Ährenlese im Neuen Testament (Kolosser)
Kapitel 3-4
Kolosser 2,20–3,7
Was wir tun oder lassen sollen, wird durch das, was wir sind, bestimmt. Unsere Stellung wurde in den Versen 12 und 13 nach zwei Seiten hin genau beschrieben. 1. Wir sind mit Christo den Elementen der Welt gestorben; als Lebensregel gelten für uns nicht mehr die Grundsätze dieser Welt, mit ihren sittlichen und religiösen Forderungen und ihren oftmals falschen Massstäben von Gut und Böse. 2. Wir sind «mit dem Christus auferweckt worden» (Kapitel 3, 1). Als Menschen, die ihren Platz im Himmel haben, lasst uns auf das sinnen, was droben ist, und in unseren täglichen Umständen die himmlischen Grundsätze anwenden.
Ja, ihr seid gestorben, bestätigt Vers 3, und das neue, unvergängliche Leben, das ihr jetzt besitzt, ist «mit dem Christus in Gott verborgen». -“Deswegen erkennt uns die Welt nicht -d.h. sie kann uns nicht verstehen -weil sie ihn nicht erkannt hat» (1. Johannes 3, 1). Aber wenn Christus geoffenbart werden wird, dann werden alle wissen, was unser Geheimnis war.
Obwohl unser Leben im Himmel ist, bleiben uns noch gefährliche sittliche «Glieder» auf dieser Erde, mit anderen Worten: unsere Begierden. Wir haben alle diese strafbaren Auswirkungen des alten Menschen im Tod zu halten. «Um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.» Für uns hat dieser Zorn unseren vollkommenen Stellvertreter getroffen.
Kolosser 3, 8–17
Die Kleider des alten Menschen setzen sich aus traurigen Lumpen zusammen und werden in den Versen 8 und 9 bezeichnet mit: Zorn, Bosheit, Lästerung ... Scheuen wir uns davor, uns so zu zeigen! Lasst uns vielmehr die leuchtenden Kleider des neuen Menschen anziehen, dessen vollkommenes Bild Christus ist (Vers 10). Sein Schmuck ist: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut ... Ziehen wir über dies alles die Liebe an, die seine eigentliche Natur ist. So werden wir als Jünger Jesu erkannt werden (Johannes 13, 35).
Unser innerer Zustand ist nicht weniger wichtig. Christus, der alles ist (Vers 11 Schluss), sein Friede (Vers 15), sein Wort (Vers 16) sollen in uns wohnen. Die Bibel in unserem Haus oder selbst auf dem Nachttisch zu haben, hilft uns nicht im geringsten. Die kräftigste Speise nährt uns nicht, solange sie auf dem Teller bleibt. Das Wort muss reichlich in uns wohnen (Römer 10, 8). Ein anderes Mittel um belehrt und ermahnt zu werden, an das wir kaum denken, sind die Lieder, die wir in unseren Herzen Gott singen (Psalm 119,54). Wir wollen sie weder Ihm noch uns vorenthalten.
Schliesslich wird uns eine Doppelfrage als Prüfstein aller unserer Worte und Handlungen dienen: Kann ich dies im Namen des Herrn Jesus sagen oder tun? Kann ich Gott, dem Vater, dafür danksagen?
Kolosser 3,18–4,6
In Kapitel 3, 10.11 wird jede Verschiedenheit zwischen den menschlichen Geschöpfen Gottes aufgehoben, um nur noch den grundlegenden Unterschied zwischen dem alten Menschen und dem neuen Menschen festzuhalten (vergleiche Galater 3,27.28). Aber hier wird der Christ, in dem diese beiden Naturen gleichzeitig vorhanden sind, in seinen Beziehungen zu andern und auch zum Herrn betrachtet. Im Unterschied zum Rest dieses Briefes, in dem wir es mit Christus (unserem Leben) zu tun haben, wird Er hier der Herr genannt, um seine Rechte und seine Autorität zu unterstreichen. Kinder, Frauen, Männer, Angestellte oder Vorgesetzte, jeder dient an seinem Platz und auf seine Weise «dem Herrn Christus». Und welches soll ihre Haltung sein «gegen die, welche draussen sind»? In erster Linie ein Wandel in Weisheit, der die Wahrheit praktiziert. Dann eine Sprache voll Gnade und Festigkeit, jeder Gelegenheit und dem Zustand des Einzelnen angepasst. Schliesslich Gebete (Vers 3). Paulus bittet für sich selbst darum. Und beachten wir wohl, es ist nicht die Tür des Gefängnisses, die er geöffnet sehen möchte, sondern die des Evangeliums.
Diese Verse entsprechen dem Kapitel 5, 22 -6, 9 des Epheserbriefes. In diesen beiden Stellen ist es sehr schön, die Art und Weise zu sehen, in der die göttliche Lehre auf alle Einzelheiten des Lebens eingeht und den Wohlgeruch ihrer Vollkommenheit über jede Verpflichtung und jedes Verhältnis ausbreitet.
Kolosser 4,7–18
Als Gefangener in Rom, hat sich Paulus des treuen Boten Tychikus bedient, um seine beiden Briefe an die Epheser und an die Kolosser zu überbringen (Epheser 6, 21.22). Andere Brüder und Männer Gottes nahmen an seiner Arbeit und seinen Herzensübungen teil: Epaphras, der vordem zu den Kolossern vom Herrn geredet hatte (1, 7), redete jetzt von ihnen zum Herrn (4, 12); Onesimus, Aristarchus, Markus, Lukas -und auch Demas, der zuerst eng mit dem Werk verbunden war, hier aber nur noch genannt wird.
Man stelle sich die Verlegenheit des Archippus vor, als er in dem Brief, der in der Versammlung vorgelesen wurde, seinen Namen hörte. Was war dieser besondere Dienst, den er vom Herrn empfangen hatte? Es genügt, dass er es wusste. Und wenn der Geist Gottes diesen Dienst nicht näher beschreibt, dann deshalb, damit jeder seinen eigenen Namen an die Stelle des Archippus setzen kann.
Der tragische Zustand der Versammlung von Laodicäa, in Offenbarung 3, 17 beschrieben, zeigt uns, dass sie keinen Nutzen aus diesem Brief, der auch ihr vorgelesen wurde, gezogen hat (Vers 16). Sie ist arm geblieben, weil sie sich andere Reichtümer und andere Schätze, als die in Kapitel 1,27 und 2, 2.3 genannten, aufgehäuft hat. Sie ist nackt geblieben, weil sie sich nicht gemäss Kapitel 3,10.12.14 bekleidet hat. Der Herr gebe uns, dass wir die Warnungen seines Wortes beherzigen! Möge es reichlich in uns wohnen (Kapitel 3, 16)!