Betrachtung über 2.Thessalonicher (Synopsis)
Einleitung
In dem zweiten Brief an die Thessalonicher berichtigt der Apostel einige Irrtümer, in die diese Jünger bezüglich des Tages des Herrn durch falsche Lehrer gefallen waren, wie er in einem Teil des ersten Briefes der Unwissenheit der Gläubigen zu Hilfe gekommen war bezüglich des Teiles der Heiligen bei der Ankunft des Herrn zu ihrer Aufnahme; über diesen Gegenstand hatten sie bis dahin offenbar nur wenig Belehrung empfangen.
Ihr Geist war noch in gewissem Maß von jüdischer Finsternis befangen, und in mehrfacher Hinsicht standen sie noch unter dem Einfluss jenes unglücklichen Volkes, das sich unaufhörlich abmühte, eine Stellung zu behaupten, die es durch seinen Unglauben verloren hatte. Dieser jüdische Einfluss lässt uns auch verstehen, warum der Apostel in 1. Thes 2, 15. 16 so ernste Worte ausspricht. In jenem Augenblick zeigte sich dieser Einfluss in der Neigung der Thessalonicher, die himmlische Seite der Ankunft des Herrn aus dem Auge zu verlieren, zu denken, dass Er auf die Erde zurückkehren und dass sie alsdann mit Ihm verherrlicht werden würden (wie ein Jude es hätte glauben können), und dass daher die gestorbenen Heiligen nicht zugegen sein würden, um an dieser Herrlichkeit teilzunehmen. Ich sage nicht, dass dieser Gedanke bereits eine bestimmte Form in den Herzen der Thessalonicher angenommen hatte. Für sie war der höchste und lebendige Gegenstand der Herr selbst, und sie erwarteten seine Rückkehr mit Herzen voller Freude und Leben; aber die himmlische Seite dieser Erwartung hatte nicht ihren bestimmt ausgeprägten Platz in ihren Herzen; sie verbanden die Ankunft zu sehr mit dem Offenbarwerden, so dass der irdische Charakter vorherrschte und die Gestorbenen davon ausgeschlossen zu sein schienen.
Als der zweite Brief geschrieben wurde, trug dieser jüdische Einfluss einen anderen Charakter, die falschen Lehrer waren unmittelbar daran beteiligt.