Der Prophet Zephanja
Der Prophet Zephanja
Allgemeines
Wir lesen im ersten Vers dieses Propheten, dass das Wort des Herrn in den Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda an ihn erging. Daher halten wir es für sinnvoll, parallel die Betrachtung über Josia zu lesen.
Der Name Zephanja bedeutet „der, den Gott birgt oder schützt“ oder „der, dem der Herr verborgene Dinge offenbart hat“. Dieser neunte Prophet war ein Sohn Kuschis, ein Urenkel Hiskias, wahrscheinlich des Königs von Juda, ansonsten hätte man wohl das Geschlechtsverzeichnis nicht so weit zurückverfolgt. Er prophezeite voraussichtlich vor dem achtzehnten Geburtstag Josias oder vor der Umsetzung der Reformen durch diesen Prinzen. Das kann man aus den Drohungen schließen, die er gegenüber den Götzendienern und deren Praktiken ausspricht, siehe z. B. in Kapitel 1 Vers 4 bis 6 und Kapitel 3 Vers 4. Trotz des Eifers und der Gottesfurcht des jungen Königs Josia und einer kleinen Zahl Gleichgesinnter, war die Gleichgültigkeit der Menge in Juda umso bedauernswerter. Hier fanden sich alle möglichen religiösen Richtungen wild durcheinandergemischt, was von dem geistlichen Tod, in den das Volk gefallen war, zeugt. Es gab den „Überrest des Baal“, d. h. Baalsanbeter, denen Manasse Altäre errichtet hatte, „Götzenpriester“ (1,4–6) und die, „die auf den Dächern das Heer des Himmels [oder die Sterne] anbeten“; ein weiterer Götzenkult, den Manasse eingeführt hatte (2. Kön 21,3). Neben den Anhängern heidnischer Kulte gab es auch solche, die den Herrn anbeteten, „die dem HERRN schwören und bei ihrem König (oder Malkam) schwören“ (Zeph 1,5), d. h. bei Moloch, dem Götzen der Ammoniter (2. Kön 23,13). Und dann gab es noch die Gruppe derer, „die vor dem HERRN zurückweichen“ aus reiner Gleichgültigkeit und schließlich noch die, „die den HERRN nicht suchen noch nach ihm fragen“, solche, deren Herz gar nicht mehr Gott zugewandt waren und die im Grunde an gar nichts glaubten. All das gibt es unter uns, in der Christenheit: man sieht dort wahre Götzendiener, zum Beispiel habsüchtige Menschen, deren Gott das Geld ist und Genussmenschen, deren Gott der Bauch ist. Man sieht also ganze Völkerscharen, die den wahren Gott nach außen hin anbeten, aber gleichzeitig Geschöpfe anbeten – die Jungfrau und die Heiligen –, und sich vor Stein und Holz verneigen. Vor allem aber sieht man überall eine Menge gleichgültiger Menschen, die sich nicht um Gott kümmern und die auf die Ewigkeit zugehen, ohne an etwas anderes zu glauben, als an das, was sie sehen. Um es ganz allgemein zu sagen: diese Seelenzustände sind nicht weniger schrecklich, denn sie alle zeugen davon, dass sie sich von Gott abgewandt und entfernt haben, dass sie Ihn verachten, diesen Gott, der sagt: „Denn die mich ehren, werde ich ehren, und die mich verachten, werden gering geachtet werden“ (1. Sam 2,30). Möge der Herr euch beschützen und euch vor der Gefahr bewahren, sich von dem zu entfernen, der die Quelle allen Glücks und der Urheber aller Gnade ist; möge Er durch Jesus Christus euch alle zu Ihm bringen.
Das Buch Zephanja kann, wie Jesaja und Hesekiel in drei Teile unterteilt werden:
- Die Drohungen und Ermahnungen gegenüber dem Volk Gottes, Kap. 1–2,3.
- Die Ankündigung von Gerichten Gottes an die heidnischen Völker, Kap. 2,3–3,7.
- Die Prophezeiungen bezüglich der Befreiung und Segnung Israels durch die Rückkehr des Messias, Kap. 3,8–20
Drohungen und Ermahnungen gegenüber dem Volk Gottes, Kap. 1–2,3.
Wir haben bereits zahlreiche (1,4–6) Gruppen von Sündern gesehen, die abgeschnitten werden und die den vorhergesagten Ruin über ihr Land bringen werden. Das ist wie eine Liste aller Sünden gegenüber Gott, derer sich ein Mensch schuldig machen kann. Zephanja kommt möglichen Einwänden Judas, etwa indem es sich über die Strenge Gottes beschwert und sich auf seine alten Privilegien und die jüngsten Versuche, etwas zu ändern, berufen will, zuvor und ruft: „Still vor dem Herrn, HERRN! Denn nahe ist der Tag des HERRN; denn der HERR hat ein Schlachtopfer bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt“ (Zephanja 1,7). An diesem Tag werden geschlagen oder vernichtet: 1. Die Fürsten, die Königssöhne (und nicht der König selbst) (2. Chr 34,23–28) und die Diener der Großen, die sich mit allen möglichen Betrügereien und Gewalttaten versuchen, bei ihren Herren einzuschmeicheln (1,8.9); 2. Die gesamte Stadt Jerusalem, vor allem jedoch der untere Teil der Stadt, den der Prophet Maktesch oder Mörser nennt, wo die Kaufleute oder Kanaaniter lebten (1,10.11). 3. Die Reichen, die voller Selbstsicherheit und praktischer Gottlosigkeit sind (1,12.13), die „auf ihren Hefen liegen, die in ihrem Herzen sprechen: Der HERR tut nichts Gutes und tut nichts Böses“. In Vers 12 sagt Gott: „Und es wird geschehen zu jener Zeit, da werde ich Jerusalem mit Leuchten durchsuchen“, und wie uns der jüdische Geschichtsschreiber Josephus mitteilt, wurden nach der Eroberung von Jerusalem die Fürsten, die Großen und die Priester von ihren Feinden aus den Höhlen, Gräben und Gräbern gezogen, wo sie sich versteckt hatten in der vergeblichen Hoffnung der „Flamme des HERRN“ zu entkommen suchen und Schuldige suchen, um diese zu bestrafen. Juda wird daher vernichtet, das Volk Gottes wird verzehrt werden! Es gäbe jedoch einen Weg, das Gericht umzukehren, die Vernichtung abzuwehren: Buße. Der Prophet ermahnt sein Volk, diese „Nation ohne Scham“ (2,1), die nicht wissen, wie es ist, sich für seine Sünden zu schämen. Als er merkt, dass seine Ermahnungen wirkungslos bleiben, wendet er sich an den kleinen treuen Überrest an die „Sanftmütigen des Landes“, die das tun, was Gott angeordnet hat, und fordert sie zur Demut und Gerechtigkeit auf „vielleicht werdet ihr am Tag des Zorns des HERRN geborgen“ (2,3). Gott will auch euch durch seine Gnade denen hinzufügen, die in unseren Tagen den treuen Überrest bilden, die „kleine Herde“ derer, die durch Glauben ewiges Leben in Jesus Christus haben, der uns errettet von dem kommenden Zorn (1. Thes 1,10).
Die Ankündigung von Gerichten Gottes an die heidnischen Völker, Kap. 2,3–3,7.
Danach folgen die Urteile gegen die Heiden, Urteile, die die Hebräer hätten lehren sollen, wie Gott Götzendienst bestraft, und dass sie, indem sie sich zu Götzendienern machten, nur die gleiche Strafe erleiden konnten. Der Prophet verkündet diese Urteile zuerst den beiden Völkern in der Nähe von Juda: den Philistern im Westen (2,4–7), den Moabitern und den Ammonitern im Osten (2,8–10). Dann schweift sein Blick weiter über die Erde, auf die Inseln der Nationen bzw. nach Europa. Er sieht die Kuschiter im Süden, die von dem göttlichen Schwert geschlagen werden. Der Herr streckt seine Hand nach Osten aus und Ninive wird zur Wüste, zu einem Lagerplatz wilder Tiere, die Stadt, die voll Stolz und Selbstvertrauen in ihrem Herzen sagte: „Ich bin es und gar keine sonst!“ (2,11–15).
Dann wendet sich Zephanja erneut an Jerusalem, indem er sie kurz an ihre Ungerechtigkeiten erinnert: ihre Rebellion gegen Gott, die Gewalttaten und Ungerechtigkeiten ihrer Führer, die Lügen und Lästerungen seiner Propheten und Priester (3,1–4). Und trotzdem: „Der HERR ist gerecht in ihrer Mitte, er tut kein Unrecht; ... Morgen für Morgen stellt er sein Recht ans Licht“, sei es durch sein Wort, durch die Prophetie, durch Taten, durch seine Bestrafung der Nationen. „Ich sprach: möchtest du mich nur fürchten, möchtest du Zucht annehmen“, aber all das blieb wirkungslos, sie trieben ihre Verderbtheit sogar noch voran (3,5–7).
Die Prophezeiungen bezüglich der Befreiung und Segnung Israels durch die Rückkehr des Messias, Kap. 3,8–20
Jerusalem wird also vernichtet werden, Juda wird das gleiche Schicksal treffen wie die Nationen, da es deren Verfehlungen nachahmt. Wenn das so ist, welche Hoffnung können der Prophet und die wahren Diener Gottes noch haben? Werden sie weiter an die Verheißungen einer Zeit der Erlösung, des Friedens und der Heiligkeit für das Volk Gottes hier auf Erden glauben? Worauf warten sie noch?
„Darum harrt auf mich, spricht der Herr“ (3,8)
Aber wann wird der Herr bzw. der Sohn Gottes kommen?
„Darum harrt auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, da ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns“ (Zeph 3,8)
Aber inmitten von diesem allumfassenden Untergang und den Gerichten über die ganze Erde sieht der Prophet ein neues Volk entstehen, dessen Charakter er uns gerne beschreibt. Erstens, ist es nicht mehr ein einziges Volk, das den Herrn anbeten wird, sondern viele Völker, von denen Gott sagt: „Denn dann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen“ (Zeph 3,9).
Alle Vertriebenen Israels werden aus den entferntesten Ländern in ihr Land zurückkehren (3,7;3,10; 18–20). Jerusalem wird nicht mehr an seine Schande denken; ihre Übertretungen werden vollständig ausgelöscht werden. Die Stolzen werden aus ihrer Mitte genommen werden; ein demütiges und schwaches Volk wird da sein, das sich ganz auf den Namen des Herrn stützen wird. Dieser Überrest wird weder Unrechtes tun noch Lügen reden, sondern in Sicherheit ruhen, ohne vor irgendjemandem Angst zu haben (3,11–13).
Die Verse 14 bis 17 enthalten ein Loblied, das der Heilige Geist Zion lehrt und sie auffordert mit Danksagung gegenüber dem Herrn zu singen, der ihre Verdammnis aufgehoben hat, der in ihrer Mitte ist, der sich um ihrer selbst willen mit großer Freude freut und der in seiner Liebe zu ihnen ruht. Alle, die wegen der Schande, in die Zion gefallen war, traurig waren, und die nach den Festversammlungen seufzten, werden gesammelt, seine Feinde werden vernichtet, und seine Kinder werden zum Lob gemacht werden, überall dort, wo sie zur Schande geworden waren. Israel wird ein Gegenstand des Lobes unter allen Völkern der Erde sein.
Wie groß und erhaben ist dieser Blick des Propheten! Wie könnte man die göttliche Inspiration bei diesem Mann Gottes verkennen, der seinen Brüdern trotz aller scheinbaren nationalen Erneuerung ihren drohenden Untergang ankündigt und der ihre zukünftige Herrlichkeit trotz des schrecklichen Sturms, der sie wegtreiben wird, voraussagt; diesem Mann, der weiß, dass der Tempel seines Gottes zerstört werden wird, und der dennoch ankündigt, dass es kein noch so mächtiges Reich gibt, das nicht unter der Hand Gottes zusammenbrechen wird, keine noch so weit entfernte Nation, die sich nicht eines Tages vor Ihm niederwerfen wird.