Der Prophet Micha

Einführung in das Buch des Propheten Micha

Micha, dessen Name „Wer ist wie der HERR?“ bedeutet, ist ein Zeitgenosse der Propheten Jesaja, Hosea und Amos. Seine Prophezeiung fällt wahrscheinlich in die Zeit zwischen 750 und 700 v. Chr. Die Schrift teilt uns nichts über die persönlichen Umstände des Propheten mit, außer dass er ein Moraschtiter 1 war.

Thema der Prophetie Michas

Die Weissagung Michas richtet sich im Wesentlichen an Israel und bringt den moralischen Zustand des Volkes ans Licht. Israel (Samaria) und Juda (Jerusalem) hatten das ganze Land verunreinigt und zu Grunde gerichtet. Deshalb werden die Häupter, die Fürsten und die Propheten gerichtet. Aber die gnadenvolle Ankunft des Messias in Bethlehem wird angekündigt. Durch ihn wird Gott später seine Vorhaben ausführen, und der Überrest Israels wird gesegnet werden. In der Zwischenzeit rechtet Gott mit seinem Volk und tut ihm kund, was gut ist (Mich 6,8).

Von Beginn der Prophezeiung an spricht Gott von seinem irdischen Thron aus, um die ganze Erde zu richten. Das auserwählte Volk, das untreu geworden war und den Götzen diente, war kein Zeuge mehr für Gott vor der Welt. Daher muss Gott selbst einschreiten, um sein eigenes Zeugnis in Bezug auf seine Gerechtigkeit abzugeben. Er tut dies, indem er die Nationen der Erde richtet.

Die Erwähnung Michas in der Schrift

- Die Erinnerung an Micha zur Zeit Jeremias (Jer 26, 11–19): Seine Prophetie wird etwa 100 Jahre später, unter der Regierung Jojakims, eines der letzten Könige Judas in Jerusalem, ins Gedächtnis gerufen. Die Priester und die Propheten wollen Jeremia zu Tode bringen, weil er das Gericht ankündigt. Sie gebrauchen dieselben Worte wie später das jüdische Volk, wenn es Christus, den Sohn Gottes, verurteilen wird: „Er ist des Todes schuldig“ (Mt 26,66). Aber das Volk und seine Fürsten besinnen sich und retten das Leben Jeremias, indem sie genau die Weissagung Michas zitieren, die er zur Zeit des gottesfürchtigen Königs Hiskia verkündet hatte (Jer 26,16–19; Mich 3,12). Eine Verurteilung Jeremias würde auch die Verurteilung Hiskias bedeuten, der auf das prophetische Wort Michas gehört hatte. Diese Begebenheit unterstreicht die Einheit der Schrift und bestätigt ihre göttliche Inspiration.

Zu der Zeit, als der Herr auf dieser Erde war:

Nach der Geburt des Heilands kommen die Magier nach Bethlehem, um Christus anzubeten (Mt 2,5.6) – dort, wo seine Geburt gemäß der Prophezeiung Michas stattgefunden hatte (Mich 5,2).

Als der Herr die Zwölf aussendet (Mt 10,21.35.36), sagt er ihnen vorher, dass die Weissagung Michas sich durch ihre Predigt des Evangeliums erfüllen würde (Mich 7,6). Indem er sich als der gute Hirte offenbarte (Joh 10,9.11.14), zeigte er, dass er selbst die Erfüllung der Prophezeiung Michas war (Mich 2,12.13). Er war der Herr, der seine Schafe suchte und für sie Sorge trug (Hes 34,11).

Gliederung des Buches Micha

Die Prophetie Michas ist naturgemäß in drei Teile aufgeteilt, von denen jeder durch einen Aufruf zu hören eingeleitet wird (Mich 1,2; 3,1; 6,1).

Erster Teil: Gericht über Israel durch Assyrien

„Hört, ihr Völker alle“: Kapitel 1 und 2

Samaria und Juda werden durch den Assyrer gerichtet: Kapitel 1

  1. Einführung und prophetische Tragweite: Kap. 1,1
  2. Gott spricht von seinem irdischen Thron aus, um die ganze Erde zu richten: Kap. 1,2–7
  3. Die Einnahme Judas und Jerusalems: Kap. 1,8–16

Der moralische Zustand Israels und die zukünftige Wiederherstellung des Volkes: Kapitel 2

  1. Das erste Wehe: Kap. 2,1–5
  2. „Weissagt nicht!“, weissagen sie: Kap. 2,6–11
  3. Die zukünftige Segnung des Volkes Israel: Kap. 2,12.13

Zweiter Teil: Der momentane Verfall Israels und seine zukünftige Wiederherstellung

„Hört doch, ihr Häupter Jakobs und ihr Fürsten des Hauses Israel“: Kapitel 3 bis 5

  1. Der moralische Verfall der Häupter und der Fürsten: Kap. 3,1–4
  2. Das Urteil über die untreuen Propheten: Kap. 3,5–12
  3. Die Wiederherstellung Jerusalems in Pracht und Herrlichkeit: Kap. 4,1–8
  4. Jerusalem und Babylon: Kap. 4,9–13
  5. Der Assyrer und der Überrest Israels: Kap. 4,14–5,8
  6. Das Wort des HERRN richtet die Abgefallenen: Kap. 5,9–14

Dritter Teil: Rechtsstreit Gottes mit Israel

„Hört doch, was der HERR sagt“: Kapitel 6 und 7

  1. Der Aufruf Gottes durch den Propheten: Kap. 6,1–5
  2. Die Antwort der Glaubenden: Kap. 6,6–8
  3. Ein erneuter Appell Gottes an das Gewissen: Kap. 6,9–16
  4. Das zweite Wehe: Kap. 7,1–7
  5. Das Vertrauen des Glaubens vor den Feinden: Kap. 7,8–10
  6. Gott spricht zu Jerusalem: Kap. 7,11–17
  7. Die vertrauensvolle Antwort des Überrestes: Kap. 7,18–20

Die Ankündigung der göttlichen Rache über die Abgefallenen und die Nationen beendet den prophetischen Teil des Buches (Kapitel 5). Der letzte Teil (Kapitel 6 und 7) enthält ein Plädoyer zwischen Gott und seinem Volk Israel, um dieses zu einer vollständigen Errettung zu führen. Das ist viel mehr als die einfache Befreiung aus der Hand der Feinde. Gott möchte zum Gewissen und zum Herzen seines Volkes reden, um eine tiefgehende Reue hervorzurufen, eine echte Umkehr zu ihm.

Abschließend ist festzuhalten, dass die Gnade und die Barmherzigkeit sich über das Gericht erheben.

Fußnoten

  • 1 Er stammte also aus einer Stadt im Südwesten Judas, etwa 30 km von Jerusalem entfernt, nahe Gat, der Stadt der Philister.
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