Anmerkungen zum Brief an die Hebräer
Teil 3 (Hebräer 4,14-10,25)
Wir kommen nun zum dritten Teil und zugleich größten Teil des Buches. Darin finden wir Christus im Himmel und das Heiligtum, das durch sein priesterliches Wirken für uns geöffnet worden ist. Doch zunächst lesen wir sozusagen als Einleitung von dem berufenen Hohenpriester, der durch Leiden vollkommen gemacht wurde und der dann in Auferstehung Priester nach der Ordnung Melchisedeks geworden ist. Als solcher sitzt er nun auf dem Thron. Das ist der Inhalt des ersten Unterabschnitt (Heb 4,14 - 7,28). Der zweite, etwas kürzere Unterabschnitt spricht von dem besseren Bund und dem besseren Dienst, der damit in Verbindung steht. Der dritte Unterabschnitt beinhaltet die Kapitel 9 und 10.
Unterabschnitt 1 (Heb 4,14 - 7,28)
Wir finden also in den nächsten drei Kapiteln zunächst den Priester. Mehr als einmal wird dabei die Argumentation unterbrochen. Diese Unterbrechung war wegen der Trägheit des Herzens notwendig, die Abschaffung des levitischen Priestertums und all dessen, was damit verbunden war, zu akzeptieren. Natürlich benutzt der Apostel diesen Einschub – ganz, wie es seine Art ist –, um auch über andere Dinge zu sprechen, die für sein Thema sehr wichtig sind. Aber wir verstehen, welche Schwierigkeiten das, was er sagte, den Juden machte. Das, was für das Christentum sehr wichtig ist, rief den jüdischen Widerstand hervor. Es ist wahrscheinlich, dass Petrus an diesen Brief denkt, wenn er von der Weisheit schreibt, die Paulus gegeben wurde und die in seinen Schriften zu finden ist, und dann anmerkt: „Von denen einige schwer zu verstehen sind.“ Paulus stand in völliger Übereinstimmung mit ihm. Daher der Ernst und die Kraft seiner Sprache.
Abschnitt 1 (Heb 4,14 - 5,10)
Der erste Abschnitt identifiziert den wahren Priester mit Gott. Hier gibt es drei Unterschnitte. Der erste Unterabschnitt führt zwei grundlegende Dinge ein, die im Folgenden aufgegriffen werden: Den „großen Hohenpriester ..., der durch die Himmel gegangen ist“ und den „Thron der Gnade“. Der letzte Punkt charakterisiert diesen Unterabschnitt (Verse 14–16).
Der „Thron der Gnade“ ist für uns Christen ein glücklicher und vertrauter Gedanke. Doch nur hier finden wir genau diesen Ausdruck, obwohl auch der Römerbrief den zugrundeliegenden Gedanken zeigt: „...die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben“ (Röm 5,21). Das Blut auf dem Deckel der Bundeslade vor Gott, das der Hohepriester einmal im Jahr am großen Sühnungstag dorthin sprengte, ist eine bildliche Veranschaulichung des Gedankengangs. Die Lade war der Thron des HERRN in Israel, wo er zwischen den Cherubim thronte. Tatsächlich tat das Blut auf dem kapporeth, dem „Sühndeckel“, Sühnung für die Seele. Das Sühnungsblut entsprach der göttlichen Gerechtigkeit und rechtfertigte die Gnade Gottes, trotz ihrer Sünden bei Seinem Volk zu wohnen.
All das ist ein Vorbild – ein Schatten und nichts weiter. Was uns betrifft, ist das wahre Opfer dargebracht worden, der Hohepriester ist durch die Himmel gegangen (das, wovon das Heiligtum ein Bild ist) und der Thron Gottes ist dauerhaft zu einem Thron der Gnade geworden. Wir ehren ihn, wenn wir in unserer Not mit Freimütigkeit hinzutreten.
Folglich ist für uns der Vorhang zerrissen. Der Thron der Gnade befindet sich im Allerheiligsten. Dorthin hat uns das Zerreißen des Vorhangs einen „neuen und lebendigen Weg“ geöffnet. Die Verse, die wir hier vor uns haben, bilden eine Einführung in das, was folgt.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Hohepriester Mitleid mit uns hat. Das steht in Verbindung damit, dass er über das Haus Gottes gesetzt ist. Es erinnert uns an die Worte des Herrn, die er im Blick auf sein Weggehen aus der Welt zum Vater gelehrt hatte: „Wenn ihr um etwas bitten werdet in meinem Namen, werde ich es tun“ (Joh 14,14). Wie groß ist die Ermutigung, zu wissen, dass auf dem Thron Gottes eine Person sitzt, die „Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten“ und die „in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“.
Die Sünde stellte für Ihn keine Versuchung dar. In Ihm gab es keinen Anknüpfungspunkt für die Sünde. Es ist wahr, dass sie Leiden verursachte, doch bei Ihm gab es keine Schwachheit, deren Ursache in der Sünde gelegen hätte. Und doch war er wahrer Mensch, seine göttlichen Natur nahm nichts davon weg. Er lebte ein Leben in Abhängigkeit, wie wir das auch tun, aber ohne die Empfindungslosigkeit, die das Fleisch in uns hervoruft, und er führte dieses Leben in einer Welt, die von den Folgen der Sünde geplagt war, deren Schwere er wie kein anderer kannte. Im Garten Gethsemane begegnete er dem Kelch in einem solchen ringenden Kampf, dass es den Dienst der Engel erforderte, um ihn körperlich zu stärken, sodass er den ringenden Kampf ertragen konnte. Durch was für eine Welt musste der Sohn Gottes gehen! Hat er sie vergessen? Ht er sich verändert, weil er diese Welt verlassen hat und nun auf dem Thron sitzt? Das Gegenteil ist der Fall: Der Thron selbst wird jetzt als der Thron des Lammes bezeichnet und wird es in Ewigkeit bleiben – „der Thron Gottes und des Lammes“. Wie passend ist es, dass dieser Thron für uns der Thron der Gnade ist!
Der zweite Unterabschnitt (Heb 5,1-4) behandelt ausschließlich die Hohenpriester in Israel. Es ist wichtig, das zu unterscheiden. Inwieweit das, was wir hier finden, auf Christus zutrifft, werden wir im weiteren Verlauf sehen. In jedem Vorbild gibt es sowohl Unterschiede als auch Ähnlichkeiten, eben weil es ein Vorbild ist. Wie hätte es je in Israel einen Hohenpriester geben können, der nie für sich selbst opferte? Das hätte alles verfälscht. So verhält es sich auch mit dem Vorhang: Wie hätte er unter dem System des Gesetzes je zerrissen werden können? Diese bemerkenswerten Kontraste haben also einen Sinn und hindern einen wachsamen, geistlichen Geist nicht daran, das, was im Christentum wahr ist, im dritten Buch Mose zu finden. Natürlich ist es notwendig, dass wir zuerst das Christentum gelernt haben, wie es im Neuen Testament niedergelegt wurde. Wir können nicht wie in Jude das dritte Buch Mose lesen und erwarten, dass wir hier eine Entfaltung der Wahrheit über Christus vorfinden. Mose hatte damals eine Decke über seinem strahlenden Angesicht. Für uns jedoch ist die Decke weggenommen.
Der dritte Unterabschnitt (Heb 5,5-10) zeigt uns die Erfüllung in Christus. Die Verse 5 und 6 zeigen Seine Berufung, die Grundlage Seines Priestertums. In den Versen 7 und 8 finden wir Seine Leiden bis in den Tod und seine Befreiung daraus. Schließlich berichten die Verse 9 und 10 von seiner Begrüßung durch Gott in der Auferstehung als königlicher Priester (Melchisedek).
An erster Stelle finden wir die Berufung. Der Priester muss von Gott berufen sein. Wie Aaron, so war auch Christus berufen. Er, der immer im Gehorsam handelte und gekommen war, um den Willen Gottes auf einem bereits vorgezeichneten Weg zu tun, verherrlichte sich nicht selbst, um zum Hohenpriester gemacht zu werden, sondern Er empfing eine ausdrückliche Berufung in dieses Amt. In diesem Zusammenhang wird die Aussage Gottes zitiert, in der er den Menschen Jesus als Sohn anerkennt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ In Kapitel 7,21 findet sich ein vergleichbares Zitat: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: Du bist Priester in Ewigkeit.“ Auch dieses Zitat stammt aus dem zweiten Psalm, sodass es in Verbindung steht mit seinem Anspruch als Erbe der Herrschaft über die Nationen. Gottes Priester und König sind in einer Person vereint, und die beiden Ämter beruhen auf denselben persönlichen Voraussetzungen. Weil er Gott und Mensch in einer Person ist, ist er der wahre Mittler zwischen Gott und Menschen. Wir haben gesehen, dass er an Blut und Fleisch teilgenommen hat, damit er der Erstgeboren unter vielen Brüdern sei. So, wie der Erstgeborene der Erbe ist, so hat er auch das Recht der Erlösung. Deshalb ist er Priester und König.
Wenn wir die Evangelien betrachte, kann es keinen Zweifel daran geben, wo seine Berufung zum Priestertum stattfindet. Nach der Taufe durch Johannes wird der Herr Jesus zum ersten Mal öffentlich durch die Stimme des Vaters vom Himmel als Sohn Gottes anerkennt. Der Geist gottes, der auf ihn kommt, macht in im vollen Sinn des Wortes zum „Christus“ – zum Gesalbten. Das entspricht der ersten Salbung Aarons, in der nur er gesalbt wurde und kein Blut zur Anwendung kam (3. Mo 8,12). Johannes anerkennt Ihn dann als Sohn Gottes und als das Opferlamm (Joh 1,29.34), denn dieser gepriesene Priester ist eins mit Seiner Opfergabe: „Er opferte sich selbst.“
Das ist also die Berufung unseres Herrn zum Priestertum. Der Apostel bestätigt das durch ein Zitat, das er später wieder aufgreift: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
Im Anschluss daran sehen wir den Herrn sozusagen in dem Gewand aus Leinen, das der Hohepriester am großen Sühnungstag trug. Obwohl er Sohn war, musste er erfahren, was der Gehorsam bedeutete, den er freiwillig auf sich genommen hatte. Für Ihn bedeutete das Leiden, sodass Er sogar mit starkem Schreien und Tränen zu dem flehte, der Ihn retten konnte – und zwar nicht „vom Tod“, denn das was unmöglich, sondern „aus dem Tod“. Dieses Gebet des Herrn wurde in seiner Auferstehung erhört. Doch beachten wir, worauf die Antwort Gottes gegründet ist: „Und wegen seiner Frömmigkeit (o. seiner Gottesfurcht) erhört worden ist.“ Das wird vorgebildet durch die weiße Kleidung aus Leinen, mit der allein das Heiligtum betreten werden konnte.
Es ist charakteristisch für den Priester, dass er Gott nahen kann. Doch die Frage, die sich stellt, lautet: Ist er wirklich fähig, Gott zu nahen? Ist er persönlich und uneingeschränkt passend dazu, Gott zu nahen? Nichts anderes als weißes Leinen genügt. Doch dann stellt sich auch die Frage, ob es ein vollkommenes, makelloses Opfer gibt?
Das Brandopfer unterstreicht diesen Charakter am deutlichsten. Dem Opfertier wurde die Haut abgezogen und es wurde sorgfältig überprüft. Dann brachte das Feuer für Gott einen lieblichen Geruch hervor. Dieser liebliche Gerucht stieg von dem Opfer Christi hervor. Kein anderes Opfer – und schon gar nicht das Sündopfer – gab einen solchen lieblichen Geruch wie er. Der liebliche Gerucht steigt nun Tag und Nacht zu Gott auf.
Hier jedoch wird uns der Priester vorgestellt. Und doch führen uns die Überlegungen vor Augen, warum er die Kleider zur Herrlichkeit und zum Schmuck noch nicht trägt. Es ist nicht deshalb der Fall, weil der Herr kein Hoherpriester wäre. Der Grund liegt darin, dass die Sühnung noch als vor ihm liegend betrachtet wird. Die Kleider zur Herrlichkeit und zum Schmuck weisen dagegen hin auf die Annahme des Werkes. In der vorliegenden Stelle wird er „vollkommen gemacht“. Obwohl wir bereits gesehen haben, dass nichts Christus persönlich vollkommen machen könnte, haben wir bereits gesehen, dass er als „Urheber der Errettung“ vollkommen gemacht werden musste.
So sehen wir Ihn hier. Er ist hinabgestiegen in die schrecklichen Tiefen, aus denen kein anderer je hätte wieder hinaufsteigen können. Er allein konnte dort stehen. Und dadurch, dass er durch die Last, die auf ihm lag, vollkommen gemacht wurde, „ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüßt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.“
Beachten wir, dass es nicht wie zuvor „berufen“ heißt, sondern „begrüßt“. Der Priester hat bereits durch Sein Werk die Grundlage Seines Priestertums gelegt. Als solcher wird er begrüßt und anerkannt. Die Kleidung aus Leinen wird jetzt ersetzt durch die Kleider zur Herrlichkeit und zum Schmuck, und Sein Priestertum nimmt nun den Charakter des Priestertums Melchisedeks an. Dieses Thema behandelt der Apostel im siebten Kapitel ausführlicher.
Abschnitt 2 (Heb 5,11 - 6,20)
Der zweite Abschnitt ist ein Einschub. Ziel dieses Einschubs ist, dem Unglauben der Juden im Blick auf eine Tatsache zu begenen, die für das Christentum von entscheidender Bedeutung ist. Sie betrifft das ganze System des Judentums, denn das levitische Priestertum wird durch das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks ersetzt. Selbst für Christen aus den Juden war das eine harte Sprache – und es mag sein, dass gerade dadurch der Abfall hervorgerufen wurde, von dem der Apostel nun spricht. Er richtet zwei Botschaften an sie, die sehr unterschiedlich sind: Die erste Botschaft ist eine Warnung, die zweite Botschaft eine Ermutigung. In den Wegen Gottes in Gnade sind diese beiden Dinge nie weit voneinander entfernt. Er ist der „Gott allen Trostes“, und alle Warnungen dienen nur dazu, uns von falschen Dingen wegzuziehen, auf die wir unsere Hoffnung setzen, damit wir in Ihm die Fülle des Segens finden.
Im ersten Unterabschnitt (Heb 5,11 - 6,8) wird das Judentum aus der Sichtweise Gottes charakterisiert. Es ist sozusagen eine Einführung in das volle Licht der Wahrheit, das zu einem späteren Zeitpunkt offenbart werden sollte. Es ist „das Wort von dem Anfang des Christus“. Dieser Begriff wird in einigen Bibelübersetzungen fälschlicherweise als „Grundsätze der Lehre Christi“ oder „erste Grundsätze Christi“ wiedergegeben, die wir niemals verlassen sollen. Doch der Gedanke ist, dass das Judentum mit einem Zustand der Unmündigkeit einherging, der nun vorüber ist. Deshalb muss es verlassen werden, um „zum vollen Wuchs“ des Christentums zu kommen.
In der Tat waren die hebräischen Christen in Ihrer Entwicklung stehengeblieben. Gemessen an der Zeit, in der sie bisher gelernt hatten, hätten sie in der Lage sein müssen, andere zu lehren. Stattdessen mussten sie immer noch gelehrt werden – und das sogar die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes. Sie brauchten immer noch Milch anstelle der festen Nahrung, die für Menschen geeignet ist, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen. Wir Menschen können niemals zur Unschuld zurückkehren. Doch obwohl das Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse aus dem Sündenfall resultiert, verwandlt Gott dieses Ergebnis des Falls in seiner Gnade in Siegen. Die Welt ist ein Ort, der gut dafür geeignet ist, moralisches Urteilsvermögen hervorzubringen und gedeihen zu lassen. Wenn das aber nicht das Ergebnis ist, wird die Seele verhärtet. Und da Gott das Wort Gottes benutzt, um uns nach seinen Gedanken zu formen, ist dessen Nichtbeachtung der beste Beweis für diese Verhärtung der Seele. Und Licht, wenn es nicht beachtet oder verworfen wird, wird zu Finsternis.
Das Judentum ist in verschiedenen Formen immer wieder vom Feind benutzt worden, um das Christentum zu bekämpfen und zu verderben. Er hat großen Erfolg damit gehabt. Von denen, die das wahre Wesen des Judentums nicht verstanden haben, wird immer wieder angeführt, dass es eine von Gott gegebene und daher anerkannte Religion ist. Das Gesetz, mit dem Gott an das angeknüpft hat, was bereits im Herzen des Menschen war, zeigt ihm seine Torheit und seine Unfähigkeit, es zu halten. Von diesen Menschen wird es stattdessen als Gottes Offenbarung bezeichnet. Sie fragen: „Hat nicht Christus gesagt: 'Wenn du aber ins Leben eingehen willst, so halte die Gebote'?“ Doch es bedarf lediglich der Aufrichtigkeit, um zu erkennen, dass wir nicht in der Lage sind, diese Anforderungen zu erfüllen. Wir werden aufgefordert, eine Leiter aufzustellen, mit der wir den Himmel erreichen können, nur damit wir erkennen, wie weit die Sterne über uns sind.
Gott gab die „Satzungen des Fleisches“, um den Menschen ihre Untauglichkeit vor Augen zu führen und als Wegweiser auf das Zukünftige. Die Menschen jedoch sagten: „Das sind ist die Wirklichkeit“. Genau das ist das Übel des Ritualismus in allen seinen Formen in der heutigen Zeit: Er nimmt die jüdischen Formen und bekleidet sie mit den christlichen Realitäten, auf die sie hinweisen. So wird das, was nur zur Reinheit des Fleisches dient (wie im Fall des Taufwasser), zu einem Reinigungsmittel der Seele gemacht.
Das Wort Gottes selbst wird missbraucht, um die Menschen zu täuschen. Deshalb sagen sie: „Schau, wie die Schrift verführt“. Doch die Schrift ist gegeben, „damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“. Einem anderen gibt sie keine Sicherheit.
Als des Wortes „von dem Anfang des Christus“ werden sechs Lehren genannt, die zum Christentum hinführen. Wenn sie dagegen das christliche Fundament wären, dann wäre es ein Christentum ohne Christus. Der Apostel formuliert hier „nicht wiederum einen Grund legen“, weil er solche Juden im Blick hatte, die bereits das, was mit dem Christentum in Verbindung stand, angenommen hatten. Wenn sie zum Judentum zurückkehrten, würden sie zu dem zurückkehren, was sie aufgegeben hatten. Doch dort ist nichts spezifisch Christliches zu finden. Dabei geht es nicht um die Frage, ob das, was geschrieben steht, wahr ist, sondern um die Frage, ob es die Grundlage des Christentums ist. An erster Stelle stehen zwei Dinge, die grundlegend sind: Die „Buße von toten Werken“ und der Glaube „an Gott“, nicht an den Herrn Jesus. An letzter Stelle stehen zwei Punkte, die sich auf die Zukunft beziehen: „Toten-Auferstehung und ewiges Gericht“. Es geht hier nicht um die Auferstehung aus den Toten. Das ist eine christliche Wahrheit. Zwischen den ersten und den letzten beiden PUnkten finden wir etwas, das mehr Fragen aufwirft, aber den Kern der Sache trifft, weil es das Judentum charakterisiert: „Lehre von Waschungen und Hände-Auflegen“. Diese Punkte wurden als Grundlage für die christliche Taufe und Konformation beziehungsweise die christliche Taufe und Ordination gesehen. Beide Verbindungen sind befremdlich. Die Wahrheit dagegen steht in engerer Verbindung mit dem Gegenstand, der vor uns steht, als solche Annahmen zunächst vermuten lassen.
Zunächst: Der Schreiber redet nicht von „Taufe“, sondern von: „Taufen“ (“Waschungen“), und er würde die Taufe mit dem Heiligen geist sicherlich nicht in einer solchen Weise mit der Wassertaufe in Verbindung bringen. Außerdem wird für die christliche Taufe immer das Wort baptisma verwendet, während er hier baptsimos schreibt. Dieser Unterschied hängt mit der jeweiligen Anwendung des Wortes zusammen. Jedenfalls ist baptismos das Wort, das für die jüdischen Waschungen verwendet wird. Das wird in dem Ausdruck „verschiedene Waschungen“ (Heb 9,10) deutlich. Auf diese Waschungen nimmt der Schreiber hier Bezug, obwohl wir die Lehre des neunten Kapitel teilweise vorwegnehmen müssen, damit das deutlich wird.
Der größte Unvermögen des Judentums, wie es der Apostel hier schildert, liegt darin, dass es nicht in der Lage war, die Gewissen so zu reinigen, dass die Seele in der Gegenwart Gottes zur Ruhe kommen konnte. In dem Zelt der Zusammenkunft, so schreibt der Schreiber später, worden „sowohl Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht ..., die dem Gewissen nach den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt“. Das ist deshalb der Fall, weil sie nur aus „Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen“ bestehen, „in Satzungen des Fleisches“. Diese Dinge können den Zustand einer Seele nicht beeinflussen.
Der Schreiber stellt diese Punkte dann dem gegenüber, was reinigt: „Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Verunreinigten gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt“. In dieser Aussage finden wir die „verschiedenen Waschungen“ (mit Blut oder mit Asche), „Satzungen des Fleisches ... zur Reinheit des Fleisches.“ „Wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!“
Die rituellen Waschungen waren ein wichtiger Teil des jüdischen Gottesdienstes. Damit verbunden wir das Auflegen der Hände, wodurch sich der Opfernde mit seinem Opfer identifizierte. Diese beiden Punkte (Waschungen und Hände-Auflegen) gehören also für denjenigen, der unter Gesetz stand, zusammen. Unter diesem Gesichtspunkt die „Lehre von Waschungen“ von Bedeutung. Doch das, was gelehrt wurde, war letztlich mehr ein Ritual als eine Belehrung, sodass das Gewissen nicht gereinigt wurde. So wird klar, dass der Apostel den Ausdruck „das Wort von dem Anfang des Christus“ auf das Judentum bezieht.
Er fährt dann fort, um den schrecklichen Zustand derer aufzuzeigen, die aus dem Licht und dem Segen des Christentums zurückkehren zu dem jüdischen System. Sie glaubten, dass sie wieder an den Platz zurückkehren konnten, wo die früheren Heiligen gewesen waren. Doch das Judentum war für Gott vergegangen. Diejenigen, die dorthin zurückkehrten, würden feststellen, dass sie mit dem christlichen Boden die einzige Grundlage des Friedens und des Heils verlassen hatten. Es war so unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind, die die himmlische Gabe geschmeckt haben, die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind, die das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und die trotzdem abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern. In Israel konnte jemand, der einen anderen aus Versehen erschlagen hatte, in den Zufluchtsstädten Zuflucht nehmen. Christus selbst war die wahre Zufluchtsstadt für diejenigen, die zu der schuldigen Nation gehörten. Für sie hatte er selbst am Kreuz gefleht: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Petrus hatte ihnen durch den Heiligen angesichts dieser Unwissenheit Buße gepredigt. Doch diejenigen, die mit geöffneten Augen des Christentum verließen und wieder zum Judentum zurückkehrten, konnten sich nicht länger darauf berufen. Sie kreuzigten den Sohn Gottes für sich selbst erneut. Deshalb gab es für sie keine Zufluchtsstadt mehr, die ihre Türen für sie öffnete.
Die Warnung, die hier ausgesprochen wird, hat viele Personen beunruhigt, die von dem beschriebenen Zustand weit entfernt sind. Die Abgefallenen – so ernst die Warnung auch ist – sind keine Kinder Gottes, die durch den Glauben gerechtfertigt sind. Nachdem der Apostel sie beschrieben hat, fügt er im Blick auf seine Adressaten sogleich hinzu: „Wir sind aber in Bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Errettung verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch so reden.“ Mit dieser Aussage versichert der Schreiber, dass er nicht daran dachte, dass jemand, der gerettet ist, das Schicksal eines Abgefallenen erleiden kann. Was er von den Abgefallenen sagt, ist, dass sie erstens so erleuchtet worden waren, dass sie sich nicht mehr auf Unwissenheit berufen konnten. Zweitens hatten sie etwas „geschmeckt“ – doch man kann schmecken und doch ablehnen. Drittens waren des Heiligen Geistes teilhaftig geworden. Das Wort beinhaltet nicht notwendigerweise mehr als eine äußere Teilnahme. Es ist das Wort für „Genossen“, das bereits zuvor verwendet wurde. Sie waren in den Bereich hineingebracht worden, in dem der Geist Gottes Zeugnis von Christus und der Frucht seines Werkes ablegte. Die „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ sind Wunder, durch welche die Folgen der Sünde und die zerstörerische Macht Satans im tausendjährigen Reich von der Erde verbannt werden.
Doch diese Güte Gottes wirkte für sie wie ein Regen, der aus dem Herzensboden nur Dornen und Disteln hervorbrachte, die wertlos waren und unter dem Fluch standen. Sie hatten Christus verworfen, und damit war Gottes letztes und größstes Geschenk für sie nutzlos gewesen.
Der Apostel fährt nun damit fort, die Adressaten zu trösten und zu ermutigen (Heb 6,9-20). In ihnen hatte er bessere Dinge gesehen, und zwar die Liebe für den Namen Christi, die sich praktisch und beständig im Dienst an seinen Heiligen erwiesen hatte. Gott ist nicht ungerecht, diese Früchte seiner Gnade zu vergessen. Weit davon entfernt, sie zu entmutigen, wünscht der Schreiber, dass sie Fleiß beweisen zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende. So würden sie Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen ergeben.
In Abraham, dem Vater aller Gläubigen, wurde der Glaube als Weg des Segens sichtbar eingeführt und verkündigt. Deswegen ist er ein sehr lehrreiches Beispiel. Er musste sich in Ausharren üben, denn während seiner Lebenszeit ging wenig von dem in Erfüllung, was Gott ihm verheißen hatte. Nirgendwo anders als in Gott selbst findet der Glaube seines wahre Kraft und Stärke. Doch Gott gab Abraham alles, was er sich wünschen konnte – nicht nur sein Wort, sondern seinen Sehwur. Welch eine kostbare und wunderbare Herablassung gegenüber der Schwächee des Menschen. Gott wird so viel Sicherheit geben, wie wir verlangen. Wie gütig ist unser Gott, und wie sehr können wir Ihm vertrauen!
Unsere Hoffnung ist auf eine andere Art und Weise gesichert. Sie ist im Inneren des Vorhangs verankert, im Himmel selbst, in den Jesus als Vorläufer hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks. Damit kehren wir zum großen Thema des Briefes zurück.
Abschnitt 3 (Heb 7,1-28)
Wir haben das Priestertum Christi nach der Ordnung Melchisedeks vor uns. Einige Fragestellung, die damit verbunden sind, bedürfen einer eingehenderen Betrachtung. Was genau bedeutet dieses Priestertum? Geht es nur darum, dass Christus Priester nach dieser Ordnung ist? Handelt er jetzt noch nicht als Priester nach der Ordnung Melchisedeks? Hat es die Ausübung dieses Priesterdienstes ausschließlich mit dem tausendjährigen Reich zu tun und bezieht es sich daher nur Israel und die Erde? Ich habe keinen Zweifel, dass die meisten unter uns es so verstehen. Doch ist das der Gedanke der Schrift? Und welchen praktischen Wert hat das für uns? Wir müssen das Kapitel, das vor uns liegt, sorgfältig lesen, bevor wir solche Fragen beantworten können. Doch lasst uns diese Frage beim Lesen des Kapitels im Auge behalten.
Wie auch immer man Melchisedek interpretiert, es ist aufgrund seiner numerischen Position sicher, dsas der vorliegende Abschnitt den Priester im Heiligtum zeigt. Das Sühnungswerk ist vollbracht und er ist bereits großer „Priester über das Haus Gottes“.
Der Abschnitt enthält drei Unterabschnitte:
- Der erste Unterabschnitt (Heb 7,1-10) befasst sich mit Melchisedek, wie er im ersten Buch Mose gezeigt wird. In typologischer Sichtweise ist er dem Sohn Gottes verglichen. Er hat ein unauflösliches Priestertum nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens, das nicht nur viel höher ist als das Priestertum Levis, sondern das ihm gleichsam von Levi selbst gegeben wurde.
- Der zweite Unterabschnitt (Heb 7,11-19) beschreibt die Aufhebung des Gesetzes als Folge der Tatsache, dass Christus Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist.
- Der dritte Unterabschnitt (Heb 7,20-28) zeigt uns den Priester des Christentums, der für immer vollkommen gemacht und höher als die Himmel geworden ist. Er hat nun einen Platz inne, auf den das levitische Priestertum keinen Anspruch erheben konnte.
Der erste Unterabschnitt zitiert und kommentiert die kurze Geschichte von Melchisedek in einer wunderbaren Art und Weise. Er ist für viele von uns ein Bewis der Inspiration der Schrift und zeigt, dass die alttestamentlichen Geschichten eine typologische Bedeutung haben. Der Apostel legt sowohl das aus, worüber im ersten Buch Mose gesprochen wird, als das, worüber geschwiegen wird. Er legt die Namen und die Reihenfolge, in der sie genannt werden, aus. Jeder noch so kleine Punkt muss berücksichtigt werden. Es ist sicherlich ein Grund dafür, dass wir kein klares und sicheres Verständnis des Inhalts der Schriften erhalten, wenn wir dies nicht beachten. Wir setzen es mit leeren Worten gleich und verlieren so die „Tiefen Gottes“, die der Geist sucht. Lasst uns von Melchisedek lernen, dass jeder noch so kleine Teil des Wortes in Erfüllung gehen wird, und lasst uns im Glauben danach handeln.
Zuerst wird er hier Melchisedek genannt, was zu Deutsch „König der Gerechtigkeit“ bedeutet, und dann „König von Salem“, zu Deutsch „König des Friedens“. Durch diese Reihenfolge wird ein Prinzip in den Wegen Gottes zum Ausdruck gebracht. Im tausendjährigen Reich wird sich Gerechtigkeit durchsetzen, sodass Friede einziehen kann. Der Prophet bestätigt das: „Das Werk der Gerechtigkeit wird Frieden sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit in Ewigkeit“ (Jes 32,17). Dieses Prinzip erfüllt sich in der Gegenwart im Evangelium auf eine noch wunderbarere Weise. Das Werk der Gerechtigkeit ist am Kreuz vollbracht worden, und als Ergebnis davon ist der Friede zu uns gekommen. Das zeigt, dass unser Melchisedek seinem Namen gerecht geworden ist.
Der Brief zeigt dann, dass Melchisedek „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister“ war. In dieser Weise wird er im geschichtlichen Bereicht dargestellt. Wir finden keine Informationen über seine Familie, die vor ihm war oder nach ihm kam. Der Schreiber fügt hinzu: „Weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend, aber dem Sohn Gottes verglichen“. Natürlich ist Melchisedek nicht wirklich wie der Sohn Gottes, aber ist ihm „verglichen“. Die Schrift nennt im Blick auf ihn nur solche Punkte, die mit dem Gedanken eines ewigen, unverändlichen Priestertums in Übereinstimmung stehen, und lässt alles weg, was zu diesem Gedanken im Widerspruch steht oder nichts damit zu tun hat. Dadurch wird Melchisedek ein Vorbild auf den Herrn Jesus, der auch König und Priester in einer Person ist. So wurde es im Blick auf ihn geweissagt: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross; und er wird von seiner Stelle aufsprossen und den Tempel des HERRN bauen. Ja, er wird den Tempel des HERRN bauen; und er wird Herrlichkeit tragen; und er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen, und er wird Priester sein auf seinem Thron; und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein“ (Sach 6,12-13).
Diese Prophezeiung bezieht sich zweifellos auf das tausendjährige Reich, und doch ähnelt sie der Linie, die der Apostel verfolgt hat. Doch hier ist alles höher: Das „Haus“ ist das Universum, der Thron, auf dem er sitzt, ist der Thron Gottes (Heb 8,1). Christus hat seinen eigenen Thron als Sohn des Menschen noch nicht eingenommen, sondern er sitzt auf dem Thron seines Vaters (Off 3,21). Wir befinden uns in dem „Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). Der Herr als Sohn Gottes ist also bereits König und Priester. Er ist priesterlicher Herrscher über das Haus Gottes.
Wenn wir uns mit dem ersten Buch Mose beschäftigen, dann finden wir dort das Leben Abrahams als vierte von sieben Lebensbeschreibungen. Diese sieben Biographien geben uns ein vollkommenes Bild des göttlichen Lebens in dem Menschen. Die erste Lebensbeschreibung von Adam zeigt uns, dass das göttliche Leben in uns in Verbindung mit Buße und Glauben seinen Anfang nahm. In Joseph wird uns jemand vorgestellt, der dem Bild Christi gleichförmig geworden ist. Abraham folgt auf Noah, der durch das Gericht über die alte Welt auf einen neuen Schauplatz gebracht wird. Dieser neue Schauplatz ruht auf dem Wert des Opfers, das Gott angenommen hat. Abraham zeigt uns dann das Leben im Glauben als praktische Folge davon, in Christus eine neue Schöpfung zu sein. Bereits durch seine Berufung nach Kanaan wurde er ein Pilger und Fremder auf der Erde. Sein Leben gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil (1. Mo 11,10 - 14,24) behandelt den Ruf Gottes und seinen Gehorsam, der zweite Teil (1. Mo 15,21 - 21,33) beschreibt den Kampf des Glaubens. Sowohl die Lebensbeschreibung Abrahams als auch das ganze erste Buch Mose stellen uns also im Vorbild das christliche Leben vor Augen. Natürlich wird Israel vergessen, denn Gott liebt dieses Volk und kann es nicht vergessen. Doch Abrahams Berufung nach Kanaan, dem himmlischen Land, und sein Umherwandern darin im Glauben ist kein Typus für Israel – und kann es auch nicht sein. Und was seine Söhne Isaak und Isamel betrifft – Isaak ist eindeutig ein Bild der „Kinder ... der Freien“.
Am Ende des ersten Teils der Lebensgeschichte Abrahams erscheint Melchisedek. Als Abram, der Hebräer (d.h. „Pilger“), vom Kampf mit den Königen des Ostens, einer babylonischen Konförderation, zurückkehrt, bringt Melchisedek „Brot und Wein“ heraus. Sie sprechen bildlich von dem, was uns der königliche Priester zu unserer Versorgung gibt, von dem Gedenken an das Opfer, das ein für allemal dargebracht wurde. Heute ist Gott noch nicht als der Höchste offenbart, und es scheint, als ob die Erde nicht Gott, sondern den Menschen und Satan gehört. In diesem Bild hier gibt es auch einen König von Sodom. Doch von ihm möchte Abraham nicht reich gemacht werden. Der Glaube in Abraham führt zu dem Schluss, dass Gott der Besitzer des Himmels und der Erde ist. Heute empfängt der Glaube genau diesen Dienst von dem wahren Melchisedek, und er vertraut ebenfalls darauf, dass Gott der Besitzer des Himmels und der Erde ist, obwohl das nicht zu sehen ist. Die Tatsache, dass er uns heute schon Brot und Wein gibt, lässt uns als sicher annehmen, dass er auch Himmel und Erde besitzt.
Jede Einzelheit dieser Begebenheit passt wunderbar zu uns. Wir dürfen darauf vertrauen, dass unser Melchisedek schon heute für uns existiert. Im tausendjährigen Reich wird der Herr öffentlich als Melchisedek anerkannt werden. Sodom wird nicht länger nur Ablehnung durch den Glauben erfahren, sondern das Gericht Gottes. Doch bis es soweit ist, bringt er uns Brot und Wein heraus. Wir wissen den einen bei uns, der uns den Segen Gottes, des Höchsten, mitteilt, und der seinerseits Gott, den Höchsten, preist: „Inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen.“
Der Apostel beweist anhand dieser kurzen Begebenheit die Überlegenheit Melchisedeks über Levi. „Er war noch in den Lenden des Vaters (Abraham), als Melchisedek ihm entgegenging.“ In der Person Abrahams bezahlte Levi den Zehnten an Melchisedek. Durch diese Handlung wird gezeigt, dass das levitische Priestertum dem Priestertum Melchisedeks unterlegen ist. Der Schreiber berichtet auch, dass Melchisedek, der größer war als Abraham, den segnet, dem Gott die Verheißungen gegeben hatte. Das führt uns zu Konsequenzen von noch größerer Tragweite.
Im zweiten Unterabschnitt (Verse 11–19) zeigt der Apostel, dass der Wechsel der Ordnung des Priestertums zu einer Abschaffung des Gesetzes führt. Bereits in den Psalmen wurde die Einführung eines Priesters nach einer höheren Ordnung angekündigt – ein Priester „nach der Ordnung Melchisedeks“, nicht nach der Ordnung Aarons. Wir müssen nur einen Augenblick darüber nachdenken, um zu erkennen, dass damit eine völlige Änderung des Gesetzes verbunden war. Am großen Sühnungstag ist zu erkennen, dass die gesamte Beziehung Israels zu Gott vom Priestertum abhängig war. Nur das Blut, das der Hohepriester Jahr für Jahr auf den Gnadenstuhl sprengte, ermöglichte Gott, in der Mitte dieses Volkes zu wohnen. Diese Handlung jedoch konnte per Gesetz nur durch einen Mann aus der Familie Aarons geschehen. Doch der Herr ist aus Juda entsprossen, und das Gesetz hatte über das Priestertum in Verbindung mit diesem Stamm keine Anweisung gegeben. Warum war es überhaupt nötig, die Nachfolge so klar zu regeln? Ganz einfach: Weil es sich um sterbliche Menschen handelte, die aufgrund ihres Todes nicht für immer in ihrem Priesteramt bleiben konnten. Es handelte sich also um ein fleischliches Gebot. Doch er, der gekommen ist und ewig lebt, hebt das Gesetz notwendigerweise auf, und zwar nach der „Kraft eines unauflöslichen Lebens.
Die Dinge befinden sich getrennt vom Gesetz offensichtlich auf einer höheren Ebene. Das vorhergehende Gebot wird abgeschafft, und zwar wegen seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit. Es brachte nichts zur Vollkommenheit. Stattdessen gab es unter Gesetz ein Priestertum aus sterblichen Menschen, tierische Opfer, die nicht wirklich Sühnung bewirken konnten, und ein verschlossenes Heiligtum, in das der Hohepriester nur einmal im Jahr mit Furcht eintrat, um es direkt wieder zu verlassen. Doch jetzt ist eine bessere Hoffnung eingeführt worden, „durch die wir Gott nahen.“ Diese Bemerkung führt uns in das ein, was im nächsten Abschnitt folgt.
Der Apostel führt uns in dem dritten Unterabschnitt (Verse 20–28) den wahren, himmlischen Priester vor Augen. Er steht im Gegensatz zu den Priestern des fleischlichen und irdischen Systems unter Gesetz. Diese Priester weisen lediglich als Typus auf den wahren Priester hin. Der Schreiber zeigt, dass Gott ihn mit einem Eidschwur eingeführt hat, wodurch seine unumstößliche Absicht im Blick auf den wahren Priester unterstrichen wird. Als ewiger Priester ist er auch Bürge eines Bundes, der besser ist als der gesetzliche, an Bedingungen geknüpfte Bund. Und im Gegensatz zu sterblichen Menschen bleibt er ewig, um für diejenigen, die durch ihn Gott nahen, zu sorgen und sie ans himmlische Ziel zu bringen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden. Wir verstehen, wie sehr sich dieser Blickwinkel von dem des Römerbriefs unterscheidet, wo unsere Stellung in Christus betrachtet wird, und auch von dem des Johannesevangeliums, wo wir leben, weil er lebt (Joh 14,19). Hier sind wir dem Wirken des Priester anvertraut, dem Gott alle Macht gegeben hat. Er wird uns völlig erretten, indem er uns zu jener endgültigen und ewigen Ruhe bringt, die in diesem Brief bereits vorgestellt wurde.
Schließlich wird noch kurz der Charakter unseres Hohenpriesters vorgestellt. „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte auch uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst geopfert hat. Denn das Gesetz bestellt Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit haben; das Wort des Eidschwurs aber, der nach dem Gesetz gekommen ist, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit.“
Hier wird deutlich, in welchem Maß der Herr als Gegenbild das Bild übertrifft. Der jüdische Hohepriester war nur ein Sünder unter Sündern. Christus dagegen ist absolut heilig und von den Sündern getrennt. Dennoch kann der Apostel sagen: „Ein solcher geziemte uns.“ Das Blut Christi hat diejenigen vor Gott auf immerdar vollkommen gemacht, die durch dieses Blut geheiligt werden. Jetzt haben „die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen von Sünden mehr“ (Heb 10,2.14).
So tritt Christus als Hohepriester bei Gott nicht für uns als Sünder ein, sondern für uns als die vielen Söhne, die er zur Herrlichkeit führt. Der Hohepriester ist für Schwachheiten da, nicht für Sünden. „Wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater“ (1. Joh 2,1). Christus ist sowohl Priester als auch Sachwalter. Doch was unsere Beziehung zu Gott betrifft, ist die Frage der Sünde geklärt. Zwischen einem Kind und seinem Vater muss sie jedoch immer wieder geklärt werden.
Unterabschnitt 2 (Heb 8,1-13)
Der Schreiber fasst zunächst seine vorhergehenden Ausführungen zusammen. Unser Herr hat ein besseres Priestertum, das auf einem besseren Bund beruht. Die ersten sechs Verse betonen, dass er der Diener der wahrhaftigen Hütte ist. Die letzten sieben Vers sprechen von der Änderung des Bundes.
Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass der Apostel uns den Priester im Heiligtum zeigt – also einen Priester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln. Im Blick auf den Herrn müssen wir – anders als bei den menschlichen Priestern – außerdem zwischen seinem Dienst außerhalb und dem Dienst innerhalb der Hütte unterscheiden. Der erste Dienst hörte für ihn auf, bevor der zweite Dienst begann. Er war Hoherpriester, als er sich selbst opferte, und er war Hoherpriester, als er durch die Himmel ging (Heb 4,14). Es ist nicht nötig, darauf näher einzugehen. Dennoch ist der vierte Vers so ausgelegt worden, als würde er das Gegenteil bedeuten: Dass der Herr nämlich auf der Erde kein Priester gewesen sei. Andere Aussagen der Schrift werden verdreht, um diese falsche Auslegung zu stützen. Der Apostel sagt nicht, dass Christus kein Priester gewesen ist, als er auf der Erde sagt. Er sagt: „Wenn er nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester.“ Er spricht eindeutig von einer Person, die sich in der Gegenwart nicht auf der Erde befindet, und er blickt nicht auf die Zeit zurück, in der sie dort war. Christus ist der verherrlichte Hohepriester, ein „Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte“. Die Begründung, die er dafür gibt, ist schlüssig. Warum wäre er nicht einmal Priester, wenn er auf der Erde wäre? „Weil“, so antwortet er, „solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen.“ Nach dem Gesetz stellt die Familie Aarons die Priesterschaft. In dieser Linie hat keinen Christus keinen Platz. Doch das hat offensichtlich nichts mit dem Werk des Herrn auf der Erde zu tun. Der Verssagt nicht aus, dass Christus kein Priester gewesen ist, als er sich selbst darbrachte.
Das Gesetz, von dem der Apostel gesprochen hatte, steht nicht in Verbindung mit den „neuen Bund“. Es enthält die Bedingungen des alten Bundes. Doch allein die Tatsache, dass ein „neuer Bund“ verheißen war, zeigt, dass Gott mit diesem alten Bund nicht zufrieden war. Der Prophet Jeremia, der im Namen des HERRN spricht, stellt beide einander gegenüber. Der neue Bund bezieht sich zwar auch auf Israel und Juda, aber er ist ausdrücklich „nicht nach dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen.“ Das himmlische Teil des Christen ist nicht Inhalt dieses Bundes. Dennoch ist es ein Bund der Gnade Gottes. Er beinhaltet die Verheißung dessen, was Gott tun und sein wird. Er wird in ihnen eine Gesinnung des wahren Gehorsams bewirken und seine Gesetze in ihren Sinn geben und auf ihre Herzen schreiben. So wird er ihr Gott und sie werden sein Volk sein. Dieser Segen wird nicht nur eine bestimmte Gruppe von Menschen erreichen. Es ist nicht mehr notwendig, an seinen Bruder zu appellieren, den Herrn zu erkennen, denn alle werden bewusst erkennen – die Kleinen und die Großen. An jenem Tag werden dann all ihre Ungerechtigkeiten vollständig weggetan sin. Er wird ihrer Sünden und Gesetzlosigkeiten nie mehr gedenken.
Der Schreiber beschreibt hier offensichtlich nicht den vollen Segen des Christentums. Es ist ein Bund für Israel und Juda in zukünftigen Tagen. Christus wird für sie der Mittler dieses Bundes sein. Doch dieselbe Gnade, die diesen Bund prägt, ist auch die Grundlage des Christentums, und sie wird heute schon von demjenigen ausgeübt, der das absolute Recht hat, sie nach seinem Willen auszuüben. Dass er einen Bund mit Israel und Juda schließt, der ihnen seine Gnade garantiert, hindert nicht daran, dass andere Personen einen ähnlichen Segen bekommen. Dass Christus nun der Mittler des neuen Bundes ist, zeigt sofort den Charakter seines Dienstes an. Und doch ist es nur ein grundsätzlicher Gedanke, denn das Christentum mit seinen „geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern“ kann daran nicht gemessen werden. Der letzte Satz zeigt, was der Apostel mit dem Zitat des Propheten Jeremia bezwecken will: „Indem er sagt: 'einen neuen', hat er den ersten alt gemacht; was aber alt wird und veraltet, ist dem Verschwinden nahe.“ Damit leitet er zu seinem großen Thema über: Dem Öffnen der himmlischen Örter.
Unterabschnitt 3 (Heb 9,1 - 10,39)
Dieser dritte Unterabschnitt befasst sich mit der Fragestellung, wie der Weg in den Himmel geöffnet wurde. Er enhält vier Abschnitte, wobei der vierte Abschnitt – wie schon an anderer Stelle angemerkt – aus Ermahnungen besteht.
Die ersten drei Abschnitte enthalten das eigentliche Thema. Der erste Abschnitt (Heb 9,1-10) spricht von der „vorderen (o. ersten) Hütte“ des ersten Bundes. Ihr Aufbau zeigt klar, dass der Weg ins Heiligtum noch nicht offenbart war. Der zweite Abschnitt (Heb 9,11-28) beschreibt, wie das beseitigt wird, was an der Offenbarung hindert. Im dritten Abschnitt (Heb 10,1-25) finden wir die Heiligung des Anbeters, damit er in das geöffnete Heiligtum eintreten kann.
Abschnitt 1 (Heb 9,1-10)
Der erste Abschnitt lenkt unsere Blicke auf das Zelt der Zusammenkunft, um vor Augen zu führen, wie die Dinge dort angeordnet waren. Der Schreiber betont ihre Aufteilung in zwei Bereiche, die durch den inneren Vorhang voneinander getrennt waren. Die vordere Hüttewar der Ort des Priesterdienstes und konnte daher ständig betreten werden. Die zweite Hütte war, wenn man von dem kurzen Besuch des Hohenpriesters am großen Sühnungstag absieht, dauerhaft verschlossen. Die Geräte, die sich in den beiden Bereichen befanden, werden zwar erwähnt, aber der Schreiber hat nicht die Absicht, genauer auf sie einzugehen. Sein wesentlicher Punkt ist die strikte Trennung der beiden Bereiche. Der Bereich, zu dem der Zutritt nicht erlaubt war, war der Ort, an dem – wenn die Dinge in Israel in Ordnung waren – die Herrlichkeit Gottes wohnte. Der Vorhang vor diesem Bereich verdeutlichte, dass ein Zutritt zu Gott nicht möglich war.
Die „erste Hütte“ war kennzeichnend für die Zeit des Gesetzes. Sogar zu Mose, dem Mittler, wurde gesagt: „Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch mich sehen und leben.“ Die Hütte steht also symbolisch für die damalige Zeitepoche, in der sowohl Gaben als auch Opfer dargebracht wurden, die dem Gewissen nach den nicht vollkommen machen konnten, der den Gottesdienst ausübte. Es waren nur Speisen und Getränke und verschiedene Waschungen (das Blut von Böcken und Stieren sowie die Asche einer jungen Kuh, die auf einen Verunreigten gesprengt wurde), die zur Reinigung des Fleisches heiligten. Ein solches System konnte Gott nicht zufriedenstellen und es konnte keinen Menschen in die Nähe Gottes bringen. Daher muss es vergehen.
Abschnitt 2 (Heb 9,11-28)
Der zweite Abschnitt thematisiert die Erlösung, durch welche die Sünde, die bisher seine Offenbarung verhindert hatte, vor Gott abgeschafft wurde. Nun ist erfüllt, worauf das levitische System hinweis. Wir kennen den wahren Sühnungstag und den großen Hohenpriester einer beseren Hütte. Er ist nicht mit Blut von Böcken oder Kälbern in das Heiligtum eingegangen, sondern mit seinem eigenen Blut. Die Erlösung, die er zustande gebracht hat, ist eine „ewige Erlösung“, die nicht nur für ein Jahr währt. Nun hat der Anbeter endlich ein Gewissen, das von toten Werken gereinigt ist, also von Werken, die keinen Geschmack des Lebens in sich tragen und so dem lebendigen Gott nicht gefallen können. Die Gesetzlichkeit des alten Bundes ist durch die Gnade ersetzt worden, und das ewige Erbe ist denen gesichert, die durch die Gnade des Evangeliums berufen worden sind.
Nun erfolgt ein Einschub in Klammern Darin wird der Bund, dessen Mittler Christus ist – wie ein anderer (W. Lincoln in 'Lectures on the Epistle to the Hebrews') es bemerkte –, mit dem Testament“ identifiziert, das Christus ausgestellt hat. Das Wort diatheke kann sowohl mit „Bund“ als auch mit „Testament“ übersetzt werden. Tatsächlich ist der Bund in Form eines Testaments zu uns gekommen, das durch den Tod des Herrn Jesus in Kraft gesetzt worden ist. Doch der Apostel kehrt sofort zu dem Gedanken des „Bundes“ zurück.
Der erste Bund wurde nicht ohne Blut eingeweiht. Sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk wurden mit dem Blut des Opfers besprengt. Das erscheint zunächst seltsam, denn wir haben es mit einem gesetzlichen Bund zu tun. Doch das Blut bestätigte die Gerechtigkeit der Strafe des Gesetzes für diejenigen, die unter diesem Gesetz standen. Durch das Opfer Christi wird diese Tatsache bestätigt, denn er nahm den Fluch des Gesetzes auf sich, um uns zu erlösen. Das Blut verdeutlichte hier also, was die Folge des ersten Bundes sein würde.
Doch nicht nur das: Auch die Hütte und alle Geräte des Dienstes wurden mit Blut besprengt. Hier ist die typologische Bedeutung offensichtlich. Fast alle Dinge, die mit dem Gesetz in Verbindung standen, wurden mit Blut gereinigt. Zur Vergebung der Sünden gab es keinen anderen Weg. Doch die himmlischen Dinge selbst bedurften eines besseren Opfers. Christus ist in den Himmel eingegangen, nachdem er ein Opfer dargebracht hat, das niemals wiederholt werden muss. Wenn er erneut ein Opfer darbringen müsste, dann müsste er auch erneut leiden. Doch beides ist nicht möglich. Stattdessen ist er in der Vollendung der Zeitalter der Bewährung, in denen die Gottlosigkeit des Menschen und seine Unfähigkeit, sich selbst zu erlösen, völlig ans Licht getreten ist, einmal offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.
Für den Glauben folgt daraus die vollständige Befreiung von Tod und Gericht, die das Teil aller Menschen sind. Was den Tod betrifft: Die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, sterben überhaupt nicht. Was das Gericht betrifft, erscheint zum zweiten Mal ohne Sünde zur Errettung. Der Gläubige kommt nicht in das Gericht, und der Empfang seines Lohns am Richterstuhl des Christus wird zeigen, dass die Gnade triumphiert hat. Dann wird alles vollständig ans Licht gebracht „und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“
Abschnitt 3 (Heb 10,1-25)
Der dritte Abschnitt zeigt uns, dass wir für die Anbetung im Allerheiligsten geheiligt sind. Es ist die gegenwärtige Frucht seines herrlichen Werkes für uns. Wir werden außerdem daran erinnert, dass das unter Gesetz unmöglich war. Das Gesetz war nicht einmal ein vollkommenes Ebenbild der Dinge, die es darstellte. Beispielsweise zeigt die jährliche Wiederholung des Sühnungstages, wie unwirksam die dargebrachten Opfer waren. „Denn“, so fragt der Apostel, „würde dann nicht ihre Darbringung aufgehört haben, weil die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen mehr von Sünden gehabt hätten?“
Wenn wir den Gedanken vollständig erfassen wollen, müssen wir bedenken, dass selbst in Israel kein Opfer zweimal für dieselben Sünden dargebracht wurde. In der Christenheit findet sich auch nicht der Gedanke, dass für jede Sünde ein neues Opfer dargebracht werden muss, sondern dass bei jeder Sünde eine neue Anwendung des Blutes erforderlich ist. Doch das ist genau das, was der Apostel „Gewissen von Sünden“ nennen. Jemand, der eines neuen Opfers oder einer erneuten Anwendung des Blutes bedarf, um sich zu reinigen, ist nicht ein für alle Mal gereinigt. Wie furchtbar muss die Gegenwart Gottes für eine Person sein, der sich als nicht gereinigten Sünder sieht. Der Gedanke an die Gnade Gottes hindert den Christen zwar daran, sich vorzustellen, was das wirklich bedeuten würde. Doch der Apostel sagt, dass die Notwendigkeit einer wiederholten Reinigung bedeuten würde, nie wirklich gottgemäß gereinigt worden zu sein. Ein solch großes Bedürfnis kann Gott nur vollkommen stillen. Das Blut von Stieren und Böcken jedoch konnte keine Sünden wegnehmen – und genau das wird durch ihre ständige Wiederholung sichtbar. Durch diese Opfer wurde keine wirkliche Reinigung vollzogen.
Aus diesem Grund kam Christus. Er hat diese unwirksamen Opfer durch sein eigenes, vollkommenes Opfer ersetzt. Genau darauf deuteten die Bilder des Alten Testaments hin: In der Rolle des Buches steht von ihm geschrieben. Diese Aussage bezieht sich nicht auf die ewigen Ratschlüsse Gottes, sondern auf das Buch des Gesetzes. Der Herr hat sie nicht in der Ewigkeit ausgesprochen, sondern als er in die Welt kam. Es heißt: „Siehe, ich bin gekommen“ und nicht: „Ich komme“. Weil Gott durch die Opfer des Alten Testaments nicht befriedigt werden konnte, setzt er sie durch die Vollendung seines eigenes Werkes beiseite.
Wir sind nun geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi. Im Hebräerbrief geschieht die Heiligung nicht durch den Geist, sondern durch das Opfer. Nicht das Öl, sondern das Blut ist die Grundlage von allem, und durch dieses Blut wird die priesterliche Familie Gott geweiht. Sein Opfer muss dabei nie mehr wiederholt werden. Im Unterschied zu dem Priestertum unter Gesetz ist er nicht länger ständig mit Opfern beschäftigt. Stattdessen hat er hat sich zur Rechten Gottes gesetzt und muss diesen Platz nicht mehr für ein Opfer verlassen. Er sitzt dort auf immerdar, bis die Zeit kommt, in der seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füße. Was die Opfergabe betrifft, gibt es nichts mehr zu tun: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Es gibt keinen Augenblick, in dem sie nicht in dem vollen Wert dieses Opfers vor Gott stehen.
Zum Untermauern dieser Gedanken kann sich der Apostel wieder auf den Teil der inspirierten Schriften berufen, die auch die Juden akzeptierten. Er führt das Zeugnis des Heiligen Geistes aus dem Alten Testament an und bestätigt so das, was er zuvor gesagt hatte. Der Inhalt des Zitats spielt nicht auf das Herabkommen des Heiligen Geistes nach der Auffahrt Christi zur Rechten Gottes an, obwohl es einige Ausleger so gedeutet haben. Es bezieht sich offensichtlich auf das, was der Schreiber im Verlauf des Briefes bereits gezeigt hatte. Hier spricht er erneut davon, weil bereits der Inhalt des neuen Bundes zeigt, dass die tierischen Opfer zur Tilgung der Sünden abgeschafft werden würden. Gott sagt: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.“ Wenn jedoch weiterhin und wiederholt tierische Opfer dargebracht würden, dann läge genau darin ein Gedenken, also ein Erinnern an die Sünden.
Nun ist der Punkt erreicht, auf den der Apostel so lange hingearbeitet und für den er den Weg sorgfältig bereitet hat. Wir haben Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, und zwar auf einem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch. In dieser Aussage gibt es einige Punkte, die wir genau betrachten müssen – vor allem in Hinblick auf das, was in der letzten Zeit darüber gesagt wurde.
Zunächst muss beachtet werden, dass das Wort für „Heiligtum“ eigentlich „das Heilige“ oder „heilige Stätte“ bedeutet. J.N.D übersetzt denncoh sowohl hier als auch in Heb 9,8.12 und 13,11 „[das] Allerheiligste“ (engl. „[holy of] holies“), wobei die Klammern anzeigen, dass das Wort „Heiliges“ nur einmal Verwendung findet. Der Begriff „das Allerheiligste“ (engl. „holy of holis“) dagegen kommt nur in Kapitel 9,3 vor. In Heb 9,24-25 übersetz er richtigerweise „heilige Stätten“ (engl. „holy places“). Die Revised Version übersetzt hier wie auch an anderen Stellen immer „heilige Stätte“ (engl. „holy place“), ohne auf die verschiedenen Ausdrücke hinzuweisen. In Kapitel 9,3, wo es notwendig ist, zwischen dem „Heiligtum“ und dem „Allerheiligsten“ zu unterscheiden, verwendet er den korrekten Begriff für das Allerheiligsten. In den Stellen, in denen er das nicht tu, hat er nicht die Absicht, diese Unterscheidung zu treffen. Die Heilige Schrift ist an dieser Stelle so genau wie an allen anderen Stellen.
Wenn wir hier davon lesen, dass wir „Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“, werden dadurch zwei Aussagen, die in letzter Zeit zu Verwirrung hinsichtlich der Auslegung dieses Briefes geführt haben, mit einem Schlag zunichte gemacht:
- Der Hebräerbrief berichtet nicht von einem Zerreißen des Vorhangs.
- Die vordere Hütte entfällt im Christentum vollständig. Übrig bleibt nur noch das Allerheiligste. In Verbindung mit dieser Auslegung wird behauptet, dass weder der Leuchter noch der Tisch der Schaubrote noch der Räucheraltar etwas mit uns zu tun haben. Sie seien rein jüdisch, sodass es ein schwerer Fehler wäre, sie auf uns Christen anzuwenden.
Aus dem Gesagten ergibt sich die Frage, wie das mit Hebräer 9,8 zusammenpasst. Dort ist davon die Rede, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist, solange die vordere Hütte noch Bestand hat. Die Antwort darauf steht mit dem zerrissenen Vorhang in Verbindung. Durch das Zerreißen des Vorhangs wird aus beiden Hütte eine Hütte gemacht. Die vordere Hütte besteht also nicht mehr – jedenfalls nicht mehr als vordere, von dem Allerheiligsten getrennte Hütte. Wenn davon die Rede ist, dass wir in die wahre Hütte gekommen sind, dann ist daher das Allerheiligste gemeint. Wäre der Vorhang nicht zerrissen, dann könnten wir zwar in die vordere Hütte eingehen und aus der Ferne anbeten, bis uns schließlich gestattet wird, in das Allerheiligste einzugehen, oder wir einen Weg hinein finden. Doch davon spricht der Hebräerbrief nicht. Es gibt nur einen Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu – und zwar in das Heiligtum, dessen Vorhang zerrissen ist. Das ist der Zugang, der uns durch die Gnade gegeben worden ist, die das Christentum prägt.
Dennoch wird behauptet, dass der Ausdruck „durch den Vorhang hin“ zeigen würde, dass der Vorhang nicht zerrissen ist und wir durch ihn hindurchgehen müssen [“Truth for the Time“ (1895), S. 174]. In diesem Fall wäre der neue und lebendige Weg das, was uns dazu befähigt, durch den Vorhang hindurchzugehen. Man könnte zu dem Schluss kommen, weil der Schreiber hier nicht von dem Zerreißen des Vorhangs spricht. In den Evangelien wird dann nur davon berichtet, dass der Vorhang zerreißt, um zu zeigen, dass Gott aus derm Allerheiligsten herauskommt, und nicht, dass Menschen hineingehen. Doch in den Evangelien gibt es keine Bemerkung, die diese Deutung stützt. Sie hält einer Untersuchung anhand der Schrift nicht stand. Der neue und lebendige Weg ist durch das Fleisch Jesu, und wir nahen dem Thron mit Freimütigkeit durch sein Blut. Darüber bedeutet das Wort „neu“, das hier den Sinn von „vor kurzem“ trägt, wörtlich „vor kurzem erschlagen“. Es bildet also einen Gegensatz zu dem Wort „lebendig“ und vervollständigt den Gedanken. Durch den Tod und die Auferstehung ist uns der Weg in das himmlische Heiligtum durch das Fleisch, also die menschliche Natur Jesu, gebahnt worden. Die Lehre dieses Briefes ist also eine Auslegung des Berichts der Evangelien.
Der Vorhang wird im Hebräerbrief also als zerrissen betrachtet. Deshalb wird hier gesagt, dass wir Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum, wo nun die vordere Hütte und das Allerheiligste vereint sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Vorhang weggenommen worden ist. Etwas zu zerreißen und etwas wegzunehmen sind völlig verschiedene Dinge. Der Vorhang ist ein Hinweis auf das Fleisch Christi. Er ist nicht weggenommen und wir wollen ihn nicht wegnehmen, denn durch ihn nahen wir uns Gott. Doch Christus musste sterben, damit es so sehen könnte. Betrachte also diesen wunderbaren Vorhang und erkenne, was er bedeutet!
Jemand anderes sagt: „Wenn der Vorhang im Blick auf uns genauso zerrissen worden ist wie im Blick auf Gott, dann können wir als Menschen im Fleisch hineingehen“. Doch auch wenn das Heiligtum für uns eine himmlische Realität ist und wir in geistlicher Weise hineintreten können, ist das Fleisch doch niemals in der Lage, sich Gott zu nähern. Wir sollten nicht von dem Eintritt in einer Weise sprechen, die Gott nicht kennt. Können wir es besser ausdrücken als der Apostel: Wir haben „Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“? Im Anschluss daran ermuntert er sogar die Hebräer, die noch unmündig waren und nur langsam lernten, „mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens“ hinzuzutreten. Gott hatte den Weg geöffnet, aber es war nun ihre Aufgabe, sich ihm zu nähern. Natürlich muss alles echt sein, und wenn wir das nicht sind, können wir uns sselbst betrügen. Doch halten wir uns an die Schrift, wie sie für uns geschrieben worden ist.
Neben dem Weg ins Heiligtum stellt der Schreiber außerdem den Herrn als „großen Priester über das Haus Gottes“ vor. Er ist es, der sich in der Zärtlichkeit der göttlichen Gnade unserer Schwachheiten annimmt und der unseren Blick über uns selbst hinaus erhebt. Lasst uns daher „hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens“. Das ist die angemessene Antwort auf die Gnade, die uns gegeben wurde. Der Ausdruck „die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen“ beschreibt die Reinigung des Gewissens. Wie bereits zuvor gezeigt, ist sie nötig dafür, dass das Heiligtum geöffnet werden kann. Mit dem Ausdruck „den Leib gewachsen mit reinem Wasser“ bezieht sich der Schreiber auf die Weihe der Priester (2. Mo 29,4). Diese Handlung hat ihre Entsprechung in der „Waschung der Wiedergeburt“ (Tit 3,5). Diese Waschung trennt uns von einer Welt, die durch die Ablehnung Gottes geprägt ist, und führt dazu, dem Sohn seiner Liebe und seinem Reich mit ganzem Herzen treu zu sein. Es ist eine geistliche Wirklichkeit, deren äußerer Ausdruck die Taufe ist. Doch die „Waschung der Wiedergeburt“ ist nicht die Taufe.
In dem Moment, wenn unsere Verantwortung angesprochen wird, erkennen wir unsere Schwachheit und unsere Armut. Es ist unsere Aufgabe, das Bekenntnis der Hoffnung unbeweglich festzuhalten, aufeinander achtzuhaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, unser Zusammenkommen nicht zu versäumen und einander zu ermuntern, je näher wie den Tag kommen sehen. Ist es nicht gerade das Hinzunahen zu Gott, das unsere Schwachheit offenbart? Die Gegenwart Gottes ist das wahre Heiligtum, das durch Heiligkeit gekennzeichnet ist, und sie bewaht uns vor uns selbst und der Kraft der Dinge, die uns umgeben. Doch wie schwach sind wir, wenn es darum geht, seine Gegenwart zu genießen! Diese Art der Schwachheit führt nicht dazu, uns näher zueinander zu bringen, um uns gegenseitig zu helfen. Stattdessen führt sie zu Zerstreuung und Entfremdung. Anstatt Barmherzigkeit und Sehnsucht füreinander zu wecken, führt sie oft zu unbarmherziger Kritik. Ach, wenn wir doch die Fähigkeit hätten, zur Liebe und zu guten Werken zu ermutigen! Seelen, die sich von Gott entfernt haben, können durch nichts anderes als die Liebe Christi aufgerüttelt und wiederhergestellt werden.
Es mag für uns unverständlich sein, dass die Christen damals den Tag Christi näher kommen sahen. Doch für einen aufmerksamen Beobachter wurden die Zeichen des Endes schon sehr bald sichtbar. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit war bereits wirksam, und Johannes spricht in seinem ersten Brief davon, dass bereits jetzt viele Antichristen geworden sind, um zu zeigen, dass es bereits die letzte Stunde ist. Diese Punkte sind dazu angetan, uns zu entmutigen. Doch der Apostel schreibt, dass wir keinen „Geist der Furchtsamkeit“ empfangen haben (2. Tim 1,7). Wir sollten uns daher nicht entmutigen lassen. Nichts führt mehr zur Untätigkeit als der Verlust der Hoffnung – und der Teufel weiß das sehr gut. Sogar die Liebe wird zu Müßiggang, wenn klar ist, dass die Arbeit nichts nützt. Doch Gott ist der „Gott allen Trostes“, und ab dem Moment, in dem wir die Dinge aus seiner Sicht betrachten, stehen wir auf der richtigen Seite. Die göttliche Liebe lädt uns dazu ein, beständig aus ihr zu schöpfen.
Abschnitt 4 (Heb 10,26-39)
Der vierte Abschnitt enthält erneut einigen Warnungen, wie sie im Hebräerbrief immer wieder formuliert vorkommen. Mit Willen zu sündigen, setzt hier wie schon im sechsten Kapitel die „Erkenntnis der Wahrheit“ voraus und dass man sie willentlich aufgibt, um sich dem zuzuwenden, was falsch ist. Der Apostel spricht hier konkret von einer besonderen Gruppe von Personen, die er davor warnen muss, den Sohn Gottes mit Füßen zu treten, indem sie zum Judentum zurückkehren. Der Schreiber hatte zuvor die ganze Ohnmacht des Judentums aufgedeckt, und nun ist offensichtlich, dass darin „kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig“ ist. Diese Gruppe von Menschen besteht nicht aus Heiligen, die sündigen, sondern aus Widersachern, die ein härteres Gericht zu erwarten haben als unter dem Gesetz Moses, weil sie das verachtet haben, was größer ist als das Gesetz. Das Blut des Bundes nützt demjenigen nichts, der es als „gemein“ aufgibt, der es als wirkungslos ansieht, und die Gnade verwirft diejenigen, die den Geist der Gnade missachten.
Der Ausdruck „durch das er geheiligt worden ist“, ist natürlich schwierig zu verstehen. Doch ein Hinweis auf den Sühnungstag hilft uns zu erkennen, wie diese Aussage gemeint ist. Das Blut, das damals vor Gott gesprengt wurde, war das Blut des Bundes. Es war das Blut, durch das die Beziehung zwischen Gott und Israel aufrechterhalten wurden. Es heiligte das Volk insofern, dass jeder Israelit in dem Wert dieses Blutes gesehen wurde. Die christliche Gemeinde ist heute unter das Blut eines besseres Bundes gekommen, und diejenigen, von denen Paulus hier spricht, gehören äußerlich zu dieser Gemeinde. Wenn ihr Bekenntnis auch nicht echt war, so waren sie doch verantwortlich dafür, es aufzugeben, weil ihnen im Christentum der ganze Segen zugänglich gewesen war.
Doch dann tröstet der Apostel auch hier diejenigen, an die er schreibt, indem er sie an das erinnert, was sie erduldet hatten, und wie die Gnade des Herrn sie darin bewahrt hatte. Wenn man mit Erfahrungen in einer Prüfungszeit richtig umgeht, ist das Ergebnis davon bleibender Segen. Dennoch hatten sie es nötig, auszuharren, damit sie zu gebener Zeit die Belohnung dafür erlangen würden. Bis dahin wird der Gerechte aus Glauben leben. An demjenigen jedoch, der sich zurückzieht, kann keinen keinen Gefallen haben. Dieser Grundsatz ist immer wahr. Der Apostel schließt mit dem Vertrauten darauf, dass wir nicht zu denen gehören, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern zu denen, die glauben zur Errettung der Seele.