Betrachtung über den Propheten Joel (Synopsis)

Kapitel 1-3

Betrachtung über den Propheten Joel (Synopsis)

Das Buch Joel bedarf nicht vieler Erklärung. Sein Inhalt ist leicht verständlich; nur einige wenige Stellen dürften dem Leser Schwierigkeiten bereiten.

Eine Zeit unvergleichlichen Mangels, der durch das Auftreten zahlloser lnsektenschwärme verursacht worden war, dient dem Geist Gottes zu einer passenden Gelegenheit, um das Volk auf den Tag des HERRN hinzuweisen: auf jenen großen und schrecklichen Tag, der kommen und an dem sich die Macht des HERRN im Gericht offenbaren sollte. Dann würde Er, der so lange Geduld bewiesen hatte, endlich einschreiten, um die Herrlichkeit seines Namens aufrechtzuerhalten und denselben von der Schmach zu befreien, die durch die Sünde des Volkes auf ihn gehäuft worden war, und um an alledem Rache zu üben, was sich gegen Ihn erhob. Was uns hier als die Rute des HERRN dargestellt wird, ist das von Norden kommende Heer, dem wir so oft in den Propheten begegnen: der Assyrer. Am Ende tritt aber Gott selbst ins Mittel. Nachdem Er sein Volk durch jenen Feind gezüchtigt hat, vernichtet Er denselben und richtet alle um Jerusalem versammelten Nationen.

Der Leser wird bei Betrachtung dieser Weissagung finden, dass sie deutlich unterscheidet zwischen der Hungersnot, die ein Vorbote des Tages des HERRN ist, und diesem Tag selbst. Man braucht nur Kapitel 1,15 mit Kapitel 2,1.11 zu vergleichen. Der Zustand allgemeiner Hungersnot und Verwüstung, über den der Geist der Weissagung das richtige Verständnis gibt, mahnt das Volk, vor dem HERRN zu erscheinen, weil der Tag des HERRN nahe sei.

In Kapitel 2, 1 wird der Lärm geblasen, weil der Tag nahe ist. Sodann wird der Tag selbst als der Einfall eines Volkes beschrieben, desgleichen weder Israel noch das Land je gesehen hatten. Es war in der Tat das Heer des HERRN. Seine Kraft war mit demselben, indem es Ihm als Rute diente. Die Stimme des HERRN wurde vor demselben her gehört; der Tag des HERRN kündigte sich als gekommen an (Kap. 2, 11). Es ist dies ein Beispiel von dem, was wir gewöhnlich in den prophetischen Belehrungen finden: der Geist der Weissagung greift irgendein Ereignis, welches eine Wirkung auf das Gewissen des Volkes ausüben sollte, heraus, zweifelsohne zu dem Zweck, um das Gewissen desselben zu eben der Zeit, in welcher sich das Ereignis zutrug, aufzuwecken, aber weit mehr noch in der Absicht, es als ein Bild von irgendeinem weit wichtigeren Ereignis der letzten Tage zu benutzen. Das Gericht Gottes, welches das Volk bereits verdient hatte und das, durch seine Langmut aufgehalten, über ihren Häuptern schwebte, harrt der Stunde entgegen, wo diese Langmut keine Wirkung mehr haben, mithin zwecklos werden wird, und wo der Zeitpunkt zur Enthüllung der Ratschlüsse seiner Weisheit gekommen sein wird. Der Geist Gottes warnt das Volk vor diesem Gericht (sie hätten das zu eben jener Zeit beachten sollen); doch beschreibt Er schon auf künftige Tage hin, in welchen Gott tatsächlich das Gericht ausführen wird, durch Werkzeuge seiner Rache. So werden in Kapitel 1 die Verheerungen jener Insekten, die, wie es scheint, eine entsetzliche Not hervorgerufen hatten, benutzt, um zu der Zeit, da die Weissagung geschah, eine Wirkung auf das Gewissen des Volkes auszuüben; aber von Beginn des 2. Kapitels an hat die Prophezeiung die Zukunft im Auge und macht uns mit einem Volk bekannt, das zu seiner Zeit das Land Israel in den letzten Tagen verheeren wird. Zu Anfang des Kapitels wird zwar zuerst nur Lärm geblasen, aber doch zugleich angekündigt, dass der Tag nahe sei.

Dies erinnert uns an eine Verordnung in 4. Mose 10, woselbst im 9. Verse geboten wird, wenn der Feind im Land sei, mit den Trompeten Lärm zu blasen; der HERR würde dann des Volkes gedenken. Beim Zusammenrufen der Versammlung (V. 7) sollten sie in die Trompete stoßen, aber nicht Lärm blasen. So wird denn in Joel 2, 1 in Zion Lärm geblasen. Ein großes und mächtiges Volk, welches die Frucht der Erde verzehrt, ist im Land. Ein Umstand allein (der eigentlich das Schrecklichste von allem ist) kann dem Herzen noch Hoffnung geben: die Tatsache nämlich, dass der HERR selbst dieses alles verschlingende Volk anführt. Es ist Sein Heer. Hierauf gestützt kann der Glaube noch hoffen. Wer die Trompete Gottes als solche erkannt hat, wer durch den Geist der Weissagung aufgeweckt worden ist, als dieser Lärm blies und (wie nur der Geist es tut) das entsetzliche Unglück im voraus als das, was es wirklich ist, nämlich als das Werk des HERRN, beschrieb; wer verstanden hat, dass es das Gericht Gottes ist, dass der HERR seine Hand darin hat. der kann dann auch, in Übereinstimmung mit den Wegen des HERRN, vor Ihn kommen und, in Übereinstimmung mit der Liebe des HERRN zu seinem Volk, mit Ihm reden. Das ist es, was den wahren Glauben zu allen Zeiten kennzeichnet, und ist insbesondere die Stellung, die der Überrest in den letzten Tagen einnehmen wird.

Da nun der Tag des HERRN tatsächlich hereinzubrechen droht, und durch die von dem Geist der Weissagung gegebene Unterweisung dessen wahre Bedeutung verstanden wird, so ist das eine Aufforderung zur Buße gerade in dem Augenblick, wenn die Buße notwendig ist, in dem Augenblick, welchen Gott für sein unmittelbares Einschreiten zugunsten seines Volkes bestimmt hat. So sind die Wege Gottes. Er, dem der Zeitpunkt bekannt ist, wirkt einerseits von außen und zwingt sein Volk, achtzuhaben, und wirkt andererseits durch ein Zeugnis auf ihre Herzen, um diese zu lenken. Dasselbe war in den Tagen Jesu der Fall. Vor dem schrecklichen Gericht, welches bald darauf das Volk traf, erschien das Zeugnis Gottes. Wer Ohren hatte zu hören, machte sich dasselbe zunutze und genoss nun die Folgen des Einschreitens Gottes in einer Errettung, die Er dargeboten hat, die zwar anderer Art, aber noch besser war als jene, deren sich Israel in den letzten Tagen erfreuen wird. „Der Herr tat täglich zu der Versammlung hinzu, die gerettet werden sollten.“

Joel 2, 12–14 enthält das Zeugnis des Propheten, worin er das Volk angesichts der Strafgerichte, von welchen es bedroht war, zur Buße auffordert. In Vers 15 lässt Gott in die Posaune stoßen, damit sich das Volk nach 4.Mo 10,7 versammle, um Ihn anzuflehen, Er möge doch seinem Grimm ein Ende machen, und um sich zu Ihm zu wenden, als zu Dem, der notwendigerweise die Ausführung seiner Gerichte selbst in Händen hat. O wie gut ist es doch, es mit Gott zu tun zu haben und Ihn in dem Gericht zu erkennen, obwohl Er ein verzehrendes Feuer ist! – So urteilte auch David, als er das Volk gezählt hatte.

Wie wir sehen, sollte die Demütigung eine allgemeine und vollständige sein, denn die Priester selbst werden aufgefordert, außerhalb des Heiligtums zu stehen und, in Gemeinschaft mit dem Volk, unter Berufung auf die Treue des HERRN, Ihn anzuflehen, damit doch die Heiden nicht sagen möchten: „Wo ist ihr Gott?“ – wie dies seinerzeit die Juden zu Jesu sagten (Joh 8, 19). Wenn sein Volk in dieser Weise niedergebeugt sein wird, dann will der HERRN es erhören. Er will ihr Land mit Überfluss erfüllen, und sie werden nicht länger zum Hohn unter den Nationen sein. Das von Norden gekommene Heer, das gleich Heuschrecken das Land verzehrt hatte, wird nach Osten zu hinausgetrieben und um seines Hochmuts willen gerichtet werden, weil es sich selbst rühmte, als ob es große Dinge getan hätte. Dagegen wird der HERR Großes tun, indem Er so sein Volk von all seiner Furcht befreit. Voller, überströmender Segen wird über das Land Israel ausgegossen werden; die Kinder Zions werden sich in dem HERRN, ihrem Gott, freuen; das Volk des HERRN soll nie wieder beschämt werden. Von all den Jahren, in welchen sie keinen Ertrag gehabt haben, soll ihnen derselbe nun im Überfluss erstattet werden. Sie werden gewiss wissen, dass der HERR unter ihnen ist – Er, der HERR, ihr Gott, und kein anderer –, und sie sollen nimmermehr beschämt werden. Der Segen und Er, von dem der Segen herfließt, werden sie somit davor schützen, dass sie unter den Nationen zum Hohn werden.

Aber das ist noch nicht alles. Es ist ein zeitlicher Segen, die Wiedereinsetzung Israels in den gesegneten Zustand früherer Tage, und zwar auf dem Boden der Gnade, so dass dieser Segen dem Volk nie wieder verlorengehen kann. Aber noch etwas Neues soll dem Volk geschenkt werden. Gott will seinen Geist über alles Fleisch ausgießen. Die Jünglinge und die Greise des Volkes sollen Gesichte und Träume haben; selbst auf die Knechte und Mägde soll dieser Himmelsregen herabkommen. Kapitel 3 Vers 3 1 zeigt den behandelten Gegenstand von einer anderen Seite und steht nicht in unmittelbarer Verbindung mit den vorhergehenden Versen. Vor dem großen und schrecklichen Tage des HERRN werden im Himmel Zeichen und Wunder geschehen, auf Erden wird man den Schrecken des HERRN fühlen, und ein jeder, der den Namen des HERRN anrufen wird, soll errettet werden; „denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR gesprochen hat, und unter den Übriggebliebenen, welche der HERR berufen wird“.

Die Hauptereignisse der letzten Tage, wie sie hier in deutlicher Weise, wenn auch nur kurz, geschildert werden, sind daher folgende: Ein mächtiger Feind kommt als das Werkzeug des Gerichts des HERRN von Norden her und verheert das ganze Land, das Volk wird gerichtet, und zwar als ein irdisches Volk, entsprechend der zeitlichen Segnungen, die es früher, als es in Beziehung zu Gott stand, genoss; durch den Geist der Weissagung wird das Volk zur Buße aufgefordert, damit Gott jene Geißel wegnehmen könne. Sobald sie Buße tun, will Gott den zeitlichen Segen erneuern und das von Norden kommende Heer vertreiben und vernichten. Die Schmach, die um seiner Sünden willen auf dem Volk lastete, soll für immer weichen. Sodann wird eine zweifache Reihenfolge von Ereignissen angekündigt, wobei zugleich die unmittelbare Beziehung zwischen Gott und dem Volk deutlich bezeichnet wird, und zwar nach zwei Seiten hin. Zunächst soll die zeitliche Segnung, die das aufs neue die Güte Gottes genießende Volk erlangt haben wird, von einer noch herrlicheren Gabe begleitet sein, die ein noch höherer Ausdruck der Liebe Gottes sein wird: der Heilige Geist soll in reichlicher Weise ausgegossen werden; die Allereinfachsten und Allerniedrigsten sollen daran teilhaben. Zweitens2 jedoch will der HERR, ehe sein großer Tag erscheint, erstaunliche Zeichen kommen lassen, und ein jeder, der seinen Namen anrufen wird, wird errettet werden. Es wird das die Rückkehr der Herzen zu dem HERRN sein, zu welcher Er sich bekennen wird; denn an jenem entsetzlichen Tag des Grimmes Gottes soll auf dem Berg Zion und in Jerusalem, Seiner auserwählten Stadt, Errettung sein. Er ist es, der im Gericht einschreitet; Er will auch des Erbarmens nicht vergessen: ein durch seine Gnade berufener Überrest soll bestehen bleiben. Die Erfüllung von allem diesem findet augenscheinlich in den letzten Tagen statt, wenn das Geheimnis Gottes vollendet sein und Er seine Regierung in Gerechtigkeit und Güte auf Erden offenbaren wird; gleichwohl erhält der bußfertige Überrest die geistliche Segnung (geradeso wie es bezüglich des neuen Bundes der Fall sein wird) auf demselben Wege, wie die Christen sie erhalten haben. Aus dem ganzen Inhalt der Weissagung geht, denke ich, klar hervor, dass Joel nicht von dem Tier und dem Antichristen redet, sondern vielmehr von den heidnischen Mächten, die sich außerhalb des abtrünnigen Systems befinden. Man wird sich erinnern, dass es in Daniel 9 heißt, dass wegen des Schutzes der Gräuel ein Verwüster sein wird. Joel redet also nicht von dem Mann, der einen Bund mit Israel schließen wird, sondern von diesem Verwüster. Daher brüllt der HERR hier aus Zion und lässt seine Stimme aus Jerusalem erschallen (Joel 3, 16). Das Gericht wird hier nicht vom Himmel aus über das Tier und seine Heere ausgeführt, sondern von Jerusalem aus über die Feinde und Verwüster Israels.

Indessen muss in Verbindung mit dieser Stelle noch auf etwas anderes hingewiesen werden. Der Geist Gottes hat dafür Sorge getragen, den von Ihm vorgeführten Gegenstand nach allen Seiten hin zu beleuchten. In Vers 27 sehen wir bereits, wie die Errettung von dem von Norden gekommenen Heere vollständig ist, und wie dem Volk ein zeitlicher Segen zuteil wird, dessen es sich unter dem Walten der Gnade fortgesetzt erfreuen kann. Der HERR ist da, und sein Volk soll nimmermehr beschämt werden. Der Abschnitt von Vers 28 bis 32 steht ganz für sich allein da, und zwar aus sehr gewichtigen Gründen. Auf die Buße des Volkes hin sollte, wie wir wissen, der Heilige Geist mitgeteilt werden, und vor der Ausführung des Gerichts sollte ein jeder, der den Namen des HERRN anriefe, errettet werden. Inzwischen machte es aber die Verwerfung des Messias notwendig, dass an den Juden das Gericht vollzogen wurde (freilich diente dies auch mit dazu, dass noch andere Ratschlüsse Gottes betreffs der Versammlung in Erfüllung gingen, die außerhalb des jüdischen Systems liegen); ihr Tempel wurde der Macht der Feinde ausgeliefert, welche als das Heer des HERRN jene Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken mussten. Was daher die Juden betrifft, so sind für sie die letzten Tage, das Ende des Zeitalters, schon gekommen, wenn auch (sobald die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Versammlung sich erfüllt haben werden) zur Ausführung des endgültigen Gerichts der ganze Lauf der Dinge innerhalb eines kurzen Zeitraums noch einmal wiederholt werden wird. Wenn indessen das Gericht so eilend heranzog, so konnte die Gnade nicht zögern, selbst zu erscheinen und jenem zuvorzukommen. Der Heilige Geist wurde der hier gegebenen Verheißung gemäß dem Überrest zuteil, welcher in jenen Tagen dem Ruf des HERRN Gehör schenkte, und wurde über alles Fleisch ausgegossen. In Zion wurde Errettung gefunden; indessen wurden die Erlösten (diejenigen, die gerettet werden sollten) in die Versammlung versetzt; denn die Zeit, da Gott seine Regierung wieder aufnehmen wollte, war noch nicht gekommen – jene Zeit nämlich, in welcher Er, dem die Regierung übergeben war, alle diejenigen mit sich vereinigen wird, die inzwischen gelernt haben, mit Ihm zu leiden, damit sie auch mitverherrlicht werden. Dann wird die endgültige Vollendung dieses ganzen Geheimnisses eintreten: der große und schreckliche Tag des HERRN wird kommen; Christus wird seine große Macht annehmen und herrschen.

Aus dem Gesagten wird man verstehen können, was die wahre Bedeutung der Zerstörung Jerusalems durch die Römer ist, welchen Platz jene Zerstörung in der allmählichen Verwirklichung des Planes Gottes einnimmt, sowie welche Verbindung, was Gottes Tun auf Erden betrifft, zwischen jener Zerstörung und dem, was sich am Pfingsttag ereignete, besteht.

Es bleibt noch übrig, auf einen Umstand hinzuweisen, nämlich. dass der Geist Gottes im Blick auf die Gnadenratschlüsse gegenüber den Nationen sich stets solcher Ausdrücke bedient, dass jenen die Tür offen gelassen wird. Der Geist wird „über alles Fleisch“ ausgegossen, und „jeder, der den Namen des HERRN anrufen wird, wird errettet werden“. Diesen letzteren Ausdruck wendet der Apostel Paulus häufig in dem bezeichneten Sinn an.

Es ist von Interesse, sich hier an die verschiedenen Stellen zu erinnern, in welchen der Ausdruck „alles Fleisch“ vorkommt. In demselben liegt, was seine volle Tragweite anlangt, der Hinweis auf die bedeutsam Tatsach, die am Ende dieses Zeitalters ans Licht treten wird: dass nämlich Gott über den engen Kreis jüdischer Satzungen hinausgehen will, um im Blick auf das ganze Menschengeschlecht auf Erden in Tätigkeit zu treten. Was die Einwirkung auf Herzen und Gewissen betrifft, so geschieht dies bereits heute vermittels des Evangeliums. Am Ende wird es jedoch auch betreffs der Regierung Gottes der Fall sein. Als Christus auf die Erde herabkam, trat Er in den engen Schafhof Israels ein, obwohl sein Werk wie auch seine persönliche Gegenwart weit über denselben hinausgingen, und führte seine Schafe aus demselben heraus; dann berief Er auch andere Schafe, um aus ihnen eine Herde zu bilden, die errettet und in Freiheit gesetzt war und Weide fand. Nachher wurde das Evangelium in die ganze Welt hinausgesandt, in Verbindung mit Jerusalem oder Galiläa durch die den Zwölfen aufgetragene Verwaltung desselben 3 und in Verbindung mit dem Himmel durch den Dienst des Paulus. Am Ende wird Gott sich tatsächlich in der Macht seiner Regierung mit allem Fleisch beschäftigen.

In Jesaja 40,5 lesen wir: „Die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen.“ Hier eilt der Gedanke des Geistes voraus bis zu den letzten Tagen, wenn Christus offenbart werden wird. Indessen ist der HERR, der segnen sollte, gekommen, und das göttliche Zeugnis in der Wüste hat seinen Träger gefunden, ebenso wie das Blut des neuen Bundes vergossen worden ist, obwohl Israel es bisher noch nicht anerkannt hat.

„Alles Fleisch“, selbst das Volk, „ist Gras“ (V. 6). Dies hat Israel noch nicht gelernt, doch ist der Überrest gesegnet worden. In Jesaja 66, 16 „rechtet Gott durch Feuer und durch sein Schwert mit allem Fleisch“. Es ist dies das Gericht, welches sich auf alle erstreckt.

Hier in Joel ist davon die Rede, dass der Geist über alles Fleisch ausgegossen werden soll, um die Gegenwart Gottes offenbar zu machen und zu zeigen, dass der Segen nicht länger auf die Juden allein beschränkt ist, sondern auf alle Menschen ausgedehnt werden wird.

Wir können schließlich noch die Warnung in Sacharja 2,13  vergleichen; ferner in Psalm 145 den Gesang Christi im 1000-jährigen Reich: „Alles Fleisch preise seinen heiligen Namen immer und ewiglich“, endlich das Gericht über die Abtrünnigen in Jesaja 66,24: „Sie werden ein Abscheu sein allem Fleisch.“ Siehe auch 1. Mose 6, 12.

Fußnoten

  • 1 Die Verse 1 und 2 in Kapitel 3 enthalten eine kurze Weissagung, die für sich dasteht. Dasselbe gilt, und zwar noch bestimmter, von den folgenden Versen, von Vers 30 bis zum Ende des Kapitels. In den erstgenannten Versen wird die Ausgießung des Heiligen Geistes als eine Folge der Buße der Nation verheißen, welche zugleich zeitliche Segnungen nach sich ziehen werde. Die Buße ist der Ausgangspunkt beider Segnungen. Daher erlangten in Apostelgeschichte 2 diejenigen, welche Buße taten, die teilweise Erfüllung der Verheißung, obwohl damals die zeitlichen Segnungen nicht über das Volk kommen konnten. Obwohl daher schon damals, bei der Zerstörung Jerusalems, entsprechende Erscheinungen eintraten, so werden doch die Zeichen und Wunder dem großen und herrlichen Tage des HERRN, der noch kommen soll, vorangehen. Das Blut des neuen Bundes war vergossen, und alles war bereit, aber die Nation wollte nicht Buße tun und konnte deshalb den Segen nicht erlangen. Der Überrest gelangte mit allem Fleisch zu dem Genuss des geistlichen Teiles desselben, zu welchem auch alle Juden gelangen werden, sobald sie sprechen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Der Heilige Geist, der dies alles voraussah, hat die einzelnen Teile der Prophezeiung dementsprechend zusammengefügt.
  • 2 Es ist dies eine bestimmte Weissagung, die, wie bereits bemerkt, für sich allein steht. In derselben wird deutlich auf die Ereignisse hingewiesen, welche dem Tag des HERRN vorhergehen werden, welcher Tag wiederum der Vorbote der Segnung ist, von der schon früher die Rede war. Die Reihenfolge der Ereignisse in den letzten Tagen ist folgende. Buße, Errettung durch den Tag des HERRN, zeitliche Segnung, Ausgießung des Heiligen Geistes. Vor dem Tag des HERRN werden Zeichen geschehen. Letztere Tatsache wird daher notwendigerweise getrennt von den übrigen erwähnt, wie das Anrufen des Namens des HERRN selbstredend der Errettung ebenfalls vorangeht.
  • 3 Über die Ausführung dieser Sendung finden wir nur den allgemeinen Ausspruch in Markus, dass die Jünger „allenthalben“ hingingen (Mk 16,20). In Vers 15 wird ihnen gesagt, dass sie in die ganze Welt gehen sollten. In Matthäus 28 wird ihnen in Galiläa geboten, alle Nationen (alle Heiden) zu Jüngern zu machen.
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