Herr, lehre uns beten!
5. Die Ergebnisse des Gebets
Sie sind weit zahlreicher, als wir denken, in der sichtbaren und unsichtbaren Welt; wir möchten versuchen einige herauszustellen.
Der Friede Gottes
Dieser Friede wird uns in Phil 4 verheißen, wenn wir unsere Anliegen vor Gott kundwerden lassen mit der Überzeugung, dass Er sich für die Bedürfnisse der seinen interessiert. Nachdem Hanna ihr Herz vor dem HERRN ausgeschüttet hatte, war ihr Angesicht nicht mehr dasselbe. Wenn man nicht betet, ist man voll Unruhe. Doch wie groß ist die Erleichterung, wenn wir lernen, unsere Sorge auf Ihn zu werfen, der für uns besorgt ist (1. Pet 5, 7). In Jes 26, 3 lesen wir: „Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich.“
Doch Friede heißt nicht Untätigkeit. Es ist wichtig, dass wir, nachdem wir unsere Anliegen vor den Herrn gebracht haben, zum Handeln bereit sind, bereit sind zu gehorchen; im Vertrauen auf seine zukünftige Antwort sollten wir aufmerksam bleiben in Bezug auf die Bedürfnisse und Hinweise, die Er uns gibt, oder auf Belehrungen aus seinem Wort, Verse, die Er uns besonders ans Herz legt.
Die Freude über die Erhörung
Wenn wir nach Gottes Willen bitten (welche Gnade, wenn es nicht der unsere ist!), ist uns die Erhörung gewiss, doch nicht unbedingt so, wie wir es uns gedacht haben. Man kann vier Weisen unterscheiden, nach denen Gott antwortet:
- Indem Er uns das gibt, worum wir gebeten haben. Das Gebet war nach seinem Willen, ein Gebet, wie der Herr Jesus es in denselben Umständen gesprochen hätte.
- Die Antwort kann von unserer Bitte abweichen. Gott ist bis zu einem bestimmten Grad mit uns in Übereinstimmung.
- Er erhört uns nach seiner Weisheit, nicht unbedingt in der Form, wie wir es uns gewünscht haben, aber so, dass das gewünschte Ziel erreicht wird.
- Schließlich kann Er antworten: „Nein!“ – Wie Er es beim Apostel Paulus tat, als dieser dreimal wegen des Dornes im Fleisch, der ein Hindernis für seinen Dienst war, zu Ihm gerufen hatte. Doch der Apostel bekommt eine Zusicherung, die viele Christen im Lauf der Jahrhunderte ermuntert hat: „Meine Gnade genügt dir“ (2. Kor 12, 9). War dies nicht eine bemerkenswerte Erhörung, selbst wenn der Dorn weiterhin blieb?
Der Herr Jesus selbst sagt zu seinen Jüngern: „Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei“ (Joh 16, 24). Diese Freude ist mit dem Gehorsam verbunden (15,10.11), genauso wie mit dem Anschaun seiner Person im Glauben (16, 22 und 14, 19).
Petrus wurde im letzten Augenblick aus dem Gefängnis befreit (Apg 12, 4). Als der Apostel in Freiheit ist und an die Tür des Hauses der Maria kommt, öffnet ihm Rhode vor Freude nicht, doch die anderen wollen nicht glauben, bis sie ihn gesehen haben (vgl. Joh 20, 29). Doch dann waren sie außer sich (V. 14–16).
Der Unglaube nimmt die Freude. Sara hatte mit Abraham keine Gemeinschaft im Gebet. Ein besonderes Werk war nötig, damit sie Kraft empfing (Heb 11,11). Bevor ihr Isaak geschenkt werden konnte, musste der Zustand der Eheleute ans Licht gebracht werden: Die auf einer Halbwahrheit beruhende Vereinbarung musste bekannt und beseitigt werden (1. Mo 20, 13). Dann konnte Gott segnen. In der Freude nennt Sara ihren Sohn Isaak (Lachen; 21,6), wie der HERR es Abraham geboten hatte (17, 19).
Zacharias und Elisabeth hatten resigniert. Sie erwarteten kein Kind mehr. Und wie oft hatten sie darum gebeten, eines zu bekommen. Wenn der Engel zu dem Greis sagt: „Dein Flehen ist erhört,... Johannes wird dir zur Freude und Wonne sein“, ist der Priester ungläubig; er bleibt stumm bis zur Geburt des verheißenen Sohnes. Dann, erfüllt mit Heiligem Geist, preist er den Herrn (Lk 1, 13–14. 67–79).
Nehemia betet, als er vor dem König steht, in aller Stille zu dem Gott des Himmels. Und sofort bekommt er eine gnädige Antwort. Der Mundschenk ist dafür so dankbar, dass er festhält: „Weil die gute Hand meines Gottes über mir war“ (Neh 2, 4. 8).
Der HERR sagt über die Söhne der Fremde, die sich dem HERRN angeschlossen haben, um Ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben: „die werde ich... erfreuen in meinem Bethaus“ (Jes 56, 7).
Die Dankbarkeit (Danksagen)
Wir haben die Wichtigkeit des Danksagens bereits unterstrichen. Verschiedene Beispiele heben seinen Wert hervor. Daniel und seine drei Freunde, eine recht kleine Gruppe, erbaten von Gott Barmherzigkeit wegen des Geheimnisses. Der Traum wird Daniel offenbart. Da pries Daniel den Gott des Himmels: „Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben und mir jetzt kundgetan hast, was wir von dir erbeten haben“ (Dan 2, 17–23).
Bevor Josaphat in den Kampf gegen die Moabiter und Ammoniter zieht, sucht er das Angesicht des HERRN (2. Chr 20, 3). Juda versammelt sich aus allen Städten, um die göttliche Hilfe zu erflehen. Der König schließt sein Gebet: „Unser Gott,... in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die wider uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet.“ – Angesichts des Feindes hält Josaphat Rat mit dem Volk und bestellt Sänger für den HERRN! Als man den Triumphgesang anstimmt, werden die Eindringlinge geschlagen, da einer den anderen tötet. Nachdem die Beute geraubt ist, versammelt sich der König mit seinen Truppen im Tal Beraka (Preiseoder Lobetal), „denn daselbst priesen sie den HERRN, ... denn der HERR hatte ihnen Freude an ihren Feinden gegeben.“
In 1. Mose 24,14 bittet der Knecht Abrahams um das Erkennungszeichen, damit er diejenige erkennen möge, „welche du für deinen Knecht, für Isaak, bestimmt hast“. Die Antwort ist eindeutig; er versichert sich aber noch, ob sie aus der Linie Nahors, also der Familie Abrahams, ist. „Da verneigte sich der Mann und warf sich nieder vor dem HERRN und sprach: Gepriesen sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham ... Mich hat der HERR geleitet auf dem Weg zum Hause der Brüder meines Herrn“ (V. 27).
Gemeinschaft
In der Versammlung zu Laodicäa hat der Herr keinen Raum mehr; Er steht vor der Tür. In seiner Gnade klopft Er wieder an die Tür: „Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir“ (Off 3,20). Gesegnete Gemeinschaft mit Ihm, der uns ans Herz legt, die Herzenstüre für Ihn zu öffnen!
In 2. Kön 4 schließt die Frau die Tür hinter sich und den zwei Knaben ab; im Verborgenen des Hauses füllt sie die Gefäße mit Öl. Weiche Gemeinschaft zwischen Mutter und Söhnen! Bild des Glaubens, den alle in einer Familie teilen und zusammen beten und auf die Antwort des Herrn harren in einer bestimmten Situation, wenn eine Wahl zu treffen ist, in Proben und bei Trauer.
Gemeinschaft zwischen zwei Ehepartnern, die beide Erben der Gnade des Lebens sind (1. Pet 3, 7); Gemeinschaft zwischen Freunden, wie zwischen Petrus und Johannes, die zur Stunde des Gebets zusammen in den Tempel gingen (Apg 3, 1); Gemeinschaft in der Versammlung, wenn einmütig die Stimme zu Gott erhoben wird (Apg 4, 24).
Ausharren
Der Psalmist sagt: „Frühe werde ich mein Anliegen dir vorstellen und harren“ (Ps 5, 3). – „Es ist gut, dass man still warte auf die Rettung des HERRN“ (Klgl 3, 26); Stille des Geistes, der oft unruhig wird, Stille des Herzens, das leicht murrt. Wenn der Herr Jesus seine Jünger ermahnt, allezeit zu beten und nicht zu ermatten, fügt Er hinzu: „Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen? ... Ich sage euch, dass er ihr Recht schnell ausführen wird“ (Lk 18,1.7. 8). Er erprobt den Glauben, die Frucht ist noch nicht reif, zuerst muss die Belehrung durch die Prüfung angenommen werden.
Hingabe
Als Hanna die Antwort auf ihr Gebet erhalten hatte, lieh sie den Knaben des HERRN für dessen ganzes Leben. Es ist nichts Geringes für eine Mutter, den Sohn für das Werk des Herrn weit fortzugeben oder auch für andere Aufgaben, die Er uns aufs Herz legt.
Petrus hatte zum Herrn Jesus gesagt (sein erstes in der Schrift erwähntes Gebet): „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Der Herr gewährt diese Bitte nicht; Er antwortet schlicht und einfach: „Fürchte dich nicht.“ Was war die Folge? „Und sie verließen alles und folgten ihm nach“ (Lk 5, 8–11).
Das Leben geben
Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, soll er sich nicht beeilen, es anderen zu sagen, sondern er soll ein Gebetsanliegen daraus machen, „und er wird ihm das Leben geben“ (1. Joh 5, 16). – Dies hat Abraham für Abimelech getan (1. Mo 20, 7). – Der HERR wollte Aaron vertilgen, doch Mose verwendete sich für ihn, und Gott verschonte ihn (5. Mo 9,20). – Der HERR wollte Israel verderben, doch Mose betete: „Herr, HERR! verdirb nicht dein Volk...und Gott lenkte gnädig ein (V. 26).
Die Befreiung
Wegen der Ungeduld der Stämme in der Wüste hatte der HERR feurige Schlangen unter sie gesandt, die das Volk bissen; und es starb viel Volks aus Israel (4. Mo 21, 6). Sie erkannten, dass sie gesündigt hatten, und baten Mose: „Flehe zu dem HERRN, dass er die Schlangen von uns wegnehme.“ Mose erhöht die eherne Schlange auf eine Stange, und jeder, der sie anblickte, lebte (Joh 3, 14).
Salomo prophezeit in seinem Gebet viele Verfehlungen, persönliche und gemeinsame; aber er bittet Gott, dass, wenn der oder die Schuldige(n) sich zu Ihm wenden und ihre Fehler erkennen, Er hört und vergibt, die Bitte, die so oft in diesem Gebet wiederholt wird (1. Kön 8, 30–50). Selbst als Manasse, einer der schlimmsten Könige Judas, umkehrte und sich sehr demütigte vor dem Gott seiner Väter und zu Ihm betete, ließ der HERR sich erbitten und erhörte sein Flehen und brachte ihn nach Jerusalem zurück (2. Chr 33,12–13).
In Apg 4, 24–31 wird der ersten Versammlung Freimütigkeit als Antwort auf ihr Gebet gegeben. In Apg 12 ist es die Freilassung des Petrus. In Phlm 22 bittet Paulus, der Gefangene, man möge ihm eine Herberge bereiten, „denn ich hoffe, dass ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden.“
Doch Gott befreit in seiner Weisheit nicht immer. Der Ps 138, 3 gibt uns eine bemerkenswerte Ermutigung: „An dem Tag, da ich rief, antwortetest du mir; du hast mich ermutigt: in meiner Seele war Kraft.“ Wenn Gott die Befreiung nicht schenken kann, so gibt Er doch die Kraft für die Seele, um die Prüfungen zu bestehen.
Den Willen Gottes erkennen
Man wünscht die Gedanken Gottes zu kennen und zu erkennen, in welche Richtung man sich wenden soll, oder man braucht Einsicht beim Geben, sei es von Materiellem oder Geistlichem. Wie wichtig ist es dann, wachsam zu sein, um die Hinweise der Antwort zu erkennen, die Gott uns schenken kann.
Zur sechsten Stunde war Petrus auf das Dach gestiegen, um zu beten. Der Herr zeigte ihm in dem Gesicht ein Gefäß, gleich einem großen leinenen Tuche, das mit Tieren gefüllt war, die kein Jude essen durfte, um nicht unrein zu werden. Der Apostel erkannte dadurch den Willen Gottes, zu Kornelius zu gehen. Und er ging, ohne zu zögern, mit ihnen (Apg 10).
Als Manoah ein Nachkomme in Aussicht gestellt wird, bittet er den Engel: „Wenn nun dein Wort eintrifft, was soll die Weise des Knaben sein und sein Tun?“ (Ri 13, 12). Er möchte den Willen Gottes erfahren, um dann den Jungen entsprechend zu erziehen. Aber zuerst muss die Mutter darauf achten, dass sie nichts Unreines isst. Als der Sohn größer wird, segnet der HERR ihn. Er bleibt Nasiräer, bis er sein Geheimnis Delila verrät und seine Kraft verliert. Er hatte den Willen Gottes nicht erkannt noch nach ihm gesucht.
Geöffnete Augen
Der Knabe Elisas ist entmutigt, als er das Heer erblickt, das die Stadt umzingelt. In 2. Kön 6,17 betet Elisa: „HERR, öffne doch seine Augen, dass er sehe.“ Als der HERR seine Augen öffnet, „siehe, der Berg war voll feuriger Rosse und Wagen, rings um Elisa her.“ Haben nicht auch wir oft nötig, dass unsere Augen erhellt werden, um das zu erkennen, was uns die Macht und die Gnade Gottes zur Verfügung stellt, um uns zu helfen und zu stärken?
Nachdem Saulus drei Tage blind war und fastete, wird uns als erstes berichtet: „Siehe, er betet.“ Ananias wird zu ihm gesandt; es fällt wie Schuppen von seinen Augen, und er sieht wieder. Nicht nur physisch, sondern die Augen des zukünftigen großen Apostels der Nationen beginnen, die Wunder der göttlichen Offenbarung wahrzunehmen.
Wir könnten noch viele Beispiele für bemerkenswerte Folgen von Gebeten anführen, wenn Glaube im Herzen vorhanden war und man auf die Güte Gottes, des Vaters, vertraute. Es könnte wohl jeder eigene Erfahrungen beitragen.
Ganz besonders, wenn der Herr uns in geistlichen Dingen auf unsere Gebete antwortet und Ermunterungen und Belehrungen durch sein Worte schenkt, sollen wir sie nicht für uns behalten, sondern auch an andere weiterzugeben wissen: „Gebet ihr ihnen zu essen“, sagt der Herr Jesus zu den Jüngern (Mt 14,16). Um die Menge nähren zu können, mussten sie zuerst fünf Brote und zwei Fische zum Herrn bringen. Doch als Er es vervielfältigt hat, reicht Er es den Jüngern und die Jünger der Menge. „Umsonst habt ihr empfangen, ... gebt“ (Mt 10, 8).
David hat in seinem Leben viel gebetet; er hat auch viele Erhörungen und Weisungen erhalten, und bis zum Ende des Laufes durfte er die Gnade Gottes erfahren. Gott vergibt und stellt wieder her. Der HERR erhört auch noch sein Gebet, dass Salomo ihm auf den Thron folgen möge. Der alte König dichtet dann Psalm 72, vielleicht seinen letzten, und schließt mit den Worten: „Es sind zu Ende die Gebete Davids, des Sohnes Isais.“