Skizzen aus dem prophetischen Wort
5. Geheimnisse
- „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: wir werden zwar nicht alle entschlafen ...“ (1. Kor 15,51.52).
- „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam“ (2. Thes 2,7).
- wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein“ (Off 10,7).
- „... das Geheimnis des Weibes ... und des Tieres, das sie trägt ...“ (Off 17,7).
Das Wort „Geheimnis“ erscheint in jeder dieser Stellen. Im normalen Sprachgebrauch bedeutet das Wort irgend etwas Verborgenes, Dunkles, Unerklärtes. In der Schrift beschreibt das Wort eine verborgene Sache, die bekanntgemacht wird. Sie steht im Gegensatz zu dem offenbaren oder allbekannten Handeln Gottes. Der Herr Jesus ist jetzt in den Himmeln verborgen, nachdem Er auf der Erde verworfen wurde, und die Wege Gottes sind vor der Welt geheim, werden aber den Seinen durch die Schriften kundgetan.
Der Herr Jesus sprach in Gleichnissen zu der Volksmenge, erklärte sie jedoch den Aposteln, weil es ihnen gegeben war, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen (Mt 13,11). Das Christentum ist unbekehrten Menschen ein Geheimnis (1. Kor 2,7.8). Die Apostel waren Verwalter der Geheimnisse Gottes (1. Kor 4,1); der Apostel Paulus schrieb vom Geheimnis des Evangeliums (Eph 6,19), vom Geheimnis des Christus (Kol 4,3), vom Geheimnis des Glaubens (1. Tim 3,9) und vom Geheimnis der Gottseligkeit (1. Tim 3,16). Er schrieb auch über das Geheimnis der Versammlung. Jedes dieser Geheimnisse ist ein Thema für sich. Für den Gläubigen sind sie Wirklichkeiten, offenbart durch den Geist, aber verborgen für die Menschen, die Christus nicht haben.
Die vier zu Anfang dieses Kapitels aufgeführten Geheimnisse beziehen sich auf zukünftige Ereignisse und stehen völlig in Übereinstimmung mit den alttestamentlichen Prophezeiungen.
- 1. Korinther 15,51.52 handelt von dem Geheimnis, das mit dem Kommen Christi verbunden ist. Dabei geht es nicht um die Auferstehung, denn die war keine verborgene Sache. Hiob 19,25 zeigt deutlich an, dass Hiob damit rechnete, einmal zu sterben, danach aber auch aufzuerstehen. „Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen; und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde ich aus meinem Fleische Gott anschauen.“
Auch Daniel schrieb: „Und viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen“ (Dan 12,2). Ebenso sagte der Herr Jesus in Johannes 5,25.28.29: „Die Stunde kommt…, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden“, und „alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden ...“. So lag das Geheimnis nicht in der Auferstehung des Leibes, sondern darin, dass viele nicht sterben, sondern mit den schon Gestorbenen entrückt würden. Diese bis dahin verborgene Wahrheit wurde Paulus durch den Herrn offenbart und von dem Apostel in seinen Briefen weitergegeben (s. auch 1. Thes 4; Phil 3,20). - In 2. Thessalonicher 2,7 heißt es: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam.“ Paulus sah das bereits in seinen Tagen, und wir können es in unseren um so deutlicher erkennen. Es ist die Macht Satans, und es sind satanische Kräfte, die in gewissenloser Weise auf den völligen Zusammenbruch alles dessen hinarbeiten, was recht, gut, heilsam, anständig und rein vor Gott ist.
Es ist der Geist der Gesetzlosigkeit, der seinen Höhepunkt in dem „Gesetzlosen“ erreichen wird – dem „Menschen der Sünde“ in diesem Kapitel. Er offenbart sich in der Auflehnung gegen Gott, gegen Sein Gesetz, gegen Autorität. Er zeigt sich ferner in der lautstarken Verhöhnung des Wortes Gottes, der Lästerung Seines Namens, der Verachtung des Heilandes und der Zurückweisung Seiner Erlösung. Er bezeugt sich überall im Aufruhr gegen Anstand und Sitte, Moral, Reinheit und Ehrbarkeit; und weiter in unverhohlener öffentlicher Sünde, in Sittenlosigkeit, Unkeuschheit und schamlosem Verhalten.
Warum geschieht das alles? Es ist noch ein Geheimnis, aber der Gläubige kennt die Quelle, aus der all das kommt, und er weiß, dass die Antwort darauf der Feuersee sein wird (s. Off 20,10). Die ungeheuerliche Ausbreitung dieser Übel sollte uns weder überraschen noch in Erstaunen versetzen. Sie kennzeichnen das Zeitalter, das seinem Abschluss zustrebt (beachte Mt 24,37–39; 2. Tim 3,1–7; 2. Pet 2,3–7). Alle diese Merkmale weisen auf das Ende hin. - In Offenbarung 10,7 ist die Rede von dem „Geheimnis Gottes“. Damit ist nicht das Geheimnis Seines Wesens gemeint, sondern das Geheimnis, warum Gott das Böse mit all seinen schrecklichen Folgen zulässt. Dieses Kapitel ist eines der kraftvollsten des Buches, weil es deutlich bezeugt, „dass keine Frist [FN: kein Aufschub] mehr sein wird, sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels ... wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen eigenen Knechten, den Propheten, ... kundgetan hat“. Die Wege Gottes werden nicht länger verborgen sein; Er wird Seinen Zorn nicht länger verziehen; Seine Gerichte werden nicht mehr von Seiner Barmherzigkeit und Liebe zurückgehalten; die schweren Endgerichte werden die Menschen treffen.
- In Offenbarung 17,7 geht es um das Geheimnis der Frau. Das ist die Enthüllung der falschen Kirche, die zum Höhepunkt ihrer Prachtentfaltung aufsteigen wird, wenn der Herr gekommen ist und die wahre Kirche zu sich entrückt hat. Was von der Christenheit übrigbleibt, wird sich zu einer großen falschen Kirche vereinigen, die durch das Tier zur Macht kommt, aber schließlich fällt: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden, und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels“ (Off 18,2). Das Senfkorn, von dem der Herr in Matthäus 13,32 spricht, passt genau zu dieser Beschreibung. Offenbarung 17,5 schließt jeden Zweifel aus hinsichtlich der Identität des religiösen Babylons.