Ährenlese im Neuen Testament (Johannes)
Kapitel 13-15
Johannes 13, 1–20
Für das Herz des Herrn bedeutete sein Tod vor allem, «dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte» (Vers 1; vergleiche Kapitel 16,28). Aber Er liess die Seinen, die Er liebte, in dieser Welt voller Sünde zurück. Und wie die Füsse eines Wanderers auf dem Weg von Staub bedeckt werden, sind die Gläubigen, obwohl ihr ganzer Leib durch das Blut des Kreuzes gewaschen ist (Vers 10; Offenbarung 1,5), durch ihren unaufhörlichen Kontakt mit dem Bösen der Verunreinigung in Gedanken, Worten und Taten ausgesetzt. Aber der treue Herr hat Vorsorge getroffen, denn Er wacht über die praktische Heiligkeit der Seinigen. Als der grosse Hohepriester wäscht Er ihre Füsse. Mit anderen Worten gesagt: Er reinigt sie, indem Er sie dazu führt, sich ständig im Licht des Wortes (des Wassers), das Er auf ihr Gewissen anwendet (Epheser 5,26; Hebräer 10,22), zu richten. Und diesen Liebesdienst müssen wir auch untereinander ausüben. Indem wir uns zu Füssen unserer Geschwister setzen, müssen wir ihnen in aller Demut durch das Wort zeigen, wo sie gefehlt haben, oder welchen Gefahren sie ausgesetzt sind (Galater 6,1). Liebe Freunde, der Herr sagt nicht: glückselig seid ihr, wenn ihr dies wisset, sondern: «glückselig seid ihr, wenn ihr es tut» (Vers 17).
Johannes 13, 21–38
„Der Jünger, den Jesus liebte», das ist der Name, den Johannes in seinem Evangelium annimmt. Er kannte die Liebe des Herrn für die Seinigen (Vers 1), aber er wußte auch, dass er persönlich ein Gegenstand dieser Liebe war. Er genoss sie am Herzen des Herrn Jesu, dem kostbaren Platz für vertrauliche Mitteilungen. Aber es ist ein schreckliches Geheimnis, das der Herr hier offenbart. Er bezeichnet Judas, den Er von Anfang an kannte, als Verräter (Kapitel 6,64). Satan fährt alsdann in diesen Menschen, der bereit ist, ihn zu empfangen, und in die Nacht hinausgeht, um seine schreckliche Freveltat zu vollbringen. Der Herr spricht von neuem von seinem Kreuz, wo seine Herrlichkeit aus aller Schande hervorleuchten wird (Vers 31), und von seiner Auferstehung, durch die Gott Ihn, der Gott vollkommen verherrlicht hat (Vers 32), seinerseits verherrlichen wird.
Wie können seine Jünger fortan erkannt werden, da Er nicht mehr in ihrer Mitte ist? Es gibt ein sicheres Zeichen: ihre Liebe untereinander (Vers 35). Ist es das, was uns wirklich kennzeichnet? Diese Frage ist wohl dazu» angetan, unsere Herzen zu erforschen!
Im Gegensatz zu Johannes, der mit der Zuneigung des Herrn Jesus zu ihm beschäftigt ist, macht Petrus seine eigene Hingabe für Ihn geltend -leider ohne auf die Warnung des Herrn zu achten!
Johannes 14, 1–14
Im 13. Kapitel haben wir gesehen, wie der Herr die Seinigen vorbereitete, schon hienieden «ein Teil mit ihm zu haben» (Vers 8). Er geht jetzt hin, «eine Stätte» im Haus seines Vaters für sie zu bereiten. Dazu ist es nötig, dass Er ihnen vorausgeht, etwa so, wie der Herr eines Hauses seine Anordnungen trifft, um vor seinen Gästen zu Hause einzutreffen. Die Bibel gibt uns wenig Einzelheiten über den Himmel. Aber es ist die Gegenwart des Herrn, die ihn zu einem Ort der Glückseligkeit macht. Und Er selbst will uns zu seiner eigenen Freude bei sich haben.
Der Herr Jesus ist der einzige Weg, um zum Vater zu kommen. Er ist auch die Wahrheit und das Leben. Immer und immer wieder hat Er den Vater in Worten und Werken geoffenbart. Welche Mühe macht Ihm deshalb die Unwissenheit der Jünger! Könnte Er aber nicht manchmal auch zu uns sagen: Schon solange Zeit hörst du von mir, liesest du mein Wort -und du kennst mich noch nicht besser? -
«Was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun», verheisst der Herr (Vers 13). «In meinem Namen» ist nicht eine blosse Formel, sondern die Voraussetzung, dass Er mit unseren Bitten einverstanden sein kann. Unser Gebet wird dann zum Gebet des Herrn Jesu, auf das wir unweigerlich Antwort bekommen werden. Nicht nur, weil Er uns liebt, sondern in erster Linie, weil es um die Verherrlichung des Vaters geht. Könnte es einen vorzüglicheren Beweggrund geben?
Johannes 14, 15–31
Der Herr Jesus steht im Begriff, seine geliebten Jünger zu verlassen. Aber Er lässt sie nicht als Waisen zurück. Er wird ihnen eine göttliche Person senden, um sie zu trösten, sie zu stützen, ihnen zu helfen (Vers 16, siehe Fussnote). Es ist der Heilige Geist, der nicht nurmit den Gläubigen, sondern in ihnen sein wird, um sie zu lehren (Vers 26). Der Herr nennt Ihn: «einen anderen Sachwalter», weil Er selbst der himmlische Tröster bleibt, der Fürsprecher beim Vater (1. Johannes 2,1 Fussnote).
Der Herr Jesus gibt den Seinigen noch drei andere Verheissungen: das neue Leben, das aus dem seinigen kommt (Vers 19), einen besonderen Platz in der Liebe des Sohnes -und des Vaters -für jeden, der seine Zuneigung durch das Halten seiner Gebote beweist (Verse 21,23), und schliesslich der Friede, «seinen Frieden» (Vers 27). Wie wahr ist es doch, dass Er «nicht wie die Welt gibt»! Die letztere gibt wenig und fordert viel. Sie zerstreut und betäubt das Gewissen, sie wirkt wie ein Beruhigungsmittel, das für einen Augenblick über die Unruhe und den Kummer der Seele hinwegtäuscht; aber das ist nur eine Illusion von Frieden. Der Friede, den der Herr Jesus gibt, befriedigt das Herz ganz und ist ewig.
Schliesslich gibt der Herr seinen Jüngern zu verstehen, dass wahre Liebe zu Ihm nicht selbstsüchtig Ihn hier zurückhalten will, sondern sich mit Ihm über sein Glück freut (Vers 28).
Johannes 15, 1–15
Israel blieb trotz der Pflege des göttlichen Weingärtners ein unfruchtbarer Weinberg (Psalm 80, 8.9; Jesaja 5,2). Im Gegensatz dazu stellt der Herr Jesus sich als der wahre Weinstock vor, der durch seine Jünger Frucht bringt. Aber wie an einem Weinstock nicht alle Reben gleich voll beladen sind, macht der Herr einen Unterschied bei denen, die da sagen, dass sie Ihn kennen: Es gibt solche, die «keine Frucht», andere die «Frucht», «mehr Frucht» (Vers 2) und «viel Frucht» (Vers 5) bringen. Es gibt zwei Bedingungen, um Frucht zu tragen: 1. «in Ihm bleiben», wie eine Rebe am nährenden Weinstock bleiben muss - und 2. «Er in uns», wie die gleiche Rebe sich von dem Saft, der ihr Leben ist, durchtränken lässt. Lasst uns anderseits nie vergessen, dass, wenn der Vater uns «reinigt», indem Er uns auf eine oft schmerzhafte Weise beschneidet, es nur dazu dienen muss, dass wir mehr Frucht bringen (Vers 2).
Aber eine solch enge Gemeinschaft hat noch andere kostbare Folgen: die Erkenntnis des Willens Gottes und, als Folge davon, die Erhörung unserer Gebete, weil wir nichts anderes mehr wollen als das, was Er selbst wünscht (Vers 7); die Freude (Vers 11), und schliesslich die unschätzbare Anerkennung vonseiten Dessen, der uns seine Freunde nennt (Vers 14).
Johannes 15,16–27
Wenn unsere Gebete Frucht für Gott zum Gegenstand haben, werden sie immer erhört werden (Vers 16). Worin besteht denn diese Frucht? Hauptsächlich in der Liebe der Erlösten untereinander und in ihren vielerlei Auswirkungen. «Dies gebiete ich euch», sagt der Herr, um uns jeden Dienst nahezulegen, der aus der Liebe kommt. Zum dritten Mal redet Er von diesem «neuen Gebot»; soviel Bedeutung misst Er ihm bei (Vers 17; siehe Vers 12 und Kapitel 13,34). Ist es nicht eine traurige und abnormale Sache, wenn unter den Gliedern einer Familie die Liebe fehlt? - wieviel mehr noch in der Familie Gottes! Aber der Hass der Welt gegen die Gläubigen (deren Verhalten das ihrige verurteilt) ist ganz natürlich und muss erwartet werden - es sei denn, dass die Welt etwas von ihr in uns findet, das sie lieben kann, aber das wäre ein ganz schlechtes Zeichen.
«Ein Knecht ist nicht grösser als sein Herr» (Vers 20), wiederholt der Herr hier. In Kapitel 13,16 stand dies im Zusammenhang mit dem Dienst; hier handelt es sich um die Leiden.
Der Name Jesu ist einerseits für die Welt der Beweggrund, Hass gegen uns zu offenbaren (Vers 21), anderseits für den Vater die Veranlassung, unsere Gebete zu erhören (Vers 16b).