Das Evangelium nach Matthäus
Kapitel 1
Der Wortlaut des ersten Verses im Neuen Testament lenkt unsere Gedanken zurück zum ersten Buch des Alten Testaments, dem 1. Buch Mose oder Genesis, insofern als „Geschlecht“ die griechische Übersetzung des Wortes Genesis ist. Matthäus im besonderen und das ganze Neue Testament im allgemeinen ist das „Buch des Geschlechts Jesu Christi“. Wenn wir im 1. Buch Mose nachschlagen, finden wir dort eine Aufgliederung in sieben Abschnitte, und jeder von ihnen beginnt mit einer Aussage über „Geschlechter“. Der dritte Abschnitt beginnt: „Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern“ (5,1); und das ganze Alte Testament entfaltet uns die traurige Geschichte Adams und seines Geschlechts, um dann mit dem „Bann“ (Mal 3,24) schrecklich und doch völlig angemessen zu enden. Wie tröstlich, dass wir uns von den Geschlechtern Adams zu dem „Geschlecht Jesu Christi“ wenden dürfen, denn hier wird die Gnade eingeführt, und in ihrem Zeichen endet das Neue Testament (Offb 22,21).
Jesus wird sogleich in einer zweifachen Weise vorgestellt. Er ist der Sohn Davids, und deshalb gehört Ihm die königliche Krone, die Gott zuerst dem David verlieh. Er ist auch der Sohn Abrahams, von daher hat Er das Anrecht auf das Land, und aller verheißene Segen ist Ihm übertragen. Nachdem dies festgestellt ist, wird Sein Geschlechtsregister aufgeführt, von Abraham bis Joseph, dem Mann der Maria. Dies ist wohl das „offizielle“ Geschlechtsregister, entsprechend der jüdischen Darstellungsweise. Auffällig an dieser Liste sind ihre Auslassungen, da drei Könige, deren Namen in engem Zusammenhang mit der schändlichen Athalja stehen, in Vers 8 weggelassen sind; und die Zusammenfassung von dreimal „vierzehn Geschlechtern“, wie sie Vers 17 gibt, zeigt, dass sie nicht zufällig weggelassen sind, sondern dass Gott sie verleugnet und sich weigert, die Könige zu zählen, die unmittelbar von dieser Baals Anbeterin abstammten.
Weiterhin ist bemerkenswert, dass die Namen von nur vier Frauen aufgeführt sind, und es sind durchaus nicht solche, die wir erwartet hätten. Zwei von den vieren waren Heidinnen, jüdischem Stolz wenig zuträglich; doch bewiesen beide einen auffallenden Glauben, obwohl eine von ihnen einen unmoralischen Lebenswandel geführt hatte, wie er für die heidnische Welt bezeichnend war. Die beiden anderen waren israelitischer Abstammung, doch von ungutem Ruf, und von keiner ist uns etwas Ehrenvolles bekannt. Der Name Bathsebas wird nicht einmal erwähnt; sie ist lediglich die „Frau des Urias“, womit mindere Anerkennung ausgedrückt wird. Und wiederum musste all das den jüdischen Stolz verletzen. Das Geschlechtsregister unseres Herrn fügt Ihm wahrlich nichts hinzu. Doch verbürgte es Seine echte Menschheit und die Tatsache, dass die Rechte, die David und Abraham gegeben waren, legalerweise auf Ihn übergingen.
Wenn nun die ersten 17 Verse sicherstellen, dass Jesus wirklich ein Mensch war, so geben uns die folgenden Verse des Kapitels die Gewissheit, dass Er noch weit mehr als ein Mensch war, nämlich Gott selbst, unter uns gegenwärtig. Durch einen Engel wird dem Joseph als dem Verlobten der Maria mitgeteilt, dass das von ihr erwartete Kind vom Heiligen Geist gezeugt war und dass es nach Seiner Geburt den Namen Jesus tragen sollte. Er wird Sein Volk erretten von ihren Sünden, und darum wird Sein Name Jesus (d.i. Jehova ist Rettung) sein. Nur Gott kann im Blick auf Dinge, die sich in der Zukunft erfüllen, den rechten Namen bestimmen. Wie völlig ist dieser große Name bestätigt worden! Was für eine Ernte an erretteten Menschen wird in künftigen Tagen eingebracht werden, und sie alle werden von ihren Sünden errettet sein, und nicht nur von dem Gericht, das ihre Sünden verdiente! Nur „sein Volk“ wird in dieser Weise an dieser Errettung teilhaben. Um diese Errettung zu kennen, muss man durch den Glauben an Ihn unter ihnen eingeschrieben sein.
So wurde die Weissagung in Jesaja 7,14 erfüllt, wo die Größe und Macht des kommenden Erretters so klar angezeigt worden war. Sein prophetischer Name, Emmanuel, kündigte an, dass Er Gott sein würde, offenbart im Fleisch – Gott mitten unter uns in einer weit wunderbareren Weise, als Er je in der Mitte Israels in den Tagen Moses offenbart war, auch weit wunderbarer im Vergleich zu Seiner Gegenwart, wie Adam sie erlebte in der Zeit, bevor die Sünde in die Welt kam. Die beiden Namen sind innig miteinander verbunden. Dass Gott bei uns ist, ohne dass wir von unseren Sünden errettet sind, wäre unmöglich: Seine Gegenwart würde uns im Gericht verzehren. Dass wir von unseren Sünden gerettet sind, ohne dass Gott uns nahe gebracht ist, wäre möglich gewesen, aber dann hätte das Werk der Gnade seine höchste Herrlichkeit eingebüßt. Durch das Kommen Jesu fällt uns beides zu. Gott ist uns nahe gebracht, unsere Sünden sind entfernt, und wir sind zu Ihm gebracht worden.