Betrachtung über Philipper (Synopsis)
Einleitung
In diesem Brief an die Philipper finden wir viel mehr christliche Erfahrung und Entwicklung der Übung des Herzens als in all den übrigen Briefen. Sein Inhalt ist in Wirklichkeit eigentliche christliche Erfahrung. Lehre und Praxis finden sich in allen Briefen; jedoch gibt es, mit Ausnahme des zweiten Briefes an Timotheus, der einen anderen Charakter trägt, keinen, der so wie dieser den Ausdruck der Erfahrung des Christen in diesem mühevollen Leben enthält – keinen, der gleich ihm die Hilfsquellen, die dem Gläubigen auf der Reise durch dieses Leben geöffnet sind, und die Beweggründe, die ihn leiten sollen, darstellt. Wir können sogar sagen, dass dieser Brief uns die Erfahrung des christlichen Lebens in seinem höchsten und vollkommensten Ausdruck oder besser noch, den normalen Zustand des christlichen Lebens unter der Kraft des Geistes Gottes vorstellt. Gott hat sich herabgelassen, uns sowohl dieses schöne Bild des christlichen Lebens vor Augen zu stellen, als auch uns mit den Wahrheiten, die uns erleuchten, und den Regeln, die unseren Wandel leiten, bekannt zu machen.
Der Anlass zu dem Brief war ein ganz natürlicher. Paulus befand sich im Gefängnis, und die Philipper, die ihm sehr teuer waren und die im Beginn seiner Arbeit ihre Liebe zu ihm bezeugt hatten durch Sendung von Liebesgaben, hatten ihm auch jetzt durch die Hand des Epaphroditus eine Unterstützung gesandt, und das in einem Augenblick, als er anscheinend seit einiger Zeit in Not gewesen war. Ein Gefängnis, äußerer Mangel, das Bewusstsein, dass die Versammlung Gottes seiner wachsamen Fürsorge beraubt war, und dann dieser Ausdruck der Liebe seitens der Philipper, die in seinen Bedürfnissen seiner gedachten, obwohl er fern von ihnen weilte – was hätte geeigneter sein können, das Herz des Apostels aufzutun und ihn zu veranlassen, sowohl dem Vertrauen auf Gott, das ihn belebte, als auch den Gefühlen Ausdruck zu geben, die er betreffs der Versammlung empfand, um so mehr als diese jetzt seiner apostolischen Fürsorge entbehrte und auf Gott selbst vertrauen musste, ohne irgendeine vermittelnde Hilfe? Auch war es ganz natürlich, das er seine Gefühle ausströmen ließ in die Herzen seiner geliebten Philipper, die ihm eben erst jenen Beweis ihrer Liebe gegeben hatten. Aus diesem Grund spricht er mehr als einmal von ihrer Gemeinschaft mit dem Evangelium, das heißt von ihrer Teilnahme an der Arbeit, den Trübsalen, den Bedürfnissen, die das Verkündigen des Evangeliums mit sich brachte für die, die sich demselben widmeten. Ihre Herzen verbanden sich damit, denen gleich, die, wie der Herr sagt, einen Propheten aufnahmen in eines Propheten Namen.