Kann ein Christ verloren gehen?
Worum geht es?
Die Frage, ob ein Gläubiger verloren gehen kann, hat wohl jeden wahren Christen schon beschäftigt. Mancher ist dadurch in große Bedrängnis gekommen. Die einen bekommen Zweifel an der Echtheit ihrer Bekehrung, andere werden durch gewisse Sünden, die sie nach ihrer Bekehrung begangen haben, in Zweifel gestürzt, und wieder andere sind durch das Lesen bestimmter Bibelstellen ins Wanken geraten.
Es gibt auch die Lehre, man dürfe keine Heilsgewissheit oder Heilssicherheit verkündigen, weil die Gläubigen sonst zur Leichtfertigkeit im Blick auf die Sünde verleitet würden. Deshalb müsse man darauf bestehen, dass ein Gläubiger verloren gehen kann, wenn er nicht in Heiligkeit lebt. Um diese Lehre zu untermauern, werden diverse Bibelstellen herangezogen. Viele wahre Kinder Gottes werden dadurch in Angst und Schrecken versetzt und leben in beständiger Furcht, verloren zu gehen.
Deshalb wollen wir uns anhand der Heiligen Schrift mit diesem Thema beschäftigen. Nur sie kann Antwort geben, denn nur sie zeigt auch den Weg zur Errettung durch den Glauben an den Erlöser Jesus Christus. Dabei wollen wir gleich zu Anfang zwei Grundsätze nennen, die für das richtige Verständnis des Wortes Gottes unabdingbar sind und auch bei unserem Thema vor falschen Schlussfolgerungen bewahren können.
Der erste Grundsatz gilt generell für jede Interpretation: Eine Aussage kann nur dann richtig gedeutet werden, wenn der Zusammenhang, in dem sie steht, berücksichtigt wird. Das heißt in der Anwendung auf das Wort Gottes: Man muss beispielsweise unterscheiden, ob etwas im Alten oder im Neuen Testament steht, ob es zu Juden oder Christen, zu Ungläubigen oder Gläubigen gesagt wird usw. Viele vermeintliche Widersprüche in der Bibel klären sich schon, wenn man die betreffenden Stellen in ihrem Zusammenhang liest und deutet.
Den zweiten Grundsatz, der sich speziell auf die Bibel bezieht, formuliert Petrus zwar im Blick auf die Weissagungen des Alten Testaments, er ist aber von allgemeiner Gültigkeit für das Verständnis der gesamten Heiligen Schrift: „Indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist“ (2. Pet 1,20). Petrus geht davon aus, dass alle Prophetie – und im weiteren Sinn das gesamte Wort Gottes – ein Ganzes ist. Daher darf eine Schriftstelle nicht unabhängig von anderen Stellen ausgelegt werden, die den gleichen Gegenstand haben. Geschieht dies doch, kann man in große Schwierigkeiten geraten.
Diese beiden Grundsätze wollen wir auch bei der Behandlung unseres Themas nicht aus dem Auge verlieren. Gott, der Heilige Geist, der eigentliche „Verfasser“ des Wortes Gottes, widerspricht sich nicht (s. 1. Kor 2,13; 2. Tim 3,16). Das führt uns zu der Schlussfolgerung, dass eine Wahrheit, die in der Bibel klar und deutlich dargelegt wird, nicht durch eine einzige Schriftstelle in Frage gestellt werden darf, die vielleicht nicht so einfach zu erklären ist.
Bevor wir zur Beantwortung der Frage kommen, ob ein Christ verloren gehen kann, ist es unerlässlich, festzustellen, was einen wahren Christen ausmacht.