Sich zutiefst, und als Mensch ist Er jetzt „hoch erhoben“. Dort, wo noch kein Mensch war, ist Er jetzt als „Vorläufer“ aller derer, die an Ihn glauben (Heb 6,20).

Ist das nicht die wunderbarste Bestätigung Seiner eigenen Worte: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“? Zweimal spricht Er diese Worte gerade in dem Evangelium, das Ihn als den wahren Menschen, den Sohn des Menschen darstellt, nämlich im Lukasevangelium (Lk 14,11; 18,14).10

Gott hat Ihm nicht nur „einen“, sondern „den Namen gegeben, der über jeden Namen ist“.11 Viel ist darüber gerätselt worden, wie dieser Name lautet. Manche haben gemeint, es sei der alttestamentliche Gottesname JHWH (Jahwe/Jehova, HERR). Doch war der Sohn Gottes nicht schon der Herr, bevor Er Mensch wurde (vgl. Joh 12,39-41)? Auch der in Vers 10 genannte Name „Jesus“ kann es nicht sein, denn diesen Namen empfing Er auf Gottes Geheiß bereits bei Seiner Geburt (Mt 1,21). Ebenso wenig kommen die in Vers 11 erwähnten Titel „Herr“ und „Christus“ infrage, denn sie sind keine Namen.

So bleibt für uns ein gewisses Geheimnis um diesen „Namen über jeden Namen“ bestehen. Auch an anderen Stellen des Wortes Gottes ist von einem uns jetzt noch unbekannten Namen des erhöhten Herrn die Rede. In Hebräer 1,4 finden wir den „vorzüglicheren Namen“, den Er bei Seiner Erhöhung zur Rechten Gottes „ererbt“ hat, und im Sendschreiben an Philadelphia sagt Er, dass Er Seinen „neuen Namen“ auf die dort genannten Überwinder schreiben wird (Off 3,12).

Daher ziehen wir den Schluss, dass es sich nicht um einen Namen oder Titel wie „Jesus“ oder „Christus“ handelt, sondern um einen Ausdruck für Seine über alles erhabene, einzigartige Stellung als verherrlichter Mensch (vgl. 2. Sam 7,9; 8,13). Ihm allein gebührt der höchste Ruhm, die größte Ehre und die uneingeschränkte Anerkennung. Alles das wird Ihm auch einmal zuteilwerden.

Das wird in Vers 10 mit den Worten ausgedrückt: „… damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen.“ Schon in Jesaja 45,23 sagt Gott durch den Propheten voraus: „Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist ein Wort in Gerechtigkeit hervorgegangen, und es wird nicht rückgängig gemacht werden, dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören wird.“ Dieser Vers wird in Römer 14,11 im Blick auf den Richterstuhl Gottes angeführt. Im Philipperbrief geht es jedoch um die universelle, allumfassende Tatsache, dass der ewige Sohn Gottes, der Sich so unendlich tief erniedrigte, als Mensch auf den höchsten Platz erhoben worden ist und von der gesamten Schöpfung als Herrscher anerkannt werden wird.

Die Worte „jedes Knie“ können sich auf alle Menschen beziehen: die himmlischen, die im Vaterhaus sein werden, die irdischen, die auf der neuen Erde wohnen werden, und die unterirdischen, die die ewige Verdammnis erleiden werden. Doch es geht hier wohl um alle Geschöpfe, seien es die himmlischen, heiligen (d. h. nicht gefallenen) Engel, die irdischen Menschen – erlöste und verlorene – oder die Unterirdischen, der Teufel und die gefallenen Dämonen. Alle werden einmal freiwillig oder gezwungenermaßen ihre Knie vor dem Herrn der Herren und dem König der Könige beugen. Aber damit nicht genug: Sie alle werden auch mit ihrer Zunge bekennen, „dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (V. 11).

Wann dies geschieht, wird nicht gesagt. Wir, die Gläubigen der jetzigen Zeit, die dem Ruf zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus gefolgt sind, dürfen unsere Knie bereits jetzt in Dank und Anbetung vor unserem Herrn und Erlöser beugen. Möchten wir es mehr tun! Aber die Zeit wird kommen, wo nach der Erscheinung Christi nicht nur die himmlischen Geschöpfe, sondern auch alle irdischen und unterirdischen dem einst verachteten, nun aber hoch erhöhten und verherrlichten Menschen Christus Jesus freiwillig oder unfreiwillig die uneingeschränkte Anerkennung zollen werden (vgl. Off 5,13).12

Die Verherrlichung, die Gott von Seinen Geschöpfen von Anfang an vorenthalten, aber von dem Herrn Jesus in vollkommener Weise dargebracht worden ist, wird ein Kennzeichen des ewigen Zustandes sein. Das Lamm inmitten des Thrones, das Seine Liebe und Heiligkeit in unermesslicher Demut offenbart hat, wird das von Gott selbst eingesetzte Zentrum der universellen Anerkennung des ewigen Gottes sein. Dass nicht nur die „Himmlischen und Irdischen“, sondern auch die „Unterirdischen“ dies anerkennen werden, ist die Bestätigung der Souveränität, Herrlichkeit und Gerechtigkeit Gottes. Vor Ihm werden sich einmal alle beugen, auch Seine erbittertsten Feinde.

Ermahnung zum Gehorsam (V. 12.13)

Seine nun folgenden Ermahnungen knüpft Paulus an die vorigen Abschnitte an. Er greift dabei zurück auf das Vorbild des Herrn Jesus in Seiner Demut und Seinem Gehorsam.

Vers 12: Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil [o.: eure eigene Errettung] mit Furcht und Zittern;

Mit dem Wort „Daher“ leitet Paulus eine Schlussfolgerung aus dem vorher Gesagten ein. Sie lautet: „… bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern.“ Diese Worte haben schon vielen Gläubigen Schwierigkeiten bereitet, die jedoch lösbar sind, wie wir sehen werden.

Zunächst erinnert Paulus die Philipper an ihren bisherigen Gehorsam gegenüber Gott und Seinem Wort. Dabei redet er sie zum ersten Mal mit „meine Geliebten“ an (vgl. Kap. 4,1). Er konnte bezeugen, dass Gehorsam einer der vielen positiven Züge dieser Gläubigen war, zu denen er eine so große Zuneigung besaß. Nun war er aber nicht mehr bei ihnen und würde sie auch nicht mehr wiedersehen, obwohl er den Wunsch und die Hoffnung, noch einmal zu ihnen zu kommen, nicht aufgab.

„Daher“ ermahnt er sie nun, nicht13 nur wie damals, als er bei ihnen war, sondern jetzt, wo er weit von ihnen entfernt ist, noch viel mehr ihr eigenes Heil mit Furcht und Zittern zu bewirken (oder: auszuwirken, zu vollführen). Als er bei ihnen war, konnten sie mit allen ihren Fragen, Schwierigkeiten und Problemen zu ihm kommen. Mit seiner Erkenntnis und seiner geistlichen Kraft half er ihnen in jeder Glaubensfrage. Das war nun nicht mehr möglich. Aber waren sie deshalb im Nachteil? Keineswegs. Der Apostel Paulus war zwar nicht mehr da, wohl aber ihr Gott und Vater, wie der nächste Vers sagt.

Doch bleiben wir bei diesem Vers, der manchen Schwierigkeiten bereitet. Das Hauptproblem bildet wohl das Wort „Heil“ (oder: „Errettung“, griech. sōtēria). Es wird nicht selten ausschließlich im Sinn von „Errettung der Seele“ verstanden. In dieser Bedeutung kommt es jedoch nur an wenigen Stellen des Neuen Testaments vor, so zum Beispiel in 1. Petrus 1,9: „… indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, davontragt“ (vgl. Heb 10,39; Eph 2,5.8). Diese Seelenerrettung ist das sichere und unverlierbare Teil eines jeden, der an den Herrn Jesus und Sein Erlösungswerk geglaubt hat: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (Apg 16,31).

Wer diese Bedeutung auf den vorliegenden Zusammenhang anwendet, wird tatsächlich verwirrt. Denn dann müsste der Mensch ja doch noch etwas zu seiner eigenen Errettung hinzutun. Aber das ist unmöglich, wie in Epheser 2,8.9 festgestellt wird: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“ Nein, zu unserer ewigen Errettung können wir außer unserem Glauben nichts beitragen.

Da Gottes Wort sich nicht widerspricht, kann sich der Begriff „Errettung“ in unserem Vers nicht auf die Errettung der Seele beziehen. Hier – wie meistens im Neuen Testament – ist „Errettung“ die vollständige Befreiung von aller Schwachheit, Unvollkommenheit und Sünde. Diese Befreiung oder Errettung findet jedoch erst beim Kommen des Herrn zur Heimholung der Seinen statt. Dann wird Er erneut als „Heiland“ oder „Erretter“ kommen, „der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Kap. 3,20.21). Nur so sind auch viele andere Stellen zu verstehen, zum Beispiel Römer 13,11: „Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen; denn jetzt ist unsere Errettung näher als damals, als wir gläubig wurden“, oder Hebräer 9,28: „So wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung.“ Hier ist die „Errettung“ eine noch zukünftige Tatsache. Sie ist deshalb zwar nicht weniger sicher als die Errettung der Seele, aber die Bedeutung ist doch nicht dieselbe.14

Nun bleibt aber noch eine weitere Frage zu beantworten: Was konnten und mussten die Philipper denn tun, um ihre zukünftige Errettung des Leibes zu „bewirken“? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass dieses Bewirken der eigenen Errettung nicht im Gegensatz zu Gott, der immer bei ihnen war, sondern zu Paulus zu sehen ist, der nun nicht mehr helfend und unterstützend bei ihnen sein konnte. Außerdem bedeutet „bewirken“ nicht „verursachen, zustande bringen“, sondern „vollführen, an etwas arbeiten“ (griech. katergazomai). Auch die zukünftige Errettung beim Kommen des Herrn liegt allein in Seinen Händen. Wir können nichts dazu beitragen. Aber als vor Gott verantwortliche Christen haben wir nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Verantwortung, in der Erwartung unseres Herrn auf dem rechten Weg des Glaubens zu wandeln. Wer gleichgültig dahinlebt oder gar in Verbindung mit dem Bösen und der Welt steht, wird kaum oder nie an das bevorstehende Kommen des Herrn zur „Errettung“ denken. Aber ein Christ, der getrennt von allem Bösen, aber in freudiger und glücklicher Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn in Neuheit des Lebens wandelt, der „bewirkt“ dadurch sein eigenes Heil im genannten Sinn. Er lebt im Gehorsam gegenüber seinem Herrn und in Übereinstimmung mit seiner eigenen Verantwortung.

Das Leben des Glaubens kann mit einem Garten verglichen werden. Wenn er nicht regelmäßig von Unkraut befreit wird und die Nutzpflanzen nicht ständig gedüngt und versorgt werden, wird die Ernte nicht so ausfallen wie gehofft. Wachstum und Frucht werden zwar von Gott hervorgebracht, aber das Ausmaß der Ernte hängt stark von der Pflege und der Versorgung der Pflanzen ab. Ähnlich ist es mit dem „Bewirken“ der eigenen Errettung.

Dass die Verantwortung in unserem Vers „mit Furcht und Zittern“ in Verbindung gebracht wird, stellt für manche eine weitere Schwierigkeit dar. Aber wir sollen nicht vor Gott oder vor Menschen zittern, sondern vor uns selbst! Hier ist nicht von Ehrfurcht vor Gott die Rede, so wichtig sie für uns ist, und erst recht nicht von Angst vor Ihm. Auch vor unserem eigenen Versagen sollen wir uns nicht fürchten, denn wir dürfen immer wieder mit dem Bekenntnis unserer Schuld zu Ihm kommen und volle Vergebung empfangen. „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Joh 4,18). „Furcht und Zittern“ sollten wir aber vor uns selbst bekommen, wenn wir daran denken, wie leichtfertig wir oft handeln und dadurch unseren Gott und Vater verunehren. Das soll uns zu ständigem Selbstgericht führen, damit wir vor allen Abweichungen von Seinem Weg bewahrt bleiben.

Andererseits dürfen wir im vollkommenen Frieden mit Gott leben, weil nichts Trennendes mehr zwischen uns und Ihm steht. Im Gegenteil, wir dürfen immer unsere Zuflucht zu Ihm nehmen. „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Röm 8,31). Die in diesen Worten enthaltene Ermunterung kommt auch im nun folgenden Vers zum Ausdruck.

Vers 13: denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.

Während mit dem „Bewirken“ unseres eigenen Heils ein Wandel in Übereinstimmung mit unserer himmlischen Berufung gemeint ist, spricht das „Wirken“, das in diesem Vers zweimal erwähnt wird, mehr von der inneren Wirksamkeit einer Kraft, die auch äußerlich sichtbar wird (griech. energeō). Daher darf man zwischen den Versen 12 und 13 keinen Gegensatz oder gar Widerspruch konstruieren, als ob einmal der Mensch und einmal Gott der Tätige sei. Nein, beides trifft zu. In Vers 12 handelt es sich um unsere Verantwortung, hier in Vers 13 um die Macht Gottes, die für die Seinen tätig ist und ihnen immer zur Verfügung steht.

Paulus kann zwar nicht mehr bei den Gläubigen in Philippi sein, aber deshalb sind sie nicht auf sich allein gestellt. Gott ist bei ihnen – mehr noch: Er ist Quelle, Kraft und Ziel ihres Willens und ihres Handelns. Enger könnte das Band zwischen einem Gläubigen und Gott nicht sein. Er ist nicht nur „aus Gott geboren“, sondern empfängt auch Motivation und Kraft von Ihm, jedoch nur im Glauben, das heißt in der Abhängigkeit von Ihm (Joh 1,13; 1. Joh 5,4).

Das Wohlgefallen Gottes – nur darum kann es sich hier ja handeln – ist Ursprung und Ziel Seines Handelns mit den Menschen. Sowohl unsere Erlösung als Sünder wie auch unser Leben als Gläubige sind darin eingeschlossen (s. Eph 1,4.9; Kol 1,10).

Ermahnung zur Lauterkeit (V. 14–16)

Vers 14: Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen,

Wenn das Wohlgefallen Gottes, das heißt Sein Beweggrund und Ziel, auch unser Motiv ist, können wir alles „ohne Murren und zweifelnde Überlegungen“ tun. Das wünscht Paulus bei den Philippern zu sehen.

„Murren“ ist das Gegenteil von Dankbarkeit und Zufriedenheit. Wenn wir murren, sind wir unzufrieden mit dem, was Gott uns gibt, und begehren zugleich nach anderen, vermeintlich besseren Dingen (vgl. 2. Mo 16,2; Jud 16). Ein guter Diener führt den Willen seines Herrn prompt und freudig aus.

„Zweifelnde Überlegungen“ stehen im Gegensatz zur Gewissheit und Festigkeit des Glaubens (1. Tim 2,8). Wie viele Erwägungen, Bedenken und Zweifel können uns hindern, den einmal erkannten Willen Gottes in Einfalt des Herzens zu erfüllen! Aber wenn wir den Wunsch haben, zu Seiner Ehre zu leben, werden wir all unser Tun mit Hingabe an Ihn und ohne Einwände unsererseits ausführen.

Vers 15: damit ihr untadelig und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt,

Die hier aufgeführten Eigenschaften „untadelig“, „lauter“ und „unbescholten“ sind eine exakte Wiedergabe davon, wie unser Herr hier auf der Erde gelebt hat. Er ist das vollkommene Vorbild für unser Leben als Kinder Gottes. Er tat als der einzige Vollkommene immer den Willen Seines Vaters. Angesichts eines solchen Vorbildes werden die Philipper aufgerufen, inmitten der Finsternis, der Gefahren und Versuchungen von Seiten eines verkehrten und verdrehten Geschlechts als Kinder Gottes ihren göttlichen Ursprung durch einen makellosen Wandel zu bezeugen – und wir mit ihnen (vgl. 1. Joh 3,3).

  • Das Adjektiv „untadelig“ (griech. amemptos, abgeleitet vom Verb memphomai „schelten, tadeln“) wird überall, wo es im Neuen Testament vorkommt, gleich übersetzt (Lk 1,6; Phil 3,6; 1. Thes 2,10; 3,13; 5,23; Heb 8,7). Es bezieht sich auf ein Verhalten, das zu keinerlei Beanstandungen Anlass gibt.
  • Das Adjektiv „lauter“ (griech. akeraios, abgeleitet vom Verb kerannymmi „mischen, besonders vom Wein“) wird verschieden übersetzt (Mt 10,16 „ohne Falsch“, Röm 16,19 „einfältig“) und weist auf ein klares, reines Verhalten hin.
  • Das Adjektiv „unbescholten“ (griech. amōmos, abgeleitet vom Substantiv mōmos „Tadel, Schmach, Schandfleck“) wird ebenfalls unterschiedlich übersetzt (Eph 1,4; Kol 1,22; Jud 24 „untadelig“; Heb 9,14 „ohne Flecken“, 1. Pet 1,19 „ohne Fehl“). Dieses Wort wird zweimal zur Charakterisierung des Herrn Jesus und dreimal zur Beschreibung der Stellung der Gläubigen in Christus benutzt. Es ähnelt dem ersten Wort, bezieht sich jedoch mehr auf die Person selbst als auf ihr Verhalten.

Dies sollen die sichtbaren Kennzeichen sein, an denen man uns als Kinder Gottes, die aus Gott geboren sind (Joh 1,13), erkennen kann. Möchten wir uns in unseren Worten wie in unseren Taten vor allem hüten, was für Kinder Gottes ungeziemend ist und Anlass zum Tadel gibt!

Die Welt um uns herum ist ein „verkehrtes und verdrehtes Geschlecht“. In der Zeit des Alten Testaments sagte schon Salomo von den Ungläubigen: „… die sich freuen, Böses zu tun, über boshafte Verkehrtheit frohlocken; deren Pfade krumm sind und die abbiegen in ihren Bahnen“ (Spr 2,14). War es nicht ein schwerer Tadel, dass Mose in seinem letzten Lied am Ende der Wüstenreise dasselbe vom irdischen Volk Gottes sagen musste? „Es hat sich gegen ihn verdorben – nicht seine Kinder, sondern ihr Schandfleck – ein verkehrtes und verdrehtes Geschlecht“ (5. Mo 32,5). Doch Gott hat Sich bis heute nicht verändert: „Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!“ (V. 4).

Unter diesem „verdrehten und verkehrten Geschlecht“ scheinen die Kinder Gottes „wie Lichter15 in der Welt“. Das wahre Licht der Welt war der Sohn Gottes. Er ist nun nicht mehr hier, hat aber zu den Seinen gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Joh 1,4.5.9; 8,12; Mt 5,14). Gott ist Licht, und als Kinder Gottes sind wir Seiner Natur teilhaftig. Daher sind wir jetzt „Licht in dem Herrn“ (Eph 5,8). Hier werden wir daran erinnert, dass wir scheinen „wie [o.: als] Lichter in der Welt16“. Ja, das „wahrhaftige Licht“ leuchtet schon jetzt durch die Erlösten in der Welt, und mit jedem Menschen, der zum Glauben an den Erretter Jesus Christus kommt, vergeht die Finsternis der Welt ein kleines Stück mehr (1. Joh 2,8).

Vers 16: darstellend das Wort des Lebens, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch auch vergeblich gearbeitet habe.

Die Philipper sollten sowohl als „Lichter“ das wahrhaftige Licht darstellen als auch „das Wort des Lebens“ festhalten oder hochhalten.17 Ist mit dem bemerkenswerten Ausdruck „das Wort des Lebens“ das Wort oder der Sohn Gottes gemeint?18 Die Heilige Schrift wird sonst nie so genannt. Wohl bekennt Petrus einmal, dass der Herr Jesus „Worte ewigen Lebens“ zu den Menschen sprach, und später sollte er selbst mit den anderen Aposteln im Tempel „alle Worte dieses Lebens“ zum Volk reden (Joh 6,68; Apg 5,20). Der Ausdruck „Wort des Lebens“ kommt nur noch ein weiteres Mal im Neuen Testament vor. Er bezieht sich dort jedoch auf das ewige „Wort“, den Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist: „Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens …“ (1. Joh 1,1; vgl. Joh 1,1.14). Er ist nicht nur das „Licht der Welt“, sondern auch das „Wort des Lebens“, der vollkommene Ausdruck des Wesens Gottes in Gnade und Wahrheit. Ebenso ist auch das Wort Gottes eine vollkommene Offenbarung. Dennoch sind das geschriebene Wort und der Sohn nicht identisch, denn nur der Sohn wurde Mensch und ist in Seiner göttlichen Liebe für verlorene Menschen gestorben.

Welch eine Aufgabe ist es für uns, als Kinder Gottes „das Wort des Lebens“ darstellen zu dürfen! Ob wir darunter das geschriebene Wort verstehen oder Christus, das Fleisch gewordene Wort Gottes, ist letzten Endes nicht ausschlaggebend, wenn wir in unserem täglichen Leben „ein Brief Christi“ sind (2. Kor 3,3).

Die Philipper werden hier ermuntert, so vom Gehorsam und von der Hingabe an ihren Erlöser beseelt zu sein, dass sie für Paulus ein Anlass zum Rühmen vor dem Herrn Jesus „auf den Tag Christi“ sind. Wie wir bereits bei der Betrachtung von Kapitel 1,6 und 10 sahen, bezeichnet der „Tag [Jesu] Christi“ den Augenblick unseres Erscheinens vor Seinem Richterstuhl. Obwohl hier dasselbe Wort wie in Kapitel 1,26 steht (griech. kauchēma), handelt es sich nicht um das „Rühmen in Christus Jesus“, sondern um den jubelnden Ausdruck vollkommener Freude bei Paulus über das durch Gott vollendete Werk im Leben der Philipper (vgl. 2. Kor 1,14; 1. Thes 2,19).

Es geht hier also nicht um den Lohn für die Treue im Dienst, sondern um die Freude über das Ergebnis des Dienstes (vgl. 1. Joh 2,28; 2. Joh 8). Als Paulus seinen Dienst beendete, musste er beklagen, „dass alle, die in Asien sind, sich von mit abgewandt haben“ (2. Tim 1,15). Trotzdem wusste er, dass ihm die Krone der Gerechtigkeit schon bereitgelegt worden war (2. Tim 4,8). Der Lohn hängt von der Treue des Dieners ab. Der hier erwähnte Ruhm hängt jedoch von der Treue derer ab, an denen der Dienst getan wird. Zudem würde dadurch bestätigt, dass Paulus weder in der Rennbahn des persönlichen Glaubens „vergeblich gelaufen“ sei noch im Dienst für den Herrn Jesus „vergeblich gearbeitet“ habe.

Paulus verbindet hier seinen eigenen Dienst über den Tod hinaus – ja, bis in die künftige Herrlichkeit – mit dem geistlichen Wohl und Segen der Gläubigen und damit der Versammlung. Ist das nicht auch ein äußerst wichtiger Gesichtspunkt für alle Diener des Herrn?

Geistliche Freude (V. 17.18)

Angesichts der beiden vor ihm stehenden Möglichkeiten – der Fortsetzung seines Dienstes und des Todes – hatte Paulus der Hoffnung Ausdruck verliehen, weiter zu leben und zu dienen (Kap. 1,20–26). Jetzt aber spricht er von seinem Tod.

Verse 17.18: Aber wenn ich auch als Trankopfer über das Opfer und den Dienst eures Glaubens gesprengt werde, so freue ich mich und freue mich mit euch allen. Ebenso aber freut auch ihr euch und freut euch mit mir!

Mit dem „Trankopfer“ greift er auf einen Begriff des alttestamentlichen Opferdienstes zurück. Das Trankopfer bestand aus Wein und wurde bei der Darbringung eines Schlachtopfers (außer beim Sünd- und Schuldopfer) zum Schluss über das Ganze ausgegossen (2. Mo 29,14). Dieses Bild wendet Paulus nun auf die Philipper und sich selbst an. Er betrachtet das hingebungsvolle Glaubensleben der Philipper als Opfer und Dienst. Die Gläubigen in Rom muss er einmal ermahnen, ihre Leiber als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen (Röm 12,1). Hier kann er jedoch dankbar und freudig feststellen, dass der Glaube der Philipper ein Opfer und Dienst für den Erretter und für Gott ist. Das haben sie durch ihre aktive Teilnahme am Evangelium und an den Bedürfnissen des Apostels bewiesen (Kap. 1,5; 4,10–18). Für die ihm zugesandte Gabe benutzt Paulus ebenfalls das Wort Opfer: „ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ (Kap. 4,18).

Neben „das Opfer und den Dienst“ des Glaubens der Philipper stellt Paulus nun die mögliche Hingabe seines Lebens im Tod als Trankopfer (vgl. 2. Tim 4,6). Damit weist er den Gläubigen den ersten und sich selbst den letzten Platz zu. Das Opfer (eig. Schlachtopfer) war ja das Wesentliche, das Trankopfer die abschließende „Zugabe“. Der Wein, der als Trankopfer gesprengt wurde, ist in der Heiligen Schrift ein Bild der Freude (vgl. Ri 9,13; Ps 104,15). Würde er sein Leben lassen im Dienst des Evangeliums, dem sie sie sich ja auch in vorbildlicher Weise widmeten, dann war das für ihn nichts Betrübliches, sondern Anlass zur Freude! Diese Freude beschränkte sich aber nicht auf ihn, sondern er teilte sie mit den Philippern. Es war sein Wunsch, dass sie sich ebenfalls freuen sollten, und zwar mit ihm. Was für ein schönes Bild praktischer Einheit und Einigkeit im Dienst für den gemeinsamen Herrn und in der daraus hervorströmenden Liebe zueinander sehen wir hier!

Die hier viermal erwähnte Freude ist wahrlich die Freude im Herrn. Sie ist eine der Erfahrungen des Glaubens, die uns dieser Brief in besonderer Weise vorstellt. Möchten auch wir mehr von dieser himmlischen Freude kennen!

Die beabsichtigte Sendung des Timotheus (V. 19–24)

Dem vollkommenen Vorbild des Herrn Jesus (und nicht zuletzt auch des Apostels Paulus selbst) werden nun noch zwei weitere nachahmenswerte Beispiele hinzugefügt: Timotheus und Epaphroditus. Beide waren treue Mitarbeiter des Paulus, deren besondere Hingabe im zweiten Teil dieses Kapitels hervorgehoben wird. Zunächst ist die Rede von Timotheus, der Paulus auf vielen seiner Reisen begleitet hatte und auch jetzt in Rom bei ihm war. Ihn hoffte er zu senden, wenn er wusste, wie es um ihn selbst stand. Damit meinte er wohl, wie der zu erwartende Urteilsspruch des Gerichts in Rom ausfallen würde. Epaphroditus sandte er jedoch schon vorher mit diesem Brief nach Philippi. Der ganze nun folgende Teil des Kapitels zeugt nicht nur vom Feingefühl des Paulus und seiner Liebe zu den Philippern, sondern auch von der gleichen Gesinnung bei seinen Mitarbeitern. Sie denken in erster Linie an andere und nicht an sich selbst. Es sind wunderbare Beispiele der Liebe, die durch die Gnade Christi in der neuen Natur der Gläubigen wirken kann.

Wie nahe Timotheus Paulus stand, können wir daran sehen, dass er mit ihm als Absender mehrerer Briefe genannt wird (im 2. Korintherbrief, im Philipper- und im Kolosserbrief, in den beiden Thessalonicherbriefen und im Philemonbrief). Außerdem richtete Paulus zwei seiner Briefe an Timotheus. Darüber hinaus wird er in fast allen übrigen Briefen von Paulus zumindest erwähnt – außer in denen an die Galater und die Epheser.

Vers 19: Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, Timotheus bald zu euch zu senden, damit auch ich guten Mutes sei, wenn ich eure Umstände kenne.

Aus der Ferne hatte Paulus den Philippern die Gesinnung Christi zum Vorbild gestellt und sie ermahnt, in Gehorsam und Hingabe zu leben. Aber das genügte ihm nicht. In seiner Fürsorge für sie hoffte er, seinen treuen Mitarbeiter Timotheus bald zu ihnen senden zu können. Diese Hoffnung gründete er nicht auf die – relativ ungünstigen – Umstände, in denen er sich befand, sondern auf den Herrn Jesus, der alles in Seiner Hand hält und dem er alles zutraute.

Paulus war so sehr am Wohlergehen der Philipper interessiert, dass er bereit war, eine Zeit lang auf Timotheus zu verzichten, obwohl dieser einer der wenigen Brüder war, die ihm in seiner Gefangenschaft beistanden. Es war die Liebe Gottes, die in Paulus durch die Gnade wirkte, die das Wohl seiner Geschwister im Glauben suchte. Aber er hoffte, Timotheus schicken zu können, weil auch er selbst „guten Mutes“19 sein wollte, wenn er erfahren würde, wie es den Heiligen in Philippi ging. Schimmert hier nicht eine gewisse Sorge des Apostels um den geistlichen Zustand der Philipper durch? Nur ein so selbstloser Bruder wie Timotheus konnte einen solchen Dienst ausführen. Per Schiff betrug die Reise von Rom nach Philippi immerhin über 2000 Kilometer!

Verse 20.21: Denn ich habe keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird; denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.

Diese vom Inhalt her recht negativen Verse schiebt Paulus wohl deshalb ein, weil er hervorheben will, dass es bei Timotheus anders aussah. Das Wort „Gleichgesinnter“ (griech. isopsychos) bedeutet wörtlich „seelengleich“. Solche Geschwister suchte Paulus weithin vergeblich. Aber zwischen ihm und Timotheus bestand eine „Seelenharmonie“, die sich in gleicher Liebe und Hingabe zum Herrn Jesus und zu den Gläubigen zeigte. Timotheus war wohl der Einzige, von dem Paulus dies sagen konnte. Bei beiden strömten aus der gleichen Quelle die gleichen Empfindungen der Liebe und Fürsorge für andere Gläubige hervor.

Der mit „von Herzen“ übersetzte Ausdruck (griech. gnēsiōs) bedeutet ursprünglich „von echter Abkunft, echt“, woraus sich die Bedeutung „unverfälscht, aufrichtig“ entwickelt hat. Er ist ein sehr starkes Zeugnis für die Wirklichkeit der zutiefst empfundenen Sorge für das geistliche Wohl der Gläubigen. Timotheus verwirklichte das bereits, wozu Paulus die Philipper noch ermahnen musste: „… ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen“ (V. 4).

Im Gegensatz dazu musste Paulus von seiner übrigen Umgebung klagen: „Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.“ Offenbar sind hier keine uns bekannten Mitarbeiter gemeint, da alle namentlichen Grüße am Schluss des Briefes fehlen. Und doch handelte es sich um Heilige in Christus! Von diesen sagt Paulus, sie suchen „nicht das, was Jesu Christi ist“, während Timotheus „von Herzen für das Eure besorgt“ ist. Wer treu dem Herrn Jesus nachfolgt und Seine Interessen verfolgt, hat auch ein aufrichtiges Interesse an den Seinen. Wer für die Seinen besorgt ist, tut es, weil er den Herrn liebt. Sie sind ja eins mit Ihm, Glieder Seines Leibes auf der Erde.

Was für ein Licht werfen die Worte „Alle suchen das Ihre“ auf den Zustand der Versammlungen damals! Er war nicht immer überall so rosig, wie wir es uns heute gern vorstellen. Bereits einige Jahrzehnte nach der Abfassung dieses Briefes setzte der geistliche Verfall ein, der schließlich zur Entstehung der Weltkirche führen sollte. So traurig diese Entwicklung ist, so liegt doch für uns heute etwas Tröstliches darin, zu sehen, dass es möglich ist, „das, was Jesu Christi ist“, zu suchen, auch wenn rings um uns her alles eher niederdrückend aussieht. Daher dürfen wir uns ermuntern lassen, trotz des fortschreitenden Niedergangs in Hingabe für den Herrn und in Gnade zu unseren Geschwistern zu leben. Christus, unser Haupt, kann nie versagen, wenn dies auch bei Seinen Gliedern auf der Erde der Fall ist. Er steht uns immer mit Seiner Macht und Seinem Rat zur Seite, wenn wir nur in Demut zu Seinen Füßen sitzen wollen und alles wirklich von Ihm, unserer Lebens- und Kraftquelle, erwarten!

Vers 22: Ihr kennt aber seine Bewährung, dass er, wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium.

Schon als Paulus zum ersten Mal in Philippi war, kam er in Begleitung von Timotheus, dessen Hingabe und Ausdauer im Dienst für das Evangelium Gottes die dortigen Gläubigen also von Anfang an kannten. Als noch junger Mann hatte er damals sicher in erster Linie dem Apostel Paulus als Diener zur Seite gestanden. Aber darin erschöpfte sich seine Tätigkeit auf die Dauer nicht. Auch einen zunächst rein äußerlichen Dienst im großen Werk, das der Herr hat, kann ein Gläubiger nur zum Segen anderer und zur Ehre des Herrn erfüllen, wenn er „das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahrt“, wie es von den Dienern (Diakonen) gefordert wird. Wer in Treue einfache Aufgaben erfüllt, qualifiziert sich dadurch oft für schwierigere Dienste. Das geht aus den Worten hervor: „Denn die, die wohl gedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben, der in Christus Jesus ist“ (1. Tim 3,8-13). Mit großer Feinfühligkeit verbindet Paulus hier nun diese beiden Gedanken miteinander. Er bestätigt zunächst, dass Timotheus mit echter Liebe „wie ein Kind dem Vater“ gedient habe. Aber nicht ihm selbst galt dieser Dienst. „Mit mir“ sagt Paulus dann, hat Timotheus an der großen Sache des Evangeliums gedient. Die Liebe des Christus und eine tiefe geistliche Übereinstimmung erfüllte sie beide und verband sie in ihrem Dienst.

Verse 23.24: Diesen nun hoffe ich sofort zu senden, wenn ich überschaue, wie es um mich steht. Ich vertraue aber im Herrn darauf, dass auch ich selbst bald kommen werde.

Seinen in Vers 19 begonnenen Gedanken, den er durch die Beschreibung seines Verhältnisses zu Timotheus unterbrochen hatte, greift Paulus nun wieder auf. Sobald er wüsste, wie der Prozess gegen ihn ausgehen würde, hoffte er ihn nach Philippi senden zu können, damit die Gläubigen dort die neuesten Nachrichten über ihn erhielten. Zugleich gibt er erneut seiner Zuversicht Ausdruck, auch selbst so bald wie möglich zu ihnen zu kommen (vgl. Kap. 1,26). Ebenso wie seine Hoffnung, Timotheus bald zu ihnen senden zu können, stützte sich sein Vertrauen jedoch nicht auf äußere Umstände, sondern auf seinen Herrn.

Epaphroditus, der Überbringer des Briefes (V. 25–30)

Epaphroditus wird nur in diesem Brief an zwei Stellen erwähnt (hier und in Kap. 4,18). Er war wohl ein Mazedonier aus Philippi, der dem Apostel Paulus eine Gabe der Philipper überbrachte. Sein griechischer Name bedeutet „Von der Liebesgöttin Aphrodite begünstigt“, daher „liebenswert“. Aber er hatte sich von den Götzen zum Herrn Jesus bekehrt! Während seines Aufenthaltes bei Paulus in Rom wurde Epaphroditus sehr krank. Diese Nachricht drang sogar bis nach Philippi. Um den dortigen Gläubigen ihre Sorgen um Epaphroditus zu nehmen, widmet Paulus ihm nun einen ganzen Abschnitt. Er lobt ihn sehr. Epaphroditus war sowohl für die Gläubigen in Philippi als auch für den gefangenen Apostel Paulus eine wertvolle Hilfe.

Verse 25.26: Ich habe es aber für nötig erachtet, Epaphroditus, meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitstreiter, aber euren Abgesandten und Diener meines Bedarfs, zu euch zu senden, da ihn ja sehnlich nach euch allen verlangte und er sehr beunruhigt war, weil ihr gehört hattet, dass er krank war.

Als Gefangener war Paulus außerstande, nach Philippi zu kommen. Timotheus wollte er erst dann schicken, wenn der Ausgang seines Prozesses feststand. Aber er verspürte den Wunsch, ja die Notwendigkeit, so bald wie möglich mit seinen geliebten Geschwistern in Philippi Verbindung aufzunehmen. Auch hierin offenbart sich das innige Band der Liebe zwischen ihm und ihnen. Deshalb sandte er Ephaphroditus, und zwar als Überbringer des Briefes. Das ist die nächstliegende Erklärung für die Worte in Vers 28: „Ich habe ihn nun desto eiliger gesandt.“ Auch die Worte „Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, steh ihnen bei.“ in Kapitel 4,3 scheinen sich auf Epaphroditus zu beziehen, denn sie besagen ja, dass der so Angeredete bereits in Philippi war, als der Brief dort gelesen wurde.

Paulus nennt Epaphroditus nicht nur „meinen Bruder“, der denselben kostbaren Glauben und als Kind Gottes denselben Vater im Himmel besaß. Er fügt hinzu, dass er auch sein „Mitarbeiter“ war. Wie lange Epaphroditus bei Paulus in Rom war, wissen wir nicht. Aber in dieser Zeit hatte er sich offensichtlich als sehr nützlich für den Gefangenen erwiesen, und zwar nicht als Diener, wie im Fall von Onesimus (Phlm 11-13), sondern als Mitarbeiter im Werk des Herrn. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass Epaphroditus dies schon in Philippi gewesen war.

Dann folgt die dritte Kennzeichnung: Epaphroditus war auch ein „Mitstreiter“ von Paulus im guten Kampf des Glaubens (vgl. Kap. 1,27)! Obwohl dieser Gläubige nur zweimal in diesem Brief erwähnt wird und vielleicht gar keine große Gabe besaß, zögert der Apostel Paulus nicht, ihm drei schöne Prädikate zu geben, die von ungeheuchelter Liebe und der Anerkennung alles Guten gegenüber Christus und den Seinen zeugen (vgl. Phlm 6).

Außerdem bezeichnet Paulus Epaphroditus als „Abgesandten“20 der Philipper. Dieser muss das uneingeschränkte Vertrauen der Brüder in Philippi besessen haben, denn sonst hätten sie ihn wohl kaum mit einem Geldbetrag auf die lange und zur damaligen Zeit abenteuerliche Reise nach Rom geschickt.

Schließlich nennt er ihn den „Diener“ seines Bedarfs. Die Philipper hatten Epaphroditus dazu ausersehen, dem gefangenen Apostel materielle Unterstützung zukommen zu lassen, die dieser im Gefängnis gut gebrauchen konnte. Darauf kommt Paulus in Kapitel 4,10–20 nochmals ausführlich zurück. Bemerkenswert ist das für „Diener“ verwendete Wort (griech. leitourgos, wovon „Liturgie“ abgeleitet ist), das im Neuen Testament immer in Bezug zu einem Dienst für Gott steht (vgl. Röm 13,6; 15,16; Heb 1,7; 8,2). Wenn Paulus in Kapitel 4,18 die ihm übersandte Gabe „einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ nennt, gibt er damit eine zusätzliche Erklärung für die Verwendung dieses besonderen Wortes an dieser Stelle. Auch materielle Unterstützung eines Dieners des Herrn kann und soll ein Opfer für Gott sein.

Diese insgesamt fünf Prädikate, mit denen Paulus Epaphroditus auszeichnet, zeugen von dessen tiefer Liebe zum Herrn, die sich auch in der Liebe zu allen Heiligen offenbart. Sie erhebt sich nicht über andere, sondern handelt mit der gleichen Demut, in der unser Herr selbst Sich erniedrigte und – wie wir in Vers 5 gesehen haben – anderen diente.

Paulus hielt es in erster Linie für nötig, Epaphroditus nach Philippi zu senden, weil dieser ein sehnliches Verlangen nach ihnen hatte und sehr beunruhigt darüber war, dass sie gehört hatten, er sei erkrankt. Es muss eine schwere Krankheit gewesen sein, durch die Epaphroditus dem Tod nahe gekommen war. Ob er schon während seiner Reise nach Rom oder erst dort erkrankte, wissen wir nicht. Jedenfalls stand die Erkrankung in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Reise zum Apostel Paulus und dadurch mit dem Werk des Herrn.

Aber Epaphroditus war nicht beunruhigt und beängstigt, weil er krank und sogar dem Tod nahe war, sondern weil die Gläubigen in Philippi von seiner Krankheit gehört hatten und sich Sorgen um ihn machten. Was für ein Bild innigster Bruderliebe ohne jede Beimischung von Egoismus offenbart sich hier bei Epaphroditus, den Philippern und bei Paulus, der dies alles voller Mitgefühl niederschreibt!

Nun war die Krankheit durch Gottes Erbarmen überstanden. Epaphroditus war jedoch von dem Gedanken erfüllt, ja beunruhigt, seine Geschwister in Philippi könnten sich weiterhin unnötige Sorgen um ihn und seinen Zustand machen. Ihnen diese Sorgen zu nehmen, war jetzt sein einziger Gedanke. Deshalb verlangte er sehnlich danach, sie alle wiederzusehen, und Paulus unterstützte ihn darin vollkommen. Das war echte Bruderliebe, die sich gegenüber den Kindern Gottes als Frucht der Liebe Gottes offenbart.

Vers 27: Denn er war auch krank, dem Tod nahe; aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht aber über ihn allein, sondern auch über mich, damit ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte.

Zweimal (in den Versen 27 und 30) erwähnt Paulus, dass Epaphroditus durch die schwere Krankheit dem Tod nahe gekommen sei. Dank der Barmherzigkeit Gottes war er jedoch wieder genesen. Paulus betrachtet dies nicht nur als einen Beweis der Güte Gottes gegenüber dem so schwer Erkrankten, sondern auch im Blick auf sich selbst, „damit ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte“. Kannte er nicht schon genug davon? Lesen wir nur einmal Römer 9,2; 2. Korinther 2,1 und 6,10!

Gottes Wort lehrt uns nicht, Krankheiten oder Todesfälle bei Seinen Kindern kalt und gefühllos zu betrachten. Hüten wir uns daher vor einer solchen, womöglich noch als „geistlich“ bezeichneten Haltung! Unser Herr Jesus war innerlich bewegt über die Witwe von Nain, die ihren einzigen Sohn zu Grabe trug, und sagte voll Mitgefühl zu ihr: „Weine nicht!“, bevor Er den Jüngling aus dem Tod auferweckte (Lk 7,11-15). Am Grab von Lazarus in Bethanien „seufzte er tief im Geist und erschütterte sich“, ja, „Jesus vergoss Tränen“ (Joh 11,33.35.38).

Gewiss sind Krankheit und Tod Folgen der Sünde. Gewiss darf der Christ, wie wir sahen, „Lust haben, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser“ (Phil 1,23), wenn auch die Erwartung Seines Kommens zu unserer Heimholung unsere höchste Hoffnung ist. Aber Schmerz und Trauer angesichts des Leidens oder des Heimgangs eines geliebten Angehörigen, eines geschätzten Mitchristen oder wertvollen Mitarbeiters im Werk unseres Herrn sind ja nicht gleichzusetzen mit der Hoffnungslosigkeit, die die Menschen dieser Welt angesichts des Leides befällt (1. Thes 4,13). Gott hat dem Menschen natürliche Gefühle gegeben (vgl. das Gegenteil: „ohne natürliche Liebe“ in Röm 1,31 und in 2. Tim 3,3). Diese werden durch das dem Glaubenden von Gott geschenkte neue Leben nicht beseitigt oder verdrängt. Sie können sich unter der Führung des Heiligen Geistes in lieblicher Weise entfalten. So war es bei Paulus, als er über die lebensgefährliche Krankheit von Epaphroditus von Traurigkeit erfüllt war.

Hätte er, der durch die „Zeichen des Apostels … in allem Ausharren, in Zeichen und Wundern und mächtigen Taten“ (2. Kor 12,12) legitimiert war, Epaphroditus nicht heilen können? Doch davon lesen wir hier nichts, wie auch in anderen Fällen, wo Gläubige erkrankt waren wie Dorkas (Apg 9,37), Timotheus (1. Tim 5,23) und Trophimus (2. Tim 4,20). Die „Gnadengaben der Heilungen“ waren in der Anfangszeit der Versammlung zusammen mit anderen Zeichen, Wundern und mancherlei Wunderwerken von Gott gegeben (1. Kor 12,9; Heb 2,4). Sie dienten der Verherrlichung Gottes und der Bestätigung der Heilsbotschaft und wurden – ebenso wie das Reden in Sprachen – als Zeichen für die Ungläubigen, nicht für die Gläubigen, gegeben (vgl. 1. Kor 14,22). So wandten die Apostel diese Gabe nicht zur Heilung von Gläubigen an. Nach der Zeit der Apostel und der Vollendung des Wortes Gottes hörten alle diese Zeichengaben ohnehin auf.

Vers 28: Ich habe ihn nun desto eiliger gesandt, damit ihr, wenn ihr ihn seht, wieder froh werdet und ich weniger betrübt sei.

Paulus hat seine in Vers 25 geäußerte Überzeugung, Epaphroditus baldmöglichst nach Philippi senden zu müssen, schnellstens verwirklicht. Dieser kommt selbst zugleich mit dem Brief dort an, wird ihn also überbracht haben. Er war der „Abgesandte“ der Philipper nach Rom, und jetzt wird er von Paulus zurückgesandt. Zweimal erfüllt er den ihm erteilten Sendungsauftrag mit Hingabe und Liebe. Das ist sehr schön. Auch die hier erkennbare vollkommene Harmonie zwischen dem sehnlichen Verlangen des einen und der Meinung des anderen ist vorbildlich für uns.

Aber für Paulus gibt es noch ein drittes und viertes Motiv, nämlich die erneute Freude der Gläubigen in Philippi nach ihrer Sorge um ihren geliebten Bruder und die Abnahme seiner eigenen Betrübnis. Die Worte „froh werden“ sind nur eine andere Übersetzung von „sich freuen“, das in diesem Brief siebenmal vorkommt (griech. chairō, s. Kap. 1,18; 2,17.18; 3,1; 4,4.10). Ja, Gott will, dass Seine Kinder die Freude im Herrn kennen, die ganz unabhängig von den äußeren Umständen ist, aber Er gibt uns auch oft äußere Anlässe zur Freude! So ist es hier.

Die Freude seiner Mitgläubigen hat auch auf Paulus eine positive Auswirkung. Natürlich konnte er sich nicht darüber freuen, seinen Bruder und Freund abreisen zu sehen. Er verspürt durchaus den Schmerz der Trennung, aber er kann sich jetzt weniger Sorgen um die Philipper machen, wenn er an ihre Wiedersehensfreude und die geistliche Hilfe denkt, die ihnen durch die Rückkehr von Epaphroditus geschenkt werden würde. Wenn die Philipper wieder froh sind, ist auch Paulus weniger betrübt.

Verse 29.30: Nehmt ihn nun auf im Herrn mit aller Freude und haltet solche in Ehren; denn um des Werkes willen ist er dem Tod nahe gekommen, indem er sein Leben wagte, damit er den Mangel in eurem Dienst für mich ausfüllte.

Aus diesen Worten spricht die Fürsorge, mit der Paulus seinen Mitarbeiter Epaphroditus der Aufnahme durch die Gläubigen in Philippi empfiehlt. Der große Apostel der Nationen macht sich die Mühe, mit warmer Liebe diesen Gläubigen einen vielleicht weniger begabten, aber treuen Bruder ans Herz zu legen. Möglicherweise benötigten sie die in diesen Worten versteckte kleine Ermahnung. Vielleicht waren sie sich gar nicht bewusst, was Epaphroditus alles auf sich genommen und wie er während seiner Krankheit gelitten hatte.

Sie liebten und ehrten den Apostel, der ihnen den Glauben an den Herrn Jesus gebracht hatte; aber nun sollten sie auch ihren Abgesandten Epaphroditus „im Herrn mit aller Freude“ wieder aufnehmen. Wenn sie ihn für nicht so wichtig hielten wie Paulus, dann entsprang das einer menschlichen Sichtweise. Aber „im Herrn“, an den sie ja alle glaubten und dem sowohl Paulus wie Ephaphroditus dienten, gab es eine ganz neue Sicht, an die wir uns bei der Beurteilung unserer Mitgläubigen auch immer halten sollten. Ohne unseren Herrn Jesus wären wir noch in der Welt und würden einander wohl gar nicht kennen. Aber „in Christus“ sind wir durch Gottes Gnade persönlich gesegnet und gemeinsam zu einer ewigen Einheit, nämlich zu Seinem Leib, der Versammlung, zusammengefügt worden (Röm 12,5). In unserer praktischen Verantwortung dürfen wir uns nun gegenseitig „im Herrn“ betrachten und auch so behandeln (vgl. Kap. 4,1.2; Röm 16,8.11-13).

Die im Neuen Testament im Blick auf die Gläubigen häufig vorkommenden Ausdrücke „im Herrn“ und „in Christus“ erscheinen zwar sehr ähnlich, bedeuten jedoch nicht dasselbe. Während „in Christus“ uns immer an unsere Stellung als Christen erinnert, die wir durch Gottes Gnade in Verbindung mit dem auferstandenen und verherrlichten Christus empfangen haben, weisen die Worte „im Herrn“ uns auf unsere Verantwortung hin, die mit dem Dienst für Ihn verbunden ist. Im Bewusstsein der Tatsache, dass sowohl sie als auch Epaphroditus demselben Herrn dienten, sollten die Philipper ihn nicht als eine Last oder auch nur mit Gleichgültigkeit aufnehmen, sondern „mit aller Freude“.

Nicht nur Epaphroditus, sondern alle, die wie er im Werk des Herrn arbeiten, sollten in Liebe geachtet werden. In ähnlicher Weise hatte Paulus die Gläubigen in Thessalonich in einem Brief ermahnt, den er ein Jahrzehnt früher geschrieben hatte: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die erkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet, um ihres Werkes willen“ (1. Thes 5,12.13).

Bei Epaphroditus kam noch der Umstand hinzu, dass er „um des Werkes21 willen dem Tod nahe gekommen“ war. Wie wir sahen, erkrankte er während seiner Reise von Philippi oder in Rom sehr schwer. Nun erwähnt Paulus zum zweiten Mal, dass Epaphroditus dem Tod nahe war (s. V. 27). Zeigt uns das nicht die Anerkennung und die herzliche Anteilnahme für Epaphroditus, der um des Werkes des Herrn willen in diese besonderen Umstände gekommen war? Zeigt es uns nicht auch, mit welcher Hingabe dieser für den Herrn, die Gläubigen in Philippi und den Apostel Paulus arbeitete?

Epaphroditus setzte sein Leben aufs Spiel, um „den Mangel in eurem Dienst für mich“ auszufüllen, wie Paulus hinzufügt. Offenbar will er mit den Worten „indem er sein Leben wagte“ daran erinnern, dass diese Krankheit Epaphroditus auf oder wegen seiner Reise nach Rom befallen hatte. Der Zweck, für den er sein Leben wagte, war es, einen gewissen Mangel im Dienst der Philipper für den Apostel auszugleichen oder auszufüllen. Diese Ausdrucksweise könnte uns erstaunen, denn gerade die Mazedonier hatten doch ein besonders inniges Verhältnis zu ihm, das sich auch in ihrer außergewöhnlichen Hilfsbereitschaft zeigte, die er den Korinthern gegenüber sehr lobt (2. Kor 8,1-5)!

Paulus hat ein sehr scharfes geistliches Auge. Er sieht und offenbart etwas, was den Philippern vielleicht selbst gar nicht so bewusst geworden ist. Er ist auch darin ein wahrer Nachahmer unseres Herrn, der einmal Johannes den Täufer vor den Menschenmengen sehr lobt, ihm selbst aber einen gewissen Tadel nicht ersparen kann (Mt 11,1-15). Auch in Kapitel 4,10 äußert Paulus sich in ähnlicher Weise, wenn er dort sagt: „Ich habe mich aber im Herrn sehr gefreut, dass ihr endlich einmal wieder aufgelebt seid, meiner zu gedenken; obwohl ihr auch meiner gedachtet, aber ihr hattet keine Gelegenheit.“ Es ist kein Vorwurf aus diesen Worten des Apostels heraushören. Es ist vielmehr ein sehr zarter Hinweis auf einen von ihm bemerkten Mangel bei seinen geliebten Geschwistern in Philippi, den er hier und in Kapitel 4 ausspricht. Die Empfänger, die seine Liebe zu ihnen aus dem ganzen Inhalt dieses Briefes herauslesen konnten, werden diesen zarten Hinweis recht verstanden haben. Möchten auch wir notwendige Aufforderungen oder Erinnerungen in diesem Geist der Liebe zum Ausdruck bringen und andererseits – wenn wir die „Adressaten“ sind – solche Worte wohl beachten!

Fußnoten

  • 1 Der griech. Text von Nestle-Aland enthält hier mit dem mask. unbestimmten Pronomen tis „irgendeinen“ eine Schwierigkeit. Grammatisch korrekt müsste es griech. tina „irgend(welche)“ heißen, wie es im Textus Receptus steht (so auch die Elberfelder Übersetzung Edition CSV).
  • 2 Diese Deutung stammt wohl von J. N. Darby (1800–1882).
  • 3 Griech. paraklēsis „Ermahnung, Ermunterung, Trost“. Die Wiedergabe durch „Ermahnung“ in mehreren Bibelübersetzungen passt nicht in den vorliegenden Zusammenhang, denn in Vers 1 spricht Paulus keine Ermahnung aus.
  • 4 Der Ausdruck „innerliche Gefühle“ (griech. splanchna) bedeutet wörtlich „Eingeweide“ (Apg 1,18), wird aber in Lk 1,78 mit „herzlich“ übersetzt, in 2. Kor 6,12 mit „Inneres“, in 2. Kor 7,15 mit „innerliche Gefühle“, in Phil 1,8, Phlm 7.12.20 und 1. Joh 3,17 mit „Herz“. Das Wort „Erbarmung“ (griech. oiktirmos) kommt in Kol 3,12 zusammen mit dem ersten Ausdruck vor (griech. splanchna oiktirmou) und wird dort durch „herzliches Erbarmen“ wiedergegeben.
  • 5 Die Zahl 8 spricht in der Heiligen Schrift von der neuen Schöpfung. – Der erste Aufruf („dass ihr gleich gesinnt seid“) wird durch die sieben folgenden Aufforderungen ergänzt und erweitert.
  • 6 Es gibt im griechischen Neuen Testament viele Wörter, die entweder nur hier oder hier zum ersten Mal bezeugt sind. Manche von ihnen wurden später von christlichen Schreibern weiter verwendet.
  • 7 Das Substantiv morphē wird nur dreimal im NT verwendet und bezieht sich überall auf den Herrn Jesus: hier auf Seine ewige Gottheit, in Vers 7 auf Seine Erniedrigung als Mensch (eig. „Gestalt eines Knechtes“) und in Mk 16,12 auf Seinen Auferstehungsleib.
  • 8 Die Lehre von der sogenannten „ewigen Zeugung“ beruft sich immer auf die Begriffe „Sohn“ und „eingeboren“, die beide angeblich auf einen Ursprung hinweisen sollen. Dabei wird übersehen, dass „Sohn“ die Beziehung und „eingeboren“ (griech. monogenēs) die Einzigartigkeit des ewigen Sohnes des Vaters definiert.
  • 9 Es besteht hier ein Unterschied zwischen „Gott sein“ (was auf Christus immer zutrifft) und „Gott gleich sein“ (wovon Er Sich „entleerte“). Als Christus Mensch wurde, hörte Er nicht auf, Gott zu sein, aber in Seiner Erniedrigung „verhüllte“ Er Seine göttliche Herrlichkeit.
  • 10 Außerdem nur noch einmal in Mt 23,12.
  • 11 Zwar fehlt in den meisten griech. Handschriften der Artikel, was im Deutschen gewöhnlich mit dem unbestimmten Artikel („einen Namen“) wiedergegeben werden wird, aber die ältesten erhaltenen Handschriften weisen den bestimmten Artikel auf („den Namen“).
  • 12 In Eph 1,10 und Kol 1,20, wo die Ergebnisse des Sühnungswerkes Christi beschrieben werden, ist nur von den Dingen „auf der Erde“ und „in den Himmeln“ die Rede, nicht aber von den „Unterirdischen“, d. h. von denen, die keinen Anteil an der Versöhnung haben. Auch diese Tatsache zeigt, dass es sich in Phil 2,6-11 nicht um den Aspekt der Sühnung, sondern um Seine Erniedrigung und Erhöhung handelt, insbesondere um Seine anbetungswürdige und nachahmenswerte Gesinnung und deren Auswirkungen und Folgen. „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 14,11). – Der Ausdruck „Unterirdische“ (griech. katachthonioi) bezeichnete bei den Griechen die Bewohner der Unterwelt. Das in der profanen Sprache häufige Wort kommt im NT nur an dieser Stelle vor.
  • 13 Das hier verwendete griech. mē „nicht“ gilt nur bei Wünschen oder Aufforderungen. Daher muss es auf das Folgende („bewirkt“), nicht auf das Vorige („gehorsam gewesen seid“) bezogen werden.
  • 14 Eine dritte geistliche Bedeutung ist die der täglichen Errettung in den Umständen, in denen sich die Gläubigen auf der Erde befinden (z. B. 2. Kor 1,10; Heb 7,25).
  • 15 Hier steht nicht das gewöhnliche Wort für „Licht“ (griech. phōs), sondern griechisch phōstēr, eigentlich „Lichtträger“. Es kommt nur noch ein weiteres Mal im NT vor (Off 21,11), wo es vom neuen Jerusalem, dem Ausdruck der Versammlung im Tausendjährigen Reich, heißt: „Ihr Lichtglanz [o. ihre Leuchte] war gleich einem sehr wertvollen Stein.“
  • 16 Da im Griechischen der Artikel vor „Welt“ fehlt, wird sie hier mehr in ihrem Charakter gesehen, nicht so sehr als das konkrete System mit allen Einzelheiten. Dadurch wird der Gegensatz zwischen „Licht“ und „Welt“ noch unterstrichen.
  • 17 „Festhalten“ oder „hochhalten“ ist die ursprüngliche Bedeutung des griech. Verbs epechō, das mit „darstellen“ wiedergegeben ist.
  • 18 Vgl. den Ausdruck „Diener des Wortes“ in Lk 1,2, der sich auch auf die Heilige Schrift oder den Herrn Jesus beziehen kann.
  • 19 Das Verb „guten Mutes sein“ (griech. eutycheō) kommt im NT nur an dieser Stelle vor.
  • 20 Griech. apostolos, hier in der ursprünglichen Bedeutung, denn Epaphroditus war kein Apostel, sondern nur zu einem bestimmten Zweck von den Philippern abgesandt worden (wie in 2. Kor 8,23).
  • 21 Das griech. NT von Nestle-Aland hat hier „des Werkes Christi“ (Handschriften P46, B, F, G u. a.); andere Handschriften haben „des Werkes des Herrn“ (', A, P u. a.) oder „des Werkes des Christus“ (D, Mehrheitstext/TR u. a.). Zwar hat nur die Handschrift C unseren Text; durch diesen lassen sich jedoch die „erweiterten“ Lesarten am besten und einfachsten erklären.
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