Botschafter des Heils in Christo 1865
"Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist."
Als der Herr seinen Platz auf dieser Erde inmitten der Sünder genommen hatte, sprach Er: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ Er war gekommen nach dem Willen seines Vaters, Zugleich aber auch, gedrungen von seiner eigenen Liebe, um den verlorenen und feindseligen Sünder zu erretten. Alles, was bis dahin geschehen war, um den Sünder zu Gott zu bringen, hatte sich als unbewährt erwiesen. Ohne Gesetz und unter Gesetz blieb der Mensch immer gleich fern von Gott. Es war viel Blut von Opfertieren geflossen: aber noch kein Blut, das die Gerechtigkeit Gottes zu befriedigen und die Sünde zu tilgen vermocht hätte. „Deshalb, als Er in die Welt kommt, spricht Er: Opfer und Schlachtopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir zubereitet; an Brandopfern und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen“ (Heb 10,5–6). Bisher war noch kein Opfer Gottes würdig gewesen, keins hatte sein Wohlgefallen gefunden und keins das Gewissen des Sünders vollkommen zu machen vermocht. Alle waren schwach und wirkungslos. Ihr einziger Wert bestand darin, dass sie Vorbilder und Schatten des wahren Opfers waren. Gott aber blieb bei allen unverherrlicht und der Sünder unversöhnt. Beides konnte nur geschehen durch das eine Opfer, durch das Opfer des Leibes Christi.
Betrachten wir zunächst einen Augenblick den Zustand des Menschen von Natur. Das Wort Gottes sagt einfach von ihm, dass „er tot sei in den Vergehungen und in den Sünden.“ Dies ist der Zustand aller vor Gott, wenn auch in Bezug auf die offenbaren Taten ein großer Unterschied gesehen werden mag. Die Masse, die sich nach dem Namen Christi nennt, wandelt ohne Rückhalt nach den Lüsten des Fleisches. Sie nennt dies ihr Vergnügen, ihre glücklichen Stunden. Gott ist völlig aus ihren Gedanken ausgeschlossen. Sie lachen über jedes ernste Wort, und spotten, sobald man über göttliche Dinge zu reden beginnt. Gott und sein Gericht liegt fern von ihrem Angesicht. Sie wollen das Leben genießen, und meinen, dass es beim Herannahen des Todes noch früh genug sei, an die Ewigkeit zu denken. Sie wollen es nicht wissen, dass wir es „mit dem zu tun haben, vor dem kein Geschöpf verborgen, vor dessen Auge alles bloß und aufgedeckt ist“, und dass wir Ihm von jedem Unnützen Gedanken, Wort und Werk Rechenschaft geben müssen. Blindlings stürzen sie sich in den Strudel dieser Welt, trinken aus dem Becher der Sünde mit vollen Zügen, und reißen andere unaufhaltsam mit sich fort. Sie zeigen es ganz offenbar, dass sie das Licht hassen und die Finsternis lieben; ihr ganzes Verhalten lässt es deutlich schließen, dass sie alles, was sie je über Sünde und Gericht, über Gott und Ewigkeit gehört haben, zu vergessen suchen, als seien es nur Märchen – eine passende Unterhaltung für Kinder und Narren. Sie erfüllen das Wort des Apostels: „Ihr habt auf Erden üppig gelebt und geschwelgt; ihr habt eure Herzen gepflegt, wie an einem Schlachttag“ (Jak 5,5). Aber ach! sie werden erwachen unter den Plötzlich hereinbrechenden Fluchen eines schrecklichen Gerichts, unter dem Feuereifer Gottes, der alle Gottlosen verzehren wird.
Es gibt aber eine andere Klasse. Man nennt sie ehrbar, sittlich, religiös. Sie bekennen das Dasein eines gerechten Gottes und denken daran, sich seine Gunst zu erwerben. Sie bekennen, dass es ein Gericht, eine Verdammnis gibt, wenn auch nicht für solche, wofür sie sich halten. Sie sprechen von einer Gnade, worauf man vertrauen, von einem Christus, an den man glauben und von Sünden, die man bereuen und lassen muss. Sie geben es aber in Bezug auf ihre eigene Person nicht zu, dass sie verloren sind, dass „da keiner ist, der Gutes tue, auch nicht einer“, dass sie ohne Gemeinschaft mit Gott in der Welt stehen. Sie sprechen von Gnade: aber sie wissen nicht, was Gnade ist; sie reden von Christus: aber sie suchen Ihn nicht als ihren Erretter. Sie wollen die Gnade als eine Belohnung, und Christus als eine Nothilfe, insofern sie nicht genug gebetet, bereut und Gutes getan haben. In Wahrheit aber hassen sie die Gnade und sind Feinde des Kreuzes Christi. Sie haben „die Form der Gottseligkeit, ihre Kraft aber verleugnen sie!“ (2. Tim 3,5) Sie wissen oft vieles aus den heiligen Schriften zu reden; aber ach! es ist ein Wissen ohne Leben. Sie lehren andere und sind selbst verwerflich. Sie haben ihren eigenen Maßstab, wonach sie alles messen – Gott und den Menschen. Sie brechenden Stab über jene Masse, die blindlings von Sünde zu Sünde forttaumelt; aber nicht über sich selbst. Alles, was das Maß ihrer Ehrbarkeit überschreitet, verwerfen sie, und sie verurteilen sogar an anderen, woran sie selbst ihr Wohlgefallen haben. Der Herr aber steht das Herz an; Er ist der alleinige Richter, und Er beurteilt alles nach seiner eigenen Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Er verwirft völlig den Maßstab des Menschen; sein Maßstab ist sein Wort. Und wer vermag vor Ihm zu bestehen? Kein Lebendiger ist gerecht vor seinem Angesicht; ja, auf Tausend vermag der Mensch Ihm nicht eins zu antworten. Vor Ihm sind alle nur Sünder – elende, verdorbene, nichtswürdige Sünder. Mögen sie in den Augen der Menschen ehrbar oder unehrbar, gütig oder hartherzig, religiös oder gottlos sein – alle sind verloren. Alles Fleisch ist verdorben vor Gott; und von Natur ist der Mensch nichts anders als Fleisch. Vor seinem Richterstuhl wird einmal jede Täuschung schwinden. Sein Licht wird alles offenbar machen, sowohl den Zustand, als auch die Gesinnung und die Werke des Menschen. Und so böse wie die Quelle ist, so böse ist auch alles, was daraus hervorsprudelt. Der Mensch ist geboren in Sünden und hat gelebt in Sünden; darum ist der Stempel des Todes auf alles gedrückt. Das einzig wahre Motto über ihn heißt: Schuldig! Verloren! Und da ist kein Heilmittel in seiner Hand, kein Ausweg, kein Entrinnen, keine Rettung. Nur ein schrecklicher Abgrund ist vor ihm aufgetan, der ihn jeden Augenblick und für immer in seinen Armen aufzunehmen droht. Hoffnungsloser Zustand!
Und also stand es um den Menschen, als der Herr Jesus sagte: „Ich bin gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ Da waren Pharisäer, Schriftgelehrte und Zöllner; aber alle waren Sünder. Mochten sich die einen auf ihre Werke, die anderen auf ihre Erkenntnis stützen, und noch andere das Bewusstsein ihrer Schuld in sich tragen – alle waren verloren. Das Gesetz hatte alle auf die Probe gestellt und auf alle Fluch und Tod gebracht. Es hatte ihre Blindheit, ihre Ohnmacht und ihre Sünden ins Licht gestellt, und weiter vermochte es nichts. Das Gesetz kann fordern und verdammen; aber nicht geben und erretten. Es kann dem Menschen zeigen, was er ist; aber ihm nicht darreichen, was er bedarf. Alle, die unter dem Gesetz waren, waren unter dem Fluch des Gesetzes. Und da war kein Entrinnen, kein Ausweg. Der Mensch war unter dem Gesetz ebenso elend, so hoffnungslos, so verloren, wie ohne Gesetz. Er konnte nichts weiter vor Gott bringen, als einen verwerflichen Zustand, ein unreines Herz und cm schuldbeladenes Gewissen. Wohin er auch blickte, er musste immer über sich ausrufen: Verloren, Verloren!
Doch eine liebliche Stimme dringt hier an das Ohr des hoffnungslosen Sünders: „Ich bin gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“ Und wer war es, der also rief? Der geliebte und eingeborene Sohn Gottes, der von Ewigkeit her bei dem Vater war –der Abglanz seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens. Er war der Mittelpunkt der Gebauten und Ratschlüsse Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung, durch den und für den alles gemacht ist. Er war der Verheißene, den Abraham im Glauben sah und sich freute, und der Israel aus Ägypten führte und durch die Wüste leitete. Er war das Lamm Gottes, ausersehen vor Grundlegung der Welt und offenbart in den letzten Zeiten; ja, Er und kein anderer war es, der da sprach: „Ich bin gekommen.“ Und woher kam Er? Ans dem Schoß des Vaters; von dort her, wo die Liebe wohnt, wo nur Herrlichkeit Ihn umstrahlte und nur Friede Ihn begrüßte. Er kam aus jener Herrlichkeit, die kein Wölkchen trübte, und kam auf eine mit Fluch beladene Erde, auf den Schauplatz der Sünde und des Verderbens – auf eine Erde, wo statt Liebe Hass, statt Heiligkeit Sünde, statt Friede Unfriede wohnte – auf eine Erde, wo man Ihn nicht kannte, wo Er keinen Raum fand, um sein Haupt niederzulegen, wo selbst die Seinen Ihn nicht aufnahmen, wo alle Ihn hassten, verfolgten und töteten. Warum aber kam Er? Was bewog Ihn? Der Wille seines Vaters und seine eigene Liebe. „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ Und der Wille Gottes war die Errettung des Sünders. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gegeben, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Geliebter Leser, hast du diese Liebe schon einmal mit Ernst betrachtet? Hat sie dein Herz überwunden? Wenn nicht, so betrachte sie heute. Siehe, der eingeborene Sohn Gottes verließ alles, um den verlorenen Sünder zu erretten. Er wurde arm, um ihn reich zu machen; Er nahm Knechtsgestalt an, um ihn für immer in die glückselige Stellung eines geliebten Kindes zu versetzen; Er machte sich selbst zu nichts, um ihn in die glückselige Gegenwart Gottes zu erheben; Er nahm auf dem Kreuz den Platz des Sünders, um mit diesem seinen Platz zu teilen in der Herrlichkeit droben; Er war im Gericht des Sünders, beladen mit seinen Sünden und für ihn zur Sünde gemacht, um ihn, bekleidet mit der Gerechtigkeit Gottes, auf ewig unter die lieblichen Strahlen der Gunst und Gnade Gottes zu bringen; Er trug den Fluch des Sünders, um ihn für immer den Segen ererben zu lassen. Kannst du bei einer solchen Liebe noch länger gleichgültig bleiben, ihr noch länger den Rücken kehren? Willst du Angesichts dieser Gnade und Liebe warten, bis dass es zu spät ist, und das schreckliche Wort: „Weicht von mir, ihr Verfluchten!“ Dein Ohr erreicht? „Heute, heute, so du seine Stimme hörst, verhärte dem Herz nicht!“
Er sprach: „Ich bin gekommen, zu suchen.“ Ach! der verlorene Sünder kam nicht ans sich selbst; er kam nicht, um Ihn zu suchen. Jesus musste kommen und den Sünder suchen. Welch eine erbarmende Liebe! Gott sucht dich; willst du dich nicht finden lassen? Er geht dir nach, Er ladet dich ein; Er will dir alles umsonst geben und dich ewig glücklich machen; willst du dem Ohr noch länger gegen seine freundliche Stimme verstopfen? „Wie wollen wir entfliehen“, ruft der Apostel aus, „wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen!“
Oft wird es dem Sünder schwer, zu glauben, dass der Herr ihn suche. Entweder hält er es nicht für nötig, gesucht zu werden, oder er traut dem Herrn nicht so viel Liebe zu, es zu tun. Der Herr aber hat es aus das Bestimmteste erklärt und sein Mund kann niemals lügen. Er ist gekommen, um den Sünder zu suchen. – viele hört man sagen: Ich suche den Herrn. Die Meisten unter ihnen aber täuschen sich; denn woher kommt es, dass sie jahrelang suchen und nichts finden? Wenn der Herr gekommen ist, den Sünder, der nicht nach Ihm fragte, zu suchen und zu finden, – sollte Er jetzt den, der Ihn sucht, nicht zu finden vermögen? Unmöglich! Doch meist geschieht dies Suchen auf Grund der eigenen Gerechtigkeit. Diese will lieber suchen, als gesucht werden. Der Mensch bekennt weit lieber, dass er den Herrn suche, als dass er verloren sei; er traut weit mehr auf sich selbst, als auf Christus, Und wenn die eigene Gerechtigkeit sucht, so sucht sie einen Jesus, der sie anerkennen, der ihr Suchen, ihr Beten, ihren Gottesdienst und ihre Werke gutheißen soll. Doch ein solcher Jesus ist nimmer gekommen und Gott hat nimmer einen solchen Heiland gegeben. Willst du nicht gesucht werden, so wirst du auch nicht gefunden werden, sondern für immer im Tod und unter dem Zorn Gottes bleiben. Täusche dich deshalb nicht länger mit deinem Suchen, sondern erkenne, dass du musst gesucht werden. Und wenn das Verlangen nach Errettung in deiner Seele erwacht ist, wenn dein Gewissen dich anklagt und dein Herz in Unruhe schlägt, so dass du wirklich anfängst zu suchen, so wisse, dass der Herr in seiner Liebe und Gnade dir zuvorgekommen und durch seinen Geist schon in deiner Seele wirksam ist Er sucht dich; Er kommt dir entgegen; sein Herz ist erfüllt mit Liebe und Erbarmen gegen dich. Er ist nicht gekommen, mit dem Sünder zu rechten, oder ihn zu verdammen; gewiss nicht, sondern um ihn zu „erretten.“ „Ich bin gekommen, zu suchen und zu erretten.“ „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass Er die Welt richte, sondern dass die Welt durch Ihn gerettet werde“ (Joh 3,17). Die Welt hat Ihn verworfen und getötet, weil sie keinen Erretter wollte; aber noch immer ist Er beschäftigt, zu suchen und zu erretten; noch immer ist die Liebe Gottes nicht ermüdet, noch immer die Tür der Gnade nicht verschlossen. „Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er bekehrt werde und lebe.“ Er sendet noch immer Seilte Boten ans, um dein Sünder die frohe Botschaft zu bringen, dass Gott einen Erretter für ihn gesandt hat. Und nur einen Erretter bedarf der Sünder, nicht einen Lehrer, nicht ein Gesetz, nicht Moralpredigten. Hieran fehlte es bei Israel nicht; aber es war dennoch verloren. Hieran fehlt es auch in unseren Tagen nicht; aber der Sünder bleibt, was er ist – ein verlorener Sünder. Mag man ihn auch unterweisen, seine Sünden zu erkennen, zu bereuen und zu lassen – er bleibt im Tod. Solange nicht Jesus sein Erretter geworden ist, ist er hoffnungslos verloren. Er mag täglich in den Schriften forschen, sich durch einen ehrbaren Wandel unter Tausenden auszeichnen; er mag täglich sich bestreben, Gottes Gunst zu erwerben, er bleibt dennoch immer in seinen Sünden und darum immer unter dem Zorn.
Bist du nun zufrieden mit dir selbst und mit deinen falschen Hoffnungen, und hast noch kein Bedürfnis nach einem Heiland? Oder bist du im Bewusstsein deines schrecklichen Zustandes wirklich überzeugt, dass du errettet werden musst? Siehe, der Erretter steht vor dir und weist dich hin auf sein Kreuz, wo die Errettung des Sünders vollbracht ist. Dort floss sein Blut – jenes kostbare Blut, das von aller Sünde reinigt; dort gingen die Fluten des Gerichts über Ihn an des Sünders statt; dort tilgte Er für immer die Schuld und trug das ganze Verderben für den fluchbeladenen Sünder. Siehe, dieser Erretter steht jetzt vor dir, nachdem Er alles getan hat, was zu deiner Errettung nötig ist – alles, um das Gericht und die Verdammnis für immer von dir abzuwälzen und dich auf ewig in die unmittelbare und glückselige Gegenwart Gottes zu bringen; ja, Er steht vor dir und ruft: „Ich bin gekommen, zu suchen und zu erretten.“ Vertraue auf Ihn; sinke glaubend zu seinen Füßen nieder und rufe aus: Ja, du bist mein Erretter! – Gott hat Ihn für den Sünder gegeben und zubereitet. Er ist gerade so, wie ihn der elende, feindselige, fluchbeladene, verlorene Sünder bedarf. Alle Arbeit ist durch Ihn vollbracht, alle Angst und Not und Schmerzen sind durch Ihn getragen worden; alles was den Sünder treffen musste, hat Ihn getroffen. Er hat ihm nur übriggelassen, zu glauben, und im Glauben anzubeten, zu loben und zu danken. Welch eine Gnade! Weise sie nicht ab! Bist du ein vollkommener Sünder? Siehe, hier ist eine vollkommene Gnade. Bist du ein verlorener Sünder? Siehe, hier ist der, welcher gekommen ist, das Verlorene zu suchen und zu erretten.
Er kam nicht, um Gerechte, sondern um Sünder zu suchen; Er kam nicht, um halbe, sondern um ganze Sünder zu erretten – „was verloren ist“. Mehr als verloren kann der Mensch Nichtsein, wenn auch die Menge seiner Sünden reichte bis an den Himmel. Aber verloren ist er. Magst du dich in den Mantel deiner eigenen Gerechtigkeit hüllen, oder in dem Unflat der Sünden dahin taumeln – magst du deine Schuld für groß oder klein halten, magst du denken: Es gibt noch Schlechtere! oder ausrufen: Ich habe es zu arg gemacht! Du bist verloren, verloren auf ewig! Der Herr aber wusste es, als Er kam; und Er kam nur, um solche Verlorene, wie du bist, zu suchen und zu erretten. Richte darum auf Ihn den Blick des Glaubens, wie die Kinder Israel auf die eherne Schlange den Blick ihrer Augen richteten, und du wirst ebenso völlig von der Sünde und ihren Folgen errettet sein, wie jene von dem Biss der feurigen Schlangen und dessen Folgen. Die Errettung aber liegt nicht in deinem Glauben, sondern in Christus. Durch den Glauben aber eignest du dir diese Errettung zu, die in Ihm ist. Viele irren darin, dass sie ihren Glauben an die Stelle der Person Christi zu setzen suchen. Sie denken: Wenn ich es glauben kann, so bin ich errettet; und so halten sie sich insoweit für errettet, als sie es zu glauben vermögen. Allein das Werk Christi war vollbracht, ehe du und dein Glaube da waren. Dein Glaube macht also nicht die Errettung zu einer Wirklichkeit, sondern genießt eine wirkliche, eine durch Christus auf Golgatha geschehene Errettung. Dein Glaube vollbringt nicht das Werk der Versöhnung, sondern ruht in einem schon vollbrachten Werk. Alles, was du als verlorener Sünder bedarfst, ist schon vorhanden. Das Werk der Erlösung ist vollbracht und völlig von Gott anerkannt; und Gott ist in jenem Werk, wodurch der Sünder vollkommen errettet ist, vollkommen verherrlicht worden. Gott ruht in Betreff des Sünders in demselben Werk, worin auch der Sünder durch den Glauben seine Ruhe findet. Er fordert nichts mehr von ihm, und der Gläubige schuldet nichts mehr; es sei denn Ihn zu loben, zu preisen und anzubeten. Jetzt ist es allein durch den Glauben, dass der Sünder Gott verehrt; durch den Unglauben aber verunehrt er sowohl Ihn, sowie auch das Werk Christi und das Zeugnis des Heiligen Geistes. Gott selbst, der seinen eingeborenen Sohn dahingegeben hat, ladet dich ein, Ihn zu empfangen; Christus Jesus, der sein kostbares Blut vergossen hat für verlorene Sünder, ruft dir zu: „Komm her zu mir!“ Der Heilige Geist, der vom Himmel herniedergekommen, ist bemüht. Dir die frohe Botschaft von Jesu und seinem vollbrachten Werk ans Herz zu legen, und dich zur Annahme zu bewegen. Kann jetzt noch irgendetwas dich zurückhalten? Sind auch deine Sünden noch so groß, ist dein Herz auch noch so hart, und dein ganzer Zustand noch so verdorben – du kannst nicht mehr als verloren sein; und der Herr Jesus sagt: „Ich bin gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“