Die Heiligung des Erstgeborenen
2. Mose 13,1–16

Das zwölfte Kapitel des 2. Buches Mose ist vielen Bibellesern gut bekannt. Es spricht über das Passahlamm und den Schutz, den das Blut den Kindern Israel gab. Für uns ist das Passah ein treffender Hinweis auf unseren Herrn, der uns durch seinen Opfertod vor dem gerechten Gericht Gottes schützt. Paulus schreibt den Korinthern: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden“ (1. Kor 5,7). Doch das ist nicht alles. Paulus zieht daraus eine wichtige Konsequenz: „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Kor 5,8). Deshalb folgt in 2. Mose 13 die Anweisung über die Heilung des Erstgeborenen. Beide Kapitel sind nicht voneinander zu trennen.

Hier zunächst der Bibeltext aus 2. Mose 13,1–16

Und der Herr redete zu Mose und sprach: Heilige mir alles Erstgeborene, alles, was den Mutterschoß durchbricht unter den Kindern Israel, an Menschen und an Vieh; es ist mein. Und Mose sprach zum Volk: Erinnert euch an diesen Tag, an dem ihr aus Ägypten gezogen seid, aus dem Haus der Knechtschaft; denn mit starker Hand hat der Herr euch von hier herausgeführt; und es soll nichts Gesäuertes gegessen werden. Heute zieht ihr aus, im Monat Abib. Und es soll geschehen, wenn der Herr dich in das Land der Kanaaniter und der Hethiter und der Amoriter und der Hewiter und der Jebusiter bringt, das er deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt, so sollst du diesen Dienst in diesem Monat halten. Sieben Tage sollst du Ungesäuertes essen, und am siebten Tag ist ein Fest dem Herrn. Die sieben Tage soll Ungesäuertes gegessen werden; und nicht soll Gesäuertes bei dir gesehen werden, noch soll Sauerteig bei dir gesehen werden in deinem ganzen Gebiet. Und du sollst deinem Sohn an diesem Tag kundtun und sprechen: Es ist um dessentwillen, was der Herr mir getan hat, als ich aus Ägypten zog. Und es sei dir zu einem Zeichen an deiner Hand und zu einem Denkzeichen zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Mund sei; denn mit starker Hand hat der Herr dich aus Ägypten herausgeführt. Und du sollst diese Satzung halten zu ihrer bestimmten Zeit, Jahr für Jahr. Und es soll geschehen, wenn der Herr dich in das Land der Kanaaniter bringt, wie er dir und deinen Vätern geschworen hat, und es dir gibt, so sollst du dem Herrn alles darbringen, was den Mutterschoß durchbricht; und alles zuerst Geworfene vom Vieh, das dir zuteilwird, die Männlichen, gehören dem Herrn. Und jedes Erstgeborene des Esels sollst du mit einem Lamm lösen, und wenn du es nicht löst, so brich ihm das Genick; und jedes Erstgeborene des Menschen unter deinen Söhnen sollst du lösen. Und es soll geschehen, wenn dein Sohn dich künftig fragt und spricht: Was ist das? so sollst du zu ihm sagen: Mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt, aus dem Haus der Knechtschaft. Und es geschah, als der Pharao sich hartnäckig weigerte, uns ziehen zu lassen, tötete der Herr alle Erstgeburt im Land Ägypten, vom Erstgeborenen des Menschen bis zum Erstgeborenen des Viehs; darum opfere ich dem Herrn alles, was den Mutterschoß durchbricht, die Männlichen, und jeden Erstgeborenen meiner Söhne löse ich. Und es sei zu einem Zeichen an deiner Hand und zu Stirnbändern zwischen deinen Augen; denn mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten herausgeführt.

Alle Erstgeburt gehört dem Herrn

Gott hatte das Volk aufgefordert, das Passah in Eile zu essen, um das Land Ägypten verlassen zu können. Nun hatten sie sich auf den Weg gemacht und waren von Raemses nach Sukkot gekommen. Bevor es jedoch zur nächsten Reisestation Etam weiterging, hatte Gott weitere wichtige Informationen für sein Volk. Wir erkennen, dass Gott über der Zeit steht. Das Volk ist vor dem Gericht geschützt und Gott nimmt sich nun die Zeit, sein Volk zu unterweisen. Es sind Belehrungen, die mit dem zu tun haben, was sie soeben erlebt hatten. Es sind aber auch Belehrungen, die zum Teil voraussetzen, dass sie einmal in dem zugesagten Land des Segens sein werden. Für Gott ist es so, als ob dies bereits eine vollendete Tatsache sei. Jedenfalls gab es keinen Zweifel, dass dieses Ziel am Ende erreicht sein würde – obwohl das Land, zum Zeitpunkt als Gott sprach, den feindlichen Nationen gehörte, die in Vers 5 genannt werden.

Der erste Teil des Kapitels ist eine Art Unterbrechung und Einschaltung. Die Erstgeborenen aus Israel – die repräsentativ für das ganze Volk standen – waren auf eine besondere und von Gott bestimmte Art und Weise vor dem Gericht geschützt worden. Gott hatte sie gerettet. Nun gehörten sie Ihm. Er wollte sie für sich haben, und diesen Anspruch formuliert Er sehr deutlich1. Das ist bis heute ein wesentliches Ziel, das Gott im Auge hat, wenn Er einen Menschen rettet. Ein geretteter Mensch gehört nicht mehr sich selbst, sondern er gehört Gott. Das gilt sowohl für das, was er ist, als auch für das, was er hat. Es fällt auf, dass Gott von „Menschen“ und vom „Vieh“ spricht. Bei den Menschen denken wir an das, was wir sind, beim Vieh an das, was Gott uns gegeben hat.

Paulus macht diesen Anspruch Gottes mit zwei Aussagen an die Korinther sehr deutlich:

  • „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,19.20).
  • „Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Kor 5,15).

Durch den Propheten Jesaja lässt Gott sagen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jes 43,1). Es ist auf der einen Seite eine mutmachende Aussage – dass Er uns kennt und wir Ihm gehören – aber auf der anderen Seite ist es mit einer großen praktischen Konsequenz verbunden. Damals sollte alle Erstgeburt, die den Mutterschoß durchbrach, Gott gehören. Für uns heißt dies, dass jeder, der aus Gott geboren ist und neues Leben hat, dem gehört, der ihn geboren hat.

Bei aller Dankbarkeit und Freude über die Rettung vor dem Gericht, wollen wir deshalb nicht vergessen, dass Gott einen Anspruch an uns und unser Leben hat. Paulus schreibt den Kolossern, dass Christus unser Leben ist (Kol 3,4). Das heißt, wir verdanken das neue (ewige) Leben Ihm. Den Philippern schreibt er: „…das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1,21). Das bedeutet, dass Christus sein ganzes praktisches Leben füllte und er nur für Ihn leben und arbeiten wollte. Gott hat also einen Anspruch auf uns und alles, was uns gehört.

Der Gläubige ist gerettet, und er wird jetzt dadurch gekennzeichnet, dass er die Wesenszüge Christi offenbart (Ungesäuertes) und die Sünde ablehnt (kein Sauerteig). Es ist derselbe Gott, der sagte: „Sehe ich das Blut, so gehe ich vorüber“, der jetzt sagt: „Ihr gehört mir!“. Man kann nicht das eine wollen und das andere ablehnen. Ein erlöstes Volk gehört seinem Erlöser. „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist“ (Röm 12,1). Das ist die erste Ermahnung im Römerbrief, die der lehrmäßigen Darstellung der ersten 11 Kapitel folgt. Gott wünscht praktische Heiligkeit. Persönliche Hingabe in Weihe ist das erste, was Gott von einem erlösten Menschen haben möchte.

Heiligung

Vers 1 spricht zum ersten Mal in der Bibel über Heiligung von Personen. In 1. Mose 2,3 ist es der Sabbat, den Gott heiligt. Der Sabbat war der Tag, der Gott gehörte. An diesem Tag hatte Gott nach der Erschaffung der Erde geruht. Hier sind es nun Menschen, die geheiligt werden sollen. Die Bedeutung ist in beiden Fällen gleich. Heiligung bedeutet zuerst, dass eine Sache oder eine Person für Gott zur Seite gestellt wird. Für uns gilt, dass wir durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi geheiligt sind (Heb 10,10). Das ist unsere Stellung. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es – im Bild – um die praktische Verwirklichung dieser Stellung. Wir sollen ein Leben in praktischer Heiligkeit führen, das heißt, wir sollen im Lebensalltag verwirklichen, dass wir dem Herrn gehören.

Heiligung bedeutet also zuerst, dass wir Gott gehören. Dazu ist die Rettung aus dem Haus der Knechtschaft unbedingte Voraussetzung. Ohne diese Rettung kann kein Mensch heilig leben. Er wird immer scheitern. Denn Heiligung ist nicht etwas Äußerliches, sondern etwas, das von innen kommt. Diese Reihenfolge ist im Neuen Testament klar hinterlegt. Römer 3,1 – 5,11 spricht von unserer Rettung (eine Parallele zu 2. Mose 12). Erst danach (in Römer 6) folgt die Mahnung zur Heiligung und Hingabe an Gott. Je mehr wir unsere Rettung wertschätzen, umso mehr werden wir unser Leben Gott zur Verfügung stellen.

Praktische Heiligkeit hat zwei Kennzeichen. Zum einen gehören wir Gott, zum anderen halten wir uns deshalb vom Bösen fern. Da uns dies oft weniger gut gelingt, hat Heiligung bzw. Absonderung oftmals eher einen negativen Beigeschmack für uns. Trotzdem sollten wir immer zuerst das Positive der Heiligung sehen, ohne natürlich unsere Verantwortung zu vergessen. Wir gehören dem an, der uns gerettet hat und zeigen dies gerne in unserem Leben.

Kein Sauerteig, sondern Ungesäuertes

Gott unterstreicht diesen Gedanken der praktischen Heiligkeit, indem Er noch einmal auf das Fest der ungesäuerten Brote zu sprechen kommt, in dem diese beiden Merkmale sichtbar werden. Wir lernen, woher wir die Kraft zu einem heiligen Leben bekommen. Zum einen sollten die Kinder Israel Ungesäuertes essen (Übereinstimmung mit Gott und seinen Gedanken). Zum anderen sollten sie jeden Sauerteig in ihren Häusern meiden (Verantwortung, sich vom Bösen fernzuhalten)Nur so ist es tatsächlich für uns möglich, ein Leben in Hingabe an Gott zu führen. Wir müssen uns von Christus nähren und das Böse meiden.

In Kapitel 12 stand das Fest der ungesäuerten Brote in direkter Verbindung mit dem Passah und dem Schutz vor dem Gericht. Ein Leben in praktischer Heiligkeit kann man nicht von dem Blut trennen. Der Tag der Rettung muss unvergessen bleiben. Hier in Kapitel 13 wird wieder davon gesprochen, und zwar zusätzlich in Verbindung mit der Heilung der Erstgeborenen. Denn auch im Land Kanaan sollten sie dieses Fest beachten.

Gott erinnerte sie an das, was sie gerade erlebt hatten. Sie waren aus Ägypten gezogen, Gott hatte sie herausgeführt. Auch wenn ihre endgültige Befreiung noch bevorstand, waren sie bereits ein Volk, das nicht mehr zu Ägypten gehörte. Gott hatte dies mit seiner starken Hand getan. Diese starke Hand Gottes wird in Kapitel 13 viermal erwähnt (Verse 3,9,14,16). Alles kam von Gott. Sie selbst hatten keinen Anteil daran. Später erinnert der Herr Jesus selbst daran, dass Er allein retten kann: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Augenlicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen das angenehme Jahr des Herrn“ (Lk 4,18.19). Die Erinnerung daran muss unvergessen bleiben.

Direkt danach folgt dann der Hinweis, nichts Gesäuertes zu essen. Gott hat sich heute ein Eigentumsvolk gereinigt, das eifrig sein soll in guten Werken (Tit 2,14). Zu einem solchen Volk passt kein Sauerteig. Damals nicht und heute nicht. Unser Leben muss ein Leben ohne Sauerteig, ohne ungerichtetes Böses sein. Das ist praktische Heiligkeit, die Gott bei uns sucht.

Das Neue Testament spricht verschiedentlich vom Sauerteig:

  • In Matthäus 16,6 wird der Sauerteig der Pharisäer Die Pharisäer wurden durch Heuchelei gekennzeichnet. Sie gaben etwas vor, das nicht der Realität entsprach. Ihnen war wichtig, dass der äußere Schein gewahrt blieb. Die Tradition spielte eine große Rolle und wurde über das Wort Gottes gestellt. Sie räumten somit dem Fleisch (dem eigenen „Ich“, der alten Natur) einen Platz ein, der ihm niemals zusteht. In den Augen Gottes ist so etwas Sauerteig. Die Gefahr, in die Sünde der Pharisäer zu fallen, ist für uns durchaus nicht gebannt.
  • In Matthäus 16,6 wird ebenfalls der Sauerteig der Sadduzäer Die Sadduzäer waren Materialisten und lehnten die Auferstehung ab (Apg 23,8). Heute finden wir das z. B. in der Bibelkritik wieder. Es sind Menschen, die nur das glauben wollen, was sie selbst beweisen und begreifen können.
  • In Markus 8,15 ist von dem Sauerteig des Herodes die Rede. Herodes war ein Opportunist, der den Menschen zum Gefallen sein wollte. Weltlichkeit und Freundschaft mit der Welt ist Sauerteig; den wir in unserem Leben nicht dulden dürfen. Wer ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.
  • In 1. Korinther 5 und in Galater 5 spricht Paulus ebenfalls vom Sauerteig und warnt davor, dass ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert. Bei den Korinthern war es die Unmoral, bei den Galatern die Gesetzlichkeit (falsche Lehre). Beide Gefahren sind nicht zu unterschätzen. Unmoral und falsche Lehre sind nicht zu dulden – weder im persönlichen Leben noch im Leben der örtlichen Versammlung. Es gilt, den Sauerteig auszufegen.

Jeder Sauerteig gibt – auf die eine oder andere Weise – dem Menschen einen Platz, der ihm nicht zusteht. Gott hat alles, was aus dem Fleisch kommt, im Tod Christi verurteilt, und deshalb kann Er Sauerteig bei uns nicht akzeptieren. „Von jeder Art des Bösen haltet euch fern“ (1. Thes 5,22). Anstatt vom Sauerteig, sollten wir uns vielmehr vom Ungesäuerten nähren, das heißt, von dem, was wir bei unserem Herrn finden. Wir sahen schon, dass die sieben Tage in Kapitel 12 von dem ganzen Leben des Christen sprechen. Wenn wir uns von Ihm nähren, werden seine Charakterzüge bei uns gefunden und nicht die Wesensmerkmale des verdorbenen Fleisches, der alten Natur.

Erinnert euch

Der Auszug aus Ägypten war ein einschneidendes Erlebnis für die Kinder Israel, das sie nicht vergessen sollten. Deshalb sagte Mose ihnen: „Erinnert euch“. Die Aufforderung kommt im Alten und im Neuen Testament immer wieder vor und wird mit verschiedenen Dingen verbunden2. Hier geht es zuerst um die Rettung und den Auszug aus Ägypten. Jeder Christ, der den Tag seiner Neugeburt kennt, sollte die Erinnerung daran lebendig erhalten. Die wenigsten Menschen vergessen den Tag ihrer natürlichen Geburt – und feiern jedes Jahr ihren „Geburtstag“ – aber wie leicht sind wir geneigt, diesen viel wichtigeren Moment zu vergessen, an dem Gott uns neues Leben gab. Selbst wenn man den „Tag“ nicht mit Datum und Stunde nennen kann (was bei vielen der Fall ist, die den Herrn schon in jungen Jahren angenommen haben), sollten wir doch nicht vergessen, was geschah, als wir uns unter den Schutz des Blutes des Lammes stellten und gleichzeitig diese Welt innerlich „verlassen“ haben.

Aber das war nicht alles. Einmal im Land angekommen, sollten sie nicht vergessen, wie Gott ihnen Sieg über die Feinde gegeben hatte. Sie sollten sich erinnern, dass das Land ein „Land der Verheißung“ und eine Gabe Gottes war. Das sollen wir ebenso wenig vergessen. Es ist Gott, der uns den Sieg gibt. Es sind seine Zusagen und Versprechungen, durch die wir alles haben, was wir brauchen, und es ist Gott, der uns gesegnet hat „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,3). Erinnerung macht dankbar.

Ein Zeichen an Hand und Auge

Das Fest der ungesäuerten Brote sollte nicht in Vergessenheit geraten. Die Israeliten sollten zu ihren Söhnen davon sprechen und ihnen auch erklären, warum Gott diese Vorschrift gegeben hatte. Es ist wichtig, dass wir mit unseren Kindern und jungen Leuten über die Notwendigkeit der praktischen Heiligung sprechen. Das gehört unbedingt zum Unterricht dazu.

Es ist eine Sache, mit unseren Kindern über das Lamm zu sprechen. Das tun wir, damit sie selbst Zuflucht zu dem vergossenen Blut des Herrn Jesus nehmen. Wir machen sie vertraut mit der Vollkommenheit dieses Lammes, damit sie einmal rechte Anbeter werden. Aber hier geht es weiter: Die Kinder sollen auch über die Folgen informiert sein. Wir sollen ihnen erklären, warum wir uns nicht von Sauerteig, sondern von dem Ungesäuerten der Lauterkeit und Wahrheit ernähren. Die Welt, in der unsere jungen Leute groß werden, ist voller Sauerteig. An jedem Tag werden sie – und wir – damit konfrontiert. Für die Menschen dieser Welt ist es völlig normal, dass sie sich von unreinen Dingen ernähren. Sie kennen ja den Herrn Jesus nicht. Für uns und unsere Kinder ist dieser Sauerteig durchaus etwas, das uns schmackhaft erscheint. Deshalb ist es wichtig, dass wir der nachfolgenden Generation erklären, warum wir uns davon fernhalten, warum wir diesen oder jenen Film nicht sehen, warum wir diese oder jene Zeitschrift nicht lesen und diese oder jene Lokalität nicht aufsuchen. Es wäre fatal, einfach nachzugeben, wenn unsere Kinder mit dem Sauerteig dieser Welt beschäftigt sind. Aber es genügt auch nicht, es nur zu verbieten. Es ist besser, wenn wir es ihnen erklären. Sie sollen früh lernen, dass Gott uns für sich haben möchte.

Dazu ist das Vorbild von entscheidender Bedeutung. Deshalb fährt Gott fort und spricht von einem Zeichen an der Hand und zwischen den Augen, damit „das Gesetz des Herrn in deinem Mund sei“. Der Mund (das gesprochene Wort) steht am Ende. Voraussetzung ist, dass das Zeichen an der Hand und zwischen den Augen ist. Die Juden haben aus dieser Vorschrift ein Ritual gemacht, dass sie äußerlich beachten. Aber es ging Gott weder damals noch heute um ein Ritual, sondern um etwas, das sich in unserem Leben zeigt.

Die Verwirklichung der Bedeutung des Festes der ungesäuerten Brote muss einen Einfluss auf die Werke unsere Hände und unseren Dienst für unseren Herrn haben (Hand). Es muss unsere Herzen und unseren Sinn bewahren (Auge). Gott möchte, dass wir geistliches Unterscheidungsvermögen haben. Dann wird unser mündliches Zeugnis mit unserem gesamten Verhalten übereinstimmen. Dann leben wir so, wie es sich für erlöste Menschen gehört.

Das Lösen der Erstgeburt

Nachdem Gott in den Versen 1 und 2 den Grundsatz vorgestellt hatte, dass alle Erstgeburt Ihm gehörte, kommt Er auf diese Vorschrift noch einmal zurück und gibt weitere Erläuterungen dazu. Nachdem die Erstgeburt in Ägypten erlöst worden war, weist Gott mit Nachdruck darauf hin, dass Ihm die Erstgeburt gehört – auch dann, wenn sie im Land Kanaan sein würden. Diese Vorschrift wird ausdrücklich mit der Vernichtung der Erstgeborenen in Ägypten verbunden. Für Israel gab es einen Stellvertreter, für die Ägypter nicht. Ohne Stellvertreter keine Erlösung. Deshalb gehören die, für die der Stellvertreter starb, jetzt Gott. Erneut wird ein Lamm (von den Schafen oder Ziegen) erwähnt, das ohne Frage an das Passahlamm erinnerte.

Besondere Erwähnung findet der Gedanke, dass selbst das Erstgeborene des Esels mit einem Lamm gelöst werden sollte. Esel und Mensch werden in einem Atemzug genannt. Das ist für uns Menschen sehr demütigend. Beide mussten gelöst werden, wenn sie leben wollten. Wieder wird deutlich, wie das Blut des Lammes jedem Bedürfnis begegnet.

Der Esel war nach den Reinheitsvorschriften des Alten Testamentes ein unreines Tier. Er entsprach nicht den Anforderungen an ein reines Tier, so wie sie – neben den Kennzeichen eines unreinen Tieres – in 3. Mose 11,1–8.26 formuliert sind. Die Vorschrift über den Esel zeigt uns, dass der Mensch von Natur auf gleicher Ebene steht. „Doch der Mensch, der in Ansehen ist, bleibt nicht; er gleicht dem Vieh, das vertilgt wird“ (Ps 49,13).

Der Esel gilt im Allgemeinen als dummes und störrisches Tier. Auf uns Menschen angewandt, ist dies nicht gerade schmeichelhaft: „Auch ein Hohlkopf gewinnt Verstand, wenn auch der Mensch als ein Wildeselsfohlen geboren wird“ (Hiob 11,12). Paulus schreibt: „Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt, wie auch die Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes, verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die, da sie alle Empfindung verloren, sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, um alle Unreinheit mit Gier auszuüben“ (Eph 4,17–19). Für den Menschen gilt das, was für den Esel galt. Wenn er nicht erlöst wird, muss er wie der Esel sterben. Er hat die Wahl zwischen dem Tod oder der Erlösung. Das Genick (der Nacken, der Hals) spricht von der Starrköpfigkeit und dem Widerstand, den der natürliche Mensch Gott gegenüber zeigt und der gebrochen werden muss.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vergleich zwischen Isaak und Ismael. Isaak war der eigentliche erstgeborene Sohn Abrahams, den Gott ihm zugesagt hatte: Für Isaak gab es einen Stellvertreter (1. Mo 22,13). Ismael hingegen wird mit einem Wildesel verglichen: „Und er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn“ (1. Mo 16,12). Ismael – das zeigt uns Galater 4 – steht für den natürlichen Menschen, während Isaak für den von neuem geborenen (erlösten) Menschen steht. Von Natur ist der Mensch – ob ohne Gesetz oder unter Gesetz – nicht anders als ein wilder Esel. Für viele Menschen ist das nicht akzeptabel. Aber es ist die Beurteilung Gottes. Der Mensch mag Intelligenz und Kultur haben. Er mag im Leben vieles erreicht haben. Es hilft ihm nicht weiter. Er braucht die Erlösung, sonst muss er sterben.

Der Vergleich des Menschen mit einem Esel demütigt uns einerseits und zeigt uns, wie tief und niedrig wir von Natur waren, aber macht uns andererseits die Gnade umso größer, die uns gegeben worden ist „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Wir wollen nicht vergessen, wer wir waren. Wir wollen auch nicht vergessen, wozu Gott uns gemacht hat.

Wieder wird betont, dass die nachfolgende Generation wissen sollte, was Gott getan hatte. In Vers 8 ging die Initiative, mit den Kindern zu sprechen, von den Eltern aus. Jetzt sind es die Kinder, die ihre Eltern beobachten und Fragen stellen. Es ist gut, wenn unsere Kinder Fragen haben, die sich aus dem Verhalten der Eltern ableiten. Als Eltern sollten wir dann gerne Auskunft geben und unsere Kinder belehren. Die Kinder der Israeliten sollten wissen, dass es Gottes starke Hand war, die sie gerettet hatte und dass es die gleiche starke Hand war, die die Erstgeborenen der Ägypter getötet hatte. Als Dank dafür opferte der Israelit alles, was den Mutterschoß durchbrach. Es gibt kein besseres Beispiel für unsere Kinder als wenn sie sehen, dass ihre Eltern in Hingabe für den Herrn leben und Ihm das zur Verfügung stellen, was Er ihnen aus Gnade gegeben hat.

Fußnoten

  • 1 In 4. Mose 3 wird diese Vorschrift bestätigt und präzisiert. Gott legte fest, dass die Leviten die Stellung der Erstgeborenen einnehmen sollten: „Und der HERR sprach zu Mose: Mustere alle männlichen Erstgeborenen der Kinder Israel … Und du sollst die Leviten für mich, den HERRN, nehmen, anstatt aller Erstgeborenen unter den Kindern Israel, und das Vieh der Leviten anstatt alles Erstgeborenen unter dem Vieh der Kinder Israel… Und der HERR redete zu Mose und sprach: Nimm die Leviten anstatt aller Erstgeborenen unter den Kindern Israel und das Vieh der Leviten anstatt ihres Viehs; und mir sollen die Leviten gehören, mir, dem HERRN“ (4. Mo 3,40-45).
  • 2 Vgl. z. B. Jos 1,13; 1. Chr 16,12.15; Ps 105,5; Jes 46,9; Jer 51,50; Eph 2,11; Heb 10,32; Jud 1,17