Botschafter des Heils in Christo 1853
Der Botschafter
„Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat: Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor 5,17–21).
„Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Das ist die gute Botschaft, die seit über 1800 Jahren durch alle Lande zieht; das ist das liebliche Evangelium, das seit der Zeit der Apostel von unzähligen Lippen verkündigt wird. „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Das war die frohe Kunde, die den zitternden Sünder aufrichtete, den Gottlosen gerecht sprach, das Verlorene wieder brachte und den Gefangenen erlöste. Sie war ein köstlicher Balsam für den, der sich vergebens abmühte, dem gerechten Gott durch seine Werke wohl zu gefallen, sobald er sie in Wahrheit annahm. Diese gute Botschaft stieß aber auch auf unzählbare teilnahmslose und gleichgültige Herzen, die sich nicht an ihr erfreuten und ihre heilende und tröstende Kraft nicht erfuhren. Sie drang unter die Völker, aber der größte Teil stieß sie von sich, ärgerte sich daran oder verachtete und verspottete sie. Die Botschafter wurden verhöhnt, und sie, die alles verließen, um den fluchbeladenen Sündern dies frohe Evangelium von der Gnade und der Versöhnung zu verkündigen, wurden meistens verfolgt und getötet. Der Satan, der seit jener Zeit, als er sich in Gestalt einer Schlange dem ersten Menschenpaare nahte, sie durch Betrug der Sünde verführte und alle Kreatur unter den Fluch brachte und sich untertan machte, hasst diese Botschaft. Sie offenbart sein Reich der Lüge und der Bosheit, überwindet ihn und nimmt ihm den oft so sicher erschienenen Raub. Was Wunder, wenn die Kinder dieser Welt, die Kinder des Unglaubens, in welchen er sein Werk hat, das Wort von der Versöhnung ebenso hassen und von sich stoßen.
Und dennoch hat die Botschaft: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ noch kein Ende, wenn sie auch immer wieder dieselbe Erfahrung machen muss. Solange diese Gnadenzeit dauert, zieht sie noch immer durch alle Lande und ruft laut: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“, versöhnen durch den Tod Seines eingeborenen Sohnes, durch das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt trägt. Auch zu dir ist sie gedrungen lieber Leser; auch dir ist das Evangelium nicht fremd geblieben. Wäre es das, so tritt diese Botschaft heute in deine Hütte mit dem Gruß: „Lass dich mit Gott versöhnen!“ Wie aber hast du sie aufgenommen, oder wie nimmst du sie jetzt auf? War sie dir je eine Freudenbotschaft, als du unter der Last der Sünde und unter dem Fluch des Gesetzes seufztest, oder ist sie es dir heute? Hast du schon deinen verlorenen Zustand erkannt und wurde dies Evangelium dir Licht und Trost und deine einzige Hoffnung? Oder bist du mit den vielen Tausenden der Welt gleichgültig geblieben, oder hast dich gar an ihr geärgert und sie geschmäht? „Heute, wenn du seine Stimme hörst, verhärte dein Herz nicht“ (vgl. Ps 95,7.8). Noch gilt die Botschaft: „Lass dich mit Gott versöhnen!“
Kein anderes Evangelium will auch dieser Botschafter in recht viele Hütten und zu vielen Herzen tragen. Soweit seine Wanderschaft reicht, will er mit der dringenden und herzlichen Bitte kommen: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“
Es wird seine Lust und Freude sein, Jesus Christus einem Jeden vor die Augen zu malen und hinzuweisen auf Ihn als das Lamm Gottes am Kreuzesstamm für unsere Sünden; auf Ihn als König und Hohepriester zur Rechten des Vaters. Soweit er selbst aus der Quelle des göttlichen Wortes, das ihm allein Regel und Richtschnur sein und bleiben soll, zu schöpfen und in das Werk der Erlösung durch Jesus Christus einzudringen vermag, wird er es seinen Lesern mitteilen und anpreisen. Er wird es aber für eine große Ungerechtigkeit halten, die Lauterkeit des Evangeliums, die freie Gnade in Jesus Christus, die reiche Segensfülle seines Kreuzestodes und die Kraft seiner Auferstehung, wie es leider in der heutigen Zeit so vielfach geschieht, durch krankhafte und unchristliche Erfahrungen zu schwächen, durch selbstgemachte Systeme zu verstümmeln oder durch Menschensatzungen zu vermengen und zu verdrehen. Er wird ernstlich in die sichere Welt hineinrufen: „Kehrt um! Lasst auch ihr euch versöhnen mit Gott!“ Er wird den, durch die Macht der Sünde und des Gesetzes mit Fluch Niedergebeugten freundlich aufrichten mit den Worten: „Glaube nur! Lass dich mit Gott versöhnen!“ Die Handschrift, die so gegen uns war, ist ausgetilgt; sie ist aus dem Mittel getan und ans Kreuz geheftet und den Mutlosen und Schwachen, wird er dringend bitten: „Sei getrost! ergreife nur Christus fest; Lass dich mit Gott versöhnen und du bist erlöst!“ Wer aber noch Gott und dem Mammon dienen will, wer sich nicht von allen Ungerechtigkeiten erlösen und von allem eitlen Dienst der Sünde und der Welt durch Christus Jesus befreien lassen will, dem wird er ernstlich zurufen: „Lass dich versöhnen mit Gott!“ Wirf alles ab, was dich kettet und beschwert. Versäume nicht die Gnade Gottes; lass Jesus Christus doch nicht so vergeblich für dich gestorben und auferstanden sein und betrübe nicht länger den Heiligen Geist.“ Was endlich die Kinder Gottes betrifft, so wird er sie liebevoll ermahnen: „Lass dich mit Gott versöhnen!“ „Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend [darin] mit Danksagung“ (Kol 2,6.7). „Ihr seid eine neue Schöpfung, seid mit Christo gestorben, begraben und auferstanden durch den Glauben. „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,2). Hier ist nicht mehr euer Leben, sondern es ist verborgen mit Christus in Gott“ (vgl. Kol 3,3). Eure Aufgabe ist nun dem allein zu leben, der euch mit seinem teuren Blut erkauft hat, dem Evangelium würdig zu leben und die Brüder zu lieben. Seid nüchtern und wacht, denn der Herr kommt. Beweist euch in allen Dingen als Kinder Gottes und bleibt in Ihm, auf dass, wenn Er offenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zu Schanden werden vor Ihm bei seiner Ankunft“
Das ist es also, was der Botschafter will.
Wir wünschen ihm eine freundliche Aufnahme und eine segensreiche Wanderschaft.
Gottes Gnade geleite ihn!