Jakob - Gott kommt zum Ziel
Jakobs Sendung nach Paddan-Aram (1. Mo 28,1–9)
Nach der demütigenden Szene, in der sowohl Isaak als auch Rebekka mit Jakob – ganz zu schweigen von Esau – eine so unwürdige Rolle gespielt hatten, ist es erfrischend, jetzt von Isaaks gottesfürchtiger Fürsorge für Jakob zu lesen. Auch in Rebekka hatte die Gnade gewirkt, um den Geist ihres Mannes zu treuen und gerechten Wegen hinsichtlich ihres Sohnes, der zum Segen bestimmt war, zu erwecken (vgl. 1. Mo 27,46).
Beachten wir das Besondere in dem Segen, den Isaak jetzt über Jakob aussprach: Er war von einem „Gebot“ begleitet: „Und Isaak rief Jakob und segnete ihn; und er gebot ihm und sprach zu ihm: Du sollst nicht eine Frau nehmen von den Töchtern Kanaans“ (V. 1). Die Kanaaniter waren in den Augen des HERRN verflucht, wenn auch das Gericht noch wartete, bis „die Ungerechtigkeit der Amoriter voll“ war (1. Mo 15,16). Für Jakob, der jetzt das Land verließ, sollte es ebenso wenig eine Verbindung mit diesen Völkern geben wie für Isaak, dem sein Vater ein Verlassen des Landes strengstens verboten hatte (1. Mo 24,6.8). Seine Braut musste nach Kanaan gebracht werden, wohingegen Jakob zum Haus des Vaters seiner Mutter gehen sollte, um dort eine Frau zu finden. So wird deutlich, dass Jakobs Stellung und Beziehungen irdisch waren, diejenigen Isaaks aber himmlisch. Der Prophet Hosea schreibt: „Jakob floh in das Gebiet von Aram, und Israel diente um eine Frau und hütete um eine Frau“ (Hos 12,13). Gottes gerechte Regierung führte ihn dorthin. Die Geschichte Isaaks dagegen veranschaulicht die unumschränkte Gnade, die dem Erben aller Dinge eine Braut in himmlischen Örtern beruft.
Weiterhin ist bemerkenswert, dass Isaak sagt: „Gott, der Allmächtige, segne dich … und er gebe dir den Segen Abrahams“. Doch dieser Segen Abrahams wird eindeutig beschränkt: Er bezieht sich nur auf eine „Schar von Völkern“, d. h. auf ihn und seine Nachkommenschaft, „damit du das Land deiner Fremdlingschaft besitzest, das Gott Abraham gegeben hat“ (V. 3.4). Bezeichnenderweise hören wir nie, dass Isaak Offenbarungen erhielt, wie sie Gott ganz ausdrücklich Abraham gegeben hatte und die sich auf alle Glaubenden bezogen. Darüber hinaus ist noch zu beachten, dass Gott sich Abraham nicht mit dem Namen HERR (Jahwe), dem Bundesnamen für Israel, vorstellte, sondern als Gott, der Allmächtige (vgl. 2. Mo 6,3). Isaak erlebte solch eine direkte Erscheinung des HERRN wie Abraham und Jakob nicht (1. Mo 17,1; 35,11).
Einen weiteren Unterschied, der unser Interesse verdient, hebt Galater 3,16 hervor: „Abraham aber waren die Verheißungen zugesagt und seinem Nachkommen.“ Und der Apostel verweist dabei auf den einen Nachkommen, „welcher Christus ist“, im Gegensatz zu der zahlreichen Nachkommenschaft, die sich auf Israel bezieht. Das ist ein Zitat aus 1. Mose 22, wo Gott zu Abraham in Bezug auf Isaak sagt: „In deinem Nachkommen werden sich segnen alle Nationen der Erde“ (1. Mo 22,18), obwohl Er gerade vorher in Vers 17 von der unzählbaren irdischen Nachkommenschaft gesprochen hatte. In dem Segen Isaaks über Jakob hingegen fehlt jeder Hinweis auf diesen einen Nachkommen.
„Als Esau sah, dass Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Paddan-Aram entlassen hatte, um sich von dort eine Frau zu nehmen“, wollte er seinen Bruder äußerlich so gut wie möglich nachahmen, weil seine kanaanitischen Frauen seinem Vater missfielen (V. 6–9). Aber seine Nachahmung war eine erbärmliche Sache, denn er tat es ohne Gott. Zusätzlich zu den Töchtern Heths nahm er nun noch eine Tochter Ismaels zur Frau, der als Abkömmling der Magd aus dem Haus Abrahams vertrieben worden war. Das war kein Glaube, sondern nur ein natürliches, erfolgloses Bemühen, sich zu bessern. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist“ (Heb 11,6). Diesen Glauben hatte Jakob – ganz im Gegensatz zu Esau.