Durch Leiden zur Herrlichkeit
Aus dem Leben Josephs
Vorwort
Die Geschichte Josephs gehört zu den Begebenheiten in der Bibel, die uns besonders zu Herzen gehen. Kinder finden an dieser Geschichte bereits ihre Freude, aber der größte Gelehrte ist gleichzeitig nicht in der Lage, sie in ihrer ganze Tiefe zu erfassen.
Wir können die Geschichte Josephs – wie viele andere Begebenheiten im Alten Testament – unter drei Gesichtspunkten betrachten.
- Historisch: Joseph war eine historische Persönlichkeit. Er hat wirklich gelebt. Er war weder ein Schwächling noch ein Übermensch. Nein, er war ein junger Mann mit den gleichen Empfindungen wie andere junge Männer. Aber er hatte den festen Entschluss gefasst, seinen Weg mit seinem Gott zu Gott gehen. Dafür hat er sehr gelitten, bevor er dann im fremden Land zu größter Ehre kam. Die Geschichte ist tatsächlich so passiert, wie sie uns beschrieben wird. Natürlich ist die Bibel kein Geschichtsbuch. Die berichteten Begebenheiten sind unter geistlichen Gesichtspunkten ausgewählt. Dennoch sind sie selbstverständlich so geschehen...
- Moralisch: Die Geschichte Josephs hat eine tiefe moralische Unterweisung für uns. Der Psalmdichter stellt die Frage: „Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad in Reinheit wandeln?“ Und er gibt auch die Antwort: „... indem er sich bewahrt nach deinem Wort“ (Ps 119,9). Das finden wir im Leben Josephs eindrucksvoll vorgestellt. Er war „wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt“ (Ps 1,3). Josephs Leben enthält eine Fülle von praktischen Belehrungen für uns – sei es sein Verhalten seinem Vater gegenüber, sein Verhalten unter seinen Brüdern, sein Verhalten im Dienst, sein Verhalten als Herrscher usw.
- Vorbildlich und prophetisch: Was uns an der Geschichte Josephs vielleicht am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass sie uns auf den einen hinweist, dessen Lebensweg uns noch mehr bewegt: auf unseren Herrn und Heiland. Gott hat die Ereignisse im Leben Josephs so gesteuert, dass er ein herrliches Vorbild auf den Herrn Jesus ist. Viele Stellen im Alten Testament sprechen von Christus. Er hat selbst gesagt: „Ihr erforscht die Schriften1 ... und sie sind es, die von mir zeugen“ (Joh 5,39). Das Alte Testament ist voller Hinweise auf unseren Herrn Jesus. Gott zeigt uns seinen Sohn. Er tut das in Form von direkten Prophezeiungen wie z. B. in Jesaja 53 oder in Psalm 22. Er tut es, indem er uns bestimmte Gegenstände (z. B. die Arche, die Stiftshütte, das Man), Tiere (besonders die Opfertiere) oder auch Ereignisse (z. B. der Durchzug durch das Rote Meer) vorstellt. Ganz besonders aber finden wir historische Persönlichkeiten, die uns in ihrem Leben etwas von unserem Herrn und Heiland zeigen.
Unter diesem dritten Gesichtspunkt wollen wir uns in dieser Arbeit ein wenig mit einigen Passagen aus dem Leben Josephs beschäftigen. Der Leser erwarte keine Vers-Führ-Vers-Abhandlung der Geschichte Josephs. Wir werden bestimmte Abschnitte herausgreifen und uns dabei die Frage stellen: Wie können wir hier unseren Herrn und Heiland besser kennenlernen? Wir wollen das Licht des Neuen Testaments auf diese alte Geschichte fallen lassen und werden dabei Herrlichkeiten und Schönheiten entdecken, die uns sonst verborgen bleiben würden.
Fußnoten
- 1 Diese Schriften können nur die des Alten Testaments sein, denn andere Schriften gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.