Das Feuer, das nicht erlischt

Das Feuer, das nicht erlischt

Im ganzen Bereich göttlicher Wahrheit gibt es keinen Punkt, wo menschliche Gedanken und Ansichten überhaupt irgendeinen Wert besitzen. Aber nirgends ist es notwendiger, menschliche Meinungen unnachgiebig auszuschließen, als bei dem schwerwiegenden Thema, das uns jetzt beschäftigen soll.

Sobald es nämlich um die Bestrafung von Sünde geht, sind wir alle geneigt und schnell bei der Hand, auch mitzureden. Niemand von uns ist ein neutraler Beobachter. Wir sind eher in der Lage eines Verbrechers auf der Anklagebank; und bei dieser Verhandlung geht es um Leben und Tod. Nun ist ein Verbrecher nie ein unvoreingenommener Richter in seinem eigenen Fall; und auch wir sind es nicht, wenn es um das kommende Gericht geht.

Deshalb ist es nötig, dass wir zu Beginn die ganz natürliche, aber verkehrte Einstellung des Verstandes sündiger Menschen zu dieser Frage erkennen. Wir sollten unseren Sinn vor dem verschließen, was nach unseren Vorstellungen sein sollte, und vielmehr auf die klaren Darlegungen dessen hören, was sein wird, wie es uns in der Heiligen Schrift durch Gott, den Richter aller, mitgeteilt wird.

Es ist wohl gut, vorn anzufangen und zu untersuchen, ob die Bibel lehrt, dass es überhaupt so etwas wie Strafe oder Verdammnis gibt. Es fehlt nicht an Menschen, die diese Vorstellung – in Verbindung mit der Herrschaft Gottes über Seine Geschöpfe – gern ganz abschaffen würden, genauso wie es Leute gibt, die immer geneigt sind, das bittere Schicksal eines Mörders zu beklagen, wenn er vor Gericht steht, während sie für sein Opfer nur wenig oder gar kein Mitgefühl empfinden.

Lesen Sie bitte sorgfältig Römer 2,1-16, und Sie werden finden, dass die Schrift ohne jeden Hauch von Ungewissheit bezeugt, dass eine zukünftige Strafe Realität sein wird. Es gibt tatsächlich so etwas wie „das Gericht Gottes”. Dieses Gericht wird Gottes „Zorn“ beinhalten und am kommenden „Tag des Zorns” in Erscheinung treten. An diesem Tag wird Gott „das Verborgene des Menschen” aufdecken und richten. Vielleicht fragt jemand, was denn „Zorn” genau bedeuten soll. Dazu werden uns weitere Einzelheiten mitgeteilt, wenn gesagt wird, dass Gott solchen, die streitsüchtig Wortgefechte führen, und allen, die der Wahrheit ungehorsam sind, „Zorn und Grimm, Drangsal und Angst” vergelten wird (Verse 8 und 9), und das ohne Ansehen der Person.

Diese Aussagen sind nicht neu für uns. Sie sind ganz in Übereinstimmung mit dem Handeln Gottes, so wie wir es bereits jetzt sehen können. Ganz offensichtlich lässt er bereits in diesem Leben einzelnen Sünden eine zeitlich begrenzte Strafe folgen. Warum sollte es dann nicht auch im künftigen Leben eine volle und gerechte Strafe geben?

Hier muss eine weitere Frage geklärt werden. Wenn die zukünftige Strafe für die Sünde nun Realität ist, welchen Charakter wird sie dann tragen? Ist ihr Zweck, den Menschen zu heilen und zu verbessern, oder sieht sie Bestrafung und Vergeltung vor? Dies ist eine sehr wichtige Frage, denn kann man sie beantworten, klärt sich auch die Frage, wie lange diese Strafe andauern wird. Wenn sie nämlich im zukünftigen Leben die Besserung des Bestraften zum Ziel hat, ist es offensichtlich, dass sie nicht ewig sein kann.

Ist die kommende Strafe, von der die Schrift spricht, ein Mittel zur Erneuerung? Wird die Hölle eine große Besserungsanstalt sein, damit jene widerspenstigen Menschen sich bessern können, die sich durch die Verkündigung der Gnade nicht erreichen ließen? Wir antworten ohne Zögern: Nein!

Wir lehnen diesen Gedanken nicht nur ab, sondern gehen noch weiter und behaupten, dass wir niemals Verbesserungals Ergebnis einer Strafe Gottes finden. In Ägypten züchtigte Gott den Pharao und ließ dabei Seine Schläge immer schwerer werden. Erreichte das sein Herz? Nein, es verhärtete sich noch mehr. Später musste Gott auch Sein abtrünniges Volk Israel auf ähnliche Weise züchtigen, wie Er es in 3. Mose 26 angekündigt hatte. Nachdem Er einige der kommenden Plagen vorausgesagt hatte, erklärte Er in Vers 23–24: „Und wenn ihr euch durch dieses nicht von mir zurechtweisen lasst ..., so werde ich euch siebenfach schlagen wegen eurer Sünden.“ Haben sie sich zurechtweisen lassen? Nein! So kamen die angedrohten, schlimmsten Strafen über diese Nation. Hinsichtlich noch zukünftiger Gerichte lesen wir in Offenbarung 16,11, dass die Menschen den Gott des Himmels wegen ihrer Pein und ihrer Geschwüre lästern, aber ihre Taten nicht bereuen werden.

Gott sei Dank kehren heute Menschen zu ihm um – aber weshalb? Weil „die Güte Gottes sie zur Buße leitet“, wie uns Römer 2,4 erklärt. Und doch versichert uns gerade dieses Kapitel, dass solche Menschen, die die Güte Gottes nicht annehmen, obwohl diese sie bei der Hand nehmen und zur Buße leiten will, vom Zorn Gottes ergriffen und dem Gericht übergeben werden.

Wir brauchen diesen Abschnitt des Römerbriefes nicht zu verlassen, um herauszufinden, welchen Charakter das Gericht Gottes tragen wird. Es ist „gegen die, welche solches tun”, denn sie sind nach Römer 1,32 „des Todes würdig“. Der Sünder wird gefragt, ob er denkt, dass er „dem Gericht Gottes entfliehen werde“. Diese Sprache passt nicht zu der Idee einer Wiederherstellung oder Verbesserung, sondern weist auf Vergeltung oder Strafe hin.

Tatsächlich trifft die Vorstellung, die Hölle sei eine Art von Besserungsanstalt, – ein Gedanke, der kaum von der Lehre vom Fegefeuer zu unterscheiden ist – das Evangelium gerade an der Wurzel. Noch nie konnte man erettet werden, indem man sich selbst verbesserte und auch heute sowie zukünftig wird dies nicht der Fall sein. Errettung ist allein durch Glauben möglich und gründet sich auf die Tatsache, dass die Strafe und Vergeltung für die Sünde getragen worden ist. Wurde dies im Alten Testament noch in Verbindung mit den Opfern symbolisch ausgedrückt, ist dies jetzt durch das Opfer Christi am Kreuz in aller Vollkommenheit zu sehen.

Der Gedanke „Errettung durch Verbesserung“, wie sie angeblich durch die Hölle erreicht werden kann, wäre nicht ganz so unlogisch, wenn die Errettung, die das Evangelium heute bewirkt, auch durch Verbesserung vollbracht würde. Tatsächlich geschieht heute aber Errettung nur auf der Grundlage, dass ein anderer – der Herr Jesus Christus – die gerechte Strafe und Vergeltung für die Sünde getragen hat. Wenn es überhaupt in der Ewigkeit noch Errettung gäbe, so könnte sie nur durch ein stellvertretendes Erleiden der Strafe bewirkt werden – das aber wird niemals geschehen. Denn Christus wird nicht noch einmal leiden und sterben, und kein Sünder ist fähig, die Strafe auf sich zu nehmen und abzubüßen. Wenn ein Sünder unter die Strafe für die Sünde kommt, muss er für ewig darunterbleiben.

Es gibt keine Bibelstelle, die von der künftigen Verdammnis redet und sie im gleichen Zuge als ein Mittel zur Verbesserung bezeichnet. Ganz im Gegenteil – sehr viele dieser Stellen weisen eine solche Vorstellung eindeutig zurück und stellen das Gericht als eine Sache der Vergeltung vor. Als Beispiel mag 1. Petrus 4,17.18 dienen. Der Apostel fragt: „Wenn aber (das Gericht) zuerst bei uns (anfängt), was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?” Offenbar wusste er genau, dass niemand, der bei der Wahrheit bleiben wollte, entgegnen konnte: „Was denn? Natürlich wird das Ende derer, die dem Evangelium nicht gehorchen, genau das gleiche sein wie das Ende derer, die ihm gehorchen. Letztlich werden die Gottlosen und Sünder – gereinigt durch das Äonen andauernde Feuer – in demselben Himmel erscheinen wie die Gottesfürchtigen und Heiligen.”

Tatsächlich aber liegt vor den Gottlosen und Sündern „ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das den Widersacher verschlingen wird“ (Hebräer 10,27).

Damit kommen wir zu der entscheidenden Frage: Lehrt die Bibel, dass dieser kommende feurige Zorn Gottes über die Sünder ewig dauern wird? Die Antwort lautet unmissverständlich: ja!

Als ein Beispiel für viele mag Matthäus 25,46 dienen. Als der Herr das Gericht beschreibt, das Er zu Beginn des Tausendjährigen Reiches über die dann vor Ihm versammelten, lebenden Nationen bringen wird, gebraucht er folgende Worte als eine Art Höhepunkt: „Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.”

Es wird also nur zwei Ergebnisse des kommenden Gerichtes geben: ewiges Leben oder ewige Pein. Ewiges Leben in seinem vollen und exakten Sinn schließt dabei alle Vorrechte, Beziehungen und Segnungen mit ein, deren Krone die Erkenntnis des Herrn sein wird, die dann die Erde erfüllen wird. Die Pein wird all die Schmerzen und Züchtigungen beinhalten, die dem sündigen Zustand der Menschheit entsprechen sowie den Sünden jedes einzelnen Menschen persönlich. Besonders wird dabei gewichtet werden, dass jene, die der König seine Brüder nennt, sein göttliches Zeugnis abgelehnt haben. Und beides – Leben und Strafe – sind ewig.

Offenbar ist niemand daran gelegen, zu beweisen, dass das ewige Leben nicht ewig dauere. Aber Unzählige bemühen sich um einen Beweis dafür, dass die ewige Verdammnis nicht ewig sei. Wie kommt das? Sie verhalten sich einfach wie der Angeklagte im Gerichtssaal, der sich gegen das Urteil auflehnt. Zwar sind solche Gedanken nachvollziehbar, aber es wäre verhängnisvoll, wenn man sich ihnen hingäbe, schließlich gibt es keinen Grund dafür, die ewige Dauer des ersten Teils dieses Urteils aus Matthäus 25,46 zu leugnen während man die ewige Dauer des zweiten Teils desselben Urteils anerkennt. Beide Teile stehen und fallen miteinander.

Diese Schriftstelle ist nur eine von vielen, die zitiert werden könnten, angefangen von den ernsten Warnungen des Herrn in den Evangelien vor dem „Wurm, der nicht stirbt“, und dem „Feuer, das nicht erlischt“ bis hin zu den schrecklichen Worten im letzten Buch des Neuen Testaments vom „See, der mit Feuer und Schwefel brennt: das ist der zweite Tod”. So gibt es wirklich keinen Zweifel über das Zeugnis der Schrift in dieser Frage, obwohl es zahlreiche Versuche gegeben hat und auch weiter geben wird, diese Worte zu verfälschen oder ihnen einen anderen Sinn zu geben.

Trotz allen Scharfsinns, der dafür verwandt und verschwendet worden ist, hat man sich doch immer nur zwei Alternativen für die ewige Verdammnis vorstellen können. Die erste lautet, dass auf die eine oder andere Weise schließlich doch alle gerettet werden; diese Lehre ist als „Universalismus” oder „Allversöhnungslehre” bekannt. Die andere behauptet, dass der Mensch von Natur aus genau so stirbt wie die Tiere, die lediglich vergehen, und dass nur derjenige ewiges Leben erlangt, der von neuem geboren worden ist und nun in Christus lebt; diese Lehre ist bekannt als „Annihilationismus” oder Vernichtungslehre“ oder als die Lehre von der „bedingten Unsterblichkeit”.

Nun macht schon ein Vers der Schrift – Johannes 3,36 – beide Theorien zunichte: „Wer dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen.” Die Allversöhner meinen, dass auch die Ungläubigen letztlich, wie entfernt dieser Zeitpunkt auch sein mag, doch das Leben sehen werden. Der Herr Jesus erklärt, dass sie es nicht sehen werden, und fügt hinzu: „sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ Nach der Vernichtungslehre haben die Ungläubigen dann aufgehört zu bestehen, danach gäbe es nichts, worauf der Zorn Gottes bleiben könne. Nach dem Wort des Herrn werden sie aber noch existieren, und der Zorn wird auf ihnen bleiben, ohne die geringste Hoffnung auf ein Ende dieses Zustands.

In göttlicher Vorkenntnis hat der Herr Jesus so diese trügerischen Theorien einer weit späteren Zeit zunichte gemacht.

Nach Widerlegung dieser beiden rivalisierenden Theorien halten wir an der ernsten Tatsache fest – die so außerordentlich oft eindeutig in der Schrift festgestellt wird –, dass es ein künftiges Strafgericht gibt, dass es seiner Natur nach eine ernste Vergeltung für die Sünde beinhaltet und dass diese Strafe, wenn das Urteil einmal gefällt ist, auf ewig andauern wird.

Frage: Dass das Strafgericht für die Sünde ewig dauern soll, ist ein furchtbarer Gedanke. Kann so etwas als gerecht und damit als richtig verteidigt werden?

Das ist wahrhaftig ein furchtbarer Gedanke, und die Wirklichkeit wird noch weit furchtbarer sein; aber die Sünde ist auch eine furchtbare Sache. Wer kann den schrecklichen Charakter und die Folgen der Sünde ermessen? Können wir mit unserem begrenzten Verstand die volle Tragweite, die äußersten, verzweigten Folgen einer gesetzlosen Rebellion gegen Gott erfassen? Nicht im geringsten. Das ist so unmöglich, als wollten wir mit unseren Armen das All umfassen, von dem diese Erde ein so unbedeutender Bestandteil ist. Und wer sind wir, dass wir Ansichten entwickeln und äußern könnten, was an dieser Stelle die gerechte und angemessene Strafe wäre?

Gott ist „der Richter der ganzen Erde”, und Er wird recht handeln. Deshalb wollen wir den törichten Versuch aufgeben, zu beurteilen, was Er tun sollte, und lieber auf das achten, was Er – nach den Aussagen der Schrift – tun wird. Denn das, und das allein, wird letztlich bestehen.

Frage: Ist es wirklich sicher, dass das griechische Wort, das mit „ewig” übersetzt wird, die Bedeutung von „endlos“ hat? Könnte es nicht von der Wortherkunft her vielleicht einfach „ein Zeitalter lang” bedeuten?

Wie man an vielen Beispielen zeigen könnte, entscheidet die Herkunft eines Wortes wenig oder nichts; was zählt, ist der Sprachgebrauch. Es ist ganz richtig, dass „aionios” von „aion” (Zeitalter) herkommt, deshalb mag „ein Zeitalter lang” eine seiner Bedeutungen gewesen sein. Aber das Wort nahm sehr bald den Sinn von ewig an, und in diesem Sinn wird es in der Schrift verwandt, wie eine gute Konkordanz schnell zeigt. Das Wort wird in der Bibel in Verbindung mit Gott, mit dem Geist, mit dem Heil, mit der Erlösung, mit dem Leben und mit vielen anderen Glaubenswahrheiten gebraucht. Daher können wir sagen, dass, wenn dieses Wort nicht Unendlichkeit ausdrücken sollte, wir gar nichts wüssten, was unendlich ist.

Einer der beweiskräftigsten Abschnitte zu diesem Punkt steht in 2. Korinther 4,18, wo der Apostel die sichtbaren Dinge den unsichtbaren gegenüberstellt. Erstere sind „zeitlich“, letztere „ewig“, so sagt er.

Hier muss das Wort den Sinn von „endlos”, „ewig“ haben, sonst bildet es keinen Gegensatz zu „zeitlich“, was ja „ein Ende habend” bedeutet. Das Sichtbare mag Tausende von Jahren, ja Zeitalter lang dauern, aber es hat ein Ende. Das Unsichtbare bleibt nicht nur für Zeitalter, sondern für ewig. Es hat kein Ende.

An dieser Stelle finden wir also mit Sicherheit im griechischen Grundtext das wahre und passende Wort für „ewig“ und nicht nur ein Wort, das „einen großen Zeitabschnitt lang” bedeutet. Wir schlagen ein griechisches Neues Testament auf und finden welches Wort? – aionios!

Könnte es einen deutlicheren Beweis geben, dass im Sprachgebrauch der Schrift aionios in seiner wahren und treffenden Bedeutung „ewig” heißt?

Frage: Manche Leute denken, dass eine ewige Verdammnis nicht mit der Tatsache zu vereinbaren sei, dass Gott Liebe ist, und deshalb weigern sie sich, daran zu glauben. Hat dieses Argument eine gewisse Beweiskraft?

Nein, durchaus nicht. Die Schrift offenbart beide Tatsachen gleichermaßen, so dass man in Wirklichkeit die Bibel der Inkonsequenz beschuldigt, wenn man so redet.

Tatsachlich gibt es in dieser Frage im Wort Gottes nicht die geringste Inkonsequenz, sondern genau das Gegenteil. Die stärkste mögliche Abscheu ist durchaus vereinbar mit der größten denkbaren Zuneigung; wir gehen noch weiter und sagen: Sie ist davon gar nicht zu trennen. Es ist unmöglich, für jemanden tiefe Liebe zu empfinden, wenn man nicht zugleich aus tiefstem Herzen alles hasst, was den Geliebten irgendwie bedroht.

Gottes erklärte Absicht, alles Böse auf ewig abzusondern, ist also durchaus vereinbar mit Seiner Liebe. Heute scheinen in dieser Welt Gutes und Böses hoffnungslos miteinander vermischt zu sein, aber der Tag wird kommen, wo sie endgültig voneinander getrennt sein werden. Das Gute wird sich im Wohlgefallen Gottes sonnen, während das Böse für immer Seinem Zorn unterliegen wird. So wird es – auf ewig abgesondert – nicht länger den Frieden und den Segen der erlösten Schöpfung Gottes stören können.

Niemand betrachtet die Isolierung von Pockenkranken oder die noch schmerzlichere lebenslange Absonderung von Leprakranken als Maßnahmen, die mit der Nächstenliebe unvereinbar seien. Warum sollten wir Gott einen Vorwurf machen, dass Er in der Ewigkeit ähnlich handelt?

Frage: Die Hölle wird uns manchmal in so grellen Farben vor Augen gemalt, dass sich der Verstand dagegen auflehnt. Gibt es dafür überhaupt eine Berechtigung?

Leider ist die menschliche Einbildungskraft angesichts dieser ernsten Tatsache sehr weit ausgeufert, und die Leute halten wohl Dantes Inferno für die Hölle der Bibel. Das hat denen eine Handhabe gegeben, die die Tatsache an sich leugnen wollen. Wie immer spricht die Bibel hier schlicht und zurückhaltend; aber die Einblicke, die sie gibt, sind voller Schrecken, und das offenbar mit Absicht.

Für alle Ewigkeit in bewusster Qual in der großen Gefangenenanstalt der Sünde eingekerkert zu sein, wird furchtbarsein; und es ist die Güte Gottes, die uns offen vor den Folgen der Sünde warnt.

Frage: Ist aus der Schrift klar ersichtlich, dass die menschliche Seele unsterblich ist? Die Lehre von der ewigen Verdammnis könnte sonst schwerlich aufrechterhalten werden.

In der Schrift werden die Adjektive „sterblich” und „unsterblich” dem menschlichen Körper zugeschrieben; eine Formulierung „die unsterbliche Seele” finden wir nicht direkt. Aber es ist ganz klar, dass die Seele oder der geistige Teil des Menschen den Tod überdauert.

Unser Herr hat gesagt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen” (Matthaus 10, 28). Er gebraucht hier ein Wort, das mit Nachdruck bedeutet: „etwas ganz und gar töten“. Ein schwacher Mensch mag also den Körper eines anderen umbringen, aber die Seele ist unsterblich und entzieht sich ihm. Doch der Herr hat hinzugefügt: „Fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle.” Hier wechselt Er den Ausdruck und benutzt ein Wort, das bedeutet: „etwas hinsichtlich des Zwecks, für den es existiert, verderben oder ruinieren“. Dasselbe Wort wird in Johannes 3,16 mit „verlorengehen” übersetzt und bezeichnet in Matthäus 9,17 das Verderben der Schläuche. Wir finden es auch in Matthäus 27,20, wo die Führer das Volk überreden, um den Barabbas zu bitten, Jesus aber umzubringen. Das alles beweist klar, dass „Verderben” nicht totale Vernichtung bedeutet.

Der ganze Vers zeigt uns erstens, dass die Seele nicht wie der Körper sterblich ist, und zweitens, dass Gott in der Hölle nicht vernichten, sondern den ganzen Menschen – Seele und Leib – verderben wird.

Die Seele ist also unsterblich, denn der Mensch besitzt sie in Verbindung mit dem Geist, den er, wie 1. Mose 2,7 berichtet, durch Gottes Einhauchen empfangen hat. Indem er so „eine lebendige Seele” wurde, ist er nicht wie die Tiere, die vergehen.

Frage: Viele Leute argumentieren, dass – genauso wie der Tod das Aufhören der Existenz bedeute – so auch der Feuersee, der zweite Tod, das völlige Aufhören der Existenz beinhalten müsse. Ist das eine vernünftige Überlegung?

Schon als verstandesmäßige Überlegung ist diese Behauptung denkbar schwach und kraftlos. Hätten wir auf dieser logischen Ebene zu antworten, bräuchten wir nur darauf hinzuweisen, dass – wenn der Tod tatsächlich das Aufhören der Existenz bedeute – es überhaupt keinen zweiten Tod geben könne. Vernünftigerweise kann man nicht aufhören zu sein und doch weiterexistieren, um in einem zweiten Tod wieder aufzuhören zu sein. Was für merkwürdige Behauptungen stellen die Menschen doch auf, um die eindeutige göttliche Wahrheit umzustürzen.

Oberflächlich betrachtet könnte diese Behauptung dennoch als ein Gegenargument angesehen werden. Das kommt daher, dass man einem der wichtigen Worte der Bibel – Tod – einen falschen Sinn beigelegt hat.

Dieses Wort erscheint in der Schrift zuerst in 1. Mose 2,17. Kapitel 3 berichtet dann, wie das Urteil des Todes unsere Voreltern traf. Der Gebrauch des Wortes in der Bibel ist einheitlich, bis wir im vorletzten Kapitel des Neuen Testaments einerseits „einen neuen Himmel und eine neue Erde” finden, wo „der Tod nicht mehr sein wird”, aber zur gleichen Zeit auch den „See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod” (Offenbarung 21,1-8). Wir stellen nachdrücklich fest, dass „Tod” niemals „aufhören zu existieren“ bedeutet, sondern immer die Bedeutung von Trennunghat. Entweder bezieht sich das auf die geistliche und moralische Trennung des Geschöpfs von Gott – in diesem Sinn sind die Menschen „tot in ihren Vergehungen und Sünden” – oder auf die Trennung von Seele und Geist vom Körper – also den physischen Tod – oder schließlich auf die endgültige Trennung des ganzen Menschen (wenn er nicht Buße getan hat und errettet worden ist) von Gott und allem Guten, Schönen und Besitzenswerten, das ist der Platz im Feuersee, welches der zweite Tod ist.

Der erste Gebrauch des Wortes „Tod” in 1. Mose 2 und 3 bestätigt das ganz klar. Gott kündigte Adam den Tod an für den Tag seines Ungehorsams. Adam wurde ungehorsam und lebte weiter bis zum Alter von 930 Jahren. Hatte Gott denn eine leere Drohung ausgesprochen? Keineswegs. An dem Tag, an dem Adam sündigte, starb er im ersten Sinn des Wortes, d. h., er wurde von seinem Schöpfer völlig getrennt und entfernt, „tot in Sünden”. Sein physischer Tod wurde aufgeschoben, indem Gott noch an diesem Tag den Tod über einen oder mehrere Bewohner des Gartens brachte und die schuldigen Sünder mit ihren Fellen bekleidete. Jahrhunderte später trat dann der physische Tod ein. Damit verlor Adam jede Verbindung mit dieser Welt, aber für Gott existiert er weiterhin. So sagt der Herr selbst: „Für ihn leben alle” (Lukas 20,38).

Deshalb wiederhole ich nachdrücklich: „Tod” bedeutet in der Schrift niemals ein Aufhören der Existenz.

Frage: So viele Menschen, anscheinend treue Christen, können die Lehre von einer ewigen Verdammnis nicht akzeptieren. Ist es überhaupt von großer Bedeutung, welche Stellung man zu dieser Lehre einnimmt?

Wenn wir bedenken, dass alle Punkte der göttlichen Wahrheit eigentlich keine isolierten Bruchstücke, sondern ein Ganzes bilden, in dem jeder Punkt einen Stein eines Gewölbes darstellt, macht es viel aus. Schlägt man einen Stein heraus, weiß man nicht, welcher als nächster herausfällt.

Gesetzt den Fall, die ewige Strafe sei schließlich doch ein Irrtum, dann ist das wenigste, was wir daraus schließen müssten – ganz gleich, für welche Alternative wir uns auch entscheiden würden –, dass die Sünde weit weniger schwerwiegend sei, als wir gedacht haben, und dass ihr Verschulden, obwohl vielleicht erheblich, doch nicht unendlichsein könnte. In Anbetracht dessen bräuchten wir dann auch nicht anzunehmen, ein unendliches Opfer sei zur Sühnung dafür nötig, und folglich genauso wenig, dass eine Person von unendlichem Wert nötig sei, das Opfer dafür zu werden. Logischerweise könnten wir dann ohne Schwierigkeit die große Wahrheit aufgeben, dass Jesus Christus Gott ist und dass sein Blut zur Sühnung der Sünden fließen musste. Wir könnten folgerichtig und bequem eine unitarische Überzeugung annehmen (d. h. die Leugnung der Dreieinheit Gottes).

Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass die Leugnung einer ewigen Verdammnis immer zu einem voll ausgereiften Unitarismus geführt hat, obwohl nicht jeder mit Riesenschritten zu den letzten Schlussfolgerungen dieser Lehre gelangt.

Das ist es, was die Leugnung der ewigen Verdammnis zu einer so überaus ernsten Angelegenheit macht.