Betrachtung über Hebräer (Synopsis)

Kapitel 8

Betrachtung über Hebräer (Synopsis)

Das 8. Kapitel, das diese Frage der Bündnisse behandelt, ist einfach und verständlich. Nur die letzten Verse erfordern einige Bemerkungen.

Die Summe der Lehre, die wir betrachtet haben, ist: Wir haben einen Hohenpriester, der auf dem Thron der Majestät in den Himmeln sitzt, einen Diener des himmlischen Heiligtums, das nicht mit Händen gemacht ist. Als solcher muss Er dort ein Opfer darzubringen haben. Wäre Jesus auf der Erde, so würde Er kein Priester sein. Auf Erden gab es Priester nach dem Gesetz. In diesem waren alle Dinge nur Bilder der himmlischen Dinge, wie zu Mose gesagt wurde: „Sieh, dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist.“ Aber der Dienst Jesu ist vortrefflicher als der des Alten Bundes, weil Er Mittler eines besseren Bundes ist, von dem der Prophet Jeremia redet. Die hier aus Jeremia 31 angeführte Stelle ist ein klarer und einfacher Beweis dafür, dass der erste Bund nicht fortdauern sollte.

Wieder begegnen wir hier jener besonderen Entwicklung der Wahrheit, wie sie der Charakter der Empfänger des Briefes erforderte.

Der erste Bund war mit Israel gemacht worden, mit dem zweiten musste es, nach der Weissagung Jeremias, auch so sein. Der Brief macht jedoch an dieser Stelle von der Tatsache, dass ein zweiter Bund da sein sollte, nur Gebrauch, um zu beweisen, dass der erste nicht länger fortbestehen konnte. Er war veraltet und musste verschwinden. Der Schreiber führt hier nur die Bestimmungen des neuen Bundes an, um erst später weitläufiger auf ihn zurückzukommen. In den folgenden Versen stellt er dann die Dienste, die dem alten Bund angehörten, dem vollkommenen Werk gegenüber, auf das das Christentum gegründet ist. Damit werden die Ausdehnung und der Wert des Werkes Christi eingeführt.

Obgleich die Sache dem Verständnis wenig Schwierigkeit bietet, ist es dennoch wichtig, bezüglich dieser beiden Bündnisse klar zu sein. Manche haben sehr unbestimmte Begriffe über diesen Gegenstand, und viele Seelen – indem sie sich unter Bündnisse stellen, d. h. in eine Beziehung zu Gott treten unter Bedingungen, die Er ihnen nicht gestellt hat – verlieren ihre Einfalt und halten die Gnade und die Fülle des Werkes Christi nicht fest noch die Stellung, die Er für sie im Himmel erworben hat.

Ein Bund ist die Feststellung einer Beziehung oder eines Verhältnisses zu Gott auf der Erde – von Gott aufgestellte Bedingungen, unter denen der Mensch mit Ihm leben soll. Man kann sich des Wortes Bund bildlich oder auch durch Anpassung bedienen. Es wird angewandt auf Einzelheiten der Beziehung Gottes zu Israel oder zu Abraham (1. Mo 15) oder in ähnlichen Fällen, aber streng genommen gibt es nur zwei Bündnisse, in denen Gott mit dem Menschen auf Erden in Beziehung getreten ist oder noch treten wird: den Alten und den Neuen Bund. Der Alte war auf Sinai errichtet worden. Der Neue Bund wird ebenfalls mit den beiden Häusern Israels gemacht werden 1. Das Evangelium ist kein Bund, sondern die Offenbarung des Heiles Gottes. Er verkündigt die große Errettung. Wir genießen tatsächlich alle wesentlichen Vorrechte des Neuen Bundes, da dessen Grundlage von Gott in dem Blut Christi gelegt ist, aber wir genießen sie im Geist, nicht nach dem Buchstaben. Förmlich wird der neue Bund mit Israel im 1000-jährigen Reiche errichtet werden. Inzwischen ist der Alte Bund durch die Tatsache verurteilt, dass es einen Neuen gibt.

Fußnoten

  • 1 Wir finden am Ende dieses Briefes den Ausdruck: „Das Blut des ewigen Bundes“ (Heb 13,20). Das Wort „Bund“ gebraucht der Schreiber (ähnlich wie man sich des Wortes „Gesetz“ bedient) zweifelsohne deshalb, weil es gewöhnlich angewandt wurde, um die Beschaffenheit der Beziehung zu Gott auszudrücken, und „ewig“ ist bezeichnend für den Hebräerbrief. Es hat Bündnisse in der Zeit und für die Erde gegeben und wird solche geben, aber die Bedingungen unserer Beziehung zu Gott, von denen das Blut Christi Ausdruck und Bürgschaft ist, sind ewig. Sie sind gegründet auf eine ewig bleibende Gnade, ja, auf Gerechtigkeit ebenso wohl wie auf Gnade, mittels jenes kostbaren Blutes, in dem nicht nur der ganze Charakter und die Vorsätze Gottes verherrlicht und erfüllt, sondern auch unsere Sünden für immer hinweg getan worden sind.
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