Ich sah den Himmel geöffnet
Offenbarung 19-22

Einleitung

Ich sah den Himmel geöffnet

Das Buch der Offenbarung ist nicht nur ein höchst interessantes und bemerkenswertes Dokument des Wortes Gottes, sondern Gott preist ausdrücklich den glückselig, „der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Kap. 1, 3; 22, 7).

Deswegen ist es heute – mehr denn je – angemessen, wenn wir gerade zu diesem Buch der Bibel greifen, um daraus zu erfahren, was „nach diesem geschehen wird“. Nicht Neugierde treibt uns dazu, sondern der Wunsch, die Gedanken Gottes über das Kommende zu erfahren. Kaum etwas ist auch mehr geeignet, uns von dem Einfluß der sichtbaren, irdischen Dinge zu befreien, als die Beschäftigung mit dem prophetischen Teil des Wortes Gottes. Und je mehr wir das große Ziel Gottes erfassen: Seinem Sohn den Ihm gebührenden Platz im Himmel und auf der Erde zu verschaffen, desto beglückender und gewinnbringender wird uns das Studium der Prophetie werden.

Nun habe ich in meinem Buch «Die Entrückung der Gläubigen» einen Überblick über die Struktur und den Inhalt der Offenbarung gegeben und darf das einmal als Vorspann zu dem vorliegenden Buch ansehen und darauf aufbauen. Es wird dem Leser eine nicht geringe Hilfe zum Verständnis der Prophetie bieten, wenn er wenigstens das dritte Kapitel dieses Buches kennenlernt. Er erfährt dort manches über die zeitlichen Abläufe, über die Darstellungsweise in der Offenbarung und über die verschiedenen Gruppen Erretteter, die es im Himmel und auf der Erde geben wird. Auch wird ausführlich die Frage beleuchtet, ob die Gläubigen der Gnadenzeit durch die große Drangsal gehen müssen.

In der vorliegenden Arbeit wollen wir uns den beiden letzten Teilen der Offenbarung zuwenden. Sie tragen einen besonders erhabenen Charakter und werden uns weit in die Zukunft und in den Himmel führen. Trotzdem werden wir, wenigstens zu Anfang, wiederholt auch zurückblicken und nach unten schauen müssen, um Entwicklungen auf der Erde in unsere Betrachtungen mit einzubeziehen. Unsere Betrachtungen selbst beginnen mit dem neunzehnten Kapitel und erstrecken sich bis zum ersten Abschnitt des 22. Kapitels. Hier und da werden «Rückblendungen» geboten, um den Anschluß an früher geschilderte Ereignisse herzustellen.

Nachdem zu Beginn des neunzehnten Kapitels die Hochzeit des Lammes» beschrieben wurde, erreichen wir mit Vers 11 einen gewissen Wendepunkt dieses Buches, der zugleich auch sein Höhepunkt ist. Er wird mit den bedeutsamen Worten des Sehers eingeleitet: „Und ich sah den Himmel geöffnet.“ Dann folgt unmittelbar das Gesicht über die Erscheinung des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit – ein Ereignis, auf das alles in der Geschichte dieser Welt hinausläuft, ob der Mensch es wahrhaben will oder nicht.

Zu diesem Zeitpunkt wird alles mittelbare Handeln Gottes mit dieser Welt, Sein Handeln in Vorsehung, sein Ende gefunden haben. Drücken wir es anders aus: Alle Ereignisse im Himmel und auf der Erde, die zwischen Kapitel 4, Vers 1, und Kapitel 19, Vers 11, berichtet werden, bringen noch nicht das direkte Eingreifen des Herrn. Vielmehr wirkt Gott in Seiner Vorsehung, wirkt nur mittelbar durch verschiedene Werkzeuge und tritt nicht selbst in Erscheinung. „Er steht hinter der Szene, bewegt aber die Szene, hinter der Er steht“, so hat jemand es trefflich ausgedrückt. Und was die zeitliche Seite betrifft: Alle zwischen diesen beiden Eckpunkten berichteten Dinge sind vor dem geschehen, was ab Kapitel 19, Vers 11, mitgeteilt wird.

Die Entrückung der Versammlung Gottes, wie sie in 1. Thessalonicher 4 dargestellt ist, wird in diesem „förmlichen“ Buch, dem Buch des Ratschlusses Gottes mit dieser Erde, verständlicherweise nicht gezeigt. Aber wir müssen sie uns zwischen dem Ende des dritten und dem Beginn des vierten Kapitels vorstellen. Mit Kapitel 4 wechselt die Szene von der Erde zum Himmel: „Komm hier herauf!“ Von jenem Punkt an erscheint der Ausdruck «Versammlung» nicht mehr in der Offenbarung. Stattdessen werden «vierundzwanzig Älteste» im Himmel gesehen – die verherrlichten Gläubigen des Alten und Neuen Testaments. Am Ende dieses Teiles der Offenbarung wird dann auch der Ausdruck «vierundzwanzig Älteste» fallengelassen, weil dann die «Braut», das Weib des Lammes», von den übrigen Gläubigen im Himmel, den «Geladenen», unterschieden wird.

Nun, alles, was sich zwischen der Entrückung der Versammlung und der Erscheinung Christi sowohl auf der Erde als auch im Himmel abgespielt haben wird, ist dann bereits Vergangenheit, auch die Hochzeit des Lammes, von der wir im ersten Teil des neunzehnten Kapitels hören. Mit Kapitel 19, Vers 11, schlägt Gott gleichsam eine neue Seite, die letzte in diesem Buch, auf und läßt uns Mitteilungen machen, die bis in die entfernteste Ewigkeit reichen. In der Tat, es lohnt sich, den Blick zu Ihm zu erheben und in den geöffneten Himmel zu schauen! Möge uns der Herr dazu Sein Geleit und Seinen Segen schenken!

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