Der Brief an Philemon
Kein Brief des Neuen Testamentes hat eine so ausgedehnte Anwendung wie der Judasbrief, denn er richtet sich nicht an Christen, die einen gewissen Grad von Erkenntnis erlangt haben, sondern allgemein an alle Berufenen, an alle, die dem Herrn angehören. Der Brief an Philemon steht in dieser Hinsicht in unmittelbarem Gegensatz zu dem des Judas. Es gibt im Neuen Testament keinen Brief, der so persönlich ist. Damit will ich nicht sagen, dass er an eine einzelne Person gerichtet sei, (die drei ersten Verse zeigen das Gegenteil) sondern dass der Brief selbst ganz persönliche Ermahnungen enthält und nur eine einzige Person, Philemon, betrifft.
Wenn man die verschiedenen persönlichen Briefe des Neuen Testamentes betrachtet, wird man das bestätigt finden. Die Briefe an Timotheus sind an eine einzelne Person gerichtet, aber in dem ersten empfiehlt der Apostel seinem teuren Mitarbeiter nicht nur ein gewisses persönliches Verhalten, sondern zeigt damit allen Christen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist“. Der zweite Brief bildet die Ergänzung des ersten. Er betrachtet das Haus Gottes als in Unordnung befindlich, und der Apostel gibt dem Timotheus Anweisungen, damit er und alle Gläubigen wissen möchten, was sie zu tun oder zu bewahren haben, wovon sie sich in diesen bösen Zeiten absondern und womit sie sich vereinigen sollen.
Im Brief an Titus finden wir etwas Ähnliches: der Apostel wendet sich an Titus persönlich, aber er redet von der Ordnung und der gesunden Lehre unter den Christen. Er hat also die ganze Kirche im Auge.
Dann haben wir noch die beiden kleinen Briefe des Johannes. Sie sind an einzelne Personen gerichtet; der zweite an eine Frau, damit sie mit ihren Kindern weiß, wen sie inmitten der in der Versammlung eingetretenen Verwirrung abweisen muss. Der Zweck ist also ein allgemeiner. Der Verfall war augenscheinlich; es war nötig, dass jeder weiß, wovon er sich abzusondern hat. Es handelt sich nicht mehr allein darum, an der gesunden Lehre festzuhalten, sondern auch darum, Menschen zu meiden, welche die Wahrheit verlassen. Ebenso ist in dem an Gajus gerichteten dritten Brief der Zweck ein allgemeiner. Gajus sollte wissen, wen man bei der herrschenden Unordnung aufnehmen musste, und nicht allein (wie in dem zweiten Brief) wer zurückzuweisen war. Das Thema dieser beiden Briefe, wie auch des zweiten an Timotheus, ist also das Verhalten eines oder mehrerer Christen inmitten der Christenheit, die, unter dem Gesichtspunkt ihrer Verantwortlichkeit betrachtet, eine in Trümmern liegende Kirche ist.
lm Brief an Philemon finden wir nichts Derartiges; der Einfluss, den Philemon auf seine Umgebung ausüben sollte, wird in keiner Weise erwähnt. Es handelt sich hier um durchaus persönliche Umstände, die für einen oberflächlichen Leser sehr wenig Unterweisung zu enthalten scheinen. Der Gegenstand ist ein Ereignis, das in dem Leben keines einzigen von uns vorgekommen ist; und doch wird diese Sache, die nur Philemon betraf, durch den Geist Gottes benutzt, um uns Wahrheiten, die für unser Leben und unser persönliches Verhalten sehr wichtig sind, vorzustellen.
Die Sache ist diese: Philemon hatte einen Sklaven, Onesimus, der ihm entflohen war, wahrscheinlich indem er das eine und andere mitgenommen und so, wie man zu sagen pflegte, eine Zwangsanleihe bei seinem Herrn gemacht hatte. Onesimus war nach Rom geflüchtet, wo er mit dem gefangenen Apostel Paulus in Berührung kam, bekehrt wurde und dann als sein Gefährte und hingebender Diener seine Gefangenschaft teilte. Jetzt sandte Paulus ihn zu seinem Herrn zurück. Das ist die ganze Geschichte. Ist es der Mühe wert, möchte man fast fragen, dass der Geist Gottes uns einen Brief über eine so persönliche Sache aufbewahrt hat? Nun, liebe Freunde, wenn wir den Brief an Philemon nicht hätten, so würde es uns gerade für die gewöhnlichen Umstände des Lebens an Unterweisung fehlen. Wie können wir bei den Vorkommnissen in der Familie, im Hause, im gewöhnlichen Tageslauf das Leben Christi leben? Außer diesem Brief finden wir im Neuen Testament keinen, der diesen alleinigen Zweck hat. Deshalb ist er so wertvoll.
Lesen wir die anderen Briefe; sie alle stellen uns mit der Person und dem Werk Christi, welche die Grundlage der Belehrung bilden, bedeutsame Lehren vor, auf die unser Glaube aufgebaut ist; oder sie zeigen uns, was geschieht, wenn wir die Wahrheiten aufgeben. Wir haben Briefe, wie z. B. den Römerbrief, die uns die Rechtfertigung des Sünders und die Befreiung des Gläubigen vor Augen stellen, andere, wie die an die Korinther, die über die Ordnung in der Versammlung Christi und über den Dienst reden; wir haben den Epheserbrief, der uns die Stellung der Versammlung in Christo in den himmlischen Örtern und die Einheit Seines Leibes hienieden zeigt, den Kolosserbrief, der das auferweckte Haupt der Versammlung zum Gegenstand hat und unsere Herzen und Gedanken auf Christus lenkt, der im Himmel in Gott verborgen ist, wir haben z. B. die Thessalonicherbriefe, die von dem zweiten Kommen des Herrn reden. Ohne hiermit eine vollständige Aufzählung gegeben zu haben, können wir doch sagen, dass die Briefe uns entweder die Person Christi oder große Grundsätze der Wahrheit darstellen, die Sein Werk zur Grundlage haben, sowie die Ermahnungen, die daraus hervorgehen.
Im Brief an Philemon ist nichts dergleichen zu finden. Er redet von den Ereignissen eines Tages, von einem gelegentlichen Vorkommnis; aber mitten in diesen Umständen offenbart sich das Leben Gottes, als ein Leben tätiger Liebe, die um so auffallender ans Licht tritt, weil die Ereignisse scheinbar nur für den Augenblick von Bedeutung sind.
Wir haben in unserem Leben viel mehr mit kleinen Dingen zu tun als mit großen. Wir sind meist berufen, den Charakter Christi in den Schwierigkeiten des täglichen Lebens zu offenbaren, die geeignet sind, uns zu erregen oder uns gegen solche aufzubringen, die uns ungerechterweise Leiden verursachen. Da haben wir nötig, das Geheimnis kennen zu lernen, wie man das Leben Christi lebt unter solchen Umständen, in denen das Herz oft erkaltet und die Zuneigungen leicht verwundet und zurückgedrängt werden.
Was uns über Philemon gesagt wird, zeigt ihn uns als einen sehr gottesfürchtigen Mann, und es ist nicht daran zu zweifeln, dass er durch die Gnade einen guten christlichen Einfluss auf seine Umgebung ausgeübt hat, so dass in seinem Haus die Zusammenkünfte der Gläubigen stattfanden. Er opferte sich für andere auf, und die Herzen der Heiligen wurden beständig erquickt durch die Art, wie er sich allen widmete. Wenn einem solchen Mann einer seiner Sklaven, dem er ohne Zweifel ebenso viel Fürsorge hatte angedeihen lassen wie den Übrigen, entlief und dabei sogar etwas veruntreute, so kann man verstehen, dass er unwillig wurde. Solche Gefühle können durchaus berechtigt sein, aber gibt es in einer solchen Lage ein Mittel, den wahren Charakter Christi zu offenbaren?
Beachten wir zunächst, dass wir uns, wenn unsere eigenen Interessen verletzt werden, viel leichter erregen, als wenn das gleiche Unrecht anderen zugefügt worden ist. Ist es nicht wahr, dass wir uns monate-, vielleicht jahrelang eines Unrechts erinnern können, das man uns angetan hat, anstatt jeden Groll aus unseren Herzen zu verbannen? Ja, dass dieser Groll sich selbst im Blick auf unsere Brüder und Schwestern in Christo zeigen kann?
Wir haben deshalb den Brief an Philemon nötig, um zu wissen, wie wir von bitteren Gedanken, die des Herrn unwürdig sind, befreit werden können. Gott gebe uns, dass wir diesen Brief unter Gebet lesen und aus ihm das Geheimnis eines echten persönlichen und täglichen Christenlebens kennen lernen! Dieses Geheimnis ist ganz einfach die Liebe.
Ja, der Brief an Philemon ist voll von Liebe vom Anfang bis zum Ende. Die Liebe wird uns hier in ihren verschiedenen Äußerungen gezeigt.
Betrachten wir zunächst Paulus. Er war ein Apostel, und als solcher hatte er das Recht, zu gebieten. Er besaß eine vom Herrn verliehene Autorität, mit der er sagen konnte: „Ich will, dass dies so und nicht anders ist“; und die Christen waren verpflichtet, sich seinem Wort zu unterwerfen. In dem Fall Philemons hätte er diese Autorität benutzen können, um die Wiederaufnahme des Onesimus zu fordern. Doch was tut er? Bedient er sich seiner Rechte? Tritt er in seiner apostolischen Würde auf, um Gehorsam zu fordern? Nein, er ist „Paulus, ein Gefangener Christi Jesu oder „Paulus, der Alte“ (V. 1+9). Er redet von seiner Abhängigkeit und Schwachheit. Mehr noch: dieser „Alte“ war vor der Zeit geschwächt (denn er war bei seinem Tode kaum sechzig Jahre alt) durch seine unzähligen Leiden für das Evangelium und durch das, was täglich auf ihn eindrang: die Sorge um alle Versammlungen“ (
„Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter, und Appia, der Schwester, und Archippus, unseren Mitkämpfer, und der Versammlung, die in deinem Hause ist.“ (V. 1 und 2). Paulus selbst vereinigt mit sich, wie in anderen Briefen, „den Bruder Timotheus“, der als Abgesandter des Apostels auch eine Autorität zum Handeln besaß, der sich aber hier als einfacher Bruder mit dem gefangenen Apostel verbunden findet. Dann beruft er sich auf die christliche Gemeinschaft, um in Philemon alle Früchte der Gnade hervorzubringen. Er versammelt sozusagen alle Heiligen des Hauses Philemons, selbst Appia (wohl seine Frau), und verbindet sie miteinander. Archippus, der „Mitkämpfer“ des Apostels, war wahrscheinlich in der Versammlung tätig. Die Bezeichnung „Mitarbeiter“, die er dem Philemon und anderen (V. 24) beilegt, ist allgemeiner. Jeder Christ, dem das Werk des Herrn am Herzen lag, selbst diejenigen, die nur durch ihre Gebete dafür kämpfen konnten, waren Mitarbeiter des Apostels. Wir können es auch sein, können dieselben Herzensanliegen haben wie Paulus, können wie er die Bedürfnisse der Seelen vor Gott bringen, und wie er an dem Evangelium teilnehmen.
Das sind also die Leute, die der Apostel in seinem Gruß mit Philemon verbindet, um sich dann unmittelbar an das Haupt der Familie zu wenden.
Wenn es sich um das persönliche Wohlergehen der Heiligen handelt, um die Weise, wie sie Zeugnis ablegen sollen, um das, was ihr ganzes christliches Leben beherrschen soll, so ist, wie wir gesehen haben, die Liebe die Quelle und treibende Kraft. Mit ihr beginnt denn auch der Apostel, wenn er sich an Philemon wendet.
„Ich danke meinem Gott, indem ich allezeit deiner erwähne in meinen Gebeten, da ich höre von deiner Liebe und von dem Glauben, den du an den Herrn Jesus und zu allen Heiligen hast.“ Er war voll Dank gegen Gott, weil er bei seiner Erinnerung an Philemon dafür danken konnte, dass die Liebe in seinem Herzen wirksam war. Und ist nicht diese Liebe zu allen Heiligen gerade das, was uns heute besonders am Herzen liegen sollte? Wie jämmerlich ist der Zustand, in den das Zeugnis Gottes in unseren Tagen geraten ist! Könnte wohl der Apostel seinem Gott noch danken, wenn er von der Liebe hörte, die in jedem von uns ist?
Ein wichtiger Punkt, dem man in den Briefen immer wieder begegnet, ist die Tatsache, dass der Apostel, anstatt sofort auf die Mängel der Christen hinzuweisen, immer zunächst an das denkt, was es Gutes bei ihnen gibt. Er warnt und tadelt sie von Seiten Gottes, aber nie beginnt er einen Brief mit diesen Ermahnungen. Selbst wenn er auf manches Ungehörige hinweisen musste, das sich in Korinth in der Versammlung Gottes zeigte, und er den Korinthern nicht sagen konnte: Ich danke Gott dafür, dass ihr treu seid, sagt er doch: „Ich danke Gott, dass ihr in keiner Gnadengabe Mangel habt“. In unseren Brief, wie überall, erkennt er an, was die Gnade gewirkt hat und was Philemon für den Herrn ist. Er dankt dafür, dass er bei diesem treuen Jünger eine hervorragende und ihn auszeichnende Eigenschaft gefunden hat. Diese Eigenschaft war die Liebe.
Warum war diese Liebe zu den Heiligen bei Philemon so lebendig? Weil sie die Folge des Glaubens und der Liebe war, die er zu dem Herrn Jesus hatte. Dieser Glaube (das Teil jedes Christen) ist hier nicht, wie im Briefe des Judas, die christliche Lehre, sondern das, was die Gnade ins Herz gelegt hat, um Christus zu ergreifen, jene Gabe, welche die Seele befähigt, den Gegenstand zu erfassen, den Gott ihr vorstellt. Der Glaube Philemons hatte ihn zu dem Mittelpunkt der Liebe geführt. Es war nicht, wie bei so vielen Christen, ein Glaube, der nur den Bedürfnissen eines Sünders entspricht und Jesus als Heiland annimmt. Sein Glaube hatte das Wesen Gottes selbst, die Liebe in der Person Christi, ergriffen. Er hatte ihn durch den Heiligen Geist in sein Herz aufgenommen, und von da aus hatte sich diese Liebe über alle die erstreckt, die dem Herrn angehörten. Das ist das Geheimnis unseres persönlichen christlichen Lebens. „Da ich höre von deiner Liebe und von dem Glauben, den du an den Herrn Jesus und zu allen Heiligen hast.“
Von der Liebe zu allen Heiligen! Ich wünsche sehr, liebe Freunde, dass wir uns in diesem Augenblick nicht mit Lehren beschäftigen, – dieser Brief enthält solche nicht, – dass wir uns nicht beschäftigen mit unserem gemeinsamen Zeugnis, – andere Teile des Wortes reden oft darüber zu uns –, sondern ich wünsche, dass dieser Brief in jedem von uns persönlich die tätige Liebe hervorbringt, die den Gedanken Gottes entspricht; und wenn beim Lesen nicht diese innere Wirkung hervorgebracht wird, so wäre es ziemlich nutzlos, in der Betrachtung dieses Briefes fortzufahren.
Die Liebe Philemons erstreckte sich auf alle Heiligen. Wenn es sich um unsere persönlichen Beziehungen zueinander handelt, gibt es da nicht den einen oder anderen unter unseren Brüdern, der nicht das gleiche Teil von Zuneigung unsererseits besitzt? Oder befinden sich gar Misstrauen, Kälte, Bitterkeit, Groll und Abneigung gegen die Glieder der Famille Gottes in unserem Herzen? Christus liebt jeden von uns mit derselben unveränderlichen und vollkommenen Liebe. Haben wir unsere Liebe aus dieser Quelle geschöpft? Lasst uns auf diese Frage vor Gott antworten und, wenn es damit anders steht, uns vor Ihm demütigen, damit Seine Gnade unseren Zustand heilen kann.
Die Liebe Philemons richtete sich nicht nur gegen seine Hausgenossen oder seine Bekannten, sie war weit ausgedehnter; sie erstreckte sich auf alle Heiligen, ohne irgendeine Ausnahme. Diese Liebe hatte er aus dem Herzen Christi geschöpft; daher konnte sein Herz, wie das seines Herrn, gleichsam die ganze Welt umspannen, sich Überallhin begeben, wo sich Heilige befanden.
Der Apostel spricht hier nicht von der Liebe, die sich an die Sünder wendet, um ihnen das Evangelium zu verkündigen. Von dieser sagt er an einer anderen Stelle: „Die Liebe des Christus drängt uns“ (
Die Liebe zu den Heiligen und die Liebe zu den Sündern sollten zusammengehen. Die Versammlung Gottes, die wir in allen Briefen des Paulus finden, war der Hauptgegenstand der liebenden Fürsorge des Apostels. Wenn er das Evangelium verkündigte, selbst wenn es Gefahren durchzumachen und Leiden aller Art zu erdulden gab, so war sein Herz viel mehr erfreut als betrübt; denn wenn er mit Tränen säte, so erntete er mit Jubel. Handelte es sich aber um die Kirche, so litt er unaufhörlich in seinem Herzen. Die Sorge um alle Versammlungen drang alle Tage auf ihn ein. Wenn er hörte, dass die Heiligen (an welchem Orte es auch sein mochte) nach den Gedanken Christi wandelten, so fiel er auf seine Knie und dankte; waren sie in Gefahr, oder hörte er, dass sie schlecht wandelten, so fiel er wiederum auf die Knie, aber unter Tränen, und rang für sie in den Gebeten.
Wir sollen sein Beispiel nachahmen; aber müssen wir nicht mit Demütigung anerkennen, dass unsere Gemeinschaft mit Christus in Seiner Liebe zu allen Heiligen sehr weit von der des Philemon entfernt ist? Sollten wir uns damit begnügen, dies auszusprechen? Nein; wenn auch die Liebe, von der wir reden, in der Kirche, als ein Ganzes betrachtet, verloren gegangen ist, so kann sie doch durch ein tiefes Selbstgericht persönlich wieder gefunden werden. Ein zerbrochenes Herz, das selbst Barmherzigkeit bedarf, ist auch imstande, die Reichtümer der Liebe Christi zu verstehen und zu schätzen, um sie dann anderen gegenüber zu offenbaren.
„Dass die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Anerkennung alles Guten, welches in uns ist gegen Christus Jesus“ (V. 6). Philemon war beständig in Glaubensgemeinschaft mit dem Apostel Paulus. Der Glaube war für beide der Ausgangspunkt; durch ihn hatten sie einen gemeinsamen Gegenstand. Philemon fand bei Paulus ein ungeteiltes Herz in Bezug auf Jesus Christus. Das ist das Geheimnis der brüderlichen Liebe; sie geht hervor aus der Gemeinschaft, die wir mit Christus haben. Auf der anderen Seite erkannte der Apostel an, dass das weite Herz Philemons alle Heiligen umfasste, und er fügte hinzu: „Denn wir haben große Freude und großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind.“
Beachten wir immer wieder, welchen Platz die Liebe in diesem Briefe einnimmt. Die Folge der Tätigkeit Philemons in der Liebe war, dass die Herzen der Heiligen erquickt wurden. Hat unsere Liebe auch diesen Charakter? Verbreiten wir auf unserem Weg in völliger Hingabe für die Kinder Gottes diesen Wohlgeruch der Liebe Christi, der die Seelen aller unserer Brüder belebt, ermuntert und erquickt? Könnte der Apostel von jedem von uns sagen: „Die Herzen der Heiligen sind durch dich, Bruder, erquickt worden?“
„Bruder!“ wie liebe ich dieses zärtliche Wort, das so gut das lebendige Band ausdrückt, das uns in Christus umschlingt und die Gemeinsamkeit unseres Ursprungs und Ziels bezeichnet. Es ist hier umso inniger und tritt umso mehr hervor, weil es nicht, wie anderswo, mit einem Eigenschaftswort, wie „geliebter“, verbunden ist. Ich erkenne in diesem einfachen Wort die ganze Tiefe der Gefühle im Herzen des Apostels für Philemon.
Mit dem 8. Vers kommen wir zu dem eigentlichen Thema des Briefes: „Deshalb, obgleich ich große Freimütigkeit in Christus habe, dir zu gebieten, was sich geziemt, so bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen, da ich nun ein solcher bin, wie Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein Gefangener Jesu Christi.“ (V. 8 und 9). Wir begegnen hier zwei Grundsätzen, die beide Gehorsam hervorrufen können. Der erste ist die Autorität. Väter und Mütter kennen ihn gut; durch ihre Autorität bringen sie ihre Kinder dahin, zu gehorchen. Der Apostel besaß, wie wir weiter oben gesehen haben, eine Autorität, die ihm das Recht gab, von den Gläubigen Gehorsam zu fordern. Er war völlig frei, Philemon gegenüber von diesem Recht Gebrauch zu machen. Aber er gibt sein Recht auf, um der Liebe freien Lauf zu lassen. Wenn er dem Philemon geboten hätte, seinen entflohenen Sklaven wieder aufzunehmen, so hätte er damit den Gefühlen im Herzen seines Bruders keinen höheren Beweggrund gegeben. Philemon hätte ohne Zweifel gehorcht, aber dieser Gehorsam hätte an dem bitteren Gefühl, das er vielleicht gegen seinen undankbaren und untreuen Sklaven hatte, nichts zu ändern vermocht.
Der zweite Grundsatz, der Gehorsam hervorruft, ist die Liebe. Philemon kannte sie und übte sie aus, wie wir gesehen haben; doch der Apostel sucht ihn dahin zu bringen, in der vorliegenden Schwierigkeit in Übereinstimmung mit seinen Gefühlen zu ihm zu handeln. „Ich bitte dich vielmehr um der Liebe willen...“. Nichts vermag wie sie bei den Kindern Gottes ein Betragen hervorzubringen, das mit den Gefühlen Christi übereinstimmt. Wenn die Autorität ihrer Natur zufolge immer den ersten Platz einnimmt, so nimmt die Liebe immer den letzten ein. Paulus bittet Philemon. Er, der große Apostel der Heiden, bekleidet mit der Würde eines Abgesandten Gottes, er, dessen Leben Christus verherrlicht hatte und Achtung und Ehrerbietung forderte, kommt zu Philemon als ein Bittender. „Ich bitte dich vielmehr um der Liebe willen“, sagt er, „da ich nun ein solcher bin, wie Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein Gefangener Jesu Christi.“ Nicht ein Apostel, sondern ein Greis, ein Gefangener! Man hat Mitleid mit einem Greise, dessen Kräfte schwinden; man dient ihm gern als Stütze. Man hat Mitgefühl für einen Gefangenen, obwohl dieser hier sich nicht als Gefangener der Menschen, sondern als einen Gefangenen Jesu Christi betrachtete. Der Apostel vergisst seine Würde, erniedrigt sich in Liebe vor Philemon, und doch ist sein ganzer Brief eine Hilfe, ein Beistand, den er diesem treuen Diener Gottes verleiht. Das ist die Art und Weise, durch die wir die Herzen unserer Brüder gewinnen und sie fähig machen können, hier schon das Bild Christi zu sein, indem bei ihnen Gefühle hervorgebracht werden, die in Übereinstimmung sind mit Dem, der sanftmütig und von Herzen demütig ist.
Der Apostel kommt jetzt zu seinem Anliegen betreffs des Onesimus. Hier wird uns eine Stelle im 5. Buche Mose beeindrucken: „Einen Knecht, der sich vor seinem Herrn zu dir rettet, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern. Er soll bei dir wohnen, in deiner Mitte, an dem Orte, den er in einem deiner Tore erwählen wird, wo es ihm gut dünkt: du sollst ihn nicht bedrücken“ (Kap. 23,15.16). Der Apostel tut hier also genau das Entgegengesetzte von dem, was das Gesetz für einen solchen Fall angeordnet hatte. Onesimus war ein entlaufener Sklave, der bei Paulus Zuflucht gefunden hatte. Das Gesetz gebot unter diesen Umständen, dass der Sklave bei dem bleibt, der ihn aufgenommen hatte, weil es (unter der Voraussetzung, dass das Herz des Menschen böse und schlecht ist) der Rache, den Leidenschaften und den grausamen Naturtrieben des Herrn keine Gelegenheit geben wollte, in Tätigkeit zu treten. Hier aber sagt der Apostel: „ich habe ihn dir zurückgesandt“. Woher dieser Widerspruch? Weil die Herrschaft der Gnade alles verändert: hat. Das Gesetz, das Gegenteil der Gnade, konnte nicht eine neue Natur voraussetzen, noch die Ausgießung der Liebe Gottes durch den Heiligen Geist in das Herz des Menschen. Unter der Gnade sind alle Beziehungen verändert. Das neue Leben in dem Christen kennt die Liebe Gottes und kann sie ausüben. Der Apostel selbst, so voll von Liebe, hatte sie bei Onesimus, dem bekehrten Sklaven, der sich völlig ihm gewidmet hatte, feststellen können; er erkannte sie in dem Verhalten Philemons, dessen Liebe die Herzen der Heiligen erquickt hatte. So war durch das göttliche Leben ein Band zwischen dem Apostel und Philemon und Onesimus entstanden. Paulus konnte daher bei den anderen auf diese Liebe rechnen, und seine eigene Liebe war voll Vertrauen: sie glaubte alles und hoffte alles. Wie hätte er die Liebe im Herzen Philemons in Zweifel ziehen können? Wie sollte er bei diesem treuen Diener der Heiligen nicht nach dem neuen Grundsatz handeln, anstatt nach dem Gesetz?
„Ich bitte dich für mein Kind, das ich gezeugt habe in den Banden, Onesimus, der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, (der Name Onesimus bedeutet nützlich und weiter in V. 20: „ich möchte gern Nutzen an dir haben im Herrn“. Der Nutzen, den Paulus an Philemon haben wollte, bestand in der Wiederaufnahme des Onesimus, aber er rechnete so sehr auf Philemons Liebe, dass er sagt: „Den ich zu dir zurückgesandt habe – ihn, das ist mein Herz“ (V. 12). Philemon hatte „die Herzen der Heiligen erquickt; indem seine Liebe ihnen stets zu Hilfe zu kommen suchte, hatte er sie ermuntert, belebt und erfreut in ihren verschiedenen Bedürfnissen. Der Apostel fordert von ihm nicht denselben Dienst für sich persönlich; er denkt nicht an sich. Sicher hatte er in seinem Gefängnis das Bedürfnis, durch die Liebesbeweise erquickt zu werden, die er von verschiedenen Seiten empfing, und die doch im Ganzen so selten waren für ihn, der sein Leben Christus, seinem Werke und Seinen Erlösten völlig gewidmet hatte. Wenn er aber zu Philemon redet, denkt er nur an Onesimus. Diesen untreuen, entlaufenen Sklaven, der in der damaligen Welt kaum mehr geschätzt wurde als ein Stück Vieh, (wenn man von dem materiellen Nutzen, den man von einem Sklaven haben konnte, absieht) – ihn betrachtet Paulus als sein Herz, als das, was seine innigsten Zuneigungen besaß.
Warum? Weil der Glaube in dem Herzen dieses Mannes entstanden und weil der Apostel das Werkzeug zu seiner Bekehrung gewesen war. Onesimus war ein Kind Gottes geworden und ein Kind des Paulus, das dieser in seinen Banden gezeugt hatte. Die natürlichen Beziehungen waren vor den geistlichen völlig in den Hintergrund getreten. Onesimus war ein neuer Mensch. Weiter sagt der Apostel: „Nimm ihn auf wie mich“, und „erquicke mein Herz in Christo“. Er zweifelt nicht einen Augenblick daran, dass Philemon dem Ruf der Liebe gehorchen wird.
Ist es nicht etwas Wunderbares, die Entwicklung der christlichen Zuneigungen in einer Seele zu beobachten? Wir lernen sie in diesem Brief an Philemon auf eine ganz besondere Weise kennen. Könnten wir doch auch bei uns, der eine beim anderen, ähnliche Früchte des göttlichen Lebens feststellen!
Der Apostel fährt fort: „ich wollte ihn bei mir behalten, auf dass er statt deiner mir diene in den Banden des Evangeliums. Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, auf dass deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern freiwillig sei“ (V. 13.14). Wie völlig verschwindet die Person Paulus! Wie wenig versucht er seine Ansprüche und seine Autorität geltend zu machen! Er, der große Apostel, sitzt sozusagen zu Philemons Füßen, um von ihm eine Weisung zu bekommen. Das ist wahre Demut. Für uns, die wir nichts von dieser apostolischen Autorität besitzen, sollte es nicht schwer sein, uns zu erniedrigen. Welch einen Platz nimmt die Liebe in dem Herzen dieses Mannes ein! Er stellt sich unter Philemon, ja, selbst unter Onesimus, diesen unwürdigen Sklaven, damit er dem einen und dem anderen dienen kann. Er weiß, dass man verpflichtet ist, sich seiner Forderung zu unterwerfen, aber er weiß auch, dass dadurch nichts in dem Herzen hervorgebracht wird und dass nur eine Liebe, die sich selbst erniedrigt, Liebe wecken kann. Paulus wollte, dass das, was er Philemon vorschlug, nicht die Folge eines Zwanges, sondern eine Tat des guten und freien Willens gegen einen entflohenen Sklaven wurde.
„Denn vielleicht ist er deswegen für eine Zeit von dir getrennt gewesen, auf dass du ihn für immer besitzen mögest, nicht länger als einen Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven, als einen geliebten Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im Fleisch als im Herrn (V. 15.16). Wie begegnen wir in diesem kurzen Brief überall der Liebe! Paulus will, dass Philemon den Onesimus für immer besitzt, sowohl im Fleische als im Herrn. Es gab ein natürliches Band zwischen einem Herrn und seinem Sklaven, denn dieser bildete einen Tell des Hauses seines Herrn; aber was war dieses fleischliche Band im Vergleich mit demjenigen, das Philemon und Onesimus zu Brüdern in Christus machte? Der eine sollte den anderen besitzen, nicht für eine Zeit, sondern für immer. Gott hatte einen Zweck gehabt: Er hatte die Undankbarkeit und Untreue des Onesimus gegen einen guten Herrn benutzt, um ihn mit dem Evangelium in Berührung zu bringen und ihn zu bekehren, und jetzt sandte der Apostel ihn dem Philemon zurück, damit sich zwischen ihnen neue Bande bilden möchten, die selbst der Tod nicht zerreißen konnte, ewige Bande.
Liebe Freunde, vergessen wir in unseren Beziehungen zueinander nicht oft die große Bedeutung dieser Bande? Brüder und Schwestern in Christus stehen oft mehr in Beziehung zueinander auf dem Boden einer Freundschaft nach dem Fleische als auf dem einer Gemeinschaft, die durch den Heiligen Geist zwischen den Gliedern der Familie Gottes, den Gliedern Christi, gebildet ist. So etwas sollte niemals stattfinden. Damit soll durchaus nicht gesagt sein, dass, wenn man eine Seele findet, die Fortschritte in der Liebe, in der Gottesfurcht, in der Hingabe für Christus, in der Erkenntnis und der Unterwürfigkeit unter Sein Wort macht, man nicht in besonderer Weise die Gemeinschaft mit dieser Seele genießen kann. Wir sehen dies in den Beziehungen Christi selbst zu Seinen Jüngern; wir sehen es auch in diesem Brief. Paulus war in besonderer Weise mit Philemon verbunden, weil er ein solch hingebender und gottesfürchtiger Mann war; aber in der Versammlung Gottes müssen wir auf der Hut sein gegen Bande, die durch eine Übereinstimmung der Neigungen, der Erziehung oder der gesellschaftlichen Stellung geknüpft werden und denen wir den Vorrang vor den ewigen Banden im Herrn geben könnten.
„Als einen geliebten Bruder.“ Dieser Sklave war durch seine Bekehrung der geliebte Bruder des Philemon geworden, der Gegenstand einer besonderen Zuneigung, wie er es für Paulus war. „Wenn du mich nun für deinen Genossen hältst, so nimm ihn auf wie mich.“ Wie rührend ist dieses Wort des Apostels: wenn du mich für deinen Genossen hältst! Er gibt Philemon den ersten Platz, den Ehrenplatz in der Genossenschaft, und schätzt seine Zuneigung so hoch, dass er aus freien Stücken den zweiten Platz wählt. Ja, er bittet ihn, seinen Sklaven aufzunehmen wie ihn selbst, den Apostel, indem er wohl wusste, wie Philemon ihn aufnehmen würde. Er legt einen außerordentlich hohen Wert auf den Charakter, der durch die Gnade und durch das Leben Gottes in diesem einst verächtlichen und herabgewürdigten Geschöpf hervorgebracht war, und er legt einen gleichen Wert auf den Charakter Philemons.
„Wenn er dir aber irgendein Unrecht getan hat, oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an“ (V. 18). Daraus ersieht man, dass Onesimus im Verdacht stand, dem Philemon unrecht getan oder sich etwas angeeignet zu haben, was seinem Herrn gehörte. „Ich, Paulus, habe es mit meiner Hand geschrieben, ich will bezahlen; dass ich dir nicht sage, dass du auch dich selbst mir schuldig bist“ (V. 19). „Ich habe es mit meiner Hand geschrieben“, wie eindrucksvoll sind diese Worte! Der Apostel schrieb oft mit eigener Hand, seien es Grüsse oder auch einen ganzen Brief, um dessen Inhalt zu bestätigen und zu beglaubigen. Hier nimmt er in feierlicher Weise Philemon gegenüber die Verantwortlichkeit für Taten auf sich, die Onesimus begangen haben konnte. Heißt das nicht die Sinnesart Christi darstellen, der Gott gegenüber die ganze und völlige Verantwortlichkeit für unsere Taten übernommen hat? Er hat unsere Schuld bis zum letzten Pfennig bezahlt. Solche Gefühle kamen bei dem Apostel aus einem Herzen, das in Gemeinschaft mit dem Herzen des Herrn war, und das den Wert Seines Opfers für die Seinigen kannte. Er lebte so nahe bei dem Heiland, dass er fähig war, Seine Züge darzustellen. Tat nicht Stephanus dasselbe, als er unter den Steinwürfen seiner Feinde Jesus anschaute und redete wie Er? Der Apostel will keinen Zwang auf Philemon ausüben und schreibt ihm nichts vor, da er der Liebe Philemons vertraut. Er sagt: „Dass ich dir nicht sage, dass du auch dich selbst mir schuldig bist. Ja, Bruder, ich möchte gern Nutzen an dir haben im Herrn; erquicke mein Herz in Christo. Da ich deinem Gehorsam vertraue, so habe ich dir geschrieben, indem ich weiß, dass du auch mehr tun wirst als ich sage. Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, dass ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden“ (V. 20–22).
Bevor ich schließe, möchte ich noch eine Frage stellen. Wir alle sind überzeugt, dass Philemon dem, was der Apostel ihm schrieb, gehorcht hat. Warum? Der Brief selbst teilt uns nichts darüber mit, und doch wissen wir, dass es so gewesen ist. Warum wissen wir es, oder worauf gründet sich unsere Schlussfolgerung? Wir schöpfen unsere Gewissheit aus der Liebe, und wir hegen in dieser Hinsicht nicht den geringsten Zweifel. Wie wäre das auch möglich, wenn wir diese drei Männer betrachten: den Apostel mit einem von Liebe brennenden Herzen, Philemon, ganz von Liebe erfüllt, und Onesimus, der dem Paulus in Liebe diente, wie ein Sohn seinem Vater, und damit einverstanden war, zu Philemon zurückzukehren, um sein Joch wieder auf sich zu nehmen, wenn sein Herr es so entschied. Ja, es ist ganz unmöglich, eine andere Antwort zu geben. Philemon hat auf den Apostel gehört, weil eben dieses Band der Liebe die beiden Männer umschlang. Unsere gegenseitigen persönlichen Beziehungen haben kein anderes Geheimnis: unser persönliches Verhalten darf nur durch die Liebe geregelt werden. Wo diese fehlt, da ist der sittliche und unheilbare Verfall da; wo sie geschwächt ist, da wird Christus verunehrt, und unser Zeugnis verliert seinen Wert.
„Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christo Jesu, Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste“. In den Stellen, wo Epaphras erwähnt wird, hat er entweder den Charakter eines Sklaven Jesu Christi oder eines Mitgefangenen des Apostels. Markus war wiederhergestellt worden, nachdem er die Ursache der Trennung zwischen Paulus und Barnabas gewesen war; er war ein Mitarbeiter des Apostels wie Aristarchus und Lukas. Lukas, der geliebte Arzt, hatte dem Apostel fast auf allen seinen Missionsreisen gedient. Von ihm haben wir das wunderbare Evangelium von dem menschlichen Charakter des Heilandes. Demas, der mit Lukas auch im Kolosserbrief erwähnt wird, hat leider schlecht geendet: „Demas“, sagt Paulus, „hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen hat“ (
Diesen Weg hatte Demas verlassen. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi erhalte uns darin! Er sei mit unserem Geiste! Amen.