Einführender Vortrag zum 3. Johannesbrief
Kapitel 1
Der 3. Johannesbrief ruft uns wieder dazu auf, die anbetungswürdige Weisheit des Herrn in der Anrede zu würdigen: „Der Älteste dem geliebten Gajus.“ (V. 1). So fanden wir sie auch, wie ich zuversichtlich glaube, in des zweiten Briefes Anrede an die „auserwählte Frau und ihre Kinder.“ Ohne den Dritten Johannesbrief hätten wir einen sehr großen Mangel (denn hier treffen wir erneut auf dieselbe Geringschätzung hinsichtlich seines dauerhaften Wertes, die wir schon bei einem Gelehrten unserer Zeit bemerkt haben).1 Eine kostbare und notwendige Ergänzung für diese bösen Tage wird uns in diesem Brief gegeben. Wenn wir nur den zweiten Brief des Johannes ohne den dritten besäßen, hätten wir allein die negative Seite ohne die positive – die Warnung vor dem Bösen und nicht auch die Ermutigung des Guten. Beide sind indessen sehr nötig. Was wäre die Wirkung des Zweiten Johannesbriefs, wenn wir in der gegenwärtigen Zeit ausschließlich ihn von den beiden besäßen? – Ich habe versucht zu zeigen, wie bewunderungswürdig er ist – für seinen Zweck unübertroffen. Kein anderer Teil der Heiligen Schrift kann ihn ersetzen. Dennoch steht er in vollkommener Übereinstimmung mit ihrer Gesamtheit. Es sei zugegeben, daß der Grundsatz dieses Briefes überall im Neuen Testament gefunden wird, aber die Kraft seiner Anwendung, die scharfe Schneide seines heiligen Eifers für Christus, finden wir ausschließlich hier. Setzen wir indessen voraus, wir besäßen den Dritten Johannesbrief nicht, was wäre das sichere Ergebnis? – Ich bin überzeugt, wir ständen dann in Gefahr, schmerzlich engherzig zu werden. Wir würden ständig in den Menschen um uns herum einen Antichristen befürchten. Wir würden mit kaum etwas anderem beschäftigt sein, als mißtrauisch zu untersuchen, ob ein neu ins Haus Gekommener wirklich die Lehre Christi bringt.
Wir werden jedoch nicht dazu aufgerufen, in dieser Weise gegen Böses in anderen auf Wache zu stehen. Wir sollten niemals mißtrauisch sein. Nicht der Glaube, sondern das Fleisch erwartet Schlechtigkeit. Auf der anderen Seite, falls jemand kommt und nicht die Lehre Christi bringt, sollte es nicht als Mißtrauen oder Mangel an Liebe gebrandmarkt werden, wenn er für einen Antichristen angesehen wird. Das geschieht nämlich der Wahrheit entsprechend, die wir lieben, und der Weisheit, die von oben kommt. Ja, das ist wirklicher Gehorsam und Treue zu Christus. Aber die Zulassung von Zweifel und Fragen hinsichtlich einer Person, die weder in sich selbst, noch in ihren Verbindungen die Herrlichkeit Christi geringschätzt, ist unentschuldbar. Da kommt [z. B.] jemand, der den Namen des Herrn trägt – allerdings nicht ohne einen Barnabas, der ihn kennt und empfiehlt. (Vergl. Apostelgeschichte 9, 27!). Sich dem Argwohn hinzugeben ohne den geringsten Hinweis von diesem oder jenem, das gegen ihn spricht, ist eindeutig nicht in Übereinstimmung mit Christus. Durch diesen Gedanken können wir, wie ich denke, mehr von dem Wert und der besonderen Aufgabe dieses Dritten Briefs des Johannes lernen. Er fördert genauso entschieden herzliche Gefühle zu den treuen Dienern des Herrn, wie der Zweite Brief zwingend davor warnt, das Bekenntnis des Namens Christi falsch zu bewerten. Wir sollten unsere Augen nicht vor der Wahrheit verschließen, daß es Menschen gibt, die diesen Namen mißbrauchen, um Christi Person und Seine Wahrheit umzustoßen.
Der Dritte Brief ist folglich nicht an eine Herrin und ihre Kinder gerichtet. Das würde nicht zum Thema passen. Zu oft ist es der Fall, wie wir wissen, daß Frauen und ihre Kinder keine Ermahnung benötigen, um mit herzlichen Empfindungen Predigern nachzulaufen. Das ist nur zu bekannt. Es gibt wenige so allgemein verbreitete Fallstricke in der Kirche [Versammlung] Gottes wie die unguten Einflüsse, die einige Prediger über Frauen und junge Leute ausüben, falls sie diese nicht sogar bewußt suchen. Ich spreche nicht von solchen Personen, welche nach einer Bekehrung von Seelen trachten, sondern von denen, deren Eifer sich auf unerquickliche Fragen richtet. Daraus folgen häufig Parteiungen, und zwar hauptsächlich unter Mitwirkung von Frauen und Kindern. Zweifellos war das immer der Fall. Wenn du die Geschichte der Kirche durchforschst, wirst du gleichbleibend finden, daß Menschen mit verkehrten Absichten sich nicht die belehrten Leute aussuchen. Das sind solche Menschen, die eine feste Grundlage eingenommen haben und festhalten können. Noch weniger beschäftigen sie sich mit jenen, denen Gott Gnade gegeben hat als treue Knechte mit selbständigem Urteilsvermögen. Vor solchen schrecken sie zurück. Sie meiden gewinnbringende [biblische; Übs.] Konferenzen. Statt dessen begeben sie sich in die Höhlen und Winkel, wo sie ungestört ihre kleinen Grüppchen mit den Lehren schulen können, welche sie heimlich einführen wollen.
Mit diesem allen und noch viel mehr haben wir traurige Erfahrungen gemacht. Das sind nicht einfach Zustände, von denen wir bei anderen über vergangene Zeiten gelesen haben. Wir selbst haben sie gesehen und kennen sie. Ihren Schaden haben wir bitterlich fühlen müssen; und wir müssen diesen Fallstrick erwähnen und können uns nicht zurückhalten, wenn wir wirklich Liebe zu den Kindern Gottes und Eifer für die Herrlichkeit Christi besitzen. Zweifellos ist Satans Feindschaft eine Tatsache; und er benutzt solche, die den Namen Christi tragen, um, soweit er kann, die Herrlichkeit des Herrn umzustoßen. Der Heilige Geist warnt davor. Das Wort Gottes und die Erfahrung beweisen, wie mächtig der Geist zugunsten der Liebe und Herrlichkeit Christi eintritt. Denn zweifellos gibt es Menschen, die jenem Namen treu sind und wahrhaftig zu ihm stehen. Darum sind wir gehalten, ihnen in liebevollem Verlangen mit unserer Unterstützung entgegen zu kommen, um sie auf jede Weise zu ermuntern und ihnen zu helfen, indem wir ihnen Ehre erweisen. Auf der anderen Seite sind wir verpflichtet, daß keine Umstände, kein früheres Ansehen, keine gegenwärtige Liebenswürdigkeit, keine Bande von Fleisch und Blut und keine Erwägungen menschlicher Art unsere ernste Trennung von dem, was Jesus angreift, schwächen. Stattdessen sollen wir solches Böse verabscheuen.
Dieser dritte Brief ist also an Gajus gerichtet – zweifellos ein wirklich gastfreundlicher und gütiger Mann. Wir alle wissen nur zu gut, daß die Männer gewöhnlich etwas selbstsüchtig sind. Frauen sind, wie wir bemerken können, schon von Natur durch freundliche Gefühle gekennzeichnet. Wenn Männer den Erwartungen, die an sie gestellt werden, wirklich entsprechen, sollten sie wenigstens ein geringes Urteilsvermögen besitzen. Aber dann wird letzteres häufig durch Selbstsucht verdreht; obwohl diese Selbstsucht ohne Zweifel oft, möglicherweise sogar vor ihnen selbst, verschleiert und mit Klugheit oder ähnlichem entschuldigt wird. Frauen als Menschengruppe gesehen besitzen ein wärmeres und lebhafteres Gefühlsleben.
Gottes Weisheit wird hier eindrucksvoll sichtbar. Die freundlichsten Männer müssen ernstlich aufgerüttelt und ihnen vorgestellt werden, was sie denjenigen, welche im Namen des Herrn Jesus ausgegangen sind, schulden. Frauen benötigen kaum eine solche Aufforderung. Auf der anderen Seite benötigen sie als allgemeine Regel eher etwas Abkühlung. Was die Männer betrifft – ich habe selten einen Mann gesehen, dem nicht gelegentlich eine Ermahnung oder Ermunterung für diese Art von Liebe gegeben werden mußte. Erkennen wir nicht die Weisheit unseres Gottes in einer neuen Gestalt? – „Der Älteste dem geliebten Gajus, den ich liebe in der Wahrheit.“ (V. 1). Er war schon ein weitherziger Mann. Dennoch schadete es nicht, ihn etwas zu ermuntern. Es besteht nämlich die Gefahr, in diesen Arbeiten der Liebe entmutigt zu werden. Da sind viele Schwierigkeiten und Enttäuschungen, sodaß es keinen Menschen gibt, der nicht manchmal ein Wort von Gott benötigt, um seinen Mut und sein Vertrauen auf den Herrn aufrechtzuerhalten, damit die Quellen seiner Liebe neu und gestärkt ausströmen.
Hier sehen wir jedenfalls, wie der Apostel „dem geliebten Gajus“ mit dieser Absicht schreibt. Außerdem liebte er ihn in der Wahrheit. Handle es sich um die auserwählte Herrin und ihre Kinder oder den geliebten Gajus – es bleibt alles gleich. Er liebte ihn nicht wegen seiner Gastfreundschaft, sondern „in der Wahrheit.“ Zweifellos würdigte der Apostel sehr seine Großzügigkeit und Fürsorge. Aber selbst wenn die Themen so unterschiedlich sind wie die zwischen dem 2. und 3. Brief, war der entscheidende Grundsatz, der auf seiner Seele lag die Liebe „in der Wahrheit.“
„Geliebter, ich wünsche, daß es dir in allem wohlgehe und du gesund seiest, gleichwie es deiner Seele wohlgeht.“ (V. 2). Johannes war nicht gleichgültig in Hinsicht auf das körperliche Wohlbefinden von Gajus. Der Heilige Geist inspirierte ihn, so zu schreiben. Es ist kein Privatbrief, noch ein uninspirierter Nachtrag (Kodizill) zum inspirierten Text. Hier stehen diese Worte in einem echten apostolischen Brief, den Johannes, „der Älteste“, seinem Bruder schrieb. Er wünschte, daß es ihm wohl gehe und daß er gesund sei, so wie es auch seiner Seele wohl geht. „Denn ich freute mich sehr, als Brüder kamen und Zeugnis gaben von deinem Festhalten an der Wahrheit, gleichwie du in der Wahrheit wandelst. Ich habe keine größere Freude als dies, daß ich höre, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ (V. 3–4). Der Apostel hörte gerne ein solches Zeugnis von der Beständigkeit des Gajus in der Wahrheit, so wie er es von allen gerne hörte, die er liebte.
„Geliebter, treulich tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar2 an Fremden, getan haben magst.“ (V. 5). Der gewöhnliche [siehe Fußnote!; Übs.] Text und der unserer englischen [King-James-] Übersetzung ist hier etwas eigenartig in seiner Ausdrucksweise, indem er den Eindruck vermittelt, daß diese Fremden keine Brüder waren. Das ist aber eindeutig nicht die Absicht. Johannes stehen Brüder vor Augen, welche Fremde waren. Es ging nicht einfach um Brüder, die an dem Ort lebten, wo Gajus sich aufhielt. Dann wäre sein Verhalten nur das offensichtliche Zeichen einer glücklichen Freundschaft gewesen. Er gab indessen einen noch größeren Beweis von Liebe und Gastfreundschaft in der Freundlichkeit fremden Brüdern gegenüber – Christen, die er nicht kannte.
„(Die von deiner Liebe Zeugnis gegeben haben vor der Versammlung) und du wirst wohltun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest. Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen. Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, auf daß wir Mitarbeiter der Wahrheit werden.“ (V. 6–8). Das ist das besondere Anrecht an Brüdern. Sie verließen sich nicht auf Menschen, auf die Welt oder auf die Natur, sondern ausschließlich auf Christus. Um Seines Namens willen gingen sie hinaus. Sie blickten nur auf Ihn; und der Apostel sagt: „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen.“ Er sagt nicht: „Du“, sondern: „Wir.“ Wie schön stellt er, der im Schoß Jesu lag (vergl. Johannes 13, 23!), sich auf denselben Boden wie Gajus! Hätte der Apostel sich in denselben Umständen befunden wie Gajus, hätte er zweifellos so gehandelt. Doch auch sein Platz als Apostel entband ihn keinesfalls von der praktischen Entfaltung der Liebe gegen Knechte des Herrn, die sich in einer ganz anderen Stellung befanden als er. Daß es so ist, erkennen wir eindrücklich daran, daß er nur zwei Verse vorher „Du“ sagt und im nächsten Vers „Ich“. Ohne Zweifel meint der Apostel, wenn er das „Du“ in „Wir“ oder „Ich“ verändert, wirklich das, was er sagt.
Wir finden also im zweiten Brief den sorgenvollen Hinweis auf die Verführer und den Antichristen, wie sie unter den Einfältigen Eingang suchen. Im dritten Brief sehen wir hingegen die Freude, treue Brüder, die um Christi willen ausgegangen sind, willkommen zu heißen. Gajus’ liebendes, gastfreundliches Herz wird auf diese Weise vom Heiligen Geist gelobt und sein Name unauslöschlich in den Schriften der Wahrheit mit jenen [Reisebrüdern; Übs.] zusammen als deren Mitarbeiter aufgezeichnet.
Aber das strahlende Bild hat auch seinen Schatten. „Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will ich seiner Werke gedenken, die er tut, indem er mit bösen Worten wider uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Versammlung.“ (V. 9–10).
Hier wird ein weiteres Übel deutlich angesprochen. Diotrephes ist das biblische Beispiel des Klerikerstandes, wie er dem Dienst Christi gegenübergestellt wird. Dort gibt es keinen echten Dienst, weil die Liebe fehlt. Diotrephes ist der Vertreter jenes Geistes, welcher der freien Wirksamkeit des Heiligen Geistes widersteht, indem er sich sogar gegen die apostolische Autorität stellt, um einen persönlichen Vorrang zu gewinnen oder aufrechtzuerhalten. Eigendünkel, Eifersucht auf solche, die über uns stehen, Ungeduld anderen gegenüber, die ebenfalls zum Dienst berufen sind, Verachtung der Versammlung und andererseits häufig ein Nachgeben aus eigennützigen Gründen vor solchen, die es am wenigsten wert sind – das sind die Kennzeichen des Klerikalismus. Ich spreche nicht ausschließlich von [angestellten; Übs.] Geistlichen. Auch unter ihnen gibt es Männer Gottes, die unvergleichlich besser sind als ihre Stellung sie machen könnte. Auf der anderen Seite ist dieses Übel nirgendwo so abscheulich wie unten denen, wo die von ihnen anerkannte Wahrheit es verdammt.
Falls Diotrephes berufen war, dem Herrn zu dienen, wovon allerdings kaum Anzeichen zeugen – gab es dann nicht Hunderte und Tausende, die nicht weniger wahrhaftig zu demselben Werk als Knechte Christi nach Seinem Recht von Ihm berufen waren wie er selbst? War er nicht verpflichtet, das Recht anderer zu achten? – Du kannst nicht für dich selbst ein durch Christus vermitteltes Anrecht vertreten, ohne an der Autorität Christi für andere festzuhalten. Wer ehrenhaft und treu arbeitet, kann wahrhaftig kein ausschließliches Recht für sich selbst beanspruchen. In letzterer Weise handelte Diotrephes; und das ist der kennzeichnende Grundsatz des klerikalen Systems. Es geht hier nicht um Dienst, noch um das, was im Volksmund „als Diener eingesetzt“ genannt wird. Wer zieht solchen Dienst in Frage?! Andererseits, wer kann leugnen, daß Gott Knechte benutzt, die nicht eingesetzt sind? – Ich glaube, daß Gott Sein eigenes Recht in der Kirche Gottes aufrecht hält, einen Mann zu benutzen, um ein Wort zu sagen – und möglicherweise sogar ein wichtiges Wort –, der aber nicht unbedingt berufen wird, noch einmal zu reden. Gott benutzte ihn ein einziges Mal für einen bestimmten Zweck3. Gott hatte sich in alten Zeiten dieses Recht vorbehalten; und sicherlich hat Er es heutzutage nicht aufgegeben. Zweifellos gibt es eine Mannigfaltigkeit von Wegen, in welchen Er jene Gläubigen benutzt, die nicht irgendeine genau bestimmte Stellung in der Kirche Gottes einnehmen.
Diese Wege Gottes bis zur Einförmigkeit zu seinen eigenen Gunsten zu beseitigen, um zu führen und zu herrschen, war das uneingeschränkte Verlangen von Diotrephes. Das ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als das, was wir heute oft sehen. Angenommen, jemand habe eine große Gabe! Umso mehr kann er sich erlauben, einer geringen Gabe ihre volle Entfaltungsmöglichkeit zu schenken. Es gibt auch kein gewisseres Zeichen von Schwäche im Dienst eines Menschen als irgendwelche Unwilligkeit, die Werke anderer anzuerkennen. Wer seine eigene Berufung seitens des Herrn, um Ihm zu dienen, schätzt, ist in jeder Weise verpflichtet, in Seinem Namen die Tür für einen jeden offen zu halten, der in Seine Arbeit berufen ist. Diotrephes handelte nicht so. Versicherte er, nur nach dem zu streben, was am meisten zur Erbauung diente? – Und dann stellte er sich gegen jede geringere Gabe! Er wagte es sogar, sich dem Apostel zu widersetzen. In Wahrheit sorgte er nur für sich selbst und liebte den ersten Platz. Wir erkennen keinen Grund, aus dem wir entnehmen könnten, daß er sonst irgend etwas oder irgendwen liebte. Das war der Mann, der sich erdreistete, dem Apostel zu widerstehen; und wir lesen, wie der Apostel schreibt, daß er seiner gedenken will. Der Herr vergaß es nicht.
Doch Johannes konnte den Brief nicht mit etwas so Schmerzlichem schließen. Indem er sich einem erfreulicheren Thema zuwandte, sagte er: „Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.“ (V. 11).
Wie wird die Grundnote des ersten Briefes bis zum letzten Brief durchgehalten! Wenn es Menschen – mit oder ohne Gabe, Amt oder Einfluß – gab, die sich selbst erhöhten, so auch solche mit einer anderen Gesinnung. „Dem Demetrius wird Zeugnis gegeben von allen und von der Wahrheit selbst; aber auch wir geben Zeugnis, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist.“ (V. 12).
Danach schließt Johannes mit den Grüßen. „Ich hätte dir vieles zu schreiben, aber ich will dir nicht mit Tinte und Feder schreiben, sondern ich hoffe, dich bald zu sehen, und wir wollen mündlich miteinander reden. Friede dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde mit Namen.“ (V. 13–15). Es gibt kleine bedeutungsvolle Unterschiede zwischen diesem Abschluß und dem des zweiten Briefes; doch ich überspringe Einzelheiten und gehe weiter.
Fußnoten
- 1 Siehe Kellys Auslegung zum 2. Johannesbrief! (Übs.).
- 2 Die Lesart der meisten alten und besten Manuskripte und Übersetzungen ist τοuτο ξ. [„d. h., Fremden“; Übs.] und nicht εις τοuς ξ. [„an den“ bzw. „für die Fremden“; Übs.] wie im „Textus Receptus“. (W. K.). (Vergl. Alte „Lutherbibel“ bis wenigstens 1960! Übs.).
- 3 Anm. d. Übers.: Wie häufig finden wir, daß ein Gläubiger, den Gott benutzt hat, ein wichtiges Buch oder Werk zu schreiben, sich danach zu Unrecht für ausreichend kompetent und berufen fühlt, auch noch zu anderen Themen öffentlich Stellung zu beziehen! Auch hier gilt 1. Korinther 10,12.