Einführender Vortrag zum 1. Thessalonicherbrief
Einleitung
Es ist von ganz besonderer Bedeutung, die Thessalonicherbriefe zu untersuchen – vor allem den ersten, da es sich tatsächlich um den ersten Brief handelt, den der Apostel geschrieben hat. So wie es sich um Paulus' ersten Brief handelt, so sehen wir auch diese Versammlung in der ersten Frische ihres Glaubens und in dem Ertragen nicht geringer Leiden um Jesu willen. Diese Tatsachen haben dem ersten Brief eine eigene Färbung mitgeteilt. Außerdem erfahren wir, dass gerade jene Wahrheit, welche diese Versammlung ganz besonders kennzeichnete, nämlich das ständige Warten auf den Herr Jesus, vom Feind in einen Anlass für Gefahr verwandelt wurde. So ist es ständig. Was immer Gott der Kirche (Versammlung) bevorzugt gegeben hat, was immer Er zu irgendeiner Zeit in der Kirche in auffallender Weise offenbart – wir müssen davon ausgehen, dass Satan es mit aller Sorgfalt zu entkräften oder untergraben sucht. Wir würden à priori 1 voraussetzen, dass jede für die Kirche kennzeichnende Wahrheit ein Gegenstand ist, an dem die Kinder Gottes bevorzugt eifrig und streng festhalten und zu dem sie sich vereinigen. Zweifellos sind sie vor allem für jene verantwortlich. Doch gerade aus diesem Grund sind solche Wahrheiten ein beständiges Ziel für anhaltende und geschickte Angriffe Satans.
Nun zeigen uns diese Briefe (denn tatsächlich offenbaren beide dieselbe Wahrheit, nur von unterschiedlichen Seiten aus gesehen, indem sie die Erlösten gegen die verschiedenen Versuche schützen, mit denen der Feind sie schädigen will) schon an der Oberfläche in großer Fülle die Hoffnung des Christen und das, was jene begleitet und aus ihr folgt. Andererseits beschränkt sich der Geist Gottes keinesfalls überall auf dieses eine Thema, denn indem wir die Wahrheit in ihrer Fülle in Christus annehmen, begegnen wir auch den großen Grundelementen des Christentums. Gleichzeitig erkennen wir den anziehenden Zustand der Gläubigen in Thessalonich, der durch die Hoffnung bewirkt wurde, die sie belebte, und durch die Wahrheit im Allgemeinen, welche im Licht dieser Hoffnung gesehen wird.
Fußnoten
- 1 „à priori“ (lat.): philosophischer Begriff, der hier „ohne weitere Beweise“ bedeutet. (Übs.)