Jesaja 53 - Ein Dialog
Weissagungen für Israel und die Nationen
Petrus schreibt in seinem ersten Brief in Kapitel 1,11, dass die Propheten des Alten Testaments „von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach“ geweissagt haben. So weissagt auch der Prophet Jesaja in Kapitel 52 ab Vers 13 und in Kapitel 53 von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und auch von den Herrlichkeiten danach. Die Herrlichkeiten nach den Leiden sind die Herrlichkeiten, die Christus offenbart in seiner Herrschaft im Tausendjährigen Reich. Es sind nicht die Herrlichkeiten der Versammlung Gottes, die eine himmlische Berufung hat, denn die Wahrheit von Christus und seiner Versammlung ist im Alten Testament nicht offenbart worden. In Eph 3,5 schreibt der Apostel Paulus, dass die Wahrheit über die Versammlung ein Geheimnis war, das in anderen Geschlechtern verborgen war. Es wurde erst dem Apostel Paulus durch Offenbarung kundgetan. Die Weissagungen des Alten Testaments beziehen sich also auf Israel und auf die Nationen, aber nicht auf die Versammlung.
Die Kapitel 1 bis 35 des Propheten Jesaja enthalten Weissagungen, die das Gericht über die Nationen zum Inhalt haben. Die Kapitel 36 bis 39 bilden eine kleine Einschaltung, in der uns kurz über das Leben Hiskias berichtet wird. Von Kapitel 40 bis 66 wird mehr die innere Geschichte der Befreiung und Wiederherstellung des Volkes Israel beschrieben. Diese Weissagungen beziehen sich auf solche aus Israel und den Nationen, die später – nach der Entrückung der Versammlung – durch das Evangelium des Reiches erreicht werden. So wird sich der Segen des Kreuzes auch auf die Nationen erstrecken. Deshalb sagt Gott in Kapitel 49,6, als Er Christus eine gewisse Belohnung zusagt: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seiest, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen“. Das ist die Seite Israels. „Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“ Das macht deutlich, dass sich der Segen des Kreuzes zu allen Nationen der Erde erstreckt. Kapitel 53 bildet in diesem Teil des Propheten Jesaja einen ganz gewaltigen Mittelpunkt. Darin wird uns der Weg des Erlösers von der Krippe bis zum Kreuz und bis zu seiner Erhöhung beschrieben. Es spricht von seinen Leiden und von seinem Sterben, seiner tiefsten Erniedrigung und seiner höchsten Erhöhung.
Erlöser bzw. Erlösung ist übrigens der große Gegenstand in diesem letzten Teil des Propheten Jesajas. Im ersten Teil wird nur in Kap. 35,9 davon gesprochen, dass die Erlösten auf einem bestimmten Weg wandeln werden, aber in diesem Teil haben wir den Ausdruck 23-mal. Hier wird uns der Erlöser, der wahre Boas, der wahre Löser, auf eine vortreffliche Weise vorgestellt.
Im Alten Testament gibt es drei ganz bekannte Kapitel, die den Tod des Herrn Jesus beschreiben:
- In 1. Mose 22 opfert Abraham seinen Sohn Isaak. Vorbildlich spricht das von dem Herrn Jesus in dem Charakter des Brandopfers.
- In Psalm 22, wo wir den bekannten Ausspruch haben: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ sehen wir den Herrn Jesus vornehmlich als Sündopfer, zur Sünde gemacht.
- In Jesaja 53 ist der Schwerpunkt das Schuldopfer, wo der Herr Jesus unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat.
Und doch ist Jesaja 53 auch unsere Geschichte, wenn wir auch hier lehrmäßig nicht die Versammlung haben. Ist nicht der Herr Jesus durch sein Opfer auf Golgatha die Grundlage unseres Heils geworden? Hat er nicht auch um unserer Ungerechtigkeit willen gelitten? Lag nicht auch die Strafe zu unserem Frieden auf Ihm? Was löst das Lesen dieses Abschnittes in unseren Herzen aus? Ist da ein Echo? Gott wird uns einmal fragen, wie wir zu den Leiden des Herrn Jesus stehen. Es gibt wohl keine größere Schuld als die, wenn wir achtlos an dem leidenden und sterbenden Heiland vorübergehen. Vielleicht bist du ein Kind gläubiger Eltern, hast die Sonntagschule, die Jugendstunde und die Zusammenkünfte besucht. Warst du nur körperlich anwesend? Oder haben dich die Leiden des Herrn Jesus berührt? Gott wird dich einmal danach fragen. Wir wollen uns glücklich schätzen, dieses Kapitel überhaupt lesen zu dürfen. Noch viel glücklicher werden wir, wenn wir darüber nachdenken. Menschliche Worte reichen einfach nicht aus, die Herrlichkeiten dieses Abschnittes vorzustellen. Dafür ist einfach die menschliche Sprache zu arm. Wir tasten uns an etwas heran, was unser Auffassungsvermögen bei weitem übersteigt. Wir wollen deshalb den Herrn bitten, dass Er uns die Schriften und das Verständnis darüber öffnet. Wir wollen mit aller Ehrfurcht an diesen Abschnitt herangehen, gleichsam die Schuhe ausziehen, denn der Ort, auf dem wir stehen, ist heiliges Land.