Antiochien – Die Anfänge der Mission unter den Nationen
Eine Bibelarbeit zu Apostelgeschichte 11,19-30

In Apostelgeschichte 10 wird darüber berichtet, wie Petrus im Auftrag Gottes nach Cäsarea ging und dort Gläubige aus den Nationen zum ersten Mal den Heiligen Geist empfingen. Das war ein „bahnbrechendes Ereignis“ und zeigt den großen Wechsel im Handeln Gottes, der sich nunmehr mit der Botschaft des Evangeliums und den Segnungen der christlichen Haushaltung nicht länger den Juden allein zuwandte, sondern auch den Nationen. Sie empfingen den Heiligen Geist ebenso wie vorher die Juden und waren damit Teil der in Apostelgeschichte 2 entstandenen Versammlung.

Was in der Apostelgeschichte historisch beschrieben wird, erklärt Paulus der Lehre nach in den Briefen (besonders in Epheser 2 und 3). Dennoch geschah dieser Wechsel nicht ganz „freiwillig“. Gott musste seinen Knecht Petrus geradezu drängen, zu Kornelius nach Cäsarea zu gehen. Außerdem lesen wir in dem Bericht in Apostelgeschichte 10 nichts davon, dass in Cäsarea eine örtliche Versammlung entstand1. Das lesen wir erst in Verbindung mit Antiochien.

Im ersten Teil von Kapitel 11 rechtfertigt Petrus sich vor den Aposteln und Brüdern in Jerusalem, die zunächst Mühe damit hatten, dass er bei einem Mann aus den Nationen eingekehrt war. Der Bericht endet damit, dass sich die Gemüter beruhigten und die Zuhörer Gott verherrlichten, weil Gott auch den Nationen Buße zum Leben gegeben hatte (Vers 18).

Darauf folgt in den Versen 19–30 ein weiterer Bericht, der eng mit dem vorherigen verbunden ist. Zwar benutzt Gott hier indirekt die erste Christenverfolgung in Jerusalem, damit seine Diener sich auf den Weg machen, doch nun werden sie – im Gegensatz zu Petrus – selbst aktiv und gehen. Mit Recht überschreiben wir diesen Abschnitt den „Beginn der Mission und der Nationen“ (so wie der Herr es in Apg 1,8 gesagt hatte). Dabei fällt auf, dass die Apostel an dieser Arbeit keinen Anteil hatten. Das Wort „Apostel“ kommt in dem Bericht nicht einmal vor. Es ist ein Werk des Heiligen Geistes und Er ist souverän in der Wahl seiner Werkzeuge. War es in Samaria Philippus, der Evangelist, so sind es hier zunächst namentlich nicht einmal genannte Brüder, die mit der Arbeit beginnen.

C. Briem schreibt: „Diese freie Wirksamkeit des Heiligen Geistes zu Anfang beeindruckt uns, ebenso seine Souveränität und Vollmacht, in der Er handelte. Und es bedarf keiner Frage, dass dies der Wille Gottes auch für uns heute ist. Gott hat seine Gedanken über sein Werk und die Berufung seiner Diener nicht geändert. Wir wollen daran festhalten, wie sehr das alles auch in der Christenheit heute missachtet wird“.2

Es fällt auf, wie die drei großen Themen der Apostelgeschichte auch in diesem Abschnitt deutlich sichtbar werden:

  1. Das Evangelium Gottes: Es war der ausdrückliche Auftrag des Herrn, dass die gute Botschaft Gottes allen Menschen verkündigt werden sollte. Das erfüllt sich in diesem Bericht in Antiochien unter den dort lebenden Nicht-Juden.
  2. Das Reich Gottes: Das Reich Gottes ist der Bereich, in dem der Autoritätsanspruch von Jesus Christus anerkannt wird. Es fällt auf, dass in Antiochien die jungen Christen ausdrücklich mit dem „Herrn“ verbunden werden (das Wort „Herr“ kommt mehrfach vor).
  3. Die Versammlung Gottes: Es ist die Rede von der „Versammlung in Jerusalem“ und davon, dass in Antiochien „in der Versammlung“ gelehrt wurde. Dort war also eine örtliche Versammlung entstanden – die erste in der Bibel erwähnte Versammlung, in der vermutlich die Gläubigen aus den Nationen in der Mehrzahl waren.

Dabei fallen zwei Dinge auf: Zum einen bildete sich die Versammlung in Antiochien nicht völlig unabhängig von der Versammlung in Jerusalem. Zum anderen war die Versammlung in Antiochien dennoch eine eigenständige Versammlung und nicht abhängig von der in Jerusalem. Beide Versammlungen waren miteinander verbunden und hatten ein großes Interesse aneinander.3

Hinweis

Antiochien ist die erste Versammlung auf dem Gebiet der Nationen. Sie wird im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte mehrfach erwähnt und spielt in der Geschichte der jungen Versammlung – neben Jerusalem – eine bedeutende Rolle. Von hier aus brach der Apostel Paulus zu jeder seiner drei Missionsreisen auf (Apg 13,1-4; 15,35-41; 18,22) und kehrte am Ende der ersten beiden Reisen dorthin zurück (Apg 14,26; 18,22). Das hätte er vermutlich auch am Ende der dritten Reise getan, wenn er nicht durch seine Gefangennahme in Jerusalem daran gehindert worden wäre.4

Man kann den Text in vier Abschnitte einteilen:

  1. Die Mission der wegen Stephanus Verfolgten (Kap. 11,19–21)
  2. Barnabas stärkt die jungen Gläubigen in Antiochien im Glauben (Kap. 11,22–24)
  3. Barnabas und Saulus arbeiten gemeinsam in Antiochien (Kap.11,25–26)
  4. Die Kollekte der Gläubigen in Antiochien (Kap. 11,27–30)

Hinweis:

Es ist nicht ganz eindeutig, ob der Bericht über das, was in Antiochien passierte, zeitlich auf die Ereignisse in Cäsarea folgt oder ihnen vorausgeht. Der Bezug auf die Christenverfolgung in Kapitel 8 könnte eher darauf schließen lassen, dass die eigentliche Mission (Verse 19–21) vorher stattfand. Allerdings weicht Lukas in seinen beiden Berichten (Evangelium und Apostelgeschichte) häufig von der chronologischen Reihenfolge ab und berichtet Dinge so, wie sie sachlich und inhaltlich zusammenpassen. Er schildert es bewusst so, als ob die Schilderung der Dinge in Cäsarea auf das Ereignis im Haus des Kornelius folgt.5

Teil 1: Die Mission der wegen Stephanus Verfolgten (Kap. 11,19–21)

Nachdem die ersten Heiden zum Glauben an das (neutestamentliche) Evangelium des Heils gekommen waren und den Heiligen Geist empfangen hatten, wird nun weiter berichtet, wie die erste Versammlung unter den Heiden entstand – und zwar zunächst ohne direkte Aktivität der Apostel in Jerusalem. Allerdings wird wenig später die Versammlung in Jerusalem involviert. Gott sorgt von Anfang an dafür, dass es keine Trennung in der weltweiten Versammlung gab (Juden und Heiden). Es sollte keine neue „Zwischenwand“ aufgebaut werden, nachdem die alte Wand abgerissen worden war (Eph 2,14).

Vers 19: Die nun zerstreut waren durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war, zogen hindurch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien und redeten zu niemand das Wort als nur zu Juden.

Nicht zum letzten Mal diente eine Christenverfolgung dazu, dass das Evangelium sich verbreitete und viele Menschen zum Glauben kamen. Mit Recht ist gesagt worden: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“ (Tertullian, ca. 200 n.Chr.). Gott nutzt negative Ereignisse (zumindest aus unserer Sicht), um Gutes daraus hervorkommen zu lassen. Das erleben wir bis heute.

  • Die nun zerstreut waren durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war: Das treue Zeugnis des Stephanus wird in Kapitel 7 berichtet. Er war der erste christliche Märtyrer. Sein Tod löste eine Welle der Verfolgung unter den ersten Christen aus: „Es entstand aber an jenem Tag eine große Verfolgung gegen die Versammlung, die in Jerusalem war; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel… Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort.“ (Apg 8,2.4). Infolgedessen wird das Evangelium (allerdings zunächst nur) den Samaritern verkündigt und kurz darauf bekehrt sich der erste Heide – der Finanzminister aus Äthiopien. Obwohl die Verfolgung den ersten Christen schaden sollte, nutzte Gott gerade diesen Umstand, um das Evangelium weiter zu verbreiten – zuerst zu den Samaritern, dann über die Grenzen Israels hinaus zu den Heiden (vgl. Apg 1,8). Gott ist in seinem Handeln souverän. Das gilt auch in unserem Leben. Negativ empfundene Dinge kann Gott nutzen, um großen Segen hervorzubringen.
  • Sie zogen hindurch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien: Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, dass die genannten Gläubigen von der „Liebe des Christus“ gedrängt wurden (2. Kor 5,14). Die drei erwähnten Landschaften bzw. Städte liegen im heutigen Libanon, in Syrien, Griechenland und der Türkei. Das war also nicht unbedingt direkt „vor der Haustür“. Gott „zwang“ die Gläubigen sozusagen durch die Umstände, diese weiten Wege zu gehen. So wurden sie einerseits vor der Verfolgung geschützt, andererseits waren sie lebendige Zeugen ihres Herrn.
    - Phönizien (dort lagen die Stände Tyrus und Sidon) ist die Bezeichnung eines gut 100 Kilometer langen Küstenstreifes nördlich von Israel – etwa vom Berg Karmel im Süden bis zum Fluss Eleutheros im Norden6. Dieser Küstenstreifen gehört heute zu den Ländern Libanon und Syrien.
    - Die Insel Zypern war seit ca. 58 v. Chr. Teil des Römischen Reiches und gehörte zunächst zur Provinz Kilikien. 22 v. Chr. wurde die Insel eine eigenständige Provinz. Während Phönizien und Antiochien auf dem Landweg zu erreichen waren, konnte man Zypern nur per Schiff von einem der Häfen in Cäsarea, Tyrus oder Seleuzia erreichen.
    - Antiochien (heute Antakya) liegt im Südosten der heutigen Türkei in der Nähe der syrischen Grenze. Die Stadt wurde ca. 300 v. Chr. von Seleukos Nikator gegründet und nach seinem Vater Antiochus benannt.Antiochien war nach dem Zerfall des griechischen Reiches die Hauptstadt der Seleukiden. In der Zeit des Neuen Testamentes war es die Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Die Menschen dort glichen einem Schmelztiegel verschiedener Sprachen, Völker und Religionen. Es wird gesagt, dass die Stadt nach Rom und Alexandrien mit ca. 500.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Römischen Reich war. Viele Menschen lebten in Götzendienst und Unmoral. Gleichwohl leben dort viele Juden und es gab zahlreiche Synagogen.
  • Sie redetet das Wort: Ähnlich wie in Kapitel 8,4 ist die Rede davon, dass die Zerstreuten „das Wort“ redeten. In unserem Vers wird allerdings zunächst nicht wie in Kapitel 8,4 das Wort „verkündigen“ (evangelisieren), sondern das Wort „reden“ benutzt. Das macht allerdings keinen großen Unterschied. Vielleicht ist es ein Hinweis darauf, dass die Weitergabe vor allem durch persönliche Kontakte und nicht so sehr durch die öffentliche Predigt geschah.
  • Das Wort (gr. Logos): Damit ist natürlich nicht ein einzelnes Wort gemeint, sondern eine zusammenhängende Rede, d. h., Zeugen gaben die Botschaft von Jesus Christus weiter. Das war gut. Sie sprachen nicht von dem, was man ihnen angetan hatte, sie berichteten nicht von ihren eigenen Erfahrungen, sondern predigten das Wort. Für uns gilt bis heute: „Predige das Wort“ (2. Tim 4,2). Das ist die Botschaft, die wir weitergeben.
  • Keine Zeichen und keine Wunder: Es fällt auf, dass die Predigt nicht mit Zeichen und Wundern verbunden war, wie wir das vor allem zu Beginn der Apostelgeschichte finden (in Thessalonich und Athen war das später ähnlich. Erneut lesen wir nichts von Zeichen und Wundern). Das lag nicht etwa daran, dass die Boten keine Apostel waren. Gott führte es so, dass das Wort Gottes die Herzen überzeugte und wie ein Streichholz fungierte, das ein trockenes Reisigbündel anzündete. Um Menschen zu überzeugen, sind Zeichen und Wunder nicht erforderlich. Sie dienten damals an einigen Orten zur Bestätigung – so wie Gott es wollte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Wort allein reicht aus, um Menschen zu überzeugen, Jesus Christus als Retter anzunehmen.
  • Sie redeten das Wort zu niemand als nur zu den Juden: Das war weniger gut. Sie waren nach wie vor mit dem „alten System“ verbunden und wandten sich nur an die verlorenen Schafe des Hauses Israel (Mt 10,6) – vielleicht aus Angst vor verunreinigenden Kontakten mit den Heiden. Die Apostel machten es leider nicht besser. Selbst Petrus war es schwergefallen, zu Kornelius zu gehen und mit den Heiden zu essen (Apg 10). Neue Wege zu gehen, ist oft mit großen inneren Hürden verbunden, die manchmal überwunden werden müssen.

Vers 20: Einige Männer von ihnen aber waren von Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochien kamen, auch zu den Griechen redeten und das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.

Zum ersten Mal wird hier das Evangelium öffentlich Menschen verkündigt, die keine Juden waren. Was hier mit wenigen Worten beschreiben wird, war ungeheuerlich. Jahrtausende hindurch hatte Gott – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zu einem einzigen Volk gesprochen. Das sollte sich jetzt ändern. Nachdem die Gnade Gottes in der Person seines Sohnes erschienen war, mussten die Grenzen Israels gesprengt werden. Gott ist ein Heiland-Gott, der will, „dass alle Menschen errettet werden“ (1. Tim 2,4).

So wirkt der Geist Gottes hier unabhängig von menschlichen Gedanken und Ideen. Somit erfüllt, sich, was Petrus gesagt hatte: „Das Wort, das er den Söhnen Israels gesandt hat, Frieden verkündigend durch Jesus Christus – dieser ist aller Herr“ (Apg 10,36).

Es fällt auf, dass kein Name genannt wird. Wir wissen nicht, wer diese „Männer“ waren. Kein Apostel hatte sie beauftragt. Sie hatten keine Vollmachten. Sie waren von niemand „angestellt“ worden. Sie handelten nicht in Rücksprache mit der Versammlung in Jerusalem. Sie hatten auch keine menschlichen Vorbilder. Sie waren einfach da und taten ihren Dienst. Wir zweifeln nicht daran, dass Gott es genauso wollte und nicht anders. So handelten sie in der Kraft und unter der Leitung des Heiligen Geistes und brachten nun aktiv den Nationen das Evangelium. Mit Recht hat man diese Zeugen „Pioniere der Gnade“ genannt.

  • Einige Männer von ihnen aber waren von Zypern und Kyrene: Nun kommt ein gewisser Gegensatz („aber“). Einige Männer von ihnen (den Juden) handelten anders. Es waren Juden, die bereits im Ausland lebten (vgl. Apg 2,5) und den Umgang mit den Nationen besser gewohnt waren. Es waren keine Apostel und auch keine Juden aus Jerusalem. Sie waren hellenistische Judenchristen aus Zypern7 und von Kyrene8 (im heutigen Libyen gelegen).

    W. Kelly kommentiert sehr zutreffend: „Wie gesegnet, wenn wir die freie Wirksamkeit des Heiligen Geistes wahrnehmen ohne irgendwelche menschliche Absprache! So ist es immer in den Wegen Gottes. Das bedeutet nicht nur, dass Gott sowohl den einen als auch den anderen benutzt (Er handelt so; und wir sollten Ihn dafür preisen!), sondern auch, dass Er bei der Benutzung seiner Mittel über ihnen steht. Er brauchte jetzt nur durch die Umstände die Seelen einiger einfacher Christen zu erwecken, die Glauben und Liebe besaßen, um die Nichtjuden zu suchen. Dazu benötigten sie keinesfalls dasselbe starke und außerordentliche Eingreifen seiner mächtigen Hand, wie sie bei den Aposteln erforderlich war. So groß Petrus als Arbeiter auch war – Gott musste in einem Gesicht eingreifen, damit er sich zu einem Werk senden ließ, das diese ungenannten Brüder im Vertrauen auf Gottes Gnade ohne Ermunterung durch Gesichte oder Zeichen auf sich nahmen. Anscheinend wirkte ausschließlich göttliche Gnade in ihnen und nichts sonst… Welch ein Tadel für solche, die die Versammlung (Kirche) zu einem bloßen Objekt menschlicher Verwaltung machen möchten oder in irgendeiner Weise von dem Willen des Menschen abhängig, was noch böser ist. Wie gesegnet zu sehen, dass die Versammlung ein wirkliches organisches Ganzes darstellt …! Der Heilige Geist ist die Quelle ihres Lebens – eine göttliche Person, die ausschließlich der Gnade des Herrn Jesus entsprechend handeln kann und zu seiner Verherrlichung auf die Erde gekommen ist.“9
  • Als sie nach Antiochien kamen, redeten sie auch zu den Griechen: In Antiochien lebten viele ganz unterschiedliche Menschen. Die Gläubigen, die dorthin kamen, redeten „auch“ zu den Griechen, d. h., sie haben die Juden keineswegs vernachlässigt (vgl. Röm 1,16 „den Juden zuerst“). Griechen sind „Hellenisten“. So werden allgemein Menschen aus dem griechischen Sprach- und/oder Kulturraum beschrieben – und das unabhängig von ihrer Religion (deshalb konnten das auch solche aus den Juden sein). Im Neuen Testament stehen die „Griechen“ (Hellenisten) aber fast immer als Synonym für die „Heiden“ oder „Nationen“ – eben im Gegensatz zu den Juden (so z. B. durchweg im Brief an die Römer). So jedenfalls ist es hier zu verstehen. Die Bezeichnung „Griechen“ (Hellenisten) verdeutlicht, dass es sich bei den missionierten Menschen um Nichtjuden aus dem griechischen Sprach- und/oder Kulturraum handelte.10
  • Das Evangelium: Das Evangelium ist die gute Botschaft Gottes an uns Menschen. Es erklärt uns erstens, dass Gott heilig ist und Sünder – so wie sie sind – nicht in seine Gegenwart kommen können. Es erklärt uns zweitens, dass Gott in seinem Sohn dennoch eine Möglichkeit geschaffen hat, Menschen anzunehmen, indem Er ihnen die Sünden vergibt. Epheser 1,13 nennt es das „Evangelium unseres Heils“.
  • Das Evangelium reden und verkündigen: Dieses Evangelium wird „geredet“ und „verkündigt“. Das „Reden“ hat mehr mit dem persönlichen Zeugnis zu tun. Das „Verkündigen“ ist die öffentliche Predigt der Botschaft. „Das Evangelium verkündigen“ ist im Grundtext ein Wort. Es kommt in keinem Bibelbuch so oft vor, wie in der Apostelgeschichte (vgl. z. B. Apg 8,4.25.35). Das Zentrum ist Jesus Christus als der Herr. Es wird hier nichts darüber berichtet, wie genau das Reden und Verkündigen geschah. Es mag in den Synagogen, auf öffentlichen Straßen und Plätzen oder auch privat in Häusern geschehen sein. Es ist denkbar, dass in einer multikulturellen Stadt wie Antiochien existierenden gesellschaftlichen und religiösen Unterschieden weniger Beachtung geschenkt wurde als anderswo im Römischen Reich. Das mag die Hemmschwelle für die missionierenden Judenchristen in Antiochien reduziert haben.
  • Das Evangelium „von dem Herrn Jesus“: Es ist das – wie an anderen Stellen genannt – Evangelium Gottes, weil Gott der Ursprung ist. Hier wird der „Herr Jesus“ genannt. Er ist der zentrale Inhalt des Evangeliums (vgl. Röm 1,2.3). Es ist erstens die gute Botschaft von „Jesus“, dem Retter. Verlorene Menschen brauchen diesen Retter. Zweitens ist es das Evangelium des „Herrn“. Es fällt auf, dass die Botschaft hier nicht mit dem Christus verknüpft wird, sondern mit dem Herrn (Kyrios). Gerade den „Griechen“ – anders als den Juden (vgl. Kap. 2,36; 5,42; 8,5; 9,22) – wird nicht Jesus als der Messias(Christus) verkündigt, sondern als der Herr (Kyrios). Die Juden mussten lernen, dass dieser Jesus der Christus (Messias) ist. Die Griechen mussten lernen, dass Er der Herr ist. Für sie war es wichtig, den römischen Kaiserkult zu verlassen und Jesus als Herrn anzuerkennen. Für uns gilt, dass wir das Evangelium keinesfalls auf den Retter „begrenzen“, sondern es anzunehmen schließt ein, Ihn als Herrn für das Leben zu akzeptieren, d. h. als den, der alle Autorität hat – dem wir gehorchen, dienen und folgen.

Vers 21: Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn.

Im Alten Testament war die Formulierung „Hand des Herrn“ ein Hinweis auf die „Hand Gottes“ (vgl. 2. Sam 3,12; 1. Chr 4,10; 28,19; Jes 66,2). So auch in Lukas 1,66. Es ist denkbar, dass das auch hier so ist. Allerdings spricht nichts dagegen, hier an Christus zu denken. Er ist Gott. Es ist so oder so göttliche Kraft, die hier wirkt (vgl. Hes 8,1). Wir lernen hier, dass es um das „Werk des Herrn“ geht (1. Kor 15,58). Er wirkt und segnet die Arbeit. Das ist für jede missionarische Tätigkeit und jeden Dienst wichtig. Ohne seine Hand bewegen wir gar nichts.

  • Die Hand des Herrn war mit ihnen: Es war ohne Frage eine Hürde, die diese unbekannten Boten in der Metropole Antiochien zu überwinden hatten. Einerseits war es eine große Stadt mit vielen Einflüssen, andererseits richtete sich die Botschaft nicht an ihre Landsleute (die Juden), sondern an die (vermeintlich) gelehrten Griechen (wir denken an die Hemmschwelle für Paulus, als er nach Korinth kam), die zugleich Götzendiener waren. Doch die Hand des Herrn (Symbol für seine Stärke) war mit ihnen, d. h., Er gab ihnen die Kraft. Kraft zum Zeugnis kommt bis heute von dem Herrn. Aus uns selbst sind wir immer schwach. Wir brauchen seine Hilfe.
  • Eine große Zahl: Das war die Folge der Predigt und der wirksamen göttlichen Kraft. Wir sollten uns nie einbilden, dass Menschen sich bekehren, weil wir etwas bewirken. Es war „eine große“ Zahl – ähnlich wie zu Beginn in Jerusalem (auch wenn hier keine Zahlen genannt werden). Gott wirkte mächtig. Es ist häufig zu beobachten, dass sich viele Menschen bekehren, wenn in einer Region (einem Land) das Evangelium zum ersten Mal verkündigt wird. Wenn es heute oft wenige sind, muss das allerdings kein Hinweis sein, dass die Hand des Herrn nicht mit uns ist. Als Philippus dem Finanzminister aus Äthiopien begegnete, bekehrte sich eine einzige Person zu dem Herrn. Wir müssen nicht auf „große Zahlen“ sehen.
  • Eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn: Zwei Dinge werden genannt. Erstens der Glaube. Zweitens die Bekehrung. Der Glaube ist hier der rettende Glaube an Jesus, den Herrn (man beachte, dass wieder von dem Herrn gesprochen wird). Die Bekehrung ist die innere und äußere Umkehr (Kehrtwende), die erste Folge des Glaubens. Beides ist notwendig, um gerettet zu werden. Den Glauben können wir als die Wurzel bezeichnen, die Bekehrung ist die daraus hervorgehende Frucht. Beides gehört zusammen. Wirklicher Glaube führt zur Bekehrung und eine echte Bekehrung ohne Glauben ist nicht vorstellbar (vgl. das Beispiel der Thessalonicher in 1. Thes 1,8-10).

Wir lernen hier zwei wichtige Seiten zu unterscheiden. Das eine ist unsere Verantwortung. Es gilt, das Wort zu predigen und das Evangelium in die Welt zu tragen. Das andere ist der Segen, den Gott gibt. Wir pflanzen. Das Wachstum schenkt Gott (vgl. 1. Kor 3,6.7). Das macht uns als Diener Gottes bescheiden. Nur Gott, der Heilige Geist, bringt Veränderung bei Menschen hervor und bewirkt ewiges Leben. Das können wir nicht.

Teil 2: Barnabas stärkt die jungen Gläubigen in Antiochien im Glauben (Kap. 11,22–24)

Die Gläubigen in Jerusalem hören von dem Wirken des Geistes Gottes und nehmen Kontakt auf. Barnabas ist für diese Aufgabe der richtige Mann. Er wird von Jerusalem ausgesandt und kommt nach Antiochien, wo er sich über das Werk Gottes freut und den Gläubigen eine Hilfe ist. Barnabas war ein aufmerksamer Beobachter. Er sah etwas, nämlich die Gnade Gottes. Er war ein empathischer Mensch. Er empfand etwas, nämlich Freude. Und er war ein aktiver Diener. Er tat etwas. Er ermahnte die Gläubigen. Das können wir von ihm lernen.

Vers 22: Die Kunde über sie kam aber zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war, und sie sandten Barnabas aus, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien;

Was in Antiochien geschah, blieb nicht verborgen. Obwohl die Kommunikation von Nachrichten länger dauert als heute, funktionierte sie im Römischen Reich relativ unproblematisch. Insofern muss es uns nicht wundern, dass die Versammlung in Jerusalem davon hörte.

  • Die Kunde über sie: Sprachlich bezieht sich das auf die Missionierenden und nicht darauf, dass eine große Zahl glaubte (die „große Zahl“ ist Einzahl, während „sie“ Mehrzahl ist). Dennoch ist das Eine nicht vom Andern zu trennen. Die Gläubigen in Jerusalem hörten also etwas von einem Werk Gottes, an dem sie – einschließlich der Apostel – keinerlei Anteil hatten. Das war neu für sie. Sie mussten lernen, dass Gott nicht auf die Versammlung in Jerusalem angewiesen war, um eine Versammlung in Antiochien entstehen zu lassen.
  • Die Versammlung, die in Jerusalem war: Es handelt sich natürlich um die Gläubigen, die diese Versammlung ausmachen. Trotz der starken Verfolgung existierte sie immer noch. Offensichtlich handelten die Gläubigen (noch) völlig einmütig, sodass einerseits von „der Versammlung“ (Einzahl) die Rede ist, andererseits davon, dass sie Barnabas „aussandten“.
  • Sie sandten Barnabas, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien: Die Motivation der Sendung bleibt offen. Es ist wahrscheinlich, dass sie einfach Anteil nehmen und das Werk Gottes dort unterstützen wollten. Wäre es um eine Frage von Autorität und nachträglicher Anerkennung gegangen, würden sie wohl einen der Apostel geschickt haben. So senden sie Barnabas, der für einen solchen Dienst sehr geeignet war. Er sollte die Missionierenden unterstützen. Wir gehen nicht davon aus, dass es eine Art „Kontrollmission“ sein sollte. Es zeigt vielmehr das lebendige Interesse der Gläubigen an dem Werk des Herrn in Antiochien. Davon können wir bis heute lernen. Wie der weitere Verlauf zeigt, hatte Gott seine Hand im Spiel, damit die noch junge Versammlung nicht in zwei Teile geteilt wurde (einen jüdischen und einen griechischen Teil).
  • Barnabas: Barnabas scheint ein geeigneter Mann für diese Aufgabe gewesen zu sein. Ob er sich angeboten hat oder (von den Aposteln?) ausgewählt wurde, wissen wir nicht. Jedenfalls war er bereit für diese Aufgabe und nahm sie vom Herrn an. Letztlich ist es der Herr, der seine Diener aussendet. Barnabas hatte einen guten Kontakt zu den Aposteln, denen er zuvor den Erlös seines Ackers übergeben hatte (vgl. Kap. 4,37; 9,27). Er war ein Levit (vgl. Kap. 4,36), was ihm vermutlich Vertrauen durch die Gläubigen einbrachte. Außerdem stammte Barnabas aus Zypern (vgl. Kap. 4,36; 9,27), woher ein Teil der Männer kam, die in Antiochien wirkten. Antiochien war nicht allzu weit von seiner Heimat entfernt. Gerade im Blick auf die Missionsbemühungen mag die Herkunft aus Zypern Vorteile gehabt haben.

Vers 23: der, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren.

Barnabas scheint nicht gezögert zu haben. Er wird gesandt und er kommt hin. Über die Umstände der Reise (ca. 500 km Luftlinie und ca. 800 km Reisestrecke je nach Route) erfahren wir nichts. Barnabas spricht nicht von einer formellen Anerkennung der jungen Versammlung in Antiochien und auch nicht von einer Vorrangstellung Jerusalems. Er freut sich einfach über das, was die Gnade gewirkt hat, und ermutigt die Gläubigen, bei dem Herrn zu verharren.

  • Als er hingekommen war: Als guter Diener Christi erfüllt er seine Aufgabe ohne weitere Verzögerung. Er geht nicht nur los, sondern kommt auch an.
  • Er sah die Gnade Gottes: Barnabas war ein Mann, der offene Augen hatte. Er wird in dieser Großstadt vieles gesehen haben – Schönes und weniger Schönes. Doch seine Augen waren nicht auf das gerichtet, was Antiochien zu bieten hatte. Barnabas sieht auch nicht als erstes irgendwelche Probleme, sondern die Gnade Gottes. Gemeint ist ohne Frage, dass Barnabas sah, dass sich Menschen zu dem Herrn bekehrt hatten. Ob er vorher davon wusste oder ihm nur die Tatsache bekannt geworden war, dass das Evangelium den Heiden gebracht wurde, wissen wir nicht. Es ist nicht entscheidend. Als er ankam, sah er, dass viele Griechen zum Glauben gekommen waren. Er sah das nicht als „Missionserfolg“ der Brüder an, sondern als Gnade Gottes. Die menschlichen „Denkmäler“ der Gnade waren ihm wichtiger als die beeindruckenden Tempel der Stadt. Wenn Menschen zum Glauben kommen, ist das nie Verdienst von Menschen (weder des Evangelisten noch dessen, der glaubt), sondern immer eine Gnade, d. h. eine unverdiente Zuwendung Gottes.
  • Er freute sich: Die Kombination aus Gnade und Freude fällt auf. Göttliche Gnade und menschliche Freude sind hier nahe beieinander. Barnabas war nicht kritisch. Er sah nicht zuerst den Mangel an Belehrung. Nein, er war dankbar und freute sich über das, was die Gnade bewirkt hatte. Davon können wir – gerade im geschwisterlichen Miteinander – viel lernen. Was sehen wir und was empfinden wir? Es ist gewiss nicht alles Gold, das glänzt. Doch wenn wir den richtigen Blickwinkel haben, können wir uns immer noch über das freuen, was die Gnade hervorbringt.
  • Er ermahnte alle, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren: Barnabas stellte keine großen Fragen. Er nahm kein Examen vor. Er fing nicht sofort an, die Gläubigen zu belehren. Das Erste ist, dass er alle ermahnte (ermutigte, tröstete, motivierte), mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren. Barnabas bedeutet „Sohn des Trostes“ (oder „Sohn der Ermahnung und Ermunterung“). Genau das tut er hier. Er macht seinem Namen alle Ehre. Die Tatsache, dass er alle ermahnte zeigt, dass jeder Gläubige Ermahnung und Motivation nötig hat. Niemand ist davon ausgenommen.
  • Mit Herzensentschluss: Das Wort kommt im Neuen Testament nur hier vor. Es setzt sich aus den beiden Worten „Herz“ und „Vorsatz“ zusammen, d. h., es geht um etwas, das man sich im Herzen fest vornimmt. Es ist mehr als ein Wunsch und auch mehr als eine wohlüberlegte Entscheidung. Es ist ein fester Entschluss, von dem man sich nicht abbringen lässt (vgl. die drei Wörter „Wille“, „Rat“ und „Vorsatz“ in Eph 1,11). Wir denken z. B. an Daniels Entschluss, sich nicht mit der Tafelkost des Königs von Babel zu verunreinigen (Dan 1,8). Vom Herz sind die Ausgänge des Lebens. Deshalb kommt den Herzen eine große Bedeutung zu (Spr 4,23). Entscheidungen im Leben des Christen fallen mit dem Kopf und dem Herz und werden aus Liebe zu Christus getroffen.
  • Bei dem Herrn zu verharren: Das Wort „verharren“ kommt siebenmal im Neuen Testament vor. Es bedeutet, dass man in etwas bleibt und sich daran hält, weil man daran hängt. Bei dem Herrn verharren, hat etwas mit unserer Liebe zu Ihm zu tun.
  • Bei dem Herrn: In Kapitel 14,22 werden die Jünger ermahnt „im Glauben zu verharren“. Es ist wichtig, dass wir im Glauben feststehen. Hier jedoch geht es um den Herrn. Erneut ist die Rede von dem „Herrn“ und nicht von „Jesus“ oder „Christus“. Es ist keine Frage, dass wir als Gläubige auch unserem Retter (Jesus) anhangen und Ihn lieben. Es ist keine Frage, dass wir „Christus“ (den Gesalbten zur Rechten Gottes) anhangen und Ihn lieben. Hier geht es jedoch um den Herrn. Wir werden motiviert, Ihm zu gehorchen, Ihm zu folgen und Ihm zu dienen (das sind die drei Hauptpunkte, die sich damit verbinden, dass Er der Herr ist). Gerade in dem Umfeld einer multikulturellen Metropole wie Antiochien war das nicht selbstverständlich. Nicht anders ist es heute in den modernen Gesellschaften unserer Zeit mit ihren vielfältigen Einflüssen. Glaubensfestigkeit und Anhangen an den Herrn sind keine Selbstläufer.

Barnabas gibt den jungen Gläubigen keinen Regelkatalog, den sie einhalten sollen. Er verbindet vielmehr die Herzen mit dem Herrn und ermutigt sie, bei Ihm zu bleiben, damit sie so im Glauben wachsen können. Ganz praktisch geschieht das u. a. dadurch, dass wir regelmäßig beten und sein Wort lesen.

Barnabas bindet die Gläubigen auch nicht an die Versammlung in Jerusalem. Sein ganzes Auftreten ist davon losgelöst. Die Gläubigen aus den Nationen mussten sich nicht gegenüber Jerusalem verantworten und waren nicht von der Zustimmung der Gläubigen dort abhängig. Jerusalem ist keine „Mutter-Versammlung“ oder „Versammlungs-Zentrale“. So etwas kennt das Neue Testament nicht. Dass die Gläubigen aus Antiochien mit denen aus Jerusalem geistlich verbunden waren, werden wir noch deutlich sehen.

Vers 24: Denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens; und eine zahlreiche Menge wurde dem Herrn hinzugetan.

Barnabas wird nun näher beschrieben. Es ist nicht einfach die Wahrnehmung und Beurteilung des Chronisten (Lukas), sondern vom Heiligen Geist so gewollt. In Apostelgeschichte 6,5 wird von Stephanus gesagt, dass er „voll Glaubens und Heiligen Geistes“ war. Bei Barnabas wird zuerst die Quelle genannt (der Heilige Geist), und dann das Ergebnis (die Kraft des Glaubens).

  • Ein guter Mann: Das Wort „gut“ beschreibt an dieser Stelle nicht etwas, was in sich – oder von Natur – gut ist. Barnabas war – wie jeder Mensch – nicht von Geburt an gut (denn jeder Mensch wird als Sünder geboren). Es geht um das, was Gott aus ihm gemacht hat. Im Grundtext steht ein Wort, das etwas beschreibt, was in seinen Auswirkungen gut und nützlich ist (vgl. z. B. Lk 6,45). Barnabas war in seinem Dienst nützlich für andere. Er war tüchtig, vortrefflich und bewährt. Er war gütig und wohlwollend. Er war seinem Meister ähnlich. Es ehrt Barnabas, so von Gott beschrieben zu werden.
  • Voll Heiligen Geistes: Barnabas besaß nicht nur den Heiligen Geist (wie jeder Gläubige der gegenwärtigen Heilszeit der Gnade), sondern er ließ sich zugleich von Ihm kontrollieren und führen. Nicht wir kontrollieren den Geist, sondern Er uns. Er möchte uns ganz praktisch erfüllen und die Leitung in unserem Leben übernehmen. Das war bei Barnabas der Fall. Ein Gefäß kann nur dann gefüllt werden, wenn es leer ist. Wenn wir von uns selbst oder den Dingen der Erde (oder sogar der Welt) erfüllt sind, behindern und betrüben und dämpfen wir den Geist (vgl. Eph 4,30). Der Ausdruck „voll Heiligen Geistes“ beschreibt dabei in der Regel einen bestimmten Zustand.
  • Voll Glaubens: Das bedeutet nicht einfach, dass Barnabas glaubte oder das Glaubensgut festhielt, sondern dass er tatsächlich im Glauben und aus Glauben lebte. Deshalb war er für diese Aufgabe qualifiziert.
  • Eine zahlreiche Menge: Lukas verrät uns nicht, ob es Juden oder Griechen waren. Es spielt auch keine Rolle. Es werden Menschen aus beiden Gruppen gewesen sein. Wir lernen, dass diese Unterscheidung nach den Gedanken Gottes jetzt nicht mehr relevant ist. In unserer Stellung vor Gott ist „nicht Jude noch Grieche“ (Gal 3,28).

· Eine zahlreiche Menge wurde dem Herrn hinzugetan: Es war so, wie am Anfang in Jerusalem. Es wurden Menschen „hinzugetan“ (vgl. Apg 2,41.47; 5,14). Das Wort bedeutet, dass etwas für einen Zweck gesammelt oder zusammengestellt wird. In Apostelgeschichte 2 werden sie „der Versammlung“ hinzugetan. Hier ist es wieder der Herr. Sie werden gerettet, aber nicht nur das. Sie nehmen Jesus als ihren Herrn auf. Sie stehen unter seiner Autorität. Sie folgen Ihm, sie dienen Ihm und sie gehorchen Ihm. Die Anwesenheit von Barnabas wirkte sich positiv auf die Entwicklung in Antiochien aus und sorgte für geistliches Wachstum. Die passive Ausdrucksweise lässt allerdings offen, wer den „Missionserfolg“ bewirkt hat. Es kommen alle Missionare in Frage, besonders aber Gott. Bis heute ist es so, dass die Boten zwar die Botschaft weitersagen, aber die Ergebnisse sind nicht menschlichem Handeln zu verdanken, sondern Gott. Dennoch ist es offenkundig, dass Er Menschen – wie hier – Barnabas im Segen benutzte.

Teil 3: Barnabas und Saulus arbeiten gemeinsam in Antiochien (Kap.11,25–26)

Während Barnabas in Antiochien ist, erinnert er sich an Saulus. Ihm kommt der Gedanke, dass er gerade dort sehr nützlich sein könnte. Barnabas ist ein Mann mit offenen Augen. Er hat einen Blick für die Bedürfnisse der Gläubigen. Zugleich hat er einen Blick für einen anderen Diener, den Gott zu einem weiteren Wachstumsschub in Antiochien gebrauchen konnte. So holt er Saulus und der war bereit, sich in Antiochien einzubringen. Barnabas wird so – einmal mehr – zu einer Hilfe für Saulus (vgl. Apg 9,27). Er handelt selbstlos, weil er spürt, dass Saulus Fähigkeiten hat, die Barnabas (wahrscheinlich) nicht hatte. Für Paulus wiederum ist der Aufenthalt in Antiochien sozusagen das „Sprungbrett“ für seinen weiteren Dienst.

Es ist klar, dass die junge Versammlung keine eigenen Lehrer hatte. So fehlte es an Belehrung. Es ist denkbar, dass Barnabas sich allein mit dieser Aufgabe überfordert sah. Deshalb dachte er an Saulus. Jedenfalls wandte er sich nicht an die Versammlung in Jerusalem, wo es ohne Frage solche Brüder gab.

Vers 25: Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen;

In Apostelgeschichte 9 war zum letzten Mal von Saulus die Rede, der Jerusalem fluchtartig verlassen hatte und nach Tarsus (seine Heimatstadt und zugleich eine wichtige Handelsstadt in Kilikien) gesandt worden war (Apg 9.29.30). Barnabas und Saulus waren schon vorher miteinander verbunden gewesen und scheinbar war der Kontakt aufrechterhalten worden. Jedenfalls wusste Barnabas, wo er Saulus finden konnte. Darüber hinaus schätzte er ihn offensichtlich als jemand, der in Antiochien nützlich sein konnte, denn er war ja selbst ein Jude aus der Diaspora (wenn auch in Jerusalem ausgebildet). Er hatte erlebt, wie Saulus mit den Hellenisten in Jerusalem diskutiert hatte. Seine Fähigkeiten und seine Erfahrung konnten also in Antiochien sehr nützlich sein.

Es ist denkbar, dass Barnabas zu den „Brüdern“ gehörte, die Saulus nach Cäsarea geleitet und ihn von dort aus nach Tarsus weitergeschickt hatten (Kap. 9,30). Weil Saulus außerdem den Aposteln bekannt war, konnte Barnabas davon ausgehen, dass diese nichts gegen seine Initiative einzuwenden hatten. Barnabas war dafür ohnehin nicht den Aposteln, sondern dem Herrn verantwortlich. Darüber hinaus wusste Barnabas, dass Saulus ein besonderes Werkzeug in der Hand Gottes werden sollte (vgl. Apg 9,27 mit Apg 26,16). Das mag ihn zusätzlich motiviert haben, Saulus zu holen.

Für uns lernen wir, dass es gut ist, wenn Diener des Herrn sich kennen, sich schätzen, sich aufeinander verlassen können und wissen, wo jemand hilfreich sein kann. Barnabas sah Antiochien nicht als „sein“ Arbeitsgebiet, sondern als Missionsfeld im Werk seines Herrn.

Was Saulus in der Zwischenzeit (man schätzt, dass es zwischen 5 und 8 Jahre waren) gemacht hat, wissen wir nicht. Offensichtlich hat er geduldig gewartet, bis der Herr ihm einen klaren „Marschbefehl“ gab. Geduld ist eine Eigenschaft, die vielen Dienern Gottes fehlt. Ohne Frage wird Saulus in seiner Heimat für seinen Herrn gezeugt haben. Vor allem aber wird er die Zeit zur geistlichen Zubereitung auf seine Aufgaben in der Schule Gott genutzt haben. Nun war er bereit für sein Werk, zu dem Gott ihn haben wollte (Apg 9,15). Als Barnabas kommt, ist Saulus bereit.

Für uns stellt sich die Frage, ob wir bereit sind zu warten, bis der Herr uns einen klaren, unmissverständlichen Auftrag gibt. Nutzen wir die Zeit in der Schule Gottes, ohne aus der Schule Gottes wegzulaufen oder eigenwillig einen Dienst zu beginnen.

Vers 26: und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien. Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.

Barnabas ließ es sich nicht nehmen, selbst nach Tarsus zu reisen. Er schickte keinen Boten. Dort angekommen, unterzog er sich der Mühe, Saulus zu suchen. Die Freude des Wiedersehens wird groß gewesen sein. Doch darum ging es nicht. Es geht um das Werk des Herrn und wir gewinnen den Eindruck, dass sich beide zügig auf die Reise machten.

  • Als er ihn gefunden hatte, brache er ihn nach Antiochien: Die Strecke von Antiochien nach Tarsus betrug – je nach Reiseroute – deutlich über 200 km (man konnte Tarsus auf dem Landweg oder per Schiff erreichen). Es war so oder so ein langer Weg. Doch Barnabas scheute keine Mühe. Er fand Saulus und brachte ihn nach Antiochien. Die Initiative ging dabei von Barnabas aus, während Saulus sich bringen ließ. Das setzt natürlich sein Einverständnis voraus. Es ist ermutigend zu sehen, wie der wahrscheinlich Ältere (Barnabas) sich des wahrscheinlich Jüngeren (Saulus) annimmt, um ihn zu einem Dienst zu motivieren (jedenfalls hatte Barnabas zu diesem Zeitpunkt mehr Erfahrung als Saulus). So entstand eine gesegnete „Dienst-Genossenschaft“ zwischen den beiden, die lange gehalten hat. Das Beispiel ist bis heute richtungsweisend. Das Beispiel von Barnabas lehrt uns auch, keinen Neid im Herzen zu haben, wenn ein Jüngerer sich vielleicht begabter zeigt als ein Älterer (bei Barnabas und Saulus stellte sich das jedenfalls sehr bald genauso heraus).

    Hinweis: Paulus bezieht sich später in seinen Briefen nicht direkt auf diese Zeit. In Galater 1,21 schreibt er aber: „Darauf kam ich in die Gegenden von Syrien und Zilizien“. Da Antiochien (damals) in Syrien lag, könnte das ein Hinweis auf diese Zeit sein.
  • In der Versammlung zusammenkommen: Wie selbstverständlich ist von „der Versammlung“ die Rede. Wir lesen nichts davon, dass sie gegründet wurde. Sie existierte auch nicht deshalb, weil die Versammlung in Jerusalem sie vorher anerkannt hatte. Wo Gläubige sind und sich versammeln, entsteht eine örtliche Versammlung. Dazu braucht es prinzipiell keine weiteren Voraussetzungen, wie ein „Gemeinde-Gründungsprogramm“ oder eine „Gemeinde-Organisation“.11 Es ist auch nicht die Rede von Ältesten und Pastoren. Die Gläubigen kamen einfach in der Versammlung zusammen – und das über einen längeren Zeitraum. Es ist deshalb kaum anzunehmen, dass diese Belehrung in der Synagoge stattfand. Sie werden dafür einen eigenen Raum gehabt haben. Wie genau das geschah, bleibt bewusst offen.
  • Ein Jahr: Der Zeitraum wird mit einem Jahr angegeben (dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Zeitrechnung damals auch ein angefangenes Jahr als ein Jahr rechnete). Es gab keine Eile, sondern alles geschah in Ruhe und ausdauernd. Wie oft die Gläubigen zusammenkamen, wissen wir nicht. Es wird häufig gewesen sein (vielleicht täglich). Kontinuierliche Belehrung ist notwendig. Barnabas und Saulus wandten Zeit und Energie auf. Beides ist im Werk des Herrn unbedingt erforderlich.12
  • Eine zahlreiche Menge lehrten: Zur Missionsarbeit gehört nicht nur die Predigt des Evangeliums und die Ermahnung und Motivation. Das ist wichtig (und wird sicher fortgesetzt worden sein). Doch ebenso wichtig ist es, die Gläubigen zu belehren, damit sie die Grundwahrheiten der christlichen Lehre kennen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Fähige Lehrer sind dazu notwendig. Solche waren Barnabas und vor allem Saulus. Speziell Barnabas erwies sich nicht nur als Hirte, der die Gläubigen motivierte, bei dem Herrn zu sein, sondern er erwies sich auch als Lehrer.
  • Evangelisten, Hirten und Lehrer: Somit haben wir in dem Bericht über Antiochien einen Hinweis auf die drei in Epheser 4 genannten Personengaben, die es bis heute gibt: Evangelisten, Hirten und Lehrer (Eph 4,11). Sie sind der Versammlung von dem verherrlichten Herrn gegeben. Das Ziel ist die „Vollendung der Heiligen“ und die „Auferbauung des Leibes des Christus“ damit wir alle „hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Eph 4,12.13). Gute „Missionsarbeit“ (auch im eigenen Land) wird optimalerweise auf diesen drei „Säulen“ ruhen. Wenn sie in etwa gleich ausgeprägt sind, entsteht keine „geistliche Schieflage“. Jeder Diener wird im Übrigen gut daran tun, seine besondere Gabe auszuüben und dabei zu bleiben. Er wird ebenfalls diejenigen respektieren und achten, die eine andere Gabe vom Herr bekommen haben. Auf diese Weise wird die Arbeit gut vorankommen und das gewünschte Ziel erreicht werden.
  • Die Jünger: Die Gläubigen galten lange Zeit einfach als „Jünger“. So werden sie wiederholt in der Apostelgeschichte genannt. Ein Jünger ist ein Schüler, ein Nachfolger und ein Diener. Jüngerschaft ist immer mit dem Herrn verbunden. An keiner einzigen Stelle lesen wir, dass die Apostel Jünger gehabt hätten. Der Gedanke an „Follower“ von Menschen ist dem Neuen Testament völlig fremd13. Vielleicht lesen wir deshalb in den Briefen auch nichts mehr von Jüngern (das Wort kommt zum letzten Mal in Apg 21,16 vor). Obwohl Barnabas und Saulus hier die Lehrer waren, werden die Belehrten nicht ihre Jünger genannt. Es waren Jünger des Herrn.
  • Christen genannt (1): Die Jünger wurden in Antiochien zuerst Christen genannt. Es war vermutlich eher ein „Spitzname“ (vielleicht sogar ein Schimpfname) und kein „Ehrentitel“. Die Juden nannten die Gläubigen verächtlich „Nazarener“. Darin lag ihre ganze Ablehnung des „Nazareners“ (sie hätten niemals von „Christen“ gesprochen, weil sie ja selbst auf den Christus – den Messias – warteten). Die Gläubigen selbst nannten sich „Brüder“. Gott nennt sie „Heilige und Geliebte“ oder „Auserwählte“. Doch hier werden sie von den Griechen als „Christen“ tituliert. Diese Bezeichnung haben sie sich also nicht selbst gegeben. Allerdings haben sie den Namen „Christ“ später übernommen (vgl. 1. Pet 4,16).
  • Christen genannt (2): Wir fragen uns, wie die Menschen darauf kamen, die Jünger Christen zu nennen. Es ist denkbar, dass sie es deshalb taten, weil sie viel von Christus sprachen. Es ist ebenso denkbar, dass sie es deshalb taten, weil sie christusähnlich lebten – was den Heiden natürlich völlig fremd war. Christus wurde in diesen jungen Gläubigen wahrgenommen und großgemacht. Barnabas und Saulus haben die Jünger nicht an sich gebunden, sondern an den Christus. Wir lernen für uns, dass wir im täglichen Leben (einschließlich unseres Berufs) als solche erkannt werden sollten, die mit Christus leben. Das sollte auch das Ziel jeden Dienstes sein.

Das Neue Testament spricht dreimal von „Christen“:

  1. In Apostelgeschichte 11,26 lernen wir, dass Christsein etwas mit unserem Zeugnis und unserem Lebensstil zu tun hat. Wir geben uns als Christen zu erkennen.
  2. In Apostelgeschichte 26,28 lernen wir, dass es eine bewusste Entscheidung ist, Christ zu werden. Wir werden nicht dazu geboren, sondern müssen es wollen. Die geschieht innerlich durch Buße und Bekehrung und äußerlich durch die Taufe.
  3. In 1. Petrus 4,16 lernen wir, dass Christsein mit der Bereitschaft verbunden ist, für Christus zu leiden und Nachteile in Kauf zu nehmen.

Der Name „Christ“ wird immer noch gebraucht. Man spricht von „Christenheit“ und sogar vom „Christianisieren“. Diese beiden Ausdrücke kommen in der Bibel überhaupt nicht vor. Leider versteht man unter „Christsein“ heute häufig nur noch die Zugehörigkeit zu einer Religion. So weiß man heute kaum noch, wer ein echter und ein unechter Christ ist. Hinzu kommt, dass durch das falsche Verhalten vieler Christen ein falscher Eindruck von Christus erweckt wird. Das war damals anders und ist für uns – die wir echte Christen sind – eine tägliche Herausforderung. Wir sollten uns bemühen, wirklich von Christus erfüllt zu sein und so zu leben, wie Er gelebt hat.

W. Kelly weist noch auf einen anderen Aspekt dieses Namens hin. Er schreibt: „Jene Stadt, welche im Altertum so berühmt war, wegen der Spottnamen, die sie verteilte, vergab hier einen Namen, der niemals vergehen wird – einen Namen von unschätzbarer Lieblichkeit und Segnung, welcher Christus mit jenen verbindet, die sein Eigentum sind. Zweifellos war das ein Name für die Nichtjuden. Es bestand keine besondere Notwendigkeit, ihn den Juden zu geben; denn alle Juden bekannten, dass sie Christus erwarteten. Welch ein wunderbarer Wechsel für diese armen Heiden, Christus persönlich zu kennen und nach Ihm benannt zu werden! Alles war von Gott so geführt“.14

Teil 4: Die Kollekte der Gläubigen in Antiochien (Kap. 11,27–30)

Der letzte Teil des Abschnitts zeigt uns etwas von der liebevollen Verbindung der Gläubigen in Antiochien und in Judäa. Zunächst kommen Propheten von Jerusalem und werden in Antiochien aufgenommen. Sie werden den Gläubigen aus den Nationen eine geistliche Hilfe gewesen sein. Danach geht die Initiative zur materiellen Hilfe von den Griechen (den Heiden) aus. Sie hören von der Hungersnot, die kommen sollte und sind sofort zur Hilfe bereit. Das zeigt uns, wie örtliche Versammlungen miteinander verbunden sind und gemeinsam ihren Weg gehen.

Vers 27: In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien herab.

Fast unmittelbar lesen wir diesen Satz. Es wird nichts davon gesagt, wer sie gesandt hatte und zu welchem Zweck sie kamen. Dennoch ist offensichtlich, dass der Herr seine Hand dabei im Spiel hatte.

  • In diesen Tagen kamen Propheten nach Antiochien herab: Die Zeitangabe ist vage. Wahrscheinlich ist die Zeit gemeint, in der Barnabas und Saulus die Gläubigen in Antiochien belehrten. Das Verb „herabkommen“ ist wahrscheinlich gewählt, weil Jerusalem im Bergland deutlich höher liegt als die Stadt Antiochien an der Mündung Flusses Orontes.
  • Propheten: Wir begegnen dieser Personengruppe in diesem Buch hier zum ersten Mal. Später gab es in der Versammlung in Antiochien selbst Propheten (Kap. 13,1). Sie werden dort zusammen mit den Lehrern genannt. Auch Judas und Silas werden als Propheten bezeichnet (Kap. 15,32). Propheten reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung der Versammlung (1. Kor 14,3). Seit das Wort Gottes vollendet ist, machen sie keine Voraussagen mehr über zukünftige Ereignisse und bekommen auch keine neuen Offenbarungen mehr. Sie wenden vielmehr das Wort Gottes auf Herz und Gewissen an. Das war damals noch anders.
  • Propheten kommen von Jerusalem nach Antiochien: Es war offenbar eine Gruppe von Propheten, die entweder gemeinsam reisten, oder sich „zufällig“ getroffen hatten. Ob sie ihren Ursprung in Jerusalem hatten oder nur von Jerusalem kamen, bleibt ungewiss. Das gilt auch für die Frage, ob sie gesandt wurden oder nicht. War Antiochien ihr Ziel, oder hatten sie dort nur einen Zwischenstopp eingelegt? Der Text sagt nichts dazu. Wir lassen es offen. Jedenfalls sind Propheten eine Gabe des verherrlichten Herrn an seine Versammlung. Sie tun ihren Dienst der Weissagung unabhängig von ihrem Wohnort – sei es in Jerusalem oder Antiochien (oder an jedem anderen Ort).
    C. Briem kommentiert: „Dieser freie Austausch von verschiedenen Gaben und Dienern zwischen den Versammlungen ist zudem ein wichtiger Hinweis darauf, dass der Wirkungsbereich geistlicher Gaben überörtlich ist, das heißt, dass sie dem ganzen Leib gegeben sind, nicht allein der örtlichen Versammlung. Wenn diese Wahrheit auch erst später in den Briefen des Apostels Paulus entfaltet wird, so wird sie doch hier schon auf eindrucksvolle Weise verwirklicht“.15
  • Von Jerusalem: Wir sollten aufpassen, in diese Worte zu viel hineinzulegen. Es wird weder von der „Versammlung“ in Jerusalem gesprochen noch von den „Aposteln“. Daraus können wir schließen, dass die genannten Propheten keine Abgesandten der Versammlung oder der Apostel waren, die in Antiochien nach dem Rechten schauen oder dafür Sorge tragen sollten, dass keine „unabhängige Versammlung“ entstand.

Hinweis: Der Unterschied in der Formulierung im Vergleich zu Kapitel 8,14 und Kapitel 11,2 fällt auf. Wenn es um Samaria und Cäserea ging, werden ausdrücklich die Apostel involviert (in beiden Fällen ist allerdings nicht von einer Versammlung die Rede). Wenn es um die Versammlung in Antiochien geht, ist die Rede nur von „Jerusalem“. Von einem „Segen“ oder einer „offiziellen Anerkennung“ der Apostel oder der Versammlung in Jerusalem lesen wir nichts. In Antiochien sollte keine „Satellitenversammlung“ von Jerusalem entstehen. Örtliche Versammlungen sind miteinander „auf Augenhöhe“ verbunden, weil jede örtliche Versammlung – wenn sie im Namen des Herrn Jesus zusammenkommt – eine Darstellung der weltweiten Versammlung ist. Deshalb respektieren sie auch Beschlüsse der anderen Versammlungen.

Vers 28: Einer aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte, die unter Klaudius eintrat.

  • Eine aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf: Offensichtlich nahmen die Propheten als Gäste an den Zusammenkünften teil und hatten die Möglichkeit, sich dort einzubringen. Agabus stand dort auf (oder „trat auf“, wie man auch übersetzen kann). Es war ein öffentlicher Auftritt mit einer wichtigen Botschaft. Agabus wird in Kapitel 21,11 noch einmal als Prophet erwähnt (es ist zu vermuten, dass es sich um dieselbe Person handelt).
  • Er zeigte durch den Geist eine Hungersnot an: Das bedeutet, dass er diese Hungersnot ankündigte oder davon weissagte. Es ist denkbar, dass er das nicht nur einmal tat, sondern wiederholt (das lässt sich aus dem Verb „ankündigen“ ableiten). Agabus fungierte damit offensichtlich als Sprachrohr Gottes. Er zeigte die Hungersnot „durch den Geist“ an. Obwohl hier nicht ausdrücklich gesagt wird, dass der „Geist“ der Heilige Geist ist, können wir doch davon ausgehen, dass es nicht ein „anderer Geist“ (oder sogar ein „Wahrsagergeist“ war). J.N. Darby übersetzt hier „Spirit“, was eindeutig auf den Heiligen Geist hinweist. Es ist normal, dass Brüder in den Zusammenkünften als Sprachrohr des Heiligen Geistes benutzt werden, die Er gebraucht, wie Er will (vgl. 1. Kor 12,8).16
  • Eine Hungersnot über den ganzen Erdkreis: Der Erdkreis ist eigentlich die bewohnte Erde oder das Land, das bewohnt wird. Darunter verstand man damals die römische Welt. Alles andere galt als bedeutungslos (oder als barbarische Länder). Ob das hier allerdings gemeint ist, ist fraglich. Von einer weltweiten Hungersnot wären auch die Gläubigen in Antiochien betroffen gewesen. Dann hätten sie kaum helfen können. Wahrscheinlich war diese Hungersnot räumlich begrenzt.
  • Die unter Klaudius eintrat: Das ist nicht Teil der Weissagung von Agabus, sondern der Kommentar von Lukas. Die Einordnung der Ereignisse in der Weltgeschichte ist typisch für den Chronisten Lukas, der selbst Grieche war. Er nennt als einziger Autor die Namen von Kaisern, wobei Claudius der einzige Kaiser ist, dessen Name zweimal – nämlich auch in Kapitel 18,2 – erwähnt wird. Tatsächlich gab es einige solcher begrenzten Hungersnöte in der Regierungszeit von Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.)

Vers 29: Sie beschlossen aber, dass jeder von den Jüngern, je nachdem einer von ihnen begütert war, den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas zur Hilfeleistung senden solle;

Die Gläubigen in Antiochien zeigen nicht nur ihre eigene Einmütigkeit, sondern zugleich ihre Verbundenheit mit den Gläubigen in Judäa, indem sie ihre Brüder dort materiell unterstützen (vgl. 1. Joh 3,18). Das war nicht selbstverständlich, denn normalerweise sahen die Griechen auf die Juden herab und konnten sie nicht besonders gut leiden.

Die Gläubigen in Antiochien konnten die Hungersnot nicht verhindern, doch sie konnten etwas tun, um zu helfen und die Not zu lindern. Sie warten nicht auf einen Hilferuf, sondern handeln von sich aus. Wir zweifeln nicht, dass der Heilige Geist das in ihnen wirkte. Die Gläubigen in Jerusalem teilten den Gläubigen in Antiochien von ihren geistlichen Gütern mit, während diese von ihren materiellen den Gläubigen abgaben (Röm 15,27; Gal 6,6). So zeigt sich geistliches Miteinander über kulturelle und ethnische Grenzen hinweg.

  • Sie beschlossen aber: Damit sind die Jünger in Antiochien gemeint. Lukas nimmt den Titel „Christ“ nicht auf, sondern spricht weiter von Jüngern, d. h. Schülern, Nachfolgern und Dienern des Herrn. Etwas zu beschließen bedeutet, etwas festzulegen und zu bestimmen oder ernennen. Es war offensichtlich ein gemeinsamer Beschluss, mit dem alle einverstanden waren. So sollte es in einer örtlichen Versammlung sein.
  • Je nachdem einer begütert war: Die in Jerusalem praktizierte „Güterzusammenlegung“ hatten die Griechen scheinbar nicht übernommen. Es gab unterschiedlich Begüterte unter ihnen. Gott kritisiert das nicht. Nun waren diejenigen, die mehr hatten, bereit, mehr zu geben. Paulus greift das in 1. Korinther 16,2 auf. Dort spricht er über die wöchentliche Kollekte und fordert dazu auf, dass jeder bei sich zurücklegt „je nachdem er Gedeihen hat“. Wer viel hat, soll viel geben, wer wenig hat, darf weniger geben. So oder so gilt, dass Gott einen fröhlichen Geber liebt (2. Kor 9,7).
  • Den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas zur Hilfeleistung senden solle: Das zeigt die Verbundenheit mit den Gläubigen in Judäa, die sich nicht einmal persönlich kannten. Es waren ihre „Brüder“, d. h., sie hatten einen gemeinsamen Vater. Die bevorstehende Not dort, regte sie an, zu helfen. „Hilfeleistung“ ist eigentlich „Diakonie“, ein aktiver Dienst mit einer freiwilligen Einstellung. Es kann sich um geistliche Hilfe (Seelsorge) handeln oder um ganz praktische Hilfe. Johannes stellt viele Jahre später die Frage: „Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm“ (1. Joh 3,17). Die Gläubigen in Antiochien bewiesen somit tätige Bruderliebe.

Vers 30: was sie auch taten, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten.

Der Beschluss wurde nicht nur gefasst, sondern er wurde auch umgesetzt. Barnabas und Saulus waren die Boten, die das Geld nach Jerusalem bringen sollten. Wie es dazu kam, dass es gerade diese beiden waren, wissen wir nicht.

  • Was sie auch taten: Es ist eine Sache, einen Plan zu fassen. Es ist eine andere Sache, ihn auch umzusetzen (vgl. Ri 5,15.16). Hier wurde der Plan umgesetzt.
  • Durch die Hand von Barnabas und Saulus: Es brauchte vertrauenswürdige Boten, die sowohl den Absendern als auch den Empfängern bekannt waren. Barnabas und Saulus waren dafür prädestiniert. Die beiden halten sich nicht für zu „hochstehend“, eine solche Aufgabe zu übernahmen. Sie argumentieren nicht, dass ihre geistliche Arbeit wichtiger sei als ein solcher Botendienst. Sie lassen sich als Boten gebrauchen. Barnabas hatte schon bewiesen, dass ihm irdischer Besitz nicht wichtig war (Apg 4,36.37).17
  • An die Ältesten: Gemeint sind die Ältesten in Jerusalem. Wir lesen hier zum ersten Mal von Ältesten einer örtlichen Versammlung (vorher werden in der Apostelgeschichte nur die „Ältesten der Juden“ erwähnt). In Antiochien selbst lesen wir nichts von Ältesten. In Kapitel 15,22.23 finden wir diese Ältesten in Jerusalem wieder. Die gläubigen Juden hatten wahrscheinlich die Führungsstrukturen von früher weitgehend übernommen. Jedenfalls erfahren wir nicht, wie in den jüdischen Versammlungen Älteste eingesetzt wurden. Aus Apostelgeschichte 14,23 wissen wir, dass es in der Versammlung von früheren Heiden ebenso Älteste gab. Allerdings wurden diese Ältesten zu keinem Zeitpunkt demokratisch gewählt. In den Versammlungen der Juden waren sie einfach da, in den Versammlungen der Nationen wurden sie von den Aposteln oder deren Delegierten (Timotheus und Titus) eingesetzt.18
  • Gesandt: Es wird nicht genau gesagt, wer der „Sender“ ist. Es ist naheliegend, an die Gläubigen in Antiochien zu denken. Das nimmt aber nichts davon weg, dass der Herr einen Diener zu seinem Dienst und seinen Aufgaben beruft. Er hat seiner Versammlung Gaben gegeben (Eph 4,11) und Er sendet die Diener aus (Apg 13,2.4). Das gilt auch für den Dienst des Aufsehers (Apg 20,28). Wir gehen deshalb davon aus, dass Barnabas und Saulus damit einverstanden waren.

Fazit

Der Chronist Lukas berichtet lebendig und anschaulich, wie die erste Versammlung auf heidnischem Boten entstand, die nicht nur aus Juden, sondern vor allem aus Heiden gebildet war. Gott benutzt die äußeren Umstände der Verfolgung der Gläubigen, um sein Werk zustande zu bringen. Seine Werkzeuge waren in diesem Fall keine Apostel, sondern ungenannte Brüder, die dann später von Barnabas und Saulus unterstützt wurden. Dabei erkennen wir ein Band der Gemeinschaft und Liebe zwischen der Versammlung in Jerusalem und in Antiochien. Das geistliche Wohl der Gläubigen aus den Nationen lag der Versammlung in Jerusalem am Herzen. Das materielle Wohl der Gläubigen in Judäa lag denen aus den Nationen am Herzen. So achtet Gott von Anfang darauf, dass kein Riss unter den Gläubigen in Judäa und Antiochien entstand.

Der Bericht hilft uns bis heute, ganz praktisch zu verstehen, wie örtliche Versammlungen entstehen und wie sie funktionieren. Die Lehre der Briefe war damals noch nicht bekannt, wurde aber unter Leitung des Heiligen Geistes bereits umgesetzt und liefert guten Anschauungsunterricht für uns.

Fußnoten

  • 1 Das heißt nicht, dass es dort keine Versammlung gab, sondern dass der Bibeltext nicht darüber spricht.
  • 2 C. Briem: Ein Volk für seinen Namen (Apg 11-13)
  • 3 Das sehen wir besonders am Anfang und am Ende des Berichts. Zunächst hatte die Versammlung in Jerusalem Interesse an dem, was in Antiochien geschehen war und Barnabas wurde gesandt. Am Ende hatte die Versammlung in Antiochien Interesse an der Not der Geschwister in Judäa, über die eine Hungersnot kommen sollte.
  • 4 C.E. Stuart macht zu der Stadt und der Versammlung dort folgende Anmerkung: „Wenn man die Bevölkerungszahl des Ortes, die Zahl der dort lebenden Juden und den in unmittelbarer Nähe befindlichen Apollo-Tempel bedenkt, ist man erstaunt, dass wir in den Apostelgeschichten nirgends von Belästigungen der Christen lesen, weder bei der Verfolgung ihrer Arbeit zur Verbreitung der Wahrheit noch bei der Ausübung ihrer Religion. Das Christentum war in der Stadt verbreitet und seine Anhänger genossen weiterhin eine Freiheit, die in apostolischen Tagen vielen anderswo lebenden Menschen verwehrt blieb. Aber wo sind jetzt irgendwelche bleibenden Früchte der apostolischen Arbeit in Antiochien? Der Ort, an dem Paulus und Barnabas in der Stadt predigten, wurde angeblich bis zum Ende des sechsten Jahrhunderts in Erinnerung behalten und erwähnt. Auch Chrysostomus wurde in Antiochia geboren und predigte dort eine Zeit lang, bis er auf den Bischofssitz von Konstantinopel berufen wurde. Außerdem war die Stadt der Sitz eines der vier großen Patriarchate der frühen Kirche. Aber jetzt, so wird uns gesagt, haben die Christen keine Kirche innerhalb ihrer Mauern, so niedrig ist das christliche Leben und das christliche Zeugnis dieser einst so beliebten Stadt“ (C.E. Stuart: The Acts of the Apostels)
  • 5 W. Kelly geht davon aus, dass die Predigt (die eigentliche Mission) in Antiochien stattfand, bevor Petrus bei Kornelius war, während Barnabas gesandt wurde, nachdem Petrus über die Ereignisse im Haus des Kornelius berichtet hatte. Die Juden, die also dort das Evangelium verkündigten, werden kaum gewusst haben, was Petrus im Haus des Kornelius erlebt hatte.
  • 6 Es ist interessant zu bemerken, dass diese Gegend bereits in den Evangelien erwähnt wird. Unser Herr weist darauf hin, dass es Tyrus und Sidon im Gericht erträglicher ergehen wird als den Städten Galiläas (Mt 11,21.22). Wenig später ging Er selbst in diese Region (Mt 15,21).
  • 7 Es sei bemerkt, dass Barnabas ursprünglich aus Zypern stammte (vgl. Apg 4,36).
  • 8 Kyrene wird noch zweimal in der Bibel genannt. Zum einen stimmte der Mann, der das Kreuz Jesu trug aus Kyrene (Lk 23,26). Zum anderen waren Juden aus Kyrene anwesend, als der Heilige Geist in Apostelgeschichte 20 ausgegossen wurde (vgl. Apg 2,10).
  • 9 W. Kelly: Lectures Introductory to the Study of the New Testament (Acts of the Apostles)
  • 10 Es gibt im Grundtext zwei verschiedene Worte für „Hellenisten“. Das Wort „Hellen“ wird in der Elberfelder Bibel (Edition CSV) durchweg mit „Grieche“ übersetzt (so auch in Apg 11). Es beschreibt fast immer Menschen, die keine Juden waren und deshalb im Kontrast zu den Juden stehen. Nur in Apostelgeschichte 6,1 und 9,29 steht das Wort „Hellenistes“. Damit sind griechische sprechende Juden gemeint.
  • 11 Es sei hinzugefügt, dass es heute – in einer Zeit vieler unterschiedlichen Kirchen und Gemeindeformen (mit „mancherlei und fremden Lehren“ und zum Teil sogar „Irrlehren“) – hilfreich ist, wenn vertrauenswürdige Brüder (z. B. aus Nachbarversammlungen) einen Eindruck gewinnen und diesen dann entsprechend anderen örtlichen Versammlungen kommunizieren.
  • 12 Beim Lesen der Apostelgeschichte und der Briefe wird uns klar, dass Paulus nur in sehr wenigen Versammlungen länger blieb. Wir wissen es neben Antiochien nur noch von Korinth und Ephesus.
  • 13 Es ist verwerflich und gefährlich, wenn Menschen versuchen, Gläubige als Follower hinter sich herzuziehen. Paulus warnt die Ältesten in Ephesus ausdrücklich davor (Apg 20,30). In unserem medialen und Zeitalter ist diese Gefahr im digitalen Netz besonders groß.
  • 14 W. Kelly: Lectures Introductory to the Study of the New Testament (Acts of the Apostles)
  • 15 C. Briem: Ein Volk für seinen Namen (Apg 11-13).
  • 16 1. Korinther 12 spricht nicht direkt davon, dass eine Gabe ausgeübt wird, sondern der direkte Zusammenhang zeigt, dass es darum geht, wie eine Gabe grundsätzlich verliehen wird. Doch wenn der Geist eine Gabe gibt, wird Er auch denjenigen leiten, dem Er die Gabe verliehen hat.
  • 17 Wir müssen bedenken, dass ein Botendienst damals keine kleine Aufgabe war. Es war keineswegs garantiert, dass das Geld auch ankam. Zum einen musste der Bote vertrauenswürdig sein, damit er sich nicht selbst bereicherte. Zum anderen waren Reisen mit größeren Geldsummen nicht ungefährlich, weil es schon damals böse Menschen gab, die sich nahmen, was ihnen nicht gehörte.
  • 18 Heute gibt es niemand mehr, der formal Älteste einsetzen oder gar anstellen könnte. Die Apostel und deren Delegierte leben nicht mehr. Deshalb gibt es keine formale Anstellung von „Ältesten“ oder „Aufsehern“ mehr. Das bedeutet allerdings nicht, dass es nicht Brüder gibt, die den Dienst tun und die wir als solche bezeichnen können und anerkennen sollen (vgl. 1. Thes 5,12.13).