Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?

Einleitung

Die christliche Taufe

Wir möchten uns im Folgenden mit einem Gegenstand beschäftigen, über den schon viel gesprochen und geschrieben und leider auch gestritten worden ist – mit der christlichen Taufe. Der Verfasser greift dieses Thema mit etwas bangem Herzen auf, da er alles andere wünscht, als schädliche Unruhe unter den Kindern Gottes hervorzurufen. Doch wird er durch den Gedanken gestärkt, dass es auch eine heilige Unruhe gibt: Gott wird gewiss dafür sorgen, dass sich seine Wahrheit in den Herzen Bahn bricht, auch wenn es um eine Frage geht, in der der Einzelne in der Regel längst eine feste Position bezogen hat. Ob wohl der Leser die Gnade finden wird, seinen Standpunkt in dieser Frage vor dem Angesicht Gottes zu überprüfen?

Warum gibt es eigentlich so viele verschiedene Positionen in der Tauffrage? Warum auch so viel Voreingenommenheit, ja, Unwissenheit? Redet denn die Heilige Schrift nicht klar genug darüber? Ich glaube, dass zum einen überkommene kirchliche Traditionen häufig den Blick für die Wahrheit verstellen. Zum anderen jedoch gibt es tatsächlich manche Schriftworte, die, wenn man sie nur oberflächlich liest, zu falschen Schlussfolgerungen Anlass geben können. Das liegt keineswegs an der Heiligen Schrift, sondern an uns selbst – an unserem mangelhaften Verständnis darüber, wie sie redet und wie sie die Dinge darstellt. Oft fehlt uns auch die notwendige Kenntnis der Zusammenhänge mit anderen Zweigen der göttlichen Wahrheit. Gerade dann jedoch, wenn man nur auf einen Punkt starrt, ist die Gefahr groß, dass man gerade diesen Punkt

falsch interpretiert. Nehmen wir einmal – gleichsam als Überschrift für dieses Heft – die Worte des Apostels Petrus, die er am Tag der Pfingsten seinen jüdischen Mitbrüdern zugerufen hat:

„Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden“ (Apg 2,38).

Wenn wir den Zusammenhang nicht weiter beachten, in dem sie stehen, oder wenn wir sie nur oberflächlich aufnehmen, könnte man aus ihnen gar den Schluss ziehen, dass man durch die Taufe die Vergebung der Sünden erlangen kann.

Tatsächlich ist das auch die Meinung vieler Christen. Sie sehen in der Wassertaufe ein Sakrament, ein Gnadenmittel, durch das man die Vergebung der Sünden und ewiges Leben empfängt. Das ist jedoch ein schrecklicher Irrtum. Und da er in der Christenheit außerordentlich weit verbreitet ist – mit verheerenden Folgen für unzählige christliche Bekenner –, und da selbst unter wahren Kindern Gottes zuweilen wenig Verständnis über die Bedeutung der Taufe vorhanden ist, liegt es mir am Herzen, den Gegenstand der christlichen Taufe einmal grundsätzlich anzugehen und zu zeigen, was die Heilige Schrift wirklich darüber sagt.

Dann wird es auch leichter sein, die Bedeutung des aus Apostelgeschichte 2 angeführten Verses und auch die anderer Schriftstellen zu verstehen, die gleichfalls von der Taufe reden. Denn es fällt mir nicht schwer zuzugeben, dass es auch noch andere Stellen gibt, die nicht so ganz einfach zu verstehen sind.

Wir müssen natürlich in solch wichtigen Fragen schon etwas mehr tun, als nur einen flüchtigen Blick auf die Sache werfen. Im Aufblick zu Gott und im Vertrauen zu Ihm, dass Er uns in dieser so grundlegenden Wahrheit der christlichen Taufe Licht geben wird, wollen wir uns ihr ganz behutsam, gleichsam Schritt für Schritt nähern, um so, von Punkt zu Punkt geführt, die wahre Bedeutung dieser christlichen Institution besser erfassen zu können. Dabei wäre es sicher sehr hilfreich, sich einmal auf den Standpunkt zu stellen, als hörte man jetzt zum ersten Mal von dieser Sache. Denn es kann sein, dass der eine oder andere einiges von dem fahren lassen muss, was er bisher für richtig hielt. Dem Verfasser erging es nicht anders.

Noch eben eine mehr „technische“ Bemerkung zu diesem Heft. Um den Gedankenfluss beim Lesen nicht zu unterbrechen, werden hier und da notwendig erscheinende Ergänzungen in Fußnoten geboten, die durch hochgestellte arabische Ziffern kenntlich gemacht sind. Darüber hinaus möchte ich solchen Lesern, denen die Materie vielleicht noch neu oder ungewohnt ist, eine weitere Hilfe bieten: An solchen Stellen, die eine gewisse Vorkenntnis von bestimmten Wahrheiten voraussetzen, wird durch hochgestellte Buchstaben auf weitere Erläuterungen hingewiesen, die sich in einem kleinen Anhang am Schluss dieses Heftes finden.

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