Botschafter des Heils in Christo 1886
David und Salomo - Teil 1/2
Alle Ratschlüsse Gottes sind auf Christus gegründet; sie haben Ihn gleichsam zum Ausgangs– und Mittelpunkt. Es ist gut, diese Wahrheit immer wieder zu betonen, da die Kenntnis derselben nicht nur zum Ruhm des Herrn, sondern auch zum Wohl der Seele des Gläubigen beiträgt. Christus ist, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, der erste Gedanke in dem Geist Gottes, das Alpha, der Anfang der Wege Jehovas (Spr 8,22). Freilich wurde Er zu seiner Zeit für die Kirche oder Versammlung dahingegeben, aber diese selbst ist Ihm von Ewigkeit her geschenkt. Wir lesen auch von einem „Vorsatz der Zeitalter“, den Gott „gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Eph 3,11), sowie von einem „Vorsatz und einer Gnade, die uns in Christus Jesus gegeben worden sind vor den Zeiten der Zeitalter“ (2. Tim 1,9). Es gibt noch viele andere Stellen dieser Art, allein wir müssen es dem Leser überlassen, dieselben aufzusuchen. Was ferner die Leiden und die Herrlichkeit des Herrn betrifft, so sind auch diese von Ewigkeit her bereitet. Seine Leiden stehen beschrieben „in der Rolle des Buches“ (Ps 40,7; Heb 10,7), und seine Herrlichkeit ist durch „einen ewigen Bund“ gesichert (Heb 13,20). Nach der Kraft des Blutes dieses ewigen Bundes ist Jesus, als der große Hirte der Schafe, aus den Toten wiedergebracht worden.
Diese Leiden und Herrlichkeiten des Herrn nun waren nicht nur im Voraus so geordnet und bestimmt, sondern wurden auch, sobald die Zeitalter und Perioden ihren Lauf begonnen hatten, dem Glauben der Auserwählten in Vorbildern und Schatten dargestellt, und zwar in demselben Maße, wie jene Perioden sich entwickelten. So waren seit dem Fall des Menschen die Opfer, welche gebracht wurden, fortwährend der Ausdruck seiner Leiden. Auch die Stiftshütte und der Tempel mit ihren Gefäßen, ihren Zierraten und ihrem Dienst stellten dieselben mehr oder weniger dar. Sie gaben zwar keinen Laut von sich, aber dennoch vernahm der Glaube fortwährend die Erzählung der wunderbaren Dinge von Jesu. „Eines habe ich begehrt von Jehova“, sagt David, „um dieses will ich bitten: zu wohnen im Haus Jehovas alle die Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit Jehovas, um nach Ihm zu forschen in seinem Tempel“ (Ps 27,4). In dem Tempel suchte und fand der Glaube jener treuen Seelen Jesus.
Aber nicht nur waren es Dinge, in welchen Gott uns Christus und sein Werk darstellte, sondern auch Personen waren von Zeit zu Zeit dazu bestimmt, Ihn bald von dem einen, bald von dem anderen Gesichtspunkt aus vorbildlich zu zeigen. In Eden stellte Ihn Adam von verschiedenen Seiten dar. Zunächst als Mensch, geschaffen nach dem Bild Gottes, dann als Herr der Schöpfung, und endlich als entschlafen und als Mann des Weibes. Nach dem Fall und der Vertreibung des ersten Menschenpaares aus Eden bezeichnete die Verheißung bezüglich des Samens des Weibes Jesus im Allgemeinen als den Gegenstand der Hoffnung und des Glaubens. Auch die Herrlichkeit, welche Ihm als dem, der den Kopf der Schlange zertreten sollte, bereitet war, wurde nach und nach in verschiedenen Personen enthüllt.
Ehe wir jedoch unseren Gegenstand weiterverfolgen, möchte ich die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Tatsache richten, dass wir das Zeugnis von Jesu auf die mannigfaltigste Weise in der Schrift finden, in Übereinstimmung mit den Worten, welche der Herr einst an die Juden richtete: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen“ (Joh 5,39). „Der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu“ (Off 19,10). „Jener hat von mir geschrieben“ (Joh 5,46), sagte der Herr im Blick auf Moses; und als Er am Tag seiner Auferstehung zwei seiner Jünger nach Emmaus geleitete, „erklärte Er ihnen, von Moses und von allen Propheten anfangend, in allen Schriften das, was Ihn betraf“ (Lk 24,27). Die Juden dachten, dass sie in den Schriften das ewige Leben haben könnten, und darin hatten sie Recht, denn sie zeugen von Jesu. Aber anstatt Ihn darin zu finden, waren ihre Gedanken nur auf das Gesetz gerichtet. Sie suchten das Leben im Gesetz, weil geschrieben steht, dass „der, welcher es tut, durch dasselbe leben wird“ (3. Mo 18,5).
Vielleicht möchte nun jemand fragen: „Wo können wir denn Jesus in den Schriften finden, und wie können wir Ihn unterscheiden?“ Meine Antwort ist, dass einige in dieser Beziehung eine besondere Gabe empfangen haben, die sie zum gemeinsamen Nutzen aller anwenden sollen (1. Kor 12,8). Jedoch sind die Schriften zur Unterweisung aller Heiligen gegeben, und diejenigen, welche die geistlich Geübtesten sind, werden auch am meisten fähig sein, sie zu erforschen und Jesus darin zu finden. Vor allen Dingen ist es wichtig zu wissen, dass es der Geist Gottes, das Zeugnis Jesu ist, dem wir Gehör geben und bei unseren Nachforschungen folgen müssen. Seine Leitung ist unbedingt notwendig, um in den Schriften die großen und herrlichen Dinge, welche Jesus betreffen, zu entdecken. Zugleich ist ein einfältiges Auge die sicherste Bürgschaft für einen Erfolg dieser Nachforschungen (Mt 6,22–23; 1. Kor 3,1–3; 1. Pet 2,1–2), und: „Das Geheimnis Gottes ist für die, welche ihn fürchten.“
Wenn wir nun mit der Aufsuchung der Vorbilder von Christus fortfahren, so finden wir zunächst in Bezug auf Noah die Verheißung: „Dieser wird uns trösten über unser Tun und über die Mühsal unserer Hände wegen des Erdbodens, den Jehova verflucht hat“ (1. Mo 5,29). Diese Worte kündigen den Herrn an als den, der den Fluch von einer verdorbenen Welt wegnehmen und infolge dessen die Ruhe derer sein wird, die dazu verurteilt sind, diese Erde zu bebauen und die Früchte derselben mit Mühe und im Schweiß ihres Angesichts zu genießen. Welch ein schönes Bild sehen wir hier von einer heute noch verborgenen Seite der Herrlichkeit Christi! Wir erblicken Ihn als den Erben der neuen Erde, auf welcher kein Fluch mehr sein, und wo alles seinen Füßen unterworfen sein wird.
Dann gefiel es Gott, eine andere seiner Herrlichkeiten in der Person des Patriarchen Abraham zu erkennen zu geben. In ihm haben wir Christus vor uns als Vater der Familie Gottes, wie geschrieben steht: „Siehe, mein Bund ist mit dir, und du sollst zum Vater einer Menge Nationen werden. Und nicht soll hinfort dein Name Abram genannt werden, sondern Abraham soll dein Name sein, denn zum Vater einer Menge Nationen habe ich dich gemacht“ (1. Mo 17,4–5). Diese Verheißung nun wurde dem Samen Abrahams, d. h. Christus, gegeben, wie uns der Brief an die Galater lehrt. Der Herr Jesus ist wirklich der Vater vieler Nationen, und die Zeit kommt, wo Er in diesem Charakter offenbart sein und die Seinen wie eine Herde Schafe um sich versammeln wird. Dann wird Er „Vater von Ewigkeit“ genannt werden (Jes 9,6), und die, für welche Er sein Leben gegeben, werden bei Ihm sein, und Er wird in Wahrheit sagen können: „Siehe, ich und die Kinder, die mir Jehova gegeben hat“ (Jes 8,18; Heb 2,13),
So sehen wir Jesus in Noah als Heiland und Erben der Erde und ihrer ganzen Fülle, und in Abraham als Haupt und Vater der ganzen Familie Gottes: Zwei schöne Seiten seiner zukünftigen Herrlichkeit. Ferner finden wir in Melchisedek die Herrlichkeit seiner Person in der vereinigten Würde eines Königs und Hohepriesters – zwei Stellungen, die genügsam in den Schriften erwähnt werden und die wir späterhin in den Personen und der Stellung von Moses und Aaron wiederum vorgebildet finden, und schließlich, nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft, obgleich in weniger hervortretenden Zügen, weil das Bild Christi in dem Maß verdunkelt wurde, als das Böse zunahm, in Josua und Zerobabel. In besonderer Weise fand auch das Hohepriestertum Christus in der Person des Pinehas, und sein Königtum in der Person Salomos Ausdruck.
Pinhas lebte in bösen Tagen; Israel hatte sich an Baal Peor gehängt, und die Fürsten mussten gestraft werden, um den Zorn Jehovas, der entbrannt war, zu beschwichtigen. Pinhas erhob sich in der Mitte der Versammlung, übte das Gericht aus und bewirkte so die Versöhnung für das Volk. „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat meinen Grimm abgewendet von den Kindern Israel, indem er in meinem Eifer geeifert hat in ihrer Mitte, dass ich nicht die Kinder Israel vertilgt habe in meinem Eifer. Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens! Und es wird ihm und seinem Samen nach ihm der Bund eines ewigen Priestertums sein, darum, dass er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israel Versöhnung getan hat“ (4. Mo 25,10–13). In gleicher Weise ist Christus, um Hohepriester zu sein, durch den verherrlicht worden, der zu Ihm gesagt hat: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7). Er hat sich diese Ehre nicht selbst gegeben, sondern ist von Gott genannt worden „ein Priester in Ewigkeit, nach der Weise Melchisedeks“ (Ps 110,4). Er hat, wie Pinhas, den Zorn abgewandt; Er ist der Priester Gottes, des Höchsten, der einzige Vermittler zwischen Gott und den Menschen; in seinen Händen allein befindet sich die Segnung, durch Ihn allein wird sie ausgeteilt.
Aber indem Er Hohepriester ist, ist Er zugleich auch König, „ein Priester auf seinem Thron“ (Sach 6,10), der wahre Melchisedek, und Salomo repräsentiert Ihn, wie schon bemerkt, in seinen königlichen Ehren. Von der ganzen Erde brachte man Salomo Geschenke, und in noch weit höherem Maß wird die ganze Erde sich vor Jesu beugen, wenn Er die Herrschaft über alles, was unter dem Himmel ist, angenommen und sein Königreich ausgerichtet hat. Um jedoch in Salomo den Charakter Jesu als König zu unterscheiden, müssen wir vorher David, seinen Vater, betrachten, und David und Salomo werden uns, in dieser Weise vereinigt, ein vollständiges Bild von dem geben, mit dem wir uns hier beschäftigen.
Es gibt in dem Charakter Davids einen Zug, der ihn in allen Lagen, in denen er sich befand, kennzeichnete, von der Zeit an, da wir ihm als Hirten zu Bethlehem begegnen, bis zu dem Augenblick, wo er den Thron Israels seinem Sohn Salomo übergab: er war zu jeder Zeit und an jedem Ort der Diener; das war stets sein Charakter. Im Anfang seiner Geschichte finden wir ihn verachtet und vergessen; selbst sein Vater tat seiner keine Erwähnung. Er war der jüngste der Sohn seines Vaters, und dieser sagt zu Samuel, indem er ihn kaum unter die Zahl seiner Kinder rechnet: „Siehe, er hütet die Schafe“ (1. Sam 16,11). Von diesem Platz der Verachtung wurde er indes durch die Gnade Gottes hinweggenommen und zum König Israels gesalbt. Allein die Wirkung dieser Salbung war, dass er stets in der Stellung eines Dieners erhalten wurde. Alles, was in seinen Handlungen nicht diesen Charakter trägt, ist nicht ihm selbst eigen. Was ihn charakterisiert, ist, dass er nicht seinen eigenen Willen tat, sondern die Verherrlichung Gottes suchte.
Schon gleich nach seiner Salbung zum König zeigt sich diese Gnade in ihm. Er wird zu Saul gerufen, um dessen Waffen zu tragen und vor ihm zu spielen, damit der böse Geist von ihm weiche (1. Sam 16,21–23). Später finden wir ihn noch einmal die Schafe seines Vaters zu Bethlehem hütend (1. Sam 17,15), und überall, wohin er gerufen wird, geschieht es, um anderen zu dienen. Er war nicht aus Stolz oder Bosheit des Herzens herabgekommen zur Schlacht, wie ihn sein Bruder Eliab ungerechter Weise beschuldigte (1. Sam 17,28), sondern auf Befehl seines Vaters, um seinen Brüdern Nahrungsmittel zu bringen und Nachricht von ihnen zu holen; aber als er auf dem Schlachtfelds ankam und die Gelegenheit sich darbot, erklärte er sich sofort bereit, Israel zu Hilfe zu kommen und zur Ehre Gottes zu kämpfen. Das Volk Gottes war herausgefordert und der Herr verhöhnt worden, und das gab ihm Veranlassung und Mut, sich Saul anzubieten und zu ihm zu sagen: „Dein Knecht will gehen und mit diesem Philister streiten“ (1. Sam 17,32). Die Ehre und die Schätze, die dem, der Goliat toten würde, versprochen waren, trieben ihn nicht; denn nicht nur forderte er sie nicht nach dem Sieg, sondern, als man sie ihm anbot, antwortete er: „Wer bin ich, und was ist mein Leben und das Geschlecht meines Vaters in Israel, dass ich der Eidam des Königs werden soll?“ (1. Sam 18,18) Anstatt seine eigene Ehre zu suchen, blieb er nach wie vor der Diener des Königs, um den bösen Geist desselben zu beschwören (1. Sam 18,10).
Auch in allem, was er von Saul zu leiden hatte, sehen wir denselben Geist der Unterwürfigkeit, der niemals seinen eignen Vorteil sucht, und sich niemals wegen des Unrechts rächt, das ihm geschehen ist. Er vergilt nicht den Hass und die Feindschaft des Königs mit Gleichem, sondern zieht sich freiwillig vom Hof zurück und lebt in den Höhlen der Erde. Er vergisst sich immer, solange er als Kriegsmann dient, und überlässt dem Volk und dem König die ganze Ehre seines Dienstes. Weit entfernt, seine Hand an den Gesalbten Jehovas zu legen, ist er zufrieden, viele Tage lang wie „ein Rebhuhn in den Bergen“ zu sein (1. Sam 26,20). Obgleich er wusste, dass er auf den Thron Israels berufen war, gab er doch alle Versprechungen, die Saul ihm abnötigte, und fügte sich bereitwillig allen Anordnungen, die dem Haus seines feindlichen Nebenbuhlers gefielen, ohne sich darüber zu beunruhigen, dass er dadurch dazu beitrug, dieses Haus zu erhöhen und sich selbst zu erniedrigen (1. Sam 20,17; 28,18; 24,22). Und als sein Feind fiel und dadurch alle seine Leiden ein Ende hatten, und der Weg zum Thron ihm offen stand, hatte er nicht den Mut, sich über diese Vorteile zu freuen; im Gegenteil rief er schmerzerfüllt aus: „Berichtet es nicht zu Gat, macht es nicht kund in den Straßen Aschkelons, dass sich nicht freuen die Töchter der Philister, nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen“ (2. Sam 1,20). Keine Veränderung der Umstände vermochte diese Gnade des Geistes in ihm zu verändern; sie dienten im Gegenteil nur dazu, dieselbe in umso höherem Glanz hervorstrahlen zu lassen. Er war immer und überall der wahrhaftige Diener; und nur der wirkliche Dienst wird später belohnt werden, wie geschrieben steht: „Wer irgend unter euch groß werden will, sei euer Diener; und wer irgend unter euch der Erste sein will, sei euer Knecht“ (Mt 20,26–27), und: „Wenn mir jemand dient, den wird mein Vater ehren“ (Joh 12,26).
Wir finden nun David auf dem Thron, und zwar hat er denselben nicht nach seinem eignen Willen, sondern auf den Ruf Gottes selbst bestiegen. Und wie ist jetzt sein Betragen? Genau so wie damals, als seine Hand den Schäferstab hielt, die Harfe spielte, oder die Schleuder führte. Das, was ihn charakterisierte, als er in der Wüste umherirrte, kennzeichnet ihn auch, während er auf dem Thron Israels sitzt; er ist zu jeder Zeit und ausschließlich der Diener, der nur den Willen Gottes zu tun sucht und nur für die Ehre Gottes arbeitet. Die Zeit des Friedens sowohl, wie die des Krieges ist für den König David dem Dienst geweiht. Er ist derselbe zu Hause wie draußen. Er verfolgt nicht nur den Feind auf dem Schlachtfeld, sondern ruft auch in der Stadt aus: „Ich werde nicht hineingehen in das Zelt meines Hauses, noch steigen auf das Lager meines Bettes; nicht werde ich Schlaf geben meinen Augen, noch meinen Augenlidern Schlummer, bis ich eine Stätte finde für Jehova, Wohnungen für den Mächtigen Jakobs“ (Ps 132,3–5). Infolge dessen sucht er die Lade Jehovas auf, die zu den Zeiten Sauls vergessen war (1. Chr 13,3), und stellt sie in der Mitte des Zeltes auf, das er für sie errichtet hatte. Hier betet er an, hier bringt er seine Brandopfer und Dankopfer dar, hier segnet er das Volk im Namen Jehovas der Heerscharen, und, wie ein Diener, lässt er das Volk sich setzen und speist es (2. Sam 6,17–19).
Er tanzt vor der Lade einher mit der Freude eines Mannes, der sich nur zum Preis eines anderen freut; und wenn sein Weib ihn verachtet und ihn wie einen „Leichtfertigen“ behandelt, antwortet er: „Vor dem Angesicht Jehovas habe ich gespielt, und ich will noch geringer werden denn also und niedrig sein in meinen Augen“ (2. Sam 6,20–22). Und am Ende seines Lebens, ebenso wenig ermüdet in seinem Dienst wie im Anfang, nimmt er sich vor, ein Haus für die Lade Jehovas zu bauen. „Siehe doch“, sagt er zu Nathan, „ich wohne in einem Haus von Zedern, und die Lade Gottes wohnt inmitten der Teppiche“ (2. Sam 7,2). Sein Eifer war in dieser Sache ein wenig voreilig und ohne Kenntnis der Gedanken Gottes; aber es war der Eifer eines Mannes, der sich vollständig dem Dienst zu widmen wünscht. Und als er verhindert wird, den Tempel zu bauen, und so für sich selbst auf die Erfüllung seines Wunsches verzichten muss, bereitet er nichtsdestoweniger Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Steine vor und versammelt Künstler aller Art, die für den Bau des Hauses Gottes geschickt waren. Und nicht allein das, sondern er gibt auch seinem Sohn Salomo Modelle von allen Dingen; er zählt die Leviten und teilt sie in Klassen ein zum Dienst des Hauses Jehovas, er setzt Vorsänger ein, die in den Psalmen und Gesängen unterrichtet waren, er stellt Türhüter an, Oberste des Heeres, Richter und Hauptleute der Stämme. Und als dieser ganze Dienst beendet ist und nichts mehr übrigbleibt, als die Frucht desselben, die Herrlichkeit des Königreichs, für welche alle diese Dinge vorbereitet waren, zu genießen, zieht er sich zurück; er verschwindet von dem Schauplatz, sobald es keine Gelegenheit zum Dienen mehr gibt. Der Thron zu Jerusalem galt ihm nicht mehr, als seine Schäferhütte zu Bethlehem. Sein alleiniger Wunsch war, sein Tagewerk als Diener Gottes zu vollenden. Sobald daher der Abend dieses Tages gekommen ist, geht er weg; er will sich selbst nicht verherrlichen. „Nehmt mit euch“, sagt er zu seinen Hauptleuten, „die Knechte eures Herrn und setzt Salomo, meinen Sohn, auf die Mauleselin, die mein ist, und führt ihn hinab gen Gihon, und Zadok, der Priester, und Nathan, der Prophet, salbe ihn daselbst zum König über Israel; und ihr sollt in die Posaune stoßen, und sagen: Es lebe der König Salomo! Und zieht herauf hinter ihm her, und er soll kommen und auf meinem Thron sitzen, und er soll an meiner statt König sein; und ihm habe ich geboten, Fürst zu sein über Israel und über Juda“ (1. Kön 1,33–35). (Schluss folgt)