Gottes kostbare Gedanken
Zum Geleit

DER DICHTER des 139. Psalms, David, hat in diesem Lied die Herrlichkeit Gottes vor Augen – Seine Allwissenheit (Verse 1–6), Seine Allgegenwart (Verse 7–12), Seine Allmacht als Schöpfer (Verse 13–18) – und er bricht bewundernd in die Worte aus:
„Wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie gewaltig sind ihre Summen!“ (Vers 17).
In der Zeit des Alten Testaments hatte Gott sich nur bruchstückartig offenbaren können. Denn noch war das Sühnungswerk nicht vollbracht, noch der Weg zu Gott nicht gebahnt. Dennoch sahen sich die Gläubigen gedrängt, Gott in dem, was Er von Sich kundtat, zu loben und zu verherrlichen. Gerade die Psalmen sind davon beredte Zeugnisse. Denken wir nur einmal an den 119. Psalm! In unübertroffener Mannigfaltigkeit und Schönheit wird dort das Wort Gottes beschrieben und gerühmt. Beachten wir dabei die persönliche Note, mit der der Dichter dieses Psalms von den Vortrefflichkeiten dieses Wortes spricht, wie er persönlich seine Freude und Wonne daran hat und es liebt.
So ist es auch in Psalm 139, dessen siebzehntem Vers wir die Überschrift zu unserer Arbeit entlehnt haben. David drückt seine persönliche Wertschätzung im Blick auf die Gedanken Gottes aus. Andere mochten es nicht so sehen – ihm waren sie kostbar. Der Genuss der Gedanken Gottes war schon damals eine der höchsten Segnungen, und Genuss ist letzten Endes immer eine persönliche Sache.
Das bringt uns zu der Frage, was uns heute die Gedanken Gottes wert sind. Wir leben ja, was das angeht, in einer besonders bevorzugten Zeit – einer Zeit, da sich Gott in Seinem Sohn Jesus Christus, in dessen Leben und Sterben, vollkommen offenbart hat. Diese Offenbarung ist durch inspirierte Schriften im Neuen Testament niedergelegt. Hier gestattet es uns Gott, Blicke in Sein Herz zu tun – in Gedanken, die Ihn schon vor aller Zeit beschäftigt haben. Dieser ewige, göttliche Ratschluss hat Christus zum Mittelpunkt und Inhalt und in Ihm die Segnung der an Ihn Glaubenden für Zeit und Ewigkeit.
Diese wenigen Hinweise mögen genügen, um anzudeuten, welch ein gewaltiges, ja unendliches Feld göttlicher Wahrheit heute vor uns liegt. Und wenn schon David vor alters die Kostbarkeit der Gedanken Gottes rühmte, haben wir Christen dafür nicht noch viel mehr Grund und Ursache? Wir sind in Christus gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern (Eph 1,3). Sollten wir uns nicht danach ausstrecken, diese Segnungen mehr zu erkennen und zu genießen?
Diesen Wunsch zu fördern und zu vertiefen ist das Ziel des vorliegenden Buches. Es enthält eine Anzahl voneinander unabhängiger Artikel, die im Verlauf von fast fünf Jahrzehnten entstanden sind. Verschiedenste Themen werden angesprochen, ohne den Versuch zu unternehmen, sie zueinander in eine bestimmte Ordnung zu bringen.
Wenn wir soeben von einem unendlichen Feld sprachen, das unserer Betrachtung offen steht, so ist es natürlich klar, dass dieses kleine Werk es niemals umfassen kann. Es ist nur ein Strauß einiger weniger Feldblumen, die auf diesem Feld gepflückt sind. Von Herzen lade ich jedoch den Leser dazu ein, sich diese Blumen ein wenig näher anzuschauen. Mögen dabei auch ihm die erhabenen Gedanken Gottes (wieder) groß und kostbar werden und ihn zum Lob Dessen führen, der ihr Urheber ist! Und möge es dem Herrn Jesus gelingen, unser Herz mehr mit Seiner wunderbaren Person zu erfüllen – zu Seiner Verherrlichung und zu unserem Glück und Segen!
Der Verfasser